Lesesplitter Mitte März 2017

Momentan komme ich recht oft zum Lesen, schon 15 Bücher habe ich in diesem Jahr geschafft. Abgebrochen nur eins:

Ein ganzes Halbes Jahr von Jojo Moyes. Die Geschichte finde ich ja ganz nett und die Hauptfigur mit ihrer antriebslosen Orientierungslosigkeit sehr sympathisch, aber sprachlich plätschert mir das in der deutschen Übersetzung zu farblos vor sich hin (ich vermute mal, im Original ist es änlich). Da bin ich wohl in der Minderheit, wenn man sich den großen Erfolg des Buchs ansieht, dabei lese ich sonst ganz gerne in diese Richtung (z. B. Anna McPartlin oder Kathrine Scholes), aber dieses Werk konnte mich nicht packen.

Und über Die Überfahrt von Mats Strandberg kann ich noch nichts schreiben, da es sich um das Vorabexemplar eines Titel handelt, der erst Ende Mai erscheinen wird.

Richtig begeistert bin ich von Pages for You von Sylvia Brownrigg (dt. Geschrieben für dich), auf das mich Frank Duwald mit seiner Rezension aufmerksam gemacht hat, und der ich mich nur anschließen kann. Die wunderbar einfühlsam geschilderte Geschichte der Liebe zwischen einer Studentin und ihrer Tutorin. Und einem Roman, dessen Haupfigur Flannery heißt, kann ich gar nicht widerstehen. Ganz toll!

Andrzej Sapkowski – Das Erbe der Elfen

Ist nach den beiden Kurzgeschichtenbänden (Der letzte Wunsch und Das Schwert der Vorsehung) der erste Roman um den Hexer Geralt (den die Meisten inzwischen vermutlich durch die grandiose Computerspielumsetzung kennen) und seine Mündel Ciri. Man merkt dem Buch durch seine Episodenhaftigkeit noch an, dass Sapkowski den Sprung von lose zusammenhängenden Kurzgeschichten zum Roman mit geschlossener Handlung noch nicht ganz vollzogen hat, was das Buch aber keineswegs weniger empfehlenswert macht. Mit viel Humor und Scharfsinn erzählt der Autor in gemächlichem (aber nie langweiligem) Tempo die Geschichte von Ciris Ausbildung und den ganzen politischen Akteuren, die hinter ihr her sind, weil sie im Spiel um Krieg und Frieden eine wichtige Rolle spielen soll. Habe ich mit großem Vergnügen gelesen, da es eine willkommene Abwechslung zu den üblichen Fantasyerzählern bietet. Die Übersetzung von Erik Simon liest sich wie immer augezeichnet und trifft wunderbar den etwas altmodischen Erzählstil des Autors.

H. P. Baxxter äh Lovecraft – Der Fall Charles Dexter Ward (oder Providence sucht den Supernekromanten)

Einer der Klassiker der Horrorliteratur vom vermutlich einflussreichsten Horrorautor aller Zeiten, in einer wundervollen Neuübersetzung von Andreas Fliedner, in der einfach jedes Wort passt, die ganz hervorragend den etwas altmodischen Berichtsstil trifft, ohne dabei aber antiquiert und langweilig zu klingen. Die Neuausgabe von Golkonda enthält auch knapp zweihundert Anmerkungen in Fußnoten vom Lovecraftexperten S. T. Joshi, sowie Fotos von den Schauplätzen in Providence.

Meine aktuelle Lektüre ist Mortal Engines von Phillip Reeve, das mich nach 30% schon schwer begeistert. Nebenher lese ich noch diese Anthologie mit Abenteuergeschichten, die hauptsächlich aus der Pulp-Ära stammen:

Lesesplitter Mitte November

Ich klau mir mal diesen Titel und das Konzept ganz frech bei meinem Bloggerkollegen und Mitphantasten Oliver Naujoks und seinem sehr lesenswerten (wenn auch namenstechnisch etwas faulen) Blog Oliblog. 😉

Zuletzt fertiggelesen habe ich New Sol von Margarete Fortune, einem Science Fiction Roman, der bei Bastei Lübbe erschienen ist. Damit habe ich jetzt nach Heyne (Rachel Bach), Knaur (Julia Lange) und Fischer Tor (Becky Chambers), aus jedem aktuellen Phantastikprogramm der großen Publikumsverlage jeweils ein Buch von Autorinnen gelesen (siehe Wo sind die Frauen). Piper und Blanvalet haben da nichts im Angebot, was mich reizt. Wie auch, bei Piper gibt es bei 26 Titeln nur drei von Frauen, und die interessieren mich nicht (Romantasy usw). Ebenso wie die drei von 16 Titeln bei Blanvalet.

Was noch auf meiner Leseliste steht, sind Vektor von Jo Koren (Atlantis), Der Winterkaiser von Kathrine Addison (Fischer Tor) und Die Magier ihrer Majestät von Zen Cho (Knaur). Aber vermutlich werde ich nicht einmal die Hälfte davon schaffen, und wenn auch erst im nächsten Jahr. Wer meinen Blog und die vielen Besprechungen zu zeitgenössischen Büchern französischer Autorinnen gelesen hat, mag mitbekommen haben, dass mich die Phantastik aktuell nicht so anspricht und meine Interessen gerade woanders liegen.

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Nichtsdestotrotz habe ich kürzlich New Sol von Margarete Fortune gelesen, das mir mit freundlichen Grüßen der Übersetzerin Kerstin Fricke ins Haus flatterte. Mit seinen 360 Seiten und dem flüssigen Stil der Übersetzung ist das auch schnell gelesen. Es geht um Lia Johnson, die nach zwei Jahren in einem Kriegsgefangenenlager wieder freikommt und auf die Weltraumstation New Sol verfrachtet wird, wo sie feststellt, dass sie eine lebende Bombe ist und der Countdown unbarmherzig tickt.

Nach der Inhaltsangabe hatte ich mit einem rasanten und knallharten Thriller, so was wie 24 im All, gerechnet, nicht mit einem Jugendbuch, dass sich vor allem auf das Innenleben und die Beziehungen der erst 16-jährigen Protagonistin Lia konzentriert. Wobei das keine negative Überraschung war. Den Lias Suche nach Identität wird einfühlsam und keineswegs langweilig geschildert. Und am Ende gibt es noch einen netten Twist, der das Ganze wieder zum Verschwörungsthriller werden lässt. Mir hat das Buch Spaß gemacht.

Ebenfalls von Kerstin Fricke übersetzt wurde Frostflamme von Christopher Husberg, das ich nach 200 Seiten erst mal zur Seite gelegt habe. Das Buch ist durchaus gut geschrieben, mit interessanten Figuren und einer soliden Handlung, aber es hat dem Genre (zumindest bis Seite 200) absolut nichts Neues hinzuzufügen. Das habe ich alles schon x-mal gelesen, das Magiekonzept kann man durchaus als Faulheit bezeichnen (einfach Telepathie, Telekinese usw.), und die Welt bleibt mir insgesamt zu blass. Auch der religiöse Erzählstrang ist mir zu gewöhnlich. Das ist eher etwas für LeserInnen, die noch nicht viel Fantasy gelesen haben, oder gerne immer mehr vom Gleichen lesen.

Auch bei Amos Oz‘ Eine Geschichte von Liebe und Finsternis befinde ich mich gerade auf Seite 200. Ist durchaus gut geschrieben, mit sehr viel interessanten Informationen zur Gründung Israels und dem intellektuellen Israel zu dieser Zeit, dazu viel Familiengeschichte aus Europa, aber teilweise feuert der Autor maschinengewehrmäßig mit Namen, die mir völlig unbekannt sind, nur so um sich. Wer in Israel aufgewachsen oder mit der Geschichte des Landes besser vertraut ist als ich, wird sicher viele der Autoren, Gelehrten, Politiker usw. erkennen, mir ist das aber zu viel Namedropping. Auch folgt die autobiografische Erzählung keiner Struktur, sondern springt willkürlich von durch die Zeiten und Orte, von Person zu Person, wobei sich vieles wiederholt. Das Buch werde ich definitiv weiterlesen, aber sicher nicht am Stück.

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Unterbrochen habe ich die Lektüre aktuell für den eher locker flockig geschriebenen Urban Fantasy Roman Apocalypse Now Now von Charlie Human, der in Kapstadt Südafrika spielt. Ich habe ja vor ziemlich genau einem Jahr damit angefangen, mich verstärkt für Südafrika und vor allem dessen Literatur zu interessieren (siehe Rezis zu Niq Mlongo u. Lauren Beukes), aber auch für die Musik (Die Antwoord). Da kommt dieser vor popkulturellen Anspielung nur so strotzende Roman gerade recht.

Inzwischen habe ich ihn beendet (schreibe schon seit einer Woche an diesem Beitrag, irgendwie ist ja jetzt auch schon fast Ende November), mal sehen, ob Zeit und Energie noch für ein Rezi reichen. Aktuell lese ich Can’t Stop, Won’t Stop – A History of the Hip Hip Generation von Jeff Chang, das inzwischen als Standardwerk über die Geschichte des Hip Hops gilt. Das Buch ist nicht nur ausgezeichnet recherchiert, sondern auch richtig gut geschrieben sowohl von der inhaltlichen Struktur her als auch vom Stil. Rezi folg dann gen Weihnachten.

Und das hier ist der Grund, warum mir gerade so wenig Zeit und/oder Energie für Buchbesprechungen und andere Blogbeiträge bleibt:

Die Neunte Stadt von J Patrick Black

Die Neunte Stadt von J Patrick Black

Über 700 Normseiten, drei Monate Zeit, auf dem Endspurt noch eine heftige Erkältung, da muss der Blog etwas warten. Jetzt gerade habe ich auch nur Zeit, weil ich mein Tagespensum schon erledigt habe. Ich werde noch ausführlicher darüber berichten, hier gibt es erste Infos.

Die englischsprachige Ausgabe hat durchaus schon begeisterte Leserinnen gefunden: