Meine Woche: Abschied

Meine Woche in Filmen, Serien, Youtube-Videos und Fotos. Über junge Menschen in Taipeh, den Wert von Investigativjournalismus in Japan, einen talentierten Trickbetrüger und Mörder in Italien und ein paar animalischen Teichimpressionen.

Collage aus vier Bildern, drei kleine in der oberen Reihe, ein großes in der unteren:
1.Szene aus dem Film "Millenium Mambo", eine junge Frau geht eine Fußgängerunterführung entlang und dreht sich zur Kamera um.
2. Eine Ringelnatter auf der Obefläche eines Teichs, im HIntergrund Schilf.
3. Aus der Serie "Ripley". Eine Katze in Schwarz-Weiß auf einer Bank liegend, der Kopf ist beleuchtet und blickt nach oben.
4. Längliches Bild in knallig bunten Farben, die ineinander verlaufen.

Abschied

Das hier wird für die nächste Zeit erst einmal die letzte Ausgabe meines Wochenrückblicks sein. Ich habe zurzeit einige andere Projekte, für die ich die Zeit benötige. Wenn ich in einem Jahr nach Japan möchte, ohne Lost in Translation zu sein, muss ich das Tempo beim Japanischlernen etwas anziehen, und mehr Zeit investieren. Hinzu kommen noch zwei andere Sachen, für die ich die Zeit brauche.

Es wird also etwas ruhiger hier auf dem Blog werden, kann aber gut sein, dass ich trotzdem gelegentlich einen Beitrag veröffentlichen werde oder eine Filmbesprechung oder eine Rezi auf lesenswelt.de.

Die Wochenrückblicke kosten einfach zu viel Zeit, da gehen für jede Ausgabe doch mehrere Stunden drauf.

Ach ja, an dieser Stelle möchte ich mich bei allen von euch bedanken, die hier mitgelesen oder gar kommentiert und geliked oder die Beiträge auf den sozialen Medien geteilt haben.

Youtube

Ueda Eigeki (Nagano, JAPAN) – MINI THEATER JOURNEY

Ueda City hat über 100.000 Einwohner und liegt in der Präfektur Nagano auf der Westseite der Insel fast direkt gegenüber von Tokyo. Das Gebäude des Kinos ist über 100 Jahre alt und diente lange für Theaterinszenierungen wie Kabuki. Ein Kino ist es seit der Showa-Ära. Das sieht wirklich wunderbar alt aus, was allerdings auch für die nicht ganz so gemütlich wirkenden Sitze gilt. Die Eiga Hankos sind eine tolle Idee, für jeden besuchten Film gibt es einen individuellen Stempelabdruck ins Heftchen. Hanko sind in Japan Stempel, die normalerweise zur Unterschrift benötigt werden. Ohne die geht gar nichts. Es scheint auch eine lebhafte Kleinkunstszene in Ueda zu geben und in ganz Japan einen Trend, dass junge Menschen aus Metropolen zurück aufs Land oder zumindest in nicht ganz so große Städte ziehen und dort kleine Läden aufmachen oder übernehmen und so neues Leben in die Gegend bringen.

Serien

Ripley

Ich hätte nicht gedacht, dass mich Ripley mit seiner kunstvollen Schwarz-Weiß-Inszenierung so in seinen Bann schlagen würde. Mit ihrer Atmosphäre und dem trockenen Humor entwickelt die Serie, trotz einiger Schwächen, einen regelrechten Sog. Kritik: Dicky und Marge bleiben blass, und was Dicky an Tom findet, hat sich mir nicht erschlossen. Und ein Königreich für ein Foto von Richard Greenleaf. Die Bootszene ist ganz großes Kino. Die Serie sieht wunderschön aus und hat eine ganz tolle Atmosphäre.

Netflix

The Journalist (Shinbun kisha)

Eine hervorragende japanische Serie von Michihito Fujii (The Parades) über Politik, Korruption und den Wert von investigativem Journalismus, die zeigt, welche Opfer es gibt, wenn Untergebene für ihre Vorgesetzten Skandale vertuschen sollen. Die erste Folge wirkte noch recht distanziert und kühl auf mich, doch das änderte sich schon ab Folge 2, wo die Serie mich auch auf einer emotionalen Ebene gepackt hat. Ist bis in die Nebenrollen ganz hervorragend besetzt. So richtig tiefe Einblicke in die Abläufe einer Zeitung erhalten wir hier allerdings nicht. Da würde ich eher die Serie Tokyo Vice empfehlen, und das Buch Seventeen von Hideo Yokoyama.

Netflix

Filme

Millenium Mambo

Um die Jahrtausendwende gedrehter taiwanesischer Film von Hou Hsiao-Hsien über die junge Vicky, die sich in einer toxischen Beziehung mit einem widerlichen Arschloch befindet, lange nicht von ihm loskommt, dann an Jack gerät, der ein anständiger Kerl ist, aber irgendwie auch ein Gangster. So ganz klar wird das nie ausformuliert, Wie so vieles in diesem Film, bei dem ich mir auch nicht sicher bin, ob er immer ganz chronologisch erzählt wird, manche Fragmente wirken etwas verschoben. Eigentlich bin ich auch kein Fan davon, wenn in einem Film die Kamera immer ganz nah an den Figuren ist, es keine Totalen gibt, fast alles in Innenräumen spielt und klaustrophobisch wirkt. Ich mag körperliche Nähe nicht, wenn Leute dicht aufeinander hocken oder stehen, die persönliche Distanz nicht wahren. Und so hatte ich bei dem Film teilweise das Gefühl, dass mir die Figuren zu sehr auf die Pelle rücken. Trotzdem ein sehr guter Film, der sich viel Zeit für seine Szenen nimmt, in denen vor allem Shu Qi als Vicky glänzt (allein schon in der tollen Auftaktszene).

Musik

Florida!!! | Taylor Swift

Taylor Swifts Alben Folklore und Evermore liebe ich, aber ihr neues Album The Tortured Poets Department finde ich langweilig. Die Songs sind alle solide, aber plätschern seicht und monoton vor sich hin. Keine Überraschungen, keine Experimente. Einfach More of the Same. Einzig Florida!!! mit Florence and the Machine sticht etwas heraus.

Tor Online

Die Fischer-Tor-Vorschau fürs Herbst/Winterprogramm 2024 ist inzwischen online.

Und von mir gibt es einen Artikel über die für mich 10 besten animierten Fantasyserien.

Lektüre

In fernen Gefilden| Joanna Russ

Die gedruckte Ausgabe von "In fernen Gefilden" mit dem Cover nach vorne in einem Bücherrregal stehend.

Erster Band der Werkausgabe der feministischen Science-Fiction-Autorin, die das Genre zu ihrer Zeit kräftig auf den Kopf stellte. Hier meine Besprechung.

Worüber ich mich freue

Freibad

Am 1. Mai um 9.00 Uhr habe ich die Freibadsaison eröffnet, und gelernt, 14 Grad Wassertemperatur sind doch etwas kühl. Vom Hals abwärts ging es ja, aber um die Ohren herum hat es richtig wehgetan. Selbst noch, nachdem ich heiß geduscht habe. Im beheizten Nichtschwimmerbecken herrschte reger Betrieb, im Schwimmerbecken waren wir zu dritt. Das wird normalerweise mit Solar leicht beheizt, aber die Anlage musste erst gewartet werden, bevor sie in Betrieb geht. Ein paar Bahnen bin ich trotzdem geschwommen.

Marburg Con

Der Marburg Con letzte Woche war richtig toll. Bei schönstem Wetter habe ich im Bürgerhaus in Niederweimar Leute wiedergetroffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Dazu gab es leckeres Chilli und einen kuriosen Besuch in der Eisdiele ein paar Häuser weiter. Ist eine nette, kleine, familiäre Veranstaltung.

Teichimpressionen

Neues Bild

Meine Mutter hat ein neues Bild in knallig bunten Farbe gemacht, das mir wieder richtig gut gefällt.

Längliches Bild in knallig bunten Farben, die ineinander verlaufen.
Längliches Bild in knallig bunten Farben, die ineinander verlaufen.

Meine Woche: Kobe, Kairo und Taipei

Auf der Mini Theater Journey geht es nach Kobe, ich bespreche einige Serien wie The Gentlemen, 3 Body Problem und 1992 sowie die Film Kairo, Fallen Leaves und Flowers of Taipei. Ozu Yasujiro ist wieder Thema, es gibt Musiktipps und ich freue mich über ein paar Sachen.

Collage aus vier Bildern, drei kleine in der oberen Reihe, ein großes in der unten.
Von oben Links: 1. Ein Greifvogel im Flug mit ausgebreiteten Flügeln. Aufgrund der Lichtverhältnisse ist er nur als Schatten zu sehen, die einzelnen Federn sind aber gut zu erkennen..
2. Szene aus dem Film "Kairo", eine junge Frau sitzt ganz alleine in einem Bus.
3. Abstraktes Bild auf dem die Farben Rot, Orange, Rosa, Weiß und Schwarz ineinander verlaufen.
4. Foto von fünf taiwanesischen Regisseure aus der Dokumentation "Flowers of Taipei".

Youtube

Motomachi Movie Theater (Hyogo, JAPAN) – MINI THEATER JOURNEY

Kobe ist keine unbekannte Stadt für Nicht-Japaner (wohl vor allem durch das Erdbeben von 1995), aber auch nicht groß als Reiseziel bekannt. Das 2010 eröffnete Motomachi Movie Theater wirkt sehr unscheinbar, geht in der Fassade fast unter, aber die Betreiber geben sich alle Mühe, auf sich aufmerksam zu machen. Von allen Kinos, die ich hier bisher vorgestellt habe, wirkt das hier am kleinsten, der Eingangsbereich schon fast klaustrophobisch, der Kinosaal aber sehr gemütlich. Und ich mag Kinos, die nicht nur einfach Filme zeigen, sondern auch Veranstaltungen drumherum organisieren.

Why are Chinese Fans Unhappy with Netflix’s 3 Body Problem?

Fengyun vom Youtube-Kanal Tea with Fengyun erklärt in diesem Video, warum chinesische SF-Fans nicht so glücklich mit der Netlix-Adaption (siehe unten) sind. Dabei geht sie auch auf die Geschichte der chinesischen SF und Cixin Lius Karriere ein sowie die Unterschiede zwischen den Büchern und der Serie.

Musik

Awich – The Union

Eine japanische Rapperin, die ich bisher nicht kannte, aber kürzlich auf dem Coachella-Festival aufgetreten ist, was heißt, dass sie wohl auch international halbwegs bekannt ist. Gefällt mir ganz gut.

Kids DESTROY „Wish“ by NIN / O’Keefe Music Foundation

Sehr schöne Coverversion der O’Keefe Music Foundation des eigentlich nicht ganz jugendfreien Songs Wish von Nine Inch Nails.

Interviews

This Second Is Eternal: Shiguéhiko Hasumi on “Directed by Yasujiro Ozu”

Beim Mubi-Magazin Notebook gibt es ein Interview mit dem japanischen Filmkritiker Hasumi Shiguéhiko, der bereits 1987 eine Standardwerk zu den Filmen von Ozu Yasujiro veröffentlicht hat, das es jetzt mit dem Titel Directed by Yasujiro Ozu in eine englische Übersetzung geschafft hat, und das ich mir natürlich schon bestellt habe.

Artikel

7ème art: Filme von Yasujirō Ozu

Japanuary-Mitstreiterin Miss Booleana hat sich sieben Filme von Ozu Yasujiro angesehen und besprochen. Und nicht nur jene, die es in der Arte-Mediathek gibt.

Victimise people who raise a voice in Britain? Then destroy their families? Not in my name

Ausgezeichneter Kommentar von George Monbiot im Guardian, darüber wie Englands Eliten seit jeher demokratische Entwicklungen unterdrücken und aktuell wieder vermehrt jene kriminalisieren, die friedlich gegen akute Missstände demonstrieren. Alles im Namen des Kapitals und jener, die es besitzen. Eine besorgniserregende Entwicklung, die inzwischen auch in Deutschland angekommen ist und zeigt, dass die Demokratie nicht nur von außen bedroht wird, sondern auch von jenen Akteuren, die in den Schaltzentralen sitzen und sie eigentlich an vorderster Front verteidigen müssten.

Serien

Aktuell schaue ich gar nicht so viele Serien und selten mehr als eine Folge pro Tag. Aber da ich in den letzten Wochenrückblicken keine erwähnt habe, kann ich heute einige gute vorstellen. Momentan ist Netflix wieder mein bevorzugter Streamingdienst, und das nicht nur, weil ich dort japanische Serien schaue, auch mit ihren englischsprachigen Produktionen haben sie einen guten Lauf. Von Ripley fehlen mir noch zwei Folgen, mit One Day bin ich auch noch nicht ganz durch.

The Gentlemen

Guy Ritchie in Hochform, mit einer für ihn typischen Gangstergeschichte, die im selben Universum spielen soll wie der gleichnamige Film, mit dessen Geschichten aber nicht viel gemein hat. Im Prinzip geht es um einen junge Earl, der von seinen Vater nicht nur den Landsitz geerbt hat, sondern auch einen Cannabis-Deal mit Gangstern und seinen durchgeknallten Bruder, der ihn ständig in Schwierigkeiten bringt. Elegant gefilmt, ist jede einzelne Episode unterhaltsam und abwechslungsreich. Hat richtig Spaß gemacht, dabei hatte ich im Vorfeld gar keine große Lust auf die Serie, da ich Ritchies letzten Filme eher mittelmäßig fand. Ist schon ein paar Wochen her, dass ich die Serie gesehen habe, aber erst jetzt ist mir aufgefallen, dass Kaya Scodelario, die die weibliche Hauptfigur großartig spielt, ja Effy aus Skins ist, die auch schon ziemlich bad ass war.

Netflix

3 Body Problem

Die Buchvorlage hatte ich hier schon mal besprochen und auf Tor online einen längeren Artikel über Autor Cixin Liu und sein Verhältnis zu den Uiguren in China geschrieben. Die Hörpspielumsetzung vom WDR ist sehr gelungen, die chinesische Serienadaption habe ich nicht gesehen. Jetzt also haben sich die Game-of-Thrones-Macher David Benioff und D. B. Weiss (mit Hilfe von Alexander Woo) der Buch-Trilogie angenommen und sie deutlich internationaler, vor allem auf Großbritannien konzentriert inszeniert. Dafür wurden Figuren hinzugefügt, die es in der Vorlage nicht gibt, die in der Serie aber den emotionalen Ankerpunkt darstellen, was ich gut finde, da die Figuren im Buch nicht mehr als Pappkulissen sind. Die Serie hat mich jetzt nicht total umgehauen, aber insgesamt habe ich sie gerne gesehen. Aufwendig, auf Hochglanz produziert, setzt sie die faszinierenden SF-Ideen der Bücher gelungen um. Einzig Folge 5 mit dem zerschnittenen Schiff, auf die Weiss und Benioff so stolz sind, fand ich furchtbar und albern. Danach wird die Serie aber gut.

Netflix

1992

Eine herausragende italienische Serie über Politik und Korruption eben im Jahr 1992. Wir folgen einem Ermittler der Staatsanwaltschaft mit persönlichen Motiven, der Erbin eines Pharmakonzerns, einem Rüppel-Politiker der Lega Nord, einem Spin-Doctor aus der Medienbranche und einer Sexarbeiterin mit Ambitionen, alles verflochten zu einer komplexen Handlung, die immer wieder auf reale Ereignisse Bezug nimmt und die Abgründe italienischer Politik aufzeigt. Eine solche Serie aus Deutschland, für mich undenkbar.

Sky/Wow

Filme

Kairo (Pulse)

Ist ein Gruselfilm von Kiyoshi Kurosawa von 2001 über das Internet, Einsamkeit und Depression, in einer Welt spielend, die kalt, industriell und auf unschöne Weise entrückt wirkt. Alles fängt damit an, dass sich ein Freund der Hauptfiguren Kudo Michi und deren Kollegin umbringt, nachdem Kudo bei ihm merkwürdige Bilder auf dem Computermonitor sieht. Diese Phantome auf Monitoren und auch in dem, was die Protagonist*innen als Realität wahrnehmen, ziehen sich durch den ganzen Film. Immer mehr Menschen verhalten sich merkwürdig und/oder verschwinden. Bis das Ganze apokalyptische Züge annimmt.

Normalerweise mag ich es nicht, wenn Filme so kryptisch bleiben, sich jeglichem Erklärungsversuch verweigern, aber in Kairo funktioniert das gut, da die unheimliche Leeren in den Schatten, in denen etwas lauern könnte, uns genügend Raum für Spekulationen lässt. Es gibt hier keine Jump Scares, keinen klassischen Spannungsaufbau, keine Action, es wird nicht gekämpft, und trotzdem steigert sich die unheimliche Atmosphäre wie in einer Spirale. Und das alles erzählt er in wuchtigen Bildern, die gerade durch die ruhige Inszenierung so effektiv wirken.

Kairo ist eine überraschend frühe Kritik am Internet und dem Auseinanderdriften der Gesellschaft durch digitale Vernetzung, vor allem geht es aber um Einsamkeit. Die Figuren bleiben dabei allerdings etwas blass, wir erfahren fast nichts (bis auf einen kurzen Monolog von Harue) über sie und ihr Privatleben. Aber so ein Film ist Kairo einfach nicht.

Regie und Drehbuch stammen von Kurosawa Kiyoshi, von dem ich kürzlich schon Cure besprochen habe, der eine ähnlich düstere Atmosphäre hat. Filmkritiker Hasumi Shiguéhiko nennt ihn im oben verlinkten Interview übrigens als einen der interessantesten aktuellen Regisseure.

Flowers of Taipei

Dokumentarfilm aus dem Jahr 2014 über das Taiwan New Cinema der 1980er-Jahre, als im Zuge der politischen Veränderungen im Land eine neue Generation von Filmemachern antrat, das Kino zu revolutionieren. In der Doku kommen Filmschaffende aus aller Welt zu Wort, die durch diese Filme beeinflusst wurden. Koreeda Hirokazu, dessen Vater aus Taiwan stammt, sagt, ihn haben diese Filme stärker geprägt, als das japanische Kino der 80er. Auch Jia Zhangke schwärmt von diesen Filmen, bei dem sich diese Einflüsse wohl am stärksten im Werk widerspiegeln, ebenso bei Kiyoshi Kurosawa und Apichatpong Weerasethakul. Bei Olivier Assayas eher weniger.

Mit Taiwan New Cinema sind vor allem die Regisseure Edward Yang, Hou Hsiao-Hsien, Chang Yi, Chen Kun-hou, Wan Jen und Wang Toon gemeint. In der Doku kommen vor allem jene zu Wort, die von diesem Kinos beeinflusst wurden, erst am Ende des Films dann zwei der taiwanesischen Filmschaffenden selbst. Tsai Ming-liang sagt nur kurz, dass er sich nicht zum Taiwan New Cinema zähle, und Hou Hsiao-Hsien meint, dass damit der Niedergang der Filmindustrie begann.

Ich selbst habe schon als Jugendlicher in den 90ern Tsai Ming-liang Rebellen im Neonlicht gesehen und war total fasziniert von der Inszenierung. Die Filme zeichnen sich vor allem durch Ruhe und Langsamkeit aus sowie einen realistischen, direkten Blick auf die Welt, anders als z. B. die meist magische, romantisierte Atmosphäre in Hongkong-Filmen. Apropos, im Abspann steht Ann Hui bei den Interviewten, mir ist sie im Film aber nicht aufgefallen, wurde wohl rausgeschnitten. Edward Yangs The Terrorizers habe ich kürzlich erst besprochen.

Eine sehr sehenswerte Doku der taiwanesisch-französischen Filmemacherin
Chinlin Hsieh, die einen guten Eindruck von dieser bestimmten Ära des taiwanesischen Kinos und den tollen Filmen vermittelt. Ich habe direkt Lust darauf bekommen, einige der hier erwähnten Filme zu sehen, die ich teilweise auch schon länger auf meiner Wunschliste stehen habe. Leider sind die meisten davon nur schwer oder gar nicht zu bekommen.

Fallen Leaves (Kuolleet lehdet)

Der aktuelle Film von Aki Kaurismäki über zwei Menschen mittleren Alters (oh Gott, Google sagt, die sind in meinem Alter), die in finanziell benachteiligten Verhältnissen Leben und vom Leben nicht mehr viel erwarten. Er Alkoholiker, sie einsam. Zaghaft nähern sie sich an. Lakonisch mit trockenem Humor gefilmt, durchaus tragisch, eingerahmt in Radiomeldungen zum Krieg gegen die Ukraine. Im Kino schauen sie The Dead Don’t Die, und ich stelle mir vor, dass Kaurismäki und Jarmusch Kumpels sind, denn ihre Filme sind sich vom Wesen her zu ähnlich, als das wir in einer Welt leben könnten, in der die beiden nicht Kumpels sind.

Blog

Hier auf dem Blog habe ich kürzlich alle Besprechungen japanischer Filme aus meinen Wochenrückblicken zusammengefasst.

Und bin in einem Beitrag darauf eingegangen, warum ich mich so schlecht von Büchern trennen kann.

Tor Online

„Was wäre, wenn …?“ – Alternate History als Genre

Was wäre wenn, die Nazis den 2. Weltkrieg gewonnen hätten? Oder wenn die Sowjetunion zuerst auf dem Mond gelandet wäre? Solchen Fragen geht die Alternate History als Untergenre der Science Fiction nach. Lena Richter stellt es uns vor.

Weltraumgeschichten sind Horrorgeschichten

Im Weltraum hört dich niemand schreien, heißt es. Doch dafür braucht es gar kein mörderisches Alien, denn dort kann dich alles töten, beim kleinsten Fehler. Emily Hughes erzählt uns, warum das Weltall der blanke Horror ist.

Worüber ich mich freue

Ein neues Bild meiner Mutter.

Abstraktes Bild auf dem die Farben Rot, Orange, Rosa, Weiß und Schwarz ineinander verlaufen.

Die Greifvögel, die regelmäßig über unserem Grundstück kreisen.

Ein Greifvogel im Flug mit ausgebreiteten Flügeln. Aufgrund der Lichtverhältnisse ist er nur als Schatten zu sehen, die einzelnen Federn sind aber gut zu erkennen.

Ausblick

Nächste Woche wird es vermutlich keinen Wochenrückblick geben. Diese Woche war sehr ruhig, das Haus habe ich nur zum Einkaufen verlassen. Das sieht in der kommenden Woche anders aus. Zahnarzttermin, TÜV in der einen Werkstatt, Sommerreifen in der anderen und am Samstag möchte ich (wenn mein Auto es über den TÜV schafft) zum Marburg Con nach Niederweimar fahren.

Meine Woche: Schamanen, Schlangen und Tokyo bei Nacht

Der Hauptschwerpunkt liegt natürlich wieder auf Japan, mit den Filmen River – The Time Loop Hotel und Inu-Oh sowie der Fortsetzung der Mini Theater Journey und zwei schicken Videos zu Tokyo bei Nacht. Aber ich stelle auch drei interessante Filme aus Lateinamerika vor, die sich mit unterschiedlichen Aspekten der Kolonialisierung auseinandersetzen.

Collage aus vier Screenhots. Drei kleine in der oberen Reihe, ein großes in der unteren.
1. Männliche Hauptfigur aus "Adios Buenes Aires" sitzt auf einem Dach und spielt Ziehharmonika.
2. Weibliche Hauptfigur aus "River" in einem Kimono von vorne zu sehen.
3. Der junge Schamane aus "Der Schamane und die Schlange" in Nahaufnahme von vorne.
4.  Ein Straße in Tokio bei Nacht, die vorbeigehenden Passanten mit Regenschirm spiegeln sich in einer Pfütze im Neonlicht.

Youtube

Cinematic Reality: Japan | Photography Journey from Tokyo to Osaka

Sehr schöner halbstündiger Film von illkoncept, der in tollen Bildern, das Stadtleben von Tokyo und Osaka (vor allem bei Nacht) gefilmt hat. Einfach unterlegt mit entspannter Musik, die hier und da mit den vielen Neonlichtern im Regen Bladrunner-Vibes aufkommen lässt.

Tokyo Solitude

Sehr elegant gedrehter Kurzfilm von teemu.mp4 , der ganz ohne Worte auskommt und drei einsame Menschen in Tokyo bei Nacht zeigt.

Jig Theater (Tottori, JAPAN) – MINI THEATER JOURNEY

So klein sind die Städte der Mini Theater Journey meist gar nicht, Tottori hat fast 200.000 Einwohner und liegt an der Westküste Japans. Das Jig Theater wirkt nicht wie ein klassisches Kino, eher wie ein Schulgebäude, was daran liegt, dass es tatsächlich eine Grundschule war. Wie auch bei den anderen Kinos der Tour gibt es hier ein Café, eine Bibliothek und einen kleinen Verkaufsbereich. Das wirkt schon alles sehr improvisiert, aber auch knuddelig und wie aus der Gemeinschaft für die Gemeinschaft. Ich muss da an das Uni-Kino aus meinem ersten Studium in Siegen denken.

Artikel

Five Films for Learning Japanese. Recommendations from Experts in Japanese Language Education

Das Japanese Filmfest (von der Japanese Foundation) hat auch immer wieder interessante Artikel. So dieser hier, in dem von Experten fünf Filme für Menschen empfohlen werden, die Japanisch lernen. Bisher habe ich davon nur Summer Wars gesehen.

Ich schaue relativ viele japanische Filmen und Serien und empfinde es als sehr hilfreich. Zum einen, was die Aussprache angeht, aber auch in Bezug auf Begriffe, Redewendungen oder Sprechweisen, die in offiziellen Lernmaterialien nicht erwähnt werden, aber nah am japanischen Alltag sind. Allerdings muss man dort auch vorsichtig sein, denn in vielen Animes wird zum Beispiel kein alltägliches Japanisch gesprochen, ebenso wenig in historischen Serien und Filmen. Und ich freue mich auch einfach über die kleinen Erfolgserlebnisse, wieder mal ein Wort oder gar einen ganzen Satz verstanden zu haben. Sich jeden Tag mit Japanisch zu umgeben, ist einfach hilfreich, aber das gezielt einzusetzen, dürfte noch effizienter sein.

Veranstaltungen

Japan Food Festival

Vom 31. Mai bis zum 2. Juni findet in Düsseldorf das Japan Food Festival statt. Düsseldorf ist ja bekannt für seine große japanische Gemeinde, da wird es sicher viel leckeres authentisches Essen geben. Leider überschneidet sich der Termin mit der Nippon Connection in Frankfurt.

Hörspiel

Hardland

Ich habe diese Woche die ersten beiden Folgen von Hardland gehört, der ARD-Hörspielumsetzung des gleichnamigen Romans von Benedict Wells, den ich ganz gut fand. Das Hörspiel ist sicher nicht schlecht gemacht, hört sich aber sehr öffentlich-rechtlich an. Nicht falsch verstehen. Ich mag die Hörspiele, des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Das legendäre Herr der Ringe-Hörspiel, Die drei Sonnen oder ganz aktuelles wie Mia Insomnia. Aber Hardland hört sich so gar nicht nach USA der 1980er an, nicht nach den Filmen, die Vorbild für Wells waren. Ich finde es schon zu kunstvoll inszeniert. Hier wird in den Dialogen auch noch deutlicher, dass Jugendliche einfach nicht so reden, wie sie es in dem Roman tun. Wirkt stellenweise auch wie eine inszenierte Lesung, da es sich mit dem hohen Erzähleranteil nicht von der Vorlage lösen möchte, und ich vermute mal, teile der Musikeinlagen stammen von dem Singer/Songwriter, der mit Wells seinerzeit auf Lesetour war.

ARD-Audiothek

Filme

Ich habe nicht nur eine Leidenschaft für Japan, sondern seit meinem Brasilienaufenthalt 2006 auch ein großes Interesse an Lateinamerika und seiner Geschichte. Diese Woche habe ich drei Filme gesehen, die in Kolumbien, Chile und Argentinien spielen und unterschiedliche Phasen der Geschichte abdecken. Geprägt sind sie allle von der Brutalität und den verheerenden Wirkungen des Kolonialismus. Selbst Adiós Buenos Aires, in dem die große Wirtschaftskrise von 2001 thematisiert wird. Hier wurde das Land von den korrupten Eliten, den Nachfahren und Erben der Kolonialisten geplündert und ruiniert, in Strukturen, die seit über 200 Jahren bestehen.

Der Schamane und die Schlange (El abrazo de la serpiente)

Zwei Forscher, die im Abstand von 40 Jahren den Amazonas bereisen und von einem indigenen Schamanen begleitet werden. Eine Reise ins Herz der kolonialen Finsternis, auf der Suche nach Kautschuk und Gott. Ein fast meditativer Film über den Verlust, nein Raub von Kultur, das herzlose Wesen der Unterdrückung und die Beschaffenheit der Welt. Basierend auf den Aufzeichnungen von Theodor Koch-Grünberg.

Mubi

Colonos

Großgrundbesitzer José Menéndez, der pervers viel Land in Patagonien besitzt, schickt Anfang des 20. Jahrhunderts ein dreiköpfiges Killerkommando los, um sein Land von den lästigen Indigenen zu säubern. Das Kommando zieht mordend und vergewaltigend durchs Land, bekommen aber zum Teil auch, was sie verdienen. Bildgewaltige, düstere Anklage an den Kolonialismus, der den Gründungsmythos von Chile zerstört. Wie ein Western inszeniert. Auch Der Schamane und die Schlange ist eine Anklage an die Ausbeutung durch den Kolonialismus, enthält aber viele poetische Phasen und es wird gelacht. In Colonos lacht niemand. Basiert auf einer wahren Geschichte. An Originalschauplätzen konnte nur sehr eingeschränkt afu einer Mülldeponie und am Flughafen gedreht werden, da das Land noch immer der Familie Menéndez gehört.

Mubi

Adiós Buenos Aires

Über einen alleinerziehenden Vater mit Schuhgeschäft und Tango-Band während der großen Wirtschaftskrise von 2001 in Argentinien, der das Land verlassen möchte, da er keine Hoffnung mehr hat, dass es dort besser wird. Bis ihm eine rabiate Taxifahrerin ins Auto fährt. Schöner kleiner Film, wenn auch keine Filmperle, da er sehr vorhersehbar und kitschig verläuft, aber mit liebenswert schrulligen Figuren, kleinen Alltagspoesien und angenehmer Melancholie.

Inu-Oh

Vorweg als Warnung, dieser Anime ist vor allem ein Musikfilm, es wird also die meiste Zeit musiziert und gesungen. In der ersten Hälfte vor allem mit der Biwa im Stil des Noh-Theaters, ab der Mitte wandelt sich der Film zu einer opulenten Rock-Oper. Als ich den Film startete, musste ich vom Zeichenstil her und der Dynamik direkt an Night Is Short Walk On Girl denken, und siehe da, er ist vom gleichen Studio und Regisseur Masaaki Yuasa. Eine klassische japanische Geschichte erzählt in einer Mischung aus Tradition und Moderne.

River – Time Loop Hotel (Ribâ, nagarenaide yo)

Habt ihr schon Beyond the Infinite Two Minutes gesehen? Falls nicht, solltet ihr das schnell nachholen. Ein toller kleiner Film über jemanden, der auf seinem Fernseher eine Botschaft aus zwei Minuten in der Zukunft empfängt – von sich selbst. Was daraus in diesem begrenzten Setting gemacht wird, ist genial.

Auch in River vom gleichen Filmteam geht es um zwei Minuten, nur wiederholen die sich hier immer wieder. Die Mitarbeiter*innen und Gäste (das sind tatsächlich nur Männer) eines schnuckeligen Hotels mit Onsen sind in einer zweiminütigen Zeitschleife gefangen, müssen der Sache auf den Grund gehen und finden dabei einiges über sich selbst raus.

Wirklich erstaunlich, was auch hier wieder aus einer kleinen Idee auf engen Raum und mit begrenztem Ensemble gemacht wird. Und das in der knappen Zeit, die wie im Flug vergeht und den Film zu keiner Zeit langweilig macht. Nur die Auflösung ist mir einen Tick zu albern geraten, beeinflusst meine Einschätzung des Films aber nur minimal. Ganz so großartig wie Beyond the Infinite Two Minutes ist er nicht, aber dafür eine tolle Wohlfühlkomödie mit einem Cast, der sichtlich Spaß an der Sache hat. Das Drehbuch stammt von Makoto Ueda, der auch schon Night is Short, Walk On Girl und Time Machine Blues geschrieben hat.

Musik

Ren – Mackay

Einer der aufregendsten jungen Musiker ist für mich aktuell Ren (Hi Ren). Mein Lieblingssong von ihm ist das grandiose Duett Chalk Outline mit Chinchilla. Auch seine Rap-Songs wie Hunger oder Losing It sind fantastisch. Sein neustes Werk, Mackay, ist ein Klavierinstrumental und steht den anderen Songs in nichts nach.

Lektüre

Das Leuchten der Rentiere | Ann-Helén Laestadius

Bücher aus Schweden habe ich schon so einige gelesen, und nicht nur Krimis. Doch das indigene Volk der Samen kam darin nicht vor, auch nicht in den Filmen und Serien, die ich bisher gesehen habe. Ann-Helén Laestadius ist selbst Sámi und hat mit Das Leuchten der Rentiere der Lebensweise ihres Volkes ein Denkmal gesetzt. Hier geht es zu meiner Besprechung.

Tor Online

Deutschsprachige Phantastik auf Irland-Reise

Judith Vogt wurde nach Irland eingeladen, um an drei Universitäten aus ihren Werken zu lesen und Vorträge und Workshops zur progressiven Phantastik zu halten. Für uns hat sie einen spannenden Reisebericht verfasst.

Manegen durch andere Welten: Der Zirkus in der Fantasy

Und Alessandra Reß hat sich dem Thema Zirkus in der Phantastik gewidmet.

Meine Woche: Okinonawa, Carcosa und Treckerterroristen

Mein Wochenrückblick mit Filmen wie Das Lehrerzimmer und The Terroriziers, den Serien Odd Taxi und Somebody Feed Phil, Musik von Nick Cave und Hana Vu sowie der Mini Theater Journey in Okinawa und vielem mehr.

Collage aus vier Bildern, drei kleine quadratische oben, ein großes in der unteren Reihe, alles Screenshots auf Filmen und Serien, von links nach rechts: 1. Die schreiende Hauptdarstellerin aus "Das Lehrerzimmer", 2. Szene aus "Somebody Feed Phil" in der Phil rechts im Bild in einen Bürger beißt. 3. Szene aus "The Terrorizers", Protagonistin sieht sich selbst in einer Fotocollage an der Wand, 4. Das tierische Ensemble aus der Anime-Serie "Odd Taxi" vor der nächtlichen Kulisse Tokios.

Diese Woche zeigte sich, dass es bei den anhaltenden Bauernprotesten zahlreiche Unfälle mit Verletzten gab. Doch all jene, die bei der letzten Generation schnell von Klimaterroristen sprachen, sind hier erstaunlich still, kein Wort von der Bauern-RAF oder Treckerterroristen. Dabei haben sich die, anfangs sicher noch halbwegs legitimen, Proste inzwischen zu einem hasserfüllten rechten Mob entwickelt, für den ich kein Verständnis aufbringen kann. Und während der Rechtsstaat mit hartem Knie auf den Hälsen minderjähriger, friedlicher Demonstranten kniet, wird der rechte Mob auf Traktoren vom Rechtsstaat nicht mit Quarz-, sondern mit Samthandschuhen angefasst.

Youtube

Mini Theater Journey: Sakurazaka Theater (Okinawa, JAPAN)

Weiter geht es mit der Vorstellungsreihe kleiner, unabhängiger Kinos in Japan durch das JFF bzw. die Japanese Foundation.

Okinawa ist der Teil Japans, der am ehesten an eine Südseeinsel erinnert, mit Palmen und subtropischem Klima. Das Sakurazaka Theater ist ein kleines Kino, das eine möglichst breite Bevölkerungsschicht ansprechen möchte, und kein elitäres Arthouse-Kino nur für bestimmte Gesellschaftsklassen sein will. Daneben gibt es eine interessante Bandbreite an Shops und Workshops.

Ich muss zugeben, das Kino selbst sticht jetzt nicht besonder heraus, aber Okinawa dürfte die weite Anreise durchaus wert sein. Ein Begriff ist mir die Insel-Kette natürlich schon seit meiner Kindheit, seit ich Karate Kid 2: Entscheidung in Okinawa gesehen habe. Interessant finde ich die Präfektur vor allem, weil sie erst seit 1879 Teil von Japan ist, und bis dahin das Königreich Ryūkyū war. Dementsprechend gelten die Einwohne*innen auch als relativ rebellisch und eigenwillig. Die Ryūkyū haben eine eigene Kultur und eigene Sprachen. Und ich finde es immer interessant, mehr über indigene Bevölkerungen zu erfahren. Sollte es zeitlich und finanziell machbar sein, möchte ich auf jeden Fall für ein paar Tage nach Okinawa.

Das japanische Wort für „Film“ lautet übrigens „eiga“ (えいが), ausgesprochen wird es „eega“. Das Wort für „Kino“ ist „eigakan“ (えいがかん). „Kino“ (きのう) gibt es im Japanischen auch, das heißt aber „gestern“.

Doku

Insider Deutsche Bahn

Drei Insider plaudern aus dem Nähkästchen, was die Tricks der Deutschen Bahn gegenüber den Kund*innen angeht. Durchaus interessant, auch wenn die Inspector-Closeau-Verkleidungen etwas befremdlich wirken. Die Kopfkissen an den Sitzen waren mir schon immer suspekt, wie sich zeigt, zu Recht. Die werden so gut wie nie gewechselt oder gereinigt. Das sind schwabbelige, verhaarte Keimherde.

Tja, das wollte ich eigentlich über die Doku schreiben, doch nach massiver Kritik hat das ZDF sie inzwischen aus der Mediathek genommen. Und zwar zu Recht. Was hier als vermeintliches Insider-Wissen inszeniert wurde, sind teils weithin bekannte Tatsachen. Da wird so getan, als wäre es skandalös, dass die Bahn bei Verspätungen, die von dritten Personen ausgelöst wurden, keine Rückerstattungen bezahlt. Es gibt vieles, was bei der Deutschen Bahn zu Recht kritisiert wird, aber diese Reportage wirkte doch sehr unseriös und reißerisch.

Das erstaunliche Leben der Ratten

Spannende Reportage über das Verhalten von Ratten in Metropolen wie New York und Vancouver. Mit einigen erstaunlichen Erkenntnissen. Das sind schon faszinierende Tiere, sehr intelligent und anpassungsfähig. Das „Rattenproblem“ ist übrigens menschengemacht.

ZDF-Mediathek

Artikel

Die Blicke unserer Mütter

Sehr interessanter Beitrag von Sophia Fritz darüber, wie sehr das Patriarchat auch im Blick von Müttern auf ihre Töchter verankert ist. Die permanente Suche nach „Fehlern“ im Äußeren, der ständig auf den Töchtern lastende soziale Druck.

Normalisierung und ihre Folgen

Die taz über die erneute Wahl eines AFD-Bürgermeisters und wie sehr sich das schon normalisiert hat, nachdem es beim letzten Mal noch einen medialen Aufschrei gab. Einher geht damit eine weitere Verrohung der politischen Stimmung und zunehmende Gewalt gegen Demokraten. Der AFD-Politiker hier steht dem Höcke-Flügel nahe und dürfte wohl als Rechtsextremist durchgehen, während sein Vorgänger, der lange unter rechten Anfeindungen litt, sich das Leben genommen hat.

Blogs

Warum Verfilmung einer Serie vorzuziehen wäre. Die große „Neuromancer“-Besprechung.

Da Apple kürzlich angekündigt hat, eine Serie zu William Gibsons Kultroman Neuromancer zu produzieren, hat sich Sören Heim dem Roman auf seinem Blog noch mal ausführlich gewidmet und geht vor allem auf sein sprachliches Niveau ein. Ich persönlich brauche keine Verfilmung (auch wenn mir die Gibson-Serie The Peripheral durchaus gefallen hat), da ich finde, dass in letzter Zeit schon genügend Werke alter weißer (und teils toter) Männer verfilmt wurden. Verfilmt endlich mal die aufregenden Werke jüngerer Autor*innen of Color!

Lektüre

Harmony | Project Itoh

Wo fängt der menschliche Wille an? Wo besteht er nur aus neuronalen Prozessen im Gehirn? Was macht das Bewusstsein aus? Und was wären wir ohne? In seinem Science-Fiction-Roman Harmony geht der japanische Schriftsteller Project Itoh den ganz großen Fragen der Menschheit nach.

Meine komplette Besprechung auf Lesenswelt

Farbige E-Book-Ausgabe des Romans "Harmony".

Tor Online

Sparks: Die Magie der Funken – Ein Gutachter berichtet

Was hat es eigentlich mit Manuskriptgutachten auf sich? Welche Rolle spielen sie bei Verlagsentscheidungen? Anhand unseres aktuellen Romans Sparks – Die Magie der Funken  von J. R. Dawson gewährt euch Gutachter Markus Mäurer einen kleinen Blick hinter die Kulissen.

Ein Buch, das mir sehr am Herzen liegt.

Hardcover-Ausgabe des Buchs "Sparks - Die Magie der Funken" mit dem Titelbild nach vorne in einem Bücherregal stehend.

LitRPG: Alles, was du über das Genre wissen musst

Eine Charakterklasse wählen, bei Level 1 starten, Kräuter sammeln und dann langsam hochleveln: Klingt nach einem Online-Rollenspiel, gibt es aber auch in Buchform. Ein Blick in die Welt der LitRPGs von Alessandra Reß.“

Ein sehr interessanter Artikel über ein Subgenre, über das ich bisher praktisch nichts wusste.

Filme

The Terrorizers (Kongbu Fenzi, 1986)

Relativ früher Film des taiwanesischen Regisseurs Edward Yang über eine unglückliche Ehe und einen jungen Fotografen, der von einer Frau besessen ist, die vor der Polizei flieht. Leicht kryptisch gehalten, was die Handlungsstränge angeht, die sich am Ende zwar zusammenfügen, aber nicht immer Sinn ergeben. Aber der Film setzt auch mehr auf Atmosphäre und Stimmung. Den Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls. Sehenswert, wenn auch kein Meisterwerk.

Mubi

American Fiction

In American Fiction stecken zwei gute Filme: ein Familiendrama über Tod und Demenz, und eine (sehr treffende) Satire auf die Buchbranche. Alles dabei richtig toll gespielt, vor allem von Jefrey Wright. Aber beides passt für mich nicht ganz zusammen. Ein unterhaltsamer Film, aber nicht ganz stimmig.

Prime

Das Lehrerzimmer

Von İlker Çatak über eine junge Lehrerin an einer neuen Schule, die eine Schulmitarbeiterin (vermeintlich?) beim Klauen filmt, was einige unschöne Ereignisse zur Folge hat, unter anderem auch, weil der Sohn der Mitarbeiterin in der Klasse der Lehrerin ist. Anfangs dachte ich noch: Och nö, 4:3 muss das sein. Aber das Format fängt das Kammerspielartige des Film, der ausschließlich an der Schule spielt, aus Perspektive der Lehrerin gut ein und sorgt für eine steigende bedrückende Beklemmung ob der Situation. Ein sehr guter Film, nur die Sache mit dem Rubiks-Zauberwürfel war mir zu viel.

Prime

Serien

Odd Taxi

Noch mal danke für den Tipp, Simone! Anime-Serie über einen Taxifahrer, der in die Angelegenheiten seiner Fahrgäste verwickelt wird, darunter eine Idol-Band, ein Comedy-Duo, Yakuza und andere Nachtgestalten. Hat eine ganz tolle Atmosphäre und erzählt originelle Geschichten. Die finale Folge ist grandios. Ach ja, alle Menschen sind Tiere.

Crunchyroll

Somebeody Feed Phil (Season 7)

Es gibt ja Leute, die können Phils kindliche Begeisterung für Essen nicht ertragen, ich finde sie wunderbar. Die Serie verursacht bei mir verlässlich gute Laune, weshalb ich nie mehr als eine Folge pro Tag schaue, da ich ein Maximum an guter Laune herausholen möchte. Die aktuelle Staffel hat gleich acht neue Folgen, in denen es nach Bombay, Kyoto, Washington, Orlando, Dubai, Taipeh, Island und Schottland geht. Vor allem die Dubai-Folge hat mich überrascht. Das ist so ziemlich der letzte Ort, an den ich mal reisen möchte, aber Phil hat ein paar interessante Flecken und Menschen in der Altstadt entdeckt, die die Stadt in einem anderen Licht erscheinen lassen. Und das ihm der superteuere mit Gold überzogenen Burger im Burj Khalifa auf den Boden fällt, ist ein wunderbares Symbol. Ansonsten sind meine Anspielstipps Kyoto, Taipeh und Bombay. Die Produktion scheint vor allem in Sachen Kamera noch mal einen Sprung nach oben gemacht zu haben, die Aufnahmen der Orte sind wunderschön. Ist aber keine Show für Veganer*innen.

Netflix

Neu im Regal

Carcosa-Memoranda

Diese Woche hatte ich ein Paket aus dem Memoranda Verlag im Briefkasten, zu dem auch das Imprint Carcosa gehört.

Fünf Bücher, drei oben, zwei unten, auf einem Tisch ausgelegt: "In fernen Gefilden" von Joanna Russ, "Schwelende Rebellion" von Leigh Brackett, "Das Einstein-Vermächtnis" von Samuel R. Delany, "Oktoberrevolutioin 1967" von Kir Bulytschow und "Die Sterne Leuchten am Erdenhimmel" herausgegeben von Sylvana Freyberg.

Die Sterne leuchten am Erdenhimmel ist eine Anthologie mit südkoreanischen Science-Fiction-Kurzgeschichten. Mein Schwerpunkt liegt zwar auf Japan, aber ich habe auch großes Interesse an Südkorea, zumal beide Länder ja auf eine lange, wenn auch turbulente, gemeinsame Geschichte zurückblicken.

Oktoberrevolution 1967 von Kir Bulytschow wurde mir von Verleger Hardy Kettlitz empfohlen. Und als alter Golkonda-Fan (vom ursprünglichen Verlag, nicht dem rechtsbraunversifften Überbleibsel, das der Europa Verlag daraus gemacht hat, siehe Thor Kunkel) bin ich natürlich sehr an Hannes Riffels neuem Projekt Carcosa interessiert, das vor allem progressive Klassiker wieder oder erstmals nach Deutschland bringt, die in den letzten Jahrzehnten leider etwas in Vergessenheit geraten sind. Von Joana Russ wollte ich schon immer mal was lesen, Gleiches gilt für Leigh Brackett.

Mehr zu Carcosa gibt es auf dem Blog von Hannes Riffel.

Musik

Nick Cave | Wild God

Neuer Song von Nick Cave. Gefällt mir. Erinnert ein wenig an das Doppelalbum Abattoir Blues/The Lyre of Orpheus, das ich sehr mag. Bin schon sehr auf das gleichnamige Album gespannt, das am 30. August erscheint.

Hana Vu | Care

Junge Singer-Songwriterin aus Los Angeles, die ich bisher nicht kannte. Toller Song. Eine ihrer EPs heißt Nicole Kidman / Anne Hathaway.

Meine Woche 28.01.2023: Tätowierte Helden, Schöpfer und Außenseiter

Meine Woche in Filmen, Dokus, Artikeln und Youtube-Videos. Neo-Noir in Shanghai, Tätowierungen in Japan, Coppolas The Outsiders, Edwards The Creator und die Frage, ob SF-Autor*innen heute weniger subtil schreiben

Collage aus vier Screenshots. Oben drei kleine quadratische in eine Reihe, unten ein großes rechteckiges: Von oben links nach rechts bis unten: Das Kind aus "The Creator" lächelnd, eine Horimono-Tätowierung über einen gesamten Rücken, Ralf Macchio in "The Outsiders" und die beiden Hauptfiguren aus "Suzhou River" mit Helmen ohne Visier auf einem Motorrad im Seitenprofil.

Die letzten beiden Wochen haben mich überrascht. Vor allem, wie viele Menschen an so vielen Orten gegen die AFD und den Rechtsruck in diesem Land auf die Straße gegangen sind. Bisher war mein Eindruck, dass ein Großteil der Bevölkerung tatsächlich wie „Schlafschafe“ durch das zunehmende Erodieren der Demokratie schlurfen. Ich hoffe, dass das Momentum anhält und eine breite Bürgerbewegung gegen Rechtsextremismus entsteht. Ein Rechtsextremismus, der sich nicht nur in den offensichtlich rechtsradikalen Parteien zeigt, sondern auch tief in Volksparteien wie der CDU verwurzelt ist (siehe z. B. die Umtriebe des ehemaligen Berliner Finanzsenators, von der sogenannten Werteunion ganz zu schweigen).

Youtube

Do SFF Authors Think We Are Stupid Now

Unter dem etwas reißerischen Titel Do SFF Authors Think We Are Stupid Now verbirgt sich ein differenzierter Videoessay zur Frage, ob Phantastikautor*innen heutzutage weniger subtil und mehr mit dem Holzhammer schreiben als früher. Dabei ist zu erwähnen, dass Bookborn nicht die Inhalte der hier erwähnten Bücher kritisiert (ist also kein Anti-Woke-Beitrag), sondern, wie sie vermittelt werden. Interessant finde ich die Theorie, dass es daran liegen könnte, dass so viele Leser*innen im Internet ihre Meinung äußern und die Autor*innen kein Risiko eingehen wollen, missverstanden oder auf eine Weise interpretiert zu werden, die ihnen missfällt. Von den hier erwähnten Büchern habe ich The Calculating Stars gelesen und mochte es. Der Argumentation, es sei wenig subtil habe ich aber nichts entgegenzusetzen. Ob das gut oder schlecht ist, lasse ich mal offen.

Artikel

Es zählt nur die Qualität – Über ein fadenscheiniges Argument

Wieder und wieder dieselbe Formulierung, da kommt man um die Schlussfolgerung kaum herum, dass hier wohl tatsächlich jemand glaubt, Männer schrieben die besseren Bücher. Das einzige Problem: Man darf es nicht mehr sagen.

Nicoele Seifert

Sehr interessanter Artikel von Nicole Seifert bei 54Books, in dem sie das Nur-die-Qualität-zählt-Argument in der Kultur fundiert auseinandernimmt.

Doku

Japans tätowierte Helden

Wer sich schon mal ein wenig mit Japan beschäftigt hat, weiß, dass Tätowierungen dort gesellschaftlich verpönt sind (im öffentlichen Bad, dem Onsen, sind sie meist verboten), da sie meist mit der organisierten Kriminalität, also der Yakuza assoziiert werden. Das war aber nicht immer so. Während der Edo-Periode waren die Horimono-Tätowierung weit verbreitet, vor allem unter den Feuerwehrleuten, die sich heldenhaft dem feurigen Inferno gestellt haben. Horimono haben feste Motive, die bestimmte Geschichten von mythischen Helden erzählen. Heute werden sie vor allem von den Tobi getragen, den Gerüstbauern. Die Doku zeigt einige von ihnen, wie sie tätowiert werden, aber auch wie sie organisiert sind und einmal im Jahr offen auf der Straße bei einem Festumzug ihre Kunstwerke präsentieren. So langsam scheint es ein Umdenken zu geben, was das Ansehen solcher Tätowierungen gibt.

Arte-Mediathek

Blog

Auf meinem Blog habe ich noch das japanische Gruselmeisterwerk Kwaidan besprochen.

Tor Online

Lena Richter ist in ihrem Artikel Noch ein Zwergenbier? Der allgegenwärtige Alkohol in der Phantastik der Frage nachgegangen, warum Alkohol in der Phantastik eine so große Rolle spielt und ob es nicht anders geht.

Und in meinen SFF News geht es um einen neuen Indiana Jones, Ungereimtheiten bei den Hugo Awards und Denis Schecks Empfehlung des historischen Retro-SF-Roman Der eiserne Marquis, der sich superinteressant anhört, mir mit 36 Euro aber auch etwas zu teuer ist.

Film

The Outsiders – The Complete Novel

Nachdem 1967 der Roman der damals erst 19 Jahre alten Susan E. Hinton erschien, dachten sich einige Kinder und Jugendliche, dass würde doch einen tollen Film abgeben, und deren Bibliothekarin schrieb das so Francis Ford Coppola, der sich wiederum dachte, ja super Idee, mach ich, und zwar mit Patrick Swayze, Tom Cruise, Rob Low, Emilio Estevez, Matt Dillon, Diane Lane, Flea und Tom Waits, aber die Hauptrollen, die Spielen C. Thomas Howell und Ralph Macchio.

Im Prinzip ist es die klassische amerikanische Außenseitergeschichte, von sozial und finanziell benachteiligten Jugendlichen, die von der Gesellschaft als ausgegrenzt werden und sich damit dann identifizieren.

Robert Ebert beschwerte sich, Coppola habe sich zu sehr darauf konzentriert, Szenen wie Gemälde zu inszenieren, statt den Figuren Raum zu geben. Ich vermute mal, dass sich das auf die gekürzte Fassung bezieht. Manche Szenen vor dem Sonnenuntergang sehen aber wirklich sehr künstlich nach Studio aus, wenn auch schön.

The Outsiders ist ein guter, aber kein sehr guter Film, der auch für das Jahr 1983 keine wirklich neue Geschichte erzählt, aber einen guten Fokus auf die Familiendynamik der drei Brüder legt, deren Eltern verstorben sind.

Der Film erschien ursprünglich in einer vom Studio stark gekürzten 90-minütigen Fassung, 2005 dann endlich die komplette mit 113 Min., in Deutschland aber erst 2023.

Paramount+

Suzhou River (Suzhou He)

Suzhou River aus dem Jahr 2000 ist ein Neo-Noir-Film, der in einem industriellen Randgebiet von Shanghai spielt, das nichts mit der Hochglanzmetropole zu tun hat, die wir heute kennen. Rauchende Schlote, bröckelnde Fassaden, abbruchreife Häuser, ein verschmutzter Fluss und Menschen, die ums Überleben kämpfen. Es geht um einen Kleinganoven, der Jahre nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis nach jenem Mädchen sucht, das einst auf der Flucht vor ihm in den Fluss sprang, und der nun eine Frau kennenlernt, die als Meerjungfrau arbeitet und der Gesuchten sehr ähnlich sieht.

Erinnert von der Atmosphäre her an eine Mischung aus Wong-Kar Wei und Jia Zhangke. Wer Probleme mit Wackeldackelkameras hat, ist hier aber im falschen Film, den die Kamera wackelt praktisch von Anfang bis Ende, da oft eine Egoperspektive eingenommen wird, was durchaus interessant ist, aber es schwer macht, die Untertitel zu lesen.

Suzhou River ist ein chinesischer Film, wurde aber von einigen öffentlich-rechtlichen Sendern mitproduziert und die Postproduktion hat in Babelsberg stattgefunden.

Mubi

The Creator

Die Welt, in der The Creator spielt, finde ich superinteressant, visuell ist der Film beeindruckend, vor allem mit dem Wissen, wie und wo er gedreht wurde, nämlich vor Ort, mit kleiner Crew, nicht auf der Live Stage. Inhaltlich fand ich ihn allerdings ziemlich schwach, da er fast komplett nach demselben lahmen Schema abläuft: Kampf, Flucht, Kampf, Flucht, Kampf, Flucht, Kampf, Flucht; Gefangenschaft, damit sie auch in die Nähe des zu zerstörenden Objekts kommen; Flucht zum Objekt, etwas Drama, Explosion, Zerstörung der Superwaffe, Hurra.

Es gibt durchaus spannende Ansätze, was moralisch, ethische und philosophische Fragen angeht und einige gute Einfälle, wie die laufenden Bomben, die gehen aber in dem ganzen Getöse unter. Hinzu kommt ein uncharismatischer Hauptdarsteller und zu viel Kitsch im Finale.

Regisseur Gareth Edwards’ Debütfilm Monster habe ich 2010 auf dem Fantasy Filmfest gesehen und war schwer beeindruckt von der Atmosphäre des Films, mit den großen Monstern, die aber nicht zu Spektakel führten. Nachdem Film stand Edwards auf der Bühne und erzählte, wie mit kleinen Kameras vor Ort gefilmt wurde, und er die Spezialeffekte bei sich zu Hause mit Adobe an einem normalen Rechner eingefügt habe. Nach Blockbustern wie Star Wars: Rogue One und Godzilla ist The Creator eine Rückkehr zu diesen Wurzeln, aber leider mit übergestülpten Hollywood-Konvention, die vermutlich für die Finanzierung notwendig waren. Über gewisse Logikfragen, wie ob es in New Asia keine Luftabwehrraketen gibt, möchte ich gar nicht weiter nachdenken.

Ein inhaltlich schwacher und zusammengestückelter Film, der umwerfend aussieht, sein Potenzial aber nicht ausnutzen kann. Ich würde total gerne eine Serie in dieser Welt sehen, in der es nur darum geht, wie Menschen und KIs miteinander leben, ohne Krachbumm.

Disney+

Daneben habe ich noch den elegant gefilmten und spannend inszenierten Thriller Catch the Killer gesehen und den wendungsreichen südkoreanischen Geiselverhandlungsthriller The Negotiation.

Meine Woche 20.01.2023: Triaden, Tiraden und Winterimpressionen

Heute gibt es ganz viele Winterbilder. Die schönsten Fotos finden sich ganz unten bei meiner dritten Winterwanderung. Dazu empfehle ich eine Doku-Serie über Triaden und bespreche die Filme Früher Frühling und Killers of the Flower Moon, äußere mich zur Trump-Lage nach der ersten Vorwahl und stelle ein ganz tolles Video von MGMT vor.

Doku

Triaden – Die chinesische Mafia auf dem Vormarsch

Diese dreiteilige Doku über die chinesischen Triaden liefert unglaubliche Einblicke in das Wirken der kriminellen Organisationen. Zum einen mit einem historischen Rückblick mit den Anfängen als Bauernbewegung und den Verstrickungen mit der Kuomintang und der Errichtung der Diktatur in Taiwan (und deren Fall). Zum anderen aber auch mit Blick auf ihr aktuelles Schaffen. Und da liegt auch der Knackpunkt der Doku. Was sie an Informationen zu bieten hat, ist reichlich und superinteressant. Wenn ehemalige Triaden-Mitglieder zu Wort kommen, habe ich da auch kein Problem mit. Aber wenn die aktuellen Anführer gefilmt und interviewt werden, frage ich mich, ob sich die Journalisten hier nicht zu Komplizen machen, was die Außendarstellung dieser Männer angeht. Die plaudern hier fröhlich aus dem Nähkästchen, vor allem was ihre Jugendjahre und die Anfänge in den Triaden angeht, aber sie tun das alles mit Stolz und ohne einen Hauch von Selbstkritik. Das liefert vermutlich nie dagewesene Einblicke hinter die Kulissen, kommt aber mit einem faden Beigeschmack daher. Trotzdem eine sehr sehenswerte Doku, die ich allen, die sich für die jüngere Geschichte Chinas, Hongkongs und Taiwans interessieren, nur ans Herz legen kann.

Die chinesische Regierung benutzt die Triaden, um demokratischen Widerstand in Hongkong zu unterdrücken, Dissidenten im Ausland zu überwachen und einzuschüchtern, Politik und Wirtschaft in anderen Ländern zu unterwandern und zahlreiche Regionen zu destabilisieren. Und das oft mit Erfolg. Es ist ein düsteres und erschreckendes Bild, das diese Doku zeichnet. Gerade Vorzeigedemokratien wie Taiwan und Kanada sind tief in den Sumpf der Triaden verstrickt.

Und ich bin erstaunt, dass sie keinerlei Medienecho hervorgerufen hat. Ich habe keine einzige Besprechung zu ihr finden können.

Mir ist schon einiges über die Triaden bekannt gewesen, aber das Ausmaß an politische, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verstrickungen war es nicht und schockiert mich. Allerdings endet die dreiteilige Doku auch mit einer interessanten Pointe, wenn festgestellt wird, dass China durch seine Unterstützung des Fentanyl-Exports in den Westen eine Art umgekehrten Opiumkrieg führt.

Arte-Mediathek

Artikel

Endlich Millionär: Warum die Lebenslotterie Erbe akzeptiert wird

Interessanter Artikel von Frank Jödicke bei Telepolis über die österreichische Millionenerbin Marlene Engelhorn, die 90 Prozent ihres Erbes mittels Bürgerrat verteilen möchte und damit unser bisheriges Erbschaftssystem in Frage stellt und aufzeigt, dass das System von Reichen für Reiche geschaffen wurde.

Musik

MGMT – Nothing To Declare

Das erste Album von MGMT, Oracular Spectacular, habe ich mir 2007 gekauft und recht häufig gehört, in den letzten Jahren allerdings nicht mehr so oft. Und die Band habe ich aus den Augen bzw. Ohren verloren. In Little Dark Age hatte ich 2018 reingehört, da ist bei mir aber nichts hängen geblieben.

Jetzt sind sie mit neuem Video zurück. Der Song Nothing to Declare ist ganz nett geworden und passt perfekt zum ganz wunderbaren Video mit Inga Petry. Ich möchte hier nicht zu viel verraten, schaut es euch einfach an. Die lässige Beiläufigkeit, mit der es von Joey Frank inszeniert wurde, ist toll.

Politik

In Iowa hat Donald Trump die republikanischen Vorwahlen mit einer absoluten Mehrheit von 51 Prozent gewonnen und klargestellt, dass er die Republikanten fest im Griff hat. Die Chance, dass er der nächste Präsident der USA wird, stehen meiner Einschätzung nach bei 70 Prozent. Nachdem das Land die ersten vier Jahre unter ihm zumindest oberflächlich betrachtet noch halbwegs überstanden hat, dürfte seine Wiederwahl das Ende der amerikanischen Demokratie bedeuten. Das politische System und die Gesellschaft der Vereinigten Staaten sind sowieso schon kaputt, aber das wäre eine Wahl mit Folgen für die ganze Welt.

Denn es würde das Ende der Ukraine bedeuten, wenn die USA ihre Unterstützung zurückzieht. Und China dürfte in Taiwan einmarschieren, wenn klar ist, dass die USA als Schutzmacht wegfallen. Von der Lage im Nahen Osten, ganz zu schweigen. Der Westen und die Nato als halbwegs stabiles Bündnis würden endgültig zerfallen und es dürften düstere Zeiten für die gesamte Welt anbrechen. Denn die Frage wird nicht mehr lauten, wohin sich die Demokratie noch ausbreiten wird, sondern, wo sie sich noch wird halten können.

Meinem Eindruck nach stecken Europa und Deutschland weiterhin den Kopf in den Sand und bereiten sich überhaupt nicht darauf vor, dass Trump wiedergewählt werden könnte. Wie in der Klimakrise herrscht hier wohl eher magisches Wunschdenken.

Filme

Früher Frühling (Sōshun, 1957)

Ein junges Ehepaar, das bereits ein Kind verloren hat. Er schlechtbezahlter Angestellter, der gerne mit seinen Freunden einen draufmacht, sturzbetrunkene Kameraden vom Veteranentreffen mitbringt und eine Affäre anfängt. Sie unglücklich in der Ehe, muss ihm hinterherräumen; bekommt gemeckert, wenn kein Essen auf dem Tisch steht, wenn er nach Hause kommt; steht es doch da, hat er keinen Hunger.

Arrangierte Ehe ist hier zu keinem Zeitpunkt Thema, es geht um andere Themen, vor allem ist der Film ein Beziehungsdrama, aber auch eine kritische Reflexion über das Angestelltenleben in Tokio und die Sorgen des Salaryman. Im Prinzip ein Slice-of-Life-Film, in dem das Büroleben und die Freundschaft unter den Kolleg*innen überraschend viel Raum einnimmt. Insgesamt ist das Hauptensemble viel jünger als in den anderen Filmen (die Kinder in Guten Morgen mal ausgenommen).

Der Film etwas zu lang geraten und enthält einige langweilige Szenen, kann aber mit seinem – für Ozu-Verhältnisse – abwechslungsreichen Thema überzeugen. Auch wenn manche Szenen etwas gestellt wirken, als wären sie nur eingebaut, um philosophische Betrachtungen zur japanischen Arbeitskultur einzubringen. Die Leistungsgesellschaft und das harte Angestelltenleben werden sehr kritisch betrachtet. Während das Leben auf dem Land und außerhalb der Kaisha (der großen Firma) entspannter daherkommt. Und damit trifft Ozu den Nagel auf den Kopf, denn genau diese Arbeitskultur trägt heute mit dazu bei, dass die Geburtenrate in Japan so niedrig ist und viele Männer das Interesse an echten Frauen* verloren haben.

Allerdings ist es auch eine Beweihräucherung der klassischen Ehestruktur und damit des Patriacharts, das hier schließlich zum Happy End führt.

Fun Fact Chishū Ryū spielt hier nur eine kleine Rolle ganz am Anfang und am Ende, und sieht viel jünger als in den anderen Ozu-Filmen aus, inklusiver derer, die fast 10 Jahre älter sind. Aber seine ehemaligen Kolleg*innen meinen, er wäre alt geworden.

*echte Frauen im Vergleich zu Idols, Pornos, Animefiguren usw.

Gibt leider keinen ordentlichen Trailer

Killers of the Flower Moon

Unpopular Opinion: Ich fand den stellenweise ziemlich langweilig. Das ist natürlich eine wichtige Geschichte, die er erzählt, aber mit Hale und Burkhardt liegt mir der Fokus zu sehr auf den Tätern. Der Film schafft das Kunststück, gleichzeitig zu lang und zu kurz zu sein. Zu lang, weil für mich unterwegs manchmal der Drive verloren ging und ich mich tatsächlich gelangweilt habe. Zu kurz, weil er trotz seiner dreieinhalb Stunden die Komplexität der Ereignisse und der Sachbuchvorlage nicht mal ansatzweise erreicht. Eine Serie mit sechzehn Stunden wäre der Geschichte vielleicht gerechter geworden.

So werden viele wichtige Themen angerissen, aber nicht weiterverfolgt. Wer die Buchvorlage gelesen hat, erkennt und versteht sicher noch mehr, von einfachen, aber vielsagenden Blicke de Niros zu Beginn bis zu den Verstrickungen der ganzen Personen untereinander. Ich habe das Buch letztes Jahr gelesen und fand es großartig, vielleicht trägt das aber auch dazu bei, dass ich den Film nicht so genießen konnte.

Lily Gladstone spielt großartig mit ihrer zurückgenommenen Art, dem leichten Lächeln und ihren Blicken. Insgesamt sind mir aber sowohl die Osage als auch die Ermittler zu wenig im Fokus.

Auf meinem Blog habe ich zwei weitere Filme für den Japanuary besprochen.

Winterimpressionen

Der erste Winterspaziergang

Hier im Westerwald lagen wir genau in dem Streifen Mitteldeutschlands, in dem der meiste Schnee gefallen ist. Vor allem an zwei Tagen schneite es besonders heftig mit jeweils um die 15 Zentimetern Neuschnee. Hier mein erster Winterspaziergang nach dem ersten Schneefall im Wald direkt vor meiner Haustür. Die Bildbeschreibungen im Alt-Text fallen recht knapp aus, weil es so viele Fotos sind.

Zwischenspiel

Bevor der zweite starke Schneefall losging, gab es ordentlich Eisregen. Das sorgte am nächsten Tag dafür, dass ich den hohen Schnee zwar schnell weggeschippt bekommen habe, darunter aber eine dicke Eisschicht zum Vorschein kam, die ich nur mit dem Spaten abgekratzt bekommen habe. Und das auch nur auf dem Bürgersteig. Auf den Verbundsteinen unserer langen Hofeinfahrt war sie so festgefroren, dass ich nur einen schmalen Laufweg freihauen konnte.

Das Auto komplett mit einer Plane abzudecken war auch nicht unbedingt die beste Idee, denn auf der Plane lag auch eine dicke Eisschicht. Unter ihr war sie am Auto festgefroren wie mit Sekundenkleber. Ich habe eine halbe Stunde gebraucht, bis sich sie vollständig und mit einigen neuen Löchern vom Auto lösen konnte.

Der zweite Winterspaziergang

Am Tag nach den zweiten heftigen Schneefällen, der Himmel ist von Wolken bedeckt. Der Schnee liegt dick auf den Bäumen und ist aufgrund der frostigen Temperaturen festgefroren und hat nicht wenigen Bäume durch sein Gewicht umgeknickt. Da ich teils bis zu 30 Zentimeter im Schnee eingesunken bin, war dieser Spaziergang ziemlich anstrengend, hat aber aufgrund seiner Winterwunderlandschaft richtig Spaß gemacht.

Zweites Zwischenspiel

Ich fotografiere ja vor allem von zu Hause aus. Das wilde Schneetreiben und die verschiedenen Lichtverhältnisse sorgen dabei für schöne und abwechslungsreiche Fotos, obwohl es immer dieselben Motive sind.

Der dritte Winterspaziergang

Meine dritte Winterwanderung habe ich bei strahlendem Sonnenschein und Minusgraden durchgeführt. Über die Landstraße, die an unserem Dorf vorbeiführt und durch eine Unterführung unter der A48 in den Wald, der zwischen den nächsten beiden Kleinstädten liegt, zu den sogenannten Landshuber Weihern. Auf 80 Prozent der Strecke hat ein Traktor oder ein ähnliches Gefährt zwei breite Spuren in den 30 Zentimeter tiefen Schnee gefahren. Der Rest, auf den kleineren Pfaden, war schon von anderen Spaziergänger*innen plattgetreten, so dass die Wanderung nicht so anstrengend war.

Das Wetter war einfach herrlich. Die Landschaft im glitzernden Schnee versunken wunderschön.

Damit dürfte mein Speicherplatz bei WordPress jetzt fast aufgebraucht sein. 🙂
Ich bin richtig froh, diese Spaziergänge gemacht zu haben, denn heute ist der letzte Wintertag. Ab morgen heißt es dann: Return of the Siffwetter. Dann wird sich im Laufe der Woche alles in ekligen Matsch verwandeln. Die Fotos der drei Wanderungen habe ich alle mit meinem Smartphone gemacht, da ich bei dem Wetter nicht die teure Kamera mitschleppen wollte.

Meine Woche 14.01.2023: Frost, Faschismus und japanisch Schimpfen

Meine Woche in Filmen, Serien, Dokus, Artikeln, Youtube-Videos, Musik und privaten Dingen: Entspannter Kult-Hip-Hop aus Japan, Tokio in der Dämmerung, junge Musik und ethnische Säuberungsfantasien.

Collage aus vier Bildern, drei kleine in der oberen Reihe nebeneinander, darunter ein großes.
Oben von links nach rechts: Olivia Rodrigo beim Tiny Desk Concert mit Gitarre; Bildausschnitt aus "The Case of Hana and Alice", ein grimmig dreinblickendes Mädchen blickt durch eine Fensterscheibe; Szene aus "Tokio in der Dämmerung", junge Frau geht einsame Straße bei Nacht hinauf.
Unten das große Bild: Sonnenuntergang hinter Bäumen. Der Himmel ist gelb bis rot verfärbt.

Youtube

Nujabes: The Japanese Artist Who Changed Hip-Hop Forever

Der Youtube-Kanal mit dem etwas merkwürdigen Namen Volksgeist stellt in einem halbstündigen Video den inzwischen leider verstorbenen japanischen Musikproduzenten und Hiphop-Künstler Nujabes vor. Entspannter Jazz-Rap. Er war unter anderem am Soundtrack von Samurai Champloo beteiligt.

Japanische Schimpfwörter erklärt

Wer japanische Schimpfwörter lernen möchet (natürlich nur, um sie zu verstehen), ist bei Hiro an der richtigen Adresse. „Baka“ ist mir in der letzten Zeit oft in Filmen und Serien aufgefallen, in Klassikern von Ozu ebenso wie in aktuellen Animes.

How Corruption and Greed Led to the Downfall of Rock Music

In diesem halbstündigen Video unterhält sich Rick Beato mit Jim Barber über den Niedergang der Musikindustrie und der Rockmusik. Dazu gehen sie zurück in die 90er und schildern die politischen und kapitalistischen Hintergründe.

Doku

Sonnenallee

Wer Vorurteile gegen die Bewohner*innen von Neukölln hat, sollte diese Doku lieber nicht gucken, denn die könnten abgebaut werden. Und wer will schon gerne seine Vorurteile widerlegt sehen? In vier Teilen á 30 Minuten werden Menschen mit und ohne migrantischem Hintergrund vorgestellt. Die deutsch-türkischen Betreiber*innen der Bäckerei Die Zimtschnecke z. B. Die Wirtin der klassischen, aber herzlichen Eckkneipe Zum Tönnchen und mehr.

ZDF-Mediathek

Serien

Gestern beendet habe ich die ersten Staffel von Monarch: Legacy of Monsters. Eine ganz nette Abenteuerserie aus dem Godzilla-Universum, die nach dem ersten Film spielt und einiges an Familiendrama beinhaltet. Beginnt stark, lässt dann etwas nach, und hat drei Folgen zu viel. Trotzdem sehenswert für Godzilla-Fans.

Einige Klassen darüber spielt die vierte Staffel der Science-Fiction-Serie For All Mankind, die wieder zeigt, dass Weltraum-SF mit anspruchsvollem Drama verbunden werden kann. Teilweise ist sie auch sauspannend und schockierend, vor allem in den letzten beiden Folgen.

Artikel

Die neue Silicon-Valley-Ideologie ist dunkel und kalt

In seiner Kolumne auf Spiegel Online geht Christian Stöcker auf aktuelle philosophische bzw. ideologische Trends im Silicon Valley ein. Darunter der Effective Accelerationism, hinter dem rechtsextreme und ziemlich wirre Ideen stecken.

Two Shades of Grimdark?

Peter Schmidt widmet sich auf seinem Blog Skalpell und Katzenklaue dem Fantasysubgenre der Swords & Sorcery, hat sich die schon ein paar Jahre alte Anthologie Swords & Dark Magic angesehen und geht näher auf die Kurzgeschichten von Steven Erikson und Glen Cook ein.

The Last Samurai: A Conversation with Takeshi Kitano

Leonardo Goi von Mubi-Magazin Notebook war in Armenien, um den japanischen Regisseur Takeshi Kitano (dessen Flme ich mag, seit dich Mitte der 90er Sonatine auf Arte gesehen habe) zu seinem neuen Film Kubi interviewt. Das ist ein historisches Samurai-Drama. Doch vorher gibt es noch einen kurzen Abriss über Kitanos Karriere. Einen Deutschlandstart gibt es für den Film leider noch nicht.

Tor Online

Auf Tor Online ging diese Woche ein interessanter Artikel von Judith Madera zum Thema Genregrenzen in der Phantastik online.

Was ist Science Fiction? Was Fantasy? Und was nicht? Diese Fragen werden in der Phantastik endlos diskutiert. Wir haben zwar klare Vorstellungen davon, was Science Fiction und Fantasy ist, doch stimmen unsere Vorstellungen nicht immer mit denen anderer überein. Dieser Artikel betrachtet die Genrevielfalt innerhalb der Phantastik, insbesondere Genremixe und Grenzen, die verschwimmen, wenn wir näher hinschauen …

Und meine SFF News.

Filme

Tokio in der Dämmerung (Tōkyō Boshoku, 1957)

Von sieben Filmen bisher der düstereste von Ozu. Deshalb heißt er wohl auch Tokio in der Dämmerung. Normalerweise herrscht in seinen Werken größtenteils heile Welt, auch wenn es kleinere Konflikte gibt und nicht alle Figuren glücklich enden. Die Arrangierung einer Ehe spielt hier keine Rolle, wird nur mal kurz in einem Gespräch erwähnt. Es beginnt damit, was passiert, wenn sich der vom Vater ausgewählte Ehemann der (hier älteren) Tochter als Fehlgriff erweist, weil er trinkt, aufbrausend und inwirsch reagiert, vermutlich, weil er beruflich frustriert ist. Hinzu kommen Themen wie Glückspiel, uneheliche Beziehungen und ungewollte Schwangerschaft.

Die beiden Hauptfiguren, die Töchter Takako (die ältere) und Aikiko (die jüngere) wurden von ihrem Vater alleine aufgezogen, weil die Mutter sie verlassen hat. Also spielt auch die Frage eine Rolle, ob es beide Elternteile braucht, um glückliche Kinder heranzuziehen sowie die Suche nach Identität.

Die Atmosphäre des Film erinnert zwischendurch fast schon an Film Noir, wenn Aikiko von der Polizei aufgegriffen wird, weil sie – ungeheuerlich – spätabends allein in einer Bar saß, und von der älteren Schwester auf dem Revier abgeholt werden muss. Das Nachtleben, dass hier gezeigt wird, hat nichts mit der fröhlichen Luna Bar aus den anderen Filmen zu tun, es wird Geld beim Mahjong verloren, getratscht und Gerüchte in die Welt gesetzt.

Der Film nimmt kein gutes Ende, so viel kann ich schon verraten. Von den sieben Werken Ozus, die ich bisher gesehen habe, sticht er am ehesten heraus, weil er andere Thematiken angeht und die bekannten auf andere Weise.

Noch eine Anmerkung zu den Untertiteln. Da würde ich mir wünschen, dass manche japanische Begriffe beibehalten werden. Wenn der Vater zur Tochter sagt: „Setz dich doch zu mir an den Ofen“, ist damit kein klassicher Ofen wie bei uns gemeint, sondern der Kotatsu, der kleine Tischofen, an den man sich unter eine Decke setzt, da es in japanischen Häusern im Winter meist arschkalt ist. So was würde etwas Lokalkolorit beibehalten und japanische Kultur vermitteln.

Arte-Mediathek

Hier auf dem Blog besprochen habe ich das kleine Meisterwerk Kirschblüten und rote Bohnen (An)

Sowie das Coming-of-Age-Drama The Case of Hana and Alice

Musik

Olivia Rodrigo: Tiny Desk Concert

Statt nur die ollen Kamellen aus meiner Jugend zu hören, oder die alten Säcke meiner Generation und darüber, halte ich mich auch gerne auf dem Laufenden, was die Jugend so hört und selbst musiziert. Und Olivia Rodrigo finde ich ziemlich gut. 20 Jahre ist sie alt, keine Ahnung, wie beliebt sie bei der Jugend ist, aber das hier ist ein tolles kleines Konzert von einer guten Singer/Songwriterin. Die Texte scheinen mir doch ziemlich gut, die Leiden des Teenagerdaseins widerzuspiegeln.

The Warning

Eine Band, die mich diese Woche ebenfalls beeindruckt hat, sind The Warning, die recht klassischen Hardrock spielt. Musikalisch trifft das nicht ganz meinen Geschmack, trotzdem machen sie ziemlich gute Musik. Das sind drei Schwestern aus Mexiko, die vor ein paar Jahren mit einem Metallica-Cover viral gingen, inzwischen drei Alben veröffentlicht haben und mit den Foo Fighters aufgetreten sind.

Nujabes | Aruarian Dance

Politik und Gesellschaft

Warum die Bauernschaft wütend ist

Einen sehr guten Artikel zum Thema Bauernproteste gibt es von der DLF-Korrespondentin Ann-Kathrin Büüsker, die jenseits von Polarisierung genau aufdrösselt, warum die Bauern protestieren, für welche Betriebe die Lage schwierig ist und wie die Vereinnahmung von Rechts aussieht.

Ethnische-Säuberungs-Fantasien und Pläne

Als die Recherche online ging, wollte ich darüber hier schreiben, doch das ging so viral, dass es wohl inzwischen alle mitbekommen haben. Was mich an der ganzen Sache am meisten schockiert, sind die Reaktionen und Berichterstattungen anderer Medien, die jetzt wieder überrascht tun, als wäre eine neue Dimension erreicht. Und meist nur die beteiligten AFD-Mitglieder erwähnen, nicht aber die zwei von der CDU. Die AFD macht aus ihren Plänen, aus ihrer Nähe zur identitären Bewegung und gut vernetzten Rechtsextremen wie Götz Kubitschek kein Geheimnis. Und so langsam müsste doch auch mal bei den Medien und in der Politik angekommen sein, dass die AFD nicht aus Protest gewählt wird, sondern weil knapp ein Drittel +- der deutschen Bevölkerung deren rechtsextremen Positionen teilen. In der Klimakrise zeigt sich jedes Jahr stärker, was Klimaforscher seit über 30 Jahren prognostiziert haben. Und in der Politik sehen wir jedes Jahr stärker, was von Expert*innen wie z. B. Natascha Strobl (Radikalisierter Konservatismus – klare Leseempfehlung!) vorhergesagt wurde. Aber trotzdem tun jene, die an den entscheidenden Stellen sitzen, wieder überrascht oder ignorieren das Problem weiterhin.

Für ein Verbot der AFD wird es höchste Zeit. Daraus dürfte aber nichts werden, da die CDU kein Interesse daran hat, einen zukünftigen Koalitionspartner zu verbieten. Und ich bin mir sicher, dass sie im Hintergrund schon daran arbeitet, in Zukunft mit dieser rechtsextremen Partei zu koalieren.

Ich finde auch furchtbar, wie viele Medien das Wording der Rechten übernehmen und von einem „Remigrations-Treffen“ sprechen. Gemeint sind hier ethnische Säuberungen.

Wie es Menschen mit Migrationshintergrund und People of Color bei solchen Meldungen geht, kann ich mir vermutlich nicht einmal ansatzweise vorstellen. Viele spielen inzwischen schon in Gedanken durch, wo sie hinkönnten, wenn in Deutschland die AFD an die Macht kommt. Und ich kann es ihnen nicht verdenken. Es wird immer ungemütlicher in Deutschland.

Und sonst so

Donnerstag war ich beim Zahnarzt – um 7.40 Uhr morgens! Kann mir Schöneres vorstellen, um in den Tag zu starten, war aber auch nach 10 Minuten schon wieder fertig. Und vor allem war ich froh, dass der Termin nicht freitags stattfand, denn da war bei uns vor der Tür alles spiegelglatt. Tagsüber herrschte teils eine gespenstige Ruhe, kein Auto fuhr, keine Spaziergänger*innen mit Hunden. Die Bäume vom Frost weiß verfärbt.

Von Frost weiß verfärbte Bäume.

Der Winter hat sich diese Woche aber auch von seiner schönen Seite gezeigt.

Unser Teich ist zugefroren, doch von der Sonne ließen sich die verbliebenen sieben Goldfische trotzdem nach oben locken – zumindest soweit es ging.

Zugefrorener Teich, von leichtem Schnee bedeckt. Unter dem Eis sind einige Goldsfische zu sehen.

Meine Woche 07.01.2023: Göttertropfen an einem Herbstnachmittag im Paradise

Meine Woche in Filmen, Serien, Dokus, Artikeln, Youtube-Videos und privaten Dingen. Heute wieder mit mehr Abwechslung: Drops of God, Ein Herbsnachmittag, Megacitys, das schönste Hotel Japans, Mr Bates vs. the Post Office und die Verkommenheit unserer Politik.

Collage aus vier Bildern. Links oben die Hauptdarstellerin aus dem japanischen Film "Ein Herbstnachmittag" mit gesenktem Blick. Rechts Oben: Ein traditionelles mehrstöckiges japansiches Hotel. Rechts unten das E-Book-Cover von "Children of Paradiese. Und unter all diesen Bilder über die volle breite eine Straßenszene in Hongkong aus der Serie "Expats".

Youtube

Japanisch Lerntipps für 2024 | Einfach Japanisch lernen

Hiro ist ein Japaner, der fließend Deutsch spricht und in Deutschland wohnt. Sein Youtube-Kanal ist ein Quell interessanter Informationen. Im neuesten Video gibt er ein paar grundlegende Tipps, wie man – neben den eigentlichen Lektionen – das Gelernte behalten und verfestigen kann. Da sind Sachen dabei, wie Möbel usw. mit Post-Its bekleben, auf denen der japanische Begriff dafür steht. Mangas lesen, japanische Musik hören usw. Da ist jetzt kein großer Geheimtipp dabei, aber trotzdem ganz hilfreich.

Wichtig finde ich: Japanisch denken. Also ständig im Alltag überlegen, was heißt das denn auf Japanisch. Anfangs bin ich viel spazieren gegangen und im Kopf die Hiragana-Zeichen durchgegangen und habe sie teils mit den Fingern in der Luft nachgezeichnet. So was z. B. Ich schaue auch jeden Tag mindestens eine Serienfolge auf Japanisch mit deutschen Untertiteln. Und knapp drei Filme pro Woche.

1 NACHT im schönsten HOTEL Japans

Mr. Nippon ist in der japanischen Präfektur Nigata unterwegs, wo er nicht nur ein richtig schönes Hotel besucht, sondern auch einen Sake-Automaten testet, einen Messerhersteller besucht (anders als in anderen Reportagen, wird hier nicht ein einsamer Schmiedemeister gezeigt, sondern eine Messerfabrik, in der aber noch viel Handarbeit stattfindet) und Japans größtes Feuerwerk. Vor allem das Hotel sieht richtig toll aus. Leider habe ich den Namen nicht ganz verstehen können.

Markus Gasser über Mariana Enriquez

Im Keller einer Buchhandlung stieß Literaturkritiker und Wissenschaftler Markus Gasser auf Unser Teil der Nacht von Mariana Enriquez, und zeigte sich so begeistert, dass er sich auch alle anderen Werke der argentinischen Autorin besorgte und las. In seinem Video liefert er neben einer Besprechung auch die politischen Hintergründe. Unser Teil der Nacht schaffte es 2022 in meine Top 10 der besten Bücher des Jahres.

Das hat die Spieleindustrie verändert! | Die größten Gaming-Impacts 2023

Die PC-Games habe ich schon gerne gelesen, als es noch Disketten mit Spieldemos als Beilage gab (Goblins 3 war auf meiner ersten Ausgabe). Und ich habe sie über ein Jahrzehnt lang jede Woche gekauft. Seit knapp vier Jahren aber nicht mehr. Und wenn ich mir auf Facebook ansehe, zu was für einer elendigen Clickbaitfactory das einstige Magazin mit journalistischem Anspruch verkommen ist (leise höre ich jemandem in der Ferne auf dem Vogelsberg lachen), mit Beiträgen, die nur aus Buzzwords bestehen, die nichts mit dem eigentlichen Thema zutun haben, bin ich auch froh drum. Aber zumindest auf Youtube gibt es gelegentlich noch ein paar interessante Beiträge, wie dieser Rückblick auf die wichtigsten Entwicklungen im Gaming-Jahr 2023. Auch, wenn ich kaum noch zocke, verfolge ich immer noch gerne, wie sich die Gamesbranche entwickelt, bzw. nicht so gerne, weil die meisten Entwicklungen eher negativ sind.

Artikel

Mr Bates vs the Post Office

Wenn es eine neue Serie gibt, auf die mich freue, ist es Mr Bates vs the Post Office mit Toby Jones. Die arbeitet einen der größten Justizskandale Großbritanniens auf. Zahlreiche Postmitarbeiter wurden beschuldigt Geld, veruntreute zu haben. Sie verloren ihre Arbeit und wurden teils sogar zu Gefängnisstrafen verurteilt. Der ganze Fall zog sich über 20 Jahre und am Ende stellte sich heraus, dass niemand Geld veruntreut hatte und alles auf einen Softwarefehler zurückzuführen war. Die Besprechung von Rebecca Nicholson im Guardian hat mich richtig neugierig gemacht. Ich hoffe, Arte wird die Serie irgendwann zeigen.

Und hier der Trailer:

Der Tod und Doctor Who

Ausgehend vom Doctor Who-Special, das vor Weihnachten ausgestrahlt wurde und von dem ich bisher nur Teil 1 gesehen habe (ist einfach nicht mehr meins), hat Falko Löffler einen sehr guten und persönlichen Text über Tod und Trauer geschrieben.

75 Books By Women of Color to Read in 2024

Für das Magazon Electric Literature hat R.O. Kwon eine Liste mit 75 Büchern von Autorinnen of Color zusammengestellt, die 2024 erscheinen. Mir sind das ehrlich gesagt schon zu viele Titel, deswegen habe ich mir erst mal nur den Januar angeschaut.

The Baker Street Chronicle

Kurz vor Weihnachten habe ich mir erstmals den Baker Street Chronicle bestellt (die Nr. 51), ein Magazin der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft, das in wunderbar altmodischer Aufmachung erscheint. Darin gibt es den Artikel Sherlock Holmes für die Ohren, in dem Oliver Naujoks einen Überblick über sämtliche deutschsprachigen Sherlock-Holmes-Hörspiele liefert und einige der Labelchefs interviewt. Mit Oliver teile ich die Leidenschaft für Hörspiele und wir tauschen uns regelmäßig darüber aus, was wir gerade gehört haben und was Neues erschienen ist. Der Artikel ist wirklich interessant, denn es gibt noch viel mehr Holmes-Hörspiele, als ich dachte. Wobei ich eigentlich nur die mit den inzwischen leider verstorbenen Christian Rode und Peter Gröger („Ja wie denn, was denn?“) von Maritim höre.

Ganz fasziniert war ich auch von Nicole Glücklichs Artikel Norbory! Oder: Erfand Sherlock Homles das Safeword?. Glücklich geht der Frage nach, ob das im BDSM-Bereich gängige Safeword erstmals von Holmes in einer Geschichte verwendet wurde, und geht auch näher auf die faszinierende Geschichte Theresa Berkleys ein, die während des 19. Jahrhunderts wohl eines der ersten Domina-Studios betrieb und damit ein Vermögen verdiente. Darüber würde ich gerne mal eine Serie sehen.

Dokus

Megacitys

Chongqing

Megacities gehören eigentlich zu den furchtbarsten Auswüchsen des Kapitalismus. Alles zubetoniert und apshaltiert; schlucken Unmengen an Wasser und Energie; verursachen unendlich viel Abfall und Abwässer; dazu der CO2-Ausstoß und andere Verschmutzungen. Aber trotzdem bin ich von großen Städten total fasziniert. Und Chongqing, eine chinesische Stadt, die ich bisher nicht mal vom Namen her kannte, dürfte eine der faszinierendsten sein. Ich habe noch nie eine Reportage über eine Stadt gesehen, die sosehr nach Cyberpunk aussieht.

Chongqing hat 30 Millionen Einwohner und gilt flächenmäßig als die größte Stadt der Welt. Das Faszinierende, sie ist tatsächlich dreidimensional gebaut, also nicht nur im Sinne von Hochhäusern, sondern mit Straßenebenen auf mehreren Etagen. Ich kann das gar nicht gut erklären, schaut es euch einfach an. Habe ich so vorher noch nie gesehen. Von Chinas Megametropolen wie Shenzhen z. B. scheint es im Vergleich eine sehr lebendige Stadt mit viel Nachtleben und Subkultur zu sein.

Mexico City

Fand ich jetzt nicht ganz so interessant, da ich die meisten hier vorgestellten Sache (die Nachtradler, die privaten Krankenwagen und die Lucha Libre) schon aus anderen Dokus und Reportagen kannte.

Lagos

Lagos hat mich wiederum fasziniert. Bisher habe ich nur ein paar Bücher gelesen, die in Lagos spielen, weiß aber wenig über die Stadt (die übrigens nicht die Hauptstadt von Nigeria ist, das ist Abuja). Das von Wasserkanälen durchzogene Armenviertel Makoko ist mir ganz neu. Die Ausmaße der Stadt, der Armenviertel, der Vermüllung und der krassen Gegensatzes zu den reichen Vierteln sind beeindruckend und beängstigend. Vor allem geht es aber um Menschen, die sich durchschlagen und ihre Lebensfreude nicht verloren haben.

Das ZDF sollte echt mal Trailer für seine Dokus erstellen.

ZDF-Mediathek

Serien

Auf Facebook fragte jemand, auf welche Serien wir uns im Januar freuen. Ich freue mich auf die Serie Expats, die am 26.01. bei Prime erscheint und von eben Expats in Hongkong erzählt. Genau mein Thema. Die Serie ist übrigens von Lulu Wang, die auch bei Farewell Regie geführt hat und basiert auf dem Roman The Expatriates der Hongkonger Autorin Janice Y. K. Lee, wie ich gerade herausgefunden habe. Das wird wohl meine nächste Lektüre.

Apropos Hongkong, habe erst gestern erfahren, dass Wong Kar-Wei mit Blossoms Shanghai eine Serie gedreht hat, die kürzlich in China angelaufen ist. Keine Ahnung, ob und wann die bei uns erscheinen wird – ich gehe aber davon aus.

Ansonsten gab es bei mir gerade einen Streaming-Abo-Purge. AppleTV (ab 20.01) gekündigt, ebenso Disney+ (ab 02.02) und Paramount+ (03.02). Bleiben immer noch Netflix, Prime und Crunchyroll. Aber mir ist das einfach zu viel geworden, einerseits mit den Preiserhöhungen, andererseits habe ich ständig das Gefühl, jetzt noch eine Serie von dem und dem Streamingdienst schauen zu müssen, damit sich die Monatsgebühr auch lohnt, statt die Serie, die mich eigentlich gerade am meisten interessiert, aber auf einem Streamingdienst, auf dem ich schon zwei Serien gesehen habe.

Zuletzt habe ich auch verstärkt Serien in den Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen geguckt, die inzwischen ein ansehnliches Angebot mit viel O-Ton haben. Wozu soll ich im Monat für fünf Streamingdienste zahlen, und auf jedem nur eine Serie schauen, statt für zwei, auf denen ich dann fünf schaue. Und im nächsten Monat wechsel ich die Dienste dann und zahle immer nur für zwei. Ein eingeschränktes Angebot kann auch befreiend sein.

AppleTV+ war bei mir aufgrund des niedrigen Preises und der hohen Qualität der Serien immer gesetzt, und zuletzt habe ich dort viele geschaut (Drops of God, Monarch, For All Mankind, Slow Horses, Foundation, Shrinking), aber die letzte Preiserhöhung war mir eine zu viel.

Disney+ habe ich immer nur phasenweise, zuletzt für Serien wie Reservation Dogs und Only Murders in the Building. Disney hat aber auch einige gute japanische und koreanische Serien (allerdings auch seichten Mist). Jetzt im Januar will ich mir noch The Creator ansehen, sonst hätte ich schon früher gekündigt.

Paramount+ ist auch ein Dienst, den ich gelegentlich abonniere, für Serien wie Yellowstone, From, Evil und ein paar Filme.

Netflix habe ich immer abonniert, einfach wegen der vielen nicht-englischsprachigen Serien, vor allem (aber nicht nur) aus Japan. Und zuletzt gab es wieder viel interessante englischsprachige, wie Bodies, Blue Eye Samurai, die letzte Staffel von Sex Education und ich bin noch in der dritten von The Witcher.

Dass Prime jetzt im Bezahl-Abo Werbung zeigt, ist eine Frechheit, eigentlich müsste ich kündigen, zahle aber zähneknirschend den Aufpreis, da ich es auch wegen der fehlenden Versandkosten habe und mir gerne mal was bei der 99-Cent-Aktion leihe. Und gute Serien erscheinen dort auch immer wieder.

Ach ja, Sky habe ich letzten Oktober schon gekündigt. Zu teuer, für ein immer schwächer werdendes Angebot. Hatten wir hauptsächlich im Haus, damit mein Vater Fußball gucken kann. Für mich war es wegen der HBO-Serien interessant. Zuletzt sah ich noch die vierte Staffel von Succession und die zweite von Winning Time. Aber dafür kann ich auch mal WOW für einen Monat abonnieren.

Crunchyroll ist Pflichtprogramm für einen Japanisch lernenden Anime-Fan, mit seinem großen Angebot. Hatte es eigentlich für One Piece abonniert, bin jetzt aber bei Frieren und Odd Taxi hängen geblieben.

Drops of God

Eine französisch-japanische Serie, meine beiden Lieblingskulturen und Sprachen in einer Serie. Trotzdem hat es ein halbes Jahr gedauert, bis ich sie angefangen haben. Woran lag das? Ich trinke keinen Alkohol, Wein ist für mich nur eklige Plörre, Sommeliers und Önologie sind für mich Bullshitjobs für Privilegierte, die damit gerne bei Wetten Dass auftreten können. Ich muss aber auch zugeben, dass in der Naturverbundenheit, die diese Profession mit sich bringt, eine gewisse Poesie liegt, die von der Serie gut vermittelt wird. Und genau darin liegt auch ihr Reiz, neben dem komplexen Familiendrama.

Ein Vater stirbt, die entfremdete Tochter und sein bester Schüler sollen sich um dessen Vermögen (eine Weinsammlung im Wert von mehr als 100 Millionen Dollar!) duellieren. Dabei stoßen sie auf Familiengeheimnisse und eine komplizierte Vergangenheit, lernen aber auch neue Freunde kennen.

Die Schnitzeljagd am Anfang nach dem richtigen Wein macht Spaß, vor allem, weil die Figuren und Nebenfiguren interessant sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um Wein geht, Kochen, Kunst oder Krakenfieken. Wichtig ist die Leidenschaft fürs Fachgebiet, die hier mit einfließt. Doch schon bald geht es mehr um Familie und familiäre Verbindungen, mit vielen Rückblicken. Drops of God ist für mich ein Drama auf höchstem Niveau, auch wenn es mal wieder um die Befindlichkeiten von Reichen geht. Das ganze prätentiöse und dekadente Gehabe in der vorletzten Folge, wenn es um den richtigen Wein zum richtigen Sterne-Gericht geht, wirkt angesichts von Milliarden von Menschen, die immer noch hungern, peinlich und widerlich (nichts gegen gute und kunstvolle Küche). Trotzdem hat mir die Serie richtig Spaß gemacht.

Sie basiert auf der Manga-Reihe Kami no Shizuku von Tadashi Agi. Hinter diesem Pseudonym verbergen sich übrigens Bruder (Shin Kibayashi) und Schwester (Yuko Kibayashi), die Zeichnungen stammen von Shu Okimoto. Auf Englisch gibt es sie nur für den kindle (ist wohl ursprünglich bei Comixology erschienen), gedruckt nur auf Französisch, auf Deutsch leider gar nicht.

AppleTV+

Filme

Ein Herbstnachmittag (Samma no aji, 1962)

Der letzte Film von Ozu. Am Anfang dachte ich: Och nö, nicht schon wieder eine arrangierte Ehe. Erfreulicherweise geht es dann eine Weile erst mal um ganz andere Sachen, erst im letzten Drittel kehrt Ozu zu seinem Kernthema zurück, da kann er wohl nicht aus seiner Haut, denn auch dieser Film endet mit einer Hochzeit. Trotzdem unterscheidet er sich von seinen anderen Filmen. Der Krieg ist viel mehr Thema als sonst. Hier spekuliert tatsächlich jemand darüber, was hätte sein können, wenn Japan den Krieg gewonnen hätte, wenn auch nur sehr scherzhaft. Am Ende kommen sie aber zum Schluss, dass die Niederlage wohl doch ganz gut war. Auch Geld spielt eine größere Rolle. Der älteste Sohn des Vaters, der schon verheiratet ist, ist nur ein kleiner Angestellter, der abends müde nach Hause kommt und sich beim Vater Geld für einen Kühlschrank leihen muss, aber in Konflikt mit seiner Frau gerät, weil er sich auch noch Golfschläger kaufen will. Es geht immer noch um recht privilegierte Familien, ohne wirkliche Finanznöte, aber mir scheint, wir sehen hier auch die Geburt des Salaryman in Ozus Werk.

Was sich auch geändert hat, ist, dass die Leute hier vor dem betreten einer Wohnung oder eines Hauses nicht nur Anklopfen, sondern auch warten, bis sie hereingerufen werden, und nicht einfach in den Eingangsbereich treten. Und nachts wird abgeschlossen. Hat sich da was seit den 1950ern in der japanischen Gesellschaft verändert?

Alles interessante kleine Alltagsbeobachtungen, im Mittelpunkt steht aber immer noch die Familie. Hier lebt der Vater mit seiner Tochter und dem jüngsten Sohn. Die beiden Männer sind auf die Haushaltshilfe durch die Schwester angewiesen, weshalb der Vater erst gar nicht möchte, dass seine Tochter heiratet, bekommt aber mit, welch schweres Los die Tochter seines alten Lehrers gezogen hat, die dem immer noch den Haushalt schmeißt. Am Ende müssen Vater und Sohn allein überleben – eine wirklich furchtbare Vorstellung.

Ja, es ist der xte Film Ozus über das gleiche Thema, aber gerade bei diesem hier weiß ich die Variationen wirklich zu schätze, scheinen sie mir doch auch kleine Veränderungen in der japanischen Gesellschaft widerzuspiegeln, die es in früheren Filmen nicht gab.

One Armed Swordsman (獨臂刀, 1967)

One Armed Swordsman ist wohl einer der Klassiker aus dem Hause Shaw. Ich muss gestehen, ich habe ihn jahrelang mit One-Armed Boxer von und mit Jimmy Wang Yu verwechselt (gefolgt von dem Film mit der fliegenden Guillotine), der aber keine Shaw-Brother-Produktion ist. Wang Yu spielt auch hier die Hauptrolle und hat wohl aus dem einarmigen Kämpfen ein Markenzeichen gemacht. Mir hat der Film nicht so gut gefallen. Damals waren die Kämpfe top, aber heute sehen sie doch alle ziemlich künstlich aus, dauern nie lange (was eigentlich realistisch ist) und haben keine großen besonderen Merkmale. Es geht um eine Schule mit einem bestimmten Schwertkampfstil, deren Feinde eine Waffe entwickeln, um den Stil zu blockieren und den Gegner dann zu töten. Und das funktioniert jedes Mal, sehr flexibel sind die Kämpfer nicht und verfolgen ihre gelernte Technik stur bis in den Tod. Einzig die Kämpfe mit dem einarmigen Schwertkämpfer sind interessanter gestaltet. Die Story selbst gibt nicht viel her. Der Film ist okay, aber mehr auch nicht, und nur im historischen Kontext interessant. Ihm fehlt auch der Humor von Das Schwert der gelben Tigerin (siehe letzte Woche). Jimmy Wang Yu war übrigens ein zwielichtiger Geselle, der mit dem organisierten Verbrechen zu tun hatte und auch mehrfache (auch des Mordes) angeklagt wurde, aber nie verurteilt.

Der deutsche Titel ist natürlich totaler Kappes. Den Film habe ich auf Mubi gesehen. Die deutschen Untertitel dürften per Übersetzungsprogramm erzeugt worden sein. Es gibt ein Schwert, das fünf Meter lang sein soll; und ein Kämpfer geht voraus, um ihre Nummer herauszufinden. Gemeint ist die Anzahl der Gegner, nicht deren Telefonnummer.

Japanuary #1: When The Rain Falls (Yuri no Amaoto)

Hier auf dem Blog habe ich diese Woche im Zuge des Japanuary den Film When The Rain Falls besprochen. War ein durchwachsenes Erlebnis.

Meine Lektüre

Children of Paradise | Camilla Grudova

Farbiges E-Book-Cover von "Children of Paradise". Zeigt einige Sitze in einem Kinosaal, auf dem Menschen sitzen, deren Gesichter mit sonnenförmigen Kreisen ausgeblendet sind.

Nachdem ich kürzlich den Film Empire of Light gesehen habe, fragte ich nach Büchern, die in Kinos spielen und hoffte auf Titel, die mit nostalgischer Romantisierung die Magie des Kinos einfangen. Darunter dürfte Children of Paradise nicht ganz fallen. Das Buch wurde mir übrigens auf Facebook empfohlen, weder auf Mastodon noch auf Bluesky gab es auch nur einen einzigen Tipp, auf Facebook mehrere.

Die junge und leicht orientierungslose Ich-Erzählerin fängt einem Kino namens Paradise an, das zu Anfang einen verranzten Charme besitzt und noch nicht ganz Lost ist. Zögerlich freundet sie sich mit der Bande von Misfits an, die dort arbeitet und sich trotz der widrigen Umstände eine schöne Zeit machen. Doch damit ist es vorbei, als das Kino von einer Kette aufgekauft wird. Der Niedergang zum Höllenloch beginnt und zeichnet ein sehr düsteres Bild.

Grudova zeigt hier den Kinobetrieb von seiner finstersten Seite: den Kunden und Konzernen – schafft es aber trotzdem, die Liebe zum Film zu transportieren. Die 160 Seiten lange Novelle liest sich flott weg, bietet interessante Figuren und entwickelt eine weirde bis unangenehme Atmosphäre, die mich trotzdem in ihren Bann gezogen hat. Kennt ihr die beschissenste Toilette Schottlands aus Trainspotting? Das hier ist das Kino dazu, und bei der Lektüre tauchen wir tief ein.

Auf Deutsch ist das Buch leider nicht erschienen.

Viele Romane, die vorwiegend in Kinos spielen, scheint es nicht zu geben. Ich meine mich zu entsinnen, dass Hard Land von Benedict Wells so eins ist, kann mich aber nicht mehr genau an die Lektüre erinnern. Falls ihr noch Empfehlungen habt, würde ich mich freuen.

Games

Tony Hawk’s Pro Skater

Fast ein Jahr lang habe ich nichts mehr am Computer gespielt. Irgendwie hat das nicht in meinen routinierten Tagesablauf gepasst und kein Spiel hat mich neugierig genug gemacht, diesen zu ändern. Zwischen den Jahren habe ich versucht, Cyberpunk 2077 weiterzuspielen, doch da waren erst Mal 30 Gigabyte Update fällig, danach habe ich es nur durchs Tutorial geschafft, aber immerhin läuft es deutlich flüssiger als vor dem Update.

Mitte der Woche habe ich aber im Epic-Store Tony Hawk’s Pro Skater 1 u. 2 für zusammen 12 Euro entdeckt und konnte nicht widerstehen. Das war auf meiner Playstation Ende der 90er eines meiner absoluten Lieblingsspiele und ein schöner Ersatz für einen Dilettanten auf dem echten Brett. So richtig zum Skater hat es trotz einiger Bemühungen bei mir nicht gereicht. Das Spiel auf der Playstation war damals eine echte Überraschung und spielte sich ganz hervorragend (dazu der coole Soundtrack). Und was soll ich sagen, kaum hatte ich den Kontroller in der Hand, hat es wieder genauso viel Spaß gemacht wie früher. Wir hatten das damals rauf und runter gespielt. Wieder einmal war es die Nostalgie, die mich zum Spielen animieren konnte.

Worüber ich mich freue

Mein neues Kopfkissen. Die Schweißflecken auf dem alten gingen gar nicht mehr raus und die Füllung ist so verklumpt, dass ich das Kissen nachts ständig hin- und herschieben musste, um eine halbwegs bequeme Schlafposition zu finden, die mich nicht am nächsten Morgen mit Nacken- und Kopfschmerzen aufwachen ließ.

Ein weißes Kopfkissen auf einem Bett liegend, daneben der schwarze Bezug.

Politik

Die Innenminister:innen-Konferenz hat beschlossen, Menschen aus Iran wieder abzuschieben. Nach all den Berichten über systematische Menschenrechtsverletzungen, Exekutionen, sexualisierte Gewalt. Das politische Gerede in Deutschland über Menschenrechte ist keinen Pfifferling wert.

Schreibt Gilda Sahebi auf Bluesky.

Und ich kann mich ihrem Fazit nur anschließen. Dass ich das hier erwähne, liegt daran, dass jemand aus meiner Verwandtschaft in dieser Konferenz sitzt. Und deren Entscheidung ist ein weiteres Beispiel dafür, wie verkommen und verlogen unsere Politik ist.

Hier eine weitere Quelle zu der Enscheidung.

Meine Woche 24.12.2023: FFFFFFilme, Sturm und Weihnachten

Meine Woche in Filmen, Dokus, Youtube-Videos und privaten Dingen: Saltburn, Riders of Justice, Weizenherbst, Porco Rosso, Senpai in Hakone, Stromausfall und Erbsensuppe.

Youtube

Senpai in Hakone

Der in Japan ansässige Youtuber Senpai, den ich schon öfters hier im Blog hatte, ist in Hakone unterwegs und macht etwas Sightseeing. Unter anderem gibt es ein kochendes Tal zu sehen, schwarze Eier und Freilichtkunst.

2023 Chinese Movies You Should Watch

Auf dem Kanal Accented Cinema gibt es ein schönes Video, das chinesische Filme aus dem Jahr 2023 vorstellt, die es lohnt, sich anzusehen.

Creations of the Gods sieht doch mal nach einem richtig schönen, aufwendigen historischen Drama aus

The Wandering Earth 2 ist bei uns gerade im Kino angelaufen, ich fand Teil 1 gar nicht so schlecht, typisches aktuelles chinesisches Blockbuster-Katastrophenfilmkino mit viel Pathos und (meist) guten Effekten. Aber Teil 2 ist ein Prequel und ich bin mir nicht sicher, ob mich die Vorgeschichte interessiert, habe aber auch schon von einem Filmkritiker meines Vertrauens Positives dazu gehört.

Von Deep Sea habe ich auch schon viel Gutes gehört. Gibt es bei uns schon als VoD zu leihen.

Und ich hoffe sehr, dass Journey to the West von Dashan Kong bei uns erscheinen wird.

Dokus

Legendäre Grand Hotels

Raffles Europejski in Warschau

An diesem Hotel ist vor allem interessant, dass von seiner ursprünglichen Substanz nur noch die Grundmauern übrig sind, denn in den letzten 20 Jahren wurde es so grundlegend saniert, dass man es schon als Neubau bezeichnen könnte. Und der sieht richtig schick aus, allerdings ist die verschwenderische Opulenz auch schon fast schmerzhaft dekadent.

Arte-Mediathek

Das Shelbourne in Dublin

Eine Institution in Dublin, mit viel Geschichte. Auch Dubliner treffen sich hier regelmäßig zum Tee oder an der Bar und es wird gerne für Hochzeiten und andere Feiern genutzt. Während des Bürgerkriegs stand es eher auf Seiten der Briten und wurde in den 1970ern Ziel einen Bombennaschlags, steht aber auch für die irische Geschichte, da dort – unter anderem von Michael Collins – die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben wurde. Und so erzählen diese Hotel-Dokus auch immer eine Stück Geschichte mit, und beinhalten ein paar Aspekte, die man vielleicht noch nicht kennt.

Arte-Mediathek

Filme

Porco Rosso (Kurenai no Buta)

»Ich bin lieber ein Schwein als ein Faschist«, ist immer noch eines der besten Filmzitate aller Zeiten. Ansonsten geht es in dem Film im Prinzip um den Schwanzvergleich zweier Alphamännchen, nur dass Porco ein Ringelschwänzchen hat, und das ist länger, als es auf den ersten Blick scheint. Der Film ist Hayao Miyazakis – dessen Vater Flugzeugfabrikant war, wenn ich mich recht erinnere – Liebeserklärung ans Fliegen, im faschistische werdenden Italien an der Adria-Küte spielend. Enthält aber ansonsten alle typischen Miyazaki-Zutaten. Vor 20 Jahren habe ich ihn schon einmal gesehen, und finde ihn heute immer noch so toll.

Netflix

Weizenherbst (Bakushū, 1951)

Ozu, die Sechste. Zur Abwechslung geht es mal um eine junge Frau, die von ihrer Familie verheiratet werden soll, aber ihren eigenen Kopf hat. Statt den von ihrem Chef vermittelten und ihrer Familie präferierten Mann zu heiraten, hat sie jemand anderes im Sinn, was ihrer Verwandtschaft missfällt. Ozus Filme drehen sich immer um die gleichen Themen, mit den gleichen Darsteller*innen in den fast gleichen Kulissen, und variieren nur in den Details.

Hier liegt der Fokus auf Norikos Kernfamilie, Schwester, Bruder, Eltern und die Neffen. Anders als in anderen Filmen Ozus spielt das nähere Umfeld keine so große Rolle. Stattdessen dreht sich alles um die Familiendynamik, die vom Regisseur fein beobachtet eingefangen wird. Kritisieren könnte man, dass es sich immer um Familien aus der Mittelschicht handelt, immerhin wird hier ein, zwei Mal das Thema Geld und der teure Preis von etwas angesprochen. Und auch der Krieg wird etwas stärker thematisiert. Was mir der Film aber nicht vermitteln konnte, ist, wie Norikos große Entscheidung zustande gekommen ist.

Arte-Mediathek

Riders of Justice – Helden der Wahrscheinlichkeit

Rührende kleine Weihnachtsgeschichte über den Wert der richtigen Geschenkewahl und wie Found Families einem durch schwere Zeiten helfen können. Geballert wird auch ein wenig, aber ich sehe die Gewalt eher als metaphorische Darstellung des Trauerprozesses. Vom Grundprinzip her eine klassische Ein Mann sieht Rot-Rachestory, aber originell und herzergreifend erzählt. Von Anders Thomas Jensen, der mit Mads Mikkelsen auch schon den großartigen Adams Äpfel gemacht hat. Der Film hat viel mehr Tiefgang als es der Trailer vermuten lässt.

Brownian Movement

Sehr gut gespielt von Sandra Hüller als verheiratete Frau, die mit Männern schläft, die Merkmale haben, die von der Gesellschaft als eher unattraktiv gelesen werden. In seiner Gesamtheit empfand ich den Film aber unbefriedigend und zu langatmig.

Mubi

Sakra

Donnie Yen inszeniert Donnie Yen und gefällt sich sehr daran, sich als unbesiegbaren Helden zu stilisieren. Historische Wuxia, basierend auf einem Roman von Jing Yong (Die Legende der Adlerkrieger), mit teils gut choreografierten Kämpfen, die teilweise aber auch zu sehr nach CGI aussehen, und nicht nach der guten alten Hand- und Seilarbeit. Manchmal wirkt es sogar, als würden sich die Kontrahenten am Set gar nicht wirklich gegenüber stehen, sondern jeder nur seine Moves machen, die dann am Ende am Computer zusammengeführt werden. Der Endkampf hat mich an Kung Fu Hustle erinnert, nur, dass hier alles vollkommen ernst gemeint ist, mit der Geschichte über einen in Ungnade geratenen Anführer einer Bettlersekte und einer verworrenen Geschichte voller Intrigen und Verrat. War ganz nett, aber mehr auch nicht. Ist die Art von Kampfkunstfilm, in der sie von Dach zu Dach fliegen und Feuerbälle aus ihren Fäusten schießen, laut Yen im Stil von Superheldenfilmen. Was nicht gelingt, ist, die komplexe Geschichte der Vorlage in einen stimmigen Film zu transferieren.

Saltburn

Konnte mich nicht so überzeugen, was ich nach dem großartigen Promising Young Woman etwas enttäuschend finde. Geht um einen jungen Oxford-Studenten aus einfachen Verhältnissen (Stipendium), der sich mit dem Spross einer reichen Familien anfreundet, deren Oberhaupt ein Sir ist und die Berufsbezeichnung »Landowner« trägt. Den Sommer verbringen sie alle auf dem opulenten britischen Landsitz, um dem dekadenten Leben und altmodischen Ritualen zu frönen, bis die Geschichte nach der Hälfte eine düstere Wendung nimmt, ab der ich den Film leider sehr langweilig finde. Und der große böse Twist kommt auch nicht so überraschend, wurde (der wieder großartige) Barry Keoghan doch getypcasted, und wer schon Filme mit ihm gesehen hat, kann sich denken, was da kommt. So richtig glaubhaft finde ich die ganze Geschichte um den Twist auch nicht.

Prime

Neu im Regal

Unnützes Wissen für Marvel-Nerds | Stefan Mesch und Lino Wirag

Bin kein Marvel-Nerd, aber mit Spider-Man-Comics aufgewachsen. Insfoern bin ich mal gespannt, was in dem Buch so steht. Ein Sachbuch, dass sich intensiv mit allen möglichen kuriosen Begebenheiten aus dem Marvel-Universum auseinandersetzt. Und das bezieht sich nicht nur auf das MCU, sondern auch die Comics. Via Facebook habe ich mitbekommen, wie intensiv sich Stefan Mesch durch den Back-Katalog Marvels gelesen hat und dabei viel Wert auf Themen wie Diversität, Queerness und Repräsentation legt. Besten Dank dafür, Stefan!

Weihnachten

Heiligabend haben wir früher immer bei unseren Großeltern verbracht, meine Oma hat gekocht, die Verwandtschaft todlangweilige Gespräche darüber geführt, wer mit wem, und wo früher ein Geschäft war, und sich dann eine halbe Stunde darüber gestritten, welches Gebäude an welcher Stelle stand. Nachdem mein Opa gestorben ist, wollte meine Verwandtschaft nicht mehr (worüber ich sehr froh war, da dort immer eine angespannte Atmosphäre herrschte), und ich habe den Abend dann immer mit meinen Eltern verbracht. Auch in der Zeit, in der ich in Berlin wohnte und für zwei Wochen in die Heimat reiste.

Nachdem ich im Zivildienst und als Sozialpädagoge in einer Suchtklinik immer mindestens einen Weihnachtstag arbeiten musste, bin ich froh, wenn ich an den Feiertagen gar nicht aus dem Haus muss. Meine Verwandtschaft war nie sehr herzlich zueinander und solche Feiertagsbesuche eine lästige Pflicht. Da bin ich froh, wenn ich einfach zu Hause bleiben kann und meine Ruhe habe. Meine Oma habe ich schon besucht, eine Tante kommt noch, aber ansonsten genieße ich die Stille, lese viel, schaue ein paar Filme und Serien, die für mich zu meiner nostalgischen Feiertagsstimmung passen.

Beleuchteter Weihnachtsbaum im ansonsten dunklen Wohnzimmer.

Auch wenn es das erste Fest ohne meinen Vater ist, haben wir wieder einen Weihnachtsbaum aufgestellt, finde ich einfach gemütlich, obwohl ich mir sonst nicht viel aus der Festtagstradition mache. Aber ich liebe diese Zeit zwischen den Jahren, die fühlt sich für mich immer etwas entrückt an, und erinnert mich an die Geborgenheit der Kindheit.

An Heiligabend gab es in den letzten Jahren bei uns immer Kartoffelsalat und Würstchen, dieses Jahr aber Erbsensuppe, die wir schon am Samstag gekocht haben. Alle Zutaten kauften wir bereits am Donnerstag, bis auf die Gemüsebrühe, da stand noch eine angebrochene Packung im Schrank, die sich schwer genug anfühlte, um auszureichen. Hätte ich mal besser reingeguckt. Ich habe sie erst während des Kochens geöffnet und musste feststellen, dass das Pulver hart wie Stein geworden war. Der Löffel, mit dem ich es rausholen wollte, hat sich wie bei Uri Geller verbogen. So musste ich dann noch schnell in den Supermarkt fahren und habe auf dem Parkplatz einen alten Freund getroffen, den ich seit dem Kindergarten kenne, seit Beginn der Pandemie aber nicht mehr gesehen habe, da sich unser gemeinsamer Kegelclub infolgedessen aufgelöst hat. So hat sich das Versäumnis doch noch gelohnt. Das Rezept für die Suppe stammt übrigens aus dem Kochbuch Heimat von Tim Melzer, das meine Mutter mal gewonnen hat.

Ein Topf mit Erbsensuppe auf dem Herd.

Wetter

Donnerstag 20.45 Uhr hatten wir eine Dreiviertelstunde lang Stromausfall. Es stürmte hier ganz ordentlich. Unsere Haustür geht zum Wald nach hinten raus, und als ich mich vor die Tür stellte, um den Wind zu erleben, schwankten, ächzten und krachten die Bäume so beunruhigend, dass ich schnell wieder reingegangen bin. Von meinem Arbeitszimmer aus habe ich einen relativ weiten Blick in die andere Richtung und da sah ich kurz darauf zwei heftige grüne Lichtblitze, keine 10 Sekunden später war der Strom weg.

Fand ich aber ganz gemütlich, so bei Kerzenschein und dem brennenden Ofen im Wohnzimmer. War aber auch froh, als der Strom wieder da war.

Jetzt ist es einfach nur noch nass. Unser Teich steht stets kurz vor dem Überlaufen, da die Löcher am Ablaufrohr immer wieder mit Blättern verstopfen. Und aus dem Wassergraben im Wald über uns sickert Wasser auf die Wiese und läuft über unseren Hof auf die Straße ab. Alles ist eine einzige Matschepampe. Hinterm Haus habe ich einen provisorischen kleinen Entwässerungsgraben gezogen, damit nicht das ganze Wasser an der Kellerwand landet. Aber mit vollaufenden Kellern hatten wir nie ein Problem. Da wir praktisch am Hang wohnen, läuft das Wasser in der Regen weiter nach unten ab. Das Schild, das da auf der Wiese legt, hat die erste Sturmnacht noch in Schräglage überstanden, die zweite dann nicht mehr. Und ein Vogelhäuschen hat es auch zerlegt. Dach abgerissen und Boden rausgefallen.

Aussichten und schöne Feiertage

Im Laufe der Woche gibt es auf dem Blog hier noch Beiträge mit meinen Top-10 des Jahres in Sachen Film, Serie und Buch. Und nächste Woche sicher einen weiteren Wochenrückblick. Auf einen Jahresrückblick werde ich verzichten.

Ansonsten wünsche ich euch schöne, erholsame und gesunde Feiertage mit trockenen Füßen! Und allen, für die Weihnachten eine eher schwierige Zeit ist, wünsche ich, dass ihr gut durchkommt!

Meine Woche 15.12.2023: Frieren! Filme und Fantasy 2024

Meine Woche in Filmen, Serien, Musik, Artikeln, Youtube-Videos und privaten Dingen. Die schönste Anime-Serie seit Langem, die interessantesten Fantasybuchneuerscheinungen 2024, ein paar okaye Filme und mein Hörspielfrust.

Kollage aus drei Bildern. Links groß: die DVD-Box von "The Tatami Galaxy", rechts klein oben: ein Sceenshot aus der Serie Frieren, auf dem die Heldengruppe mit dem Rücken zu uns vor einem Sternenhimmel steht. Von links nach rechts: die Elfe Frieren, der Krieger Himmel, der Priester Heiter und der Zerg Eisen.
Auf dem Bild unten sehen die drei Gefährten zu, wie Frieren mit einem Koffer in derHand sich auf einer Brücke auf eine Reise begibt

In dieser wöchentlichen Rubrik werdet ihr wenig zu negativen Themen finden. Ich lese natürlich viele Artikel, Tweets, Posts und Threads zu aktuellen Krisen wie der Situation in Israel/Palästina, in der Ukraine, die Corona-Lage usw. Aber mit den ganzen schlimmen Nachrichten werden wir schon überall bombardiert. Links und Empfehlungen zu solchen Themen gebe ich hier nur stark dosiert, wenn mir was wirklich Gutes mit wichtigen Hintergrundinfos begegnet, was einen Ansatz hat, der noch nicht so verbreitet ist. Ansonsten setze ich hier mehr auf Unterhaltung, mit Tipps, die hoffentlich dazu beitragen können, dass bei einigen von euch die Freizeitgestaltung bereichert wird.

Aber warum überhaupt Wochenrückblicke. Die meisten Menschen sind froh, wenn die Woche rum ist – also zumindest die Arbeitswoche, denn wenn die komplette Woche vorbei ist, ist wieder Montag, und das Hamsterrad geht in die nächste Runde. Ich hatte auch schon Jobs, zu deren integralem Bestandteil die Vorfreude aufs Wochenende gehörte, quasi als Überlebensstrategie. Seit ich Freiberufler bin, hat sich das geändert, in der ersten Jahreshälfte habe ich auch viel am Wochenende gearbeitet, normalerweise versuche ich mich aber an eine Fünftagewoche zu halten, eben, damit ich mich aufs Wochenende freuen kann.

So viel Aufregendes passiert bei mir die Woche über aber nicht, weshalb ich hier vor allem auf meinen Medienkonsum eingehe und hoffe, ein paar interessante Tipps geben zu können.

Doku

Traumziele Südostasiens (1/2): Die Philippinen und Vietnam sowie (2/2): Von Myanmar bis Thailand

Zweiteilige australische Doku, die diese Länder in wunderschönen Bildern einfängt. Es ist eine Mischung aus Landschafts- und Tierdoku sowie Kulturreportage, wobei zwar Menschen gezeigt, aber nicht weiter vorgestellt werden. Ich habe schon viele Dokus über die Region gesehen, trotzdem werden hier Sachen gezeigt, die ich noch nicht kannte. Traumziel trifft es durchaus, wobei es vielleicht einen Tick zu sehr auf Urlaubspostertapete setzt und wir nicht so viel über die lokalen Kulturen lernen.

3sat-Mediathek

Youtube

CHANEL 2022/23 Métiers d’art Collection – A Film by Mati Diop

Das ist eigentlich nur ein Werbevideo für Chanel von Mati Diop mit Mama Sané (beide Atlantique, toller Film übrigens), der Tokyo aber in wirklich schönen Bildern zeigt. Hat eine tolle Atmosphäre (danke für den Tipp, Jochen).

SFF180 ⚔️ Anticipated Fantasy 2024

Und hier noch (siehe letzte Woche) die Neuerscheinungen 2024 Fantasy. The City of Stardust von Georgia Summers hat auf jeden Fall ein Cover, das auffällt, scheint ansonsten typische Urban Fantasy zu sein, habe ich mir aber mal vorgemerkt. Mit The Tainted Cup erscheint ein neues Werk von Robert Jackson Bennett, das ganz interessant klingt.

The Book of Doors von Gareth Brown hatte ich begutachtet und empfohlen, wir haben versucht, es zu kaufen, aber Heyne ist uns ein paar Stunden zuvor gekommen (und das nur, weil bei uns Vertretekonferenz im Haus war). Wird dort als Das Buch der tausend Türen im August erscheinen. Ist kein Buch, das mich privat groß begeistern würde, für das ich aber eine große Zielgruppe sehe, zumal es zwar relativ seicht ist, aber auch sehr flott, unterhaltsam und ohne ein Gramm Fett auf den Punkt geschrieben ist. Bin gespannt, wie es bei Heyne laufen wird.

Das Cover zu James Logans The Silver Blood Promise sieht stark nach Stephan Martinière (stammt aber von Jeff Brown, wie ich inzwischen recherchiert habe) , und genau solch opulenten, epischen Titelillustrationen liebe ich auf Fantasybüchern. Aber leider sind sie sehr selten geworden. Allein deswegen werde ich mir das Buch vermutlich in der gedruckten Fassung kaufen, einfach, um die Covergestaltung zu belohnen.

Und mit One Hundred Shadow von Hwan Jungeun gibt es auch die obligatorische Fantasy aus Südkorea (in englischer Übersetzung). Ist aber wohl Urban Fantasy in unserer Zeit.

Mit I’m Afraid You Got Dragons ist auch ein neues Buch von Peter S. Beagle dabei.

Ansonsten notiert habe ich mir noch:

  • Projeclions von S. E. Porter (soll Richtung Mieviélle und VanderMeer gehen)
  • Gogmagog von Jeff Noon und Steve Beard
  • The Dead Cat Tail Assassins von P. Djéli Clark (dürfte den Preis für den originellsten Titel in der Liste gewinnen)
  • Goddess of the River von Vaishnavi Patel

Meine Lektüre

Seventeen | Hideo Yokoyama

E-Book-Cover des Romans "Seventeen" auf einem farbigen Tablet angezeigt.

Meine kurze Besprechung von Hideo Yokoyamas Roman Seventeen, einer gelungenen Ode an den Wert von gutem investigativem Lokaljournalismus, geschildert an der Berichterstattung über einen großen Flugzeugabsturz in der Provinz.

Artikel

Ich habe diese Woche noch mal meine Wochenrückblicke vom Dezember 2022 gelesen und festgestellt, dass die Bandbreite der dort verlinkten und kommentierten Artikel viel größer war als in den letzten Ausgaben. Das dürfte wohl damit zusammenhängen, dass ich meinen Twitter-Account gelöscht habe und meine Vernetzung auf Bluesky und Mastodon noch nicht so vielfältig ist, dass sie mir so vielseitige Themen in die Timeline spült. Daran muss ich noch arbeiten.

The Best Movies of 2023, According to John Waters

When most people hear my name, they think of the city of Baltimore, where I still live. But few know I have kept a secret apartment in New York City for over three decades. Why? To see fucked-up foreign movies with frontal nudity — that’s why.

Schreibt John Waters als Einleitung zu seinen zehn besten Filmen 2023. Einen besseren Grund für eine Wohnung in New York kann ich mir kaum vorstellen. Ein vielfältiges Kinoprogramm wäre tatsächlich auch einer der Gründe, warum ich gerne wieder nach Berlin ziehen würde (wenn es denn erschwinglich und möglich wäre). Gesehen habe ich von den Filmen bisher nur Master Gardener (siehe weiter unten).

Serien

Wie oben erwähnt, habe ich mir noch mal meine Wochenrückblicke von vor einem Jahr angesehen. Damals hatte ich viel Spaß mit den japanischen Serien First Love und Sumo Do, Sumo Don’t. So eine Serie fehlt mir dieses Jahr. Klar Frieren (siehe unten), aber eine Slice-of-Life-Realserie wäre schön. Kürzlich habe ich mit der Anwaltsserie Ishiko & Haneo angefangen, aber da fehlt das gewisse Etwas. Die Mischung aus Comedy, Drama und ambitionierter Inszenierung passt nicht so ganz zu den cheesigen Anteilen.

Frieren

Eine Elfenmagierin, ein Priester, ein Zwergenkrieger und ein Paladin retten die Welt vor einem Dämonenlord. Und dann geht die Serie los. Sie kehren zurück, werden als Helden gefeiert und gehen ihrer Wege. Elfenmagierin Frieren ist unsterblich und hat ein anderes Zeitgefühl. Als sie nach einer kurzen Reise zurückkehrt, sind ihre Gefährten alte Männer geworden. Und bald stirbt der erste. Um Priester Himmel einen Gefallen zu tun, nimmt sie sich der magischen Ausbildung seines Mündels Fern. Und so reisen die beiden durch die Welt, erfüllen Aufträge, wachsen an ihrer Reise und sammeln eine neue Gruppe um sich.

Frieren ist eine wunderschön animierte und sehr ruhig inszenierte Serie, deren Poesie in der Langsamkeit und dem unterschiedlichen Zeitempfinden liegt. Frieren reflektiert über die Abenteuer mit ihren Gefährten, die wir in kurzen Rückblenden zu sehen bekommen, und versucht daraus zu lernen. Normalerweise liegt der Schwerpunkt solcher Anime-Serien auf Kämpfen, nicht so bei Frieren. Und allein das ist im Fantasygenre schon eine angenehme Abwechslung (und eine Isekai-Serie ist es auch nicht).

Fun Fact, die Figuren wie Himmel, Eisen oder Heiter heißen auch in der japanischen Originalfassung so und die Namen entsprechen teils ihren Eigenschaften. Da könnt ihr euch wohl selbst ausmalen, ob Baron Lügen zu trauen ist.

Die Serie hat mich so begeistert, dass ich nächste Woche (ich habe Urlaub) vielleicht einen längeren Artikel zu ihr schreiben werden, denn für mich ist das eine der besten Fantasyserien aller Zeiten, auch wenn bisher erst 14 Folgen erschienen sind. Die andere Hälfte der 1. Staffel soll wohl irgendwann in den nächsten sechs Monaten erscheinen.

Filme

Sommerblüten (Higanbana, 1958)

Der Film beginnt mit einer Hochzeit aus Liebe, was einer der Redner, unser Protagonist und älterer Geschäftsführer, sehr begrüßt. Auch wenn jüngere Frauen aus dem Familienumfeld seinen Rat suchen, gibt er sich locker und unterstützt sie in ihren unabhängigen Entscheidungen. Aber bei der eigenen Tochter hört der Spaß auf. Da ist er strickt gegen Setsukos Heirat mit Herrn Taneguchi – einfach, weil er ihn nicht kennt und nicht selbst ausgesucht hat. Der Film arbeitet gut heraus, dass es hier nicht um väterliche Liebe oder gesellschaftliche Konventionen geht, sondern um Kontrolle. Der Vater möchte weiterhin Kontrolle über seine Tochter ausüben, und die Kontrolle nur an einen von ihm auserwählten Nachfolger übertragen. Der Film ist am Ende aber deutlich versöhnlicher als andere Filme von Ozu, wie z. B. Später Frühling, und enthält auch einige feine Beobachtungen, was den Umgang von Menschen aus unterschiedlichen sozialen Stellungen miteinander angeht.

Arte-Mediathek

Master Gardener

Der aktuelle Film von Paul Schrader über einen Gärtnermeister mit einer Nazi-History-of-Violence, der der Großnichte seiner Chefin hilft, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen und den Drogen abzuschwören. Eigentlich ein schöner Film, der mir aber trotzdem Bauchschmerzen bereitet. Denn die Großnichte, Maya, ist Schwarz und Anfang 20 und ihr Vorgesetzter, der sich eigentlich um ihre Ausbildung kümmern soll, mindestens Mitte bis Ende 40 und hat noch immer riesige Hakenkreuztattoos auf dem Rücken. Das Verhältnis ist also mehr als unangemessen. Klar, er hilft ihr tatsächlich, nutzt ihre Verletzlichkeit aber auch aus. Wirkt ein wenig wie eine Altherrenfantasie, in der es einen ehemaligen Nazi braucht, um die junge Schwarze Frau vor den bösen Drogendealern zu retten. Einige Handlungsverläufe sind auch nicht wirklich stimmig und insgesamt ist der Plot eher schwach geschrieben, wenn auch mit guten Ansätzen. Mit dem ganzen Landschaftsgärtnerkonzept hätte Schrader da etwas Peter-Strickland-Entrücktes draus machen können, beschränkt sich dann aber auf zu simpel und langweilig gestrickte Plotlines.

Leo

Eine Art indisches Remake von A History of Violence, in der natürlich getanzt wird, wenn auch nur einmal, dafür aber lange. Ansonsten ist die Geschichte recht wirr und nicht immer ganz logisch, das Schauspiel eher mittelprächtig, Actionszenen zu CGI lastig, dafür die Kämpfe richtig gut choreografiert. Trotz Überlänge eigentlich nie langweilig und zur Abwechslung mal in einem verschneiten Teil von Indien gedreht. Die Originalfassung ist übrigens Tamil, nicht Hindi oder Teluga, die auch bei Netflix in der Suche angezeigt werden.

Netflix

Hörspiel (Frust)

Ich bin Kassettenkind, mit den ???, Fünf Freunden und TKKG aufgewachsen, höre inzwischen aber auch gerne komplexe, anspruchsvolle Hörspiele für Erwachsene. Neue Hörspiele höre ich am liebsten in der Badewanne. Baden gehe ich nur in der kalten Jahreszeit, in diesem Jahr – aufgrund des warmen Oktobers – also erst von November an (vermutlich bis Ende März), einmal die Woche. Und jedes Jahr habe ich so ein, zwei Hörspielserien, die ich mir dabei besonders gerne anhöre. In den letzten Jahren waren das z. B. Kai Meyers Imperator (eingestellt nach zwei Staffeln), Die sieben Siegel (ebenso) oder Die jutten Sitten (siehe hier).

Dieses Jahr fehlt mir das. Meinem Eindruck nach erscheinen nur noch die xten Varianten von bekannten Marken wie Sherlock Holmes oder Lovecraft und Horror/Gruselhörspiele mit abgeschlossenen Folgen in Anthologieform (siehe Gruselkabinett).

Was mir fehlt, ist ein wirklich ambitionierte, groß angelegte Serie mit zusammenhängender Handlung, die Komplex und vielseitig aufgebaut ist. Wie z. B. Gabriel Burns oder Die schwarze Sonne.

Das Geld wird inzwischen im Streamingbereich verdient (weil niemand mehr CDs oder digitale Downloads kauft), und da verdient es sich am besten, indem große Mengen an Content rausgehauen werden. Bei manchen (teils großen) Labels ist das die Geschäftspolitik. Und bei dieser großen Menge an Content leidet leider die Qualität der einzelnen Folgen, zumindest entspricht sie meist nicht dem, was ich von Hörspielen erwarte.

So ein bisschen in die Breche, was ambitionierte Hörspiele angeht, springen die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender. Ich denke da an Hörspiele wie Ursula K. Le Guins Erdsee, Cixin Lius Die drei Sonnen oder im letzten Jahr Mia Insomnia (wovon gerade die zweite Staffel erschienen ist). Und Macher von Die drei Sonnen sitzen gerade an der Umsetzung eines ganz tollen deutschsprachigen Science-Fiction-Romans, auf die ich schon sehr gespannt bin. Da mir das im Vertrauen erzählt wurde, darf ich aber noch nichts über den Titel verraten.

Wie auch immer, ich habe zwar den Eindruck, dass im kommerziellen Bereich mehr Hörspiele denn je erscheinen, auch jenseits der drei Fragezeichen, aber irgendwie nicht mehr in der Qualität wie zu Beginn der 2000er-Jahre, nicht mehr mit den Ambitionen, die Labels wie Decision Products mit Volker Sassenberg oder Lausch mit Günther Merlau an den Tag legten.

Trailer

Civil War

Kaum ist Ron Swanson Präsident, schon bricht Bürgerkrieg aus. Grusliger Trailer zum neuen Film von Alex Garland, produziert von A24, sieht aber ziemlich aufwendig aus. Angesicht der Präsidentschaftswahl 2024 mit einer drohenden Wiederwahl von Donald Trump vielleicht ein bisschen zu hart an der möglichen Realität.

Worüber ich mich freue

  • Ich war diese Woche beim Zahnarzt. Nur die übliche Routinekontrolle plus Zahnreinigung, möchte aber mal erwähnen, was für eine superorganisierte Praxis das ist. Das Wartezimmer fühlt sich wie ein Wohnzimmer an, mit hoher Decke, weitläufig und fließendem Übergang zum Eingangsbereich, statt unbequemer Stühle gibt es Sessel und Sofas – auf denen ich aber nie lange sitze, da ich fast immer pünktlich drankomme und auch im Behandlungszimmer nie lange warten muss. Fachlich scheint da auch alles Top zu sein, die Technik ist auf dem allerneuesten Stand.
  • Dass ich jetzt zwei Wochen Urlaub habe. Neben einigen Serien und Filmen, die ich schauen möchte, und dem Elric-Band, bei dem mir noch die Hälfte fehlt, hoffe ich, auch mal wieder etwas am Computer zocken zu können. Das habe ich schon seit fast einem Jahr nicht mehr.

Worüber ich mich nicht so gefreut habe

Das war schon vorletzte Woche, aber ich hatte vergessen, es zu erwähnen. Ich habe fünf Kästen Brohler-Mineralwasser zu meinem Getränkeladen zurückgebracht, um diese zu reklamieren. Das Wasser hatte einen fiesen Beigeschmack, chemisch, wie Desinfektionsmittel, fast wie beim Zahnarzt. Ungenießbar. Ich habe Stichproben aus allen fünf Kästen genommen, mit dem immer gleichen Ergebnis. Die Flaschen hatten alle die gleiche Abfüllzeit. Der sechste Kasten wurde eine Stunde früher abgefüllt und hat ganz normal geschmeckt. Die Kästen wurden anstandslos zurückgenommen (keine Ahnung, ob sich sonst noch wer beschwert hat), jetzt trinken wir erstmal Gerolsteiner.

Neu im Regal

The Tatami Galaxy

The Tatami Galaxy ist eine Anime-Serie, die in der gleichen (wenn auch leicht parallelen) Welt wie Time Machine Blues und Night is Short, Walk on Girl spielt. Gleiche Figuren, gleiches Setting (Studentenwohnheim, aber leicht variiert. Time Machine Blues habe ich hier besprochen, eine der besten SF- und Animeserien der letzten Jahre. Der Film Night is Short hat eine unglaublich tolle Atmosphäre. Beim Japanisch lernen dürfte mir die Serie nicht wirklich helfen, schon in der ersten Folge spricht Ich-Erzähler Watashi so schnell, als würde ich auf Youtube die linke Maustaste gedrückt halten. Da komme ich sogar kaum mit den Untertiteln mit. Trotzdem tolle Serie.

Foto der DVD-Box von "The Tatami Galaxy" aufrecht stehend auf einem Schreibtisch. Im Hintergrund leicht unscharft die DVD zu "Night is Short, Walk on Girl".