Meine Woche: Abschied

Meine Woche in Filmen, Serien, Youtube-Videos und Fotos. Über junge Menschen in Taipeh, den Wert von Investigativjournalismus in Japan, einen talentierten Trickbetrüger und Mörder in Italien und ein paar animalischen Teichimpressionen.

Collage aus vier Bildern, drei kleine in der oberen Reihe, ein großes in der unteren:
1.Szene aus dem Film "Millenium Mambo", eine junge Frau geht eine Fußgängerunterführung entlang und dreht sich zur Kamera um.
2. Eine Ringelnatter auf der Obefläche eines Teichs, im HIntergrund Schilf.
3. Aus der Serie "Ripley". Eine Katze in Schwarz-Weiß auf einer Bank liegend, der Kopf ist beleuchtet und blickt nach oben.
4. Längliches Bild in knallig bunten Farben, die ineinander verlaufen.

Abschied

Das hier wird für die nächste Zeit erst einmal die letzte Ausgabe meines Wochenrückblicks sein. Ich habe zurzeit einige andere Projekte, für die ich die Zeit benötige. Wenn ich in einem Jahr nach Japan möchte, ohne Lost in Translation zu sein, muss ich das Tempo beim Japanischlernen etwas anziehen, und mehr Zeit investieren. Hinzu kommen noch zwei andere Sachen, für die ich die Zeit brauche.

Es wird also etwas ruhiger hier auf dem Blog werden, kann aber gut sein, dass ich trotzdem gelegentlich einen Beitrag veröffentlichen werde oder eine Filmbesprechung oder eine Rezi auf lesenswelt.de.

Die Wochenrückblicke kosten einfach zu viel Zeit, da gehen für jede Ausgabe doch mehrere Stunden drauf.

Ach ja, an dieser Stelle möchte ich mich bei allen von euch bedanken, die hier mitgelesen oder gar kommentiert und geliked oder die Beiträge auf den sozialen Medien geteilt haben.

Youtube

Ueda Eigeki (Nagano, JAPAN) – MINI THEATER JOURNEY

Ueda City hat über 100.000 Einwohner und liegt in der Präfektur Nagano auf der Westseite der Insel fast direkt gegenüber von Tokyo. Das Gebäude des Kinos ist über 100 Jahre alt und diente lange für Theaterinszenierungen wie Kabuki. Ein Kino ist es seit der Showa-Ära. Das sieht wirklich wunderbar alt aus, was allerdings auch für die nicht ganz so gemütlich wirkenden Sitze gilt. Die Eiga Hankos sind eine tolle Idee, für jeden besuchten Film gibt es einen individuellen Stempelabdruck ins Heftchen. Hanko sind in Japan Stempel, die normalerweise zur Unterschrift benötigt werden. Ohne die geht gar nichts. Es scheint auch eine lebhafte Kleinkunstszene in Ueda zu geben und in ganz Japan einen Trend, dass junge Menschen aus Metropolen zurück aufs Land oder zumindest in nicht ganz so große Städte ziehen und dort kleine Läden aufmachen oder übernehmen und so neues Leben in die Gegend bringen.

Serien

Ripley

Ich hätte nicht gedacht, dass mich Ripley mit seiner kunstvollen Schwarz-Weiß-Inszenierung so in seinen Bann schlagen würde. Mit ihrer Atmosphäre und dem trockenen Humor entwickelt die Serie, trotz einiger Schwächen, einen regelrechten Sog. Kritik: Dicky und Marge bleiben blass, und was Dicky an Tom findet, hat sich mir nicht erschlossen. Und ein Königreich für ein Foto von Richard Greenleaf. Die Bootszene ist ganz großes Kino. Die Serie sieht wunderschön aus und hat eine ganz tolle Atmosphäre.

Netflix

The Journalist (Shinbun kisha)

Eine hervorragende japanische Serie von Michihito Fujii (The Parades) über Politik, Korruption und den Wert von investigativem Journalismus, die zeigt, welche Opfer es gibt, wenn Untergebene für ihre Vorgesetzten Skandale vertuschen sollen. Die erste Folge wirkte noch recht distanziert und kühl auf mich, doch das änderte sich schon ab Folge 2, wo die Serie mich auch auf einer emotionalen Ebene gepackt hat. Ist bis in die Nebenrollen ganz hervorragend besetzt. So richtig tiefe Einblicke in die Abläufe einer Zeitung erhalten wir hier allerdings nicht. Da würde ich eher die Serie Tokyo Vice empfehlen, und das Buch Seventeen von Hideo Yokoyama.

Netflix

Filme

Millenium Mambo

Um die Jahrtausendwende gedrehter taiwanesischer Film von Hou Hsiao-Hsien über die junge Vicky, die sich in einer toxischen Beziehung mit einem widerlichen Arschloch befindet, lange nicht von ihm loskommt, dann an Jack gerät, der ein anständiger Kerl ist, aber irgendwie auch ein Gangster. So ganz klar wird das nie ausformuliert, Wie so vieles in diesem Film, bei dem ich mir auch nicht sicher bin, ob er immer ganz chronologisch erzählt wird, manche Fragmente wirken etwas verschoben. Eigentlich bin ich auch kein Fan davon, wenn in einem Film die Kamera immer ganz nah an den Figuren ist, es keine Totalen gibt, fast alles in Innenräumen spielt und klaustrophobisch wirkt. Ich mag körperliche Nähe nicht, wenn Leute dicht aufeinander hocken oder stehen, die persönliche Distanz nicht wahren. Und so hatte ich bei dem Film teilweise das Gefühl, dass mir die Figuren zu sehr auf die Pelle rücken. Trotzdem ein sehr guter Film, der sich viel Zeit für seine Szenen nimmt, in denen vor allem Shu Qi als Vicky glänzt (allein schon in der tollen Auftaktszene).

Musik

Florida!!! | Taylor Swift

Taylor Swifts Alben Folklore und Evermore liebe ich, aber ihr neues Album The Tortured Poets Department finde ich langweilig. Die Songs sind alle solide, aber plätschern seicht und monoton vor sich hin. Keine Überraschungen, keine Experimente. Einfach More of the Same. Einzig Florida!!! mit Florence and the Machine sticht etwas heraus.

Tor Online

Die Fischer-Tor-Vorschau fürs Herbst/Winterprogramm 2024 ist inzwischen online.

Und von mir gibt es einen Artikel über die für mich 10 besten animierten Fantasyserien.

Lektüre

In fernen Gefilden| Joanna Russ

Die gedruckte Ausgabe von "In fernen Gefilden" mit dem Cover nach vorne in einem Bücherrregal stehend.

Erster Band der Werkausgabe der feministischen Science-Fiction-Autorin, die das Genre zu ihrer Zeit kräftig auf den Kopf stellte. Hier meine Besprechung.

Worüber ich mich freue

Freibad

Am 1. Mai um 9.00 Uhr habe ich die Freibadsaison eröffnet, und gelernt, 14 Grad Wassertemperatur sind doch etwas kühl. Vom Hals abwärts ging es ja, aber um die Ohren herum hat es richtig wehgetan. Selbst noch, nachdem ich heiß geduscht habe. Im beheizten Nichtschwimmerbecken herrschte reger Betrieb, im Schwimmerbecken waren wir zu dritt. Das wird normalerweise mit Solar leicht beheizt, aber die Anlage musste erst gewartet werden, bevor sie in Betrieb geht. Ein paar Bahnen bin ich trotzdem geschwommen.

Marburg Con

Der Marburg Con letzte Woche war richtig toll. Bei schönstem Wetter habe ich im Bürgerhaus in Niederweimar Leute wiedergetroffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Dazu gab es leckeres Chilli und einen kuriosen Besuch in der Eisdiele ein paar Häuser weiter. Ist eine nette, kleine, familiäre Veranstaltung.

Teichimpressionen

Neues Bild

Meine Mutter hat ein neues Bild in knallig bunten Farbe gemacht, das mir wieder richtig gut gefällt.

Längliches Bild in knallig bunten Farben, die ineinander verlaufen.
Längliches Bild in knallig bunten Farben, die ineinander verlaufen.

Meine Woche: Kobe, Kairo und Taipei

Auf der Mini Theater Journey geht es nach Kobe, ich bespreche einige Serien wie The Gentlemen, 3 Body Problem und 1992 sowie die Film Kairo, Fallen Leaves und Flowers of Taipei. Ozu Yasujiro ist wieder Thema, es gibt Musiktipps und ich freue mich über ein paar Sachen.

Collage aus vier Bildern, drei kleine in der oberen Reihe, ein großes in der unten.
Von oben Links: 1. Ein Greifvogel im Flug mit ausgebreiteten Flügeln. Aufgrund der Lichtverhältnisse ist er nur als Schatten zu sehen, die einzelnen Federn sind aber gut zu erkennen..
2. Szene aus dem Film "Kairo", eine junge Frau sitzt ganz alleine in einem Bus.
3. Abstraktes Bild auf dem die Farben Rot, Orange, Rosa, Weiß und Schwarz ineinander verlaufen.
4. Foto von fünf taiwanesischen Regisseure aus der Dokumentation "Flowers of Taipei".

Youtube

Motomachi Movie Theater (Hyogo, JAPAN) – MINI THEATER JOURNEY

Kobe ist keine unbekannte Stadt für Nicht-Japaner (wohl vor allem durch das Erdbeben von 1995), aber auch nicht groß als Reiseziel bekannt. Das 2010 eröffnete Motomachi Movie Theater wirkt sehr unscheinbar, geht in der Fassade fast unter, aber die Betreiber geben sich alle Mühe, auf sich aufmerksam zu machen. Von allen Kinos, die ich hier bisher vorgestellt habe, wirkt das hier am kleinsten, der Eingangsbereich schon fast klaustrophobisch, der Kinosaal aber sehr gemütlich. Und ich mag Kinos, die nicht nur einfach Filme zeigen, sondern auch Veranstaltungen drumherum organisieren.

Why are Chinese Fans Unhappy with Netflix’s 3 Body Problem?

Fengyun vom Youtube-Kanal Tea with Fengyun erklärt in diesem Video, warum chinesische SF-Fans nicht so glücklich mit der Netlix-Adaption (siehe unten) sind. Dabei geht sie auch auf die Geschichte der chinesischen SF und Cixin Lius Karriere ein sowie die Unterschiede zwischen den Büchern und der Serie.

Musik

Awich – The Union

Eine japanische Rapperin, die ich bisher nicht kannte, aber kürzlich auf dem Coachella-Festival aufgetreten ist, was heißt, dass sie wohl auch international halbwegs bekannt ist. Gefällt mir ganz gut.

Kids DESTROY „Wish“ by NIN / O’Keefe Music Foundation

Sehr schöne Coverversion der O’Keefe Music Foundation des eigentlich nicht ganz jugendfreien Songs Wish von Nine Inch Nails.

Interviews

This Second Is Eternal: Shiguéhiko Hasumi on “Directed by Yasujiro Ozu”

Beim Mubi-Magazin Notebook gibt es ein Interview mit dem japanischen Filmkritiker Hasumi Shiguéhiko, der bereits 1987 eine Standardwerk zu den Filmen von Ozu Yasujiro veröffentlicht hat, das es jetzt mit dem Titel Directed by Yasujiro Ozu in eine englische Übersetzung geschafft hat, und das ich mir natürlich schon bestellt habe.

Artikel

7ème art: Filme von Yasujirō Ozu

Japanuary-Mitstreiterin Miss Booleana hat sich sieben Filme von Ozu Yasujiro angesehen und besprochen. Und nicht nur jene, die es in der Arte-Mediathek gibt.

Victimise people who raise a voice in Britain? Then destroy their families? Not in my name

Ausgezeichneter Kommentar von George Monbiot im Guardian, darüber wie Englands Eliten seit jeher demokratische Entwicklungen unterdrücken und aktuell wieder vermehrt jene kriminalisieren, die friedlich gegen akute Missstände demonstrieren. Alles im Namen des Kapitals und jener, die es besitzen. Eine besorgniserregende Entwicklung, die inzwischen auch in Deutschland angekommen ist und zeigt, dass die Demokratie nicht nur von außen bedroht wird, sondern auch von jenen Akteuren, die in den Schaltzentralen sitzen und sie eigentlich an vorderster Front verteidigen müssten.

Serien

Aktuell schaue ich gar nicht so viele Serien und selten mehr als eine Folge pro Tag. Aber da ich in den letzten Wochenrückblicken keine erwähnt habe, kann ich heute einige gute vorstellen. Momentan ist Netflix wieder mein bevorzugter Streamingdienst, und das nicht nur, weil ich dort japanische Serien schaue, auch mit ihren englischsprachigen Produktionen haben sie einen guten Lauf. Von Ripley fehlen mir noch zwei Folgen, mit One Day bin ich auch noch nicht ganz durch.

The Gentlemen

Guy Ritchie in Hochform, mit einer für ihn typischen Gangstergeschichte, die im selben Universum spielen soll wie der gleichnamige Film, mit dessen Geschichten aber nicht viel gemein hat. Im Prinzip geht es um einen junge Earl, der von seinen Vater nicht nur den Landsitz geerbt hat, sondern auch einen Cannabis-Deal mit Gangstern und seinen durchgeknallten Bruder, der ihn ständig in Schwierigkeiten bringt. Elegant gefilmt, ist jede einzelne Episode unterhaltsam und abwechslungsreich. Hat richtig Spaß gemacht, dabei hatte ich im Vorfeld gar keine große Lust auf die Serie, da ich Ritchies letzten Filme eher mittelmäßig fand. Ist schon ein paar Wochen her, dass ich die Serie gesehen habe, aber erst jetzt ist mir aufgefallen, dass Kaya Scodelario, die die weibliche Hauptfigur großartig spielt, ja Effy aus Skins ist, die auch schon ziemlich bad ass war.

Netflix

3 Body Problem

Die Buchvorlage hatte ich hier schon mal besprochen und auf Tor online einen längeren Artikel über Autor Cixin Liu und sein Verhältnis zu den Uiguren in China geschrieben. Die Hörpspielumsetzung vom WDR ist sehr gelungen, die chinesische Serienadaption habe ich nicht gesehen. Jetzt also haben sich die Game-of-Thrones-Macher David Benioff und D. B. Weiss (mit Hilfe von Alexander Woo) der Buch-Trilogie angenommen und sie deutlich internationaler, vor allem auf Großbritannien konzentriert inszeniert. Dafür wurden Figuren hinzugefügt, die es in der Vorlage nicht gibt, die in der Serie aber den emotionalen Ankerpunkt darstellen, was ich gut finde, da die Figuren im Buch nicht mehr als Pappkulissen sind. Die Serie hat mich jetzt nicht total umgehauen, aber insgesamt habe ich sie gerne gesehen. Aufwendig, auf Hochglanz produziert, setzt sie die faszinierenden SF-Ideen der Bücher gelungen um. Einzig Folge 5 mit dem zerschnittenen Schiff, auf die Weiss und Benioff so stolz sind, fand ich furchtbar und albern. Danach wird die Serie aber gut.

Netflix

1992

Eine herausragende italienische Serie über Politik und Korruption eben im Jahr 1992. Wir folgen einem Ermittler der Staatsanwaltschaft mit persönlichen Motiven, der Erbin eines Pharmakonzerns, einem Rüppel-Politiker der Lega Nord, einem Spin-Doctor aus der Medienbranche und einer Sexarbeiterin mit Ambitionen, alles verflochten zu einer komplexen Handlung, die immer wieder auf reale Ereignisse Bezug nimmt und die Abgründe italienischer Politik aufzeigt. Eine solche Serie aus Deutschland, für mich undenkbar.

Sky/Wow

Filme

Kairo (Pulse)

Ist ein Gruselfilm von Kiyoshi Kurosawa von 2001 über das Internet, Einsamkeit und Depression, in einer Welt spielend, die kalt, industriell und auf unschöne Weise entrückt wirkt. Alles fängt damit an, dass sich ein Freund der Hauptfiguren Kudo Michi und deren Kollegin umbringt, nachdem Kudo bei ihm merkwürdige Bilder auf dem Computermonitor sieht. Diese Phantome auf Monitoren und auch in dem, was die Protagonist*innen als Realität wahrnehmen, ziehen sich durch den ganzen Film. Immer mehr Menschen verhalten sich merkwürdig und/oder verschwinden. Bis das Ganze apokalyptische Züge annimmt.

Normalerweise mag ich es nicht, wenn Filme so kryptisch bleiben, sich jeglichem Erklärungsversuch verweigern, aber in Kairo funktioniert das gut, da die unheimliche Leeren in den Schatten, in denen etwas lauern könnte, uns genügend Raum für Spekulationen lässt. Es gibt hier keine Jump Scares, keinen klassischen Spannungsaufbau, keine Action, es wird nicht gekämpft, und trotzdem steigert sich die unheimliche Atmosphäre wie in einer Spirale. Und das alles erzählt er in wuchtigen Bildern, die gerade durch die ruhige Inszenierung so effektiv wirken.

Kairo ist eine überraschend frühe Kritik am Internet und dem Auseinanderdriften der Gesellschaft durch digitale Vernetzung, vor allem geht es aber um Einsamkeit. Die Figuren bleiben dabei allerdings etwas blass, wir erfahren fast nichts (bis auf einen kurzen Monolog von Harue) über sie und ihr Privatleben. Aber so ein Film ist Kairo einfach nicht.

Regie und Drehbuch stammen von Kurosawa Kiyoshi, von dem ich kürzlich schon Cure besprochen habe, der eine ähnlich düstere Atmosphäre hat. Filmkritiker Hasumi Shiguéhiko nennt ihn im oben verlinkten Interview übrigens als einen der interessantesten aktuellen Regisseure.

Flowers of Taipei

Dokumentarfilm aus dem Jahr 2014 über das Taiwan New Cinema der 1980er-Jahre, als im Zuge der politischen Veränderungen im Land eine neue Generation von Filmemachern antrat, das Kino zu revolutionieren. In der Doku kommen Filmschaffende aus aller Welt zu Wort, die durch diese Filme beeinflusst wurden. Koreeda Hirokazu, dessen Vater aus Taiwan stammt, sagt, ihn haben diese Filme stärker geprägt, als das japanische Kino der 80er. Auch Jia Zhangke schwärmt von diesen Filmen, bei dem sich diese Einflüsse wohl am stärksten im Werk widerspiegeln, ebenso bei Kiyoshi Kurosawa und Apichatpong Weerasethakul. Bei Olivier Assayas eher weniger.

Mit Taiwan New Cinema sind vor allem die Regisseure Edward Yang, Hou Hsiao-Hsien, Chang Yi, Chen Kun-hou, Wan Jen und Wang Toon gemeint. In der Doku kommen vor allem jene zu Wort, die von diesem Kinos beeinflusst wurden, erst am Ende des Films dann zwei der taiwanesischen Filmschaffenden selbst. Tsai Ming-liang sagt nur kurz, dass er sich nicht zum Taiwan New Cinema zähle, und Hou Hsiao-Hsien meint, dass damit der Niedergang der Filmindustrie begann.

Ich selbst habe schon als Jugendlicher in den 90ern Tsai Ming-liang Rebellen im Neonlicht gesehen und war total fasziniert von der Inszenierung. Die Filme zeichnen sich vor allem durch Ruhe und Langsamkeit aus sowie einen realistischen, direkten Blick auf die Welt, anders als z. B. die meist magische, romantisierte Atmosphäre in Hongkong-Filmen. Apropos, im Abspann steht Ann Hui bei den Interviewten, mir ist sie im Film aber nicht aufgefallen, wurde wohl rausgeschnitten. Edward Yangs The Terrorizers habe ich kürzlich erst besprochen.

Eine sehr sehenswerte Doku der taiwanesisch-französischen Filmemacherin
Chinlin Hsieh, die einen guten Eindruck von dieser bestimmten Ära des taiwanesischen Kinos und den tollen Filmen vermittelt. Ich habe direkt Lust darauf bekommen, einige der hier erwähnten Filme zu sehen, die ich teilweise auch schon länger auf meiner Wunschliste stehen habe. Leider sind die meisten davon nur schwer oder gar nicht zu bekommen.

Fallen Leaves (Kuolleet lehdet)

Der aktuelle Film von Aki Kaurismäki über zwei Menschen mittleren Alters (oh Gott, Google sagt, die sind in meinem Alter), die in finanziell benachteiligten Verhältnissen Leben und vom Leben nicht mehr viel erwarten. Er Alkoholiker, sie einsam. Zaghaft nähern sie sich an. Lakonisch mit trockenem Humor gefilmt, durchaus tragisch, eingerahmt in Radiomeldungen zum Krieg gegen die Ukraine. Im Kino schauen sie The Dead Don’t Die, und ich stelle mir vor, dass Kaurismäki und Jarmusch Kumpels sind, denn ihre Filme sind sich vom Wesen her zu ähnlich, als das wir in einer Welt leben könnten, in der die beiden nicht Kumpels sind.

Blog

Hier auf dem Blog habe ich kürzlich alle Besprechungen japanischer Filme aus meinen Wochenrückblicken zusammengefasst.

Und bin in einem Beitrag darauf eingegangen, warum ich mich so schlecht von Büchern trennen kann.

Tor Online

„Was wäre, wenn …?“ – Alternate History als Genre

Was wäre wenn, die Nazis den 2. Weltkrieg gewonnen hätten? Oder wenn die Sowjetunion zuerst auf dem Mond gelandet wäre? Solchen Fragen geht die Alternate History als Untergenre der Science Fiction nach. Lena Richter stellt es uns vor.

Weltraumgeschichten sind Horrorgeschichten

Im Weltraum hört dich niemand schreien, heißt es. Doch dafür braucht es gar kein mörderisches Alien, denn dort kann dich alles töten, beim kleinsten Fehler. Emily Hughes erzählt uns, warum das Weltall der blanke Horror ist.

Worüber ich mich freue

Ein neues Bild meiner Mutter.

Abstraktes Bild auf dem die Farben Rot, Orange, Rosa, Weiß und Schwarz ineinander verlaufen.

Die Greifvögel, die regelmäßig über unserem Grundstück kreisen.

Ein Greifvogel im Flug mit ausgebreiteten Flügeln. Aufgrund der Lichtverhältnisse ist er nur als Schatten zu sehen, die einzelnen Federn sind aber gut zu erkennen.

Ausblick

Nächste Woche wird es vermutlich keinen Wochenrückblick geben. Diese Woche war sehr ruhig, das Haus habe ich nur zum Einkaufen verlassen. Das sieht in der kommenden Woche anders aus. Zahnarzttermin, TÜV in der einen Werkstatt, Sommerreifen in der anderen und am Samstag möchte ich (wenn mein Auto es über den TÜV schafft) zum Marburg Con nach Niederweimar fahren.

Meine Woche: Yakuza, das Ende der Science Fiction und ein Teppich, der das Zimmer so richtig gemütlich macht

Letzte Woche gab es keinen Wochenrückblick, da mein Arbeitszimmer renoviert wurde bzw. einen neuen Teppichboden erhalten hat, und mir dadurch Zeit und Energie für den Beitrag gefehlt haben. Heute geht es um die Yakuza in Japan, die Frage, warum sich Science-Fiction-Bücher immer schlechter verkaufen und den Abschied von einem geliebten Sessel.

Collage aus vier Fotos. Drei kleine in der oberen Reihe, ein großes unten.
Oben: !. Der Hauptdarsteller aus "A Family" in Nahaufnahme mit nacktem tätowierten Oberkörper in einem Onsen. 2. Die gedruckte Ausgabe des Buchs "Die Sterne Leuchten am Erdenhimmel" von vorne. 3. Blick aufs eingeräumte Arbeitszimmer mit dem neuen Teppichboden durch die Zimmertür. Rechts steht ein grauer Lesesessel, hinten an der Wand ein hellbraune Kleiderschrank.
4. Ein dick gepolsterter grauer Fernsehsessel von oben fotografiert

Doku

Japan und die „Ära des erleuchteten Friedens“

Ausgezeichnete Doku über die Showa-Ära, also jener Zeit vor und während des 2. Weltkriegs, erzählt aus der persönlichen Perspektive einer französischen Familie, die in dieser Zeit in Japan gelebt hat. Es ist eigentlich naheliegend aufgrund der Brutalität bei der Eroberung des asiatischen Raums, aber trotzdem war mir nicht bewusst, wie repressiv die Behörden auch in Japan selbst gegen Kritiker*innen vorgegangen sind.

Arte-Mediathek

Yakuza – Japans Mafia

Sehr gute zweiteilige Doku über die Yakuza, also die organisierte Kriminalität in Japan. Geht gut auf die Geschichte ein, die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten und die geänderten Gesetze in den letzten Jahren. Ich kenne kein Land, in denen die lokale Mafia so einen Status hatte, wie in Japan. Sie haben öffentliche Geschäftsadressen mit dem Symbol der jeweiligen Organisation an der Fassade. Erstaunlich, dass in einem Land, das als eines der sichersten der Welt in Sachen Kriminalität gilt, die Yakuza über Jahrzehnte so mächtig war, dass sie Einfluss bis in die höchsten Ämter der Politik hatte.

Hier kommen auch ehemalige und aktuelle Yakuza zu Wort, die sich die Sache teilweise aber ordentlich Schönreden, wenn sie behaupten, es wären jetzt die jungen nicht-organisierten Kriminellen, die vergewaltigen und Zivilisten überfallen würden. Als hätten Yakuza das nie gemacht. Auch zu Wort kommt Jack Adelstein, Autor des Buchs Tokyo Vice (die gleichnamige Serie gibt es aktuell in der ARD-Mediathek), der sich schon wirklich gut mit der Thematik auskennt, der aber auch mit Vorsicht zu genießen ist, da er als Aufschneider gilt.

Die Doku schildert ein faszinierendes Bild der Yakuza, aber ich fand sie nicht ganz so gut, wie die dreiteilige Serie über die Triaden, da hier die historischen und gesellschaftlichen Einflüsse noch ausführlicher bearbeitet wurden.

Arte-Mediathek

Filme

A Family (Yakuza to kazoku)

Guter Film von Michihito Fujii (The Parades) über die Geschichte eines Mannes, der in jungen Jahren an die Yakuza gerät, bei ihnen schnell aufsteigt, dann im Gefängnis landet und viele Jahre später in eine Welt entlassen wird, die er nicht mehr wiedererkennt. Passt perfekt zur Doku oben, da hier gezeigt wird, warum jemand bei der Yakuza landen kann, und welche Auswirkungen die strikten Anti-Yakuza-Gesetze von 2011 haben. Menschen, die bei der Yakuza aussteigen, dürfen fünf weitere Jahre kein Bankkonto haben, nicht beschäftigt werden usw. Scheint mir doch eher kontraproduktiv, jene so zu gängeln, die aus der Kriminalität aussteigen wollen. So werden sie eher dazu gedrängt, weiter illegale Geschäft zu machen. Der Film ist kein klassischer Gangsterfilm, mehr Familiendrama und Gesellschaftsporträt mit Menschen, die Yakuza sind.

Netflix

Youtube

Die FRAU mit PLAN! 1 Tag in KAMAKURA feat. @JapanHautnah

Zusammen mit Lena von @JapanHautnah hat der gute Senpai Kamakura besucht und einen Buddha von innen gefilmt. Schönes kleines Video.

Artikel

Nobody Wants to Buy The Future: Why Science Fiction Literature is Vanishing

… the science fiction books that do sell are a shrinkingly small number of reprints, classics and novels that had been adapted into movies.

Simon McNeil in einem lesenswerten Artikel darüber, warum sich Science-Fiction-Bücher immer schlechter verkaufen. Und mit dem obigen Zitat geht auch einher, dass es sich bei diesen verfilmten Romanen in der Regel um die Werke alter weißer (und oft toter) Männer handelt (siehe Foundation, Dune, The Peripheral oder demnächst Neuromancer) – auch wenn es Ausnahmen wie The Handmaid’s Tale oder The Three Body Problem oder Kindred gibt. Die Ursachen sieht McNeil auch darin, dass wir in einer der prognostizierten Zukünfte angekommen sind, und die scheiße ist.

We got to one of the futures Science Fiction proposed, and it sucked.

Doch der Artikel ist differenzierter als dieser eine Satz. Lest selbst. Trotzdem würde ich gerne wissen, ob sich SF früher, bis auf die bekannten Ausnahmen, wirklich besser verkauft hat. Vergleichszahlen wären da ganz nett.

Lektüre

Die Sterne leuchten am Erdenhimmel | Sylvana Freyberg

Gedruckte Ausgabe von "Die Sterne leuchten am Erdenhimmel" mit dem Cover nach vorne im Regal stehend.

Habt ihr schon mal Science Fiction aus Südkorea gelesen? Nicht. Dann habt ihr hier jetzt die Gelegenheit. Neun Autor*innen liefern uns mit ihren Kurzgeschichten interessante Einblicke in das Genre. Meine Besprechung auf lesenswelt.de.

Podcast

IN THE MOOD FOR LOVE: Die schöne Zeit

Einer neuen Besprechung des wohl elegantesten Films aller Zeiten kann ich einfach nicht widerstehen. Schöner Denken hat sich Wong Kar-Weis In the Mood for Love auf der großen Leinwand erstmals angesehen und ist begeistert.

Worüber ich mich freue

Die Teilrenovierung meines Arbeitszimmers

Ein dick gepolsterter grauer Fernsehsessel von oben fotografiert

Dieser Sessel hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Zunächst diente er meinen Großeltern, ging dann an mich über, als sie sich eine neue Sofagarnitur kauften, und leistete mir über 20 Jahre treue Dienste. Zog mit mir nach Berlin um, wurde von Frank Böhmert auf dem Kopf drei Stockwerke in die Tiefe getragen, als ich dort wieder wegzog. In ihm habe ich nach Feierabend in der Suchtklinik James Sullivans und Bernhard Hennens Die Elfen gelesen, Terror von Dan Simmons, House of Leaves von Mark Z. Danielewski oder Stephen Kings Duma Key, immer mit den Füßen an der Heizung und einem wohligen Gefühl im Leseherzen. Er war für mich Bürostuhl, weil einfach superbequem, während der Ikea-Bürostuhl Markus in der Ecke verstaubte.

Doch vor Jahren schon brachen die Rollen unter ihm Stück für Stück auseinander und rissen ein Loch in den Teppich, nachdem dieser aufweichte, weil Wasser aus der Heizung ausgelaufen war. Also musste ein neuer Teppichboden her, und ein neuer Sessel, damit der alten den neuen Teppich nicht wieder löcherte. Er war total durchgesessen, hatte selbst Löcher im Bezug, aber fühlte sich fast wie eine Erweiterung meines Körpers an.

Er wird mir fehlen. Der neue ist auch sehr bequem, nur die Armlehnen sind etwas schmal, dafür gehört ein ebenfalls sehr bequemer Fußhocker dazu.

Ich würde nicht behaupten, dass der alte Teppich das Zimmer erst so richtig gemütlich gemacht hat, er war einfach da, seit 38 Jahren, seit meine Eltern das Haus gebaut haben. Aber der neue tut dies. Als ich ihn mir im Probenbuch aussuchte, hätte ich nicht gedacht, dass er mir so gut gefallen würde. Obwohl ich gar keine anderen Vorschläge mehr sehen wollte, nachdem ich ihn einmal gestreichelt hatte. Doch jetzt freue ich mich jedes Mal, wenn ich das Zimmer betrete, mir der Geruch nach frischem Teppich in die Nase steigt und ich sehe, wie gut er farblich zur Tapete und den Möbeln passt, und auch zum neuen Sessel. Außerdem fühlt er sich richtig toll an, ob auf Socken oder barfuß. Ganz eingeräumt ist das Zimmer noch nicht wieder, deswegen sehen die Regale noch etwas leer aus.

Für die Leser*innen hier aus der Region: Gekauft habe ich ihn im Farbenhaus Robert Meurer. Verlegt wurde er von der Malerwerkstatt Meurer. Rückmeldung, Vermessung, Lieferung und Verlegen erfolgten superzeitnah und zu meiner vollsten Zufriedenheit.

Arbeit hatte ich selbst nur mit dem Ausräumen des Zimmers. Vier Billy-Bücherregale, drei Regalbretter, ein Schreibtisch, eine lange Kommode und das Auseinanderbauen eines Kleiderschranks. Und später dann alles wieder in umgekehrter Reihenfolge. Deswegen hatte ich mich auch lange davor gedrückt, aber das Loch im Teppich wurde einfach zu groß.

Meine Woche: Queeres chinesisches Kino, japanische Programmkinos und deutsche Empathielosigkeit

Meine Woche in Filmen, Serien, Podcasts und Youtubevideos: queeres Kino mit Spring Fever, Chungking Express bei Schöner Denken, japanische Programmkinos beim JFF, Stonehouse bei Arte und Nein in Japan.

Collage aus vier Bildern, drei quadratische kleine in der oberen Reihe, ein längliches in der unteren. Von links nach rechts: 1. Szene aus dem Film "Spring Fever" mit zwei der Figuren, die in verschiedene Richtungen schauen. 2. ein grüner Frosch mit weißem Bauch, gezeichnet von Hoji Matsumoto, blickt grimmig drein und bereite Tee zu. 3. Szene aus dem Film "The Village", eine Noh-Theateraufführung. 4. Die Fassade des kleinen japanischen Programmkinos "Theater Enya". In der Mitte die Eingangstür, rechts davon zwei Filmposter.

Der Umgang deutscher Behörden diese Woche mit dem Gedenken an die Opfer von Hanau (Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Kaloyan Velkov) ist nicht nur beschämend, sondern hat auch wieder einmal gezeigt, wie kalt, empathielos und rassistisch Deutschland doch ist. Da wundert es nicht, wenn philippinische Pflegekräfte lieber woanders hingehen. Einerseits gibt es einen großen Fachkräftemangel und halbherzige Bemühungen der Politik, sie im Ausland anzuwerben, andererseits ist Deutschland sehr bemüht, Migranten und dem Rest der Welt zu zeigen, dass sie hier nicht zu Gast (oder gar zu Hause) bei Freunden sind, sondern nicht willkommen. Die Gastfreundschaft hält in der Regel nur so lange, wie man Gast mit Abreisedatum bleibt – was ja eine lange Tradition hat (Stichwort „Gastarbeiter“).

Youtube

THEATER ENYA (Saga, JAPAN) – MINI THEATER JOURNEY

Das Japanese Film Festival von der Japanese Foundation ist eine ganz tolle Sache, hat es sich doch zur Aufgabe gemacht, japanische Independent-Filme kostenlos der Welt zugänglich zu machen. Vom 5. bis zum 19. Juni wird es wieder so weit sein, dann können wir uns 23 Filme über die Webseite ansehen. Da freue ich mich sehr drauf und halte euch auf dem Laufenden.

Im letzten Jahr hat das JFF auch Videos über kleine, unabhängige Kinos in Japans gedreht, die wichtiger Bestandteil der lokalen Gemeinschaft und des Kulturlebens sind. Die sind auf Youtube verfügbar. Ich werde mir jede Woche eins ansehen und hier darüber berichten.

Karatsu ist eine Stadt mit knapp 100.000 Einwohner*innen und liegt im Süden Japans auf der Insel Kyūshū in der Präfektur Saga. Das Theater Enya entstand aus einem Film-Klub heraus als Initiative zur Wiederbelebung der Ortes. Das Kino macht einen richtig guten Eindruck, mit breiten Sitzen und viel Beinfreiheit, aber vor allem einem Team, das seine Arbeit liebt.

Ich liebe kleine Programmkinos, die aus privater oder kulturpolitischer Initiative entstanden sind und betrieben werden. Bei mir in der Nähe gibt es so was leider nicht. Aber ich hoffe sehr, bei meiner Reise nach Japan im nächsten Jahr, ein oder zwei der hier vorgestellten Kinos besuchen zu können.

Karatsu sieht richtig toll aus, mit einem historischen Stadtkern und toller Landschaft. Das habe ich direkt mal auf meine Liste der Reiseziele gesetzt. Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir die Idee, meine Reiseroute entlang der hier vorgestellten Kinos zu planen – wobei ich erst mal noch die anderen Videos sehen muss -, statt der üblichen Touri-Strecke Tokio-Kyoto-Hiroshima-Osaka zu folgen.

Japaner sagen nie Nein

Senpai von Senpai in Japan erzählt in einem kurzen Video, warum man von Japaner*innen so gut wie nie ein klares „Nein“ zu hören bekommt. Ich habe da auch schon meinen Erfahrungen mit gemacht. Vor ca. 20 Jahren hatten wir einen japanischen Mitbewohner namens Takumi im Studentenwohnheim in Siegen. Der hat Physik studiert, sprach aber kein Wort Deutsch und so gut wie kein Englisch. Wie er an der Uni kommuniziert hat, ist mir ein Rätsel, vermutlich in Mathematik. Jedenfalls haben wir an einem Abend mit der Etage Pizza gebacken, zwei Bleche, dick mit Paprika belegt. Und wir haben Takumi gefragt, ob er nicht mitessen wolle. Und als alle schon vollgefressen waren, aber noch Pizza übrig, fragten wir ihn, ob er noch ein Stück wolle. Was er bejahte. Und dann fragten wir wieder, und wieder nickte er. Usw. Bis er schon ganz grün im Gesicht wurde und mir einfiel, dass es in Japan ja als unhöflich gilt, nein zu sagen, wenn man etwas angeboten bekommt. Was ich dann anmerkte, und zu Takumis Glück hat niemand mehr gefragt.

Film Critisism is Dead

Eine Weile lang habe ich die Filmkritiken von Chris Stuckman ganz gerne gesehen, aber nachdem er selbst einen Film gedreht hat, ist der Teil mit der „Kritik“ bei im wohl verloren gegangen. Der kleine Youtube-Kanal Reel Shift arbeitet gut heraus, warum eine Filmkritik die einen Film negativ bewertet, eine Bewertung des Produkts bzw. Werks ist, und kein Angriff auf die beteiligte Kreativen. Stuckman weigert sich, Madame Web zu besprechen, weil er lieber nichts sagt als etwas Negatives. Das ist im Prinzip der Tod der Filmkritik, damit wird nur ein System befördert, in dem Studios schlechte Produkte veröffentlichen können, ohne dafür kritisiert zu werden.

Stuckmann kann natürlich machen, was er möchte, aber damit ist er für mich in Sachen Filmbesprechungen uninteressant geworden. Auf meiner Seite lesenswelt.de bespreche ich selbst fast nur Bücher, die mir gut gefallen haben. Das liegt vor allem daran, dass ich Bücher, die mir nicht gefallen, in der Regel abbreche. Denn ich verdiene kein Geld mit dem Verfassen von Kritiken, Bücher lese ich also nur zum privaten Vergnügen. Ein schlechter Film verschlingt jetzt nicht so viel Lebenszeit wie ein Buch, den schaue ich dann meist auch zu Ende und ab und zu äußere ich mich auch dazu hier auf dem Blog.

Podcasts

Kapitel Eins: Kaputter Kindle, umstrittener Hugo, dunkler Turm

Falls ihr euch fragt, was da bei den Hugo Awards los ist, aber keine Lust habt, Artikel auf Englisch zulesen, empfehle ich euch die aktuelle Ausgabe des Buchpodcasts Kapitel Eins, in der Falko Löffler und Jochen Gebauer das Ganze aufdröseln.

Chungking Express bei Schöner Denken

Der Japanuary-Veranstalter Schöner Denken hat sich Chungking Express im Kino angesehen und die unmittelbaren Eindrücke direkt nach der Vorstellung zu Protokoll gegeben. Schöner Denken ist ein Kollektiv aus mehreren Personen, von denen hier drei vertreten sind. Und Thomas Laufersweiler sagt, er habe nicht nur diesen Film zum ersten Mal gesehen, sondern überhaupt erstmals einen Film von Wong Kar-Wei. Ein wenig beneide ich ihn darum, dessen Werke noch ganz neu entdecken zu können, während ich sie schon als Teenager und junger Erwachsener gesehen habe. Wobei der große Rewatch in den letzten zwei, drei Jahren bei mir auch ein Art Neuentdeckung war, habe ich die Filme doch 25 Jahre später mit ganz anderne Augen gesehen.

Filme

Spring Fever (Chūnfēng Chénzuì de Yèwǎn, 2009)

Ein weiterer Film von Lou Ye, kürzlich besprach ich hier schon Suzhou River. Spring Fever beginnt direkt mit einer homosexuellen Sexszene, was die Zensoren in China nicht gefreut haben dürfte. Da Ye sowieso schon mit einem fünfjährigen Berufsverbot belegt war, dürfte ihm das aber egal sein. Spring Fever ist ein tragischer Beziehungsfilm, in dem ein verheirateter Mann eine Affäre mit einem anderen Mann anfängt, seine Frau das aber herausbekommt, und von da an wird der Film tragisch.

In den ersten beiden Dritteln konnte ich der Handlung nicht immer ganz folgen und fand sie stellenweise etwas langatmig, im letzten Drittel wird sie aber richtig schön, bis es dann noch mal eine Szene gibt, der ich nicht ganz Folgen konnte. Trotzdem ein guter Film, der der LGBTQ+-Szene in China viel Platz einräumt und interessante Einblicke liefert. Klar, aus Hongkong gibt es das schon länger, ich erinnere nur an den tollen Happy Together, aus China habe ich so einen Film aber noch nicht gesehen. Der chinesische Titel bedeutet übrigens „The Night Deeply Drunk on the Spring Breeze“.

Homosexualität ist in China übrigens nicht strafbar oder irgendwie verboten. Gerne gesehen in Film und Fernsehen von staatlicher Seite aber wohl auch nicht. Das Verhältnis der Kommunistischen Partei zu Queernes gilt als ambivalent. In sozialen Netzwerken wie Weibo wird queerer Content wohl immer wieder mal gelöscht. In einer Gesellschaft, die noch stark auf den Ruf der Familie und eine gute Ehepartie ausgerichtet ist (wenn auch nicht so stark wie in Japan oder Südkorea), dürfte der soziale Druck auf queere Menschen ziemlich hoch sein. Ich kenne mich aber auch nicht wirklich aus.

Mubi

The Village (ヴィレッジ, 2023)

Als ich den Film angefangen habe, wusste ich nichts über ihn. Ich habe auf Netflix einfach »japanese movies« eingegeben, und ausgewählt, was halbwegs nach Thriller aussah. Ist aber eher ein Provinzdrama über ein Dorf, das im Schatten einer Müllverbrennungsanlage und der angrenzenden Mülldeponie steht, die in einem Strudel aus illegaler Müllentsorgung, Korruption und Gewalt versinkt. Mittendrin der junge Mann Yuu, der die Spielschulden seiner Mutter auf der Deponie abarbeitet. Er wird vom Dorf ausgegrenzt, weil sein Vater ein Verbrechen begangen haben soll, und vom Dorfbully gemobbt. Doch als seine Jugendfreundin ins Dorf zurückkehrt, geht es aufwärts, sie hilft ihm, zum Aushängeschild der Deponie und des Dorfes zu werden. Ein Aufstieg, der zu einem noch tieferen und dramatischeren Fall führt.

Regisseur Michihito Fujii (A Family) ist ein sehr gutes Drama über die Abgründe der Provinz gelungen, das zeigt, was solche toxischen Verflechtungen mit einem Menschen machen können. Das Ganze ist in eleganten Bildern gefilmt, und wird von faszinierenden Nō-Theater-Aufführungen geschickt eingerahmt.

Aufgepasst! Es gibt noch eine Post-Credit-Szene, wenn noch 1:26 Min. übrig sind.

Netflix

The Adults

Ich habe seit jeher eine große Schwäche für Homecoming-Geschichten, also Bücher, Serien und Filme (vor allem amerikanische) in denen jemand nach vielen Jahren in die alte Heimat zurückkehrt, die alten Freund*innen trifft, sieht, was sich verändert und wie man sich selbst entfremdet hat. So ähnlich geht es dem von Michael Cera gespielten Protagonisten in The Adults. Er besucht seine beiden Schwestern, die er drei Jahre lang nicht gesehen hat. Die jüngere himmelt ihn an, die ältere ist sauer auf ihn, weil sie glaubt, er hasse sie.

Ich wollte den Film wirklich mögen, er hat seine Momente, eine interessante Beziehungskonstellation und ein schönes Ende, aber er nervt auch tierisch. Zum einen wird viel Poker gespielt, was ich überhaupt nicht ausstehen kann, zum anderen reden die Geschwister ständig in verstellten Stimmen in eine Art geschwisterlicher Geheimsprache miteinander, was beim ersten Mal noch nett ist, bei zweiten Mal auch, danach aber nur noch nervt. Ist auch alles ähnlich träge inszeniert, wie Michael Cera immer spielt. Hat mir leider nicht gefallen.

Serie

Stonehouse

Gute dreiteilige Mini-Serie basierend auf der wahren Geschichte des britischen Parlamentsabgeordneten John Stonehouse, der für die Tschechoslowakei spionierte, seinen eigenen Tod vortäuschte, sich dabei aber wenig geschickt anstellte und eine Regierungskrise im Vereinten Königreich auslöste. Ist eher humoristische-satirisch inszeniert und zeigt gut auf, was für ein alberner Zirkus das britische Parlament teilweise ist. Mit ganz tollen Darsteller*innen.

Worüber ich mich freue

Meine neue Schlafzimmertürdekoration. Ich habe lange nach einem Poster oder Kunstdruck für meine Schlafzimmertür gesucht, an der alten hing jahrelang ein Ghostbuster-Poster. Aber ich wollte etwas aus Japan. Die drei grimmigen Frösche vom geheimnisvollen Hoji Matsumoto passen perfekt, da wir auch jedes Jahr Frösche im Teich haben, die ich leidenschaftlich gerne beobachte und fotografiere.

Eine weiße Zimmertür neben orangenfarbener Tapete. An der Tür befinden sich drei Drucke von gezeichneten Fröschen, die grimmig dreinblicken. Ein Bild oben links, eines in der Mitte und eines rechts unten unter dem Türgriff. Der Frosch in der Mitte bereitet einen Teezeremonie vor.

Mir ist übrigens bewusst, dass die drei Bilder nicht ganz gleichmäßig an der Tür hängen. Da ist Absicht. Perfekte Symmetrie finde ich langweilig. Ich mag es, wenn es fast, aber nicht ganz perfekt passt. Wenn es ein klein wenig schief ist und etwas aus dem Rahmen fällt.

Tor Online

Die 10 besten Romantasy-Bücher

Liebe in Zeiten der Fantasy. Ist Romantasy mehr als nur toxische Beziehungsmuster? Christian Handel stellt uns die zehn besten Romane des Genres vor.

News: Invincible – Die Superheldenserie kehrt im März zurück

Mit der aktuellen Ausgabe feiern meiner SFF News auf Tor Online siebenjähriges Jubiläum. Als ich Anfang 2017 mit dem Verlag telefonierte und gefragt wurde, ob ich nicht eine News-Rubrik für Tor Online übernehmen wolle, ähnlich meinen Phantastischen Netzstreifzügen auf meine Blog Translate Or Die, hatte ich erst keine Lust, da ich zu dem Zeitpunkt schon ein halbes Jahr lang keine Phantastik gelesen hatte und mir die Aussicht, regelmäßig über die neuesten Marvel-Blockbuster zu berichten, wenig verlockend erschien. Aber ich wollte auch den Kontakt zum Verlag halten, also habe ich zugesagt. Damals hieß es, es sei erst einmal ein Testballon und wir würden schauen, ob und wie es funktionieren würde. Ich hätte nicht gedacht, dass es länger als sechs Monate laufen würde.

Die erste Ausgabe der News gibt es nicht mehr, die ist beim Umzug verloren gegangen, ich weiß aber noch, dass es darin eine Meldung zum Tode des Mangaka Taniguchi Jiro gab, dessen großartiger Zeitreise-Manga Vertraute Fremde ich just zu diesem Zeitpunkt las. Und dass ein Autor stirbt, während ich eines seiner Bücher lese, ist mir auch noch nicht passiert, weshalb es mir in Erinnerung geblieben ist. Erstellt wurde die Ausgabe im Berliner Büro von Fischer Tor (alle anderen dann im Homeoffice).

Und hier sind wir jetzt, sieben Jahre später. Anfangs erschienen die News dreimal die Woche, bei manchen Meldungen war ich echt auf Zack und habe sie zeitnah bringen können. Als ein neuer Star-Wars-Trailer für Freitagnachmittag 17.00 Uhr angekündigt wurde, habe ich mit der Veröffentlichung der Ausgabe extra bis dahin gewartet, damit wir mit die Ersten sind, die ihn in Deutschland bringen.

Mir war es immer wichtig, neben Film- und Serien-Trailern auch auf interessante Artikel hinzuweisen, auf Videoessay, Veranstaltungen usw. Die News sollten eine Mischung aus Mainstream und Nische abdecken. Kultur und Unterhaltung.

Irgendwann wurden aus den drei Ausgaben zwei, und schließlich nur noch eine. Der News-Zyklus hat sich deutlich entschleunigt. Inzwischen sind die SFF News eher ein Newsletter, der die meiner Meinung nach interessantesten Meldungen der letzten Tage zusammenfasst. Der Fokus liegt nicht mehr so stark auf Film-Trailern, denn die ziehen gar nicht mehr so stark wie in den ersten Jahren. Während der Pandemie hat sich das stark verändert. Früher habe ich, wenn es ging, einen Blockbuster-Trailer als Aufmacher mit Teaserbild und Überschrift genommen, das brachte immer ordentlich Klicks. Jetzt ziehen nicht einmal mehr Trailer zu den größten Blockbustern wie Dune und Co. wenn ich es schaffen, sie zeitnah zu bringen. Das hängt sich auch mit der sinkenden Reichweite auf den sozialen Netzwerken zusammen, wo ich die News immer verlinke.

Bei Facebook konnte ich schon während der Pandemie beobachten, wie die Reichweiten deutlich zurückging, Twitter ist seit Musks Übernahme praktisch tot. Dafür tut sich jetzt was auf Bluesky, wo wir auch einen Account haben, und erstaunlich viel auch auf Mastodon, wo ich aber nur über meinen Privat-Account verlinke.

Seit Januar 2020 mache ich nicht nur die SFF-News, sondern auch das CMS-Management für Tor Online; Artikel habe ich sowieso die ganze Zeit schon geschrieben. Und seit 2021 bin ich auch im Prinzip der leitende Redakteur, überlege mir Themen, akquiriere Autor’innen, bespreche mit unseren Stamm*autorinnen neue Themen, nehme die fertigen Artikel entgegen, redigiere sie, plane und baue sie ein und veröffentliche sie. Alles in Absprache mit dem Lektor von Fischer Tor.

Meine Woche: FCKAFD, Mob gegen die Grünen und gefährdete Kunst in Hongkong

Heute beginne ich meinen Wochenrückblick mit einem politischen Rant. Dazu gibt es eine sehenswerte Doku über Kunst und Freiheit in Hongkong, einen berührenden und erschreckend Artikel einer Mutter über den Einfluss von rechten Podcasts auf ihren Sohn, das Zeitalter der Überraschungen und etwas Notalgie mit Super Mario.

Collage aus vier Bildern, drei kleine quadratische in der oberen Reihe, ein längeres in der unteren: Von links oben nach rechts unten: 1.Luftaufnahme der Protesten in Hongkong eine Menschenmasse steht um den Schriftzug "Free Hong Kong, Democracy Now" herum.
2. Foto von NES-Mini und SuperNES-Mini nebeneinander.
3. Szene aus dem Trailer zum Film "Super Mario Bros." Mario und Luigi stehen nebeneinander und geben sich einen Fistbump
4. Die Bücher aus meinem Foto (siehe unten) zu Neu im Regal.

Meine persönliche Woche verlief wieder völlig ereignislos und uninteressant (genau so, wie ich es mag 😉 ). Was von der politischen Woche leider nicht gesagt werden kann. Die Proteste der Bauern sind jetzt wohl endgültig zum rechten Mob mit Fackel und Forke verkommen. Die Verrohung ist erschreckend, die jeder Grundlage entbehrende Hetze gegen die Grünen und einzelne Politiker*innen ebenso. Ein Teil unserer Gesellschaft steht anscheinend kurz davor, zur SA-Schlägerbande zu verkommen.

Und da fällt den Redaktionen der Öffentliche-Rechtlichen nichts Besseres ein, als noch mehr AFD-Politiker*innen einzuladen, um deren rechtsextremen Positionen eine Plattform zu bieten, wodurch diese immer mehr im Zuge einer Diskursverschiebung nach rechts in der sogenannten gesellschaftlichen Mitte verankert werden. Bei Maybrit Illner gab es am Donnerstag die volle populistische Breitseite mit Jens Spahn, Sahra Wagenknecht und Beatrix von Storch. Und Illner glaub wahrscheinlich immer noch, dass sie mit dieser »gesellschaftlichen Meinungsvielfalt« die Demokratie hochhält und die Rechten thematisch stellt und entzaubert, in Wahrheit aber genau das Gegenteil erreicht.

Ich habe auch vieles inhaltlich an der Politik der Grünen zu kritisieren, aber eben auf einer sachlichen Ebene. Wer weiterhin unqualifiziert gegen die Grünen jenseits aller Fakten ablästert, wird von mir in den sozialen Medien geblockt. Denn ein Teil unserer Gesellschaft hat sich von jeglicher faktenbasierter und sachlich-inhaltlicher Debatte entfernt. Da bringt Diskutieren nichts mehr. Solchen Menschen muss man jegliche Plattform entziehen. Alles andere gießt nur Öl ins Feuer.

Artikel

Einer der erfolgreichsten Podcasts impft unsere Kinder mit radikalem Gedankengut – und keiner kriegt’s mit

Jugendliche heute schauen bestimmt nicht Maybrit Illner oder andere Talkshows im Fernsehen, die hören sich eher Podcasts an. Z. B. Hoss und Hopf, wie der Sohn einer Stern-Redakteurin, die sich entsetzt darüber wundert, warum der plötzlich rechte Parolen von sich gibt. Ein eindrucksvoller und erschreckender Beitrag.

The 2023 Hugo Nomination Scandal Gets Worse

Und sind die Anti-Demokraten erst mal an der Macht, müssen sie ihre oppressiven Zensurmaßnahmen oft gar nicht selbst ausführen, das machen wir dann schon oft selbst in vorauseilendem Gehorsam, wie z. B. die jüngsten Entwicklungen im Hugo-Skandal zeigen. Was da lost ist, beim einstmals wichtigsten Preis der englischsprachigen Phantastikszene erklärt uns Cora Buhlert.

Das Zeitalter der bösen Überraschungen

Diese Woche gab es wieder eine neue Studie zum möglichen Versiegen des Golfstroms, die erneut erschreckende Szenarien entwirft. Warum das eben nicht einfach eine weitere Studie von vielen ist und uns einigen böse Überraschungen bevorstehen, erklärt der stets lesenswerte Lars Fischer in Spektrum der Wissenschaft. Und je schlimmer uns die Klimakrise trifft, desto schlimmer werden jene Probleme, die die Menschen in die Arme von Populisten treibt, obwohl eigentlich das Gegenteil wichtig wäre. Hängt alles mit allem zusammen.

Dokus

Hongkong – Zensur. Protest. Kunst.

Apropos China und Zensur. Das hier ist eine ausgezeichnete Reportage über Kunst und Aktivismus in Hongkong, die zeigt, wie dystopisch die Zeiten dort geworden sind, dass der Protest aber trotz Hunderttausender ins Exil Geflohener nicht gänzlich verstummt ist und kritische Kunst zumindest verschlüsselt noch möglich ist.

Hongkong war bis 1997 britische Kronkolonie und damit keine Demokratie. Aber es herrschte Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit. Die Briten haben es versäumt, Hongkongs Bevölkerung und Politiker*innen mit in die Rückgabeverhandlungen mit China einzubeziehen oder sie in die Unabhängigkeit zu überlassen. Dass die garantierte Autonomie bis 2047 nicht das Papier wert ist, auf dem es steht, haben wir in den letzten Jahren erleben können. In Hongkong zeigt sich, wie erschreckend es ist, wenn eine einst freie Gesellschaft von einer Autokratie übernommen und zerstört wird. Taiwan schaut hier ganz genau hin.

Arte-Mediathek

Der Regisseur dieses Films Kiwi Chow kommt in der Reportage ausführlich zu Wort.

Filme

Zhao, der Unbesiegbare (King Boxer/Tian xia di yi quan, 1972)

Da hat Quentin Tarantino also diesen dramatischen Sirenensound in Kill Bill her. Wieder was gelernt. Im Vergleich zu den letzten beiden hier besteprochenen Shaw-Brother-Filmen (Das Schwert der gelben Tigerin und One Armed Swordsman) ist der hier schon deutlich fortgeschrittener, was die Inszenierung der Kämpfe angeht, die finden auf einem anderen Level statt. Ansonsten ist es halt der übliche Kram über verfeindete Kampfkunstschulen, die sich bitter bekämpfen. Und das auf ziemlich brutale Weise, hier werden Augen mit Fingern ausgestochen. Lohnt sich vor allem wegen der Kämpfe und aus filmhistorischen Gründen.

Super Mario Bros. Movie

Unterhaltsame Portalfantasy über zwei Schluffis aus Brooklyn, die mit einer Prinzessin ein Fantasykönigreich vor dem bösen Thanos äh Bowser retten müssen und dabei über sich hinauswachsen.

Ich muss gestehen, dass ich sehr skeptisch war, halte ich doch die erste Verfilmung mit Bob Hoskins für ein anarchistisches Meisterwerk, das mit seiner subversiven Kritik an Franchises und Marken, indem es sie einfach völlig ignoriert und sein eigenes Ding durchzieht, seiner Zeit voraus war.

Doch der Film hat bei mir genau die richtigen Nostalgie-Knöpfe gedrückt, bin ich doch, wie so viele, mit Super Mario aufgewachsen. Meine erste Konsole, da muss ich in der vierten Klasse gewesen sein, war das NES mit Super Mario 1, Teil 2 (der eigentlich gar kein Super Mario war) und dem phantastischen Teil 3, den ich mit seiner Kreativität und dem Abwechslungsreichtum geliebt habe. Ebenso wie Super Mario World auf dem SNES. Das war dann auch schon mein letztes klassisches Super-Mario-Spiel, ich habe mir zwar noch die N64 gekauft, aber ohne Mario. Mario Kart 64 und Mario Party hingegen habe ich mit meinen Freunden damals rauf und runter gespielt. Das letzte Mal auf der Wii, die ich aber nicht selber hatte. Zuletzt habe ich die alten Spiele dann auf dem NES-Mini und dem SNES-Mini gespielt und mich wieder fast wie ein Kind dabei gefühlt. Hätte aber auch echt mal Lust, Super Mario Wonder auf der Switch zu spielen, da das echt gut aussieht und sehr originell zu sein scheint.

Der Film ist mir fast zu kurz und hektisch geraten, der hätte sich ruhig etwas mehr Zeit in der Röhrenwelt nehmen können. Als kurzweiliger Spaß aber sehr sehenswert, nur die Musikauswahl mit den üblichen alten Kamellen von AC/DC und den Beastie Boys ist doch sehr langweilig geraten.

Ach ja, mit dem Japanuary mache ich einfach weiter, und bespreche das ganze Jahr lang regelmäßig japanische Filme. Diese Woche war Stray Dog von Kurosawa Akira dran. 218 wurden übrigens insgesamt im Japanuary besprochen. Die könnt ihr jetzt alle hier nachlesen.

Tor Online

Folgt dem weißen Kaninchen: Bücher, die aus der „Patrix“ führen

Populismus, Autokratie, Diktatur, Rechtsextremismus, das alles funktioniert innerhalb eines Systems, dass wir bei der Beschäftigung mit diesen Themen oft aus den Augen verlieren. Sie gedeihen im Patriarchat. In der letzten Woche stellte uns Judith Vogt einige Sachbücher zu diesem Thema vor, in dieser Woche sind des Science-Fiction- und Fantasy-Romane, die zeigen, wie es auch ohne die „Herrschaft des Vaters“ gehen kann.

Meine Lektüre

Eigentlich will ich keine Bücher bekannter, erfolgreicher weißer Autoren mehr bessprechen, aber Der Weg der Wünsche von Patrick Rothfuss hat es mir einfach angetan, denn so etwas jenseits aller Genreklischees und Tropen gibt es nur selten in Buchform zu lesen. Entschleunigt und voller Poesie.

Neu im Regal

Die im Text unten erwähnten Bücher in genau dieser Reihenfolge von links nach rechts auf einem Tisch mit den Covern nach vorne aufgestellt.

Ralf Langroth heißt eigentlich Jörg Kastner, und von dem habe ich schon ein paar gute Thriller mit historischen Themen gelesen, und Band 1 Die Akte Adenauer fand ich auch sehr gut und spannend. Weshalb ich schon auf Ein Präsident verschwindet gespannt bin, wo es um die Geschichte von Verfassungschutzpräsident Uwe John geht.

Zu Sparks von J. R Dawson wird es noch einen eigenen Blogbeitrag geben, wenn es am 28. Februar erscheint. Das Buch wurde vom Verlag auf meine Initiative eingekauft. Die deutsche Ausgabe ist richtig schick geworden, ein echter Hingucker in der Buchhandlung, und das Buch ist sowieso großartig.

Von Keitu Gakus Boys Run The Riot habe ich bereits Band besprochen.

Inspector Mouse von Caroline Ronnefeldt werde ich demnächst rezensieren. Aber sieht diese Ausgabe mit dieser tollen Covergestaltung nicht einfach großartig aus! Für mich das beste Cover, das ich seit langem gesehen habe.

Ebenfalls besprechen werde ich Der nasse Tod von Kenzaburō Ōe, der meinen Einstieg in die Klassiker der japanischen Literatur sein soll.

Musik

Lambrini Girls

Musik gibt es diese Woche von den Lambrini Girls, efrischender, politischer Post-Punk aus Großbritannien.

Foto der Woche

Seit zwei Wochen sind die Zugvögel bei uns wieder unterwegs.

Zugvögel in V-Formation am blauen Himmel

Stray Dog (Nora Inu, 1949)

Nur ein Jahr nach Drunken Angel schickt Kurosawa Akira Mifune Toshiro und Shimura Takashi wieder gemeinsam vor die Kamera. Shimura als älteren, erfahrenen Polizisten, Mifune als jungen Grünschnabel, der seine Waffe gestohlen bekommt und alles daran setzt, sie wiederzufinden – vor allem, als es das erste Todesopfer gibt

Gemaltes japanisches Filmposter zu "Stray Dogs". Zeigt die Szene, in der die beiden Polizisten (hier im Hinterrund gstehend), die junge Tänzerin befragen, die zwischen den beiden in die Hocke geht und weint.

Stray Dog ist ein klassischer Hard-Boiled-Krimi, der aber statt einer verregneten Stadt schwüles Sommerwetter nutzt, um seine Figuren weichzukochen. Alle sind am Schwitzen, wedeln mit Fächern, halten sich Ventilatoren vors Gesicht, Mifunes Anzug ist ständig vom Schweiß durchnässt. Die Hitze erschöpft und erhitzt die Gemüter, in einer Stadt, in der noch immer die Trümmer des erst kürzlich beendeten 2. Weltkriegs zu sehen sind. Die Stadt ist ein Hexenkessel, durch den zahllose Menschen wuseln, auf der Suche nach Erleichterung, Zerstreuung oder einem Weg, zu überleben.

Von der amerikanischen Besatzung ist nichts zusehen, was den Zensurvorschriften dieser Ära geschuldet ist, aber ansonsten sehen wir hier klassische Polizeiarbeit, die ganz auf Höhe ihrer Zeit ist.

So eine gute Bildqualität wie dieser Trailer hat die DVD der Kurosawa Crime Collection leider nicht.

Präsentiert wird das teilweise in sehr langen Montagen und Sequenzen, wenn Mifune z. B. undercover in seiner alten Armeeuniform durch die Straßen und Lokale stromert, damit die Waffenhändler auf ihn aufmerksam werden. An anderer Stelle spielt ein Baseballspiel eine lange Rolle bei der Suche nach einem Verdächtigen, und wir bekommen viel vom Spiel und dem Stadion zu sehen.

Es braut sich etwas zusammen im Laufe des Filmes, das auf ein krachendes Finale hinausläuft. Kurosawa nutzt geschickt das heiße Wetter, um die prekäre und explosive Lage so kurz nach Kriegsende zu zeigen, in der noch alles zerbombt ist und die Nahrung rationiert werden muss.

Er wirft aber auch existenzielle Fragen auf. Was macht einen Menschen zum Verbrecher? Sind die äußeren Umstände dafür verantwortlich? Warum entwickeln sich zwei Menschen, die am gleichen Scheidepunkt stehen, so unterschiedlich? Und damit verhandelt er auch indirekt die Gräuel, die Japan während des Krieges begangen hat.

Auf deutsch heißt der Film übrigens Ein herrenloser Hund.

DVD-Box der Kurosawa Crime Collection.

Meine Woche: Hongkong im Neonlicht und Japan im Shinkansen

Meine Woche in Filmen, Serien, Dokus und Artikeln. Infernal Affairs, The Outlaws, Unterwegs im Shinkansen, Hongkong: Heiß geliebtes Neonlicht und The Last Dinner Party.

Collage aus vier Screenshots. Oben drei kleine quadratische, in der unteren Reihe ein längliches: 1. Szene aus "Infernal Affairs", die beiden Protagonisten stehen auf einem Hochhausdach. Andy Lau trägt Handschellen hinter dem Rücken, Tony Leung zielt mit einer Pistole auf seinen Kopf.
2. Ein Neonschild aus Hongkong, oben eine grüne Schildkröte, darunter ein chinesisches Schriftzeichen und darunter eine kleine Suppenschüssel. Es geht um Schildkrötensuppe.
3. Drei der fünf Musikerinnen von The Last Dinner Party in Trauerkleidung unter einem schwarzen Regenschirm. Aus dem Video "Nothing Matters".
Unten die sechs Hauptfiguren aus der Serie "The Outlaws" in einer Reihe stehend mit roten Warnwesten und schaufeln, Besen und Rechen in der Hand.

An dieser Stelle möchte ich mich für eure Teilnahme an der Umfrage bedanken. Die Mehrheit ist für weniger Empfehlungen mit ausführlicheren Kommentaren. Die werde ich heute noch nicht liefern, aber versuchen, es in Zukunft zu machen. Was die Themen angeht, ist es ausgeglichen, aber leider gab mir das Umfrage-Tool keine Möglichkeit auf Mehrfachantworten. Das Datum lasse ich in der Überschrift von jetzt an weg, das macht sie zu sperrig und lang, außerdem steht es ja sowieso links daneben im gelben Feld.

Die heutige Ausgabe ist relativ kurz, die Woche war für mich ziemlich ereignislos. Zur Hetzkampagne gegen die Journalistin Alexandra Föderl-Schmid durch den widerlichen rechten Hetzer Julius Streicher äh Julian Reichelt gibt es einige gute Artikel, die zeigen, dass die Plagiats-Vorwürfe bezüglich ihrer Dissertation falsch und niederträchtig sind.

Ansonsten herrscht hier bei mir in der Gegend Karnevals bzw. Fastnacht und ich hüte mich davor, überhaupt das Haus zu verlassen, da ich mit dieser preußisch organisierten und uniformierten Besäufnis-Fröhlichkeit überhaupt nichts anfangen kann.

In diesem Jahr wird der Fokus bei mir vor allem auf Japan liegen, aber teilweise auch auf Hongkong.

Serie

The Outlaws

Die Empfehlung für die britische Serie The Outlaws kommt leider etwas spät, da die 1. Folge nur noch bis zum 13. Februar in der ZDF-Mediathek verfügbar ist. Eine sehr gelungene Mischung aus Sozialdrama, britischem Humor und Gangsterkram. Aber Christopher Walkens Figur erinnert doch stark an Mickey aus Ray Donavan, nicht nur optisch. Der Name Misfits für eine Serie über Leute, die Sozialdienst leisten müssen, war wohl schon vergeben.

Es geht um eine Gruppe ungleicher Delinquenten aus allen Gesellschaftsschichten, die aufgrund unterschiedlicher Vergehen zusammen Sozialstunden machen müssen. Dabei lernen wir Schritt für Schritt ihre Hintergrundgeschichten kennen, welche Umständen und Situationen sie in diese Lage gebracht haben. Hinzu kommen ein paar dramatische Entwicklungen, die dafür Sorgen, dass sich diese Menschen, die sich zunächst nicht ausstehen können, gegenseitig helfen.

ZDF-Mediathek

Artikel

France’s comic-book tradition is hitting new heights

Im Guardian gibt es einen interessanten Artikel von Phil Hoad über den aktuellen Comic-Boom im sowieso schon sehr Comic affinen Frankreich.

Rechte Popmusik: Eingebildete Rebellen

Für die taz berichtet Julian Weber davon, wie sich rechte Musik immer mehr Richtung Pop bewegt. Dazu stellt er die aktuelle Ausgabe des Magazins Testcard vor, die sich ganz dem Rechtspop widmet. Zu meiner Jugendzeit in den 90ern machten noch verrauschte Kopien von schrammelig klingenden Rechtsrockbands wie Störkraft, Kraftschlag oder Landser unter der Hand die Runde oder von eindeutig rechtsextremem Liedermachern wie Frank Rennicke. Heute sind rechte Text im Schlager und Rap anzufinden, bei Leuten, die teilweise im Fernsehen auftreten oder auf Youtube Millionen Klicks erhalten.

Weber geht aber durchaus kritisch mit den einzelnen im Buch enthaltenen Essays um, wenn es dort darum geht, Entwicklungen aus der Nazi-Zeit und dem Faschismus rückwirkend als Pop zu deklarieren. Über die aktuellen Akteure des Rechtspops erfährt man in dem Beitrag allerdings kaum etwas.

To Americanize or Americanise: Writing a New Zealand Novel in the America-Dominant Publishing World

Für Lithub berichtet die neuseeländische Maori-Autorin Rebecca K Reilly – deren Roman Greta & Valdin gerade erschienen ist – von den Bestrebungen seitens der Buchbranche bzw. Vorschlägen Dritter, ihren Roman passgerechter für ein amerikanisches Publikum zu machen, um Literatur mit Lokalkolorit, mit Ecken und Kanten in eine gleichförmige McDonalds-Form zu bringen, die überall auf der Welt gleich schmeckt.

Tor Online

„Pariarchale Bilder und Denkfiguren finden sich nicht nur in Geschichte und Gegenwart, sondern auch in der Phantastik. Eine Anleitung zur intellektuellen Selbstverteidigung von Judith Vogt“ in ihrem Artikel Smash the Patriarchy – in der Phantastik.

Podcast

Peggy Piesche, warum fehlt der Kolonialismus in der deutschen Erinnerungskultur?

Sehr interessanter kurzer Podcast über die Frage, warum der deutsche Kolonialismus in der deutschen Erinnerungskultur nicht präsent genug ist. Dazu gibt es kluge Antworten von der Kulturwissenschaftlerin Peggy Piesche.

Doku

Unterwegs mit dem Shinkansen

Ich vermute, dass Redakteure der Öffentlich-Rechtlichen immer wieder Shinkansen-Dokus drehen, damit Bahnmanager, die zufällig reinschalten, vor Scham im Boden versinken (eine Scham, die im Verhältnis zur Höhe der Bonuszahlungen sinken dürfte). Hier geht es aber nicht nur um den Zug, sein Pünktlich- und Sauberkeit, sondern auch um Menschen, die entlang der Strecken leben. Und das ist angenehm wenig aus Tokyo. Wir lernen ein Fake-Food-Künstlerin kennen, einen Wasabi-Bauern, eine Geisha, einen Trommelbauer, eine Salaraymaen, der seiner Rennradleidenschaft auf einer der schönsten Strecken der Welt fröhnt und viele mehr. Interessant finde ich es vor allem, von Menschen, die voll im Hamsterrad des Berufsleben stecken, zu erfahren, welchen Leidenschaften sie in der knapp bemessenen Freizeit nachgehen.

ARD-Mediathek

Hongkong: Heiß geliebtes Neonlicht

Das Klischeebild von Hongkong dürfte in den meisten Köpfen mit Neonlicht beleuchtete sein. Diese kurze Reportage auf Arte zeigt, wie sich Neonschilder nach dem 2. Weltkrieg in Hongkong ausgebreitet und zur Kunstform entwickelt haben, inzwischen aber immer mehr aus dem Stadtbild verschwinden.

Film

Infernal Affairs

Die Ära, die als das goldene Zeitalter des Hongkong-Kinos gilt, ging von 1980 bis 1997. Doch auch nach der Übergabe, vor allem in den Nullerjahren, sind einige der besten Filme entstanden (In the Mood For Love z. B.), bevor der endgültige Niedergang mit dem Machtantritt von Xi Jinping begann.

Zuletzt habe ich diesen Hongkong-Thriller aus dem Jahr 2003 gesehen, als ich mir die DVD kurz nach Erscheinen gekauft habe. Und ich kenne kaum einen Thriller, der so dynamisch und spannend inszeniert ist, dabei gibt es hier erstaunlich wenig Schießerieen, die Spannung findet auf einer anderen Ebene statt, im Katz-und-Maus-Spiel der von Andy Lau und Tony Leung gespielten Protagonisten,

Als Martin Scorsese The Departed gedreht hat, behauptete er später, Infernal Affairs nicht zu kennen, was nur schwer zu glauben ist, sind einige Szenen doch praktisch eins zu eins übernommen worden. Ich finde da Original übrigens deutlich besser, weil eleganter inszeniert. Es ist auch ziemlich gut gealtert, einzig einige Musikeinlagen mit Rockgitarren wirken etwas deplatziert.

Den Film gibt es aktuell in der Arte-Mediathek, ebenso wie die beiden Fortsetzungen, die ich noch nicht kenne, mir demnächst aber ansehen werde. Ich schätze Arte für solche Filme sehr, aber warum gibt es nur französische Untertitel zur Originalfassung? Und bei den Teilen 2 und 3 gar keine Originaltonspur?

Auf meinem Blog habe ich noch einen wunderbaren Film von Naomi Kawase besprochen. Zu dem gibt es auch eine sehr informativen und tiefergehenden Podcast bei Schöner Denken.

Musik

The Last Dinnner Party

Wenn ich von neuer toller Musik aus dem Spiegel erfahre, bin ich wohl late to to party. Wie auch immer, von The Last Dinner Party habe ich bisher drei Songs gehört, und die finde ich alle großartig. Erfrischend abwechslungsreiche Musik, die sich was traut.

The Mourning Forest (Mogari no mori, 2007)

Bei mir ist das ganze Jahr Japanuary, weshalb ich einfach weitermache mit meinen Besprechungen japanischer Filme. Da mich Naomi Kawases Kirchblüten und rote Bohnen kürzlich so begeistert hat, möchte ich jetzt mehr von ihr sehen. Und The Mourning Forst enttäuscht nicht.

Blu-Ray-Box von "The Mourning Forst". Zu sehen ist eine Nahaufnahme der Hauptfigur Michiko, die von hinten den Kopf auf die Schulter des älteren Herrn legt, der wiederum nach oben in die Bäume schaut.

Trauer funktioniert bei jedem Menschen anders. Ich habe letztes Jahr meinen Vater überraschend verloren. Der war 77 und nicht mehr ganz gesund, das ist was anderes, als sein Kind bei einem Unfall in der Natur zu verlieren, wie es der Protagonistin Machiko passiert ist. Oder die Ehepartnerin wie bei Shigeki-San. Doch wie die beiden bin ich auch in den Wald gegangen, um meine Trauer zu verarbeiten.

Der rauschende Wind in den grünen Blättern der wogenden Bäume, der erdige Geruch, das plätschern des Bachs, das Zwitschern der Vögel, während die strahlende Sonne wärmt.

Seit dem Tod ihres Sohnes läuft Machiko auf Autopilot, nimmt die Welt um sich herum wie durch eine Taucherglocke wahr, alles dringt nur gedämpft zu ihr hindurch. Etwas Trost spendet die neue Arbeitsstelle in einer ländlich gelegenen Seniorenresidenz, wo sie vor allem Shigeki-San betreut, der vor 30 Jahren seine Frau verloren hat, und mit der Zeit sich selbst; den die Demenz langsam wieder zum Kind werden lässt, das gerne auf Bäume klettert und verstecken spielt. Der seine Frau aber immer noch vermisst und nie vergessen hat, und noch einmal endgültig Abschied nehmen möchte.

Als er mit Machiko einen Tagesausflug macht und das Auto im Graben landet, rennt er in den Wald, sie folgt ihm. Dort verlaufen sie sich und stellen sich während ihrer Odyssee durchs Grün ihrer Trauer.

The Mourning Forest ist ein sehr grüner Film. Ich liebe grüne Filme. Hier wird er Wald mit viel Poesie als ein Ort der Trauer inszeniert, der alle äußeren Einflüsse ausblendet und die Figuren sich voll auf sich und ihr Seelenleben konzentrieren lässt. Es ist eine zärtliche Annäherung der beiden, Shigeki-San merkt, dass auch Machiko etwas zu verarbeiten hat und nimmt sie mit auf seine spirituelle Abschiedsreise.

The Mourning Forest ist kein Film vieler Worte, wir erfahren nur das Nötigste über die beiden Figuren, nichts, über die Menschen, die sie verloren haben. Der Film ist mehr eine Meditation als eine stringent erzählte Geschichte. Aber eine wunderschöne und berührende. Ono Machiko spielt die trauernde Mutter sehr begreifbar, ebenso Shigeki Uda den demenzkranken Shigeki-San mit seinen unterschiedlichen Gemütszuständen, den wechselnden Momenten zwischen Klarheit, Verwirrtheit und Verschlossenheit.

So richtig Ausdrücken kann er sich nicht mehr, und es dauert eine Weile, bis Machiko begreift, worum es ihm geht. Der Wald ist der dritte Protagonist des Films, der es den Hauptfiguren erst ermöglicht, zu sich selbst zurückzufinden, aber auch die Beziehung zwischen den beiden, die ohne viel Worte auskommt.

Ich habe die englische DVD/Blu-Ray von Eureka gesehen, auf Deutsch ist der Film als Wald der Trauer erschienen, fürs Heimkino aber nicht verfügbar.

Meine Woche 04.02.2023: Adé Kulturjournalismus, hello KI und das Hongkong-Kino

Meine Woche in Filmen, Serien, Hörspielen und vor allem Artikeln. Der Niedergang des Kulturjournalismus, wie die Buchbranche mit dem Thema KI umgeht und das Hongkong-Kino bei der Bundeszentrale für politische Bildung. Dazu meine Meinung zu Reacher, Bad Lands und Der Bücherdetektiv.

Collage aus vier Bildern. Drei kleine in der oberen Reihe, ein größeres unten. Von Links oben: Szene aus dem Film "Bald Lands", Hauptdarstellerin steht an einer Theke, in der Hand eine Tasse Tee; das Cover des Hörspiels "Der Bücherdetektiv"; das Japanisch-Lehrbuch "Genki" plus Arbeitsbuch und unten ein Screenshot aus der Serie "Reache", auf dem Reacher mit seinen drei Kamerad*innen ziemlich zerschlagen am Tisch eines Diners sitzt.

Ich führe hier übrigens nicht alles auf, was ich gesehen und gelesen habe. Manchmal fällt mir einfach nichts dazu ein, ich finde es nicht interessant genug oder habe keine Lust, etwas dazu zu schreiben.

Und ich spiele mit dem Gedanken, die Wochenrückblicke nur alle zwei Wochen zu bringen, da ich nicht jede Woche ausreichend interessantes Material habe und es mir auf Dauer auch zu stressig ist. Ich überlege auch noch, ob ich weniger Content also Empfehlungen mache, und diese dafür ausführlicher kommentiere.

Und wenn wir schon bei einer Umfrage sind:

Artikel

Das Hongkong-Kino bei der Bundeszentrale für politische Bildung

Wer meinen Wochenrückblicken folgt, weiß von meiner Leidenschaft für das Hongkong-Kino (und Hongkong allgemein). Deshalb freue ich mich auch sehr über die Artikelreihe der Bundeszentrale für politische Bildung über Selbiges.

Das ist aber leider auch eine traurige Geschichte, wie Vivienne Chow in ihrem Beitrag über die Geschichte der Zensur in Hongkong zu berichten weiß. Der umfasst einen Zeitraum von Beginn der britischen Kronkolonie, über die Hochzeit des Hongkong-Kinos von 1980 bis 1997 bis zur oppressiven Zeit nach den Regenschirmprotesten.

Fabian Tietke geht in Stadt, Kino, Welt. Das Kino Hongkongs im globalen Zusammenhang genauer auf die Geschichte des Kinos ein, allerdings erst von den 1970ern an. Leider sind viele der von ihm erwähnten Filme kaum zu bekommen. Auch relativ aktuelle wie Septet – The Story of Hong Kong nicht. King Boxer gibt es aktuell übrigens als Zhao – der Unbesiegbare bei Mubi. Erfreulicherweise geht Tietke ausführlich auf Regisseurinnen wie Ann Hui oder Mabel Cheung ein. Als Kritikpunkt möchte ich anmerken, dass der Autor, obwohl er schon God of Gamblers anführt, mit keinem Wort erwähnt, dass dieser Film wie viele andere Produktionen von den Triaden produziert wurde.

Lukas Foerster geht in Angst vor 1997 genauer auf die Folgen der Rückgabe an China ein.

Und Karen Cheung führt ein interessantes Interview mit der Regisseurin Erica Kwok über den Einfluss der Sicherheitsgesetze auf das Filmemachen und vor allem die Filmemacher*innen.

Falls ihr euch dafür interessiert, welche Einfluss die Unterdrückung durch die chinesischen Regierung auf die jungen Menschen in Hongkong hat und welche Hoffnungslosigkeit dort inzwischen herrscht, empfehle ich euch übrigens das Buch The Impossible City von Karen Cheung. Das ist übrigens nicht dieselbe Karen Cheung, die oben das Interview geführt hat.

KI in der Buchbranche. Wie ist der Stand der Dinge

Autor’innen müssen sich inzwischen Sorgen machen, dass Verlage ihre Manuskripte von KI-Programme einlesen lassen, um sie zu trainieren. Was könnte das Ziel sein? Natürlich, dass sie irgendwann Bücher schreiben lassen, ohne den lästigen Kostenfaktor Autor*in.

Als Übersetzer bekomme ich schon seit über zehn Jahren zu spüren, dass viele Verlage uns als genau das empfinden. Und so dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie uns – zumindest in manchen Sparten – teilweise oder komplett durch KI und Übersetzungsprogramme wie DeepL ersetzen. Und Coverartist durch Midjourney usw.

Doch so langsam hält für all das eine rechtliche Basis Einzug in die Verträge, wie Michael Wurmitzer für den Standard berichtet. Auch wenn deutsche Verlage da wieder hinterherhinken. Ich kann nur hoffen, dass wir uns als Gesellschaft auf gewisse Spielregeln einigen, damit nicht irgendwann nur noch seelenloser Content von Robotern für Roboter erschaffen wird, sondern weiterhin auch menschliche Kunst. Wir sollten uns fragen, wofür die Wirtschaft überhaupt da ist. Um einige wenige Superreiche auf Kosten des Rests noch superreicher zu machen, während dadurch der Planet weiter zerstört wird, oder ob die Wirtschaft nicht eher dem Ziel dienen sollte, dass alle Menschen eine würdiges, selbstbestimmtes und halbwegs erstrebenswertes Leben führen kann und die Mehrheit der Tätigkeiten zu einer Bereicherung der Gesellschaft beitragen.

Im Captain Future-Roman Erde in Gefahr von 1940 stößt unser Held auf eine Maschinenstadt, die vollautomatisch betrieben wird, in der sämtliche Arbeiten von Robotern erledigt werden, in der aber keine Menschen mehr leben. So langsam bewegen wir uns in diese Richtung.

Was auf dem Spiel steht – Über den Untergang des Kulturjournalismus

Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon den Satz: „Ich höre nicht auf die Kritiker, ich bilde mir lieber meine eigene Meinung“ gelesen habe. Meine eigene Meinung bilde ich mir auch, aber irgendwie muss ich aus dem Wust an Erscheinungen eine Auswahl treffen, und Kritiken sind dafür doch ein gutes Mittel. Kritiken richtig zu nutzen, ist eine Kunst für sich. Ich muss mir jene Kritiker*innen raussuchen, aus deren Kritik ich einen Nutzen für mich ziehen kann. Das heißt aber nicht, dass sie mit ihrer Kritik meiner Meinung sein müssen. Es kann auch genau das Gegenteil sein. Je mehr Kritiken ich von einer Person lese, desto besser kann ich sie einschätzen. Und lerne ich mit der Zeit, sie in Bezug auf meinen eigenen Geschmack zu interpretieren. Aber da muss man halt auch als Leser’in etwas Arbeit investieren.

Mal abgesehen davon, dass es zu einer offenen, lebendigen Gesellschaft auch die Kritik zu und die Einordnung von kulturellen Werken gehört.

Kritiker werden oft verächtlich gemacht, als „sogenannte“ oder „selbsternannte“ Kritiker. Das Klima wird rauer. Für 54 Books schreibt Johannes Franzen darüber, wie der Kulturjournalismus dadurch bedroht wird, aber auch durch knallhartes Unternehmer*innentum, wie es gerade im Falle des amerikanischen Musikmagazins Pitchfork passiert.

Franzen schreibt:

Der ganze Fall ist symptomatisch für den Niedergang der Geistesarbeit, für den Status des öffentlichen Nachdenkens über Kunst und Kultur – ein Anlass, um darüber nachzudenken, was verloren geht, wenn diese kulturelle Praxis zerstört wird.

Berlin Review

Ist ein neues Magazin, das aktuelle Themen mit literarischem Wissen angehen will. „Zeitschrift für Bücher und Ideen“ ist die Eigenbezeichnung. Das erinnert mich an den Vorsatz, mit dem ich meine Seite lesenswelt.de gestartet habe: Die Welt in Büchern erlesen und verstehen. Das Editorial ist mir stellenweise etwas zu verkopft, aber ich werde das Magazin mal im Auge behalten. Gerade nach obigen Text von Franzen ist es doch schön, wenn noch neuer Kulturjournalismus entsteht.

Spukschloss an der Themse

Im vorletzten Spiegel habe ich einen interessanten Artikel von Jörg Schuster über das britische House of Lords gelesen, dem wohl undemokratischsten Parlament, das sich eine Demokratie leistet. Das ist im Prinzip DIE Verkörperung des privilegierten weißen Patriarchats, hat aber auch schon zahlreiche furchtbare Gesetzesentwürfe der gewählten Tory-Regierung abgemildert. Auf Spiegel Online gibt es den Beitrag nur hinter der Bezahlschranke (im Print übrigens auch 😉 )

Fragmentansichten: Winteransichten 2024

Alessandra Reß liefert auf ihrem Blog Fragmentansichten einen guten Überblick über die Ereignisse in der Phantastikszene des bisherigen Winters. Vom aktuellen Hugo-Skandal, über den bei Goodreads, bis zu einem deutschen Verlag, der für die Prüfung von Manuskripten Geld verlangen wollte. Wie immer klug kommentiert.

Tor Online

Und auf Tor Online lieferte Alessandra diese Woche eine Übersicht zu den deutschen Phantastikpreisen.

Während es in meinen News um eine traurige Meldung zu Hans Frey, ein künstlerisch beeindruckendes Video von Amon Tobin, einen deutschen Serientipp und einen wirklich rührenden Trailer zum Film Tuesday ging.

Neu im Regal

Genki

Mit dem Buch Japanisch für Anfänger bin ich jetzt durch und habe viel länger gebraucht, als eigentlich vorgesehen. Wirklich zufrieden bin ich mit dem Buch nicht. Das ist wirklich nur dazu geeignet, die Schriften Hiragana und Katagana sowie ein paar Vokabel zu lernen. Aber hätte ich nebenbei nicht noch eine Learn-App benutzt, könnte ich noch keinen einzigen Satz sagen geschweige denn, mich vorstellen. Außerdem ist es mir zu repetetiv, jede neue Silbenreihe wird nach dem genau gleichen Schema gelernt, von der ersten bis zur letzten Seite. Und erklärt wird mir auch nicht genug.

Das Japanisch-Lehrbuch "Genki" plus das dazugehörige Arbeitsbuch.

Also schwenke ich jetzt doch zu Genki um, das gilt als das Standardwerk, um Japanisch zu lernen. Warum habe ich es nicht direkt genommen? Weil es Japanisch-Englisch ist. Ich wollte aber lieber erst mal mit einem deutschsprachigen Buch arbeiten. Wie es mit Genki läuft, darüber werde ich hier im Blog berichten.

Serie

Reacher (Staffel 2)

Über eine Gruppe von ehemaligen Militärpolizist*innen, die blutige Rache an den Mördern ihrer Kameraden nehmen. Reaktionärer Selbstjustizthriller, der schon sehr vorhersehbar und überraschungsfrei ist, aber irgendwie trotzdem Spaß macht. Gab Kritik, weil Reacher hier nicht als namenloser Fremder Kleinstädte im Alleingang aufmischt, was mich aber nicht gestört hat. Vielleicht wäre es aber geschickter gewesen, diese Geschichte erst ein, zwei Staffeln später zu bringen, denn jetzt würde ich gerne mehr von dem Team sehen.

Prime

Hörspiel

Der Bücher Detektiv

Die Audible-Hörspiele Imperator und Die sieben Siegel von Kai Meyer haben mir richtig gut gefallen und ich trauere immer noch der fehlenden dritten Staffel von Imperator nach (die nie kommen wird), aber Der Bücherdetektiv hat mir insgesamt nicht so gut gefallen. Die Geschichte ist mir von Anfang an zu sehr als rasanter Thriller inszeniert – an Dörings End of Time musste ich denken –, nicht als die bibliophile Bücherhatz, die ich erwartet hatte.

Das liegt zum Teil auch an der cineastischen Inszenierung ohne Erzähler. Bei Imperator hatte ich noch den für mein Empfinden zu präsenten Erzähler kritisiert, jetzt hat Kai auf ihn verzichtet und es gefällt mir noch weniger. Manchen Szenen konnte ich allein aufgrund der Geräusche nicht so ganz folgen, an anderer Stelle wirkt es schon etwas geschummelt, wenn der Protagonist verstohlen in ein Herrenhaus einbricht und dabei unentwegt in sein Handy quasselt, um zu berichten, was er gerade macht und sieht. Das Hörspiel ist schon gut geschrieben und inszeniert, und die Geschichte mit dem Thebanischen Grab und den Büchern in Menschenhaut ist durch aus interessant, meinen persönlichen Geschmack hat Der Bücherdetektiv aber nicht getroffen.

Mir kann ja nicht immer alles gefallen. Dafür mochte ich Kais aktuelles Buch Die Bibliothek im Nebel sehr.

Audible (da findet ihr auch eine Inhaltangabe)

Filme

Bad Lands

Bad Lands von Masato Harada (Hell Dogs, hier besprochen) begint als Film über Kleinganoven, die komplexe Enkel-Tricks am Laufen haben, entwickelt sich bald zum Yakuza-Thriller und endet als Drama über eine junge Frau, die sich von jenen Männern befreit, die sie jahrelang missbraucht und misshandelt haben. Sehenswert, unter anderem auch wegen der tollen Hauptdarstellerin Sakura Andō (Shoplifters, Love Exposure).

Netflix

Im Zuge des Japanuary gab es auf meinem Blog noch folgende Besprechungen:

Japanuary 2024: Alle Besprechungen auf einen Blick

Heute ist noch Januar, also gibt es noch einen Beitrag zum Japanuary, auch wenn es sich nur um einen Überblick zu meinen Besprechungen handelt.

Collage von vier Screenshots aus den Filmen "The Case Hana and Alice", "Kwaidan", "Cure" und "Kirschblüten und rote Bohnen".

Wenn ich das richtig sehe, gibt es die Aktion, die vom Podcast Schöner Denken ausgeht, seit 2018. Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal mitgemacht. Und ich finde es superinteressant, was für Titel die anderen Teilnehmer*innen besprochen haben. Da sind einige Filme dabei, von denen ich noch nie gehört habe. Allerdings scheint mir die Liste nicht ganz vollständig zu sein, da der Link zu meiner Kwaidan-Besprechung z. B. fehlt.

Seit ich angefangen habe, Japanisch zu lernen, schaue ich eigentlich jeden Tag irgendwas auf Japanisch, auch wenn oft nur eine zwanzigminütige Serienfolge ist. Aktuell vor allem Frieren (einer der besten Fantasyserien aller Zeiten), Odd Taxi (hat eine tolle Atmosphäre) und The Tatami Galaxy (ist noch nicht ganz so gut wie Time Machine Blues und Night is Short).

In den Wochenrückblicken auf meinem Blog habe ich in den letzten Anderthalbjahren auch schon eine Menge japanischer Filme besprochen, vor allem Werke, die im Programm vom JFF kostenlos verfügbar waren (ich freue mich schon auf die nächste Runde im Sommer), aber auch viel auf Netflix (an dieser Stelle möchte ich noch mal den wunderbaren Film Call Chihiro empfehlen).

Meine Liebe zum japanischen Kino begann in den 80er-Jahren (ich bin Jahrgang 79) mit den Godzilla-Filmen, als ich mir an meinem 14. Geburtstag dann Akira in der Videothek auslieh, begann die Leidenschaft für Animes. Die Mitte der 90er zunächst noch durch den Katalog der A. C: O. G. gestillt wurde, die das Programm des englischen Anbieters Manga Entertainment importierten. Da waren Filme wie Urotsukidoji, Golgo 13, Vampire Hunter D oder Wicked City dabei.

Nachdem ich im Nachtprogramm des ZDF Rashomon sah, kam Akira Kurosawa hinzu,, nach Sonatine auf Arte Takeshi Kitano und nach Dangan Runner auf 3Sat Sabu. Die Leidenschaft für japanisches Kino ist seit dem nur stärker geworden, auch wenn Filme aus Südkorea und Hongkong ihr zwischenzeitlich den Rang streitig machten.

Was macht das japanische Kino für mich aus? Dazu wird es mal einen eigenen Beitrag geben. Für mich ist es aber die Mischung aus unbändiger Kreativität, total durchgeknallten Plots und einer Herzlichkeit, wie ich sie in dieser Art und Intensität wirklich nur im japanischen Kino finde. Brutalität und Poesie in einer mitreißenden Kombination. Und das alles, in einer Gesellschaft, die auf möglichst hohe Konformität ausgerichtet ist und den Nagel, der hervorsteht, wieder rein hämmern möchte.

Und hier meine acht Japanuary-Besprechungen. Falls euch das zu viele auf einmal sind, empfehle ich die zu Kirschblüten und roten Bohnen, da ich das Gefühl habe, dass mir die am besten gelungen ist.