Meine Woche: Yakuza, das Ende der Science Fiction und ein Teppich, der das Zimmer so richtig gemütlich macht

Letzte Woche gab es keinen Wochenrückblick, da mein Arbeitszimmer renoviert wurde bzw. einen neuen Teppichboden erhalten hat, und mir dadurch Zeit und Energie für den Beitrag gefehlt haben. Heute geht es um die Yakuza in Japan, die Frage, warum sich Science-Fiction-Bücher immer schlechter verkaufen und den Abschied von einem geliebten Sessel.

Collage aus vier Fotos. Drei kleine in der oberen Reihe, ein großes unten.
Oben: !. Der Hauptdarsteller aus "A Family" in Nahaufnahme mit nacktem tätowierten Oberkörper in einem Onsen. 2. Die gedruckte Ausgabe des Buchs "Die Sterne Leuchten am Erdenhimmel" von vorne. 3. Blick aufs eingeräumte Arbeitszimmer mit dem neuen Teppichboden durch die Zimmertür. Rechts steht ein grauer Lesesessel, hinten an der Wand ein hellbraune Kleiderschrank.
4. Ein dick gepolsterter grauer Fernsehsessel von oben fotografiert

Doku

Japan und die „Ära des erleuchteten Friedens“

Ausgezeichnete Doku über die Showa-Ära, also jener Zeit vor und während des 2. Weltkriegs, erzählt aus der persönlichen Perspektive einer französischen Familie, die in dieser Zeit in Japan gelebt hat. Es ist eigentlich naheliegend aufgrund der Brutalität bei der Eroberung des asiatischen Raums, aber trotzdem war mir nicht bewusst, wie repressiv die Behörden auch in Japan selbst gegen Kritiker*innen vorgegangen sind.

Arte-Mediathek

Yakuza – Japans Mafia

Sehr gute zweiteilige Doku über die Yakuza, also die organisierte Kriminalität in Japan. Geht gut auf die Geschichte ein, die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten und die geänderten Gesetze in den letzten Jahren. Ich kenne kein Land, in denen die lokale Mafia so einen Status hatte, wie in Japan. Sie haben öffentliche Geschäftsadressen mit dem Symbol der jeweiligen Organisation an der Fassade. Erstaunlich, dass in einem Land, das als eines der sichersten der Welt in Sachen Kriminalität gilt, die Yakuza über Jahrzehnte so mächtig war, dass sie Einfluss bis in die höchsten Ämter der Politik hatte.

Hier kommen auch ehemalige und aktuelle Yakuza zu Wort, die sich die Sache teilweise aber ordentlich Schönreden, wenn sie behaupten, es wären jetzt die jungen nicht-organisierten Kriminellen, die vergewaltigen und Zivilisten überfallen würden. Als hätten Yakuza das nie gemacht. Auch zu Wort kommt Jack Adelstein, Autor des Buchs Tokyo Vice (die gleichnamige Serie gibt es aktuell in der ARD-Mediathek), der sich schon wirklich gut mit der Thematik auskennt, der aber auch mit Vorsicht zu genießen ist, da er als Aufschneider gilt.

Die Doku schildert ein faszinierendes Bild der Yakuza, aber ich fand sie nicht ganz so gut, wie die dreiteilige Serie über die Triaden, da hier die historischen und gesellschaftlichen Einflüsse noch ausführlicher bearbeitet wurden.

Arte-Mediathek

Filme

A Family (Yakuza to kazoku)

Guter Film von Michihito Fujii (The Parades) über die Geschichte eines Mannes, der in jungen Jahren an die Yakuza gerät, bei ihnen schnell aufsteigt, dann im Gefängnis landet und viele Jahre später in eine Welt entlassen wird, die er nicht mehr wiedererkennt. Passt perfekt zur Doku oben, da hier gezeigt wird, warum jemand bei der Yakuza landen kann, und welche Auswirkungen die strikten Anti-Yakuza-Gesetze von 2011 haben. Menschen, die bei der Yakuza aussteigen, dürfen fünf weitere Jahre kein Bankkonto haben, nicht beschäftigt werden usw. Scheint mir doch eher kontraproduktiv, jene so zu gängeln, die aus der Kriminalität aussteigen wollen. So werden sie eher dazu gedrängt, weiter illegale Geschäft zu machen. Der Film ist kein klassischer Gangsterfilm, mehr Familiendrama und Gesellschaftsporträt mit Menschen, die Yakuza sind.

Netflix

Youtube

Die FRAU mit PLAN! 1 Tag in KAMAKURA feat. @JapanHautnah

Zusammen mit Lena von @JapanHautnah hat der gute Senpai Kamakura besucht und einen Buddha von innen gefilmt. Schönes kleines Video.

Artikel

Nobody Wants to Buy The Future: Why Science Fiction Literature is Vanishing

… the science fiction books that do sell are a shrinkingly small number of reprints, classics and novels that had been adapted into movies.

Simon McNeil in einem lesenswerten Artikel darüber, warum sich Science-Fiction-Bücher immer schlechter verkaufen. Und mit dem obigen Zitat geht auch einher, dass es sich bei diesen verfilmten Romanen in der Regel um die Werke alter weißer (und oft toter) Männer handelt (siehe Foundation, Dune, The Peripheral oder demnächst Neuromancer) – auch wenn es Ausnahmen wie The Handmaid’s Tale oder The Three Body Problem oder Kindred gibt. Die Ursachen sieht McNeil auch darin, dass wir in einer der prognostizierten Zukünfte angekommen sind, und die scheiße ist.

We got to one of the futures Science Fiction proposed, and it sucked.

Doch der Artikel ist differenzierter als dieser eine Satz. Lest selbst. Trotzdem würde ich gerne wissen, ob sich SF früher, bis auf die bekannten Ausnahmen, wirklich besser verkauft hat. Vergleichszahlen wären da ganz nett.

Lektüre

Die Sterne leuchten am Erdenhimmel | Sylvana Freyberg

Gedruckte Ausgabe von "Die Sterne leuchten am Erdenhimmel" mit dem Cover nach vorne im Regal stehend.

Habt ihr schon mal Science Fiction aus Südkorea gelesen? Nicht. Dann habt ihr hier jetzt die Gelegenheit. Neun Autor*innen liefern uns mit ihren Kurzgeschichten interessante Einblicke in das Genre. Meine Besprechung auf lesenswelt.de.

Podcast

IN THE MOOD FOR LOVE: Die schöne Zeit

Einer neuen Besprechung des wohl elegantesten Films aller Zeiten kann ich einfach nicht widerstehen. Schöner Denken hat sich Wong Kar-Weis In the Mood for Love auf der großen Leinwand erstmals angesehen und ist begeistert.

Worüber ich mich freue

Die Teilrenovierung meines Arbeitszimmers

Ein dick gepolsterter grauer Fernsehsessel von oben fotografiert

Dieser Sessel hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Zunächst diente er meinen Großeltern, ging dann an mich über, als sie sich eine neue Sofagarnitur kauften, und leistete mir über 20 Jahre treue Dienste. Zog mit mir nach Berlin um, wurde von Frank Böhmert auf dem Kopf drei Stockwerke in die Tiefe getragen, als ich dort wieder wegzog. In ihm habe ich nach Feierabend in der Suchtklinik James Sullivans und Bernhard Hennens Die Elfen gelesen, Terror von Dan Simmons, House of Leaves von Mark Z. Danielewski oder Stephen Kings Duma Key, immer mit den Füßen an der Heizung und einem wohligen Gefühl im Leseherzen. Er war für mich Bürostuhl, weil einfach superbequem, während der Ikea-Bürostuhl Markus in der Ecke verstaubte.

Doch vor Jahren schon brachen die Rollen unter ihm Stück für Stück auseinander und rissen ein Loch in den Teppich, nachdem dieser aufweichte, weil Wasser aus der Heizung ausgelaufen war. Also musste ein neuer Teppichboden her, und ein neuer Sessel, damit der alten den neuen Teppich nicht wieder löcherte. Er war total durchgesessen, hatte selbst Löcher im Bezug, aber fühlte sich fast wie eine Erweiterung meines Körpers an.

Er wird mir fehlen. Der neue ist auch sehr bequem, nur die Armlehnen sind etwas schmal, dafür gehört ein ebenfalls sehr bequemer Fußhocker dazu.

Ich würde nicht behaupten, dass der alte Teppich das Zimmer erst so richtig gemütlich gemacht hat, er war einfach da, seit 38 Jahren, seit meine Eltern das Haus gebaut haben. Aber der neue tut dies. Als ich ihn mir im Probenbuch aussuchte, hätte ich nicht gedacht, dass er mir so gut gefallen würde. Obwohl ich gar keine anderen Vorschläge mehr sehen wollte, nachdem ich ihn einmal gestreichelt hatte. Doch jetzt freue ich mich jedes Mal, wenn ich das Zimmer betrete, mir der Geruch nach frischem Teppich in die Nase steigt und ich sehe, wie gut er farblich zur Tapete und den Möbeln passt, und auch zum neuen Sessel. Außerdem fühlt er sich richtig toll an, ob auf Socken oder barfuß. Ganz eingeräumt ist das Zimmer noch nicht wieder, deswegen sehen die Regale noch etwas leer aus.

Für die Leser*innen hier aus der Region: Gekauft habe ich ihn im Farbenhaus Robert Meurer. Verlegt wurde er von der Malerwerkstatt Meurer. Rückmeldung, Vermessung, Lieferung und Verlegen erfolgten superzeitnah und zu meiner vollsten Zufriedenheit.

Arbeit hatte ich selbst nur mit dem Ausräumen des Zimmers. Vier Billy-Bücherregale, drei Regalbretter, ein Schreibtisch, eine lange Kommode und das Auseinanderbauen eines Kleiderschranks. Und später dann alles wieder in umgekehrter Reihenfolge. Deswegen hatte ich mich auch lange davor gedrückt, aber das Loch im Teppich wurde einfach zu groß.

Meine Woche: Tiefsee, Mafia und neue Hosen

Meine Woche in Artikeln, Dokus, Büchern, Youtube-Videos und und Filmen: The Parades, Deep Sea, Shine Your Eyes, „How to Have Sex“, die Mini-Kino-Reihe aus Japan und eine Doku über Mafia und Banken, und lästige Einkäufe.

Collage mit Szenen aus den Filmen "How to Have Sex", "Shine Your Eyes", The Parades" und "The Deep Sea".

Artikel

Demokratie braucht weniger „Politikerphrasen“ und mediale Dramatisierung

Marian Weisband im Deutschlandfunk über phrasendreschende Politiker und Medien, die das noch hochbauschen und so der Demokratie schaden. Ich persönlich kann Politier*innen kaum noch zuhören, da sie wirklich fast nur noch in unerträglichen Phrasen reden und schwammige Nicht-Aussagen von sich geben. Robert Habeck ist meistens (auch nicht immer) eine erfrischend Ausnahme.

Youtube

Mini Theater Journey: Cinema Onomichi (Hiroshima, JAPAN)

Okay, weiter geht es mit der Mini Theater Journey (wenn ich durch bin, packe ich noch mal alle in einen Bietrag) und meiner vorläufigen Reiseplanung für das nächste Jahr. Onomichi ist eine Stadt mit über 100.000 Einwohner*innen in der Präfektur Hiroshima. Da dürfte ein Besuch in der gleichnamigen historischen Stadt wohl doch mit auf die Route kommen, obwohl ich ja die klassischen Touristenziele meiden möchte (siehe letzten Wochenrückblick). Onomichi gilt als Filmstadt, da berühmte Regisseure von dort stammen und es früher viele Kinos gab, bis irgendwann alle schlossen. Für mich schwer vorstellbar, dass es in einer so großen Stadt keine Kinos gibt. Das Cinema Onomichi öffnete dann 2008 unter Eigeninitiative einiger Einheimischer.

Going Back to Japan | A Half Japanese Story

Elina Osborne, die sonst Videos zu ihren Wanderungen dreht, hat einen schönen kleinen Film zu ihrem Besuch in der Heimat ihrer verstorbenen Mutter gedreht. Im ländlichen Japan besucht sie ihre Tante und berichtet aus dem Alltag und von früher.

Doku

Mafia und Banken

Ausgezeichnete dreiteilige Doku über die Verstrickungen von organisierter Kriminalität, Banken und Politik, die den Eindruck verstärkt, dass Justiz und Rechtsstaat nur dazu da sind, den Pöbel in Schach zu halten und dem Bürgertum die Illusion von Gerechtigkeit und Demokratie vorzugaukeln.

Arte-Mediathek

Filme

Shine Your Eyes

Brasilianischer Film über einen jungen Igbo aus Nigeria, der nach Sao Paulo kommt, um seinen großen Bruder zu finden, aber feststellt, dass dieser nicht ganz die Wahrheit über sein Leben dort erzählt hat und seit einem Jahr verschwunden ist. Sich auf dessen Spuren begebende, lernt Amadi die Menschen kennen, deren Leben sein Bruder beeinflusst hat, und erfährt, welchen wilden Theorien zur Ergründung des Universums er nachgegangen ist. Ein toller Film über Einwanderer in Sao Paulo, aber auch ein bewegendes Familiendrama mit einer dichten Atmosphäre. Der hat mich echt überrascht. Klare Empfehlung von mir. Und interessant zu sehen, dass sich am Straßenbild Sao Paulos seit meinem Aufenthalt dort 2006 nicht viel verändert hat.

The Parades

Der aktuelle Film von Michihito Fujihat mich überrascht. Kürzlich habe ich erst den eher düsteren Village von ihm besprochen, schaue gerade die Serie The Journalist, und auch ansonsten scheint er eher Thriller gedreht zu haben. Doch The Parade ist ein ganz toller und berührender japanischer Film über eine Schicksalsgemeinschaft von Verstorbenen, die sich in einer Zwischenwelt gegenseitig hilft, mit sich selbst und dem Leben ins Reine zu kommen. Es beginnt mit Minako, die nach einen Tsunami am Strand aufwacht und sich auf die Suche nach ihrem Sohn begibt, aber bald feststellen muss, dass niemand sie sehen oder hören kann. Sie ist tot, aber noch nicht ins Jenseits übergegangen, weil es noch Unfinished Business gibt. Dabei stößt sie sie auf eine Gruppe unterschiedlicher Menschen, die alle ihre eigene bewegende Geschichte haben, und zu einer so herzlichen Gemeinschaft zusammenwachsen, wie ich es nur aus japanischen Filmen kenne (in denen oft, wie auch hier, Lily Franky mitspielt 😉 ).

How to Have Sex

Erzählt von drei jungen Engländerinnen, die für ein paar Tage auf eine Party-Insel fliegen und dort mit anderen jungen Engländer*innen Party zu machen. Das geht so lange gut, bis Tara am Strand Sex hat, dem sie zwar zunächst noch (wenn auch schon widerstrebend) einwilligt, der sich aber sehr schnell sehr falsch anfühlt. Dem Film (und Darstellerin Mia McKenna-Bruce) gelingt es sehr gut, zu zeigen wie das Erlebte so langsam bei Tara einsinkt, die zwar versucht, weiter Party zu machen, um ihre Verletzlichkeit zu überspielen, was aber nicht wirklich gelingt, und sie sich immer unwohler und traumatisierter fühlt.

Deep Sea (Shen Hai)

Wunderschön und kunstvoll animierter chinesischer Film über ein junges Mädchen, das sich mit Vater, Stiefmutter und Stiefbruder auf eine Kreuzfahrt begibt, sich aber eigentlich nur nach ihrer Mutter sehnt. Dabei geht sie über Bord und landete in einem fantastischen Tiefseerestaurant. Der Film ist optisch ein Kunstwerk, erzählt eine berührende Geschichte ist aber auch superanstrengend zu sehen, da er total hibbelig und hektisch ist, keine Sekunde stillsteht, immer irgendwo Hektik im Bild herrscht.

Meg 2

Ach kommt, Leute, der macht doch Spaß. Wenn auch nicht so viel, wie Teil 1, da er diesem nichts Neues hinzuzufügen hat und alles eine Stufe schlechter erzählt. Aber da ich als Kind trashige Tiefseefilme wie Caprona oder Deep Star Six geliebt habe, bin ich weiterhin anfällig für solche Machwerke.

Im Zuge Meinens spontanen Tiefsee-Specials habe ich mir noch The Abyss auf Arte aufgenommen und angemacht, nach einer Stunde aber wieder abgeschaltet, da die deutsche Synchro gar nicht geht. Allein schon die Stimme von Ed Harris passt überhaupt nicht. Dazu die suboptimale Übersetzung. An einer Stelle, sagt der Chef der Navy-SEALS, er habe seine Anweisungen gehabt. Aber Navy-SEALS erhalten keine Anweisungen, sondern Befehle. Da warte ich lieber mal auf die Gelegenheit, mir den Film, den ich seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen habe, mit Originaltonspur anzusehen.

Lektüre

Project 562 | Matika Wilbur

In der letzten Ausgabe habe ich ganz vergessen, auf meine Besprechung des Buch Project 562 hinzuweisen.

Foto vom aufrecht stehenden Buch "Project 562", darauf ist eine ältere indigene Frau mit modischer Brille, kurzen grauen Haaren und traditioneller Kleidung vor einem blauen Himmel in einem Weizenfeld zu sehen.

Wer sich für die indigene Bevölkerung der USA oder überhaupt die USA interessiert, sollte dieses Buch lesen. Mit Project 562 möchte Matika Wilbur unsere Wahrnehmung der indigenen Bevölkerung Amerikas ändern. Ob ihr dies mit diesem ambitionierten und faszinierenden Projekt gelungen ist, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Tor Online

Faschistische Hobbits? Julius Evola und die rechtsextreme Adaption von J.R.R. Tolkiens Welt

Was reizt Faschist*innen wie Georgia Meloni so am Herrn der Ringe? Welche Lesarten von Tolkiens Werk lassen solche Interpretationen zu? Tobias Hof klärt uns auf.

Highlight der Woche

Einkaufen

Ich hasse, es einkaufen zu gehen. Ich hasse es wirklich. Vor allem, wenn es um Klamotten geht. Aber manchmal geht es nicht anders. Ich besitze kaum noch Hosen, die mir passen, die keine Löcher haben oder deren Knöpfe jederzeit zu gefährlichen Geschossen werden können. Während der Pandemie habe ich mir zwei Hosen bestellt, die aber nur so halbwegs passen, am Bund eigentlich etwas zu weit sind, und nur nicht runterrutschen, wenn ich sie ordentlich festbinde. Ich schicke aber auch keine bestellte Kleidung zurück, da ich weiß, dass die dann vermutlich geschreddert im Müll landet. Also ging es ins Geschäft, Hosen anprobieren. Habe auch zwei gefunden, die ganz okay sind.

Ich wohne auf dem Dorf, die nächste größere Stadt ist Koblenz. Dort bin ich als Kind immer Samstagsmorgens zum Einkaufen hingefahren. Wobei mich schon damals nur die Buchhandlungen interessiert haben (wo ich auch meine Liebe zur Fantasy entdeckt habe). Bücher kaufen ist okay, alles andere mehr als nur lästig.

Aber ich habe mir auch einen neuen Fahrradsattel gekauft. Das Mountainbike habe ich mir erst letzten Sommer zugelegt, das ist super, nur der Sattel aus recyceltem Autoreifen ist mir zu hart. Ich dachte, ich gewöhne mich mit der Zeit dran, aber es wurde nicht besser und das Sitzen darauf zur Qual. Der neue Sattel macht nach einer ersten Testfahrt letzten Donnerstag am ersten sonnigen Frühlingstag einen sehr guten Eindruck.

Zwei Fahrradsättel nebeneinander. Rechts ein gut gepolsterter auf dem Mountainbike montiert. Links ein ziemlich harter und flacher, den ich in der Hand halte.

In der Buchhandlung war ich dann natürlich auch, hätte es aber fast geschafft, sie ohne Kauf zu verlassen, bis ich auf dem Weg zu Ausgang am Ramschtisch vorbeikam. Da fand ich zwei Hardcover für sieben Euro im Angebot, die schon länger auf meiner Leseliste stehen.

Die beiden Hardcoverausgaben von "Grand Hotel Europa" und "Ocean" mit dem Titelbild nach vorne in einem Bücherregal stehend.

Aus der Pendergast-Reihe von Preston/Child bin ich nach Band 15 (Demon) von inzwischen 21 ausgestiegen, weil die Bücher immer schlechter und abstruser wurden. Zu Ocean – Insel des Grauens habe ich aber gelesen, der könne von den neuesten Bänden am ehesten noch ein wenig an das alte Feeling anknüpfen. Mal sehen.

Und Grand Europa Hotel wollte ich schon länger lesen, weil ich einfach Hotelgeschichten mag. Und es da anscheinend gar nicht so viele gute Bücher gibt, in denen der zentrale Handlungsort ein Hotel ist. Falls ihr mir Bücher empfehlen könnt, die in Hotels spielen, immer her damit.

Meine Woche: Okinonawa, Carcosa und Treckerterroristen

Mein Wochenrückblick mit Filmen wie Das Lehrerzimmer und The Terroriziers, den Serien Odd Taxi und Somebody Feed Phil, Musik von Nick Cave und Hana Vu sowie der Mini Theater Journey in Okinawa und vielem mehr.

Collage aus vier Bildern, drei kleine quadratische oben, ein großes in der unteren Reihe, alles Screenshots auf Filmen und Serien, von links nach rechts: 1. Die schreiende Hauptdarstellerin aus "Das Lehrerzimmer", 2. Szene aus "Somebody Feed Phil" in der Phil rechts im Bild in einen Bürger beißt. 3. Szene aus "The Terrorizers", Protagonistin sieht sich selbst in einer Fotocollage an der Wand, 4. Das tierische Ensemble aus der Anime-Serie "Odd Taxi" vor der nächtlichen Kulisse Tokios.

Diese Woche zeigte sich, dass es bei den anhaltenden Bauernprotesten zahlreiche Unfälle mit Verletzten gab. Doch all jene, die bei der letzten Generation schnell von Klimaterroristen sprachen, sind hier erstaunlich still, kein Wort von der Bauern-RAF oder Treckerterroristen. Dabei haben sich die, anfangs sicher noch halbwegs legitimen, Proste inzwischen zu einem hasserfüllten rechten Mob entwickelt, für den ich kein Verständnis aufbringen kann. Und während der Rechtsstaat mit hartem Knie auf den Hälsen minderjähriger, friedlicher Demonstranten kniet, wird der rechte Mob auf Traktoren vom Rechtsstaat nicht mit Quarz-, sondern mit Samthandschuhen angefasst.

Youtube

Mini Theater Journey: Sakurazaka Theater (Okinawa, JAPAN)

Weiter geht es mit der Vorstellungsreihe kleiner, unabhängiger Kinos in Japan durch das JFF bzw. die Japanese Foundation.

Okinawa ist der Teil Japans, der am ehesten an eine Südseeinsel erinnert, mit Palmen und subtropischem Klima. Das Sakurazaka Theater ist ein kleines Kino, das eine möglichst breite Bevölkerungsschicht ansprechen möchte, und kein elitäres Arthouse-Kino nur für bestimmte Gesellschaftsklassen sein will. Daneben gibt es eine interessante Bandbreite an Shops und Workshops.

Ich muss zugeben, das Kino selbst sticht jetzt nicht besonder heraus, aber Okinawa dürfte die weite Anreise durchaus wert sein. Ein Begriff ist mir die Insel-Kette natürlich schon seit meiner Kindheit, seit ich Karate Kid 2: Entscheidung in Okinawa gesehen habe. Interessant finde ich die Präfektur vor allem, weil sie erst seit 1879 Teil von Japan ist, und bis dahin das Königreich Ryūkyū war. Dementsprechend gelten die Einwohne*innen auch als relativ rebellisch und eigenwillig. Die Ryūkyū haben eine eigene Kultur und eigene Sprachen. Und ich finde es immer interessant, mehr über indigene Bevölkerungen zu erfahren. Sollte es zeitlich und finanziell machbar sein, möchte ich auf jeden Fall für ein paar Tage nach Okinawa.

Das japanische Wort für „Film“ lautet übrigens „eiga“ (えいが), ausgesprochen wird es „eega“. Das Wort für „Kino“ ist „eigakan“ (えいがかん). „Kino“ (きのう) gibt es im Japanischen auch, das heißt aber „gestern“.

Doku

Insider Deutsche Bahn

Drei Insider plaudern aus dem Nähkästchen, was die Tricks der Deutschen Bahn gegenüber den Kund*innen angeht. Durchaus interessant, auch wenn die Inspector-Closeau-Verkleidungen etwas befremdlich wirken. Die Kopfkissen an den Sitzen waren mir schon immer suspekt, wie sich zeigt, zu Recht. Die werden so gut wie nie gewechselt oder gereinigt. Das sind schwabbelige, verhaarte Keimherde.

Tja, das wollte ich eigentlich über die Doku schreiben, doch nach massiver Kritik hat das ZDF sie inzwischen aus der Mediathek genommen. Und zwar zu Recht. Was hier als vermeintliches Insider-Wissen inszeniert wurde, sind teils weithin bekannte Tatsachen. Da wird so getan, als wäre es skandalös, dass die Bahn bei Verspätungen, die von dritten Personen ausgelöst wurden, keine Rückerstattungen bezahlt. Es gibt vieles, was bei der Deutschen Bahn zu Recht kritisiert wird, aber diese Reportage wirkte doch sehr unseriös und reißerisch.

Das erstaunliche Leben der Ratten

Spannende Reportage über das Verhalten von Ratten in Metropolen wie New York und Vancouver. Mit einigen erstaunlichen Erkenntnissen. Das sind schon faszinierende Tiere, sehr intelligent und anpassungsfähig. Das „Rattenproblem“ ist übrigens menschengemacht.

ZDF-Mediathek

Artikel

Die Blicke unserer Mütter

Sehr interessanter Beitrag von Sophia Fritz darüber, wie sehr das Patriarchat auch im Blick von Müttern auf ihre Töchter verankert ist. Die permanente Suche nach „Fehlern“ im Äußeren, der ständig auf den Töchtern lastende soziale Druck.

Normalisierung und ihre Folgen

Die taz über die erneute Wahl eines AFD-Bürgermeisters und wie sehr sich das schon normalisiert hat, nachdem es beim letzten Mal noch einen medialen Aufschrei gab. Einher geht damit eine weitere Verrohung der politischen Stimmung und zunehmende Gewalt gegen Demokraten. Der AFD-Politiker hier steht dem Höcke-Flügel nahe und dürfte wohl als Rechtsextremist durchgehen, während sein Vorgänger, der lange unter rechten Anfeindungen litt, sich das Leben genommen hat.

Blogs

Warum Verfilmung einer Serie vorzuziehen wäre. Die große „Neuromancer“-Besprechung.

Da Apple kürzlich angekündigt hat, eine Serie zu William Gibsons Kultroman Neuromancer zu produzieren, hat sich Sören Heim dem Roman auf seinem Blog noch mal ausführlich gewidmet und geht vor allem auf sein sprachliches Niveau ein. Ich persönlich brauche keine Verfilmung (auch wenn mir die Gibson-Serie The Peripheral durchaus gefallen hat), da ich finde, dass in letzter Zeit schon genügend Werke alter weißer (und teils toter) Männer verfilmt wurden. Verfilmt endlich mal die aufregenden Werke jüngerer Autor*innen of Color!

Lektüre

Harmony | Project Itoh

Wo fängt der menschliche Wille an? Wo besteht er nur aus neuronalen Prozessen im Gehirn? Was macht das Bewusstsein aus? Und was wären wir ohne? In seinem Science-Fiction-Roman Harmony geht der japanische Schriftsteller Project Itoh den ganz großen Fragen der Menschheit nach.

Meine komplette Besprechung auf Lesenswelt

Farbige E-Book-Ausgabe des Romans "Harmony".

Tor Online

Sparks: Die Magie der Funken – Ein Gutachter berichtet

Was hat es eigentlich mit Manuskriptgutachten auf sich? Welche Rolle spielen sie bei Verlagsentscheidungen? Anhand unseres aktuellen Romans Sparks – Die Magie der Funken  von J. R. Dawson gewährt euch Gutachter Markus Mäurer einen kleinen Blick hinter die Kulissen.

Ein Buch, das mir sehr am Herzen liegt.

Hardcover-Ausgabe des Buchs "Sparks - Die Magie der Funken" mit dem Titelbild nach vorne in einem Bücherregal stehend.

LitRPG: Alles, was du über das Genre wissen musst

Eine Charakterklasse wählen, bei Level 1 starten, Kräuter sammeln und dann langsam hochleveln: Klingt nach einem Online-Rollenspiel, gibt es aber auch in Buchform. Ein Blick in die Welt der LitRPGs von Alessandra Reß.“

Ein sehr interessanter Artikel über ein Subgenre, über das ich bisher praktisch nichts wusste.

Filme

The Terrorizers (Kongbu Fenzi, 1986)

Relativ früher Film des taiwanesischen Regisseurs Edward Yang über eine unglückliche Ehe und einen jungen Fotografen, der von einer Frau besessen ist, die vor der Polizei flieht. Leicht kryptisch gehalten, was die Handlungsstränge angeht, die sich am Ende zwar zusammenfügen, aber nicht immer Sinn ergeben. Aber der Film setzt auch mehr auf Atmosphäre und Stimmung. Den Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls. Sehenswert, wenn auch kein Meisterwerk.

Mubi

American Fiction

In American Fiction stecken zwei gute Filme: ein Familiendrama über Tod und Demenz, und eine (sehr treffende) Satire auf die Buchbranche. Alles dabei richtig toll gespielt, vor allem von Jefrey Wright. Aber beides passt für mich nicht ganz zusammen. Ein unterhaltsamer Film, aber nicht ganz stimmig.

Prime

Das Lehrerzimmer

Von İlker Çatak über eine junge Lehrerin an einer neuen Schule, die eine Schulmitarbeiterin (vermeintlich?) beim Klauen filmt, was einige unschöne Ereignisse zur Folge hat, unter anderem auch, weil der Sohn der Mitarbeiterin in der Klasse der Lehrerin ist. Anfangs dachte ich noch: Och nö, 4:3 muss das sein. Aber das Format fängt das Kammerspielartige des Film, der ausschließlich an der Schule spielt, aus Perspektive der Lehrerin gut ein und sorgt für eine steigende bedrückende Beklemmung ob der Situation. Ein sehr guter Film, nur die Sache mit dem Rubiks-Zauberwürfel war mir zu viel.

Prime

Serien

Odd Taxi

Noch mal danke für den Tipp, Simone! Anime-Serie über einen Taxifahrer, der in die Angelegenheiten seiner Fahrgäste verwickelt wird, darunter eine Idol-Band, ein Comedy-Duo, Yakuza und andere Nachtgestalten. Hat eine ganz tolle Atmosphäre und erzählt originelle Geschichten. Die finale Folge ist grandios. Ach ja, alle Menschen sind Tiere.

Crunchyroll

Somebeody Feed Phil (Season 7)

Es gibt ja Leute, die können Phils kindliche Begeisterung für Essen nicht ertragen, ich finde sie wunderbar. Die Serie verursacht bei mir verlässlich gute Laune, weshalb ich nie mehr als eine Folge pro Tag schaue, da ich ein Maximum an guter Laune herausholen möchte. Die aktuelle Staffel hat gleich acht neue Folgen, in denen es nach Bombay, Kyoto, Washington, Orlando, Dubai, Taipeh, Island und Schottland geht. Vor allem die Dubai-Folge hat mich überrascht. Das ist so ziemlich der letzte Ort, an den ich mal reisen möchte, aber Phil hat ein paar interessante Flecken und Menschen in der Altstadt entdeckt, die die Stadt in einem anderen Licht erscheinen lassen. Und das ihm der superteuere mit Gold überzogenen Burger im Burj Khalifa auf den Boden fällt, ist ein wunderbares Symbol. Ansonsten sind meine Anspielstipps Kyoto, Taipeh und Bombay. Die Produktion scheint vor allem in Sachen Kamera noch mal einen Sprung nach oben gemacht zu haben, die Aufnahmen der Orte sind wunderschön. Ist aber keine Show für Veganer*innen.

Netflix

Neu im Regal

Carcosa-Memoranda

Diese Woche hatte ich ein Paket aus dem Memoranda Verlag im Briefkasten, zu dem auch das Imprint Carcosa gehört.

Fünf Bücher, drei oben, zwei unten, auf einem Tisch ausgelegt: "In fernen Gefilden" von Joanna Russ, "Schwelende Rebellion" von Leigh Brackett, "Das Einstein-Vermächtnis" von Samuel R. Delany, "Oktoberrevolutioin 1967" von Kir Bulytschow und "Die Sterne Leuchten am Erdenhimmel" herausgegeben von Sylvana Freyberg.

Die Sterne leuchten am Erdenhimmel ist eine Anthologie mit südkoreanischen Science-Fiction-Kurzgeschichten. Mein Schwerpunkt liegt zwar auf Japan, aber ich habe auch großes Interesse an Südkorea, zumal beide Länder ja auf eine lange, wenn auch turbulente, gemeinsame Geschichte zurückblicken.

Oktoberrevolution 1967 von Kir Bulytschow wurde mir von Verleger Hardy Kettlitz empfohlen. Und als alter Golkonda-Fan (vom ursprünglichen Verlag, nicht dem rechtsbraunversifften Überbleibsel, das der Europa Verlag daraus gemacht hat, siehe Thor Kunkel) bin ich natürlich sehr an Hannes Riffels neuem Projekt Carcosa interessiert, das vor allem progressive Klassiker wieder oder erstmals nach Deutschland bringt, die in den letzten Jahrzehnten leider etwas in Vergessenheit geraten sind. Von Joana Russ wollte ich schon immer mal was lesen, Gleiches gilt für Leigh Brackett.

Mehr zu Carcosa gibt es auf dem Blog von Hannes Riffel.

Musik

Nick Cave | Wild God

Neuer Song von Nick Cave. Gefällt mir. Erinnert ein wenig an das Doppelalbum Abattoir Blues/The Lyre of Orpheus, das ich sehr mag. Bin schon sehr auf das gleichnamige Album gespannt, das am 30. August erscheint.

Hana Vu | Care

Junge Singer-Songwriterin aus Los Angeles, die ich bisher nicht kannte. Toller Song. Eine ihrer EPs heißt Nicole Kidman / Anne Hathaway.

Meine Woche: FCKAFD, Mob gegen die Grünen und gefährdete Kunst in Hongkong

Heute beginne ich meinen Wochenrückblick mit einem politischen Rant. Dazu gibt es eine sehenswerte Doku über Kunst und Freiheit in Hongkong, einen berührenden und erschreckend Artikel einer Mutter über den Einfluss von rechten Podcasts auf ihren Sohn, das Zeitalter der Überraschungen und etwas Notalgie mit Super Mario.

Collage aus vier Bildern, drei kleine quadratische in der oberen Reihe, ein längeres in der unteren: Von links oben nach rechts unten: 1.Luftaufnahme der Protesten in Hongkong eine Menschenmasse steht um den Schriftzug "Free Hong Kong, Democracy Now" herum.
2. Foto von NES-Mini und SuperNES-Mini nebeneinander.
3. Szene aus dem Trailer zum Film "Super Mario Bros." Mario und Luigi stehen nebeneinander und geben sich einen Fistbump
4. Die Bücher aus meinem Foto (siehe unten) zu Neu im Regal.

Meine persönliche Woche verlief wieder völlig ereignislos und uninteressant (genau so, wie ich es mag 😉 ). Was von der politischen Woche leider nicht gesagt werden kann. Die Proteste der Bauern sind jetzt wohl endgültig zum rechten Mob mit Fackel und Forke verkommen. Die Verrohung ist erschreckend, die jeder Grundlage entbehrende Hetze gegen die Grünen und einzelne Politiker*innen ebenso. Ein Teil unserer Gesellschaft steht anscheinend kurz davor, zur SA-Schlägerbande zu verkommen.

Und da fällt den Redaktionen der Öffentliche-Rechtlichen nichts Besseres ein, als noch mehr AFD-Politiker*innen einzuladen, um deren rechtsextremen Positionen eine Plattform zu bieten, wodurch diese immer mehr im Zuge einer Diskursverschiebung nach rechts in der sogenannten gesellschaftlichen Mitte verankert werden. Bei Maybrit Illner gab es am Donnerstag die volle populistische Breitseite mit Jens Spahn, Sahra Wagenknecht und Beatrix von Storch. Und Illner glaub wahrscheinlich immer noch, dass sie mit dieser »gesellschaftlichen Meinungsvielfalt« die Demokratie hochhält und die Rechten thematisch stellt und entzaubert, in Wahrheit aber genau das Gegenteil erreicht.

Ich habe auch vieles inhaltlich an der Politik der Grünen zu kritisieren, aber eben auf einer sachlichen Ebene. Wer weiterhin unqualifiziert gegen die Grünen jenseits aller Fakten ablästert, wird von mir in den sozialen Medien geblockt. Denn ein Teil unserer Gesellschaft hat sich von jeglicher faktenbasierter und sachlich-inhaltlicher Debatte entfernt. Da bringt Diskutieren nichts mehr. Solchen Menschen muss man jegliche Plattform entziehen. Alles andere gießt nur Öl ins Feuer.

Artikel

Einer der erfolgreichsten Podcasts impft unsere Kinder mit radikalem Gedankengut – und keiner kriegt’s mit

Jugendliche heute schauen bestimmt nicht Maybrit Illner oder andere Talkshows im Fernsehen, die hören sich eher Podcasts an. Z. B. Hoss und Hopf, wie der Sohn einer Stern-Redakteurin, die sich entsetzt darüber wundert, warum der plötzlich rechte Parolen von sich gibt. Ein eindrucksvoller und erschreckender Beitrag.

The 2023 Hugo Nomination Scandal Gets Worse

Und sind die Anti-Demokraten erst mal an der Macht, müssen sie ihre oppressiven Zensurmaßnahmen oft gar nicht selbst ausführen, das machen wir dann schon oft selbst in vorauseilendem Gehorsam, wie z. B. die jüngsten Entwicklungen im Hugo-Skandal zeigen. Was da lost ist, beim einstmals wichtigsten Preis der englischsprachigen Phantastikszene erklärt uns Cora Buhlert.

Das Zeitalter der bösen Überraschungen

Diese Woche gab es wieder eine neue Studie zum möglichen Versiegen des Golfstroms, die erneut erschreckende Szenarien entwirft. Warum das eben nicht einfach eine weitere Studie von vielen ist und uns einigen böse Überraschungen bevorstehen, erklärt der stets lesenswerte Lars Fischer in Spektrum der Wissenschaft. Und je schlimmer uns die Klimakrise trifft, desto schlimmer werden jene Probleme, die die Menschen in die Arme von Populisten treibt, obwohl eigentlich das Gegenteil wichtig wäre. Hängt alles mit allem zusammen.

Dokus

Hongkong – Zensur. Protest. Kunst.

Apropos China und Zensur. Das hier ist eine ausgezeichnete Reportage über Kunst und Aktivismus in Hongkong, die zeigt, wie dystopisch die Zeiten dort geworden sind, dass der Protest aber trotz Hunderttausender ins Exil Geflohener nicht gänzlich verstummt ist und kritische Kunst zumindest verschlüsselt noch möglich ist.

Hongkong war bis 1997 britische Kronkolonie und damit keine Demokratie. Aber es herrschte Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit. Die Briten haben es versäumt, Hongkongs Bevölkerung und Politiker*innen mit in die Rückgabeverhandlungen mit China einzubeziehen oder sie in die Unabhängigkeit zu überlassen. Dass die garantierte Autonomie bis 2047 nicht das Papier wert ist, auf dem es steht, haben wir in den letzten Jahren erleben können. In Hongkong zeigt sich, wie erschreckend es ist, wenn eine einst freie Gesellschaft von einer Autokratie übernommen und zerstört wird. Taiwan schaut hier ganz genau hin.

Arte-Mediathek

Der Regisseur dieses Films Kiwi Chow kommt in der Reportage ausführlich zu Wort.

Filme

Zhao, der Unbesiegbare (King Boxer/Tian xia di yi quan, 1972)

Da hat Quentin Tarantino also diesen dramatischen Sirenensound in Kill Bill her. Wieder was gelernt. Im Vergleich zu den letzten beiden hier besteprochenen Shaw-Brother-Filmen (Das Schwert der gelben Tigerin und One Armed Swordsman) ist der hier schon deutlich fortgeschrittener, was die Inszenierung der Kämpfe angeht, die finden auf einem anderen Level statt. Ansonsten ist es halt der übliche Kram über verfeindete Kampfkunstschulen, die sich bitter bekämpfen. Und das auf ziemlich brutale Weise, hier werden Augen mit Fingern ausgestochen. Lohnt sich vor allem wegen der Kämpfe und aus filmhistorischen Gründen.

Super Mario Bros. Movie

Unterhaltsame Portalfantasy über zwei Schluffis aus Brooklyn, die mit einer Prinzessin ein Fantasykönigreich vor dem bösen Thanos äh Bowser retten müssen und dabei über sich hinauswachsen.

Ich muss gestehen, dass ich sehr skeptisch war, halte ich doch die erste Verfilmung mit Bob Hoskins für ein anarchistisches Meisterwerk, das mit seiner subversiven Kritik an Franchises und Marken, indem es sie einfach völlig ignoriert und sein eigenes Ding durchzieht, seiner Zeit voraus war.

Doch der Film hat bei mir genau die richtigen Nostalgie-Knöpfe gedrückt, bin ich doch, wie so viele, mit Super Mario aufgewachsen. Meine erste Konsole, da muss ich in der vierten Klasse gewesen sein, war das NES mit Super Mario 1, Teil 2 (der eigentlich gar kein Super Mario war) und dem phantastischen Teil 3, den ich mit seiner Kreativität und dem Abwechslungsreichtum geliebt habe. Ebenso wie Super Mario World auf dem SNES. Das war dann auch schon mein letztes klassisches Super-Mario-Spiel, ich habe mir zwar noch die N64 gekauft, aber ohne Mario. Mario Kart 64 und Mario Party hingegen habe ich mit meinen Freunden damals rauf und runter gespielt. Das letzte Mal auf der Wii, die ich aber nicht selber hatte. Zuletzt habe ich die alten Spiele dann auf dem NES-Mini und dem SNES-Mini gespielt und mich wieder fast wie ein Kind dabei gefühlt. Hätte aber auch echt mal Lust, Super Mario Wonder auf der Switch zu spielen, da das echt gut aussieht und sehr originell zu sein scheint.

Der Film ist mir fast zu kurz und hektisch geraten, der hätte sich ruhig etwas mehr Zeit in der Röhrenwelt nehmen können. Als kurzweiliger Spaß aber sehr sehenswert, nur die Musikauswahl mit den üblichen alten Kamellen von AC/DC und den Beastie Boys ist doch sehr langweilig geraten.

Ach ja, mit dem Japanuary mache ich einfach weiter, und bespreche das ganze Jahr lang regelmäßig japanische Filme. Diese Woche war Stray Dog von Kurosawa Akira dran. 218 wurden übrigens insgesamt im Japanuary besprochen. Die könnt ihr jetzt alle hier nachlesen.

Tor Online

Folgt dem weißen Kaninchen: Bücher, die aus der „Patrix“ führen

Populismus, Autokratie, Diktatur, Rechtsextremismus, das alles funktioniert innerhalb eines Systems, dass wir bei der Beschäftigung mit diesen Themen oft aus den Augen verlieren. Sie gedeihen im Patriarchat. In der letzten Woche stellte uns Judith Vogt einige Sachbücher zu diesem Thema vor, in dieser Woche sind des Science-Fiction- und Fantasy-Romane, die zeigen, wie es auch ohne die „Herrschaft des Vaters“ gehen kann.

Meine Lektüre

Eigentlich will ich keine Bücher bekannter, erfolgreicher weißer Autoren mehr bessprechen, aber Der Weg der Wünsche von Patrick Rothfuss hat es mir einfach angetan, denn so etwas jenseits aller Genreklischees und Tropen gibt es nur selten in Buchform zu lesen. Entschleunigt und voller Poesie.

Neu im Regal

Die im Text unten erwähnten Bücher in genau dieser Reihenfolge von links nach rechts auf einem Tisch mit den Covern nach vorne aufgestellt.

Ralf Langroth heißt eigentlich Jörg Kastner, und von dem habe ich schon ein paar gute Thriller mit historischen Themen gelesen, und Band 1 Die Akte Adenauer fand ich auch sehr gut und spannend. Weshalb ich schon auf Ein Präsident verschwindet gespannt bin, wo es um die Geschichte von Verfassungschutzpräsident Uwe John geht.

Zu Sparks von J. R Dawson wird es noch einen eigenen Blogbeitrag geben, wenn es am 28. Februar erscheint. Das Buch wurde vom Verlag auf meine Initiative eingekauft. Die deutsche Ausgabe ist richtig schick geworden, ein echter Hingucker in der Buchhandlung, und das Buch ist sowieso großartig.

Von Keitu Gakus Boys Run The Riot habe ich bereits Band besprochen.

Inspector Mouse von Caroline Ronnefeldt werde ich demnächst rezensieren. Aber sieht diese Ausgabe mit dieser tollen Covergestaltung nicht einfach großartig aus! Für mich das beste Cover, das ich seit langem gesehen habe.

Ebenfalls besprechen werde ich Der nasse Tod von Kenzaburō Ōe, der meinen Einstieg in die Klassiker der japanischen Literatur sein soll.

Musik

Lambrini Girls

Musik gibt es diese Woche von den Lambrini Girls, efrischender, politischer Post-Punk aus Großbritannien.

Foto der Woche

Seit zwei Wochen sind die Zugvögel bei uns wieder unterwegs.

Zugvögel in V-Formation am blauen Himmel

Meine Woche: Hongkong im Neonlicht und Japan im Shinkansen

Meine Woche in Filmen, Serien, Dokus und Artikeln. Infernal Affairs, The Outlaws, Unterwegs im Shinkansen, Hongkong: Heiß geliebtes Neonlicht und The Last Dinner Party.

Collage aus vier Screenshots. Oben drei kleine quadratische, in der unteren Reihe ein längliches: 1. Szene aus "Infernal Affairs", die beiden Protagonisten stehen auf einem Hochhausdach. Andy Lau trägt Handschellen hinter dem Rücken, Tony Leung zielt mit einer Pistole auf seinen Kopf.
2. Ein Neonschild aus Hongkong, oben eine grüne Schildkröte, darunter ein chinesisches Schriftzeichen und darunter eine kleine Suppenschüssel. Es geht um Schildkrötensuppe.
3. Drei der fünf Musikerinnen von The Last Dinner Party in Trauerkleidung unter einem schwarzen Regenschirm. Aus dem Video "Nothing Matters".
Unten die sechs Hauptfiguren aus der Serie "The Outlaws" in einer Reihe stehend mit roten Warnwesten und schaufeln, Besen und Rechen in der Hand.

An dieser Stelle möchte ich mich für eure Teilnahme an der Umfrage bedanken. Die Mehrheit ist für weniger Empfehlungen mit ausführlicheren Kommentaren. Die werde ich heute noch nicht liefern, aber versuchen, es in Zukunft zu machen. Was die Themen angeht, ist es ausgeglichen, aber leider gab mir das Umfrage-Tool keine Möglichkeit auf Mehrfachantworten. Das Datum lasse ich in der Überschrift von jetzt an weg, das macht sie zu sperrig und lang, außerdem steht es ja sowieso links daneben im gelben Feld.

Die heutige Ausgabe ist relativ kurz, die Woche war für mich ziemlich ereignislos. Zur Hetzkampagne gegen die Journalistin Alexandra Föderl-Schmid durch den widerlichen rechten Hetzer Julius Streicher äh Julian Reichelt gibt es einige gute Artikel, die zeigen, dass die Plagiats-Vorwürfe bezüglich ihrer Dissertation falsch und niederträchtig sind.

Ansonsten herrscht hier bei mir in der Gegend Karnevals bzw. Fastnacht und ich hüte mich davor, überhaupt das Haus zu verlassen, da ich mit dieser preußisch organisierten und uniformierten Besäufnis-Fröhlichkeit überhaupt nichts anfangen kann.

In diesem Jahr wird der Fokus bei mir vor allem auf Japan liegen, aber teilweise auch auf Hongkong.

Serie

The Outlaws

Die Empfehlung für die britische Serie The Outlaws kommt leider etwas spät, da die 1. Folge nur noch bis zum 13. Februar in der ZDF-Mediathek verfügbar ist. Eine sehr gelungene Mischung aus Sozialdrama, britischem Humor und Gangsterkram. Aber Christopher Walkens Figur erinnert doch stark an Mickey aus Ray Donavan, nicht nur optisch. Der Name Misfits für eine Serie über Leute, die Sozialdienst leisten müssen, war wohl schon vergeben.

Es geht um eine Gruppe ungleicher Delinquenten aus allen Gesellschaftsschichten, die aufgrund unterschiedlicher Vergehen zusammen Sozialstunden machen müssen. Dabei lernen wir Schritt für Schritt ihre Hintergrundgeschichten kennen, welche Umständen und Situationen sie in diese Lage gebracht haben. Hinzu kommen ein paar dramatische Entwicklungen, die dafür Sorgen, dass sich diese Menschen, die sich zunächst nicht ausstehen können, gegenseitig helfen.

ZDF-Mediathek

Artikel

France’s comic-book tradition is hitting new heights

Im Guardian gibt es einen interessanten Artikel von Phil Hoad über den aktuellen Comic-Boom im sowieso schon sehr Comic affinen Frankreich.

Rechte Popmusik: Eingebildete Rebellen

Für die taz berichtet Julian Weber davon, wie sich rechte Musik immer mehr Richtung Pop bewegt. Dazu stellt er die aktuelle Ausgabe des Magazins Testcard vor, die sich ganz dem Rechtspop widmet. Zu meiner Jugendzeit in den 90ern machten noch verrauschte Kopien von schrammelig klingenden Rechtsrockbands wie Störkraft, Kraftschlag oder Landser unter der Hand die Runde oder von eindeutig rechtsextremem Liedermachern wie Frank Rennicke. Heute sind rechte Text im Schlager und Rap anzufinden, bei Leuten, die teilweise im Fernsehen auftreten oder auf Youtube Millionen Klicks erhalten.

Weber geht aber durchaus kritisch mit den einzelnen im Buch enthaltenen Essays um, wenn es dort darum geht, Entwicklungen aus der Nazi-Zeit und dem Faschismus rückwirkend als Pop zu deklarieren. Über die aktuellen Akteure des Rechtspops erfährt man in dem Beitrag allerdings kaum etwas.

To Americanize or Americanise: Writing a New Zealand Novel in the America-Dominant Publishing World

Für Lithub berichtet die neuseeländische Maori-Autorin Rebecca K Reilly – deren Roman Greta & Valdin gerade erschienen ist – von den Bestrebungen seitens der Buchbranche bzw. Vorschlägen Dritter, ihren Roman passgerechter für ein amerikanisches Publikum zu machen, um Literatur mit Lokalkolorit, mit Ecken und Kanten in eine gleichförmige McDonalds-Form zu bringen, die überall auf der Welt gleich schmeckt.

Tor Online

„Pariarchale Bilder und Denkfiguren finden sich nicht nur in Geschichte und Gegenwart, sondern auch in der Phantastik. Eine Anleitung zur intellektuellen Selbstverteidigung von Judith Vogt“ in ihrem Artikel Smash the Patriarchy – in der Phantastik.

Podcast

Peggy Piesche, warum fehlt der Kolonialismus in der deutschen Erinnerungskultur?

Sehr interessanter kurzer Podcast über die Frage, warum der deutsche Kolonialismus in der deutschen Erinnerungskultur nicht präsent genug ist. Dazu gibt es kluge Antworten von der Kulturwissenschaftlerin Peggy Piesche.

Doku

Unterwegs mit dem Shinkansen

Ich vermute, dass Redakteure der Öffentlich-Rechtlichen immer wieder Shinkansen-Dokus drehen, damit Bahnmanager, die zufällig reinschalten, vor Scham im Boden versinken (eine Scham, die im Verhältnis zur Höhe der Bonuszahlungen sinken dürfte). Hier geht es aber nicht nur um den Zug, sein Pünktlich- und Sauberkeit, sondern auch um Menschen, die entlang der Strecken leben. Und das ist angenehm wenig aus Tokyo. Wir lernen ein Fake-Food-Künstlerin kennen, einen Wasabi-Bauern, eine Geisha, einen Trommelbauer, eine Salaraymaen, der seiner Rennradleidenschaft auf einer der schönsten Strecken der Welt fröhnt und viele mehr. Interessant finde ich es vor allem, von Menschen, die voll im Hamsterrad des Berufsleben stecken, zu erfahren, welchen Leidenschaften sie in der knapp bemessenen Freizeit nachgehen.

ARD-Mediathek

Hongkong: Heiß geliebtes Neonlicht

Das Klischeebild von Hongkong dürfte in den meisten Köpfen mit Neonlicht beleuchtete sein. Diese kurze Reportage auf Arte zeigt, wie sich Neonschilder nach dem 2. Weltkrieg in Hongkong ausgebreitet und zur Kunstform entwickelt haben, inzwischen aber immer mehr aus dem Stadtbild verschwinden.

Film

Infernal Affairs

Die Ära, die als das goldene Zeitalter des Hongkong-Kinos gilt, ging von 1980 bis 1997. Doch auch nach der Übergabe, vor allem in den Nullerjahren, sind einige der besten Filme entstanden (In the Mood For Love z. B.), bevor der endgültige Niedergang mit dem Machtantritt von Xi Jinping begann.

Zuletzt habe ich diesen Hongkong-Thriller aus dem Jahr 2003 gesehen, als ich mir die DVD kurz nach Erscheinen gekauft habe. Und ich kenne kaum einen Thriller, der so dynamisch und spannend inszeniert ist, dabei gibt es hier erstaunlich wenig Schießerieen, die Spannung findet auf einer anderen Ebene statt, im Katz-und-Maus-Spiel der von Andy Lau und Tony Leung gespielten Protagonisten,

Als Martin Scorsese The Departed gedreht hat, behauptete er später, Infernal Affairs nicht zu kennen, was nur schwer zu glauben ist, sind einige Szenen doch praktisch eins zu eins übernommen worden. Ich finde da Original übrigens deutlich besser, weil eleganter inszeniert. Es ist auch ziemlich gut gealtert, einzig einige Musikeinlagen mit Rockgitarren wirken etwas deplatziert.

Den Film gibt es aktuell in der Arte-Mediathek, ebenso wie die beiden Fortsetzungen, die ich noch nicht kenne, mir demnächst aber ansehen werde. Ich schätze Arte für solche Filme sehr, aber warum gibt es nur französische Untertitel zur Originalfassung? Und bei den Teilen 2 und 3 gar keine Originaltonspur?

Auf meinem Blog habe ich noch einen wunderbaren Film von Naomi Kawase besprochen. Zu dem gibt es auch eine sehr informativen und tiefergehenden Podcast bei Schöner Denken.

Musik

The Last Dinnner Party

Wenn ich von neuer toller Musik aus dem Spiegel erfahre, bin ich wohl late to to party. Wie auch immer, von The Last Dinner Party habe ich bisher drei Songs gehört, und die finde ich alle großartig. Erfrischend abwechslungsreiche Musik, die sich was traut.

Japanuary #8: Yasujirō Ozu in 10 Filmen

Acht Filme sollten es im Japanuary sein, und acht Besprechungen sind es geworden. Doch bei der letzten habe ich etwas geschummelt. Böse Zungen behaupten, Ozu habe immer den gleichen Film gedreht, weshalb ich die zehn Film, die aktuell in der Arte-Mediathek verfügbar sind, mal frech als einen Film im Japanuary bespreche (zumal ich sechs davon bereits im November/Dezember gesehen habe). Es zeigt sich aber schnell, dass das so gar nicht stimmt. Ozu selbst sagte sinngemäß, er verfilme halt gerne das, was er liebt, und nehme dafür immer wieder die gleichen Zutaten, aber in unterschiedlichen Variationen.

Das ältere Ehepaar aus "Reise nach Tokio" sitzt in Kimonos am niedrigen japanischen Tisch, in den Händen eine Tasse Tee und starrt versonnen jenseits der Kamera.

Es sind die feinen Unterschiede, die für mich den Reiz dieses Filmmarathons ausgemacht haben. Anfangs hatte ich befürchtet, mich schnell zu langweilen, wenn ich mir jeden Sonntagabend einen Ozu-Film ansehe, doch jetzt, wo ich durch bin, fehlen sie mir bereits.

Ich habe mir die Filme nicht in chronologischer Reihenfolge angesehen, sondern so, wie sie in der Arte-App gelistet sind. Immer im Original mit Untertiteln.

Guten Morgen (Ohayō, 1959)

Eine Nachbarschaftskomödie in einem Neubaugebiet, wo die Familien dicht aufeinander hocken, tratschen, sich gegenseitig helfen, spekulieren und so langsam in der Moderne ankommen. Hat ein bisschen was von Jacques Tati. Sehr witziger Film, der eigentlich ganz subtil vorgeht, aber auch einige Furzwitze macht. Der Film von 1959 kann wohl zum Spätwerk Ozus gezählt werden.

Die Reise nach Tokio (Tōkyō monogatari, 1953)

Der wohl bekannteste Film von Yasujirō Ozu, über ein älteres Ehepaar, das die erwachsenen Kinder in Tokyo besucht und feststellen muss, dass die alle ihr eigenes Leben führen, in das der Besuch so gar nicht reinpasst. Meditativer Film über Familie und die Abnabelung der Kinder.

Spätherbst (Akibiyori, 1960)

Spätherbst beginnt mit der Trauerfeier für Herrn Miwa, der drei Freunde, eine Frau und eine erwachsene Tochter hinterlässt. Und dass diese beiden (wieder) verheiratet werden, haben sich die drei alternden Freunde zur Aufgabe gemacht. Ob die Frauen das wollen, oder nicht.

Im Prinzip geht es in dem Film um die Aufrechterhaltung des Patriarchats, bei der sich die alten Männer mehr als übergriffig verhalten, was den Frauen im Film deutlich anzumerken ist, und die drei erhalten dann auch einen Anschiss von einer Freundin der Tochter, aber am Ende gibt es doch eine Hochzeit. Trotzdem hat mir der Film noch besser als Guten Morgen und Die Reise nach Tokio gefallen, weil ständig was passiert, eine schöne Dynamik im Gang ist, mit psychologisch feinfühligen Beziehungsgeflecht.

Später Frühling (Banshun, 1949)

Die 27-jährige Noriko lebt bei ihrem verwitweten Vater und schmeißt ihm den Haushalt, ist aber ganz glücklich mit der Konstellation und denkt gar nicht ans Heiraten. Doch dann schlägt das Patriarchat zurück und ihre manipulative Tante drängt sie in die Ehe.

Klassischer Ozu, noch etwas simpler gestrickt, was die Figurenzahl und Handlungsstränge angeht, aber im Prinzip eine typische Variation seiner Hauptthemen Familie und Heiraten. Eigentlich sind seine Filme immer tragisch anzusehen, denn sie zeigen moderne, selbstständige Frauen, die am Ende in den Zwängen der Ehe landen, ob sie wollen oder nicht. In Später Frühling wechselt Noriko von einer patriarchalen Konstellation mit ihren Vater in eine andere. Aber wenigstens war sie mit der ersten zufrieden.

Was mir auffällt, der Film ist nicht so statisch, wie die drei anderen Filme, die ich bisher von Ozu gesehen habe. Die Figuren sind viel mehr in Bewegung, im Zug, auf dem Fahrrad, zu Fuß. Wir sehen mehr von Tokyo.

Sommerblüten (Higanbana, 1958)

Der Film beginnt mit einer Hochzeit aus Liebe, was einer der Redner, unser Protagonist und älterer Geschäftsführer, sehr begrüßt. Auch wenn jüngere Frauen aus dem Familienumfeld seinen Rat suchen, gibt er sich locker und unterstützt sie in ihren unabhängigen Entscheidungen. Aber bei der eigenen Tochter hört der Spaß auf. Da ist er strickt gegen Setsukos Heirat mit Herrn Taneguchi – einfach, weil er ihn nicht kennt und nicht selbst ausgesucht hat. Der Film arbeitet gut heraus, dass es hier nicht um väterliche Liebe oder gesellschaftliche Konventionen geht, sondern um Kontrolle. Der Vater möchte weiterhin Kontrolle über seine Tochter ausüben, und die Kontrolle nur an einen von ihm auserwählten Nachfolger übertragen. Der Film ist am Ende aber deutlich versöhnlicher als andere Filme von Ozu, wie z. B. Später Frühling, und enthält auch einige feine Beobachtungen, was den Umgang von Menschen aus unterschiedlichen sozialen Stellungen miteinander angeht.

Weizenherbst (Bakushū, 1951)

Ozu, die Sechste. Zur Abwechslung geht es mal um eine junge Frau, die von ihrer Familie verheiratet werden soll, aber ihren eigenen Kopf hat. Statt den von ihrem Chef vermittelten und ihrer Familie präferierten Mann zu heiraten, hat sie jemand anderes im Sinn, was ihrer Verwandtschaft missfällt. Ozus Filme drehen sich immer um die gleichen Themen, mit den gleichen Darsteller*innen in den fast gleichen Kulissen, und variieren nur in den Details.

Hier liegt der Fokus auf Norikos Kernfamilie, Schwester, Bruder, Eltern und die Neffen. Anders als in anderen Filmen Ozus spielt das nähere Umfeld keine so große Rolle. Stattdessen dreht sich alles um die Familiendynamik, die vom Regisseur fein beobachtet eingefangen wird. Kritisieren könnte man, dass es sich immer um Familien aus der Mittelschicht handelt, immerhin wird hier ein, zwei Mal das Thema Geld und der teure Preis von etwas angesprochen. Und auch der Krieg wird etwas stärker thematisiert. Was mir der Film aber nicht vermitteln konnte, ist, wie Norikos große Entscheidung zustande gekommen ist.

Ein Herbstnachmittag (Samma no aji, 1962)

Der letzte Film von Ozu. Am Anfang dachte ich: Och nö, nicht schon wieder eine arrangierte Ehe. Erfreulicherweise geht es dann eine Weile erst mal um ganz andere Sachen, erst im letzten Drittel kehrt Ozu zu seinem Kernthema zurück, da kann er wohl nicht aus seiner Haut, denn auch dieser Film endet mit einer Hochzeit. Trotzdem unterscheidet er sich von seinen anderen Filmen. Der Krieg ist viel mehr Thema als sonst. Hier spekuliert tatsächlich jemand darüber, was hätte sein können, wenn Japan den Krieg gewonnen hätte, wenn auch nur sehr scherzhaft. Am Ende kommen sie aber zum Schluss, dass die Niederlage wohl doch ganz gut war. Auch Geld spielt eine größere Rolle. Der älteste Sohn des Vaters, der schon verheiratet ist, ist nur ein kleiner Angestellter, der abends müde nach Hause kommt und sich beim Vater Geld für einen Kühlschrank leihen muss, aber in Konflikt mit seiner Frau gerät, weil er sich auch noch Golfschläger kaufen will. Es geht immer noch um recht privilegierte Familien, ohne wirkliche Finanznöte, aber mir scheint, wir sehen hier auch die Geburt des Salaryman in Ozus Werk.

Was sich auch geändert hat, ist, dass die Leute hier vor dem betreten einer Wohnung oder eines Hauses nicht nur Anklopfen, sondern auch warten, bis sie hereingerufen werden, und nicht einfach in den Eingangsbereich treten. Und nachts wird abgeschlossen. Hat sich da was seit den 1950ern in der japanischen Gesellschaft verändert?

Alles interessante kleine Alltagsbeobachtungen, im Mittelpunkt steht aber immer noch die Familie. Hier lebt der Vater mit seiner Tochter und dem jüngsten Sohn. Die beiden Männer sind auf die Haushaltshilfe durch die Schwester angewiesen, weshalb der Vater erst gar nicht möchte, dass seine Tochter heiratet, bekommt aber mit, welch schweres Los die Tochter seines alten Lehrers gezogen hat, die dem immer noch den Haushalt schmeißt. Am Ende müssen Vater und Sohn allein überleben – eine wirklich furchtbare Vorstellung.

Ja, es ist der xte Film Ozus über das gleiche Thema, aber gerade bei diesem hier weiß ich die Variationen wirklich zu schätze, scheinen sie mir doch auch kleine Veränderungen in der japanischen Gesellschaft widerzuspiegeln, die es in früheren Filmen nicht gab.

Tokio in der Dämmerung (Tōkyō Boshoku, 1957)

Von sieben Filmen bisher der düstereste von Ozu. Deshalb heißt er wohl auch Tokio in der Dämmerung. Normalerweise herrscht in seinen Werken größtenteils heile Welt, auch wenn es kleinere Konflikte gibt und nicht alle Figuren glücklich enden. Die Arrangierung einer Ehe spielt hier keine Rolle, wird nur mal kurz in einem Gespräch erwähnt. Es beginnt damit, was passiert, wenn sich der vom Vater ausgewählte Ehemann der (hier älteren) Tochter als Fehlgriff erweist, weil er trinkt, aufbrausend und inwirsch reagiert, vermutlich, weil er beruflich frustriert ist. Hinzu kommen Themen wie Glückspiel, uneheliche Beziehungen und ungewollte Schwangerschaft.

Die beiden Hauptfiguren, die Töchter Takako (die ältere) und Aikiko (die jüngere) wurden von ihrem Vater alleine aufgezogen, weil die Mutter sie verlassen hat. Also spielt auch die Frage eine Rolle, ob es beide Elternteile braucht, um glückliche Kinder heranzuziehen sowie die Suche nach Identität.

Die Atmosphäre des Film erinnert zwischendurch fast schon an Film Noir, wenn Aikiko von der Polizei aufgegriffen wird, weil sie – ungeheuerlich – spätabends allein in einer Bar saß, und von der älteren Schwester auf dem Revier abgeholt werden muss. Das Nachtleben, dass hier gezeigt wird, hat nichts mit der fröhlichen Luna Bar aus den anderen Filmen zu tun, es wird Geld beim Mahjong verloren, getratscht und Gerüchte in die Welt gesetzt.

Der Film nimmt kein gutes Ende, so viel kann ich schon verraten. Von den sieben Werken Ozus, die ich bisher gesehen habe, sticht er am ehesten heraus, weil er andere Thematiken angeht und die bekannten auf andere Weise.

Noch eine Anmerkung zu den Untertiteln. Da würde ich mir wünschen, dass manche japanische Begriffe beibehalten werden. Wenn der Vater zur Tochter sagt: „Setz dich doch zu mir an den Ofen“, ist damit kein klassicher Ofen wie bei uns gemeint, sondern der Kotatsu, der kleine Tischofen, an den man sich unter eine Decke setzt, da es in japanischen Häusern im Winter meist arschkalt ist. So was würde etwas Lokalkolorit beibehalten und japanische Kultur vermitteln.

Früher Frühling (Sōshun, 1957)

Ein junges Ehepaar, das bereits ein Kind verloren hat. Er schlechtbezahlter Angestellter, der gerne mit seinen Freunden einen draufmacht, sturzbetrunkene Kameraden vom Veteranentreffen mitbringt und eine Affäre anfängt. Sie unglücklich in der Ehe, muss ihm hinterherräumen; bekommt gemeckert, wenn kein Essen auf dem Tisch steht, wenn er nach Hause kommt; steht es doch da, hat er keinen Hunger.

Arrangierte Ehe ist hier zu keinem Zeitpunkt Thema, es geht um andere Themen, vor allem ist der Film ein Beziehungsdrama, aber auch eine kritische Reflexion über das Angestelltenleben in Tokio und die Sorgen des Salaryman. Im Prinzip ein Slice-of-Life-Film, in dem das Büroleben und die Freundschaft unter den Kolleg*innen überraschend viel Raum einnimmt. Insgesamt ist das Hauptensemble viel jünger als in den anderen Filmen (die Kinder in Guten Morgen mal ausgenommen).

Der Film etwas zu lang geraten und enthält einige langweilige Szenen, kann aber mit seinem – für Ozu-Verhältnisse – abwechslungsreichen Thema überzeugen. Auch wenn manche Szenen etwas gestellt wirken, als wären sie nur eingebaut, um philosophische Betrachtungen zur japanischen Arbeitskultur einzubringen. Die Leistungsgesellschaft und das harte Angestelltenleben werden sehr kritisch betrachtet. Während das Leben auf dem Land und außerhalb der Kaisha (der großen Firma) entspannter daherkommt. Und damit trifft Ozu den Nagel auf den Kopf, denn genau diese Arbeitskultur trägt heute mit dazu bei, dass die Geburtenrate in Japan so niedrig ist und viele Männer das Interesse an echten Frauen* verloren haben.

Allerdings ist es auch eine Beweihräucherung der klassischen Ehestruktur und damit des Patriacharts, das hier schließlich zum Happy End führt.

Fun Fact Chishū Ryū spielt hier nur eine kleine Rolle ganz am Anfang und am Ende, und sieht viel jünger als in den anderen Ozu-Filmen aus, inklusiver derer, die fast 10 Jahre älter sind. Aber seine ehemaligen Kolleg*innen meinen, er wäre alt geworden.

*echte Frauen im Vergleich zu Idols, Pornos, Animefiguren usw.

Der Geschmack von grünem Tee auf Reis (Ochazuke no Aji, 1952)

Taeko lebt in einer arrangierten Ehe mit Mokichi, der auf dem Land aufgewachsen ist und den sie als Mr. Lahm bezeichnet, wenn sie mit ihren Freundinnen hinter seinem Rücken ins Onsen fährt und sich Sake hinter die Binde kippt. Also genau das macht, was die Männer ständig machen. Doch Mokichi ist ein von Grund auf netter Kerl und hilft Taekos Nichte, einem arrangierten Treffen mit einem Mann zu entgehen.

Im Film geht es also vor allem um Beziehungsprobleme, die mit einer arrangierten Ehe einhergehen. Interessant finde ich, wie viel gelassener der Umgang von japanischen Frauen mit Affären ihrer Männer ist. Aber wenn man sich nicht liebt, ist die Verletzung wohl auch nicht so groß und alles wird pragmatischer betrachtet, um die Harmonie nicht zu stören.

Für ein Film von Ozu gibt es hier viel Bewegung. Am Anfang fahren wir in einem Auto mit und die Kamera nimmt die Perspektive des Fahrers ein, während wir eine Tour durch Tokyo erhalten. Später blicken wir mit der Kamera aus einem Zugfenster während der Fahrt, es geht zum Radrennen und am Ende hebt sogar ein Flugzeug ab.

Im Prinzip geht es um zwei Menschen, die schon lange zusammen leben, sich aber jetzt erst richtig kennenlernen. Was nicht ohne Konflikte bleibt, am Ende aber ein versöhnliches Ende nimmt. Das ist allerdings dann doch die sehr konservative Lösung in Ozus eher traditionellem Familienbild.

Von den 54 Filmen, die Ozu gedreht hat, sind nur 37 übriggeblieben, der Rest ist verschollen. Ich hoffe aber, dass ich die verbliebenen noch irgendwann zu sehen bekomme, denn dieser Ozu-Marathon war ein echter Erlebnis. Um sein Werk im Kontext des japanischen Kinos einzuordnen, fehlt mir noch das Wissen, doch hoffe, das hier war nur der Beginn einer ausgiebigen Beschäftigung mit dem japanischen Kino. Ich schaue mir schon seit der Kindheit – angefangen mit Godzilla-Filmen – gerne japanische Filme an, doch eine substanzielle Beschäftigung damit, stand bisher noch aus. Da ich vor anderthalb Jahren damit angefangen habe, Japanisch zu lernen und mit ausführlicher mit der japanischen Kultur zu beschäftigen, wird mein Fokus in den nächsten Jahren auf dem japanischen Kino liegen.

Ozu, der Filmemacher des Glücks

Neben den zehn Filme gibt es in der Arte-Mediathek noch einen 30-minütigen Beitrag zu Ozu, der uns den Regisseur und sein Werk mittels Tagebucheinträgen und Filmausschnitten näherbringen soll. Nimmt man allerdings die unkommentierten Filmszenen raus, bleiben vielleicht noch zehn Minunten an Informationen, so dass ein recht dünnes Bild von Ozu zurückbleibt, auch wenn die Tagebucheinträge interessant sind.

The Mysteries of Ozu: A Master Filmmaker’s Enduring Legacy

Deswegen empfehle ich eher diese Doku über Ozu auf dem japanischen Sender NHK World Japan, die per App oder Webseite auch bei uns auf Englisch gesehen werden kann. Sie dauert 50 Minuten und wir erfahren mehr über Ozus Werdegang, seine Zeit im Krieg und seine Freundschaft zu dem jungen Filmemacher Sadao Yamanaka (durch den er Setsuko Hara entdeckte, die 1936 in Yamanakas Film Priest of Darkness spielte), der nicht aus dem Krieg zurückkehrte. Dazu kommen Filmemacher wie Wim Wenders, Yoji Yamada, Suo Masayuki sowie einige Ozu-Experten.

Abnormal Family (Hentai kazoku: Aniki no yomesan, 1984)

Trotz aller Dramatik zeigen Ozus Filme (bis auf wenige Ausnahmen wie Tokio in der Dämmerung) eine relativ heile Welt mit der Familie als idealer Lebensform. Alkoholismus, aufbrausende Ehemänner, das wird alles nur sehr zaghaft angedeutet. Was wirklich hinter den verschlossenen Schlafzimmertüren passiert, sehen wir nicht. Dessen hat sich der Regisseur Suo Masayuki in der Ozu-Parodie Abnormal Family angekommen. Ein Pinku Eiga mit expliziten Sexszenen, der die Verkommenheit zeigt, die in arrangierten Ehen und dem starren Familienbild lauert, wo die Ehefrau schon mal gefesselt und vergewaltigt wird. Das Masayuki ein Bewunderer Ozus ist, sehen wir in der NHK-Doku, aber diese Hommage hier ist durchaus kritisch wenn nicht gar bitterböse geraten. Ozu als Pink-Film, das Werk eines jungen rebellischen Filmemachers, der später mit seriöseren Filmen wie Shall We Dance bekannt wurde. Durchaus sehenswert. Kann z. B. bei Youtube geliehen werden, ich hatte ihn auf Mubi gesehen, wo er aber nicht mehr verfügbar ist.

Und zu guter Letzt möchte ich noch auf meine Besprechung von Millennium Actress verweisen, da sich dieser Film an der Lebensgeschichte von Ozus Muse Setsuko Hara orientiert und eine Hommage an das japanische Kino ist.

Meine Woche 28.01.2023: Tätowierte Helden, Schöpfer und Außenseiter

Meine Woche in Filmen, Dokus, Artikeln und Youtube-Videos. Neo-Noir in Shanghai, Tätowierungen in Japan, Coppolas The Outsiders, Edwards The Creator und die Frage, ob SF-Autor*innen heute weniger subtil schreiben

Collage aus vier Screenshots. Oben drei kleine quadratische in eine Reihe, unten ein großes rechteckiges: Von oben links nach rechts bis unten: Das Kind aus "The Creator" lächelnd, eine Horimono-Tätowierung über einen gesamten Rücken, Ralf Macchio in "The Outsiders" und die beiden Hauptfiguren aus "Suzhou River" mit Helmen ohne Visier auf einem Motorrad im Seitenprofil.

Die letzten beiden Wochen haben mich überrascht. Vor allem, wie viele Menschen an so vielen Orten gegen die AFD und den Rechtsruck in diesem Land auf die Straße gegangen sind. Bisher war mein Eindruck, dass ein Großteil der Bevölkerung tatsächlich wie „Schlafschafe“ durch das zunehmende Erodieren der Demokratie schlurfen. Ich hoffe, dass das Momentum anhält und eine breite Bürgerbewegung gegen Rechtsextremismus entsteht. Ein Rechtsextremismus, der sich nicht nur in den offensichtlich rechtsradikalen Parteien zeigt, sondern auch tief in Volksparteien wie der CDU verwurzelt ist (siehe z. B. die Umtriebe des ehemaligen Berliner Finanzsenators, von der sogenannten Werteunion ganz zu schweigen).

Youtube

Do SFF Authors Think We Are Stupid Now

Unter dem etwas reißerischen Titel Do SFF Authors Think We Are Stupid Now verbirgt sich ein differenzierter Videoessay zur Frage, ob Phantastikautor*innen heutzutage weniger subtil und mehr mit dem Holzhammer schreiben als früher. Dabei ist zu erwähnen, dass Bookborn nicht die Inhalte der hier erwähnten Bücher kritisiert (ist also kein Anti-Woke-Beitrag), sondern, wie sie vermittelt werden. Interessant finde ich die Theorie, dass es daran liegen könnte, dass so viele Leser*innen im Internet ihre Meinung äußern und die Autor*innen kein Risiko eingehen wollen, missverstanden oder auf eine Weise interpretiert zu werden, die ihnen missfällt. Von den hier erwähnten Büchern habe ich The Calculating Stars gelesen und mochte es. Der Argumentation, es sei wenig subtil habe ich aber nichts entgegenzusetzen. Ob das gut oder schlecht ist, lasse ich mal offen.

Artikel

Es zählt nur die Qualität – Über ein fadenscheiniges Argument

Wieder und wieder dieselbe Formulierung, da kommt man um die Schlussfolgerung kaum herum, dass hier wohl tatsächlich jemand glaubt, Männer schrieben die besseren Bücher. Das einzige Problem: Man darf es nicht mehr sagen.

Nicoele Seifert

Sehr interessanter Artikel von Nicole Seifert bei 54Books, in dem sie das Nur-die-Qualität-zählt-Argument in der Kultur fundiert auseinandernimmt.

Doku

Japans tätowierte Helden

Wer sich schon mal ein wenig mit Japan beschäftigt hat, weiß, dass Tätowierungen dort gesellschaftlich verpönt sind (im öffentlichen Bad, dem Onsen, sind sie meist verboten), da sie meist mit der organisierten Kriminalität, also der Yakuza assoziiert werden. Das war aber nicht immer so. Während der Edo-Periode waren die Horimono-Tätowierung weit verbreitet, vor allem unter den Feuerwehrleuten, die sich heldenhaft dem feurigen Inferno gestellt haben. Horimono haben feste Motive, die bestimmte Geschichten von mythischen Helden erzählen. Heute werden sie vor allem von den Tobi getragen, den Gerüstbauern. Die Doku zeigt einige von ihnen, wie sie tätowiert werden, aber auch wie sie organisiert sind und einmal im Jahr offen auf der Straße bei einem Festumzug ihre Kunstwerke präsentieren. So langsam scheint es ein Umdenken zu geben, was das Ansehen solcher Tätowierungen gibt.

Arte-Mediathek

Blog

Auf meinem Blog habe ich noch das japanische Gruselmeisterwerk Kwaidan besprochen.

Tor Online

Lena Richter ist in ihrem Artikel Noch ein Zwergenbier? Der allgegenwärtige Alkohol in der Phantastik der Frage nachgegangen, warum Alkohol in der Phantastik eine so große Rolle spielt und ob es nicht anders geht.

Und in meinen SFF News geht es um einen neuen Indiana Jones, Ungereimtheiten bei den Hugo Awards und Denis Schecks Empfehlung des historischen Retro-SF-Roman Der eiserne Marquis, der sich superinteressant anhört, mir mit 36 Euro aber auch etwas zu teuer ist.

Film

The Outsiders – The Complete Novel

Nachdem 1967 der Roman der damals erst 19 Jahre alten Susan E. Hinton erschien, dachten sich einige Kinder und Jugendliche, dass würde doch einen tollen Film abgeben, und deren Bibliothekarin schrieb das so Francis Ford Coppola, der sich wiederum dachte, ja super Idee, mach ich, und zwar mit Patrick Swayze, Tom Cruise, Rob Low, Emilio Estevez, Matt Dillon, Diane Lane, Flea und Tom Waits, aber die Hauptrollen, die Spielen C. Thomas Howell und Ralph Macchio.

Im Prinzip ist es die klassische amerikanische Außenseitergeschichte, von sozial und finanziell benachteiligten Jugendlichen, die von der Gesellschaft als ausgegrenzt werden und sich damit dann identifizieren.

Robert Ebert beschwerte sich, Coppola habe sich zu sehr darauf konzentriert, Szenen wie Gemälde zu inszenieren, statt den Figuren Raum zu geben. Ich vermute mal, dass sich das auf die gekürzte Fassung bezieht. Manche Szenen vor dem Sonnenuntergang sehen aber wirklich sehr künstlich nach Studio aus, wenn auch schön.

The Outsiders ist ein guter, aber kein sehr guter Film, der auch für das Jahr 1983 keine wirklich neue Geschichte erzählt, aber einen guten Fokus auf die Familiendynamik der drei Brüder legt, deren Eltern verstorben sind.

Der Film erschien ursprünglich in einer vom Studio stark gekürzten 90-minütigen Fassung, 2005 dann endlich die komplette mit 113 Min., in Deutschland aber erst 2023.

Paramount+

Suzhou River (Suzhou He)

Suzhou River aus dem Jahr 2000 ist ein Neo-Noir-Film, der in einem industriellen Randgebiet von Shanghai spielt, das nichts mit der Hochglanzmetropole zu tun hat, die wir heute kennen. Rauchende Schlote, bröckelnde Fassaden, abbruchreife Häuser, ein verschmutzter Fluss und Menschen, die ums Überleben kämpfen. Es geht um einen Kleinganoven, der Jahre nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis nach jenem Mädchen sucht, das einst auf der Flucht vor ihm in den Fluss sprang, und der nun eine Frau kennenlernt, die als Meerjungfrau arbeitet und der Gesuchten sehr ähnlich sieht.

Erinnert von der Atmosphäre her an eine Mischung aus Wong-Kar Wei und Jia Zhangke. Wer Probleme mit Wackeldackelkameras hat, ist hier aber im falschen Film, den die Kamera wackelt praktisch von Anfang bis Ende, da oft eine Egoperspektive eingenommen wird, was durchaus interessant ist, aber es schwer macht, die Untertitel zu lesen.

Suzhou River ist ein chinesischer Film, wurde aber von einigen öffentlich-rechtlichen Sendern mitproduziert und die Postproduktion hat in Babelsberg stattgefunden.

Mubi

The Creator

Die Welt, in der The Creator spielt, finde ich superinteressant, visuell ist der Film beeindruckend, vor allem mit dem Wissen, wie und wo er gedreht wurde, nämlich vor Ort, mit kleiner Crew, nicht auf der Live Stage. Inhaltlich fand ich ihn allerdings ziemlich schwach, da er fast komplett nach demselben lahmen Schema abläuft: Kampf, Flucht, Kampf, Flucht, Kampf, Flucht, Kampf, Flucht; Gefangenschaft, damit sie auch in die Nähe des zu zerstörenden Objekts kommen; Flucht zum Objekt, etwas Drama, Explosion, Zerstörung der Superwaffe, Hurra.

Es gibt durchaus spannende Ansätze, was moralisch, ethische und philosophische Fragen angeht und einige gute Einfälle, wie die laufenden Bomben, die gehen aber in dem ganzen Getöse unter. Hinzu kommt ein uncharismatischer Hauptdarsteller und zu viel Kitsch im Finale.

Regisseur Gareth Edwards’ Debütfilm Monster habe ich 2010 auf dem Fantasy Filmfest gesehen und war schwer beeindruckt von der Atmosphäre des Films, mit den großen Monstern, die aber nicht zu Spektakel führten. Nachdem Film stand Edwards auf der Bühne und erzählte, wie mit kleinen Kameras vor Ort gefilmt wurde, und er die Spezialeffekte bei sich zu Hause mit Adobe an einem normalen Rechner eingefügt habe. Nach Blockbustern wie Star Wars: Rogue One und Godzilla ist The Creator eine Rückkehr zu diesen Wurzeln, aber leider mit übergestülpten Hollywood-Konvention, die vermutlich für die Finanzierung notwendig waren. Über gewisse Logikfragen, wie ob es in New Asia keine Luftabwehrraketen gibt, möchte ich gar nicht weiter nachdenken.

Ein inhaltlich schwacher und zusammengestückelter Film, der umwerfend aussieht, sein Potenzial aber nicht ausnutzen kann. Ich würde total gerne eine Serie in dieser Welt sehen, in der es nur darum geht, wie Menschen und KIs miteinander leben, ohne Krachbumm.

Disney+

Daneben habe ich noch den elegant gefilmten und spannend inszenierten Thriller Catch the Killer gesehen und den wendungsreichen südkoreanischen Geiselverhandlungsthriller The Negotiation.

Meine Woche 20.01.2023: Triaden, Tiraden und Winterimpressionen

Heute gibt es ganz viele Winterbilder. Die schönsten Fotos finden sich ganz unten bei meiner dritten Winterwanderung. Dazu empfehle ich eine Doku-Serie über Triaden und bespreche die Filme Früher Frühling und Killers of the Flower Moon, äußere mich zur Trump-Lage nach der ersten Vorwahl und stelle ein ganz tolles Video von MGMT vor.

Doku

Triaden – Die chinesische Mafia auf dem Vormarsch

Diese dreiteilige Doku über die chinesischen Triaden liefert unglaubliche Einblicke in das Wirken der kriminellen Organisationen. Zum einen mit einem historischen Rückblick mit den Anfängen als Bauernbewegung und den Verstrickungen mit der Kuomintang und der Errichtung der Diktatur in Taiwan (und deren Fall). Zum anderen aber auch mit Blick auf ihr aktuelles Schaffen. Und da liegt auch der Knackpunkt der Doku. Was sie an Informationen zu bieten hat, ist reichlich und superinteressant. Wenn ehemalige Triaden-Mitglieder zu Wort kommen, habe ich da auch kein Problem mit. Aber wenn die aktuellen Anführer gefilmt und interviewt werden, frage ich mich, ob sich die Journalisten hier nicht zu Komplizen machen, was die Außendarstellung dieser Männer angeht. Die plaudern hier fröhlich aus dem Nähkästchen, vor allem was ihre Jugendjahre und die Anfänge in den Triaden angeht, aber sie tun das alles mit Stolz und ohne einen Hauch von Selbstkritik. Das liefert vermutlich nie dagewesene Einblicke hinter die Kulissen, kommt aber mit einem faden Beigeschmack daher. Trotzdem eine sehr sehenswerte Doku, die ich allen, die sich für die jüngere Geschichte Chinas, Hongkongs und Taiwans interessieren, nur ans Herz legen kann.

Die chinesische Regierung benutzt die Triaden, um demokratischen Widerstand in Hongkong zu unterdrücken, Dissidenten im Ausland zu überwachen und einzuschüchtern, Politik und Wirtschaft in anderen Ländern zu unterwandern und zahlreiche Regionen zu destabilisieren. Und das oft mit Erfolg. Es ist ein düsteres und erschreckendes Bild, das diese Doku zeichnet. Gerade Vorzeigedemokratien wie Taiwan und Kanada sind tief in den Sumpf der Triaden verstrickt.

Und ich bin erstaunt, dass sie keinerlei Medienecho hervorgerufen hat. Ich habe keine einzige Besprechung zu ihr finden können.

Mir ist schon einiges über die Triaden bekannt gewesen, aber das Ausmaß an politische, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verstrickungen war es nicht und schockiert mich. Allerdings endet die dreiteilige Doku auch mit einer interessanten Pointe, wenn festgestellt wird, dass China durch seine Unterstützung des Fentanyl-Exports in den Westen eine Art umgekehrten Opiumkrieg führt.

Arte-Mediathek

Artikel

Endlich Millionär: Warum die Lebenslotterie Erbe akzeptiert wird

Interessanter Artikel von Frank Jödicke bei Telepolis über die österreichische Millionenerbin Marlene Engelhorn, die 90 Prozent ihres Erbes mittels Bürgerrat verteilen möchte und damit unser bisheriges Erbschaftssystem in Frage stellt und aufzeigt, dass das System von Reichen für Reiche geschaffen wurde.

Musik

MGMT – Nothing To Declare

Das erste Album von MGMT, Oracular Spectacular, habe ich mir 2007 gekauft und recht häufig gehört, in den letzten Jahren allerdings nicht mehr so oft. Und die Band habe ich aus den Augen bzw. Ohren verloren. In Little Dark Age hatte ich 2018 reingehört, da ist bei mir aber nichts hängen geblieben.

Jetzt sind sie mit neuem Video zurück. Der Song Nothing to Declare ist ganz nett geworden und passt perfekt zum ganz wunderbaren Video mit Inga Petry. Ich möchte hier nicht zu viel verraten, schaut es euch einfach an. Die lässige Beiläufigkeit, mit der es von Joey Frank inszeniert wurde, ist toll.

Politik

In Iowa hat Donald Trump die republikanischen Vorwahlen mit einer absoluten Mehrheit von 51 Prozent gewonnen und klargestellt, dass er die Republikanten fest im Griff hat. Die Chance, dass er der nächste Präsident der USA wird, stehen meiner Einschätzung nach bei 70 Prozent. Nachdem das Land die ersten vier Jahre unter ihm zumindest oberflächlich betrachtet noch halbwegs überstanden hat, dürfte seine Wiederwahl das Ende der amerikanischen Demokratie bedeuten. Das politische System und die Gesellschaft der Vereinigten Staaten sind sowieso schon kaputt, aber das wäre eine Wahl mit Folgen für die ganze Welt.

Denn es würde das Ende der Ukraine bedeuten, wenn die USA ihre Unterstützung zurückzieht. Und China dürfte in Taiwan einmarschieren, wenn klar ist, dass die USA als Schutzmacht wegfallen. Von der Lage im Nahen Osten, ganz zu schweigen. Der Westen und die Nato als halbwegs stabiles Bündnis würden endgültig zerfallen und es dürften düstere Zeiten für die gesamte Welt anbrechen. Denn die Frage wird nicht mehr lauten, wohin sich die Demokratie noch ausbreiten wird, sondern, wo sie sich noch wird halten können.

Meinem Eindruck nach stecken Europa und Deutschland weiterhin den Kopf in den Sand und bereiten sich überhaupt nicht darauf vor, dass Trump wiedergewählt werden könnte. Wie in der Klimakrise herrscht hier wohl eher magisches Wunschdenken.

Filme

Früher Frühling (Sōshun, 1957)

Ein junges Ehepaar, das bereits ein Kind verloren hat. Er schlechtbezahlter Angestellter, der gerne mit seinen Freunden einen draufmacht, sturzbetrunkene Kameraden vom Veteranentreffen mitbringt und eine Affäre anfängt. Sie unglücklich in der Ehe, muss ihm hinterherräumen; bekommt gemeckert, wenn kein Essen auf dem Tisch steht, wenn er nach Hause kommt; steht es doch da, hat er keinen Hunger.

Arrangierte Ehe ist hier zu keinem Zeitpunkt Thema, es geht um andere Themen, vor allem ist der Film ein Beziehungsdrama, aber auch eine kritische Reflexion über das Angestelltenleben in Tokio und die Sorgen des Salaryman. Im Prinzip ein Slice-of-Life-Film, in dem das Büroleben und die Freundschaft unter den Kolleg*innen überraschend viel Raum einnimmt. Insgesamt ist das Hauptensemble viel jünger als in den anderen Filmen (die Kinder in Guten Morgen mal ausgenommen).

Der Film etwas zu lang geraten und enthält einige langweilige Szenen, kann aber mit seinem – für Ozu-Verhältnisse – abwechslungsreichen Thema überzeugen. Auch wenn manche Szenen etwas gestellt wirken, als wären sie nur eingebaut, um philosophische Betrachtungen zur japanischen Arbeitskultur einzubringen. Die Leistungsgesellschaft und das harte Angestelltenleben werden sehr kritisch betrachtet. Während das Leben auf dem Land und außerhalb der Kaisha (der großen Firma) entspannter daherkommt. Und damit trifft Ozu den Nagel auf den Kopf, denn genau diese Arbeitskultur trägt heute mit dazu bei, dass die Geburtenrate in Japan so niedrig ist und viele Männer das Interesse an echten Frauen* verloren haben.

Allerdings ist es auch eine Beweihräucherung der klassischen Ehestruktur und damit des Patriacharts, das hier schließlich zum Happy End führt.

Fun Fact Chishū Ryū spielt hier nur eine kleine Rolle ganz am Anfang und am Ende, und sieht viel jünger als in den anderen Ozu-Filmen aus, inklusiver derer, die fast 10 Jahre älter sind. Aber seine ehemaligen Kolleg*innen meinen, er wäre alt geworden.

*echte Frauen im Vergleich zu Idols, Pornos, Animefiguren usw.

Gibt leider keinen ordentlichen Trailer

Killers of the Flower Moon

Unpopular Opinion: Ich fand den stellenweise ziemlich langweilig. Das ist natürlich eine wichtige Geschichte, die er erzählt, aber mit Hale und Burkhardt liegt mir der Fokus zu sehr auf den Tätern. Der Film schafft das Kunststück, gleichzeitig zu lang und zu kurz zu sein. Zu lang, weil für mich unterwegs manchmal der Drive verloren ging und ich mich tatsächlich gelangweilt habe. Zu kurz, weil er trotz seiner dreieinhalb Stunden die Komplexität der Ereignisse und der Sachbuchvorlage nicht mal ansatzweise erreicht. Eine Serie mit sechzehn Stunden wäre der Geschichte vielleicht gerechter geworden.

So werden viele wichtige Themen angerissen, aber nicht weiterverfolgt. Wer die Buchvorlage gelesen hat, erkennt und versteht sicher noch mehr, von einfachen, aber vielsagenden Blicke de Niros zu Beginn bis zu den Verstrickungen der ganzen Personen untereinander. Ich habe das Buch letztes Jahr gelesen und fand es großartig, vielleicht trägt das aber auch dazu bei, dass ich den Film nicht so genießen konnte.

Lily Gladstone spielt großartig mit ihrer zurückgenommenen Art, dem leichten Lächeln und ihren Blicken. Insgesamt sind mir aber sowohl die Osage als auch die Ermittler zu wenig im Fokus.

Auf meinem Blog habe ich zwei weitere Filme für den Japanuary besprochen.

Winterimpressionen

Der erste Winterspaziergang

Hier im Westerwald lagen wir genau in dem Streifen Mitteldeutschlands, in dem der meiste Schnee gefallen ist. Vor allem an zwei Tagen schneite es besonders heftig mit jeweils um die 15 Zentimetern Neuschnee. Hier mein erster Winterspaziergang nach dem ersten Schneefall im Wald direkt vor meiner Haustür. Die Bildbeschreibungen im Alt-Text fallen recht knapp aus, weil es so viele Fotos sind.

Zwischenspiel

Bevor der zweite starke Schneefall losging, gab es ordentlich Eisregen. Das sorgte am nächsten Tag dafür, dass ich den hohen Schnee zwar schnell weggeschippt bekommen habe, darunter aber eine dicke Eisschicht zum Vorschein kam, die ich nur mit dem Spaten abgekratzt bekommen habe. Und das auch nur auf dem Bürgersteig. Auf den Verbundsteinen unserer langen Hofeinfahrt war sie so festgefroren, dass ich nur einen schmalen Laufweg freihauen konnte.

Das Auto komplett mit einer Plane abzudecken war auch nicht unbedingt die beste Idee, denn auf der Plane lag auch eine dicke Eisschicht. Unter ihr war sie am Auto festgefroren wie mit Sekundenkleber. Ich habe eine halbe Stunde gebraucht, bis sich sie vollständig und mit einigen neuen Löchern vom Auto lösen konnte.

Der zweite Winterspaziergang

Am Tag nach den zweiten heftigen Schneefällen, der Himmel ist von Wolken bedeckt. Der Schnee liegt dick auf den Bäumen und ist aufgrund der frostigen Temperaturen festgefroren und hat nicht wenigen Bäume durch sein Gewicht umgeknickt. Da ich teils bis zu 30 Zentimeter im Schnee eingesunken bin, war dieser Spaziergang ziemlich anstrengend, hat aber aufgrund seiner Winterwunderlandschaft richtig Spaß gemacht.

Zweites Zwischenspiel

Ich fotografiere ja vor allem von zu Hause aus. Das wilde Schneetreiben und die verschiedenen Lichtverhältnisse sorgen dabei für schöne und abwechslungsreiche Fotos, obwohl es immer dieselben Motive sind.

Der dritte Winterspaziergang

Meine dritte Winterwanderung habe ich bei strahlendem Sonnenschein und Minusgraden durchgeführt. Über die Landstraße, die an unserem Dorf vorbeiführt und durch eine Unterführung unter der A48 in den Wald, der zwischen den nächsten beiden Kleinstädten liegt, zu den sogenannten Landshuber Weihern. Auf 80 Prozent der Strecke hat ein Traktor oder ein ähnliches Gefährt zwei breite Spuren in den 30 Zentimeter tiefen Schnee gefahren. Der Rest, auf den kleineren Pfaden, war schon von anderen Spaziergänger*innen plattgetreten, so dass die Wanderung nicht so anstrengend war.

Das Wetter war einfach herrlich. Die Landschaft im glitzernden Schnee versunken wunderschön.

Damit dürfte mein Speicherplatz bei WordPress jetzt fast aufgebraucht sein. 🙂
Ich bin richtig froh, diese Spaziergänge gemacht zu haben, denn heute ist der letzte Wintertag. Ab morgen heißt es dann: Return of the Siffwetter. Dann wird sich im Laufe der Woche alles in ekligen Matsch verwandeln. Die Fotos der drei Wanderungen habe ich alle mit meinem Smartphone gemacht, da ich bei dem Wetter nicht die teure Kamera mitschleppen wollte.

Meine Woche 14.01.2023: Frost, Faschismus und japanisch Schimpfen

Meine Woche in Filmen, Serien, Dokus, Artikeln, Youtube-Videos, Musik und privaten Dingen: Entspannter Kult-Hip-Hop aus Japan, Tokio in der Dämmerung, junge Musik und ethnische Säuberungsfantasien.

Collage aus vier Bildern, drei kleine in der oberen Reihe nebeneinander, darunter ein großes.
Oben von links nach rechts: Olivia Rodrigo beim Tiny Desk Concert mit Gitarre; Bildausschnitt aus "The Case of Hana and Alice", ein grimmig dreinblickendes Mädchen blickt durch eine Fensterscheibe; Szene aus "Tokio in der Dämmerung", junge Frau geht einsame Straße bei Nacht hinauf.
Unten das große Bild: Sonnenuntergang hinter Bäumen. Der Himmel ist gelb bis rot verfärbt.

Youtube

Nujabes: The Japanese Artist Who Changed Hip-Hop Forever

Der Youtube-Kanal mit dem etwas merkwürdigen Namen Volksgeist stellt in einem halbstündigen Video den inzwischen leider verstorbenen japanischen Musikproduzenten und Hiphop-Künstler Nujabes vor. Entspannter Jazz-Rap. Er war unter anderem am Soundtrack von Samurai Champloo beteiligt.

Japanische Schimpfwörter erklärt

Wer japanische Schimpfwörter lernen möchet (natürlich nur, um sie zu verstehen), ist bei Hiro an der richtigen Adresse. „Baka“ ist mir in der letzten Zeit oft in Filmen und Serien aufgefallen, in Klassikern von Ozu ebenso wie in aktuellen Animes.

How Corruption and Greed Led to the Downfall of Rock Music

In diesem halbstündigen Video unterhält sich Rick Beato mit Jim Barber über den Niedergang der Musikindustrie und der Rockmusik. Dazu gehen sie zurück in die 90er und schildern die politischen und kapitalistischen Hintergründe.

Doku

Sonnenallee

Wer Vorurteile gegen die Bewohner*innen von Neukölln hat, sollte diese Doku lieber nicht gucken, denn die könnten abgebaut werden. Und wer will schon gerne seine Vorurteile widerlegt sehen? In vier Teilen á 30 Minuten werden Menschen mit und ohne migrantischem Hintergrund vorgestellt. Die deutsch-türkischen Betreiber*innen der Bäckerei Die Zimtschnecke z. B. Die Wirtin der klassischen, aber herzlichen Eckkneipe Zum Tönnchen und mehr.

ZDF-Mediathek

Serien

Gestern beendet habe ich die ersten Staffel von Monarch: Legacy of Monsters. Eine ganz nette Abenteuerserie aus dem Godzilla-Universum, die nach dem ersten Film spielt und einiges an Familiendrama beinhaltet. Beginnt stark, lässt dann etwas nach, und hat drei Folgen zu viel. Trotzdem sehenswert für Godzilla-Fans.

Einige Klassen darüber spielt die vierte Staffel der Science-Fiction-Serie For All Mankind, die wieder zeigt, dass Weltraum-SF mit anspruchsvollem Drama verbunden werden kann. Teilweise ist sie auch sauspannend und schockierend, vor allem in den letzten beiden Folgen.

Artikel

Die neue Silicon-Valley-Ideologie ist dunkel und kalt

In seiner Kolumne auf Spiegel Online geht Christian Stöcker auf aktuelle philosophische bzw. ideologische Trends im Silicon Valley ein. Darunter der Effective Accelerationism, hinter dem rechtsextreme und ziemlich wirre Ideen stecken.

Two Shades of Grimdark?

Peter Schmidt widmet sich auf seinem Blog Skalpell und Katzenklaue dem Fantasysubgenre der Swords & Sorcery, hat sich die schon ein paar Jahre alte Anthologie Swords & Dark Magic angesehen und geht näher auf die Kurzgeschichten von Steven Erikson und Glen Cook ein.

The Last Samurai: A Conversation with Takeshi Kitano

Leonardo Goi von Mubi-Magazin Notebook war in Armenien, um den japanischen Regisseur Takeshi Kitano (dessen Flme ich mag, seit dich Mitte der 90er Sonatine auf Arte gesehen habe) zu seinem neuen Film Kubi interviewt. Das ist ein historisches Samurai-Drama. Doch vorher gibt es noch einen kurzen Abriss über Kitanos Karriere. Einen Deutschlandstart gibt es für den Film leider noch nicht.

Tor Online

Auf Tor Online ging diese Woche ein interessanter Artikel von Judith Madera zum Thema Genregrenzen in der Phantastik online.

Was ist Science Fiction? Was Fantasy? Und was nicht? Diese Fragen werden in der Phantastik endlos diskutiert. Wir haben zwar klare Vorstellungen davon, was Science Fiction und Fantasy ist, doch stimmen unsere Vorstellungen nicht immer mit denen anderer überein. Dieser Artikel betrachtet die Genrevielfalt innerhalb der Phantastik, insbesondere Genremixe und Grenzen, die verschwimmen, wenn wir näher hinschauen …

Und meine SFF News.

Filme

Tokio in der Dämmerung (Tōkyō Boshoku, 1957)

Von sieben Filmen bisher der düstereste von Ozu. Deshalb heißt er wohl auch Tokio in der Dämmerung. Normalerweise herrscht in seinen Werken größtenteils heile Welt, auch wenn es kleinere Konflikte gibt und nicht alle Figuren glücklich enden. Die Arrangierung einer Ehe spielt hier keine Rolle, wird nur mal kurz in einem Gespräch erwähnt. Es beginnt damit, was passiert, wenn sich der vom Vater ausgewählte Ehemann der (hier älteren) Tochter als Fehlgriff erweist, weil er trinkt, aufbrausend und inwirsch reagiert, vermutlich, weil er beruflich frustriert ist. Hinzu kommen Themen wie Glückspiel, uneheliche Beziehungen und ungewollte Schwangerschaft.

Die beiden Hauptfiguren, die Töchter Takako (die ältere) und Aikiko (die jüngere) wurden von ihrem Vater alleine aufgezogen, weil die Mutter sie verlassen hat. Also spielt auch die Frage eine Rolle, ob es beide Elternteile braucht, um glückliche Kinder heranzuziehen sowie die Suche nach Identität.

Die Atmosphäre des Film erinnert zwischendurch fast schon an Film Noir, wenn Aikiko von der Polizei aufgegriffen wird, weil sie – ungeheuerlich – spätabends allein in einer Bar saß, und von der älteren Schwester auf dem Revier abgeholt werden muss. Das Nachtleben, dass hier gezeigt wird, hat nichts mit der fröhlichen Luna Bar aus den anderen Filmen zu tun, es wird Geld beim Mahjong verloren, getratscht und Gerüchte in die Welt gesetzt.

Der Film nimmt kein gutes Ende, so viel kann ich schon verraten. Von den sieben Werken Ozus, die ich bisher gesehen habe, sticht er am ehesten heraus, weil er andere Thematiken angeht und die bekannten auf andere Weise.

Noch eine Anmerkung zu den Untertiteln. Da würde ich mir wünschen, dass manche japanische Begriffe beibehalten werden. Wenn der Vater zur Tochter sagt: „Setz dich doch zu mir an den Ofen“, ist damit kein klassicher Ofen wie bei uns gemeint, sondern der Kotatsu, der kleine Tischofen, an den man sich unter eine Decke setzt, da es in japanischen Häusern im Winter meist arschkalt ist. So was würde etwas Lokalkolorit beibehalten und japanische Kultur vermitteln.

Arte-Mediathek

Hier auf dem Blog besprochen habe ich das kleine Meisterwerk Kirschblüten und rote Bohnen (An)

Sowie das Coming-of-Age-Drama The Case of Hana and Alice

Musik

Olivia Rodrigo: Tiny Desk Concert

Statt nur die ollen Kamellen aus meiner Jugend zu hören, oder die alten Säcke meiner Generation und darüber, halte ich mich auch gerne auf dem Laufenden, was die Jugend so hört und selbst musiziert. Und Olivia Rodrigo finde ich ziemlich gut. 20 Jahre ist sie alt, keine Ahnung, wie beliebt sie bei der Jugend ist, aber das hier ist ein tolles kleines Konzert von einer guten Singer/Songwriterin. Die Texte scheinen mir doch ziemlich gut, die Leiden des Teenagerdaseins widerzuspiegeln.

The Warning

Eine Band, die mich diese Woche ebenfalls beeindruckt hat, sind The Warning, die recht klassischen Hardrock spielt. Musikalisch trifft das nicht ganz meinen Geschmack, trotzdem machen sie ziemlich gute Musik. Das sind drei Schwestern aus Mexiko, die vor ein paar Jahren mit einem Metallica-Cover viral gingen, inzwischen drei Alben veröffentlicht haben und mit den Foo Fighters aufgetreten sind.

Nujabes | Aruarian Dance

Politik und Gesellschaft

Warum die Bauernschaft wütend ist

Einen sehr guten Artikel zum Thema Bauernproteste gibt es von der DLF-Korrespondentin Ann-Kathrin Büüsker, die jenseits von Polarisierung genau aufdrösselt, warum die Bauern protestieren, für welche Betriebe die Lage schwierig ist und wie die Vereinnahmung von Rechts aussieht.

Ethnische-Säuberungs-Fantasien und Pläne

Als die Recherche online ging, wollte ich darüber hier schreiben, doch das ging so viral, dass es wohl inzwischen alle mitbekommen haben. Was mich an der ganzen Sache am meisten schockiert, sind die Reaktionen und Berichterstattungen anderer Medien, die jetzt wieder überrascht tun, als wäre eine neue Dimension erreicht. Und meist nur die beteiligten AFD-Mitglieder erwähnen, nicht aber die zwei von der CDU. Die AFD macht aus ihren Plänen, aus ihrer Nähe zur identitären Bewegung und gut vernetzten Rechtsextremen wie Götz Kubitschek kein Geheimnis. Und so langsam müsste doch auch mal bei den Medien und in der Politik angekommen sein, dass die AFD nicht aus Protest gewählt wird, sondern weil knapp ein Drittel +- der deutschen Bevölkerung deren rechtsextremen Positionen teilen. In der Klimakrise zeigt sich jedes Jahr stärker, was Klimaforscher seit über 30 Jahren prognostiziert haben. Und in der Politik sehen wir jedes Jahr stärker, was von Expert*innen wie z. B. Natascha Strobl (Radikalisierter Konservatismus – klare Leseempfehlung!) vorhergesagt wurde. Aber trotzdem tun jene, die an den entscheidenden Stellen sitzen, wieder überrascht oder ignorieren das Problem weiterhin.

Für ein Verbot der AFD wird es höchste Zeit. Daraus dürfte aber nichts werden, da die CDU kein Interesse daran hat, einen zukünftigen Koalitionspartner zu verbieten. Und ich bin mir sicher, dass sie im Hintergrund schon daran arbeitet, in Zukunft mit dieser rechtsextremen Partei zu koalieren.

Ich finde auch furchtbar, wie viele Medien das Wording der Rechten übernehmen und von einem „Remigrations-Treffen“ sprechen. Gemeint sind hier ethnische Säuberungen.

Wie es Menschen mit Migrationshintergrund und People of Color bei solchen Meldungen geht, kann ich mir vermutlich nicht einmal ansatzweise vorstellen. Viele spielen inzwischen schon in Gedanken durch, wo sie hinkönnten, wenn in Deutschland die AFD an die Macht kommt. Und ich kann es ihnen nicht verdenken. Es wird immer ungemütlicher in Deutschland.

Und sonst so

Donnerstag war ich beim Zahnarzt – um 7.40 Uhr morgens! Kann mir Schöneres vorstellen, um in den Tag zu starten, war aber auch nach 10 Minuten schon wieder fertig. Und vor allem war ich froh, dass der Termin nicht freitags stattfand, denn da war bei uns vor der Tür alles spiegelglatt. Tagsüber herrschte teils eine gespenstige Ruhe, kein Auto fuhr, keine Spaziergänger*innen mit Hunden. Die Bäume vom Frost weiß verfärbt.

Von Frost weiß verfärbte Bäume.

Der Winter hat sich diese Woche aber auch von seiner schönen Seite gezeigt.

Unser Teich ist zugefroren, doch von der Sonne ließen sich die verbliebenen sieben Goldfische trotzdem nach oben locken – zumindest soweit es ging.

Zugefrorener Teich, von leichtem Schnee bedeckt. Unter dem Eis sind einige Goldsfische zu sehen.

Meine Woche 07.01.2023: Göttertropfen an einem Herbstnachmittag im Paradise

Meine Woche in Filmen, Serien, Dokus, Artikeln, Youtube-Videos und privaten Dingen. Heute wieder mit mehr Abwechslung: Drops of God, Ein Herbsnachmittag, Megacitys, das schönste Hotel Japans, Mr Bates vs. the Post Office und die Verkommenheit unserer Politik.

Collage aus vier Bildern. Links oben die Hauptdarstellerin aus dem japanischen Film "Ein Herbstnachmittag" mit gesenktem Blick. Rechts Oben: Ein traditionelles mehrstöckiges japansiches Hotel. Rechts unten das E-Book-Cover von "Children of Paradiese. Und unter all diesen Bilder über die volle breite eine Straßenszene in Hongkong aus der Serie "Expats".

Youtube

Japanisch Lerntipps für 2024 | Einfach Japanisch lernen

Hiro ist ein Japaner, der fließend Deutsch spricht und in Deutschland wohnt. Sein Youtube-Kanal ist ein Quell interessanter Informationen. Im neuesten Video gibt er ein paar grundlegende Tipps, wie man – neben den eigentlichen Lektionen – das Gelernte behalten und verfestigen kann. Da sind Sachen dabei, wie Möbel usw. mit Post-Its bekleben, auf denen der japanische Begriff dafür steht. Mangas lesen, japanische Musik hören usw. Da ist jetzt kein großer Geheimtipp dabei, aber trotzdem ganz hilfreich.

Wichtig finde ich: Japanisch denken. Also ständig im Alltag überlegen, was heißt das denn auf Japanisch. Anfangs bin ich viel spazieren gegangen und im Kopf die Hiragana-Zeichen durchgegangen und habe sie teils mit den Fingern in der Luft nachgezeichnet. So was z. B. Ich schaue auch jeden Tag mindestens eine Serienfolge auf Japanisch mit deutschen Untertiteln. Und knapp drei Filme pro Woche.

1 NACHT im schönsten HOTEL Japans

Mr. Nippon ist in der japanischen Präfektur Nigata unterwegs, wo er nicht nur ein richtig schönes Hotel besucht, sondern auch einen Sake-Automaten testet, einen Messerhersteller besucht (anders als in anderen Reportagen, wird hier nicht ein einsamer Schmiedemeister gezeigt, sondern eine Messerfabrik, in der aber noch viel Handarbeit stattfindet) und Japans größtes Feuerwerk. Vor allem das Hotel sieht richtig toll aus. Leider habe ich den Namen nicht ganz verstehen können.

Markus Gasser über Mariana Enriquez

Im Keller einer Buchhandlung stieß Literaturkritiker und Wissenschaftler Markus Gasser auf Unser Teil der Nacht von Mariana Enriquez, und zeigte sich so begeistert, dass er sich auch alle anderen Werke der argentinischen Autorin besorgte und las. In seinem Video liefert er neben einer Besprechung auch die politischen Hintergründe. Unser Teil der Nacht schaffte es 2022 in meine Top 10 der besten Bücher des Jahres.

Das hat die Spieleindustrie verändert! | Die größten Gaming-Impacts 2023

Die PC-Games habe ich schon gerne gelesen, als es noch Disketten mit Spieldemos als Beilage gab (Goblins 3 war auf meiner ersten Ausgabe). Und ich habe sie über ein Jahrzehnt lang jede Woche gekauft. Seit knapp vier Jahren aber nicht mehr. Und wenn ich mir auf Facebook ansehe, zu was für einer elendigen Clickbaitfactory das einstige Magazin mit journalistischem Anspruch verkommen ist (leise höre ich jemandem in der Ferne auf dem Vogelsberg lachen), mit Beiträgen, die nur aus Buzzwords bestehen, die nichts mit dem eigentlichen Thema zutun haben, bin ich auch froh drum. Aber zumindest auf Youtube gibt es gelegentlich noch ein paar interessante Beiträge, wie dieser Rückblick auf die wichtigsten Entwicklungen im Gaming-Jahr 2023. Auch, wenn ich kaum noch zocke, verfolge ich immer noch gerne, wie sich die Gamesbranche entwickelt, bzw. nicht so gerne, weil die meisten Entwicklungen eher negativ sind.

Artikel

Mr Bates vs the Post Office

Wenn es eine neue Serie gibt, auf die mich freue, ist es Mr Bates vs the Post Office mit Toby Jones. Die arbeitet einen der größten Justizskandale Großbritanniens auf. Zahlreiche Postmitarbeiter wurden beschuldigt Geld, veruntreute zu haben. Sie verloren ihre Arbeit und wurden teils sogar zu Gefängnisstrafen verurteilt. Der ganze Fall zog sich über 20 Jahre und am Ende stellte sich heraus, dass niemand Geld veruntreut hatte und alles auf einen Softwarefehler zurückzuführen war. Die Besprechung von Rebecca Nicholson im Guardian hat mich richtig neugierig gemacht. Ich hoffe, Arte wird die Serie irgendwann zeigen.

Und hier der Trailer:

Der Tod und Doctor Who

Ausgehend vom Doctor Who-Special, das vor Weihnachten ausgestrahlt wurde und von dem ich bisher nur Teil 1 gesehen habe (ist einfach nicht mehr meins), hat Falko Löffler einen sehr guten und persönlichen Text über Tod und Trauer geschrieben.

75 Books By Women of Color to Read in 2024

Für das Magazon Electric Literature hat R.O. Kwon eine Liste mit 75 Büchern von Autorinnen of Color zusammengestellt, die 2024 erscheinen. Mir sind das ehrlich gesagt schon zu viele Titel, deswegen habe ich mir erst mal nur den Januar angeschaut.

The Baker Street Chronicle

Kurz vor Weihnachten habe ich mir erstmals den Baker Street Chronicle bestellt (die Nr. 51), ein Magazin der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft, das in wunderbar altmodischer Aufmachung erscheint. Darin gibt es den Artikel Sherlock Holmes für die Ohren, in dem Oliver Naujoks einen Überblick über sämtliche deutschsprachigen Sherlock-Holmes-Hörspiele liefert und einige der Labelchefs interviewt. Mit Oliver teile ich die Leidenschaft für Hörspiele und wir tauschen uns regelmäßig darüber aus, was wir gerade gehört haben und was Neues erschienen ist. Der Artikel ist wirklich interessant, denn es gibt noch viel mehr Holmes-Hörspiele, als ich dachte. Wobei ich eigentlich nur die mit den inzwischen leider verstorbenen Christian Rode und Peter Gröger („Ja wie denn, was denn?“) von Maritim höre.

Ganz fasziniert war ich auch von Nicole Glücklichs Artikel Norbory! Oder: Erfand Sherlock Homles das Safeword?. Glücklich geht der Frage nach, ob das im BDSM-Bereich gängige Safeword erstmals von Holmes in einer Geschichte verwendet wurde, und geht auch näher auf die faszinierende Geschichte Theresa Berkleys ein, die während des 19. Jahrhunderts wohl eines der ersten Domina-Studios betrieb und damit ein Vermögen verdiente. Darüber würde ich gerne mal eine Serie sehen.

Dokus

Megacitys

Chongqing

Megacities gehören eigentlich zu den furchtbarsten Auswüchsen des Kapitalismus. Alles zubetoniert und apshaltiert; schlucken Unmengen an Wasser und Energie; verursachen unendlich viel Abfall und Abwässer; dazu der CO2-Ausstoß und andere Verschmutzungen. Aber trotzdem bin ich von großen Städten total fasziniert. Und Chongqing, eine chinesische Stadt, die ich bisher nicht mal vom Namen her kannte, dürfte eine der faszinierendsten sein. Ich habe noch nie eine Reportage über eine Stadt gesehen, die sosehr nach Cyberpunk aussieht.

Chongqing hat 30 Millionen Einwohner und gilt flächenmäßig als die größte Stadt der Welt. Das Faszinierende, sie ist tatsächlich dreidimensional gebaut, also nicht nur im Sinne von Hochhäusern, sondern mit Straßenebenen auf mehreren Etagen. Ich kann das gar nicht gut erklären, schaut es euch einfach an. Habe ich so vorher noch nie gesehen. Von Chinas Megametropolen wie Shenzhen z. B. scheint es im Vergleich eine sehr lebendige Stadt mit viel Nachtleben und Subkultur zu sein.

Mexico City

Fand ich jetzt nicht ganz so interessant, da ich die meisten hier vorgestellten Sache (die Nachtradler, die privaten Krankenwagen und die Lucha Libre) schon aus anderen Dokus und Reportagen kannte.

Lagos

Lagos hat mich wiederum fasziniert. Bisher habe ich nur ein paar Bücher gelesen, die in Lagos spielen, weiß aber wenig über die Stadt (die übrigens nicht die Hauptstadt von Nigeria ist, das ist Abuja). Das von Wasserkanälen durchzogene Armenviertel Makoko ist mir ganz neu. Die Ausmaße der Stadt, der Armenviertel, der Vermüllung und der krassen Gegensatzes zu den reichen Vierteln sind beeindruckend und beängstigend. Vor allem geht es aber um Menschen, die sich durchschlagen und ihre Lebensfreude nicht verloren haben.

Das ZDF sollte echt mal Trailer für seine Dokus erstellen.

ZDF-Mediathek

Serien

Auf Facebook fragte jemand, auf welche Serien wir uns im Januar freuen. Ich freue mich auf die Serie Expats, die am 26.01. bei Prime erscheint und von eben Expats in Hongkong erzählt. Genau mein Thema. Die Serie ist übrigens von Lulu Wang, die auch bei Farewell Regie geführt hat und basiert auf dem Roman The Expatriates der Hongkonger Autorin Janice Y. K. Lee, wie ich gerade herausgefunden habe. Das wird wohl meine nächste Lektüre.

Apropos Hongkong, habe erst gestern erfahren, dass Wong Kar-Wei mit Blossoms Shanghai eine Serie gedreht hat, die kürzlich in China angelaufen ist. Keine Ahnung, ob und wann die bei uns erscheinen wird – ich gehe aber davon aus.

Ansonsten gab es bei mir gerade einen Streaming-Abo-Purge. AppleTV (ab 20.01) gekündigt, ebenso Disney+ (ab 02.02) und Paramount+ (03.02). Bleiben immer noch Netflix, Prime und Crunchyroll. Aber mir ist das einfach zu viel geworden, einerseits mit den Preiserhöhungen, andererseits habe ich ständig das Gefühl, jetzt noch eine Serie von dem und dem Streamingdienst schauen zu müssen, damit sich die Monatsgebühr auch lohnt, statt die Serie, die mich eigentlich gerade am meisten interessiert, aber auf einem Streamingdienst, auf dem ich schon zwei Serien gesehen habe.

Zuletzt habe ich auch verstärkt Serien in den Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen geguckt, die inzwischen ein ansehnliches Angebot mit viel O-Ton haben. Wozu soll ich im Monat für fünf Streamingdienste zahlen, und auf jedem nur eine Serie schauen, statt für zwei, auf denen ich dann fünf schaue. Und im nächsten Monat wechsel ich die Dienste dann und zahle immer nur für zwei. Ein eingeschränktes Angebot kann auch befreiend sein.

AppleTV+ war bei mir aufgrund des niedrigen Preises und der hohen Qualität der Serien immer gesetzt, und zuletzt habe ich dort viele geschaut (Drops of God, Monarch, For All Mankind, Slow Horses, Foundation, Shrinking), aber die letzte Preiserhöhung war mir eine zu viel.

Disney+ habe ich immer nur phasenweise, zuletzt für Serien wie Reservation Dogs und Only Murders in the Building. Disney hat aber auch einige gute japanische und koreanische Serien (allerdings auch seichten Mist). Jetzt im Januar will ich mir noch The Creator ansehen, sonst hätte ich schon früher gekündigt.

Paramount+ ist auch ein Dienst, den ich gelegentlich abonniere, für Serien wie Yellowstone, From, Evil und ein paar Filme.

Netflix habe ich immer abonniert, einfach wegen der vielen nicht-englischsprachigen Serien, vor allem (aber nicht nur) aus Japan. Und zuletzt gab es wieder viel interessante englischsprachige, wie Bodies, Blue Eye Samurai, die letzte Staffel von Sex Education und ich bin noch in der dritten von The Witcher.

Dass Prime jetzt im Bezahl-Abo Werbung zeigt, ist eine Frechheit, eigentlich müsste ich kündigen, zahle aber zähneknirschend den Aufpreis, da ich es auch wegen der fehlenden Versandkosten habe und mir gerne mal was bei der 99-Cent-Aktion leihe. Und gute Serien erscheinen dort auch immer wieder.

Ach ja, Sky habe ich letzten Oktober schon gekündigt. Zu teuer, für ein immer schwächer werdendes Angebot. Hatten wir hauptsächlich im Haus, damit mein Vater Fußball gucken kann. Für mich war es wegen der HBO-Serien interessant. Zuletzt sah ich noch die vierte Staffel von Succession und die zweite von Winning Time. Aber dafür kann ich auch mal WOW für einen Monat abonnieren.

Crunchyroll ist Pflichtprogramm für einen Japanisch lernenden Anime-Fan, mit seinem großen Angebot. Hatte es eigentlich für One Piece abonniert, bin jetzt aber bei Frieren und Odd Taxi hängen geblieben.

Drops of God

Eine französisch-japanische Serie, meine beiden Lieblingskulturen und Sprachen in einer Serie. Trotzdem hat es ein halbes Jahr gedauert, bis ich sie angefangen haben. Woran lag das? Ich trinke keinen Alkohol, Wein ist für mich nur eklige Plörre, Sommeliers und Önologie sind für mich Bullshitjobs für Privilegierte, die damit gerne bei Wetten Dass auftreten können. Ich muss aber auch zugeben, dass in der Naturverbundenheit, die diese Profession mit sich bringt, eine gewisse Poesie liegt, die von der Serie gut vermittelt wird. Und genau darin liegt auch ihr Reiz, neben dem komplexen Familiendrama.

Ein Vater stirbt, die entfremdete Tochter und sein bester Schüler sollen sich um dessen Vermögen (eine Weinsammlung im Wert von mehr als 100 Millionen Dollar!) duellieren. Dabei stoßen sie auf Familiengeheimnisse und eine komplizierte Vergangenheit, lernen aber auch neue Freunde kennen.

Die Schnitzeljagd am Anfang nach dem richtigen Wein macht Spaß, vor allem, weil die Figuren und Nebenfiguren interessant sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um Wein geht, Kochen, Kunst oder Krakenfieken. Wichtig ist die Leidenschaft fürs Fachgebiet, die hier mit einfließt. Doch schon bald geht es mehr um Familie und familiäre Verbindungen, mit vielen Rückblicken. Drops of God ist für mich ein Drama auf höchstem Niveau, auch wenn es mal wieder um die Befindlichkeiten von Reichen geht. Das ganze prätentiöse und dekadente Gehabe in der vorletzten Folge, wenn es um den richtigen Wein zum richtigen Sterne-Gericht geht, wirkt angesichts von Milliarden von Menschen, die immer noch hungern, peinlich und widerlich (nichts gegen gute und kunstvolle Küche). Trotzdem hat mir die Serie richtig Spaß gemacht.

Sie basiert auf der Manga-Reihe Kami no Shizuku von Tadashi Agi. Hinter diesem Pseudonym verbergen sich übrigens Bruder (Shin Kibayashi) und Schwester (Yuko Kibayashi), die Zeichnungen stammen von Shu Okimoto. Auf Englisch gibt es sie nur für den kindle (ist wohl ursprünglich bei Comixology erschienen), gedruckt nur auf Französisch, auf Deutsch leider gar nicht.

AppleTV+

Filme

Ein Herbstnachmittag (Samma no aji, 1962)

Der letzte Film von Ozu. Am Anfang dachte ich: Och nö, nicht schon wieder eine arrangierte Ehe. Erfreulicherweise geht es dann eine Weile erst mal um ganz andere Sachen, erst im letzten Drittel kehrt Ozu zu seinem Kernthema zurück, da kann er wohl nicht aus seiner Haut, denn auch dieser Film endet mit einer Hochzeit. Trotzdem unterscheidet er sich von seinen anderen Filmen. Der Krieg ist viel mehr Thema als sonst. Hier spekuliert tatsächlich jemand darüber, was hätte sein können, wenn Japan den Krieg gewonnen hätte, wenn auch nur sehr scherzhaft. Am Ende kommen sie aber zum Schluss, dass die Niederlage wohl doch ganz gut war. Auch Geld spielt eine größere Rolle. Der älteste Sohn des Vaters, der schon verheiratet ist, ist nur ein kleiner Angestellter, der abends müde nach Hause kommt und sich beim Vater Geld für einen Kühlschrank leihen muss, aber in Konflikt mit seiner Frau gerät, weil er sich auch noch Golfschläger kaufen will. Es geht immer noch um recht privilegierte Familien, ohne wirkliche Finanznöte, aber mir scheint, wir sehen hier auch die Geburt des Salaryman in Ozus Werk.

Was sich auch geändert hat, ist, dass die Leute hier vor dem betreten einer Wohnung oder eines Hauses nicht nur Anklopfen, sondern auch warten, bis sie hereingerufen werden, und nicht einfach in den Eingangsbereich treten. Und nachts wird abgeschlossen. Hat sich da was seit den 1950ern in der japanischen Gesellschaft verändert?

Alles interessante kleine Alltagsbeobachtungen, im Mittelpunkt steht aber immer noch die Familie. Hier lebt der Vater mit seiner Tochter und dem jüngsten Sohn. Die beiden Männer sind auf die Haushaltshilfe durch die Schwester angewiesen, weshalb der Vater erst gar nicht möchte, dass seine Tochter heiratet, bekommt aber mit, welch schweres Los die Tochter seines alten Lehrers gezogen hat, die dem immer noch den Haushalt schmeißt. Am Ende müssen Vater und Sohn allein überleben – eine wirklich furchtbare Vorstellung.

Ja, es ist der xte Film Ozus über das gleiche Thema, aber gerade bei diesem hier weiß ich die Variationen wirklich zu schätze, scheinen sie mir doch auch kleine Veränderungen in der japanischen Gesellschaft widerzuspiegeln, die es in früheren Filmen nicht gab.

One Armed Swordsman (獨臂刀, 1967)

One Armed Swordsman ist wohl einer der Klassiker aus dem Hause Shaw. Ich muss gestehen, ich habe ihn jahrelang mit One-Armed Boxer von und mit Jimmy Wang Yu verwechselt (gefolgt von dem Film mit der fliegenden Guillotine), der aber keine Shaw-Brother-Produktion ist. Wang Yu spielt auch hier die Hauptrolle und hat wohl aus dem einarmigen Kämpfen ein Markenzeichen gemacht. Mir hat der Film nicht so gut gefallen. Damals waren die Kämpfe top, aber heute sehen sie doch alle ziemlich künstlich aus, dauern nie lange (was eigentlich realistisch ist) und haben keine großen besonderen Merkmale. Es geht um eine Schule mit einem bestimmten Schwertkampfstil, deren Feinde eine Waffe entwickeln, um den Stil zu blockieren und den Gegner dann zu töten. Und das funktioniert jedes Mal, sehr flexibel sind die Kämpfer nicht und verfolgen ihre gelernte Technik stur bis in den Tod. Einzig die Kämpfe mit dem einarmigen Schwertkämpfer sind interessanter gestaltet. Die Story selbst gibt nicht viel her. Der Film ist okay, aber mehr auch nicht, und nur im historischen Kontext interessant. Ihm fehlt auch der Humor von Das Schwert der gelben Tigerin (siehe letzte Woche). Jimmy Wang Yu war übrigens ein zwielichtiger Geselle, der mit dem organisierten Verbrechen zu tun hatte und auch mehrfache (auch des Mordes) angeklagt wurde, aber nie verurteilt.

Der deutsche Titel ist natürlich totaler Kappes. Den Film habe ich auf Mubi gesehen. Die deutschen Untertitel dürften per Übersetzungsprogramm erzeugt worden sein. Es gibt ein Schwert, das fünf Meter lang sein soll; und ein Kämpfer geht voraus, um ihre Nummer herauszufinden. Gemeint ist die Anzahl der Gegner, nicht deren Telefonnummer.

Japanuary #1: When The Rain Falls (Yuri no Amaoto)

Hier auf dem Blog habe ich diese Woche im Zuge des Japanuary den Film When The Rain Falls besprochen. War ein durchwachsenes Erlebnis.

Meine Lektüre

Children of Paradise | Camilla Grudova

Farbiges E-Book-Cover von "Children of Paradise". Zeigt einige Sitze in einem Kinosaal, auf dem Menschen sitzen, deren Gesichter mit sonnenförmigen Kreisen ausgeblendet sind.

Nachdem ich kürzlich den Film Empire of Light gesehen habe, fragte ich nach Büchern, die in Kinos spielen und hoffte auf Titel, die mit nostalgischer Romantisierung die Magie des Kinos einfangen. Darunter dürfte Children of Paradise nicht ganz fallen. Das Buch wurde mir übrigens auf Facebook empfohlen, weder auf Mastodon noch auf Bluesky gab es auch nur einen einzigen Tipp, auf Facebook mehrere.

Die junge und leicht orientierungslose Ich-Erzählerin fängt einem Kino namens Paradise an, das zu Anfang einen verranzten Charme besitzt und noch nicht ganz Lost ist. Zögerlich freundet sie sich mit der Bande von Misfits an, die dort arbeitet und sich trotz der widrigen Umstände eine schöne Zeit machen. Doch damit ist es vorbei, als das Kino von einer Kette aufgekauft wird. Der Niedergang zum Höllenloch beginnt und zeichnet ein sehr düsteres Bild.

Grudova zeigt hier den Kinobetrieb von seiner finstersten Seite: den Kunden und Konzernen – schafft es aber trotzdem, die Liebe zum Film zu transportieren. Die 160 Seiten lange Novelle liest sich flott weg, bietet interessante Figuren und entwickelt eine weirde bis unangenehme Atmosphäre, die mich trotzdem in ihren Bann gezogen hat. Kennt ihr die beschissenste Toilette Schottlands aus Trainspotting? Das hier ist das Kino dazu, und bei der Lektüre tauchen wir tief ein.

Auf Deutsch ist das Buch leider nicht erschienen.

Viele Romane, die vorwiegend in Kinos spielen, scheint es nicht zu geben. Ich meine mich zu entsinnen, dass Hard Land von Benedict Wells so eins ist, kann mich aber nicht mehr genau an die Lektüre erinnern. Falls ihr noch Empfehlungen habt, würde ich mich freuen.

Games

Tony Hawk’s Pro Skater

Fast ein Jahr lang habe ich nichts mehr am Computer gespielt. Irgendwie hat das nicht in meinen routinierten Tagesablauf gepasst und kein Spiel hat mich neugierig genug gemacht, diesen zu ändern. Zwischen den Jahren habe ich versucht, Cyberpunk 2077 weiterzuspielen, doch da waren erst Mal 30 Gigabyte Update fällig, danach habe ich es nur durchs Tutorial geschafft, aber immerhin läuft es deutlich flüssiger als vor dem Update.

Mitte der Woche habe ich aber im Epic-Store Tony Hawk’s Pro Skater 1 u. 2 für zusammen 12 Euro entdeckt und konnte nicht widerstehen. Das war auf meiner Playstation Ende der 90er eines meiner absoluten Lieblingsspiele und ein schöner Ersatz für einen Dilettanten auf dem echten Brett. So richtig zum Skater hat es trotz einiger Bemühungen bei mir nicht gereicht. Das Spiel auf der Playstation war damals eine echte Überraschung und spielte sich ganz hervorragend (dazu der coole Soundtrack). Und was soll ich sagen, kaum hatte ich den Kontroller in der Hand, hat es wieder genauso viel Spaß gemacht wie früher. Wir hatten das damals rauf und runter gespielt. Wieder einmal war es die Nostalgie, die mich zum Spielen animieren konnte.

Worüber ich mich freue

Mein neues Kopfkissen. Die Schweißflecken auf dem alten gingen gar nicht mehr raus und die Füllung ist so verklumpt, dass ich das Kissen nachts ständig hin- und herschieben musste, um eine halbwegs bequeme Schlafposition zu finden, die mich nicht am nächsten Morgen mit Nacken- und Kopfschmerzen aufwachen ließ.

Ein weißes Kopfkissen auf einem Bett liegend, daneben der schwarze Bezug.

Politik

Die Innenminister:innen-Konferenz hat beschlossen, Menschen aus Iran wieder abzuschieben. Nach all den Berichten über systematische Menschenrechtsverletzungen, Exekutionen, sexualisierte Gewalt. Das politische Gerede in Deutschland über Menschenrechte ist keinen Pfifferling wert.

Schreibt Gilda Sahebi auf Bluesky.

Und ich kann mich ihrem Fazit nur anschließen. Dass ich das hier erwähne, liegt daran, dass jemand aus meiner Verwandtschaft in dieser Konferenz sitzt. Und deren Entscheidung ist ein weiteres Beispiel dafür, wie verkommen und verlogen unsere Politik ist.

Hier eine weitere Quelle zu der Enscheidung.