Übersetzungscoup gelandet

Hah, jetzt ist es mir endlich geglückt, einen richtig fetten Übersetzungdeal an Land zu ziehen. Ich werde die kompletten (SF-) Werke des berühmten Autors L. Ron Hubbard neu übersetzen (damit habe ich durch Captain Future ja schon Erfahrung). Den Anfang macht Battlefield Earth, das den neuen Titel Schlachtfeld Erde verpasst bekommt.

Hubbard hat mich schon immer fasziniert. Wie es ein einstiger Science Fiction Autor zum Gründer und Anführer einer weltweiten Bewegung geschafft hat, ist schon beeindruckend.

Ich hätte mir nie träumen lassen, mal für Sciencetology zu arbeiten, aber die zahlen verdammt gut und stecken wohl eine Menge Geld in eine Kampagne, um das Image Hubbards in Deutschland aufzuwerten. Und die Möglichkeit, zu einem Übersetzungstitan aufzusteigen, ist auch nicht zu verachten.

Aktuelles: Phantastische Netzstreifzüge 8

Keine Angst, ich werde hier auch noch andere Artikel veröffentlichen als nur die Netzstreifzüge. Momentan habe ich eine größere Artikelserie über die amerikanische Kleinstadt in TV-Serien in Planung bzw. Arbeit.

The Meteoric Rise and Fall of Gnome Press – Auf Kirkusreviews.com beschreibt Andrew Liptak, wie sich die Science Fiction nach Ende des 2. Weltkriegs von den Magazinen weg zur Buchindustrie bewegt hat (was für Leser und Autoren gar nicht schlecht war, da Geschichten in Magazinen nach kurzer Zeit wieder in der Versenkung verschwinden, während Bücher längerfristig erhältlich bleiben). Diesen kulturellen Wandel beschreibt er anhand des Aufstiegs und Falls des Verlags Gnome Press, die (heute) berühmte Autoren wie Robert Heinlein, Isaac Asimov, Clifford Simak (okay, der ist nicht ganz so bekannt), L. Spraugue de Camp, Frederick Pohl, Robert Silverberg, L. Ron Hubbard und andere einem breiteren Publikum bekannt gemacht hat.

33 SF/F Books Coming Out In April 2014 That You Need To Read – auf Buzzfeed.com stellt (ebenfalls) Andrew Liptak 33 Bücher vor, die im April erscheinen, und die man lesen solle. Das Schöne ist, er stellt nicht nur die Cover rein, sondern merkt auch zu jedem Buch an, warum es interessant sein könnte. Mich interessiert am meisten The Forever Watch von David Ramirez.

David Anthony Durham – wird auf der Bibliotheka Phanastika vorgestellt. Seine Acacia-Trilogie gehört zur aufregendsten Fantasy der letzten Jahre. Zuvor hat Durham sich schon einen Namen als Autor von historischen Romanen gemacht. Anmerkung: Der in der Bibliographie erwähnte dritte Band: 2011: Acacia – The Sacred Band/Acacia – Reiche Ernte ist in der deutschen Fassung erst für 2016 angekündigt.

Buch-Crowdfunding: Nie war es leichter, Verleger zu sein – Ich stehe Crowdfundingprojekten grundsätzlich skeptisch gegenüber, und habe noch nie etwas gespendet, da ich es nicht in Ordnung finde, dass die Investoren nicht an etwaigen Gewinnen beteiligt werden. Dass es die durchaus geben kann, zeigt die aktuelle Geschichte um den milliardenschweren Verkauf von Oculus Rift, deren Prototyp per Kickstarter finanziert wurde. Dieser Artikel auf Spiegelonline stellt ein interessantes und aufwendiges Buchprojekt über die Geschichte des Rollenspiels vor, das ohne Crowdfunding kaum möglich gewesen wäre. Ich bin nie ein großer Rollenspieler gewesen, was aber mehr an einem Mangel an Gelegenheiten lag, als an Unlust, hege aber große Sympathien dafür und mag die davon beeinflusste Literatur und die Computerspiele sehr.

The Wars of the Roses, the Battle of Towton und Allusions in A Song of Ice und FireAdam Whitehead hat einen ausführlichen Artikel über die Schlacht von Towton geschrieben, und welchen Einfluss sie und der historische Kontext in dem sie stattfand (Rosenkrieg), auf Game of Thrones haben.

Die Elfen 9: Tod in der Nachtzinne – Markus Mäurer hat für den Fantasyguide die neunte Folge der Elfenhörspiele rezensiert. Mit jeder neuen Folge wird es schwieriger, sich noch etwas Neues zum Besprechen einfallen zu lassen, was nicht mit dem Inhalt selbst zu tun hat. Und auch hier kann man nicht zu viel schreiben, weil man sonst zu viel verrät. Deshalb ist sie so kurz ausgefallen.

Es bleibt anzumerken, dass Die Elfen aktuell die einzige verlässlich erscheinende Fantasyhörspielserie ist. Drizzt, die beste von allen, wurde bereits 2010 eingestellt; angeblich, weil die Macher keinen Bock mehr hatten. Von Abseits der Wege, die zweitbeste und originellste, ist seit 2009 keine Folge mehr erschienen; wohl wegen Rechtsstreitigkeiten und jüngst auch dem Tod des Erzählers Heinz Ostermann. Dragonbound hat seine erste Staffel nach 10 Folgen 2012 beendet, Gerüchten zufolge soll es aber eine zweite Staffel geben. Auf die peinliche Posse um Die letzten Helden, von der 2010 die letzte Folge erschienen ist, und seitdem nur vollmundige Ankündigungen, fange ich lieber erst gar nicht an.
Wer also Fantasy (und nicht Sherlock Holmes, Grusel oder die ???) im Hörspielformat genießen möchte, kommt an Die Elfen gar nicht vorbei. Dabei gibt es so einiges, was mir an den Hörspielen nicht so gefällt. Seufz. Da denke ich wirklich wehmütig an Drizzt und Abseits der Wege zurück, deren Qualität bisher nicht wieder erreicht wurde.

Nachtrag: Habe bei den Hörspielen noch Die Chroniken der Drachenlanze vergessen, deren Veröffentlichungsrythmus aber ein ähnliches Drama ist, wie bei Die letzten Helden. Erscheint beides bei Holysoft. Ich halte die Drachenlanze leider auch leider nur für sehr mittelmäßig bis schwach inszeniert. Da helfen auch die vielen bekannten Synchronsprecher nichts.

Kurzkritiken: Meine Lektüre der letzten Wochen (März 2014)

Eigentlich hätte jedes Buch eine ausführliche Rezi verdient, aber mir fehlt die Zeit. Habe interessantere Sachen, über die ich eingehend schreiben will.

 

Joel Dicker – Die Wahrheit im Fall Harry Quebert

Die Erfolgswelle des ersten Bestsellers schwächt gerade ab, der junge amerikanische Schriftsteller Marcus Goldman steht unter Druck, einen Nachfolger zu liefern, steckt aber mitten in einer Schreibblockade, als auf dem Grundstück seines Mentors Harry Quebert eine Mädchenleiche ausgegraben wird. Marcus eilt zur Hilfe und versucht herauszufinden, was vor 33 Jahren in dieser kleinen Stadt in New Hempshire geschehen ist.

Die Geschichte an sich ist gar nicht so uninteressant, auch wenn die Liebesgeschichte zwischen dem Mittdreißiger Quebert und einem fünfzehnjährigen Mädchen deutlich Unbehagen bereitet. Der Autor lässt den Leser mittels des recherchierenden Marcus Goldman in einen interessanten Kleinstadtkosmos einsteigen und liefert neben bei noch eine gelungene Satire auf den Buchbetrieb. Trotz der 700 Seiten war das Buch recht spannend, aber sprachlich ist es leider nur sehr mittelmäßig. An sein offensichtliches Vorbild John Irving reicht er nicht einmal ansatzweise heran. Dickers Sprache ist jetzt nicht schlecht, aber eben nur durchschnittlicher Standard. Es gibt im gesamten, nicht gerade dünnen Buch, nicht einen einzigen Satz, von dem ich sagen könnte, dass er schön oder außergewöhnlich ist; alles massentaugliche Dutzendware ohne jegliche Kreativität (und damit wird das Buch seinem eigenen Anspruch nicht gerecht). Dabei hätte mit einer schönen, poetischen Sprache aus der interessanten Geschichte ein herausragendes Buch werden können. So ist es nur eine kurzweilige Unterhaltungslektüre, die nicht weiter im Gedächtnis bleibt.

Ben Aaronovitsch – Schwarzer Mond über Soho

In London wird wieder auf magische Weise gemordet. Jazzmusiker fallen plötzlich tot um, und Constable Peter Grant wittert Magie dahinter. Der zweite Teil der Reihe um den sympathischen jungen Ermittler ist eben so lässig unterhaltsam wie Teil 1. In gemütlichem Tempo und mit viel britischem Humor führt uns der Autor durch die Jazzszene der Stadt und auch ein wenig durch ihre magische Vergangenheit. Die Spannung hält sich in Grenzen, es gibt keinen großen Showdown und auch nicht viel Action, was aber alles nicht stört. An der Seite von Peter Grant fühlt man sich einfach wohl, als würde man mit einem Freund um die Häuser ziehen.

Felix J. Palma – Die Landkarte des Himmels

Palmas Erstling „Die Landkarte der Zeit“ hat mich seinerzeit schwer begeistert. Band 2 der geplanten Trilogie knüpft sowohl vom Inhalt als auch vom Aufbau an das Debüt an. Wieder spielt ein Roman von H.G. Wells eine wichtige Rolle (nach „Die Zeitmaschine“ dieses Mal „Krieg der Welten“), wieder spielt H. G. Wells eine wichtige Rolle, wieder taucht ein gewisser zwielichtiger Unternehmer auf, wieder hält Palma einige überraschende Wendungen parat und wieder verwurstet er historische Stoffe mit modernen Filmen. „Die Landkarte des Himmels“ ist eine wilde Mischung aus „Krieg der Welten“, „Das Ding aus einer anderen Welt“, Jane Austen und anderen Werken, die ich noch nicht verraten möchte. Vor allem die ersten 280 Seiten, auf denen es um eine Arktisexpedition geht, die eigentlich zum Mittelpunkt der Erde führen sollte, und dann etwas ganz anders entdeckt, hat mich richtig gepackt. Da kam eine ähnlich frostige und dichte Atmosphäre auf, wie in Dan Simmons‘ „Terror“. Danach gibt es einen Stilbruch, wenn sich der Roman zu einer Beziehungsklammmotte á la Jane Austen entwickelt. Da hatte ich einen kleinen Durchhänger und musste mich weiterkämpfen. Aber es dauerte nicht lange, und es wurde wieder richtig spannend. Das Ende ist zwar etwas vorhersehbar, doch insgesamt hat mich der Roman wieder schwer begeistert. Dafür sorgt auch Palmas wunderbare, poetische Sprache. Obwohl hier inhaltlich ein wüster Mix aus unzähligen Groschenheftromanthemen geboten wird, wimmelt es im Buch nur so von schönen, außergewöhnlichen Sätzen (da sollte sich Joel Dicker eine gehörige Scheibe von abschneiden). Der Autor ist ein begnadeter Erzähler, dem sprachlich eine großartige Hommage an die viktorianische Literatur und die Science Fiction gelungen ist.

Christopher Brookmyre – Die hohe Kunst des Bankraubs

Hat bei mir nicht so recht funktioniert. Ist mir zu gewollt auf cool geschrieben. Ein cleverer Bankraub ist für mich eigentlich ein guter Köder, aber hier ist mir das insgesamt zu langweilig geschrieben.

Gillian Flynn – Gone Girl

Eines der großen Hypebücher der letzten Jahre; wird gerade von David Fincher verfilmt. Vom Verlag als Thriller vermarktet, handelt es sich doch eher um ein abgründiges Psychogram einer Ehe. Frau verschwindet, Mann wird des Mordes verdächtig, erzählt wird die Geschichte dieser Ehe aus seiner (Nicks) Perspektive und durch die Tagebucheinträge seiner Frau (Amy). Gillian Flynn ist hier ein durchaus gutes Beziehungsdrama geglückt, mit eindrucksvollen Einblicken in eine zerrüttete Ehe und die Psyche der beiden Hauptfiguren; sie spielt auch recht geschickt mit der Technik des unzuverlässigen Erzählers; spannend ist das Ganze aber nicht. Teilweise plätschert die Handlung so vor sich hin, man ärgert sich ständig über das dämliche Verhalten von Nick, und am Ende wird es doch etwas abstrus. Ich habe die Lektüre zwar nicht bereut, weiß aber nicht, ob ich noch einmal etwas von dieser Autorin lesen werde.

Lauren Beukes – Shining Girls

Wichtige Erkenntnis: Klappentexte lügen! In diesem Fall gleich mehrfach. Der Bösewicht wird Lee Harper genannt, obwohl er im Buch Harper Curtis heißt. Es wird auch behauptet, dass sein Opfer Kirby den Serienkiller durch die Zeit jagen würde. Das stimmt auch nicht. Sie ist ihm zwar (ausschließlich in der Gegenwart 1993) auf der Spur, aber eine spannende Jagd durch verschiedene Epochen, wie der Klappentext hier suggeriert, findet nicht statt.
Das Buch erinnert an eine Mischung aus Serienkillerroman und „Die Frau des Zeitreisenden“. Zu Beginn ist das auch ein faszinierendes Konzept, das vor allem auch wegen der aufwendigen Recherchearbeit der Autorin so gut funktioniert, die man fast jeder Zeile anmerkt. Hier wird ein dichtes Porträt von Chicago in unterschiedlichen Zeiten geliefert. Auch die junge Protagonistin weiß mit ihrer rebellischen Art und ihrer sympathischen Hartnäckigkeit zu begeistern. Irgendwann verpufft die Wirkung des Konzepts aber ein wenig, weil es sich zu häufig wiederholt, ohne interessante Variationen aufzuweisen. Von der raffinierten Konstruktion Audrey Niffeneggers „Die Frau des Zeitreisenden“ ist „Shinning Girls“ weit entfernt. Das zeitreisende Haus, das von Harper fordert, bestimmte Mädchen zu töten, entpuppt sich als McGuffin. Das Finale enttäuscht. Kein schlechter Roman, aber man hätte deutlich mehr daraus machen können.

Aktuelles: Phantastische Netzstreifzüge 7

Hier einige Quickies. Ich muss ja nicht zu jedem Link immer gleich einen Aufsatz schreiben. 😉

5 Valuable Charts That Show How Publishing is Changing – Jane Friedmann zeigt mit Hilfe von 5 Statistiken auf, wie sich der Buchmarkt in den USA verändert. Sehr interessant.

If you liked ANCILLARY JUSTICE and GOD’S WAR you’ll love… – Kameron Hurley stellt einige SF Romane vor, die Leserinnen der oben genannten Titel gefallen könnten. Ancillary Justice steht seit zwei paar Wochen auch bei mir im Regal und kommt demnächst dran. Elisabeth Bear steht auch schon länger auf meiner Leseliste, ebenso Joanna Russ

Upcoming Genre Movies That Aren’t Sequels, Remakes or Reboots – Auf io9.com stellt Charlie Jane Anders Genrefilme vor, die 2014 anlaufen und keine Sequels, Remakes oder Reboots sind. Wofür ich sehr dankbar bin, da mir diese Franscheiße inzwischen zum Hals raushängt.

Gespannt bin ich auf den Jupiter Ascending von den Wachowkis. Die beiden Trailer sehen sehr beeindruckend aus.


Auf Nolan Interstellar freue ich mich auch sehr. Bin auch gespannt, wie die Comicverfilmung The Darkness wird. Das war eines der ersten Heftcomics, die ich gesammelt habe.

Zankapfel Gendern Wortschmiedin Simone Heller befasst sich mit dem Geschlecht in der Sprache, bzw. wie man damit umgeht. Eine Frage, die auch für Übersetzerinnen interessant ist, da Übersetzungen aus dem Englischen immer wieder solche Problematiken aufwerfen. Ich habe es mir angewöhnt, immer öfters einfach die weibliche Form zu nehmen, auch wenn Männer mit gemeint sind (wie oben beim Wort Übersetzerinnen). Warum nicht einfach mal den Spieß umdrehen?

Convention Attention: Are Conventions Really That Important? – SF-Signal hat die Frage gestellt, ob Conventions (also Cons) so wichtig sind? Eine Frage, die in Deutschland vermutlich nicht so ins Gewicht fällt, wie in den USA, da bei uns Con-mäßig nicht so viel läuft. Einige kleine Fandom-Cons und dazu ein paar größere Media-Cons mit Schauspielern und Autogrammen. So etwas die Comic-Cons, wo inzwischen alle wichtigen Genrefilme und Serien in Anwesenheit der Stars vorgestellt werden, gibt es bei uns nicht. Ich habe mir die oben verlinkten Beiträge noch nicht in Ruhe durchgelesen, aber da scheint es mehr um die kleineren Cons zu gehen, wo man noch die Autorinnen persönlich kennen lernen kann, wo es um den persönlichen Kontakt geht und nicht um die Show. Ich mag kleine Cons wie den Bucon, wo man Leute aus dem Fandom trifft, zu denen man sonst das ganze Jahr nur über das Internet Kontakt hat. Wünschen würde ich mir mehr Diskussionpanels (zu aktuellen und brisanten Themen) und weniger Lesungen.

Der Feigling und die Bestie – mistkaeferl hat für die Biblotheka Phantastika einen aus dem türkischen übersetzten Fantasyroman von Baris Müstecaplıoğlu rezensiert. Hat man auch nicht alle Tage.

SAAAAAAAAAAAAAAAAAALEOliver Plaschkas aktueller Fantasyroman das Licht hinter den Wolken ist bei Klett-Cotta im Hardcover für 24.95 Euro erschienen. Das E-Book hat man, wie so viele deutsche Verlage es tun, an den Hardcoverpreis gekoppelt und für 19.99 Euro verkauft. Für viele Leser zuviel (für mich auch). Fantasy ist für mich ein Taschenbuchgenre (lese ich sowieso lieber, als die schweren, unhandlichen Hardcover), mir gehen schon die aufgeblähten Ziegelsteinpaperbacks auf den Sack (so vulgär muss ich es leider ausdrücken), die im Regal und beim Umzug viel zu viel Platz weg nehmen. Oliver sieht es ähnlich, und konnte (da keine Taschenbuchausgabe in Aussicht steht) seinen Verlag davon überzeugen, den E-Book-Preis auf 9.99 Euro zu senken. Super Sache. So werde ich irgendwann auch noch zu diesem Buch finden. Erstmal muss ich sein kürzlich erst gekauftes Die Magier von Montparnasse lesen.

 

 

 

Aktuelles: Phantastische Netzstreifzüge 6

Eigentlich wollte ich nur einmal pro Woche Netzstreifzüge unternehmen, aber da sich schon wieder einige interessante Links angesammelt haben, gibt es jetzt schon Nachschub. Ich muss mich ja nicht künstlich selbst beschränken. Eine neue Ausgabe kommt einfach raus, wenn genug Material und Zeit vorhanden ist.

Die neue SF u. F Rundschau von Josefson ist da. Seiner Empfehlung von Perdido Street Station kann ich mich nur anschließen. Ein Wahnsinnsroman. Ansonsten stehen Annihilation von Jeff VandeMeer und eventuell Der Gottbettler (trotz des bescheuerten Titels) auf meiner Leseliste. Die Golkonda-Sachen sowieso. Den Chiang habe ich schon angefangen.

Deutschen Lesern dürfte Jacqueline Carey vor allem durch ihre erotisch angehauchte, komplexe Intrigenfantasy Kushiels Dart bekannt sein. Mit ihrer Sundering Duologie (Banewreaker & Godslayer) hat sie aber ein interessantes Werk abgeliefert, dass bekannte Motive Tolkiens geschickt auf den Kopf stellt. Ich habe es noch nicht gelesen (was ich noch nachholen werde), aber Rob H. Bedford, der sie auf SF-Signal vorstellt und richtig Lust darauf macht. Die beiden Bücher sind übrigens 2009 unter den Titeln Elegie an die Nacht 01 u. 02: Der Herr der Dunkelheit u. Der Fluch der Götter bei Lyx erschienen. Was an mir völlig vorbeigegangen ist, da ich diesen Verlag einfach nicht auf dem Schirm habe.

Eines der besten Bücher, das ich in den letzten zehn Jahren gelesen habe, ist Die gelöschte Welt (The Gone-Away World) von Nick Haraway (das Buch hat NinjasNinjas!!!!), jetzt ist endlich sein zweites Buch Der goldene Schwarm (Angelmaker) auf Deutsch erschienen. Der Knaus Verlag scheint es ernst damit zu meine, und hat einen tollen Buchtrailer produziert:

Der Münchener Verein Die Phantasten hat sich aufgelöst. Damit wird es in Zukunft vermutlich auch keinen Mucon mehr geben. Diese Fandomveranstaltung hat sich, glaube ich, in den letzten 3 Jahren in München etabliert. Ich hatte es bisher nicht dorthin geschaft, finde es aber sehr schade, dass es einen Con weniger im Jahreskalender geben wird. Es gab wohl einige Querelen und unschöne Aktionen, dazu war der Con schwer zu finanzieren und hatte nicht die besten Besucherzahlen (trotz des attraktiven Programms).

Wer sich (wie ich) für Science Fiction in den unterschiedlichsten Formen und Medien interessiert, kommt am japanischen Zeichentrick, also am Anime, nicht vorbei. Bereits in den 70er Jahren begeisterte die japanische! Zeichentrickserie Captain Future zahllose Kinder und Jugendliche; eine Begeisterung, die bei manchen auch heute noch nachwirkt. Meine erste Animeserie (damals wusste ich gar nicht, was das ist) war Captain Harlock.

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Diese VHS-Kassette habe ich als kleiner Steppke in den 80ern auf irgendeinem Flohmarkt aufgetrieben. Was Animes sind, habe ich erst gelernt, als ich mir zu Beginn der 90er Akira aus der hiesigen Videothek ausgeliehen habe. Da begann meine Leidenschaft für Animes. Vor allem in Filmform, zunächst für so Endzeitklopper wie Fist of the North Star, Tentakelschmuddelhorror wie Urutsoki Doji, Ghost in the Shell und alles, was ich bekommen konnte. Bald befanden sich auch SF-Serien bzw. deren Filmverwurstungen wie Gundam Wings oder Neo Genesis: Evangelion auf meinem Schirm. Welch reichhaltigen Schatz an SF-Serien es aus Japan gibt, stellt Animario auf Serienjunkies.de in einem sehr lesenwerten Artikel vor, der einen tollen Einblick in das Genre des Science Fiction Animes liefert. Da ist von schneller Action, Space Opera, Cyberpunk bis zu tiefer gehenden Werken alles dabei.

Ich sehe mir aktuell die (im Artikel nicht erwähnte) Serie Psycho-Pass an, die eine ähnliche Thematik wie Minority Report aufgreift, in dem Verbrecher bereits verhaftet oder exekutiert werden dürfen, wenn der Computer sagt, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Verbrechen begehen werden. Ein hochaktuelles Thema, das unterhaltsam, spannend und differenziert behandelt wird.

Gerade wurden die Nominierungen des Kurd-Laßwitz-Preis 2014 bekannt gegeben. Ich gratuliere allen Nominierten. Der Preis zeichnet seit Anfang der 80er Jahre Schaffende im Bereich der Science Fiction in verschiedenen Kategorien aus. Für beschämend halte ich allerdings, dass mal wieder kein Hörspiel nominiert wurde, da angeblich keines erschienen sei, das sich einer Nominierung als würdig erwiesen hätte. Dabei gab es 2013 einige gute SF-Hörspiele (auch gebührenfinanzierte, die ausschließlich im Radio liefen). Ist schon interessant, dass ein SF-Genrepreis an dieser Stelle so scheuklappenartige auf eine scheinbare Unterscheidung zwischen E und U fixiert ist, während im Romanbereich anscheinend ganz andere Kriterien angewendet werden. Mir fällt es deshalb schwer, diesen Preis ernst zu nehmen. Was man mit Preisen aber sowieso nicht allzu sehr machen sollte. Sie sind eine tolle Sache für die Nominierten und die Preisträger, aber ansonsten …  bieten sie vor allem wieder für Diskussionsstoff im Fandom. 😉

Ich habe es leider nicht auf die Fantasy Filmfest Nights 2014 geschafft. Aber Torsten Dewi war dort und schildert seine Eindrücke der gesehenen Filme wie immer in nachvollziehbaren Kritiken (Teil 1, Teil 2 und Teil3). Im Forum des FFF-Archivs wird übrigens vom Fantalk mit den Machern des Festivals berichtet und über die Änderungen im Ablauf diskutiert.

Auf dem Blog Skalpell und Katzenklaue gibt es einen interessanten und sehr ausführlichen Artikel, der sich wiederum einen Blogartikel von Sofia Samatar (Autorin von A Stranger in Olandria) auseinandersetzt. Samatar stellt die These auf, dass Steampunk in Afrika (nicht afrikanischer Steampunk!) nicht funktionieren würde, weil Steampunk per Definition ein westliches, kolonialistisches Genre sei, dass vor allem durch die hiesige Industrialisierung geprägt wird und diesen Fortschritt (inklusive seiner negativen Folgen für die kolonisierten Länder) völlig unkritisch propagiere. Zumindest habe ich es so verstanden.

Raskolnik wiederum sieht darin eine Fortschritts- und Technologiefeindlichkeit, die sich vor allem in der intellektuellen linken Postmoderne zeige, die wie die linke, angloamerikanische SFF Gemeinde vor allem von Ideen der Identitätspolitik beeinflusst sei. Raskolnik sieht den imperialistischen Kolonialismus als etwas, dass nicht durch Ideen sondern durch materielle Realitäten überwunden werden kann.

So bin ich überzeugt davon, dass Sofia Samatar von einem ehrlichen Abscheu vor dem Kolonialismus und seinen kulturellen Ausdrucksformen beseelt ist. Das Problem ist, dass ihre Weltanschauung einer realen Überwindung des Imperialismus im Wege steht. Denn selbiger ist nicht Teil einer vergangenen Epoche (der »Moderne«), sondern eine aktuelle Realität. Er basiert nicht auf irgendwelchen Ideen (dem »westlichen Fortschrittsgedanken«), sondern auf materiellen Grundlagen. Er besteht in erster Linie nicht aus kulturellen Phänomenen, sondern aus ökonomischen Ausbeutungs- und politischen Abhängigkeitsverhältnissen. Um ihn zu überwinden, müsste der Kapitalismus überwunden werden. Und dies wäre nur auf der von der industriellen Entwicklung der letzten Jahrhunderte gelegten Basis möglich.

Samatar unterscheide seiner Ansicht nach in westlich, Fortschritt = böse; und prä-industriell, nicht-westlich = gut, und eine Verlegung des industriellen Fortschritts nach Afrika wäre auch ein kolonistischer Akt.
Mir fehlt die Zeit jetzt wirklich ausführlich darauf einzugehen, ich kann beide Seiten verstehen, stimme aber keiner zu. Mann muss bedenken, dass der industrielle Fortschritt (Erfindung der Dampfmaschine usw.) historisch mit der Kolonisierung einhergegangen ist und beides war sicher primär durch das Streben nach Reichtum und Macht angetrieben, aber dabei sollte man die kulturellen Gegebenheiten der Zeit und der Gesellschaft nicht völlig ausblenden.

Raskolnik schreibt: Er [der westliche Imperialismus] besteht in erster Linie nicht aus kulturellen Phänomenen, sondern aus ökonomischen Ausbeutungs- und politischen Abhängigkeitsverhältnissen. Um ihn zu überwinden, müsste der Kapitalismus überwunden werden. Und dies wäre nur auf der von der industriellen Entwicklung der letzten Jahrhunderte gelegten Basis möglich.

Aber hey, hier geht es um phantastische Literatur, da sollte alles möglich sein, auch die Überwindung des Kapitalismus und Steampunk in Afrika. Letzteres wird natürlich schwierig werden, da dieses Dampf getriebene Szenario oft gewählt wird, um eine Atmosphäre des Abenteuers und der Entdeckung zu erzeugen, die die grausame Realität des Kolonialismus stark verklärt.

Ich halte es für legitim, die Moderne kritisch zu betrachten. Man sollte nie vergessen, auf was unser heutiger Wohlstand und unser technologischer Stand aufgebaut wurde. Da kann ich es verstehen, wenn man einfachere (nicht primitivere) Gesellschaftsformen favorisiert (wobei man da aufpassen muss, dass man nicht in das abdriftet, was häufig als »Verklärung des edlen Wilden« bezeichnet wird und Rassismus von der anderen Seite sein kann). Diese gut-böse-Denke ist aber nicht meins. Ich kann auch nicht so etwas wie Kollektivschuld empfinden, höchstens eine gewisse Verantwortung. Ich fühle mich wohl, so wie ich lebe, in einer modernen, technologisierten und industriellen Gesellschaft, kann mir aber auch vorstellen, dass ein einfaches Leben, ohne den ganzen Kram angenehm sein kann.

 

Übersetzungsfehler: Als die Comics das Laufen lernten

Vorweg. Es geht mir nicht darum, andere ÜbersetzerInnen bloßzustellen, sondern einfach darum, auf geläufige Übersetzungsfehler hinzuweisen. Fehler, die mir in meinen Übersetzungen auch passieren.

Ich lese gerade das Buch Gone Girl, das aktuell von David Fincher verfilmt wird. Insgesamt liest sich die deutsche Übersetzung recht flüssig und fehlerfrei, aber ein dicker Klops ließ mich doch staunend zurück.

Als es zunächst hieß, dass sich die beiden Protagonisten einen Comic auf einer Raub-DVD ansehen würden, habe ich nur kurz gestutzt und überlegt, ob so etwas wohl in New York üblich sei (was immer auch eine Raub-DVD ist?). Später führte der Protagonist und Erzähler dann ein Telefonat und meinte, dass er im Hintergrund einen „Comic laufen höre„. Wo er wohl hinläuft, der Comic, dachte ich mir. Hat er vielleicht in der unsichtbaren Universität angerufen, wo Bücher durchaus schon mal weglaufen können? Aber da hat sich niemand mit einem „Ugh“ gemeldet. Sondern eine normale Frau. Die Mutter am anderen Ende der Leitung schickte dann ihre Kinder runter, und mir wurde klar, dass da kein Comic das laufen gelernt hat, sondern im Fernsehen ein Cartoon läuft. So steht es bestimmt auch im Original. Dass man im Jahr 2013 einen (TV-) Cartoon als Comic übersetzt, ist schon ein heftiger Klops.

Comic = Comic, kann in Heftform gelesen werden, als Album, in einer Zeitung oder auch in Buchform.
Cartoon = Zeichentrickserie oder Film, wenn man heute von Cartoons schreibt bzw. spricht, sind in der Regel „animated cartoons“ gemeint, also Zeichentrickserien wie Bugs Bunny, Road Runner usw.
Es gibt natürlich auch die ursprüngliche Form des Cartoons, der eine Karikatur in einer Zeitung meint oder einen kurzen Comicstrip wie Calvin und Hobbes  oder die Peanuts, die mit vier oder fünf Bildern einen Strip in einer Zeitung bilden.

Aber Comic ist immer etwas zum Lesen. Es gibt Comicverfilmungen als Realfilm, also mit echten Schauspielern, oder in animierter Form, das sind dann aber Zeichentrickfilme oder Trickfilme. Kommen sie aus Japan, wo man Comics als Mangas bezeichnet, nennt man die Filme Animes.
Viele Comics werden inzwischen auch als Graphic Novel bezeichnet, weil man hofft, sie damit aus der Schmuddel oder Kinderecke zu bekommen. Dabei handelt es sich eben um Comics mit mehr Tiefgang bzw. literarischem Anspruch, letztendlich sind es aber trotzdem Comics, eine Kunstform, die schon seit Jahrzehnten neben Kindergeschichten auch anspruchsvolle und differenzierte Werke liefert.

Nachtrag: Comicexperte Stefan Pannor hat mich auf eine Fehler in meiner Erklärung hingewiesen.

Comicstrips sind keine Cartoons.

Allgemein meint der Cartoon im Deutschen entweder den Kurztrickfilm oder das Witzbild (also nicht die Karikatur), das ergibt sich aus dem Kontext. Zum Comicstrip ist er in jedem fall deutlich abzugrenzen: das Witzbild ist nicht sequentiell, der Kurztrickfilm kein stehendes Bild. (Und es sind eher drei bis vier Bilder. 5-Bild-WochentagssStrips sind vor dem 2. Weltkrieg weitgehend ausgestorben.)

Aktuelles: phantastische Netzstreifzüge 5

Ich war wieder im Netz unterwegs und präsentiere und kommentiere hier die Interessantesten phantastischen Links der Woche.

Eine traurige Meldung, phantastische Kundenpflege, dampfender Punk, Hirngespinste von der Zukunft, naiver Zynismus, Fantasy als Religion, geekiges Geschimpfe, Plage Menschheit und die Leipziger Buchmesse.

Ganz aktuell: Lucius Shepard ist im Alter von 66 Jahren verstorben:http://lairdbarron.wordpress.com/2014/03/20/lucius-shepard-1947-2014/

Einer der vielen Autoren, die ich immer mal lesen wollte, es aber nie geschafft habe. Werde ich bald nachholen. In Deutschland war er nur einer ausgwählten kleinen Schar bekannt, sein „Ein Handbuch amerikanischer Gebete“ ist 2006 bei der Edition Phantasia erschienen, die noch drei weitere seiner Werke auf Deutsch rausbrachten. In den 90ern sind ein paar Bücher von ihm bei Heyne und Bastei erschienen.

In Zeiten von E-Books, Amazon und großen Buchhandelsketten wie Thalia haben es kleine unabhängige Buchhandlungen schwer. Da muss man sich was einfallen lassen. Die beste Buchhandlung der Welt – das Otherland in Berlin – betreibt aktive Kundenbindung, in dem es verschiedene Veranstaltungen für Freunde der Phantastik anbietet. Einmal im Monat geht es zum Gatherland, wo es in gemütlicher Runde meist um ein vorher angekündigtes Thema (z. B. Iain Banks oder George R. R. Martin minus „Game of Thrones“) sowie eine Favoritenvorstellungsrunde der Gäste geht. Daneben gibt es jetzt auch einen monatlichen Rollenspielabend, über den das Deutschlandradio Kultur berichtet. Eine tolle Sache, diese Abende im Otherland vermisse ich hier in meinem Westerwälder Exil sehr.

Vereinzelt bin ich bereits in den 90er Jahren mit Steampunk in Berührung gekommen. So richtig los ging es mit diesem Genre aber erst in den letzten 5-10 Jahren. Als Verkaufserfolg konnte sich dieses illustre Genre aber nicht so recht durchsetzen (trotz der kostümierten Subkultur, die sich da entwickelt hat). Bei den Verlagen gilt es als Gift in den Regalen, wie auch Autor Chris Wooding auf SF-Signal.com in einem Gastbeitrag beschreibt. Ansonsten geht er ganz kurz darauf ein, wann er Steampunk zum ersten Mal wahrgenommen hat und nennt ein paar interessante Titel. Ich lese Steampunk ganz gerne, suche aber nicht gezielt nach solchen Titeln.

Auf dem neuen SF-Portal Die Zukunft von Heyne, fordert Hartmunt Kasper  weniger Seriosität in der Science Fiction. Autoren sollen sich doch bitte um unterhaltsame Geschichten und atemberaubende Zukunftsvision kümmern, und weniger um realistische Zukunftsprognosen, wie sie z. B. Isaac Assimov für das Jahr 2014 gemacht hat. Ich finde, die Mischung macht’s. Ich will sowohl „Hirngespinste“ als auch realistisch angehauchte SF. Wichtig sind in der SF nicht nur die technischen Prognosen, sondern auch die gesellschaftlichen.

Auf io9.com fragt Esther Inglis-Arkell, ob naiver Zynismus zu einem Problem in der Literatur geworden ist. Problem würde ich nicht sagen, aber er liegt schon im Trend. Zynische Grim-and-Gritty-Fantasy ist seit dem TV-Erfolg „Game of Thrones“ in der Fantasy sehr gefragt, Gleiches gilt für die SF seit Richard Morgans „Altered Carbon“ („Das Unsterblichkeitsprogramm“), wenn auch nicht in solchem Ausmaß. Zynische TV-Serien wie „Breaking Bad“ oder „House of Cards“ prägen die kulturelle Landschaft zurzeit sehr stark. Ich mag solche Stoffe, habe aber auch gerne etwas Abwechslung und liebe auch differenzierte und naiv optimistische Blicke auf die Welt.

Ich wusste gar nicht, dass ich einer neuen Religion angehöre. Ich verlinke dieses Interview mal ohne weiteren Kommentar, aber mit einem Breitmaulfroschgrinsen auf dem Gesicht.

Im Fandom gibt es so einige Grundsatzdiskussionen, die einfach zeitlos sind. Was in der Musik die Frage Beatles oder Stones (Beatles!) ist, ist in der Science Fiction Star Trek oder Star Wars; oder spezifischer „Deep Space Nine“ oder „Babylon 5“. SF-Signal nennt das Geek-Diskussionen und hat zahlreichen Fandomgrößen und Autorinnen die Frage gestellt:

What was the first or most memorable geeky pop-culture debate you ever had? Or what’s that one thing you can’t stop ranting about? What was the outcome? Are you still on speaking terms with your opponent? Why are you so passionate about this?

Quelle: http://www.sfsignal.com/archives/2014/03/mind-meld-epic-geek-debates-rants/#more-90876

Also:

„Was war Eure erste oder denkwürdigste popkulturelle Geek-Diskussion? Oder, was ist die eine Sache, über die du gar nicht aufhören kannst, dich aufzuregen? Was ist dabei herausgekommen? Redest du noch mit deinem Streitgegner? Warum liegt dir das so am Herzen?“

Ich muss da erst einmal drüber nachdenken. Wird dann ein extra Blogeintrag.

Sollte die Menschheit nicht langfristig von der Erde verschwinden.“ So begann ein etwas wirrer und leicht depressiver Eingangspost im SF-Netzwerk. Ich schenkte dieser wilden These zunächst keine weitere Beachtung. Trotzdem hat sich daraus (ohne Beteiligung des Initiators) daraus eine ganz interessante Diskussion über Evolution, Intelligenz (was ist das eigentlich?) und die Zukunft der Menschheit entwickelt.

Ralf „Lapismont“ Steinberg vom Fantasyguide, geschätzer SF-Dinierer und mein ehemaliger Berliner Kinopartner war auch auf der Leipziger Buchmesse. Am Samstag mit Familie und einigen besuchten Programmpunkten. Hier sein Bericht.

Die Links hier und meine Meinung dazu dürfen auch gerne kommentiert werden.

Zum Schluss wünsche ich Euch allen noch ein phantastisches Wochenende.

Erschienen: Captain Future 03 – Die Herausforderung

Noch rechtzeitig zur Leipziger Buchmesse ist „Captain Future 03 – Die Herausforderung“ in der Übersetzung von Frauke Lengermann erschienen. Ich habe das Buch jetzt selbst noch nicht in den Händen gehalten und gelesen. Aber hier der Link zur Leseprobe.

Und hier zitiere ich mal den Klappentext des Verlags:

Die Versorgung des Sonnensystems mit Gravium ist gefährdet! Die Minen, in denen dieses für die Raumfahrt unentbehrliche Metall abgebaut wird, werden bei Sabotageakten zerstört. Captain Future soll helfen, doch Curtis Newton wurde von dem geheimnisvollen »Zerstörer« entführt und befindet sich selbst in tödlicher Gefahr …

Der Roman Captain Future’s Challenge ist im Sommer 1940 in dem Pulpmagazin Captain Future − Wizard of Science erschienen. Er wird hier, erstmals auf Deutsch, mit sämtlichen Illustrationen und allen zur Serie gehörigen Materialien der Originalausgabe vorgelegt.

Die vorliegende Neuausgabe hat es sich zum Ziel gesetzt, Edmond Hamilton als Klassiker der Science Fiction ernst zu nehmen. Alle Texte werden vollständig und mit größtmöglicher Werktreue ins Deutsche übertragen.

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Band 4 „Der Triumph“ befindet sich zurzeit im Lektorat und ist für Mai 2014 angekündigt.

Leipziger Buchmesse 2014

In diesem Jahr bin ich zum ersten Mal (leider nur für einen Tag) auf die Leipziger Buchmesse gefahren (in Frankfurt war ich einmal vor 10 Jahren, da war es mir aber zu voll und uninteressant).

Los ging es bereits am Mittwoch den 12. März, mit dem Flieger nach Berlin. Dort stöberte ich zum ersten Mal seit fünf Monaten wieder stundenlang im Otherland (der besten Buchhandlung der Welt. Da ich nur mit einem Rucksack unterwegs war, blieb es aus Platzgründen zunächst bei einem Buchtitel („Gateway“) von Frederick Pohl.

Danach weiter nach Köpenick, wo im Ratskeller der SF-Treff oder das SF-Dinner (wie es jetzt heißt) stattfand. Dieses Treffen Berliner SF-Fans ist mir in den letzten vier Jahren in der Hauptstadt eine liebgewonnene Tradition geworden, die mir jetzt im Westerwald sehr fehlt. Hier gibt es einen Bericht von Frank Böhmert über das Treffen.

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Quelle: Das Foto machte eine nette Dame vom Nebentisch mit dem Smartphone von Rene, ich habe es mir in dieser bearbeiteten Fassung im Blog von Frank stibitzt.

Von links nach rechts: Rene „Agro“ Nowotny, Anonymus (der die Furcht der Weisen vor seinem Namen im Internet pflegt), Frank Böhmert, Ralf „Lapismont“ Steinberg vom Fantasyguide und ich. Später kam noch yiyippeeyippeeyay dazu, der sein Bild aber auch nicht gerne im Internet sieht.

Übernachtet habe ich dann in der Casa Böhmert, nicht wie angekündigt unter Palmen, dafür aber unter Paradiesvögeln.

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Franks Sohn Ben – der übrigens auch regelmäßiger Besucher des SF-Dinners und SF-Leser ist – war so nett, mir sein Zimmer zur Verfügung zu stellen.

Am Donnerstag ging es dann um 7.00 Uhr los zum Südkreuz, von wo der Interconnex direkt zum Messegelände in Leipzig gefahren ist. Es war eine gemütliche, ruhige Zugfahrt, auf der ich die ersten beiden Kurzgeschichten von Ted Chiang in „Das wahre Wesen der Dinge“ lesen konnte. Am Südkreuz habe ich übrigens auch schon meine Captain-Future-Mitübersetzerin Frauke Lengermann getroffen.

Nach Ankunft in Leipzig um ca. 9.40 Uhr ging es bei strahlendem Sonnenschein gemütlichen Schrittes Richtung Messegelände; ich musste einfach nur den Menschenmassen folgen. Auffällig waren die vielen Schulklassen, die hier unterwegs waren.

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Hier der Vorplatz zum Messegelände. Hinten sieht man die an ein riesiges Gewächshaus erinnernde Messehalle, die aus zwei durch einen Tunnel verbundenen Bereichen besteht, von denen es seitlich in insgesamt fünf Messehallen abgeht. Das wirkte auf den ersten Blick schon sehr einladend und freundlich. Beim Einlass gab es weder eine Schlange noch Gedränge.

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Hier der Eingangsbereich von innen.

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In der ersten Etage ging es seitlich durch Glastunnel in die jeweilgen Messehallen 1-5. Da gab es vor dem Einlass um 10.00 Uhr doch etwas Gedränge.

Ich bin ganz ohne Plan auf die Messe, ohne zu wissen, wer wo und wann liest, wer überhaupt da ist und was es sonst noch an Veranstaltungen stattfindet. Deshalb war mein erster Anlaufpunkt der Stand des Golkonda Verlags, für den ich Captain Future übersetze.

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Hier hängt Verlagsmitbesitzer Karl-Heinz Schlögel noch auf den letzten Drücker die von Lansdale-Übersetzerin Heide Franck (rechts im Bild) mitgebrachten Banner von Captain Future und Hellboy auf, während sich sein Partner Hannes Riffel nicht gerade von seiner besten Seite präsentiert. 😉 Der Stand befand sich auf der Leseinsel Fantasy in Halle 2, wo der sehr kleine Bereich mit wenigen Phantastikständen neben den ganzen Schulbuchverlagen etwas verloren und thematisch deplatziert wirkte. Dafür sorgte auch die große Freifläche in der Hallenecke direkt daneben – als hätte man die „Schmuddelfantasy“ irgendwo in die hinterste Ecke abschieben wollen.

Weitere zahlreiche Bilder (auch mit mir) vom Golkonda-Stand gibt es beim Golkonda-Insider. Wie dieses hier zum Beispiel:

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Quelle: Golkonda Insider, Fotograf: Karl-Heinz Schlögel

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Das ist die Leseinsel, auf der Fantasyautoren aus ihren Werken vorgelesen haben. Wie z. B. Oliver Plaschka (siehe unten). Den kenne ich durch Facebook und Twitter, und hatte sein Buch „Die Magier von Montpernasse“ am Tag vor der Buchmesse noch in der Hand. Auf der Messe wollte ich mich nur mal kurz hinsetzen, und plötzlich betrat der Meister die Bühne und las aus „Das Licht hinter den Wolken“. Ein schöner Zufall. Am nächsten Tag habe ich mir dann noch die „Magier“ im Otherland gekauft. Die Akustik der Leseinsel war erstaunlich gut, vor allem dafür, dass rundherum ständig Leute und vor allem Jugendliche lautstark unterwegs waren.

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Auch zufällig kam ich bei Denis Scheck vorbei, der gerade ein Best-of-Druckfrisch zum Besten gab und auf der Bühne vom Guten, Schönen und Wahren in den Romanen „N/W“ von Zadie Smith und „Der Distelfink“ von Donna Tartt schwärmte. Beides Autorinnen, deren bisherige Werke ich mit großer Begeisterung gelesen habe.

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Ansonsten habe ich es größtenteils versäumt, Fotos zu machen. Am Nachmittag habe ich mich mit den Forumosen und ÜbersetzerInnen Gerd Rottenecker und Simone Heller getroffen, die an ihrem Anreisetag nach Leipzig direkt nach einer langen Autofahrt extra schon auf die Messe kamen, um sich mit mir zu treffen. Das wurde dann auch ein tolles und interessantes Gespräch mit leckerem Kuchen und Schokodonuts. Die Verleihung des Phantastikpreises Seraph habe ich dadurch allerdings verpasst.

Kurz unterhalten habe ich mich auch noch mit Jürgen Schütz vom Septime Verlag, den ich vor allem als Joe Chip im SF-Netzwerk kenne, und der in den letzten Jahren mit seiner  Werksausgabe von James Tiptree Jr. für Furore sorgte. Meinem Gastgeber Frank Böhmert konnte ich dann noch sein Belegexemplar von „Doktor Ain“ nach Berlin mitbringen.

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So sah die Eingangshalle gegen 19.00 Uhr aus. Um 18.00 Uhr schloss die Messe und die Besucher wurden gebeten, sich unauffällig zu den Ausgängen zu begeben. Ich habe mich einfach unter die Aussteller und Fachbesucher vom Golkonda Verlag geschmuggelt. Mit den Golkondianerinnen Heide Franck, Frauke Lengermann, Brigit Herden und Petra Knese ging es unter einem farbenprächtigen Abendhimmel zum Bahngleis 2, wo eigentlich um 19.28 Uhr der Interconnex nach Berlin abfahren sollte. Nur kam der nicht. Bei der verrauschten Durchsage bezüglich einer Verspätung ließ sich nicht genau heraushören, ob sich der Zug um vierzehn oder vierzig Minuten verspäten würde. Es wurden dann sechzig, was aufgrund der sinkenden Temperaturen und unserer leichten Frühlingskleidung nur bedingt angenehm war. Auch mein Heimflug nach Köln Bonn am nächsten Tag sollte sich um eine Stunde verspäten.

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Mein erster Besuch auf der Leipziger Buchmesse hat sich auf jeden Fall gelohnt; zwar nicht in beruflicher Hinsicht, aber doch in persönlicher. Es war ein interessanter Tag, mit vielen spannenden Gesprächen, ich habe Leute wiedergetroffen, die ich sonst nur selten zu Gesicht bekomme und den einen oder anderen interessanten Programmpunkt erlebt. Im nächsten Jahr werde ich aber womöglich zwei Tage einplanen. Zu den Programmpunkten zum Thema Hörspiel habe ich es ebenso wenig geschafft, wie in die Mangahalle. Ich hoffe, dass die Fantasyinsel nicht noch kleiner und in Zukunft wieder thematisch besser platziert werden wird.

Nachtrag: Ich war übrigens nicht der einzige westerwälder Phantast auf der Buchmesse. Auch Autorin Alessandra Reß hat es nach Leipzig verschlagen, wie man in ihrem lesenswerten Bericht nachlesen kann. Auch sie hat übrigens die Reise zur Messe für einen Abstecher nach Berlin genutzt.

Ralf Steinberg (siehe erstes Foto) war mit der Familie am besucherstarken Samstag auf der Messe. Seinen Bericht kann man hier lesen.

Aktuelles: phantastische Netzstreifzüge 4

Ein paar letzte Streifzüge durchs Netz, bevor ich am Mittwoch zur Leipziger Buchmesse aufbrechen und als Dinosaurier ohne Smartphone für drei Tage vom Internet abgeschnitten sein werde.

Interessante englischsprachige Fantasyrezensionen gibt es auf http://www.fantasybookcafe.com/
Nachdem Bloggerin Kristen es schon einmal 2012 veranstaltet hat, gibt es im April 2014 erneut den Women in SF & F Month, wo sie und Gastblogger sich mit dem Thema Frauen in der Science Fiction und Fantasy beschäftigen werden. Finde ich spannend, da ich mich dem Thema ja kürzlich selbst gewidmet habe.

Auf Lake Hermannstadt weist Anubis darauf hin, dass Februar: Women in Horror Recognition Month war, und gibt einige persönliche Empfehlungen dazu: Women in Horror und Fantasy.

Krimiautorin Zoe Beck (die immer wieder interessante Beiträge für das CULTurMAG schreibt) hat sich in einem Artikel dem ersten Satz im Roman gewidmet, beschreibt, was er für sie bedeutet und stellt einige interessante erste Sätze vor.

Ich sehe es ähnlich wie Beck. Ein guter, origineller erster Satz ist immer ein super Einstieg in einem Roman und einer der ersten Eindrücke, die ein Autor hinterlässt. Beim Stöbern in der Buchhandlung lese ich immer den ersten Satz, wenn mir ein Buch ins Auge springt. Das ist nicht das einzige Kaufkriterium, spielt aber durchaus eine Rolle. Natürlich kaufe und lese ich auch Bücher mit gewöhnlichen 08/15-Anfängen, aber nur wenn mich Klappentext, die ersten Seiten und/oder Kritiken neugierig genug machen. Nur Klappentext und Kritiken, sind etwas, auf das der Autor wenig Einfluss hat, beim ersten Satz sieht die Sache schon anders aus.

Hier ein Satz, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist: »Jorgensen war der Erste, den sie aßen.« Das Buch selbst konnte da nur teilweise mithalten, hat sich aber insgesamt gelohnt.

Paul Weimer ruft auf SF-Signal.com dazu auf, die große europäische Mauer in der Fantasy einzureißen: Silk Road Fantasy and Breaking the Great Wall of Europe

Für alle, die genug von Fantasy haben, die auf westeuropäischen, mittelalterlichen (oder viktorianischen) Szenarien basiert, stellt er einige Autorinnen und Autoren vor, die sich anderer kultureller Einflüsse bedienen. Z. B. Saladin Ahmeds Throne Of The Crescent Moon, das in einem Kalifat spielt, vor allem arabische Einflüsse hat, mir persönlich aber zu langweilig und simpel strukturiert ist, so dass ich es bisher erst zur Hälfte gelesen habe. Es gibt weitaus mehr Bücher, die ein nicht-europäisches Szenario benutzen, als Weimer sie hier aufzählt. Wenn ich von der Buchmesse in Leipzig zurück bin, werde ich vielleicht mal ein paar aufzählen, die mir einfallen.

In meinem Bücherregal hat sich inzwischen der neue Ted Chiang Das wahre Wesen der Dinge eingefunden. Lesen konnte ich ihn noch nicht, aber Christian Endres war schneller und hat ihn auf diezukunft.de besprochen. Ich werde mich dazu äußern, wenn ich das Buch durch habe.

Chiang wer? Das ist der amerikanische Kurzgeschichtenautor, den Denis Scheck unlängst in seiner Sendung Druckfrisch empfohlen hat. Auch Heyne-SF-Cheflektor Sascha Mamczak empfiehlt Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes.

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Nachtrag: Simone Heller empfiehlt zwei interessante interaktive Texte vor, die versuchen, das elektronische Medium zu ihrem Vorteil zu nutzen: http://www.simone-heller.de/lesenswertes-am-sonntag-2/