31. Januar 2006: Der erste Tag

Hier geht es zum vorigen Teil „Der Flug nach Brasilien“

Sao Paulo ist laut. Obwohl ich schon seit über 24 Stunden auf den Beinen war, bzw. für 13 Stunden auf den Arschbacken, konnte ich in meiner ersten südamerikanischen Nacht nicht gut einschlafen. Sao Paulo ist eine laute Metropole, die auch nachts nicht ruht. Durch die abendliche Wärme hatten wir die Fenster geöffnet und waren so empfangsbereit für die nächtliche Geräuschkulisse der Millionenstadt. Dazu gehörten neben den Motoren aufheulen lassenden Autos auch mitteilungsbedürftige Brasilianer, deren nächtliche Botschaften ich mangels Sprachkenntnissen nicht entschlüsseln konnte. In dieser Nacht erfuhr ich auch durch Phillips Nachbarn, dass Brasilianer fernsehverrückt sind, und die Glotze zu jeder Tages- und Nachtzeit mit hoher Lautstärke läuft. Auf das kaum zu ertragende Fernsehprogramm werde ich später noch eingehen. Irgendwann war ich dann doch eingeschlafen und verbrachte meine erste Nacht auf einem fremden Kontinent völlig traumlos.

Gegen 11.00 Uhr mittags waren Thomas und ich dann erwacht. Phillip hatte uns eine Nachricht hinterlassen, dass er schon zur Arbeit sei und wir ihn dort anrufen sollten. Zunächst versuchte ich mit meinem Handy zu Hause anzurufen, um eine geglückte Ankunft zu vermelden, was aber nicht funktionierte. Eine SMS kam dann aber doch bei meiner Mutter an, die mich dann auf mein Handy zurückgerufen hat. Die Verbindung war überraschend gut, und wie sich im Nachhinein herausstellte, auch nicht zu teuer. Nach der ersten Berichterstattung ans mütterliche Hauptquartier und einem Anruf bei Phillip, zog es uns hinaus in unser erstes brasilianisches Tageslicht.

Hier ein Blick aus Phillips Wohnungsfenster:

Pillips Fenster

Die Sonne war warm, aber nicht so heiß, wie ich erwartet hatte (mit der Zeit haben wir gemerkt, dass es in Sao Paulo immer etwas kühler ist, als in der Umgebung, z. B. in Campinas, das nur eine Stunde entfernt liegt). Auf dem Weg zu Phillips Arbeitsplatz sind wir noch in einen der unzähligen kleinen Kioske hinein, um uns etwas zu trinken zu kaufen. Dort machten wir eine Erfahrung, die wir noch viele Male in Brasilien machen sollten. Ein 50-Reais-Schein ist einfach zu groß zum Bezahlen. Aus Angst vor Überfällen haben die kleinen Geschäfte einfach nicht so viel Wechselgeld. Leider spucken die Geldautomaten aber oft 50-Reais-Scheine aus, so dass man jede Gelegenheit zum Wechseln nutzen sollte.

Da ich aber vom Flughafen noch genug Kleingeld dabei hatte, ging es kurz darauf mit Wasser ausgerüstet weiter durch den Großstadtdschungel. Der erste auffällige Unterschied zum deutschen Großstadtleben ist, dass sich in Sao Paulo das Leben auf der Straße abspielt. Überall sitzen die Leute an der Straße vor ihren Häusern oder in Cafés und unterhalten sich. Überall gibt es kleine Geschäfte, Bäckereien (Paderias), Cafés, Werkstätten usw. Es ist ein ständiger Strom von Passanten, der auf den Gehwegen flaniert und die stark frequentierten Straßen überquert. Die Straßenüberquerung ist eine wirklich heikle Angelegenheit im anarchischen Straßenverkehr, in dem jeder nach seiner Laune fährt und die Spuren wechselt. Zum Glück gibt es viele Ampeln, obwohl sich die meisten Fußgänger nicht daran halten. Auch wenn wir in unseren neun Wochen in Brasilien keinen Zusammenprall zwischen Mensch und Automobil beobachten konnten, drängt sich bei den vielen an Krücken laufenden Menschen der Verdacht auf, dass dies gar nicht so selten passiert. Und die Menschen, die dort an Krücken laufen, haben nicht diesen typisch deutschen in-vier-Wochen-bin-diesen-Scheiß-Gips-los-Gang drauf, sondern einen, der vermuten lässt, dass sie nie wieder richtig laufen werden. Da bin ich, bei aller Kritik, unserem Gesundheitswesen doch dankbar.

Urlaub 023

Aber genug der Abschweifung und zurück zu Thomas‘ und Markus‘ erstem Abenteuer in der Großstadt. Konnten wir in der Nacht noch feststellen, dass Sao Paulo laut ist, haben wir nun auch noch gemerkt, dass Sao Paulo stinkt. Von allen Seiten drängen sich einem die verschiedensten merkwürdigen Gerüche auf. Aus jedem Haus, an dem wir vorbeigelaufen sind, strömte ein anderer Geruch.

Ein weiterer Unterschied zu Deutschland sind die Obdachlosen. Sie sammeln sich nicht einfach an einigen bestimmten Punkten in der Stadt, sondern liegen überall rum, auch mitten auf dem Bürgersteig. Das sind meist Cracksüchtige, die so weggetreten sind, dass sie um sich herum gar nichts mehr mitbekommen.

Während wir all diese Eindrücke in uns aufgenommen haben, und uns an Phillips Wegbeschreibung hielten, standen wir plötzlich vor seinem Arbeitsplatz, dem Institut Gtech.

Hier stehe ich mit Badah und Lea vor dem Eingang:

Vor dem Institut

Das Institut arbeitet mit Kindern und Jugendlichen. Mit Hilfe von Kunst – vor allem Graffiti – versuchen sie die Kinder auf der Straße zu erreichen.

Graffiti

Diese Arbeit fand während unserer Anwesenheit in Sao Paulo allerdings nicht statt, da das Institut renoviert wurde. Wir konnten aber einige der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenlernen. Es gab unter ihnen auch welche, die Deutsch gesprochen haben. Insgesamt waren alle sehr freundlich, aber auch sehr im Stress, weswegen wir ihnen nicht länger auf die Nerven gehen wollten. Wir haben uns entschieden, Sao Paulo auf eigene Faust zu erkunden. Doch vorher ging er noch zum Mittagessen ins KiloGrama. Einem Restaurant, das wir in den nächsten Tagen noch gut kennenlernen sollten.

KiloGrama

Hier stehen Markus, Lea und Badah hungrig vor dem KiloGrama. (In diesem Leben wird aus mir sicher kein Fotomodel mehr werden.)

Das Prinzip des Restaurants ist ganz einfach. Es gibt ein reichhaltiges warmes Büffet, das sich der Kunde auf den Teller türmen kann. Nun geht er zur Kasse, wo der Teller gewogen wird und der Kunde fürs Gewicht zahlt. Auch wenn ich nicht wusste, was ich mir da alles auf den Teller geholt habe, hat es mir größtenteils gut geschmeckt. Dass ich mir mein Essen auch selber aussuchen konnte, ohne etwas von einer Karte, die in einer mir unbekannten Sprache geschrieben ist, bestellen zu müssen, zerstreute meine im Vorfeld der Reise aufgekommenen kulinarischen Bedenken.

Mit vollem Magen ging es dann für uns drei Deutsche auf Expedition in den Großstadtdschungel. Wir wollten zu Avenida de Paulista gehen, dem finanziellen Zentrum Sao Paulos. Die Wegbeschreibung war sehr einfach. Von Badahs Wohnung sollten wir einfach links um die Ecke, dann noch mal links und dann immer gerade aus. Dank der übersichtlichen Karte war es für uns auch nicht schwierig, denn Weg zu finden. Bis zur „Paulista“ waren es ungefähr zwanzig Minuten Fußweg durch eines der wohlhabendsten Viertel der Stadt. Es waren eine Menge Leute unterwegs, die sich kaum um die zahlreichen roten Fußgängerampeln kümmerten. Was mich angesichts des chaotischen Straßenverkehrs doch etwas beunruhigte. Ich blieb dann auch lieber bei Rot stehen während Thomas und Lea sich eher den lokalen Gepflogenheiten anpassten. Es dauerte auch nicht lange, bis wir denn ersten Unfall mitbekommen haben. Ein Motorradkurier wurde von einem Auto umgefahren. Das Auto fuhr dann einfach weiter. Zum Glück kümmerten sich aber Passanten um den Verletzten.

Auf halber Strecke zur Paulista machten wir Pause in einem Park.

such a perfect dayIm Park

Bei hochsommerlichen Temperaturen genossen wir diese kleine Insel der Ruhe im hektischen Großstadtgewimmel. Zum ersten Mal konnte ich in Ruhe realisieren, dass wir jetzt auf einem völlig anderen Kontinent waren.

Auf der Paulista ging es noch hektischer zu. Unzählige Menschen unterschiedlichster Hautfarbe in jedem Alter wuselten geschäftig durch die Einkaufs- und Bankenstraße. Von der südamerikanischen Gelassenheit konnte ich hier noch nicht viel erkennen.
Da es hier unzählige Banken gab, entschied ich, mal mein Glück an einem der Bankautomaten zu versuchen. Mit gezückter Bankkarte ging es zur Itau-Bank. Brasilianische Banken und Geldautomaten unterscheiden sich auch nicht groß von den europäischen. Aber es kommt auf die kleinen Unterschiede an. In diesem Fall war der kleine Unterschied ein Hohlraum zwischen Kartenschlitz und Gehäuse, der meine Karte in den schwarzen Tiefen des Bankautomaten verschwinden lies. Konnte mich die südamerikanische Hitze bisher noch nicht zum Schwitzen bringen, schaffte es nun dieser Bankautomat. Die Bank war nämlich schon geschlossen. Hier stand ich nun ohne Portugiesischkenntnisse und ohne Bankkarte. Ich klopfte dann an die Scheibe, da im Inneren noch einige Angestellte unterwegs waren. Die reagierten nicht auf mein Klopfen, und ich begann mir nun zum ersten Mal, wirklich Sorgen zu machen. Doch in diesem Moment leichter Verzweiflung rettete mich die typisch brasilianische Hilfsbereitschaft. Eine Kundin hatte mein Dilemma mitbekommen und rief eine Angestellte zu sich, um ihr mein Problem zu erklären. Nach Vorlage meines Ausweises wurde der Automat geöffnet und mir meine Karte zurückgegeben. Von Bankautomaten hatte ich jetzt erst einmal die Schnauze voll.

Sichtlich erleichtert, aber auch mit ein wenig peinlich berührt ging ich nun mit Lea und Thomas zurück. Nachdem ich mich von diesem Schock erholt hatte, ging ich auch in eine andere Bank um etwas Geld abzuheben. Es funktionierte einwandfrei, denn die meisten Bankautomaten können auch Englisch. Die Itau-Bank sollte ich aber für den Rest meines Aufenthaltes nicht mehr betreten.

Am Abend sollten wir dann noch mehr von der brasilianischen Gastfreundschaft genießen können. Eunice, die Kollegin von Badah hatte uns eingeladen, den Abend mit ihr zu verbringen. Mit ihrem Kleinwagen holte sie uns vor Badahs Wohnung ab. Zu dritt quetschten wir uns auf die Rückbank. Da ich Eunice Fahrstil schon vom Vorabend kannte, hatte ich ein leicht mulmiges Gefühl. Badah, der inzwischen immer besser Englisch sprach, erklärte uns vom Beifahrersitz aus, dass wir bei einer Freundin von Eunice eingeladen waren.

Los ging es – mit dem schon gewohnt hektischen Fahrstil stürzte sich Eunice in den Großstadtverkehr, die Türen waren dabei wie immer – aus Angst vor Überfällen – verschlossen. Es war ungefähr 18.00 Uhr und schon dunkel, was für uns schon ein wenig gewöhnungsbedürftig war, da die Sonne in Deutschland im Sommer erst sehr spät untergeht.
Sao Paulo bei Nacht ist jedenfalls ein Erlebnis. Die zahllosen Lichter der unzähligen Hochhäuser erleuchteten den schwarzen Hintergrund, ähnlich wie Sterne den Himmel. Wir sausten über die mehrspurigen Straßen, in ständiger Angst vor einem Zusammenprall. Ich war mir nämlich noch nicht sicher, ob Eunice wusste, was sie da tat oder ob es einfach der typische Fahrstil für Sao Paulo war.

Im richtigen Viertel angekommen hatte Eunice Schwierigkeiten, das richtige Haus zu finden, da hier einfach alles gleich aussah. Nach einigen gewagten Wendemanövern und einem beinahe Zusammenstoß mit einem Roller, sind wir endlich am Ziel angekommen. Wie jedes brasilianische Haus lag auch dieses hinter einer hohen Mauer und einem Zaun. Eine kleine Frau mittleren Alters begrüßte uns auf die typische brasilianische Art, also eine Umarmung zusammen mit dem Aneinanderdrücken der beiden Wange. Eine Begrüßung, an die ich mich wohl nie gewöhnen werde, da ich Körperkontakt eher scheue. Nach kurzem Smalltalk bat sie uns an den Küchentisch, wo ein extra für uns gebackener Kuchen wartete. Dazu kamen noch die typisch brasilianischen Käsebällchen und Kaffe. Unsere Gastgeberin sprach zwar weder Deutsch noch Englisch, dafür aber ein bisschen Französisch. Was uns aber nicht weiterhalf, da wir kein Französisch sprachen. Ich hatte es nach der achten Klasse und einer Sechs auf dem Zeugnis abgewählt. Die Verständigung lief aber dank der Hilfe von Badah ganz gut. Ich habe an diesem Abend mehr Portugiesisch gelernt als in drei Monaten Sprachkurs.

Unsere Gastgeberin ist Psychologin, die eine Weile in Paris studiert hat. Nun lebt sie alleine in Sao Paulo und erzählte von den Beziehungsschwierigkeiten ihres erwachsenen Sohnes. Als wir aufbrachen waren wir noch ganz perplex von der Gastfreundschaft dieser Frau, die uns gar nicht kannte. Ich glaube nicht, dass wir in Deutschland Ähnliches erlebt hätten.

Nach dem gemütlichen Beisammensein hieß es nun wieder zurück in Chaos, sprich in Eunice Auto. Nun gab es eine kleine Rundfahrt, vorbei an einigen Sehenswürdigkeiten, an die ich mich aber leider nicht mehr erinnern kann. Ich war einfach zu sehr auf die anderen Autos fixiert.

Nachdem wir einige Zeit im Kreis gefahren sind, machten wir noch einen Stopp in einem der zahlreichen Parks Sao Paulos. Es war ungefähr 21.00 Uhr. Der Abend war warm und bis auf ein paar Skater war in dem Park nicht viel los. Wirklich sehenswert war das ungewöhnliche Museum. Das Dach, beziehungsweise die Wand, zog sich wie ein Zelt in einer langen Schräge vom Boden bis zur Spitze. Vor dem Gebäude saß ein einsamer Wächter auf einem Stuhl und passte die ganze Nacht darauf auf, dass keine Skater das Dach als Rampe missbrauchen.
Wir streiften eine Weile gemütlich plaudernd durch den Park, bevor es zurückging. Unterwegs machten wir noch Halt in einer Bar und versuchten mit Hilfe von Caipirinha unsere Sprachkenntnisse zu trainieren. Es entstand ein babylonischer Sprachwirrwarr, der darin endete, das Badah Eunice auf Englisch ansprach, und sich wunderte, dass sie kein Wort verstand.

Nachdem sich Eunice von uns verabschiedet hatte und Lea ins Bett gegangen war, gingen Badah, Thomas und ich zu unserer Unterkunft bei Phillip. Dort gab es noch eine kleine Party. Phillip hatte seine Freunde eingeladen. Über 20 Leute drängten sich in der kleinen Wohnung, unterhielten sich erregt auf Portugiesisch, tranken Alkohol und kifften. Halt eine ganz normale Party. Nur dass wir kein Wort verstanden. Ab und zu erbarmte sich jemand mit Englischkenntnissen und fing eine Unterhaltung mit uns an. Insgesamt war es für uns eher frustrierend, gab uns aber auch Motivation, weiter die Sprache zu lernen.
Die Party ging weiter, es wurde immer später und Thomas und ich immer müder. An Schlaf war aber nicht zu denken, fand die Party doch auch auf unserem Bett statt. Gegen 3.00 Uhr war endlich Schluss, Phillip räumte auf und wir schliefen ein.

30. Januar 2006: Brasilien, wir kommen!

Hier geht es zum ersten Teil „Vorbereitungen“

Montagmorgen in aller Frühe ging es also los.

Flughafen Frankfurt

Doch das Land der Zukunft musste sich erst noch ein wenig gedulden, denn zunächst flogen wir nach Portugal, um dort drei weitere Stunden auf unseren Flug nach Brasilien zu warten. Von Frankfurt sind wir mit einer kleinen Maschine der TAP (Portugal) nach Lissabon geflogen. Und wenn ich »klein« schreibe, meine ich auch wirklich klein. Für einen Menschen von meiner Größe (1,87m) drängten sich Vergleiche mit einer Sardinenbüchse förmlich auf. Von Beinfreiheit kann gar keine Rede sein. Total übermüdet (ich hatte die Nacht durchgemacht), saß ich also in der Sardinnenbüchse, und konnte drei Stunden lang nur hoffen, dass der Flieger nach Sao Paulo doch etwas größer sein würde. In Lissabon angekommen, bekamen wir schon mal einen Vorgeschmack auf angenehmere Temperaturen. Es waren 13 Grad.

Flughafen Lissabon 1Flughafen Lissabon 2

Nach drei Stunden Beinfreiheit ging es dann weiter in einem Langstreckenflieger der brasilianischen Airline Varig.

Flughafen Lissabon 3

Entgegen meinen Befürchtungen gab es in der Varig Maschine doch etwas mehr Beinfreiheit und für mich sogar einen Fensterplatz. Als Bonus gab es dazu noch einen brasilianischen Jungen in der Reihe hinter mir, der sich einen Spaß daraus machte, seine Knie gegen unsere Rückenlehnen zu hauen. Und zwar denn ganzen Flug lang. Im Sinne der deutsch-brasilianischen Freundschaft und Mangels guter Sprachkenntnisse hielten wir uns mit Kritik dezent zurück. Was gibt es noch zum Flug zu sagen? Das Essen war erträglich, der Film akzeptabel und der Service annehmbar. Schlafen konnte ich, im Gegenteil zu Thomas und Lea, nicht, dafür gab es aus dem Fenster eine Menge Wasser zu sehen. Ich habe die Zeit genutzt, um meine kaum vorhandenen Portugiesischkenntnisse zu verbessern, in der Hoffnung, ein kommunikatives Desaster bei der Ankunft zu vermeiden.

Zehn Stunden Flug sind ganz schön lange, doch irgendwann waren auch die vorbei und unser Flieger setzte vor der faszinierenden nächtlichen Kulisse Sao Paulos zur Landung an. Der erwartete Hitzeschock bei Verlassen der Maschine blieb aus. Es regnete und war angenehm warm. Die Einreise- und Zollformalitäten waren schnell erledigt, und in der Ankunftshalle warteten schon Andre, Eunice und Badah auf uns. Das kommunikative Desaster blieb aus. Andre spricht gutes Englisch. Badah auch, aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Er übrigens auch nicht. Eunice spricht nur Portugiesisch, weshalb die Unterhaltung mit ihr sehr kurz und einseitig blieb.

Mit Andres Pickup und Eunices Kleinwagen ging es dann hinein in den nächtlichen Stadtverkehr. Die Stadt bietet ein faszinierendes Panorama, das ich aufgrund der brasilianischen Fahrkünste allerdings nur eingeschränkt genießen konnte. Nach kurzem Hin und Her waren dann auch die Unterkunftspläne geklärt. Um Phillips in Spanien lebende Freundin nicht eifersüchtig zu machen – die Brasilianerinnen sind da wohl sehr temperamentvoll – schlief Lea bei Badah und Thomas und ich bei Phillipe. Bevor wir unseren wohlverdienten Schlaf auf Phillipes ausziehbarer Couch finden sollten, haben wir noch unsere erste brasilianische Pizza bestellt. Und wer jetzt meint, Pizza ist gleich Pizza, der hat noch nie in Brasilien Pizza gegessen. Die von mir erst einmal vorsichtshalber bestellte Pizza Margherita erwies sich als mit fremdartigen Gewürzen und Gemüse belegte Geschmacksbombe, die meine noch nicht angepassten Geschmacksnerven überforderte. Später sollte ich erfahren, dass die Pizza die bei uns Margherita heißt, in Brasilien unter dem Namen Muzzarella zu finden ist. Nach den ersten geschmacklichen Abenteuern und einer noch abenteuerlicheren Dusche – in Brasilien wird das Wasser in den Duschen nämlich mit Stromkabeln geheizt, die direkt in den Duschkopf verlaufen – ging es dann endlich ins Bett.

Markus Mäurer

Morgen geht es mit dem Bericht über den ersten Tag in Brasilien weiter.

27. Januar 2006: Ein Rückblick auf das Land der Zukunft

27. Januar 2006:

Wenn ich, während ich diese Zeilen schreibe, aus dem Fenster blicke, sehe ich vor allem Weiß. Weiße, von Schnee bedeckte Dächer, weiße Straßen und weiße Wiesen. Weißer Schnee, der einen Eindruck von Unschuld hinterlässt und der asphaltierten Landschaft einen Hauch von Unberührtheit verleiht. Die zentimeterlangen Eiszapfen, die vor meinem Fenster hängen, zeugen von den frostigen Temperaturen, die momentan hier Deutschland herrschen. Und während ich all dies betrachte, bildet sich ein Schmunzeln auf meinem Gesicht, in der Gewissheit, dass diese winterliche Pracht für mich in drei Tagen vorüber ist. Denn am Montag in aller Frühe startet der Flieger, der mich zusammen mit Thomas und Lea nach Brasilien bringt – mitten hinein in einen Sommer, der uns sicher jeden Gedanken an Eiszapfen absurd erscheinen lassen wird.

Die letzten Reisevorbereitungen sind getroffen, und wir leben in Gedanken schon halb in einer anderen Welt. Letzten Sonntag haben wir kurzfristig entschieden, uns doch gegen Gelbfieber impfen zu lassen. Was noch einmal zu montäglichem Stress führte, da man sich normalerweise mindestens zehn Tage vor Reiseantritt impfen lassen sollte.

Wie sind wir eigentlich dazu gekommen, ein Praktikum in Brasilien zu machen? Ich kann die Frage an dieser Stelle nur für mich beantworten. Bereits in meinem ersten Semester an der Universität Siegen bin ich in einem Seminar bei Herrn Fichtner gelandet, der dort reichlich Werbung für Praktikumsmöglichkeiten in Brasilien machte. So stand bereits in meinem ersten Semester für mich fest, dass ich ein ebensolches Praktikum machen möchte. Es dauerte dann weitere fünf Semester, bis der Plan langsam handfest wurde. Freundlicherweise vermittelte mir Herr Fichtner Kontakt zu Thomas und Lea, mit denen ich mich auf Anhieb gut verstand. Das ist auch enorm wichtig für ein solches Projekt. Das Projekt selbst nahm im Verlauf des Sommers 2005 Gestalt an, bis wir dann im Oktober die Flüge gebucht haben. Da ein solcher Flug nicht gerade billig ist, ist es sinnvoll beim Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) einen Fahrtkostenzuschuss zu beantragen. Dafür braucht man Folgendes:

  • Ein abgeschlossenes Grundstudium (wie das bei den Bachelors läuft, weiß ich nicht)
  • Eine Bescheinigung der Heimatuniversität darüber das man ein deutscher Student ist
  • Ein Sprachzeugnis (DAAD Vordruck)
  • Eine Bescheinigung des Fachbereiches über die Anerkennung des Praktikums
  • Eine Bestätigung der ausländischen Institution, bei der das Praktikum gemacht wird
  • Eine Kurzdarstellung des Praktikums
  • Ein Gutachten eines Dozenten über die eigene Person
  • Das Praktikum muss mindestens 60 Kalendertage dauern

Bei der einen oder anderen Voraussetzung lässt sich sicher auch etwas tricksen. Nicht dass wir das getan hätten, aber möglich ist es bestimmt. Was das Sprachzeugnis angeht – da muss man einfach jemanden finden, der den Vordruck des DAAD ausfüllen kann. Ich kann von mir jedenfalls nicht behaupten, fließend Portugiesisch zu sprechen. Noch nicht. Man sollte sich von diesen Formalitäten keinesfalls abschrecken lassen, wer ein Praktikum im Ausland machen möchte, der wird dies mit genügend Motivation auch schaffen. Für uns sind die Kontakte, die Herr Fichtner nach Brasilien hat, eine sehr große Hilfe. Denn dank seiner Unterstützung haben wir bereits eine Unterkunft für die ersten zwei Wochen in Sao Paulo und auch für die restliche Zeit in Campinas (Nachtrag von 2016: Ha ha, von wegen, vor Ort mussten wir feststellen, dass dem ganz und gar nicht so war. Das führte noch zu einigen chaotischen Wochen, bis wir endlich eine ganz tolle Gastfamilie hatten). Und durch die Zusammenarbeit mit Herrn Fichtner konnten wir uns auch schon ein wenig auf die brasilianische Mentalität einstellen.

Nachdem sämtliche formalen Hürden von uns überwunden wurden, heißt es nun, die letzten frostigen Tage im heimischen Winter zu genießen. Am Montagmorgen fliegen dann drei hoch motivierte Siegener Studenten ins Land des Kaffees, Sambas und der Strandschönheiten. Brasilien, Land der Zukunft, wir kommen.

 

Hier einige Winterfotos, die sicher einen netten Kontrast zu den kommenden Fotos aus Brasilien bilden werden:
Hier könnt ihr mich bei meiner Lieblingsbeschäftigung für diesen Winter sehen:

Der Mann mit der Schneeschaufel

Siegen mit Schnee:

Blick aus meinem ZImmer im Studentenwohnheim

Aber was hat Jean Claude Van Damme mit der ganzen Sache zu tun?

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Diesen Bericht habe ich vor genau zehn Jahren auf der von mir eigens für unser Projekt eingerichteten Seite Parque-Oziel.de (die es schon lange nicht mehr gibt) online gestellt. Ursprünglich wollten wir während unseres Projektes in Brasilien regelmäßig auf dieser Seite Bilder und Berichte hochladen, was aber aus technischen Gründen nicht funktioniert hat. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums unseres Projektes werde ich hier in den nächsten zwei Monaten regelmäßig Berichte und Tagebucheinträge einstellen, die am Tag genau vor zehn Jahren verfasst wurden. Einige Blogleser mögen das Projekt schon aus der von mir hier veröffentlichten Diplomarbeit kennen, aber diese Berichte sind deutlich persönlicherer Natur.

Die Fortsetzung folgt am 30. Januar.

Alles Retro, oder was? – Ein paar lose Gedanken zum aktuellen Retrotrend

Da ich gerade dabei bin, die Übersetzungen von zwei Kurzgeschichten abzuschließen, deren Abgabetermine immer näher rücken, fehlt mir aktuell die Zeit für neue Blogeinträge. Ab dem 27. Januar geht es dann mit einer ganzen Reihe von Beiträgen zu einem persönlichen Jubiläum weiter. Bis dahin müssen diese paar Gedanken reichen, die ich gestern Abend in einem Forum geposted habe. Anlass war eine Diskussion zu dem aktuellen Retrotrend in Film, Musik, Computerspiel usw. Gestern gab es eine Meldung, der zufolge in den USA 2015 erstmals mehr alte Musikalben verkauft wurden als Neue. Hier ein paar lose Gedanken dazu von mir:

Als Jahrgang 79 bin ich musikalisch doch sehr von meinen Jugendjahren in den 90ern geprägt, das ist einfach meine Musik. Das sind die Bands, die ich auch heute noch gerne und hauptsächlich höre (z. B. Radiohead, Pearl Jam, Nine Inch Nails, Björk usw.), aber auch Sachen aus den 60ern, 70ern und 80ern. Alle MusikerInnen, die erst nach dem Jahr 2000 mit der Musik angefangen haben, haben es schwer bei mir. Die CDs neuerer Bands aus den Nullerjahren kann ich an einer Hand abzählen (ZAZ, Die Antwoord, FKA Twigs und dann wird es schon schwierig, was zu finden).

Die meisten, die noch CDs und Alben per Download kaufen, sind vermutlich wie ich ab 30 aufwärts und ebenso von älterer Musik geprägt (wobei ich da auch Gegenbeispiele kenne, und mich selbst gerade durch die Alben von Queen und den Beatles – die ich noch nicht habe – bei Amazon Prime höre). Diejenigen, die jünger sind und neuere Musik hören, machen das vermutlich per Stream, Youtube usw.

Was Filme und Bücher angeht, da lasse ich mich viel einfacher von neuen Werken beeindrucken, lese zwischendurch aber auch immer wieder gerne einen Klassiker oder ein älteres Buch aus den 90ern oder so (gilt auch für Filme).

Musik hört man sich ja immer wieder an, während man Bücher meist nur einmal liest (manche Lieblingsbücher vielleicht auch zwei- oder dreimal).

Ein gewisser Retrotrend ist aber schon erkennbar, siehe die ganzen Computerspielklassiker (wie »Monkey Island«, »Grim Fandango« usw.), die erfolgreich neu aufgelegt werden, die Reanimation alter Serien, wie »Akte X« usw. oder »Star Wars – The Force Awakens« (der ja auch ziemlich Retro ist).

Bei der aktuellen Retrodiskussion frage ich mich, wann die ersten Autoren damit anfangen, ihre alten Besteller zu rebooten. Author’s Cut gibt es ja schon (siehe Neil Gaimans »American Gods«

Ich habe mir letztens einen neuen Kassettenrecorder gekauft (nachdem der alte seinen Geist aufgegeben hat), da ich noch ca. 150 Hörspiele auf Kassette habe (»Die drei Fragezeichen« natürlich, aber auch neueres Zeugs, wie »Gabriel Burns«) und sie regelmäßig beim Kochen höre. Da spielt auf jeden Fall ein Nostalgiefaktor mit, der mich an meine Kindheit erinnert (zumindest bei den Satzzeichen). Neue Hörspiele kaufe ich mir trotzdem nur noch als Download, weil ich bei ca. 3.000 Büchern, und Hunderten von DVDs und CDs einfach nicht mehr weiß, wohin mit dem Kram. Deshalb kaufe ich mir auch regelmäßig eBooks und schaue mir Filme und Serien auf Netflix, Amazon Prime und Sky Go an. Gekauft wird nur noch, was mir richtig gut gefällt.

Ich liebe den Geruch von Büchern, liebe es sie in der Hand zu halten und meinen Blick über meine Bücherregale schweifen zu lassen, in denen so viele kostbare Erinnerungen stehen, aber bei 69 Büchern, die ich letztes Jahr gelesen habe, kann ich ruhig auch mal ein paar eBooks lesen (22 waren es), ohne dass ich das haptische/olfaktorische Gefühl groß vermisse.

Ich mag diese Mischung aus Nostalgiefaktor und den unzähligen Möglichkeiten, den die Technik bietet, dass ich mir zum Beispiel freitagnachts spontan ein Buch kaufen und auf den Reader runterladen kann, weil ich gerade eine tolle Rezension dazu gelesen habe, oder Serien in der Originalfassung zu sehen. Trotzdem stöbere ich noch gerne in gut sortierten Buchhandlungen und würde auch gerne eine Videothek besuchen, wenn es bei mir im Umkreis denn noch eine geben würde.

Mein Lesejahr 2015

11 Bücher, die in deutscher Sprache verfassst worden sind, von insgesamt 69 Büchern, die ich 2015 geschaft habe. 16 mehr als im letzten Jahr, davon viele mit über 500 Seiten, dazu einige angefangene, aber noch nicht beendete Titel.

16 Frauen
16 SF
10 Fantasy
9 Horror
16 Krimi/Thriller
13 Belletristik
24 in Englisch gelesen
22 Ebooks

Krauss

Nur sechzehn Bücher von Frauen, wenig Quantität, dafür aber Qualität. Meine beiden Lieblingsbücher 2015 sind von Autorinnen: Die Geschichte der Liebe von Nicole Krauss und Die Unvollendete von Kate Atkinson. An diese literarische Qualität, die Stimmung und Dramatik, diese kunstvollen Erzählweisen, da kam keiner der Männer ran. Das sind die beiden Bücher, die mich am meisten bewegt haben. Insgesamt war es ein hervorragendes Lesejahr, das mit Armageddon Rock und Ready Player One schon großartig gestartet ist.

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Neben den 69 beendeten Büchern habe ich aber auch einige weitere angefangen. Manche davon pausieren nur, einige wenige habe ich abgebrochen, weil sie mir nicht gefallen habe. Die Titel, die pausieren, will ich auf jeden Fall noch beenden. Dazu gehören Arkland von Holger M. Pohl, The Hound of the Baskervilles von Arthur Conan Doyle, The Traitor Baru Cormorant von Seth Dickinson, The Martian von Andy Weir, Something Coming Through von Paul McAuly und Im Stein von Clemens Meyer, sowie einige angefangene Kurzgeschichtensammlungen, in denen ich immer wieder mal eine Kurzgeschichte lese. Dazu gehören Doktor Ain von James Tiptree Jr., Amerikkkan Gotik von Markus K. Korb, Nimmerya von Samual R. Delany und Ich muss schreien und habe keinen Mund von Harlan Ellison, The King in Yellow von Rober W. Chamber und The Best of Henry Kuttner. Viele davon habe ich schon zur Hälfte durch, wodurch noch mal ordentlich Seiten zu den unten aufgelisteten Büchern kommen.

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Sachbücher sind 2015 etwas kurz gekommen. Aber Orakelknochen von Peter Hessler gehört zu den absoluten Highlights. Ich liebe solche persönlichen Erfahrungsberichte über Aufenthalte im Ausland, besonders wenn sie so kenntnisreich mit Kultur und Geschichte der Länder verknüpft werden, wie es Hessler macht.

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Neben literarisch anspruchsvolleren Titeln wie Houellebecqs Unterwerfung lese ich zwischendurch auch gerne mal anspruchslose, einfach gestrickte Thriller wie Der Analyst oder The Breach, dem Buchäquivalent zum Action-Popcornkino, wenn sie stilistisch nicht zu grausam und inhaltlich nicht zu schwachsinnig geraten sind.

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Immer wieder gerne mache ich auch Rereads von Büchern, die ich als Jugendlicher gerne gelesen habe. Das sind dann meist Fantasytitel wie Pratchetts Helle Barden oder Das Buch Corum von Michael Moorcock.

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Ich habe gerne Abwechslung und springe nicht nur gerne zwischen den Genres hin und her, sondern lese auch gerne Bücher von Autorinnen und Autoren, die nicht auf Englisch oder Deutsch verfasst wurde, wie zum Beispiel den chinesischen SF-Roman The Three-Body Problem oder den japanischen Krimi Heilige Mörderin von Keigo Higashino.

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Die herausragendsten Thriller sind Sturm über New Orleans und Das Kartell von Don Winslow, beide Autoren schaffen es, hochbrisante politische Themen in teils epischer Weise in spannende Thrillerhandlung zu verpacken und liefern damit apokalyptische Szenarien, die erschreckend realistisch sind.

Für mich war es ein ausgezeichnetes Lesejahr, das trotz der 69 Titel kaum Gurken oder auch nur halbwegs schlechte Bücher bereithielt. Bei der Auswahl meiner Bücher scheine ich inzwischen eine hohe Trefferquote entwickelt zu haben. Die einzigen Romane, die mir nicht so gefallen haben, sind Die Falle von Melanie Rabe (das aber trotzdem toll geschrieben ist), Todesdeal von Veit Etzold und Eigentlich sind wir nicht so von Luisa Binder, alles Bücher, die ich mir spontan aus dem Bücherregal meiner Mutter gegriffen habe. Ansonsten haben mir alle Bücher gut bis sehr gut oder gar fantastisch gefallen.

Lesevorsätze für 2016: Mehr Sachbücher (lese gerade Safrankis Nietzsche, Peter Ackroyds London will ich endlich mal angehen), mehr Klassiker (Moby Dick steht ganz oben auf der Liste), mehr Bücher aus Afrika (lese gerade das amerikanisch-afrikanische Diese Dinge geschehen nicht einfach so von Taiye Selasi), noch mehr Bücher über Außenseiter und Co., mehr Familiengeschichten.

Und hier die Liste mit den Büchern. Wenn ihr auf den Titel klickt, kommt ihr zu meiner Besprechung.

Januar/Februar

1. George R. R. Martin – Armageddon Rock
2. Ernest Cline – Ready Player One
3. Patricia A. McKillip – The Riddle Master of Hed
4. George G. Pelecanos – Das große Umlegen
5. Cixin Liu – The Three-Body Problem
6. Kathrine Scholes – Die Traummalerin
7. Andrej Sapkowski – Das Schwert der Vorsehung
8. Patrick Lee – The Breach
9. Andre Marx – Die drei Fragezeichen und das Kabinett des Zauberers
10. Thomas Ziegler – Stimmen der Nacht
11. Terry Pratchett – Helle Barden
12. Kate Atkinson – Die Unvollendete
13. Robin Sloan – Mr. Penumbras sonderbare Buchandlung

März

14. Drew Chapman – Der Analyst
15. Carl Hiaasen – Affentheater
16. Michel Houellebecq – Unterwerfung
17. Nina Allan – The Race
18. Nnedi Okarafor – Lagoon
19. Clemens Meyer – Als wir Träumten
20. Andrej Rubanov – Chlorofilija
21. Kartin Harlaß (Hrsg.) – Handbuch Literarisches Übersetzen

April

22. Ellen Datlow (Hrsg.) – Best Horror of the Year Volume Seven
23. Michael Moorcock – Das Buch Corum
24. Dave Eggers – Der Circle
25. Ken Liu – The Grace of Kings
26. Volker Kutscher – Märzgefallene

Mai

27. Melanie Raabe – Die Falle
28. Peter Newman – The Vagrant
29. James L. Burke – Sturm über New Orleans
30. Laird Barron – The Imago Sequence

Juni

31. Clive Barker – The Great and Secret Show
32. Courtney Schafer – Der Blutmagier
33. Stephen King – Finders Keepers
34. Brian Stavely – Der verlorene Thron
35. Daryl Gregory – Harrison Squared
36. Tim O’Rourke – Ich sehe was, was niemand sieht

Juli

37. Joe R. Lansdale – Blutiges Echo
38. Preston/Child – Attack
39. André Marx – Die drei Fragezeichen und das versunkene Schiff
40. Don Winslow – Das Kartell
41. Ramz Naam – Nexus
42. Jonathan Strahan (Hrsg.) – Best SF and F of the Year

August

43. Nicole Krauss – Die Geschichte der Liebe
44. Peter Hessler – Orakelknochen

September

45. Aliette der Bodard – House of Shattered Wings
46. Terry Brooks – The Elvestones of Shannara
47. Brian K. Vaughan, Fiona Staples – Saga 1 (Comic)
48. Jo Walton – Die Stunde der Rotkelchen
49. Nancy Jane Moore – The Weave
50. Luisa Binder – Eigentlich sind wir nicht so
51. Keigo Higashino – Heilige Mörderin

Oktober

52. Walter Moers – Kleines Arschloch
53. Brett J. Tally – That Which Should Not Be
54. Anthony Ryan – Der Herr des Turms (Rabenschatten 2)
55. Riffel/Mamzcak – Das SF Jahrbuch 2015
56. Brian Keene – Ghoul
57. James Herbert – The Secret of Crickley Hall
58. Ray Bradbury – Halloween

November

59. Walter Moers – Das kleine Arschloch kehrt zurück
60. Niq Mhlongo – Dog Eat Dog
61. Ian McEwan – Honig
62. Joey Goeble – The Anomalies

Dezember

63. Kurt Vonnegut – Breakfast of Champions
64. Molly Crabapple – Drawing Blood
65. Veit Etzold – Todesdeal
66. Donal Amarint – The Emerald Light in the Air
67. Peter Watts – Echopraxia
68. Jeffery Deaver – Die Giftmaler
69. Karin Slaughter – Cop Town

Rückblick auf 2015

Wie schon im letzten Jahr gibt es einen kurzen Rückblick auf mein Jahr (2015). Was das allgemeine Weltgeschehen angeht, da halte ich es mit Helmut Schmidt, das ist Tagespolitik, dazu äußere ich mich nicht.

Buch des Jahres: Die Geschichte der Liebe – Nicole Krause, Die Unvollendete – Kate Atkinson
Bestes SF-Buch: Ready Player One – Ernest Cline, The Three-Body Problem – Cixin Liu, Echopraxia – Petter Watts
Bestes Fantasybuch: The Grace of Kings – Ken Liu
Bestes Horrorbuch: That Which Should Not Be – Brett J. Tally
Bester Krimi/Thriller: Das Kartell – Don Winslow, Sturm über New Orleans – James L. Burke
Beste neue Kurzgeschichte des Jahres: Operation Gnadenakt – Frank Böhmert
Bester Kurzgeschichtenklassiker: Mimsy were the Borogoves – Henry Kuttner
Kinofilm des Jahres: Mad Max: Fury Road
Bester Film (nicht im Kino gesehen): La Grande Belleza (Die Große Schönheit)
SF-Film des Jahres: Ex Machina
Serienereignis des Jahres: Netflix
Beste alte Serie: Person of Interest, Fargo, Penny Dreadful, Parenthood
Beste neue Serie: Narcos, Mr. Robot, Better Caul Saul
Bestes Serienfinale: Mad Men, das Ende einer Ära.
Album des Jahres: Sol Invictus – Faith No More
Persönliche musikalische Neuentdeckung des Jahres: Die Antwoord
Computerspiel des Jahres: Life is Strange
Zeitschrift des Jahres: Phantastisch, Geek und Locus
Konzert des Jahres: War leider auf keinem Konzert (aufgrund eines Unwetters habe ich darauf verzichtet, nach Bonn zum Konzert von ZAZ zu fahren)
Fandomveranstaltung des Jahres: Bucon, MarburgCon
Veranstaltung des Jahres: Fantasy Filmfest in Berlin

Persönliches Ereignis des Jahres: Letztes Jahr hatte ich hier angegeben, Trauzeuge gewesen zu sein. Dieses Jahr ist irgendwie nichts Aufregendes passiert. Höchstens, dass ich im Dezember endlich mal eine Kurzgeschichte fertig geschrieben und auf meinen Blog veröffentlicht habe. Auch wenn kaum jemand sie gelesen hat.

Ach, da fällt mir doch etwas ein. Ich habe es erstmals geschafft, zum Forentreffen der Bibliotheka Phantastika zu fahren. Das fand in diesem Jahr an einem Septemberwochenende in Wetzlar statt und beinhaltete eine wirklich tolle Führung durch die Phantastische Bibliothek von Wetzlar.

Größte Veränderung des Jahres: Habe angefangen, viermal die Woche mit dem eigenen Körpergewicht zu trainieren.

Beruflicher Höhepunkt des Jahres: Letztes Jahr schrieb ich: Was 2015 bringen wird: Hoffentlich eine hauptberufliche Karriere als Übersetzer, die letzten drei Monate des Jahres 2014 liefen schon mal ganz gut.

Das Jahr 2015 lief dann tatsächlich ganz gut. Bin von Anfang bis Ende des Jahres gut mit Aufträgen versorgt gewesen. Wobei es in diesem Jahr nur ein Roman war (ansonsten Kurzgeschichten und jede Menge TV-Dokus, wobei die Kurzgeschichten für den „Akte X“-Band zusammengerechnet auch auf Romanlänge kommen). Ich hoffe, dass sich die Zahl 2016 erhöhen wird. Einen Auftrag habe ich schon (vorausgesetzt, der Autor liefert das Buch im Original auch pünktlich ab – und nein, es ist nicht George R. R. Martin. 🙂 ).

Erkenntnis des Jahres: Ich will mehr eigene Texte schreiben (Kurzgeschichten und Romane). Ich will mehr auf Englisch schreiben. Mein Interesse an der Phantastik hat im letzten Viertel des Jahres etwas nachgelassen, bzw. meine Interessen haben sie (vorübergehend?) etwas verschoben.

Was 2016 hoffentlich bringen wird: Mehr Romanübersetzungen, mehr englischsprachige Blogeinträge, mehr von mir geschriebenen Kurzgeschichten und hoffentlich auch endlich mal einen abgeschlossenen Roman.