Gelesen: Der Thron von Melengar von Michael J. Sullivan

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So kann übrigens ein Rezensionsexemplar aussehen.

Der Thron von Melengar ist eine rasante Gaunergeschichte mit Fantasyelementen, die nicht versucht, mehr zu sein, als sie tatsächlich ist. Gaunergeschichten sind in der Fantasy ein beliebtes Thema. Das heißt, die Protagonisten des Romans sind Diebe, die in der Regel das ganz große Ding planen, so wie in Brandon Sandersons Mistborn oder in Scott Lynchs Die Lügen des Locke Lammora. Sullivans Buch ist da weitaus weniger ambitioniert. Die Diebe Hadrian und Royce – die unter dem Namen Riyria firmieren – sind zwar Meister ihres Fachs und begehen ein, zwei spektakuläre Einbrüche, aber ein großer Plan steckt nicht hinter der ganzen Geschichte. Vielmehr stolpern sie bei einem Auftrag in eine Falle, stehen plötzlich als Königsmörder da und begeben sich mit einem unfreiwillig entführten Prinzen auf die Flucht.

Hier geht es zur kompletten Besprechung auf dem Fantasyguide.

Aktuelle TV-Serien: Abbrüche und was ich weiterhin gucke

Agents of the S.H.I.E.L.D ist scheiße

Claudia Kern in der aktuellen Ausgabe der Geek.
Das ist doch mal ein Wort!

Ich habe mich jetzt entschlossen, einige der Serienneustarts 2013 – die nicht wirklich schlecht sind, aber so lauwarm vor sich hinplätschern, ohne Spannung zu erzeugen – abzubrechen (S.H.I.E.L.D. musste schon letztes Jahr dran glauben). Darunter:

The Blacklist„- null Spannung, nur eine gute Figur mit dem von James Spader gespielten Reddington, keine Ahnung, worauf das hinauslaufen soll.

Dracula – Steampunkdracula, ganz nett von der Idee her, bleibt aber insgesamt zu blass, auch hier kaum Spannung

Almost Human – 08/15-Procedural mit nettem Zukunftsdesign; erinnert aber mehr an die Zukunft aus den 80er Jahren. Auch hier null Spannung, da man den im Piloten angedeutet folgenübergreifenden Handlungsbogen einfach Links liegen lässt.

American Horror Story (dritte Staffel) – die erste Staffel beginnt mit grandioser Ästhetik und Kameraführung, die Story bleibt zerfahren, spannungsarm, willkürlich und ohne roten Faden.

Bei Sleepy Hollow bin ich noch unentschieden. Ist überraschend gut, tolle Haupfigur, schräger Humor, aber auch hier fehlt ein wenig die Spannung. Fiebere kaum den neuen Folgen entgegen.

Die virenverseuchte SF-Serie Helix muss sich noch deutlich steigern. Bisher wirkt es eher gurkig, da sind Effekte dabei, die sehen aus wie die Stop-Motion-Sachen aus „Evil Dead“. Und ich meine das Original von 1981!

Freuen tue ich mich hingegen auf die demnächst anlaufenden zweiten Staffeln der Mid-Season-Serien Vikings, Bates Motel und Hannibal. Bin auch sehr auf True Detective gespannt.

Aktuell sehe ich (Staffelnummer in der Klammer): Ripper Street (1), The Fear, Hell on Wheels (3), Mob City (nur 6 Folgen), The Walking Dead (4, da stehe ich wie immer kurz vor dem Abbruch), Blue Bloods (2), Ray Donovan (1)

Nachtrag: Habe meine aktuelle Lieblingsserie ganz vergessen. Die grandiose dritte Staffel von Person of Interest.

Fantasy Filmfest 2014 – die Termine

Die Termine für das Fantasy Filmfest 2014 stehen fest (nicht zu verwechseln mit den Fantasy Filmfest Nights, die im März stattfinden, aber dazu wird es noch einen extra Blogeintrag geben):

BERLIN     27. Aug – 07. Sept
FRANKFURT     28. Aug – 08. Sept
STUTTGART     03. – 14. Sept
NÜRNBERG     03. – 14. Sept
MÜNCHEN     08. – 19. Sept
HAMBURG     08. – 19. Sept
KÖLN     10. – 21. Sept

Ich habe den Eindruck, dass es immer später stattfindet. Schade, ich mochte es immer gerne im Hochsommer. Aber dieses Jahr kommt das Fantasy Filmfest für mich sehr wahrscheinlich gar nicht infrage. Seit Oktober wohne ich ja nicht mehr in der Festivalstadt Berlin, wo ich gemütlich von meiner Wohnung aus mit der U-Bahn zum Kino fahren konnte, sondern eine Stunde Autofahrt zwischen Köln und Frankfurt (wo ich früher immer aufs FFF bin). Die Verschiebung nach hinten ist auch blöd für jene, die schon ihren Urlaub für 2014 einreichen mussten.

Für dieses Jahr hatte ich geplant eine Woche nach Berlin zu fahren, mir ein Zimmer in Festivalnähe zu nehmen (um auch die Nachtvorstellungen sehen zu können) und wie immer einen einwöchigen Filmmarathon zu genießen. Leider gibt es ein paar Änderungen im Festivalablauf, die diesen Plan für mich unattraktiv machen.

Die Festivallänge wurde von 7 auf 12 Tage verlängert. Das ist mir zu viel. Eine Woche ist in Ordnung, mehr aber nicht.

Durch die Verlängerung wird es auch nur noch einen Film pro Slot geben, nicht mehr zwei. Das heißt, man hat keine Wahl mehr zwischen zwei Filmen. Da mich von den ca. 70 Filmen des Festivals nur ungefähr die Hälfte interessiert, gäbe es da für mich ziemlich viel Leerlauf zwischen den Filmen. Bisher habe ich immer pro Tag einen Filmslot als Pause eingeplant, um Essen zu gehen (mal schnell was zwischendurch reinschieben, ist nichts für mich). Manchmal kam noch einer dazu, weil mich beide Filme partout nicht interessiert haben. Da musste ich immer irgendwie die Zeit totschlagen. Bei schönem Wetter habe ich mich auf eine Bank gesetzt und gelesen, bei schlechtem ist es aber Mist.

Jeden Tag fünf Filme, und dass 12 Tage lang, wäre mir dann doch etwas zu viel. Bei 12 Tagen besteht auch die Gefahr, dass die für mich interessanten Filme z. B. an den Tagen 1 u. 2 und 9 u. 12 laufen, und dazwischen wenig Interessantes. Oder nur zwei interessante Filme pro Tag, einer um 13.00 Uhr und einer um 22.00 Uhr. Damit würden auch Tagesfahrten nach Köln wegfallen. Aber das entscheide ich, wenn das Programm steht.

Die Dauerkarten sind 40 Euro teuerer geworden und kosten jetzt 250 Euro. Die sind nur noch für Leute interessant, die alle Filme sehen wollen. Für die sind die Änderungen natürlich wunderbar, da in einer Festivalstadt alle Filme an den 12 Tagen sehen können. Für viele ist es aber uninteressant geworden, weil das Verhältnis zwischen dem Preis und der Anzahl der interessanten Filme nicht mehr passt (wobei die Filme für dieses Jahr noch gar nicht feststehen, man kann aber mit den Jahren aus Erfahrung gut abschätzen, wie viel es sein werden).

Es wird keine freie Platzwahl mehr geben (was aber, glaube ich, nicht für alle Festivalstädte gelten soll). Auch die Dauerkartenbesitzer werden zwei feste Reihen haben. Das hat Vor- und Nachteile. Mir war die freie Platzwahl immer lieber.

Vorteile: Platzreservierer, die nach Ende der vorigen Vorstellung teilweise ganze Reihen mit ihren „Badetüchern“ reservieren, habe keine Chance mehr. Nach jeder Vorstellung müssen alle raus, auch wenn man den nächsten Film wieder im gleichen Saal sieht. Dadurch landet man zwangsläufig ganz hinten in der Schlange und muss bei vollen Filmen weit vorne sitzen (was mich aber nie gestört hat, da man in den Multiplexen meist von überall noch eine ganz gute Sicht hat).

Nachteile: Dauerkartenbesitzer sind an die beiden festen Reihen gebunden. Ob jemand lieber in den ersten Reihen sitzt oder in der Mitte Links ist dabei egal. Viele haben da wie Sheldon Cooper ihren perfekten Platz, den sie immer besetzen möchten. Dauerkartler können nicht mehr mit normalen Ticketkäufern zusammensitzen, obwohl es da durchaus Schnittmengen im Freundeskreis gibt. Bei normalen Kinobesuchen finde ich feste Platzkarten gut, beim Filmfest überhaupt nicht. Da will ich in den Saal kommen, mir einen Überblick verschaffen und dann den Platz wählen. Bei Filmen mit Untertiteln sitze ich gerne etwas weiter weg, damit ich die Zeilen immer als ganzes erfassen kann, und nicht von Rechts nach Links lesen muss (bei asiatischen Filmen fehlt dafür oft die Zeit). Bei englischsprachigen Filmen sitze ich gerne weiter vorne, von wo ich zur Leinwand aufblicken kann, um ganz darin zu versinken. Ich mag es nicht, auf die Leinwand herab zu sehen.

In der Fangemeinde gehen die Meinungen bezüglich der Änderungen auseinander, wie man and er Diskussion hier z. B. sehen kann.
Wortvogel Torsten Dewi (der jedes Jahr zum FFF nach Berlin reist) stören die Änderungen z. B. gar nicht.

Ich bin mal gespannt, wie es für die Festivalmacher laufen wird. Ob sich die Änderungen bemerkbar machen. Frage mich auch, was sie sich davon versprechen? Im letzten Jahr habe ich erstmals in Berlin ein FFF ohne eine einzige ausverkaufte Vorstellung erlebt. Das könnte sich jetzt ändern, da sich die Festivalbesucher nicht mehr auf zwei Kinosäle verteilen. Könnte dadurch aber auch stellenweise sehr eng werden.

Persönlich finde ich die Entwicklung schade, da sie für mich einfach ungünstig ist. Ich gehe übrigens seit über 10 Jahren schon auf das FFF.

Epische Fantasy von Frauen (1): meine Liste + Celia S. Friedman

Adam Whitehead – einer der bekanntesten englischsprachigen Phantastikblogger – nahm einen Artikel der Fantasyautorin Foz Meadows zum Anlass eine kleine kommentierte Liste mit Autorinnen die epische Fantasy verfasst haben, anzulegen.

Waterstones ist eine bekannte britische Buchkette (besser gesagt, die britische Buchkette, andere gibt es anscheinend nicht), in deren Filialen in Glasgow und Edinburgh ich während eines Schottlandurlaubs auch schon Bücher gekauft habe (Neal Stephenson „Snow Crash“, Ian Irvine „A Shadow in the Glass“ u. Richard Laymon „The Midnight Tour“). Meadows hat dort bei einem Besuch Pappaufsteller entdeckt, die einen Überblick über die ganzen Untergenres in der Phantastik liefer, und auch wichtige Autoren auflisten. Die Betonung liegt auf „Autoren“, die Männer sind hier ebenso in der Überzahl, wie in den Führungsetagen der Top-50-Unternehmen. Irgendwie kam dann von unqualifizierter Seite die Aussage „women don’t write epic fantasy“, was Adam Whitehead zu seiner kleinen Liste veranlasst hat

Nach Lektüre dieser beiden interessanten Artikel bin ich mal meine eigenen Bücherregale durchgegangen, um zu sehen, ob sich da „binders full of women“ angesammelt haben. Die Autoren sind doch klar in der Überzahl. Vor allem die, von denen ich richtig viele Bücher habe. Deshalb werde ich hier in den nächsten Wochen die Fantasyautorinnen vorstellen, die ich gelesen oder zumindest im Regal stehen habe. Bevor es mit einer Besprechung von Celia S. Friedmann losgeht, hier die Autorinnen, deren Werke ich mein Eigen nenne:

Celia S. Friedmann – Kaltfeuerreihe (7 Bücher)
Ursula K. Le Guin – Erdsee (Sammelband aus 3 Büchern)
C. J. Cherryh – Morgaine-Zyklus (Sammelband aus 3 Büchern)
Margerete Weis – Die Chronik der Drachenlanze (6 B.); Die Legende der Drachenlanze (6 B.); Stein der Könige (3 Bücher); Himmelsstürmer
Kristine Kathryn Rusch – Das Buch der Fey (nur 2 von 10 Büchern, war nicht so mein Fall)
Micha Pansi – Der fünfte Stein (Sammelband aus 3 Büchern)
Barbara Hambly – Winterlands (3 Bücher, u. a. „Der schwarze Drache“)
Janny Wurts – Der Fluch des Nebelgeistes (3 Bücher); einige Kelewanbücher mit Feist
Maggie Furey – Schattenbund (3 Bücher)
Jacqueline Carey – Kushiel Band 1: Das Zeichen (1 von 3 Büchern)
Anne Bishop – Die schwarzen Juwelen (nur 1 von 8 Büchern)
Glenda Noramly – Die Fährte des Blinden
Megan Whalen Turner – Die Legende von Atollia (1 von 4 Büchern)
Lorna Freeman – Grenzlande (1 von 3 Büchern)
Lois McMaster Bujold – Chalions Fluch
Kate Elliot – Sternenkrone (2 von 6 Sammelbänden)
Kristen Britain – Reiter-Trilogie (1 von 4 Büchern, Verlage sollten echt vorsichtig damit sein, Fantasyreihen voreilig als Trilogie zu bezeichnen)
Steph Swainston – Komet

Wie gesagt, die Anteil an Autorinnen, die epische Fantasy oder ähnliches Schreiben, ist in meiner Büchersammlung verschwindend gering. Deshalb habe ich mir vorgenommen, in den nächsten Monaten hauptsächlich „epic fantasy“ von Frauen zu lesen, und hier einige der Werke vorzustellen.

Den Anfang macht eine (sehr kurze) Besprechung von Celia Friedmans „Festung der Nacht“, die ursprünglich vor c. a. 10 Jahren bei X-Zine.de erschienen ist. Ich habe damals alle 7 Bände rezensiert, aber da die anderen Rezis spoilern, sollte man nur die zu Band 1 lesen, wenn man die Reihe nicht kennt. Kaltfeuer gehört übrigens zu meinen Lieblingsreihen in der Fantasy.

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Wir befinden uns auf dem Planeten Arna, eine Welt, in der Alpträume Realität werden.

Denn Arna ist durchdrungen von Fae, einer Substanz, die man am ehesten mit Magie vergleichen kann. Durch das Fae, werden, vor allem nachts, die schlimmsten Vorstellungen der Menschen Wirklichkeit. Dämonen, Monster, ekliges Gewürm und andere Untiere suchen die menschlichen Siedlungen heim. Eine dieser Siedlungen ist die Stadt Jaggonath. Hier treffen wir auf den Priester Damien Kilcannon Vryce, der kein gewöhnlicher Geistlicher ist, sondern ein mächtiger Krieger, der in der Lage ist Fae zu manipulieren. In Jaggonath lernt er die Adeptin Cianni kennen, die das Fae meisterlich beherrscht. Kurz darauf wird Cianni von den Rakh angegriffen, der zweiten intelligenten Spezies auf Arna. Die Rakh stehlen Cianni etwas überaus Wichtiges und so kommt es, dass Damien zusammen mit Cianni, ihrem Freund Senzei und dem mysteriösen und zwielichtigen Gerald, sich auf die Jagd nach den Rakh begeben. Ihre Reise führt sie, in bisher, fast unerforschte Gebiete des Planeten. Unter anderem in den unheimlichen, alptraumhaften „Wald“, über den der grausame Jäger herrscht. Eine Person, die im Verlauf des Romans, eine wichtige Rolle übernimmt.

Sehr positiv überrascht hat mich das Cover, dass im Manga-Stil gestaltet wurde und hervorragend zum comichaften (oder bildlichen) Schreibstil von Celia S. Friedmann passt. Um die Verkaufchancen zu steigern, hat man wohl aus Celia kurzerhand C. gemacht, so dass nicht mehr auf Anhieb zu erkennen ist, dass das Buch von einer Frau geschrieben wurde.

Einziger Kritikpunkt ist, die Aufteilung in zwei Bände. Der 1991 im Original als „Black Sun Rising“ erschienene Roman, kommt im Knaur Verlag als „Festung der Nacht“ und „Zitadelle der Stürme“ heraus. Zwei (in Deutschland wohl vier) weitere Bände sollen noch folgen.

C. S. Friedmann ist es gelungen, eine faszinierende Welt zu erschaffen, die sich positiv vom üblichen Fantasy-Einheitsbrei abhebt. Die Figuren sind nicht die typischen unbesiegbaren Helden, sondern Menschen mit Schwächen, die gerade deswegen, äußert sympathisch wirken.

Gerald Terrant (Mensch? Dämon?), ist ein faszinierender Antiheld, hinter dem einiges mehr steckt, als er vorgibt. Die Figur des Gerald hat in mir zwiespältige Gefühle geweckt, obwohl er nicht gerade politisch und moralisch „Korrekt“ handelt, bin ich von im total fasziniert und er ist meine Lieblingsfigur in diesem Buch.

Die voller Wunder steckende Welt Arna, mit all ihren Eigenheiten, hat mich gleich zu Beginn in ihren Bann gezogen. Die Geschichte wird durchweg so spannend erzählt, dass ich das Buch an einem Stück durchgelesen habe.

 

Nachtrag: Martha Wells mit „Necromancer“ vergessen.

Aktuelles: Phantastische Netzstreifzüge 2

Oder Prokrastination 2 😉

Der lesenwerte Blog Lake Hermanstadt liefert einen interessanten und detailliertenl Einblick in die amerikanische Phantastikszene bzw. deren Streitereien. Hauptsächlich geht es wohl um alternde Phantasten die dem Golden Age nachtrauern und eine Welt nicht mehr verstehen, in der es Gegenwind für die Veröffentlichung sexistischer Altherrenfantasien gibt. Darunter einige renommierte Science Fiction Autoren, deren Zukunftsvisionen in diesem Kontext doch ziemlich altbacken erscheinen.

Dazu liefert Autor Anubis auch eine interessante persönliche Analyse der Situation bzw. eines ganzen Phänomens in Bezug auf Genrebewusstsein (speziell im Fandom und bei Autoren).

Mein Golden Age der Fantasy sind übrigens die 80er und 90er Jahre mit der klassischen Epic Fantasy von Feist, Eddings, Salvatore usw. – was wohl meinem Jahrgang geschuldet ist (bin etwas jünger als Robert Silverberg).

Die im Eintrag erwähnten Abwehrreflexe des Fandoms bzw. der Genreszene konnte man bei uns ja jüngst in den Reaktionen auf den FAZ-Artikel von Günter Hack beobachten.

Zum Schluss muss ich noch gesetehen, dass ich die „chainmail-chicks-Cover“ und „mock-Frazetta covers featuring muscular, barechested northern-barbarian types rescuing similarly muscular barechested damsels from assorted monsters“ der 60er und 70er immer gemocht habe.

Buchempfehlung:

Colophonius hat auf der Bibliotheka Phantastika ein Buch („Königsblut“ von Daniel Abraham a.k.a. Hanover) rezensiert, das so gar nicht zur obigen Diskussion passt, und das ich auch zu Beginn des Jahres gelesen habe. Da ich mich ihrer Meinung voll anschließen kann, spare ich mir meine eigene Meinung dazu und verlinke auf die gelungene Rezi.

Gelesen: „Bretonische Brandung“

Gelesen: „Bretonische Brandung“ von Jean-Luc Bannalec

 
Der eigentliche Kriminalfall ist völlig unwichtig. Der ist einfach nur ein Grund, den Monsieur le Commissaire vom exzessiven Konsum seines geliebten Cafés abzuhalten. Aber auch nur ein bisschen. Im Helikopter und im Boot lässt sich schlecht ein Tässchen trinken, aber ansonsten strebt der griesgrämige Ermittler sämtliche potentielle Quellen auf den Glenans – einer kleinen unwirtlichen Inselgruppe im Atlantik – an und richtet sich dort häuslich ein. Währenddessen telefoniert, redet und flucht er ständig mit Verdächtigen und Kollegen (nur nicht mit dem Präfekten, der wird ignoriert). Kraft erhält er dabei auch durch die unersetzliche Nolwenn, die stets das Schlimmste (das er durch sein unwirsches Verhalten heraufbeschwört) abwendet. Als Leser begleitet man den Kommisar bei einer informativen und kulinarischen Reise durch die Bretagne. Das ist weder spannend noch intelligent gemacht, aber höchst unterhaltsam.

Aktuelles: Phantastische Netzstreifzüge

Das bisherige Jahr 2014 ist für mich wenig produktiv verlaufen, da ich jetzt schon zweimal von einer starken Erkältung lahmgelegt wurde. Fürs Surfen im Internet haben die verbliebenen kognitiven Fähigkeiten aber gerade noch so gereicht. In diesem Eintrag stelle ich ein paar der Sachen vor, die ich am interessantesten finde, bzw. die meine Zeit am meisten gefressen haben.

Ich bin ja regelmäßig in diversen Foren unterwegs. Während im Horrorforum sowie bei SF-Netzwerk und SF-Fan.de  momentan größtenteils tote Hose herrscht oder mich die Themen nicht interessieren, gab es bei der Bibliotheka Phantastika einige interessante Diskussionen.

Z. B. über die Frage, ob in der Fantasy mehr deutsche Autoren gewünscht werden, oder man lieber Übersetzungen haben möchte: http://www.forumos.net/index.php?page=Thread&threadID=2892
Der Trend in den Verlagsvorschauen für Fantasy und Science Fiction ist eindeutig. Die Übersetzungen gehen rapide zurück. Die Zahl der interessanten ausländischen Titel, die nicht übersetzt werden steigt. In der Fantasy setzt man stattdessen auf deutsche Autoren, die harmlose und austauschbare Konfektionsware nach Vorgaben der Verlage schreiben (gibt natürlich auch positive Ausnahmen). In der Science Fiction verpasst man einfach alten Titel neue Cover und bringt sie neu raus.

Es geht auch ausführlich darum, was ein Übersetzer so verdient. Einige Insider, die noch mehr reingefallen sind, als ich, geben da ernüchternde Einblicke in trostlose Zahlen und Perspektiven, die sich durch die oben genannte Entwicklung noch verschlimmern. Ob das jetzt nur für die Phantastik gilt, weiß ich aber nicht.

Parallel dazu wurde auch diskutiert, was ein Fantasyautor so verdient: http://www.forumos.net/index.php?page=Thread&threadID=2887

Und ausgehend von einem Artikel im Literaturcafé habe ich kürzlich gefragt, ob es noch richtige Schurken in der Fantasy gibt: http://www.forumos.net/index.php?page=Thread&threadID=2912

Freund und Übersetzerkollege molosovsky – die deutsche Lichtgestalt der rebellischen Phantastik 😉 –  hat ein Gespräch, das 2012 mit Terry Prattchet geführt wurde, übersetzt und in seinem lesenswerten Blog online gestellt: http://molochronik.antville.org/stories/2188560/

Eine weitere Übersetzerkollegin (Simone Heller) hat eine sehr schön gestaltete Homepage mit lesenswertem Blog an den Start gebracht: http://www.simone-heller.de/epiblog/

Zur Frage, was Autoren so verdienen, hat der Berliner SF-Autor Thomas Elbel einen interessanten Artikel über seine erste Erfahrung als Selbspublizierer geschrieben: http://lars-sobiraj.de/von-einem-der-auszog-ganz-allein-ein-buch-zu-veroeffentlichen/

Der Autor, der zuvor zwei Bücher bei Piper veröffentlichen konnte, liefert dabei eine exakte Kostenaufstellung, die einen Eindruck vermittelt, was die Herstellung eines professionellen Buches kosten kann.

In der FAZ fordert Günter Hack eine neue Science Fiction. Da die FAZ nicht möchte, dass man sie zitiert und einen deswegen auch gerne verklagt, werde ich hier nicht direkt auf den Artikel verlinken, sondern auf eine Seite, wo man den Link zum Artikel findet. Bin mal gespannt, ob man den im Netz verklagungsfrei diskutieren kann.

Nachtrag (ganz vergessen): auf den Artikel von Hack hat übrigens Stefan Holzhauer von  Phantanews eine sehr eloquente und charmante 😉 Entgegnung verfasst: http://phantanews.de/wp/aartikel/rant-wir-brauchen-keine-neue-science-fiction-die-ist-laengst-da/

So ganz verstanden hat er den Text von Hack aber anscheinend nicht:

Da­niel Sua­rez bei­spiels­weise. Über­wa­chung, Droh­nen, Kampf­ro­bo­ter, Ein­schrän­kung der Men­schen­rechte, Tech­no­lo­gie au­ßer Rand und Band. Es ist al­les da.

Genau das will Hack ja nicht mehr lesen, weil es schon Realität ist. Aber Suarez geht „Darknet“ trotzdem weiter, in dem er eine alternatives Gesellschaftsmodell vorschlägt, und auch, wie es erreicht werden kann.

Fortsetzung folgt …

Falls jemand interessante Tipps hat (auch englischsprachige), immer her damit!

Buchempfehlung: „Blood Song“ von Anthony Ryan

Demnächst wird es hier wieder neue Einträge geben, heute verweise ich aber nur auf eine aktuelle Rezension, die ich für den Fantasyguide geschrieben habe.

Aber! Was dieses Buch vom üblichen Fantasyeinheitsbrei abhebt, ist der Erzähler Anthony Ryan. Der versteht sein Handwerk ausgezeichnet, schreibt immer direkt auf den Punkt, ohne große Abschweifungen, ohne Ausschmückungen und stilistische Spielereien. Gleichzeitig gelingt es ihm, dieser Geschichte, die in einer harten und erbarmungslosen Welt spielt, Herz und Wärme zu verleihen. Denn trotz der gnadenlosen Ausbildung im Kampfinternat, trotz tödlicher Prüfungen in der Wildnis, wachsen die jungen Ordensbrüder zu einer verschworenen Gemeinschaft heran, die füreinander einsteht, und diesem Buch einen emotionalen Kern verleiht.

Hier geht es zur kompletten Besprechung: http://www.fantasyguide.de/13419/

Phantastische Neuerscheinungen im Februar 2014

Die Seite SF-Signal stellt jeden Monat eine Liste (inklusive Cover) mit den kommenden phantastischen Neuerscheinungen auf dem amerikanischen Markt vor. Ist eine ganze Menge Zeug, was da so pro Monat erscheint. Sind natürlich viele Fortsetzungen und auch einige Neuauflagen dabei, aber auch viel Neues. Für Deutschland gibt es eine solche Übersicht leider nicht.

Was mich von den Neuerscheinungen im Februar interessiert:

Hier ist zwar der dritte Teil in der Liste, der hat mich aber auf Teil 1 „Cast of Stones“ (The Staff and the Sword) von Patrick W. Carr neugierig gemacht. Das liest sich nach richtig schöner 80er Jahre Fantasy.

Was mich auch interessiert:

The Winter People “ von Jennifer McMahon. Scheint ein unheimliche Rechercheroman zu sein. Da hätte ich mal wieder Lust drauf.

The Waking Engine “ von David Edison. Die Idee erinnert an den Flußweltzyklus von Phillip Jose Farmer – nach jedem Tod wacht man in einer anderen Welt auf. Bin gespannt, was Edison aus dieser Idee macht.

Three Princess “ Ramona Wheeler. Alternativweltszenario, in der antike Imperien wie das Ägyptische Pharaonenreich überdauert haben.

Skeptisch bin ich bei „Influx “ von Daniel Suarez. Nach seinem genialen Debüt „Daemon/Darknet“, hat er mit „Kill Decision“ eher enttäuscht

 

TV-Tipp: Die Entwicklung der Superheldencomics

Auf Arte lief gestern Teil 1 von 3 einer exzellenten Doku über die Entstehung und Entwicklung der Superheldencomics, die auch die Veränderungen in der amerikanischen Gesellschaft widerspiegelt. Vor dem 2. Weltkrieg waren die Comics thematisch viel kontroverser und härter. In den ersten Geschichten von Superman (in Action Comics Nr. 1) geht es um Gewalt gegen Frauen und einen Verschwörung des militärisch-industriellen Komplexes. In Wonder Women gibt Bondage und insgesamt war alles ziemlich brutal (leider auch rassistisch). Nach dem Krieg schlugen dann die Tugendwächter zu und wie in der Filmindustrie mussten sich die Verlage einem moralischen Kodex unterwerfen. Hatten einst 90 % aller US-Kinder Comics gelesen, gingen die Verkäufe nun drastisch zurück. Die Superhelden, die im Krieg noch zu Propagandazwecken kämpften, wichen zunächst Horror und Krimigeschichten, nach der Moralinvasion dann dem Western.

Superman wurde vor einem Untersuchungsausschuss (unamerikanische Umtriebe und so ein Unsinn) tatsächlich vorgeworfen, ein Abbild des Naziübermenschen zu sein, und auf seiner Brust fehle nur noch das zweite S. Da war wohl entfallen das Superman und die meisten Superhelden (auch Captain America) von jüdischen Autoren und Zeichnern geschaffen worden sind. Viele von denen kommen in der Sendung auch zu Wort.

Hier geht es (bis zum 3. Februar) zur Sendung: http://www.arte.tv/guide/de/048390-001/superheroes-1-3?autoplay=1