Meine Lektüre Oktober 2015

52. Walter Moers – Kleines Arschloch
53. Brett J. Talley – That Which Should Not Be
54. Anthony Ryan – Der Herr des Turmes (Rabenschatten 2)
55. Riffel/Mamzcak – Das SF Jahrbuch 2015
56. Brian Keene – Ghoul
57. James Herbert – The Secret of Crickley Hall
58. Ray Bradbury – Halloween

Walter Moers – Kleines Arschloch

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Nach vielen Jahren mal wieder aus dem Regal genommen, erheitern mich die fröhlichen Erzählungen des kleinen Wonnepropens mit Sinn für politische Korrektheit, seinem einnehmenden emphatischen Wesen und dem politischen Engagement, noch genauso wie damals. Genau der richtige Pausensnack zwischen stressigen Arbeitseinheiten.

Brett J. Talley – That Which Should Not Be

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Bedient sich inhaltlich schon stark bei einigen Klassikern wie Lovecraft und Bloch, und in Kombination mit dem trashigen Cover hatte ich stilistisch eher etwas Richtung Heftroman vermutet. Tja, so kann man sich täuschen, denn Talley ist ein exzellenter Autor mit einem ganz wunderbar eleganten Stil, bei dem sprachlich alles passt, und der mit seinem breiten Wortschatz und der stets richtigen Wortwahl eine sehr dichte und unheimliche Atmosphäre erschafft. Einzig die Namenswahl ist etwas plump ausgefallen. Die Äbtissin des unheimlichen Klosters in den sturmumtosten Karpaten heißt tatsächlich Batory, und, man ahnt es schon, der Name verheißt nichts Gutes.

In der Rahmenhandlung geht es um einen jungen Studenten an der Miskatonic University (damit ist klar, wer das große Vorbild ist), der ein obskures Buch beschaffen soll. Dabei stößt er in einer zwielichtigen Kneipe auf eine illustre Runde, die ihm im Laufe des Abends vier sehr unterschiedliche, unheilvolle Geschichten erzählt, die aber alle etwas mit der Rahmenhandlung zu tun haben. Es gibt keine Jahrsangaben, aber im Laufe der Geschichten kann man sich zusammenreimen, dass die Handlung einen Zeitrahmen vom Ende des amerikanischen Bürgerkriegs bis zur Jahrhundertwende überspannt.

Wie geschrieben, die einzelnen Geschichten und die Rahmenhandlung sind nicht unbedingt originell, aber Talley ist ein so toller Autor mit einem packenden, eleganten Stil, dass die Lektüre ein großes Vergnügen war.

Ist mir ein Rätsel, warum ein so gut schreibender Autor noch nicht auf Deutsch erschienen ist. Wenn ich mir ansehe, was da teilweise für mittelmäßige bis schlechte Schreiber bei Festa und Co. erscheinen …

Anthony Ryan – Der Herr des Turmes (Rabenschatten 2)

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Meine ausführliche Besprechung kann man auf Fantasyguide.de nachlesen.
Riffel/Mamzcak – Das Science Fiction Jahrbuch 2015

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Meine ausführliche Besprechung kann man hier nachlesen.

Brian Keene – Ghoul

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Stimmungsvoller Coming-of-Age-Horror, der in den 80er Jahren spielt und viele Reminiszenzen an die damalige Popkultur enthält. Nicht so komplex und tiefgehend wie die offensichtlichen Vorbilder Es von Stephen King und Sommer der Nacht von Dan Simmons, mehr eine Hommage an den B-Horrormovie der damaligen Zeit. Die drei jungen Hauptfiguren sind aber trotzdem sehr gut beschrieben. Der Spannung abträglich ist allerdings, dass Keene die Karten bezüglich des Monsters von Anfang an auf den Tisch legt und den Leser sogar an dessen Gedanken teilhaben lässt. Damit gibt es dann kein großes Geheimnis mehr zu lüften. Trotzdem hatte ich (gerade in der Woche vor Halloween) viel Spaß mit dem Buch. Ach ja, darum geht es: Monster unter dem Friedhof.

James Herbert – The Secret of Crickley Hall

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Noch mehr Halloween-Lektüre. Ein über 600 Seiten starker Haunted-House-Roman von James Herbert, den ich innerhalb weniger Tage weggelesen habe, obwohl er jetzt nicht unbedingt flott oder superspannend inszeniert ist. Es handelt sich eher um ein ruhiges Charakterdrama einer junge Familie, die ein Jahr nach dem Verschwinden ihres kleinen Sohnes für eine Weile in ein unheimlich wirkendes Herrenhaus auf dem Land (bzw. an der Küste) einkehrt, wo sich schon bald ungewöhnliche Ereignisse häufen. Gehört zum Spätwerk des 2013 verstorbenen Herberts und ist nicht sein erster Haunted-House-Roman. Er kennt sein Genre und die Klischees, nutzt sie aber geschickt und spielt mit ihnen. Das ist das genaue Gegenteil von Keene: gediegener britischer Grusel, mit viel historischem Backround, ausgezeichnet ausgearbeiteten Figuren, einem stimmungsvollen, wenn auch sehr ausschweifenden Stil und zu keiner Zeit langweilig, auch wenn die großen Überraschungen ausbleiben. Hätte ruhig 100 Seiten kürzer sein können.

Ray Bradbury – Halloween

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Dieses Buch, das ich vor Jahren schon einmal gelesen habe, empfehle ich jedem, der sich über dieses Kommerzfest aus Amerika aufregt, das nichts mit unserer Tradition zu tun habe. Mit rasantem Tempo und in elegantem Stil nimmt Bradbury die acht jugendlichen Helden und die Leser auf eine Reise durch die Menschheitsgeschichte und die Bedeutung des Totenfestes mit – Station macht er dabei im alten Ägypten, bei den Kelten in Irland, im mittelalterlichen Europa und beim Día de los Muertos in Mexiko. Eine höchst unterhaltsame und gewitzte Geschichte, die wie im Flug vergeht und uns z. B. zeigt, dass man auch in Griechenland schon vor Jahrhunderten am Tag der Toten Essen vor die Tür gestellte, damit die Toten was zu knabbern haben. Die bei Diogenes erschienene Übersetzung von Dirk van Gunsteren liest sich übrigens ausgezeichnet.
In der nächsten ausführlichen Buchbesprechung geht es dann nach Südafrika.

Ein Gedanke zu “Meine Lektüre Oktober 2015

  1. Bradburys HALLOWEEN-Bildungsroman ist eins meiner Lieblingsbücher, und ich halte das auch gern hoch, wenn mal wieder jemand über das „Kommerzfest“ hochnäselt.

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