Seit ich lesen kann, lese ich Bücher. Und seitdem sammel ich sie auch. Inzwischen sind es zwischen 1.000 und 2.000 Bücher – bin zu faul, sie noch zu zählen. Unter diesen über tausend Büchern befinden sich ca. 100 bis 200 die ich noch nicht gelesen habe (die Dunkelziffer könnte durchaus höher liegen). Und es gibt ca. 50 Bücher, die ich irgendwann einmal angefangen, aber aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr weitergelesen habe. Die stehen kreuz und quer über meine Bücherregale verteilt und sind echte Fundgruben, was Lesezeichen angeht.
In vielen davon befinden sich ganz normale Lesezeichen, die man in der Buchhandlung beim Bücherkauf beigelegt bekommt, aber manchmal sind mir die Dinger ausgegangen, und ich habe alles als Lesestandmarkierung genommen, was mir in die Finger fiel (denn Eselohren gehen gar nicht, und mir die Seitenzahl einfach merken funktioniert manchmal und manchmal nicht).
Als ich 1999 meinen Zivildienst beendet habe, sollte ich meinen Zivi-Ausweis abgeben, damit ich mich auch ja nicht kostenlos (oder zu reduziertem Preis) ins Schwimmbad schleiche. Der Personalchef damals war ein echter Vollidiot, der uns Zivis das Leben schwer gemacht hatte. Jedenfalls konnte ich meinen Ausweis nicht mehr finden, was merkwürdig war, weil ich in der Regel nichts verliere. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Schlüssel verloren, und auch kein Handy oder sonstige Wertgegenstände. Ich vergesse höchstens einmal, wo ich Sachen hingelegt habe. Als ich ihn dann 10 Jahre später in einem Buch wiederfand, war es wohl etwas zu spät, den Ausweis zurückzuschicken.
In dieser Artikelserie begebe ich mich auf Entdeckungsreise durch die unendlichen Weiten und Welten meiner Büchersammlung. Ich bin selbst ganz neugierig, was dabei so alles ans Licht kommt. Zu jedem Fundstück und Buch werde ich eine kleine Geschichte erzählen.
Als mich in den Weihnachtsferien ein ungewohnter Energieschub überkam, habe ich einen Teil (zwei Regale) meiner Büchersammlung abgestaubt. Die Bereiche Horror/Thriller und Science Fiction. Dazu habe ich jedes einzelne Buch aus dem Regal genommen und in dem geöffneten Fenster des Nachbarzimmers ordentlich abgewischt. Dabei entdeckte ich ein Lesezeichen in meiner Ausgabe von 1984 und mir fiel ein, dass ich ja mal eine Reihe mit dem Titel Lesezeichenarchäologie hier auf dem Blog gestartet hatte. Nun also, drei Jahre später, Teil drei:
Das Lesezeichen
Das Lesezeichen ist eine Konzertkarte für das Rammstein-Konzert in Koblenz anlässlich der Veröffentlichung ihres zweiten Albums Sehnsucht, mit dem ihnen der Durchbruch gelang. Wenn ich mich recht entsinne, kam der Erfolg bereits mit den beiden Vorabsingles Engel und Du Hast, die zu Beginn des Jahres 1997 mit Musikvideos veröffentlicht wurden. Das Album erschien dann im Sommer/Spätsommer?, die Tour begann im Herbst.
Das Konzert fand am 13.10 statt, einen Tag nach meinem 18. Geburtstag. Damals besuchte ich die Zimmermansche Wirtschaftschule in Koblenz, um einen Abschluss als Staatlich geprüfter kaufmännischer Assistent im Bereich Datenverarbeitung zu machen. In Wirklichkeit bin ich (wie so viele) nur auf die Schule, weil ich einen schlechten Realschulabschluss gemacht und keinen Bock auf eine Lehre hatte.
Einen nicht unbeträchtlichen Teil dieser Schulzeit haben wir in der benachbarten Kneipe am Billardtisch und dem Dartautomaten verbracht. Das Etablissement öffnete bereits morgens um 7.00 Uhr, lag in einer Parallelstraße und war ein beliebter Treffpunkt unter jenen Schüler, deren Busse nur zur ersten und zur dritten Stunde fuhren. Hatte man nur die erste Stunde frei, musste man irgendwo die Zeit totschlagen. Und das war verführerisch, nahte die zweite Stunde, fiel es uns oft schwer, die Kneipe in Richtung Schule zu verlassen. Wollte keiner mit mir zusammen schwänzen, bin ich alleine in die Buchhandlungen von Koblenz gegangen und habe nach spannenden Büchern gestöbert.
Rammstein kannte ich allerdings schon vor ihrem Durchbruch, durch David Lynchs Lost Highway, der 1997 in die Kinos kam, dessen Soundtrack ich mir aber schon im November 1996 vor dem Kinostart gekauft habe, weil dieser von Trent Reznor produziert wurde, dessen Nine Inch Nails damals meine Lieblingsband waren. Und auf diesem Soundtrack waren Rammstein mit Heirate Mich und Ramstein vertreten. Ich war sofort hin und weg von der Musik, die so ganz anders war, als alles, was ich bis dato gehört hatte. Das Debütalbum lief dann bei mir die nächsten Monate rauf und runter.
Der 13.10. 1997 war ein Montag, ich vermute, dass mich jemand von meinen Eltern zum Konzert gefahren hat, den Führerschein habe ich erst am 23.12. 1997 gemacht. Ich weiß noch, dass im Vorfeld etwas Enttäuschung herrschte, weil die Oberwerthalle in Koblenz zu klein für die komplette Pyro-Show von Rammstein war. Das Konzert war trotzdem super. War allerdings auch mein letztes Konzert der Band, und nach Sehnsucht habe ich mir auch kein weiteres Album gekauft. Gelegentlich höre ich Rammstein noch ganz gerne, aber eine All-Time-Lieblingsband wie Nine Inch Nails ist sie nicht geworden.
Das Buch – 1984
Zuerst hatte ich den Film mit John Hurt gesehen, das Buch kam dann wohl auch 1997 dazu, für 50 Pfennig gebraucht in der Gemeindebücherei Hilgert gekauft. Wie mir das Lesezeichen mitteilte, bin ich nur bis Seite 131 gekommen. Warum ich die Lektüre damals unterbrochen habe, kann ich nicht mehr sagen. Jedenfalls habe ich als großer Science-Fiction-Fan nie den großen Klassiker der SF-Literatur zu Ende gelesen. Und ehrlich gesagt habe ich es auch nicht vor. Das Buch ist so omnipräsent, wenn es um Überwachung und Unterdrückung von staatlicher Seite geht, dass es mir jegliche Lust darauf vergangen ist.