Epische Fantasy von Frauen (3): The Riddle-Master of Hed von Patricia A. McKillip

Vor einem Jahr hatte ich angekündigt, mich in den nächsten Monaten verstärkt mit epischer Fantasy von Frauen zu beschäftigen. Das hat jetzt doch etwas länger als geplant gedauert. Dabei hatte ich es zwischenzeitlich durchaus mit Fantasyautorinnen wie Kate Elliot und Janny Wurts versucht, aber obwohl die Bücher, die ich angefangen haben, gar nicht schlecht sind, war ich einfach nicht in der Stimmung dafür. Manchmal gibt es die richtigen Bücher zur falschen Zeit. Da ist es dann am Besten, sie zur Seite zu legen, bis es passt. Beim Riddle-Master of Hed hat es gepasst.

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Bereits 1976 erschienen, verwendet McKillip zwar durchaus typische Plotelemente der klassischen epischen Fantasy, weiß sie aber zu einer interessanten und nicht so ganz genretypischen Mischung zu präsentieren. Es geht um eine alte Prophezeiung, in der ein einfacher Bauernjunge (Okay, er ist der Herrscher von Hed, aber da es sich nur um einen klitzekleinen Agrarstaat/Insel handelt und er selbst in relativ einfachen Verhältnissen aufwächst, geht Morgan durchaus als einer durch) jene Prophezeiung erfüllen muss, um die Welt zu retten oder so ähnlich. Ganz klar ist es nicht, worum es darin geht.

Wobei diese klassischen Plotelemente 1976 vermutlich noch gar nicht so klassisch waren. Mit Lloyd Alexanders Taran gab es zwar schon 1964 einen Schweinehirten, der zu Größerem bestimmt war (auch wenn damit eigentlich das von ihm zu hütende Orakelschwein gemeint ist), aber bis auf den einfachen Hobbit, der allein das Böse bezwingen konnte, war die Fantasyliteratur dieser Zeit vor allem durch große Helden wie Conan, Kane und Elric bestimmt. Der Trend zur epischen Fantasy mit dem Helden aus einfachen Verhältnissen setzte erst in den 80er Jahren mit Dave Eddings und Raymond Feist ein. McKillips Riddle-Master of Hed kann als durchaus als Vorläufer dieser Werke gesehen werden. Allerdings hebt er sich  selbst aus heutiger Rückschau von den ihm folgenden Werken ab.

Ganz so episch ist der erste Band der Trilogie gar nicht. Es handelt sich vor allem um einen Reiseroman. Morgans Reise beginnt der kleinen Insel Hed und führt ihn dann aufgrund eine Verkettung unglücklicher Umstände (man könnte auch von Attentaten sprechen) durch das ganze Reich (von dem Hed nur ein winziger Teil ist). Um herauszufinden, was es mit der Prophezeiung, dem Stern auf seinem Gesicht und der magischen Harfe, die er unterwegs erhält, auf sich hat, muss er zum High One (so was wie ein Gott, ganz kapiert hab ich es nicht) hoch in den Norden reisen, wobei er interessante und gefährliche Begegnungen macht.

Krieg liegt zwar in der Luft, Morgan kommt aber nicht direkt damit in Berührung, ihm machen nur einzelne Attentäter das Leben schwer. Doch der Riddelmaster of Hed ist kein großer Krieger, sondern, wie der Titel schon sagt, ein Rätselmeister. Und in einer Welt, die voller Rätsel steckt, ist das eine mächtige Gabe. Hier gibt es keinen harten Realismus und brutale Gewalt, wobei McKillips Figurenzeichnung alles andere als schwarz-weiß ist. Es treten viele undurchsichtige Gestalten auf, die es Morgan schwierig machen, jemandem zu vertrauen. Aber es sind auch liebenswürdige und vor allem faszinierende Personen darunter.

Ich kann The Riddle-Master of Hed nur empfehlen. Etwas altmodische aber sympathische Fantasy, die es versteht, ihre Leser mit relativ einfacher Magie zu verzaubern und vor allem sprachlich schön geschrieben ist. Ich würde das Buch stilistisch und inhaltlich als verträumt bezeichnen.

In meiner Omnibusausgabe von Ace sind alle drei Bände in einem enthalten (wobei inzwischen wohl noch ein vierter dazu gekommen ist). Gelesen habe ich bisher aber nur den ersten. Auf Deutsch ist die ursprüngliche Trilogie in den 80er Jahren bei Goldmann erschienen, in den 90ern gab es noch eine Neuauflage, inzwischen sind die Titel aber schon lange vergriffen. Band 1 heißt auf Deutsch Die Schule der Rätselmeister

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