Meine Woche 30.12.2022: Andor, Pinocchio und japanische Filme

Diese Woche geht es bei mir um: Andor, Pinocchio, japanische Filme, ethische Pornografie, die Wiederauferstehung von Barnes & Nobles und einen persönlichen Jahresrückblick sowie einen Ausblick auf 2023 .

Normalerweise mag ich die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr sehr, da ich sie als einen entrückten Schwebezustand empfinde, in dem die Zeit ein wenig still steht. Doch nach einem Kondolenzbesuch bei Eltern, die ihren 37-jährigen Sohn überraschend verloren haben und dessen Beerdigung, wollte diese Stimmung dieses Jahr nicht so recht bei mir aufkommen. Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie schlimm das für sie und seine Lebensgefährtin und deren Kind sein muss. Auf der Beerdigung lief übrigens Pink Floyd.

Artikel

What can we learn from Barnes and Nobles

Interessanter Artikel von Ted Gioia über Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg der amerikanischen Buchhandelskette Barnes & Nobles, die, ähnlich wie Borders, kurz vorm Verschwinden stand, dann aber doch noch die Kurve bekam. Und über die Mechanismen des Buchhandels. Im Prinzip läuft der neue Erfolg von Barnes & Nobles auf das Gleiche heraus, wie der von Waterstones in England: einen Chef, der Bücher liebt – und zwar den gleichen in beiden Fällen. Der hat die Verantwortung über die Bücherauswahl wieder an die einzelnen Filialen und deren Mitarbeiter*innen zurückgegeben. Von Verlagen gekaufte Plätze auf Präsentiertische gibt es anscheinend nicht mehr. Alles Sachen, von denen sich deutsche Ketten wie Thalia eine Scheibe abschneiden können. Das mag den größeren Verlagen auf den ersten Blick nicht gefallen, doch langfristig dürften auch sie von einem florierenden lokalen Buchhandel profitieren. Teil 1 habe ich als Kind mal gesehen, haber aber nicht die Absicht, ihn mir noch einmal anzusehen.

Die wichtigsten japanischen Filme des Jahres

Das Magazin des Japanese Film Festival stellt zusammen mit sieben Exper*innen die wichtigsten japanischen Filme des Jahres vor. Die meisten davon dürften bei uns noch nicht verfügbar sein. Einige wie Makoto Shinkais Suzume werden auf jeden Fall einen Heimkinostart erhalten. Bei anderen können wir wohl froh sein, wenn sie überhaupt irgendwann mal bei Mubi erscheinen. Manche davon liefen auch auf Festivals wie der Nippoh Connection. Mich überfordert die Liste in ihrer Fülle etwas.

How do you know if the porn you consume is ethical?

Für das Lustzine geht Almaz Ohene der Frage nach, wie ethisch einwandfreie Pornografie konsumiert werden kann. Also Pornos, die unter guten Bedingungen entstanden sind, bei denen die Darstellerinnen anständig bezahlt und ordentlich behandelt werden. Dazu sei erwähnt, dass das Lustzine zum Porno-Imperium von Erika Lust gehört, die mit Lust Cinema und XConfession selbst Pornos produziert und dabei auch Regie führt. Es ist also kein journalistisch unabhängiges Medium. Lust ist durch zahlreiche Reportagen und Dokumentationen aber dafür bekannt, jenem Ideal zu entsprechen und dabei mit einem hauptsächliche weiblichen*X Team ästhetisch hochwertige Filme zu produzieren.

Filme

Top Gun: Maverick

Atemberaubende Flugszenen, die gelegentlich von mittelprächtigen Filmszenen unterbrochen werden, deren Nebenfiguren nur dazu da sind, Tom Cruise alias Maverick gut aussehen zu lassen. Hochgerüsteter Military-Porn, mit einem gewissen Unterhaltungswert, wenn man sich nicht daran stört, was da alles sinnlos an CO2 in die Atmosphäre gepustet wird.

Guillermo del Toro’s Pinocchio

Gelungene Adaption des Kinderbuchklassikers in wunderschöner Stop-Motion-Technik. Wieder einmal verbindet del Toro gekonnt märchenhafte Elemente mit einer vor faschistischem Hintergrund spielenden Geschichten, die ans Herz geht. Die Gesangseinlagen bzw. die Songs sind allerdings nur mittelmäßig und trüben den Spaß etwas.

Barbarian

Hat in den ersten 45 Minuten einen makellosen Spannungsaufbau, mit zwei jungen Leuten, die beide versehentlich am gleichen Abend dasselbe Airbnb-House gemietet haben und einen unheimlichen Tunnel im Keller entdecken. In der zweiten Hälfte fällt der Film stark ab und bedient Klischees eines Genres, das ich hier jetzt nicht spoilern will, die dem Film bei mir aber einen Stern kosten. Der Bruch in der Mitte des Films ist durchaus ein gewagter, der die Erwartungen der Zuschauer untergräbt, der mir aber nicht wirklich gefallen hat. Den Trailer poste ich hier nicht, da der Film mehr Spaß macht, wenn man möglichst wenig über ihn weiß.

Serien

Andor

Dürfte die beste realverfilmte Star-Wars-Serie sein, allerdings auch die, bei der am wenigsten das klassische Star-Wars-Feeling aus den Ursprungsfilmen aufkommt, das The Mandalorian in der ersten Staffel so gut einfangen konnte. Aber darum geht es den Macher*innen wohl auch nicht. Sie wollen eine erwachsene, düstere und ernste Geschichte über die Dynamik von faschistischen Systemen erzählen, und wie diese Rebellionen begünstigen. Nach den Totalausfällen Boba Fett und Obi-Wan Kenobi war es angenehm, eine SW-Serie zu sehen, die sich selbst ernst nimmt. Bis zum Heist wird sie auch durchgehend stimmig erzählt, danach wirken die Storylines etwas zerfahren und haben Längen, weshalb ich die Serie zwar gerne gesehen habe, aber auch sehr geduldig auf die nächste Folge warten konnte. Das Bedürfnis, mehr als eine Episode pro Tag zu sehen, kam bei mir nicht auf. Auch wenn die Serie Andor heißt und Diego Luna eine tolle Leistung abliefert, ist das eigentliche Highlight aber der von Stellan Skarsgård gespielte Luthan Rael mit seinen ganzen Machenschaften und der moralischen Ambiguität. Ach ja, erzählt wird praktisch die Vorgeschichte vom Film Rogue One, an den ich mich kaum noch erinnern kann.

Wo ihr mich findet

Noch bin ich auf Twitter, einfach, weil ich dort zu einigen wichtigen Themen die besten Informationen erhalte. Doch auch ich bin jetzt schwach geworden, und habe mir einen Account bei Mastodon zugelegt. https://literatur.social/@MarkusMaeurer. Einfach, um mit den Leuten aus meiner Twitter-Bubble in Kontakt zu bleiben, die durch Musks Shitshow schon vertrieben wurden.

Ebenfalls neu ist mein Account bei Letterboxd. Das ist eine Plattform für Filmbewertungen- und Kritiken. Da ich sowieso eine Liste darüber führe, was ich an Filmen im Jahr sehe, kann ich das auch dort machen. Meine Kurzkritiken sind auf Englisch und Deutsch.

Auch bei Instagram bin ich wieder aktiver und poste dort kurze Buchkritiken.

Weitere Blogbeiträge

In der letzten Woche gab es noch zwei weitere Beiträge auf Translate or Die:

Neu im Regal

Unterm Weihnachtsbaum lag Hilary Mantels Wölfe, das ich schon seit Jahren lesen wollte. Die ersten 132 Seiten konnten mich bereits begeistern. Ein historischer Roman über Thomas Cromwell, der in die Hofintrigen von Henry VIII gerät. Herausragend geschrieben, da dürfen sich auch gerne mal Fantasy-Autor*innen von inspirieren lassen. Leider ist Hilary Mantels dieses Jahr verstorben.

Foto der Woche

Mond im Sonnenuntergang.

Rückblick 2022 – Ausblick 2023

Das 2022 global gesehen ein beschissenes Jahr voller Krisen war, brauche ich eigentlich nicht zu erwähnen. Vor allem der mörderische Angriffskrieg Russlands auf die Bevölkerung der Ukraine dürfte in Sachen globaler Weltordnung und Stabilität tatsächlich eine Zeitenwende darstellen. Nur leider ist das bei denen, die sie so groß tönend ausgerufen hat, immer noch nicht angekommen, wie die Politik der letzten Monate zeigt.

Für mich persönlich war 2022 wieder ein gutes Jahr, vor allem, da ich eine gesundheitliche Baustelle angegangen bin, die ich seit Jahren vor mir hergeschoben habe, und die jetzt abgeschlossen ist.

Beruflich lief es auch ganz okay. Auf Tor Online hatten wir nach einem Jahr Resteverwertung und Limbus endlich wieder etwas Budget für neue Artikel und am Ende des Jahres auch Klarheit, wie es weitergehen wird. Ich bin da jetzt so was wie der Chefredakteur und freue mich schon auf die Arbeit im neuen Jahr. Gleich in der ersten Januar-Woche wird es mit einem Artikel einer Autorin losgehen, die auf Tor Online zu lesen, einige von euch sicher überraschen wird. Aber auch ansonsten haben wir schon einige interessante und spannende Artikel in der Pipeline. Da wir seit dem Start 2015 schon so viele Artikel hatten, will ich versuchen, öfters mal über den Tellerrand zu blicken und thematisch für uns neue Gebiete zu erschließen, bei denen aber ein Bezug zur Phantastik gegeben ist.

Gefreut hat mich, dass ich bei Fischer Tor zuletzt etwas mehr in die Redaktionsarbeit eingebunden war. 2023 wird ein Buch erscheinen, das ich dem Verlag empfohlen habe, da bin ich sehr gespannt, wie es laufen wird. An dem waren mehrere Verlage interessiert und es gab eine Auktion. Zuletzt habe ich ein Titelbild für den Elric-Sammelprachtband ausgesucht, von dem ich hoffe, dass er sich im Verlag durchsetzen wird und die Lizenzierung funktioniert. Dazu bin ich aktuell noch auf der Suche nach einigen Innenillustrationen. Falls ihr Tipps habt, gerne jenseits von Rodney Matthews und Michael Whelan, immer her damit.

Übersetzt habe ich dieses Jahr allerdings überhaupt nichts. Das muss sich 2023 wieder ändern. Da habe ich noch alle Kapazitäten frei. Dazu werde ich im Januar einen eigenen Blogbeitrag verfassen. Über Anfragen für Buchübersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche werde ich mich jedenfalls freuen.

Nicht so schön waren die Todesfälle dieses Jahr in meinem persönlichen Umfeld. Einen habe ich ja weiter oben schon erwähnt. Daneben ist Holger M. Pohl im Januar verstorben. Einen Nachruf auf ihn hatte ich hier im Blog veröffentlicht.

2022 habe ich noch komplett im Pandemie-Modus verbracht. War auf keinen Veranstaltungen, nicht im Kino oder sonst wo. Nur im Sommer habe ich mich mit zwei ehemaligen Mitschülern in einem Koblenzer Biergarten am Rhein getroffen.

2023 gedenke ich das aber langsam wieder zu ändern. Bucon ist eingeplant. Marburg Con … mal schauen. Vorgemerkt ist die Metropol Con in Berlin, die vom 18. bis zum 20. Mai statt. Bei einem Eintrittspreis von 85 Euro (+ Reise- und Übernachtungskosten) ist mir bisher aber zu wenig zum Programm bekannt. Bei einer Con, die internationale Veranstaltungen zum Vorbild nimmt, erwarte ich auch einige thematisch interessante Diskussionspanels, von denen bisher noch nichts angekündigt ist.

Ansonsten werde ich mich 2023 vor allem darauf konzentrieren, weiterhin Japanisch zu lernen und mich mit japanischer Kultur und Geschichte zu beschäftigen. Ein Reise nach Japan möchte ich aber frühestens 2024 in Angriff nehmen. Abhängig davon, wie es bis dahin um meine Japanisch-Kentnisse steht. Und ob es finanziell passt.

Ach ja, ich freue mich auch darüber, endlich wieder die Lust am Bloggen zurückgefunden zu haben. Zwischenzeitlich hatte ich schon überlegt, meine Seiten ganz dicht zu machen. Wobei ich inhaltlich wohl etwas nachjustieren muss, angesichts der bisher eher bescheidenen Zugriffszahlen und Rückmeldungen. Aber ich weiß auch, dass die Hochzeit der Blogs vorbei ist und ich nicht mehr solche Zahlen wie früher erreichen werde. Aber Youtube-Videos oder Podcasts sind einfach nicht mein Ding. Wenn es ums Reden geht, bin ich dafür einfach nicht unterhaltsam genug.

An dieser Stelle danke an alle, die meine neuen Blogbeiträge lesen!

Die besten Filme, die ich 2022 erstmals gesehen habe

Auf dieser Liste stehen Filme, die ich dieses Jahr das erste Mal gesehen habe, und die in meiner internen Wertungsliste 9/10 oder gar 10/10 Punkte bekommen haben. Letzteres war nur bei RRR und Unsere kleine Schwester der Fall. Wobei das eine rein subjektive Wertung ist, bei der es nur danach geht, wie sehr mir der Film gefallen hat. RRR hat sicher seine Probleme, aber er hat mich einfach so umgehauen, wie schon lange kein Film mehr. Im Kino bin ich dieses Jahr nicht gewesen, da fehlt mir durch die Pandemie immer noch die Lust drauf, weshalb wenig ganz aktuelle Filme dabei sind. Vor allem sind es Filme, die bei uns nicht so bekannt sind, so das manche von euch hoffentlich hier noch einige nützliche Filmempfehlungen mitnehmen.

The Power of the Dog

Wunderschön gefilmter Spätwestern mit einer subtil erzählten Familiengeschichte, die trotz der bedrohlichen Untertöne nie so brutal und dramatisch wird, wie z. B. Das Piano. Hat mich sehr überrascht.

Short Term 12

Kleine Filmperle über eine junge Sozialarbeiterin, die selbst in schwierigen Verhältnissen aufwuchs, ihr Trauma nie verarbeiten konnte, aber Erfüllung in ihrer Arbeit mit jugendlichen Pflegekindern in einer Kurzzeiteinrichtung findet. Gab es auf Mubi endlich mal mit der Originaltonspur im Stream.

Tao Jie (桃姐)

Von Ann Hui, über die letzten zwei Jahre im Leben des „Dienstmädchens“ Tao Jie, um die sich nach einem Schlaganfall der Sohn der Familie kümmert, in der sie 60 Jahre gearbeitet hat. Ruhig, einfühlsam, poetisch und berührend.

Made in Hong Kong ((香港製造)

Aufregendes junges Kino von Fruit Chan von 1997, kurz vor der Übergabe. Zeigt eine andere Seite der Stadt, als die romantisierenden Filme Wong Kar-Wais. Mit tollen Laiendarsteller*innen und atemberaubenden Aufnahmen. Die Bildqualität dieses Low-Budget-Films, der auf abgelaufenem Restmaterial anderer Produktionen gedreht wurde, ist auf Blu-ray nach der Restaurierung von 2017 großartig.

Escape From Mogadischu (모가디슈)

Großartiger, bewegender und aufwendig inszenierter südkoreanischer Politthriller über die Angehörigen der süd- und nordkoreanischen Botschaften, die 1991 beim Ausbruch des Bürgerkriegs in Somalia zusammenarbeiten müssen, um der Gewalt zu entkommen. Nach einer wahren Begebenheit. Eine feine Gratwanderung für die Diplomaten zweier verfeindeter Länder, die selbst aus einem Bürgerkrieg hervorgegangen sind. Die halbstündige Flucht am Ende ist atemberaubend. Aber Warnung: Der Film zeigt ziemlich drastische Bilder von der Brutalität des Krieges.

Unsere kleine Schwester (海街diary)

Ein wunderbar herzlicher und einfühlsamer Film von Hirokazu Koreeda (Shoplifters) über drei junge Frauen, die nach dem Tod des Vaters ihre jugendliche Halbschwester bei sich aufnehmen. So knuffig wie ein Ghibli-Film und so schön wie die Kirschblüte. War toll, mal wieder einen Film zu sehen, in dem eigentlich alle nette Menschen sind.

The Rider

Bewegendes Drama von Chloé Zhao über einen Rodeo-Reiter aus prekären Verhältnissen, der nach einem schweren Unfall versucht, zurück ins Leben zu finden, das Reiten aber nicht loslassen kann, obwohl es ihn umbringen könnte. In wunderschönen Bildern gefilmt und einfühlsam gespielt.

Beyond the Infinite Two Minutes (ドロステのはてで僕ら)

Genialer kleiner Zeitreisenschleifenfilm aus Japan, der aus einem minimalen Setting maximal viel rausholt. Trotz der Vorschusslorbeeren konnte ich mir nicht vorstellen, dass er so unterhaltsam wird.

RRR

Ein episch-opulentes indisches Tollywood(Telugu)-Spektakel mit noch nie dagewesenen herrlich überzogenen, knallharten Actionszenen, der Bromance des Jahrhunderts und CGI-Effekten, bei denen sämtliche Hollywoodfilme dieses Jahres einpacken können. Dramatisch, emotional, mit famosen Tanz- und Gesangseinlagen, erfrischend bar jeder Ironie, aber mit Humor und Herz.

Die Darstellung der supersadistischen britischen Imperialisten fand ich nicht mal überzogen, aber die Übermenschen-Heldeninszenierung sehe ich im Kontext des aktuellen Hindu-Nationalismus unter Modi durchaus kritisch. Trotzdem ein mehr als außergewöhnlicher und sehenswerter Film. Für mich das Filmereignis des Jahres und der Beweis, dass es auch noch große, aufwendige und originelle Blockbuster außerhalb von Franchisen geben kann.

Aloners (혼자 사는 사람들)

Über die Mitarbeiterin eines Callcenters, die kürzlich ihre Mutter verloren hat, für sich allein lebt und niemanden an sich ranlässt. Ein kleines Meisterwerk über Einsamkeit und Distanz in der südkoreanischen Gesellschaft. Ich liebe solche Filme. Hauptdarstellerin Gong Seung-yeon spielt richtig toll.

Drive My Car (ドライブ・マイ・カ)

Sehr schöner Film über eine ungewöhnliche Freundschaft, Trauer und Schuldgefühle. Im Mittelteil vielleicht etwas zu lang, wenn es um die Theaterproben geht, dafür mit einem herausragenden Abschluss.

The Myth of American Sleepover

Angenehm unaufgeregter Film über einige amerikanische Jugendliche, die einfach einen schönen Sommerabend verbringen.

Meine besten neuen Serien 2022

Hier gibt es die für mich besten neuen Serien 2022. Das kann Mini-Serien ebenso umfassen, wie Serien, die noch weitere Staffeln erhalten werden. Die Liste enthält natürlich nur Serien, die ich auch gesehen habe, und keine Ansprüche auf Objektivität. Und ich habe bestimmt was vergessen, da ich, anders als bei Filmen und Büchern, keine Liste darüber geführt habe, was ich dieses Jahr alles gesehen habe. Doku-Serien sind nicht dabei.

Pachinko

Pachinko ist für mich die Überraschung des Jahres. Die Romanvorlage von Min Jin Lee habe ich nicht gelesen, die Serie ist großartig. Sie erzählt ein Stück koreanisch-japanischer Geschichte von der Zeit der japanischen Besatzung in Korea vor dem 2. Weltkrieg bis rein in die 1980er in Japan, wo die koreanischen Nachfahren dieser Zeit nun zwischen den Kulturen stehen. Episch, dramatisch, aufwendig, elegant, in opulenten Bildern erzählt, mit vielschichtigen Figuren. Gefilmt wurde es auf Japanisch und Koreanisch. Japanisch hat blaue Untertitel, Koreanisch gelbe. Und das beste Intro des Jahres hat die Serie auch noch.

AppleTV+

Archive 81

Eine sehr gute Mystery/Cosmic-Horror-Serie über einen Video-Restaurator, der Bänder wiederherstellen soll, auf denen sich Aufnahmen der Begegnung einer Forscherin mit einer unheimlichen Hausgemeinschaft befindet. Der Serie gelingt es fast über die gesamte Länge, die unheimliche Spannung aufrechtzuerhalten. Nur in den letzten beiden Folgen schwächelt die Dramaturgie etwas, das Finale ist eher kostengünstig produziert, dafür ist das Ende gelungen. Das kann als Cliffhanger-Ende gelesen werden, aber auch als abgeschlossenes Ende mit Schrecken. Letzteres ist sehr hilfreich, da die Serie von Netflix nach der 1. Staffel eingestellt wurde.

Netflix

First Love

Ist eine japanische Dramaserie, die – basierend auf den Songs First Love und Hatsukoi von Hikaru Utada – die Liebes- und Lebensgeschichte von Yae und Harumichi erzählt, die sich auf der Oberschule kennen lernen und ein Paar werden. Sie geht dann aufs College in Tokyo, er zur Luftwaffe, um Pilot zu werden. Sie bleiben eng in Kontakt, bis sie einen Unfall hat und ihr Gedächtnis verliert. Doch die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt, sondern zeitlich ziemlich verschachtelt auf verschiedenen Ebenen, ähnlich wie bei This Is Us. Der Haupthandlungsstrang spielt 15 Jahre später, Yae arbeitet als Taxifahrerin und lebt allein, hat aber einen 14-jährigen Sohn, während Harumichi als Wachmann in einem Hochhauskomplex arbeitet. Natürlich begegnen sie sich Serendipity mäßig wieder.

First Love erzählt eine dramatische, tragische Familiengeschichte mit viel Herz, die erfrischenderweise nicht in Tokyo spielt, sondern in Sapporo, der Hauptstadt der Nordinsel Hokkaido. Neben den beiden Hauptfiguren lernen wir auch deren Familien und Umfeld kennen, was dem Ganzen noch mehr Komplexität verleiht. Manchmal wirkt die Serie etwas schnulzig, aber die Figuren sind so gut geschrieben und haben so viel Tiefe, dass das nicht ins Gewicht fällt. Die Darsteller*innen der jugendlichen Hauptfiguren agieren manchmal etwas zu sehr im Glücksbärchi-Modus, insgesamt ist aber alles gut gespielt. Besonders sticht jedoch Hikari Mitsushima (Love Exposure) als erwachsene Yae mit ihrem subtilen und vielschichtigen Spiel hervor. Allein wegen ihr lohnt es sich, die Serie anzuschauen. Die hat 9 Folgen, die alle sehr abwechslungsreich gestaltet sind und nie langweilen. Am Ende haben sie dann aber doch etwas zu dick aufgetragen, da hätten sie ruhig zwei Gänge zurückschalten können. Wednesday ist eine großartige Serie zum Jahresabschluss, aber mein Geheimtipp ist First Love.

Netflix

Winning Time

Es geht um die erste Saison der L. A. Lakers mit Magic Johnson. Das Team wurde vom Unternehmer und illustrem Playboy Jerry Buss (großartig John C. Reilly) gekauft, und die Serie zeigt, wie er aus dem abgehalfterten Franchise eine Erfolgsmannschaft macht. Adrian Brody, Sally Field und Jason Segel sind auch dabei, aber das Highlight ist das Casting der Spieler wie Johnson (Quincy Isaiah) oder Kareem Abdul-Jabbar (Solomon Hughes), die wirklich On Point sind, sowohl schauspielerisch wie auch in Sachen Basketball. Produziert wird die Serie von Adam McKay und sie ist tatsächlich auf dem Niveau von The Big Short. Stilistisch herausragend, wirkt sie teilweise wie ein authentisches Zeitdokument. Doch trotz der vielen Spielereien (auch mit der vierten Wand) hat die Serie richtig Tiefgang, spricht einige gesellschaftlich wichtige Themen an und ist ein tolles Charakterdrama. Ich hatte die Serie überhaupt nicht auf dem Schirm und bin jetzt total begeistert. Anders als bei anderen Sportfilmen stehen hier die Szenen auf dem Spielfeld auch nicht so im Mittelpunkt (Basketballfans wissen ja, wie die Spiele ausgegangen sind), sondern vor allem das Drumherum.

P. S. die Buchvorlage heißt übrigens »Showtime«. Aber HBO bringt natürlich keine Serie, die heißt wie der große Konkurrent auf dem Kabel-Markt.

HBO/Sky

Sumo Do, Sumo Don’t

Eine japanische Gute-Laune-Serie über den Sumo-Klub einer Universität, dessen zunächst einziges Mitglied und Kapitänin eine Frau ist. Im Verlauf finden sich weitere Mitglieder ein, Frauen wie Männer, und nehmen an Wettbewerben teil. Das ganze basiert auf dem gleichnamigen Film (dt. Lust auf Sumo) von 1991, modernisiert die Thematik aber angemessen und spricht gesellschaftlich relevanter Themen auf spielerische Weise an. Die meisten der Darsteller*innen aus dem Film sind in Nebenrollen oder Cameos auch wieder dabei, so dass die Serie als Quasi-Fortsetzung gesehen werden kann. Ich liebe Sumo do, Sumo Dont, auch wenn sie einfach gestrickt ist und dem üblichen Muster von Sportdramen/komödien folgt. Vor allem die Figur der Honoka ist faszinierend und wird von Rikka Ihara großartig gespielt.

Die Serie gibt es auf Disney+, allerdings nur mit japanischer Tonspur und deutschen Untertiteln.

Irma Vep

Die französische Serie von Olivier Assayas basiert auf seinem gleichnamigen Film von 1996 und setzt in quasi fort. Vordergründig geht es um die Dreharbeiten an der Serie Les Vampires, die wiederum dem gleichnamigen Stummfilm-Serial von 1915 basiert und die Geschichte einer Verbrecherorganisation namens Les Vampires erzählt, zu der Irma Vep gehört. Doch auf der Meta-Ebene ist die Serie eine Reflexion des Film- und Serien-Business und was das Geschäft mit seinen Beteiligten macht. Sie mischt satirische Züge mit Drama-Elementen und gleitet in surrealistische Passagen über, wenn die von Alicia Vikander gespielte Hauptfigur auf nächtliche Einbruchsstreifzüge geht und durch Wände treten kann. Das Einzige, was mir nicht so gefallen hat, ist wie stark Assayas seine Ehe mit Maggie Cheung thematisiert, da wir hier nur eine sehr einseitige Perspektive erhalten, auch wenn er sich selbst als neurotischen Choleriker porträtiert. Eine Serie, die aus dem Rahmen fällt und wirklich anders ist.

HBO/Sky

Wednesday

Nachdem einige Schulsportler ihren Bruder Pugsley misshandelt haben, entscheidet sich Wednesday, die Übeltäter mittels Tier-Therapie zu heilen und wirft zwei Tüten mit Piranhas ins Schwimmbecken, während dort das Training stattfindet. Da dies zu einem Schulverweis führt, schicken ihre Eltern sie auf das Internat Nevermore, wo sogenannte Outcasts eine bildungsbürgerliche Heimat finden. Unter ihnen Vampire, Werwölfe, Gorgonen, Sirenen usw. Ach ja, Wednesday gehört natürlich zur Addams-Family, die hier mit Vater Gomez, Mutter Morticia und Butler Lurch nur in zwei Folgen von Relevanz ist. Thing, also das eiskalte Händchen, wird allerdings zum coolen Sidekick, während Onkel Fester auch nur für eine Folge seinen kriminellen Charme spielen lassen darf.

Wednesday ist ein großartiges Spin-Off, dem man die Einflüsse von Produzent Tim Burton zwar durchaus anmerkt – der auch bei den ersten vier Folgen Regie geführt hat -, das aber trotzdem seinen ganz eigenen jugendlichen Ton findet. Das Highlight ist Jenna Ortega als intelligente, selbstbewusste und morbid-mörderische Wednesday, der es mir ihrem kühlen Blick gelingt, ihre Gegenüber beim gesellschaftlichen Theaterspiel gleich zu durchschauen. Zunächst möchte sie noch von der Schule abhauen, doch nachdem ihr nach dem Leben getrachtet wird, findet sie doch Gefallen an dem Institut mit düsterer Vergangeheit. Sie möchte heraufsinden, was hinter dem mörderischen Treiben und dem mysteriösen Monster steckt.Wie genau sich die Serie in den Kosmos der Addams-Family einreiht, könnt ihr im Artikel von Christian Endres nachlesen. Ich hatte jedenfalls viel Spaß damit.

Netflix

The Bear

Ultrahektische Serie über einen renommierten Sternekoch, der das heruntergekommene Diner seines verstorbenen Bruders übernimmt und versucht, auf Vordermann zu bringen. In der Küche geht es so stressig zu, dass ich nur eine der dreißigminütigen Folgen pro Tag schauen konnte, da ich allein vom Zusehen schon gestresst wurde. Dafür ist der Mikrokosmos der Küche aber auch wunderbar und vielschichtig beschrieben. Die Figuren haben alle ihren ganz eigenen Charakter und ihre Geschichte. Eine zweite Staffel wurde wohl schon bestätigt. The Bear gehört zu den besten neuen Serien 2022.

Hulu/Disney+

The Peripheral

Basierend auf dem gleichnamigen Roman von William Gibson erzählte Cyberpunk-Geschichte, die in einer nahen Zukunft spielt, die unserer Gegenwart bis auf ein paar technische Fortschritte und gesellschaftliche Rückschritte ähnelt, und in einer weiter entfernten Zukunft, in der die Menschheit nach einer Summe von Katastrophen, genannt „The Jackpot“, größtenteils tot ist, während die Überlebenden, in einer technisch sehr fortschrittlichen, emotional aber sehr kalten Zukunft leben, wo sie Technologie nutzen, um mit der Vergangenheit vor dem Jackpot Kontakt aufnehmen. Was die von Chloë Grace Moretz großartig gespielte Flynne samt wehrhafter Familie in Schwierigkeiten bringt.

Anders, als bei den meisten Cyberpunkserien, gibt es hier keine futuristischen Hochhausschluchten, deren Neonlicht sich in Pfützen auf dem Asphalt spiegelt. Ästhetisch gehen hier Lisa Joy und Jonathan Nolan (Westworld) neue Wege, Flynnes Handlungsstrang spielt im mittleren Westen der USA, der in der Zukunft, in einem London, dass nicht wiederzuerkennen ist.

Amazon Prime

The Dropout

Basiert auf der wahren Geschichte von Elizabeth Holmes, die mit ihrer Firma Theranos einen der größten Firmenskandale der letzten Jahre ausgelöst hat. Erzählt wird, wie Holmes als (über)ambitionierte Studentin unbedingt Milliardärin á la Steve Jobs werden und dabei auch die Welt verändern will. Ihre Idee: Ein Diagnose-Gerät, das aus nur einem Blutstropfen zahlreiche Diagnosen für Krankheitsbilder stellen kann. Das Problem: So was funktioniert bis heute nicht. Was Holmes nicht daran gehindert hat, Investoren und Patient*innen über Jahre anzulügen. Letztere erhielten teilweise (millionenfach!) falsche Diagnosen.

Amanda Seyfried porträtiert grandios Holmes Wandlung von der ambitionierten Studentin und Unternehmerin, hin zu jemandem, die hier und da etwas flunkert und hinhält, bis hin zum manipulativen und bedrohlichen Machtmenschen, der die eigene Realität verdrängt und andere Menschen, in sie hineinzwingt. Die Serie beginnt als klassisches Biopic, entwickelt aber rasch einen Thriller artigen Sog, der mich emotional so gepackt hat, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte, die Serie zu schauen.

Hulu/Disney+

Station 11

Eigentlich kann ich keine Endzeit-Serien mehr sehen, die oft relativ kostengünstig produziert werden, weil man im kanadischen Wald filmen kann oder nur ein paar Leute von der Straße scheuchen muss. Und dann auch noch eine zu einer tödlichen Pandemie, mitten in einer tödlichen Pandemie. Doch die Romanvorlage von Emily St. John Mandel (die inzwischen geschieden ist 🙂 ), und die ich eigentlich längst gelesen haben wollte, hat so viel Lob erhalten, dass ich nicht widerstehen konnte. Außerdem spielt Mackenzie Davis die Hauptrolle. Die Serie spielt auf zwei Zeitebenen, während des Ausbruchs der Seuche und einige Jahre danach. Der Ausbruchsstrang schildert dramatisch und aufwendig inszeniert, wie die junge Kirsten als Kinderdarstellerin im Theater nach einer Abendvorstellung von ihrer Familie getrennt zufällig bei Jeevan landet, mit dem sie sich eine Weile durchschlägt. Jahre später ist Kirsten Teil einer Theatertruppe, die durch eine entvölkerte Landschaft zieht und bei den wenigen verbliebenen Siedlungen Vorstellungen gibt.

Das Ganze ist so dramatisch, elegant verschachtelt, aber auch spannend erzählt, wie ich es in einer Endzeitserie noch nicht gesehen habe. Hier geht es zwar auch um Überleben, aber vor allem um die zwischenmenschlichen Elemente, das, was das Menschsein ausmacht

Noch bei Lionsgate+, doch der Dienst wird in Deutschland bald eingestellt.

Honorably Mentions

The Devils‘ Hour, atmosphärisch sehr dichte Mysteryserie mit Peter Capaldi, die die Spannung durchgehend aufrechthalten kann und interessante Ideen verfolgt.

Vernon Subutex, habe ich hier ausführlicher vorgestellt.

The Midnight Club, kann das Niveau der ersten Folgen nicht ganz halten, ist aber eine tolle Dramaserie mit Gruselelementen über eine Gruppe Jugendlicher, die auf den Tod warten, und dies vearbeiten, indem sie sich unheimliche und originelle Geschichten erzählen.

Tokyo Vice liefert interessante Einblicke in die japanische Gesellschaft aus Perspektive eines amerikanischen Journalisten, der bei einer renommierten japanischen Zeitung arbeitet und sich mit den Yakuza anlegt. Allerdings bedient die Serie auch ziemlich viele Japan-Klischees.

Oussekine, vierteilige Miniserie über den Fall Malik Oussekine, der 1986 von der frz. Polizei totgeschlagen wurde, was die Behörden versuchten, zu vertuschen. Sehr gut und einfühlsam inszeniert; so was hätte ich von Disney+ nicht erwartet.

Vigil, spannende britische Krimiserie über eine Mordermittlung an Bord eines Atom-U-Bootes, die nur im Abschluss etwas schwächelt, da es nicht gelingt, alle Handlungsstränge zufriedenstellend aufzulösen.

Meine Woche 23.12.2022: Shibari, Sumo, Gleichberechtigung und mehr

Diese Woche geht es bei mir um: Shibari, Sumo, den jungen Inspextor Morse, Disco Elysium, die gruselige Entwicklung von Twitter, Femizid an Kanadas indigenen Frauen und mehr.

Mie Neko und Shibari

Auf meiner Suche nach Japan-Dokus bin ich letztens in der Arte-Mediathek auf eine kurze Reportage über Shibari (bzw.Kinbaku), die japanische Fesselkunst, gestoßenen, die ich total interessant, aber auch viel zu kurz fand. Weshalb ich auf Youtube nach Dokus zu dem Thema gesucht habe. Dabei bin ich auf dieses Video vom Format {ungeskriptet} gestoßen, ein zweieinhalbstündiges Gespräch mit der jungen Mie Neko, die erzählt, wie sie als Jugendliche und junge Erwachsene zu ihrer Sexualität gefunden hat, die sich vor allem im Bereich BDSM befindet. Das ist ein wirklich faszinierendes und offenes Gespräch aus ungewöhnlich junger Perspektive zu dem Thema. Für mich war BDSM – wobei ich mich da überhaupt nicht auskenne -, immer etwas, das eher Ü30 oder zumindest Ü25 stattfindet. Hätte nicht gedacht, dass es auch so junge Menschen gibt, die schon so erfahren in der Szene unterwegs sind. Aus pädagogischer Sicht finde ich es aber auch gut, dass sie bei ihrem Stammtisch nur Menschen dabei sind, die jünger als 27 sind. Zum Interview sollte ich noch erwähnen, dass es zwei Aussagen des Moderators zum Thema Glaubwürdigkeit von Missbrauchsanzeigen gibt, die mehr als dubios sind und Betroffene triggern könnten.

Warum ich das Interview im Zusammenhang mit Shibari erwähne, Mie praktiziert diese Fesselkunst und ist so gut darin, dass sie inzwischen auch selbst Kurse dazu gibt und auf Veranstaltungen auftritt. Ich empfehle, einfach mal einen Blick auf ihre Webseite und ihren Instagram-Account zu werfen. Die Bilder zeigen, dass es sich, wie auch die Arte-Reportage erklärt, nicht ausschließlich um eine sexuelle Kunst oder gar Schmuddelsex handelt. Es geht auch viel um Ästhetik und die Frau in der Doku berichtet davon, dass sie dabei ein Gefühl empfinden, als würden sie schweben, trotz der Fesseln also ein Gefühl von Freiheit und von loslassen. Ein Weg, den eigenen Körper besser kennenzulernen.

Serien

Sumo Do, Sumo Don’t (シコふんじゃった!)

Eine japanische Gute-Laune-Serie bei Disney+ über den Sumo-Klub einer Universität, dessen zunächst einziges Mitglied und Kapitänin eine Frau ist. Im Verlauf finden sich weitere Mitglieder ein, Frauen wie Männer, und nehmen an Wettbewerben teil. Das ganze basiert auf dem gleichnamigen Film (dt. Lust auf Sumo) von 1991, modernisiert die Thematik aber angemessen und spricht gesellschaftlich relevanter Themen auf spielerische Weise an. Die meisten der Darsteller*innen aus dem Film sind in Nebenrollen oder Cameos auch wieder dabei, so dass die Serie als Quasi-Fortsetzung gesehen werden kann. Ich liebe Sumo do, Sumo Dont, auch wenn sie einfach gestrickt ist und dem üblichen Muster von Sportdramen/komödien folgt. Vor allem die Figur der Honoka ist faszinierend und wird von Rikka Ihara großartig gespielt. Die Serie gibt es auf Disney+, allerdings nur mit japanischer Tonspur und deutschen Untertiteln.

Die passende Reportage dazu gib es mit Japan: Frauen drängen in den Sumo-Ring natürlich auf Arte. In der Realität gibt es an Schulen und Universitäten tatsächlich vereinzelte Klubs, die inzwischen Frauen aufnehmen. Die Reportage zeigt, dass das in der japanischen Geschichte früher durchaus üblich war, so wie es auch weibliche Samurais gab (siehe Onna-Musha). Doch seit dem letzten Jahrhundert gelten menstruierende Frauen als unrein und dürfen den Ring der Profis nicht betreten. Selbst wenn sie Krankenschwestern sind und im Ring gerade einer einen Herzinfarkt hat.

Die Situation im Sumo steht stellvertretende für die Stellung von Frauen in der japanischen Gesellschaft. Denn Japan gehört zu jenen Ländern auf der Welt, in denen die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern am größten ist. Im Schnitt verdienen sie nur halb so viel wie Männer. Solche Strukturen aufzubrechen ist schwierig, doch wie im Sumo geht es Schritt für Schritt voran, wenn auch viel zu langsam. Dass viele Frauen auch einfach heiraten und dann Hausfrauen werden möchten, ist noch mal eine andere Geschichte, wird in der Reportage aber auch angesprochen.

Endeavour (Der junge Inspector Morse)

Ich liebe ja die britische Krimiserie Inspector Lewis,, die im malerischen Oxford spielt und trotz dreier Morde pro Folge recht gemütlich daherkommt. Sie ist ein Spin-Off von Inspector Morse, Mordkommission Oxford, die auf den Romane von Colin Dexter basiert. Lewis war der Assistent von Morse, bevor er seine eigene Serie bekam. Und als diese endete, entwickelte Russel Lewis mit Endeavaour (das ist der Vornamen von Morse) eine Prequelserie, die in den 1960er und 70ern spielt. Ich war zunächst skeptisch, da ich kein Fan von solchen Prequels bin, wurde aber, nachdem mein Vater die Serie empfohlen hat, doch schwach – und bin begeistert. Die Serie ist noch besser als Lewis, düsterer, komplexer und die Fälle sind noch cleverer. Neben dem Fall der Woche gibt es Verschwörungen im Hintergrund und auf höchster Ebene, und die Figuren geraten regelmäßig in Lebensgefahr. Manche sterben auch. Mit Fred Thursday gibt es auch eine einprägsame und vielschichtige Figur fürs Herz. Und trotz des historischen Settings, gelingt es Russel Lewis, die Serie relativ modern zu gestalten. Sie soll auch voller gelungener Anspielungen auf die Ursprungsserie sein, die ich aber noch nicht gesehen habe.

The Bear

Ultrahektische Serie über einen renommierten Sternekoch, der das heruntergekommene Diner seines verstorbenen Bruders übernimmt und versucht, auf Vordermann zu bringen. In der Küche geht es so stressig zu, dass ich nur eine der dreißigminütigen Folgen pro Tag schauen konnte, da ich allein vom Zusehen schon gestresst wurde. Dafür ist der Mikrokosmos der Küche aber auch wunderbar und vielschichtig beschrieben. Die Figuren haben alle ihren ganz eigenen Charakter und ihre Geschichte. Eine zweite Staffel wurde wohl schon bestätigt. The Bear gehört zu den besten neuen Serien 2022. Ist von Hulu, läuft bei uns auf Disney+

Musik

Little Simz hat letzte Woche überraschend ein neues Album gedroppt. Das Video No Thank You ist eine Art Kurzfilm-Medley mit fünf Tracks vom Album und kunstvollen Bildern.

Filme

Hab nichts wirklich Empfehlenswertes in der letzten Woche gesehen. See How They Run auf Disney+ ist eine ganz nette Hommage an Agatha Christie und das Bühnenstück Mouse Trap, aber weit weniger witzig und clever, als er gerne wäre. Hat mich eher enttäuscht.

What Drives Us ist eine unterhaltsame und durchaus interessante Doku von Dave Grohl über das Thema Van-Tourneen. Also über Bands, die im Van (Lieferwagen) auf Tour gehen. Zwar kommen auch die relativen neuen und jungen Bands Radkey und Starcrawler zu Wort, vor allem aber alte Hasen wie Ringo Starr, Brian Johnson The Edge, Steven Tyler, Flea, Lars Ulrich, Ben Harper und Jennifer Finch (L7) zu Wort, die lustige Anekdoten aus ihren Anfangsjahren erzählen. Wirklich interessant ist, was Ian MacKaye von Fugazi über den Aufbau einer Art Van-Tour-Netzwerk durch zwei Punkbands (unter anderem D.O.A.) erzählt. Die Geschichte von ihm kannte ich allerdings schon aus einer Punk-Doku.

Der Spion (The Courier) ist eine ganz gutes aber auch sehr altmodisch inszeniertes Spionagedrama mit Benedict Cumberbatch als britischer Handlungsreisender, der unverhofft im Vorfeld der Kuba-Krise als Spion in Moskau eingesetzt wird und natürlich in Schwierigkeiten gerät.

Artikel

Seth Abrahamson über die gruselige Entwicklung von Twitter.

Auf der Plattform Post.News gibt es einen aufschlussreichen Artikel von Seth Abrahamson, der erklärt, wie Elon Musk bzw. Twitter durch neue Funktionen immer stärker rechte Trolle und Extremisten unterstützt und fördert. Seiner Aufforderung, Twitter umgehend zu verlassen, komme ich allerdings nicht nach. Momentan habe ich immer noch einen Gewinn durch Menschen, denen ich dort folge, die z. B. über die Lage im Iran berichten, den Klimawandel, das Wetter allgemein, und die kleine persönliche (Phantastik-)Bubble, die mir verblieben ist.

The daughter fighting for Canada’s murdered Indigenous women: ‘they need to come home’

Die USA sind ja bekannt dafür, ein brutales Land mit einer extrem hohen Mordrate zu sein, während Kanada meist als Land gilt, das kein großes Problem mit Gewalt und Waffen hat. Doch eine Personengruppe ist bis heute besonders stark von Gewalt betroffen: indigene Frauen. In den letzten Jahrzehnten sind über 4.000 indigene Frauen ermordet worden oder werden noch vermisst. Ich habe inzwischen zahlreiche Dokumentation darüber gesehen, die zeigen, dass sich die Polizei nicht groß darum kümmert und das die Lippenbekenntnisse der ach so progressiven Regierung unter Justin Trudeau nichts wert sind. Und die Gründe dafür vor allem rassistischer Natur sind.

Für den Guardian erzählt Leyland Cecco die Geschichte von Cambria Harris, deren eigene Mutter ermordet wurde, und die sich jetzt für Aufklärung und die Rechte indigener Frauen einsetzt.

Neu im Regal

Ich bin nicht der größte Manga-Leser, mag vor allem Jiro Taniguchi, aber bei Mangas, die gesellschaftlich relevante Themen behandeln, kann ich nicht widerstehen. Und Boys Run The Riot wurde von Christian Endres im Tagesspiegel in der Liste der besten Comics des Jahres empfohlen. Übrigens gerade passend zur Veröffentlichung des Blogposts geliefert, vom rührigen Buchhändler der Kannenbäcker Bücherkiste in Ransbach-Baumbach, da am Mittwoch vom Großhändler ein falsche Buch zur Abholung in der Buchhandlung geliefert wurde.

Lektüre

Hier habe ich leider immer noch nichts Neues geschafft. Letzte Woche schrieb ich, dass ich mir für den Weihnachtsurlaub vorgenommen habe, endlich mal Against the Day von Thomas Pynchon zu lesen. Nach einer Woche bin ich jetzt auf Seite 40 von 1.078. Dass die Schrift superklein ist und die Seiten mit fast 40 Zeilen eng bedruckt, ist sicher nicht hilfreich (überlege, es mir noch als E-Book zu holen). Aber vielleicht liegt es auch einfach daran, dass in den letzten zwei Monaten das Lese von Bücher für mich vor allem eine berufliche Tätigkeit für mich war, und Erholung und Urlaub für mich jetzt auch bedeuten, nicht so viel zu lesen.

Games

Vorgestern habe ich Disco Elysium angefangen zu spielen. An den Einstieg musste ich mich als Nicht-Rollenspieler (hab nur mal eine Runde Shadowrun im Studentenwohnheim gespielt) gewöhnen, bis ich gemerkt habe, dass das wohl der Spielleiter ist, der da erzählt. Die Würfel waren natürlich ein deutlicher Hinweis. Wurde schon mal ein Computerspiel so konsequent in Form eines klassischen Pen-&-Paper-RPG umgesetzt? Das Setting ist allerdings faszinierend. Hatte aber noch nicht viel Zeit, zum Zocken. Bisher ist es mir nur gelungen, mich vollständig einzukleiden und beide Schuhe zu finden. Bin mir noch nicht sicher, ob Textlastigkeit und Struktur was für mich sind.

Frohe Weihnachten!

Eigentlich hatte ich hier noch geschreiben, dass ich mich auf Weihnachten freue, doch durch einen gestrigen völlig überraschenden Todesfall im nachbarschaftlichen Freundeskreis ist die Vorfreude mehr als getrübt. Trotzdem wünsche ich euch allen frohe Weihnachten sowie schöne, erholsame und vor allem gesunde Feiertage!

Best of Eichhörnchen

Heute gibt es mal ein Best of Eichörnchen, mit den schönsten Eichhörnchen-Bildern, die wir hier ums Haus in den letzten zwei, drei Jahren aufgenommen haben.

Wir wohnen in einem kleinen Dorf direkt am Waldrand, weshalb hier auch immer Eichhörnchen ums Haus rum und bei uns im Garten unterwegs sind. Letzten Sommer hörte ich es im Gebälk über meinem Bürofenster rascheln, schnappte mir die Kamera, öffnete das Fenster und blickte das Eichhörnchen genauso überrascht an, wie es mich anschaute. Es war so nett, in dieser Position zu verharren, bis ich mein Foto geschossen hatte.

Seitdem lege ich immer eine Walnuss auf die Fensterbank meines Arbeitszimmers, und seitdem schauen auch regelmäßig Eichhörnchen auf der Fensterbank vorbei. Wenn eine Nuss dort liegt, sind die kleinen Flitzer mit ihr schnell wieder weg. Liegt keine da, blicken sie auch mal durchs Fenster zu mir herein. Mein Schreibtisch steht direkt neben dem Fenster.

Von dort aus habe ich auch die Bäume gegenüber im Blick. Bevor dort dieses Jahr viele gefällt wurden, war das eine lückenlose Eichhörnchenstraße, über die sie sich wie der Baron in den Bäumen fortbewegen konnten.

Seit letztem Sommer haben wir im Garten auch eine Wildkamera am Teich, um zu schauen, ob und wie oft der lokale Fischreiher dort vorbeischaut. Da kam ich auf die Idee, auch vor der Kamera Walnüsse abzulegen, in der Hoffnung, ein paar schöne Aufnahmen von den Eichhörnchen zu bekommen. Die Walnüsse sind übrigens auch sehr bei einem Fuchs auf drei Pfoten, einer kleinen Maus und einem Eichelhäher sehr beliebt. Die meisten bekommen aber die Eichhörnchen, die sich dafür dankbar in Pose werfen.

Und hier noch ein paar ältere Schnapschüsse aus dem Garten:

Meine zehn liebsten Bücher 2022

Meine Filmliste muss noch warten, da ich mir 2022 noch einige Filme ansehen werde, aber was Bücher angeht, werde ich mit meiner aktuellen Lektüre dieses Jahr nicht mehr fertig werden. Gelesen habe ich insgesamt 51 Bücher (21 davon von Frauen, (so weit ich das überhaupt beurteilen kann), darunter aber auch sechs noch unveröffentlichte englischsprachige Manuskripte, die ich für einen Verlag begutachtet habe, von denen eines dort auch im Sommer/Herbst 2023 erscheinen wird (inzwischen kann ich verstehen, warum Verlagslektor*innen privat nicht viel gelesen bekommen). Alle Rereads habe ich nicht mit einbezogen, sonst hätten es auch noch Perdido Street Station von China Miéville und Die eisige Zeit/Der Tag des Sehers von Steven Erikson auf die Liste geschafft. Tsugumi ist aber schon so lange her, dass ich mich gar nicht mehr an das Buch erinnern konnte.

Bei den zehn Titeln handelt es sich nicht unbedingt um die zehn besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe, sondern um jene, die mir subjektiv am besten gefallen habe. Sechs Bücher stammen von Frauen, an einem siebten hat eine mitgeschrieben. Die Reihenfolge der Liste hat nichts mit einer Wertung zu tu, sie ist rein zufällig gewählt

Die Flüchtigen | Alain Damasio

Das dürfte eines der besten Phantastikbücher der letzten Jahre sein. Ein sprachliches Wunderwerk, das als Near-Future-Dystopie beginnt und durch seinen kleinen Fantasyanteil im Verlauf ein rebellisches, anarchistisches Herz entwickelt, und das trotz aller anspruchsvollen wissenschaftlichen und philosophischen Exkurse eine herzerrreißende und anrührende Familiengeschichte erzählt.

Großartig aus dem Französischen übersetzt von Milena Adam. Erschienen bei Matthes und Seitz.

Breasts and Eggs | Mieko Kawakami

Schonungslose, aber poetische Geschichte einer jungen Japanerin, die in Armut aufwächst, in Einsamkeit lebt und durch ihre Asexualität Schwierigkeiten hat, ihren Kinderwunsch im starren Konstrukt der japanischen Gesellschaft erfüllt zu bekommen. Hat ein paar Längen bei den Monologen von Natsukos Freunden, die ihre jeweiligen Lebensgeschichten erzählen, liest sich insgesamt aber großartig und liefert Einblicke in die japanische Gesellschaft, die man sonst eher selten bekommt. Noch offener und direkter als in den Romanen von Sayaka Murata, Yoko Ogawa und Banana Yoshimoto.

Die englische Übersetzung stammt von Sam Bett und David Boyd. Es gibt auch eine deutsche Ausgabe von Katja Busson, die als Brüste und Eier bei Dumont erschienen ist.

The Marvels | Brian Selznick

The Marvels von Brian Selznick ist eine wunderbar berührende und außergewöhnlich erzählte Familiengeschichte. Der geschriebene Teil über ca. 200 Seiten fällt etwas ab zu den gezeichneten 400 ersten, kann aber durch seine Auflösung trotzdem überzeugen. Ich kann allerdings auch verstehen, dass noch kein dt. Verlag hier zugegriffen hat, denn das Buch kommt im Format eines Jugendbuchs her, doch diese Liebeserklärung ans Theater, an Shakespeare und ungewöhnliche Familienmodelle dürfte nur wenige Jugendliche ansprechen. Ist eher was für Erwachsene wie mich, die sich gerne außerhalb der üblichen Erzählkonventionen bewegen.

The Impossible City: A Hong Kong Memoir | Karen Cheung

Ein ganz tolles Porträt des jungen Hogkongs von 1997 bis zur Gegenwart. Cheung geht vor allem auf die drastischen Veränderungen im alltäglichen und kulturellen Leben ein. Sie ist eine junge Hongkongerin, deren vertraute Umgebung, die Stadt, die sie so liebt, Stück für Stück in einem autoritären System verschwindet, was wirklich herzzerreißen zu lesen ist. Dabei geht sie aber auch auf die davon unabhängigen sozialen Probleme für junge Menschen ein, wie die Wohnungsnot oder die unzureichende Gesundheitsversorgung im Bereich psychischer Erkrankungen. Die Verhältnisse, unter denen sie jahrelang wohnen muss, sind wirklich gruselig, aber für Hongkong nicht ungewöhnlich. Eine wehmütige Liebeserklärung an eine Stadt, die aber nie so war, wie sie in den Filmen von z. B. Wong Kar-Wai romantisiert wurde. Das Buch bietet uns Leser*innen im Westen, die Möglichkeit, über unser bisheriges Bild von Hongkong zu reflektieren.

The Tender Bar | J. R. Moehringer

Ich habe mich lange nicht mehr so wohl in einem Buch gefühlt, wie in J. R. Moehringers Jugendmemoiren The Tender Bar, einer (sicher romantisch verklärten) Liebeserklärung an die Stammgäste des Publicans in Manhassat, die aber auch seinen Abnabelungsprozess schildert. Großartig, wie er diese unterschiedlichen Menschen mit ihren Eigenheiten beschreibt, die Gemeinschaft, die dort entstanden ist, aber auch die sozialen und finanziellen Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben. Ist aber halt auch so ein typisches autobiografisches Buch eines weißen Autors mittleren Altes. Darüber muss man sich klar sein. So divers wie Clooneys Verfilmung besetzt ist, ist das Umfeld Moehringers in den 70/80er-Jahren nicht gewesen. Leider verfehlt die weichgespülte Verfilmung den Kern des Buchs und lässt die tragischen Entwicklungen einzelner Figuren und das bewegende Kapitel über 9/11 aus. Moehringer ist ein begnadeter Erzähler, der seine eigenen (Fehl-)Entscheidungen erfrischend schonungslos beschreibt.

Tsugumi | Banana Yoshimoto

Das Buch habe ich vor ca. 20 Jahren schon einmal gelesen, konnte mich aber kaum noch an den Inhalt erinnern, nur, dass eine Grube im Garten eine Rollle gespielt hat und es mir gefallen hat. Und das hat es auch bei der Zweitlektüre. Yoshimoto versteht es meisterhaft, kleine Szene und Stimmungen einzufangen, dazu der mehr als interessante Charakter der titelgebenden Tsugumi. Die ist gar nicht die Erzählerin des Romans. Das übernimmt ihre beste Freundin Maria, die im Alter von 19 Jahren aus dem kleinen Küstenstädtchen nach Tokio zieht, aber für einen letzten Sommer noch einmal zu Tsugumi und ihrer Familie zurückkehrt. Was Anlass für viele Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit ist. Die hat Tsugumi in einem stets kränklichen, geschwächten Körper aber mit eisernem Willen und scharfer Zunge verbracht und nicht wenige Menschen mit ihrer unverblümten bis boshaften Art vor den Kopf gestoßen.

Aus dem Japanischen übersetzt von Annelie Ortmanns

Last Night at the Telegraph Club | Malinda Lo

Chinatown/San Francisco 1954, die 17-jährige Lily entdeckt ihre Zuneigung zum eigenen Geschlecht und ihrer Mitschülerin Kath, während die Familie mit dem Red Scare zu kämpfen hat. Einfühlsam und bewegend geschrieben. Liefert interessante Einblicke in die queere Szene dieser Zeit sowie das Leben der chinesischen Einwanderer*innen. Abseits aller Klischees, die über dieses Jahrzehnt kursieren.

Vita Nostra | Sergej und Marina Dyachenko

Hauptfigur Samokhina muss vor Sonnenaufgang nackt im Meer schwimmen, im Winter durch den Park joggen und danach ins Gebüsch pinkeln, um Goldmünzen auszukotzen, mit denen sie Zutritt zu einem Institut erhält, dessen Arbeitsbücher überhaupt keinen Sinn ergeben.

Außergewöhnlicher und sehr gelungener Dark-Academia-Weird-Fiction-Roman in slawischer Erzähltradition des ukrainischen Autorenpaaars Marina und Sergej Dyachenko. Erschien 2007 im russsischen Original, 2018 in der englischen Übersetzung von Julia Meitov Hersey. Gibt es leider nicht auf Deutsch.

Die phantastischen Elemente sind auf sehr ungewöhnliche Weise integriert, mit einem faszinierenden Ansatz, den ich hier nicht spoilern will. Trotzdem scheint mir das in erster Linie ein Buch übers Erwachsenwerden zu sein und dem Unabhängigwerden von den Eltern.

Sergej Dyachenko ist dieses Jahr leider verstorben. Die englische Übersetzung der Fortsetzung erscheint im März 2023 als Assassin of Reality.

Indelible City: Dispossession and Defiance in Hong Kong | Lousia Lim

Lousia Lim über die Jahrhunderte alte Geschichte Hongkongs, den King of Kowloon, die Vernichtung Hongkongs durch die chinesische Regierung und ihr eigenes Verhältnis zur Stadt ihrer Kindheit. Spannend und faszinierend.

Unser Teil der Nacht | Mariana Enriquez

Eine großartige Mischung aus Coming-of-Age-Horror und okkult-verkorkster Familiengeschichte vor dem Hintergrund der Militärdiktatur in Argentinien. Warnung: Es gibt drastische Gewalt gegenüber Kindern. Im Zentrum stehen Juan und sein Sohn Gaspar. Juan ist ein Medium, das mit einem übernatürlichen Wesen namens „Die Dunkelheit“ Kontakt aufnehmen und dunkle Magie wirken kann. Dafür wird er von einem geheimen, mächtigen Orden ausgebeutet, möchte seinem Sohn dieses Schicksal aber ersparen.

Der Roman ist von der Struktur her postmodern angelegt, seine unterschiedlichen Teile werden nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt, setzen sich am Ende aber, wie bei einem Puzzle zusammen. Mal ist er brutal und verstörend, dann gibt es wieder richtig schöne Passagen, mit vermeintlich jugendlicher Idylle. Ein gewaltiges Familienepos, stilistisch herausragend, atmosphärisch dicht und vor allem mal in einem für das Horrorgenre ungewohnten Setting.

Deutsche Übersetzung aus dem Spanischen von Inka Marter und Silke Kleemann.

Mortal Engines und die Abweichung von der vermeintlichen Norm in Hollywoodproduktionen

Dieser Artikel ist ursprünglich am 02.11.2018 auf Tor Online erschienen, hat den Umzug aufs neue System aber nicht überlebt.

Warum wurden die Entstellungen der Hester Shaw im Peter-Jackson-Kinofilm „Mortal Engines“ im Vergleich zur Buchvorlage deutlich abgemildert? Markus Mäurer über Hollywood-Normen und Rollenbesetzungen.

Hester Shaw und die Narben

Im Roman Mortal Engines: Krieg der Städte von Philip Reeve verbirgt die Protagonistin Hester Shaw ihr Gesicht die meiste Zeit unter einem roten Schal. Denn durch ein Ereignis aus ihrer Vergangenheit, das ich hier jetzt nicht spoilern möchte, wurde ihr Gesicht massiv entstellt, es ist nicht nur von Narben überzogen, es fehlt sogar die ganze Nase und ein Auge.

She was no older than Tom, and she was hideous. A terrible scar ran down her face from forehead to jaw, making it look like a portrait that had been furiously crossed out. Her mouth was wrenched sideways in a permanent sneer, her nose was a smashed stump and her single eye stared at him out of the wreckage, as grey and chill as a winter sea. („Mortal Engines“, Chapter 3)

Sie war nicht älter als Tom, und sie sah schrecklich aus. Eine grauenhafte Narbe verlief von der Stirn bis zum Kiefer quer über ihr Gesicht, so als hätte jemand ein Porträt wütend durchgestrichen. Ihr Mund war seitwärts zu einem starren Hohngrinsen verzogen, die Nase nur noch ein Stumpf, und nur ein Auge, grau und kalt wie das Meer im Winter, starrte Tom aus diesem Bild der Verwüstung an. („Mortal Engines: Krieg der Städte“, Seite 34, Übersetzung Gesine Schröder & Nadine Püschel)

Für die Kinoverfilmung von Peter Jackson und Christian Rivers hat man diese Entstellung abgeschwächt. Zwar zieht sich immer noch eine dicke Narbe über ihr Gesicht, doch wirkt es nicht mehr so abschreckend wie die Beschreibungen im Buch – und Hester sieht trotzdem ziemlich attraktiv aus.

© Universal Pictures

In einem Interview mit Entertainment Weekly sagte Rivers kürzlich:

„It’s fine in the book for Hester to be described to be ugly, hideous, and have lost a nose ‘cause, even that, you reimagine it in your own mind as, ‚Okay, yeah, she’s ugly, but she’s not really ugly.‘ But when you put it on film, you are literalizing it. You are making it a literal thing, so it was just finding a balance where we need to believe that Tom and Hester fall in love. And her scar does need to be disfiguring enough that she thinks she’s ugly—it can’t just be a little scratch—and I think we’ve struck a good balance of it.'“

„Im Buch ist es für Hester in Ordnung, als hässlich, abscheulich und ohne Nase beschrieben zu werden, weil man sich im Kopf sein eigenes Bild dazu macht: ‚Okay, ja, sie ist hässlich, aber nicht SO hässlich.‘ Aber wenn man daraus einen Film macht, setzt man es buchstäblich um. Man hat es direkt vor Augen, weshalb wir eine Balance finden mussten, bei der man einerseits glauben konnte, das Tom und Hester sich verlieben, bei der andererseits die Narbe aber so entstellend ist, dass Hester glaubt, sie sei hässlich – da hätte ein kleiner Kratzer nicht gereicht -, und ich glaube, wir haben da einen guten Mittelweg gefunden.“

Er argumentiert also damit, dass die Worte im Buch nicht so heftig wirken würden, weil der eigene Filter im Kopf das Bild abschwächen würde. Dass es auf der Leinwand viel extremere Reaktionen hervorrufen würde.

Bis zu einem gewissen Punkt hat er da sicher nicht unrecht, allerdings erinnere ich mich auch noch an das Unwohlsein und mein Mitgefühl für Hester, als ich Philip Reeves Beschreibung ihres Äußeren und die Reaktionen von Hesters Umfeld darauf las. Und an die Reaktion von Tom Natsworthy, der sich trotzdem in sie verliebt hat. Was eine verdammt starke Botschaft ist. Rivers torperdiert seine Argumentation, indem er unterstellt, es sei nicht glaubhaft, dass Tom sich in die entstellte Hester aus dem Buch verlieben könne.

Peter Jackson ergänzte noch: „I think if you literally made the scar how it is in the book, you wouldn’t be able to watch the film with anything other than being totally distracted all the time by the scar. In a way, we had to make the scar, as Christian said, bold enough that it fits her personality — she’s affected by it — but we didn’t want it to just totally overwhelm her character.“

„Wenn man die Narbe genau so hätte aussehen lassen, wie sie im Buch beschrieben wird, wäre man nicht in der Lage, den Film in Ruhe anzusehen, ohne die ganze Zeit völlig von der Narbe abgelenkt zu werden. Irgendwie mussten wir die Narbe, wie Christian sagte, eindrucksvoll genug machen, dass sie ihrer Persönlichkeit entsprach – sie wird von ihr beeinflusst -, aber wir wollten sie ihre Figur nicht völlig dominieren lassen. „

Reeves und Jacksons Äußerungen sorgten für einen kleinen Aufschrei im Netz.

Der Film scheint den Fokus viel stärker auf Hester als Fixpunkt zu legen als das Buch. Dort ist die Handlung relativ gleichmäßig zwischen Tom, Hester und Kathrine, der Tochter von Lord Valentine (die in den bisherigen Trailern völlig untergeht) als Protagonisten aufgeteilt, aus deren jeweiliger Perspektive die Kapitel erzählt werden. Mit einem stärkeren Fokus auf Hester rückt diese in den Mittelpunkt und muss dementsprechend auch ein großes Publikum anziehen.

Die Bedeutung der Entstellung für Hester

Die grotesk wirkende Entstellung im Buch, mit fehlender Nase und fehlendem Auge, spiegelt unter anderem Hesters innere Gebrochenheit nach dem traumatischen Ereignis in ihrer Kindheit wider. Sie steht auch stellvertretend für die harte, barbarische postapokalyptische Welt, in der sie lebt, in der die Menschen nicht schick gestylt (wie in Hollywoodproduktionen) herumlaufen. Autor Philip Reeve soll sich beim Erschaffen seiner Romanwelt bewusst für eine vermeintlich hässliche Hester entschieden haben, auch um die gängigen Schönheitsklischees zu unterlaufen. Und die Fans der Bücher lieben Hester so, wie sie ist.

Um der Figur aus dem Buch gerecht zu werden, ist es vielleicht auch gar nicht nötig, ihr Äußeres 1:1 zu übernehmen. Es geht darum, wie sie charakterisiert wird. Hesters Gebrochenheit, gepaart mit der manischen Entschlossenheit, kann man auch auf andere Weise wirkungsvoll für die Leinwand umsetzen. Und Schauspielerin Hera Hilmar bietet dies die Möglichkeit, mehr Emotionen mit ihrem Gesicht auszudrücken. Emotionen, die im Buch der Erzähler schildern kann, die im Film aber durch Mimik dargestellt werden müssen.

Ich glaube den beiden durchaus, dass sie durch diese Abmilderung der Entstellung auch ein jüngeres Publikum davor bewahren wollen, im Kino unangenehme Gefühle zu empfinden. In erster Linie dürfte die Entscheidung aber monetärer Natur gewesen sein. Mortal Engines ist ein sehr teurer Film, der seine Kosten wieder einspielen möchte (Nachtrag: hat er übrigens nicht, ist ziemlich gefloppt), und der Kinologik folgend benötigt es dafür coole HeldInnen, die man auf Postern und Trailern ikonisch stilisieren kann. Solche Held*innen haben nun mal Nasen und maximal eine piratenmäßige Narbe im Gesicht oder eine Augenklappe, die sie verrucht und gefährlich wirken lassen.

Warum eigentlich?

Philip Reeves Variante im Buch transportiert die stärkere Botschaft, vor allem für all jene, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, die von der angeblichen Norm abweichen, kleine bis größere Makel tragen oder auch stärker körperlich beeinträchtigt sind: Es gibt für jeden einen Platz in der Gesellschaft, und Liebe und Zuneigung können solche Hürden überwinden.

Man denke nur an die Australierin Turia Pitt, die trotz ihrer großflächigen Brandnarben, die sie während eines Marathons durch ein Buschfeuer erlitten hat, wieder Freude am Leben fand, ihre Erfahrungen für etwas Positives verwendet und auch weiterhin von ihrem Freund unterstützt und geliebt wird. Dazu empfehle ich die großartige Dokumentation Embrace von Taryn Brumfitt, über das Bild, das wir von unserem Körper haben.

„Embrace“ – Trailer

Die stereotypen Standards Hollywoods

Bei Rivers‘ Argumentation muss ich an die Black Mirror-Folge Arkangel denken, in der ein Mädchen als Dreijährige ein Augmented-Reality-Implantat erhält, das ihr alle schlimmen Dinge, wie Blut oder den aggressiven Nachbarshund ausblendet, was auf Dauer fatale Folgen hat. Man verschließt die Augen vor allem, was verstörend wirken könnte, setzt einen Filter auf, eine rosarote Brille, die einem die Welt nicht zeigt, wie sie ist, sondern, wie man sie gerne hätte – oder wie Hollywood glaubt, dass wir sie gerne hätten oder haben sollten.

Hollywood tendiert gerade in großen Produktionen dazu, alles, was aus der sogenannten Norm fällt, abzuändern, Kanten werden geglättet, Sperriges in ein stromlinienförmiges Korsett gepresst. Man denke z. B. an Wade Watts, den Helden aus Ready Player One, der in der Romanvorlage von Ernest Cline als übergewichtige Couchpotato beschrieben wird, im Film von Steven Spielberg aber als (halbwegs) athletische Sportskanone rüberkommt. Ein weiteres aktuelles Beispiel ist Lewis Barnavelt, der jugendliche Protagonist in Das Haus der geheimnisvollen Uhren, der im Buch von John Bellairs ebenfalls als pummelig und völlig unsportlich beschrieben wird und sehr darunter leidet, beim Baseball völlig zu versagen. Im Film – übrigens auch von Spielberg produziert – sehen wir einen schlanken, kleinen Jungen – auch wenn er beim Basketball als Rosinenzwerg gehänselt wird. Und auch Tyrion Lannister hat man in der TV-Serie Game of Thrones seine Nase gelassen.

Die großen Filmstudios scheinen zu glauben, dass das Publikum nur schlanke Menschen sehen möchte, die einem gewissen, künstlich erzeugten Schönheitsideal entsprechen, und dafür sorgen, dass ganze Generationen an Menschen unter Minderwertigkeitskomplexen leiden und sich für unattraktiv halten. Wovon wiederum eine ganze Industrie lebt, die Schönheitsprodukte, Operationen, Diäten und Fitnesskurse anbietet – von der Body-Shaming-Klatschpresse ganz zu schweigen.

Menschen, die etwas mehr auf den Rippen haben, werden leider immer noch häufig als der lustige, dicke Sidekick besetzt, man denke an Peter Parkers Schulfreund Ned Leeds in Spider-Man: Homecoming. Oder Chunk in Die Goonies, der in dieser Spielberg-Produktion sicher mit die Weichen für dieses Klischee etablierte (siehe den „Schwabbeltanz“).

Dieses Klassifikationssystem dürfte sich auch aus der sozialen Hierarchie entwickelt haben, die an amerikanischen Highschools herrscht,  wo die Schüler durch subtile und perfide soziale Mechanismen tatsächlich in bestimmte Klischeegruppen eingeteilt werden (siehe die Serie Freaks and Geeks oder den Film Breakfast Club): Die Jocks, sind die Sportskanonen, die in den Sportmannschaften der Schule spielen; die Nerds und Freaks die Außenseiter; die Cheerleader sind die angesagte Gruppe bei den Mädchen; die Preps sind die eher angesagte Mittelklassencliquen, die es nicht so mit Sport haben; und es gibt die Rebels, die meist in Lederjacke und ähnlicher Kleidung gegen das System und die soziale Ordnung rebellieren.

Hollywoods Drehbuchautoren, Produzenten und Filmemacher kamen über die Jahrzehnte aus diesem Highschoolsystem und etablierten es auch in ihren Filmen über die Dekaden so stark, dass diese Denkstrukturen und Genretropen bis heute schwer wegzudenken sind. In anderen Bereichen, bricht diese Struktur gerade auf, und Filme wie Black Panther und Crazy Rich Asians zeigen, dass man auch mit einer fast ausschließlich nicht-weißen Besetzung Kassenschlager produzieren kann, und Wonder Woman zeigte, dass man dies auch bei einem Superheldenfilm mit weiblicher Hauptrolle und Regisseurin schaffen kann.

Von der Buchbranche bis Hollywood – die Debatte und der Wandel haben gerade erst begonnen

Aber auch die Buchbranche ist vor solchem Klischeedenken nicht gefeit. Gerade im Fantasybereich findet man in der Regel schlanke, athletische weiße Menschen auf den Covern. Selbst, wenn die Hauptfiguren nicht weiß und/oder schlank sind (wie z. B. die blonde, weiße Frau auf dem Cover von N. K. Jemisins Die Erbin der Welt, obwohl die Heldin des Buchs Schwarz ist).

Im Buch können sich (aus Sicht der Industrie) Autoren mehr trauen, weil die Produktion eines Buches nicht teurer wird, je spektakulärer und aufwendiger die Action wird. Ein Buch wie Mortal Engines zu schreiben und zu produzieren kostet nicht mehr als ein Buch, das nur in einem Raum spielt. Bei einer Hollywoodproduktion stehen Hunderte von Millionen Dollar auf dem Spiel, weshalb schon fast pathologisches Vorsichtsdenken von zahlreichen Bedenkträgern vorherrscht. Filmemacher wie Peter Jackson und Christian Rivers müssen ihre Geldgeber zufriedenstellen, ihnen zeigen, dass sich die Investition auszahlen kann. Und Investoren denken sehr konservativ und in Klischees, sie wollen auf Bewährtes setzen, und das besteht im Blockbusterkino unter anderem aus attraktiven Held*innen.

Der Inklusion und Repräsentation von Minderheiten bzw. von Gruppen, die bisher als solche behandelt wurden, erweist dies einen Bärendienst. Für Jackson und Rivers dürfte es aber eine Abwägung gewesen sein, die darüber entschieden hat, ob sie den Film finanziert bekommen oder nicht. Hätten sie sich für die Hester Shaw aus dem Buch entschieden, hätte ihnen das Studio vermutlich den Stecker gezogen. Insofern sollten die Äußerungen im Interview mit Entertainment Weekly durchaus kritisch aber auch differenziert betrachtet werden.

Die Kehrseite der Entwicklung

Leider führen Besetzungen abseits der bisherigen Normen immer wieder zu Shitstorms und Mobbing im Internet. Man denke an Loan Tran, die ihren Instagram-Account löschen musste, nachdem die Beleidigungen und Belästigungen wegen ihrer Rolle als Rose Tico in Star Wars: The Last Jedi überhandnahmen. Dummheit und Arschlochtum haben leider Hochkonjunktur und werden von großen Produktionen, die es wagen aus den klassischen, klischeehaften Formeln auszubrechen, geradezu magisch angezogen. Gerade um solcher Hetze entgegenzutreten, ist es wichtig, beharrlich zu bleiben und Figuren immer diverser mit talentierten Menschen aus jeglichen Minderheiten zu besetzen, die von Hollywood bisher nur für Klischeerollen vorgesehen waren.

Ich sehe es aber auch schon als (kleinen) Erfolg an, wenn über dieses Thema vermehrt kritisch diskutiert wird, wie es zum Beispiel Katharina Jack in ihrem Beitrag Die Kriegerin im Ballkleid – Warum ich mir andere Heldinnen wünsche es tut (Nachtrag: Der Text ist leider nicht mehr online). Ganz unshitstormig und unideologisch mit sachlich gut begründeten Argumenten.

Viele (vor allem Männer) sind genervt von Debatten um Themen wie Geschlecht/Gender, Repräsentation, Sexismus, #meetoo, Diskriminierung, Gleichbehandlung, Gerechtigkeit und Rassismus. Und das ist richtig so, solche Debatten müssen nerven. Nur mit Beharrlichkeit wird es gelingen, über Jahrhunderte verkrustete Strukturen und Denkweisen aufzubrechen. Nur, indem man jenen auf die Füße tritt, die solche Strukturen aufrecherhalten, wird man etwas ändern können. Es muss unbequem für jene werden, die sich in eine bequeme Das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht-Haltung zurücklehnen, und jene die glauben, solche Probleme seien schon überwunden, oder doch gar nicht so schlimm.

Das soll aber nicht heißen, dass man jetzt alles total verbissen und undifferenziert sehen muss. Diskussion um Filme wie Mortal Engines können dabei helfen, neue Perspektiven aufzuzeigen, während man den Film und das Buch dabei immer noch genießen kann. Man muss nicht alles verteufeln und boykottieren, was nicht 1:1 dem entspricht, was man gerne hätte. Auch weichgespülte und abgeschwächte Umsetzungen können noch starke Botschaften transportieren und/oder auf die Vorlage aufmerksam machen. Ob dies der Adaption von Mortal Engines: Krieg der Städte gelingen wird, werden wir erst ab dem 13. Dezember erfahren, wenn der Film in die Kinos kommt (Nachtrag: ist ihr übrigens nicht gelungen).

Meine Woche 15.12.2022: Korea und mehr

Meine Woche in Filmen, Serien, Musik, Artikeln, Youtube-Videos und privaten Dingen. Kulturnation Südkorea, absurd hohe Konzertticketpreise, die Ursprünge der Fantasy-Romane, die Serie The Dropout und zu wenige Menschen aus der Arbeiterklasse in Kunst und Kultur.

In dieser wöchentlichen Rubrik werdet ihr wenig zu negativen Themen finden. Ich lese natürlich auch viele Artikel, Tweets, Posts und Threads zu aktuellen Krisen wie der Situation im Iran, in der Ukraine, in deutschen Kinderkliniken usw. Aber mit den ganzen schlimmen Nachrichten werden wir schon überall bombardiert. Links und Empfehlungen zu solchen Themen gebe ich hier nur stark dosiert, wenn mir was wirklich Gutes mit wichtigen Hintergrundinfos begegnet, was einen Ansatz hat, der noch nicht so verbreitet ist. Ansonsten setze ich hier mehr auf Unterhaltung, mit Tipps, die hoffentlich dazu beitragen können, dass bei einigen von euch die Freizeitgestaltung bereichert wird.

Südkorea

Ich lerne ja gerade Japanisch und beschäftige mich intensiv mit Japan. Wieso schreibe ich hier jetzt über Korea? Ganz einfach, weil ich schon seit 20 Jahren das koreanische Kino liebe, seit ich Oldboy auf dem Fantasy Filmfest 2004 im Residenz-Kino in Köln einige Monate vor dem Deutschlandstart gesehen habe. Wobei ich mir nicht mehr sicher bin, ob ich nicht Save the Green Planet schon vorher gesehen habe, der mich auch umgehauen hat. Kann auch sein, dass ich schon mal was von Kim Ki-duk vorher auf Arte oder 3sat gesehen habe. Das koreanische Kino ist seitdem für mich die erste Anlaufstelle, was innovative und hochwertig produzierte Filme angeht, die sich außerhalb der üblichen Hollywood-Konventionen bewegen.

Und wer japanische Kultur und Geschichte verstehen möchte, darf die (oft turbulenten) Beziehungen zu Korea nicht außer acht lassen. Die Handelsbeziehungen und der kulturelle Austausch mit Korea bzw. Koryŏ reichen viele Jahrhunderte zurück.

Kultur-King Korea

Passend dazu gibt es in der Mediathek von 3sat jetzt die Doku Kultur-King Korea von Memo Jeftic und Viola Löffler, die auf den historischen Kontext der enormen kulturellen Entwicklungen Südkoreas eingeht, und versucht zu ergründen, was das Land in Sachen Kultur(exporten) so besonders macht. Ein Schwerpunkt liegt auf K-Pop-Bands wie BTS und der Industrie, die dahintersteckt, aber auch Filme und Serien kommen nicht zu kurz. Neben Klassikern und Hits wie Oldboy, Parasite und The Wailing freut es mich besonders, dass hier auch die kleine Arthouse-Perle Microhabitat ausführlich vorgestellt wird, die zu meinem Lieblingsfilmen der letzten Jahre gehört.

Memo Jeftic und Viola Löffler waren übrigens auch im Podcast Popkulturfunk zu Gast und erzählen dort von den Dreharbeiten in Südkorea, wie die Doku entstanden ist und gehen näher auf den Inhalt und die Hintergründe ein.

The Roundoup

Unabhängig von obiger Doku habe ich in der letzten Woche auch den südkoreanischen Actionthriller The Roundoup (범죄도시2; lit. Crime City 2) gesehen. Das ist der Nachfolger von The Outlaws und bietet mit dem charismatischen Don Lee in der Hauptrolle eine unterhaltsame Mischung aus Bud Spencer und Lethal Weapon. The Outlaws fand ich nur okay, The Roundup etwas besser, aber obwohl die beiden Filme Riesenhits in Südkorea waren, spielen sie für mich nicht in der ersten Liga der koreanischen Thriller. Dafür sind sie zu einfach gestrickt, die Story ist zu simpel, die Action zwar gut, aber auch nicht atemberaubend. Sie leben vor allem von Don Lees Charisma.

Doku

TRACKS: Warum Konzerttickets immer teurer werden – und immer mehr Touren ausfallen

Auf Arte gibt es eine sehr gute gemachte und vor allem aufschlussreiche Sondersendung vom Magazin Tracks, darüber, warum die Preise für Konzerttickets großer Künstler*innen so explodiert sind, während viele kleinere und mittlere Acts ihre Tourneen absagen müssen. Dynamic Pricing heißt das Zauberwort, das dem Oligopol aus drei Ticket-Konzernen so hohe Gewinne beschert, da es immer noch genügend Leute gibt, die bereit sind, 500 Euro und mehr für ein Konzert auszugeben. Meine persönliche Obergrenze lag eigentlich immer bei 50 Euro. Das letzte Mal war ich allerdings 2017 auf einem Konzert (bei Nick Cave). Die Pandemie hat mir die Lust darauf sowieso genommen.

Die Ursprünge der Fantasy-Romane

Eine vierteilige Doku-Reihe auf Arte, von der bisher drei erschienen sind. Es geht vor allem um die Einflüsse der Gebrüder Grimm, von William Morris mit seinem feministischen Fantasyroman The Water of the Wondrous Isles und den Werken Lovecrafts und Robert E. Howards auf den modernen Fantasyroman. John Howe besucht dazu das Geburtshaus der Gebrüder Grimm, Morris‘ berühmtes „Red House“ und Providence, und unterhält sich mit Terry Gilliam, Robin Hobb und S. T. Joshi.

Die Folge zu William Morris ist ganz wunderbar geworden, doch in der zu H. P. Lovecraft wird dessen Rassismus mit keiner Silbe erwähnt. Und im Schlusssatz darf S. T. Joshi auch noch sagen, dass Lovecraft jede Minute seines posthumen Ruhms verdient habe. Eine solch kritiklose Lobhudelei Lovecrafts ist im Jahr 2022 mehr als unzeitgemäß. Da hätte ich von Arte mehr erwartet. Wenn schon S. T. Joshi der Hauptgesprächspartner sein muss, warum wird dann statt Mike Mignola nicht Victor LaValle oder N. K. Jemisin dazugeholt? Lovecraft in der Einleitung als „kontroverse Persönlichkeit“ zu bezeichnen reicht nicht.

Optisch sind die Folgen richtig toll gefilmt und schaffen es gut, die jeweilige Atmosphäre vor Ort sehr stimmungsvoll einzufangen. Auch in Providence. Dazu tolle Illustrationen.

Serien

Für diesen Monat habe ich mir noch mal ein Disney+Abo geholt, weil ich mir Andor ansehen wollte und über die Feiertage vielleicht Willow. Hängen geblieben bin ich aber vor allem an der Serie The Dropout, die ich innerhalb von drei Tagen weggebinged habe. Sowie The Bear und Sumo Do, Sumo Don’t. Über die letzten beiden werde ich demnächst noch schreiben. Heute empfehle ich:

The Dropout

Basiert auf der wahren Geschichte von Elizabeth Holmes, die mit ihrer Firma Theranos einen der größten Firmenskandale der letzten Jahre ausgelöst hat. Erzählt wird, wie Holmes als (über)ambitionierte Studentin unbedingt Milliardärin á la Steve Jobs werden und dabei auch die Welt verändern will. Ihre Idee: Ein Diagnose-Gerät, das aus nur einem Blutstropfen zahlreiche Diagnosen für Krankheitsbilder stellen kann. Das Problem: So was funktioniert bis heute nicht. Was Holmes nicht daran gehindert hat, Investoren und Patient*innen über Jahre anzulügen. Letztere erhielten teilweise (millionenfach!) falsche Diagnosen.

Amanda Seyfried porträtiert grandios Holmes Wandlung von der ambitionierten Studentin und Unternehmerin, hin zu jemandem, die hier und da etwas flunkert und hinhält, bis hin zum manipulativen und bedrohlichen Machtmenschen, der die eigene Realität verdrängt und andere Menschen, in sie hineinzwingt.

Die Serie beginnt als klassisches Biopic, entwickelt aber rasch einen Thriller artigen Sog, der mich emotional so gepackt hat, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte, die Serie zu schauen.

Filme

The Myth of American Sleepover

Angenehm unaufgeregter Film über einige amerikanische Jugendliche, die einfach einen schönen Sommerabend verbringen. Gibt es auf Mubi.

Bloody Nose and Empty Pockets

Ist eine Art Spielfilm im Gewand einer Dokumentation, bei der einfach die Kamera draufgehalten wird, während die Stammgäste einen letzten Tag vor Schließung in ihrer Stammkneipe verbringen, über das Leben philosophieren, sich streiten, tanzen und so was wie eine Art Ersatzfamilie finden. Gibt es bei Prime.

Artikel

Huge decline of working class people in the arts reflects fall in wider society

Im Guardian gibt es einen Artikel von James Tapper über eine Studie, die zeigt, dass es immer weniger Menschen mit einem Hintergrund aus der Arbeiterklasse in den Bereichen Musik, Kunst und Literatur gibt. Ich vermute mal auch, im Journalismus, anders lassen sich die oft weltfremden Artikel zu den Lebensrealitäten finanziell prekärer Menschen nicht erklären.

Das nervt mich gewaltig. Es gibt z. B. seit 20 Jahren so viele tolle, komplexe und anspruchsvolle Serien, aber kaum eine, die eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Arbeiterklasse und dem Thema Armut zu bieten hat. Und die, die es tun, bieten oft nur „poverty porn“. 2013 habe ich meine Bachelorarbeit über die Darstellung von Armut in amerikanischen Serien und Sitcoms geschrieben, beispielhaft erklärt anhand der Serien Raising Hope und Shameless. Damals sah ich gute Chancen für eine Trendwende hin zu einer realistischeren und nicht-entwürdigenden Darstellung von Armut in Serien. Da hatte ich mich getäuscht. Stattdessen gibt es immer mehr Serien über superreiche wie Succession und Royalty-Porn wie The Crown.

Zum Glück gibt es immerhin ab und zu Filme wie I, Daniel Blake oder Sorry We Missed You von Ken Loach.

Tor Online

In meinen SFF News von Dienstag geht es um: Einen neuen Trailer zur Hexenserie Mayfair Witches nach Anne Rice. Außerdem: Die Hörspielanthologie 2035. Die Zukunft beginnt jetzt kostenlos in der Mediathek, eine Doku über Filme, Serien und Musik aus Südkorea und ein Artikel über das Übersinnliche in der deutschsprachigen Literatur 2022.

Heute erschienen ist das Frühjahrsprogramm 2023 von Fischer Tor: Die Fortsetzung des Hits The Atlas Six, ein Fantasy-Thriller aus fünf Federn, eine Feen-Forscherin, der Fortbestand des Universums, eine Welt ohne Sauerstoff und ein magisch-dunkles Familiengeheimnis.

Worüber ich mich freue

  • Dass ich jetzt zwei Wochen Weihnachtsurlaub habe. Habe mir vorgenommen, endlich Thomas Pynchons Against the Day durchzulesen. Das habe ich mir 2006 gleich nach Erscheinen gekauft, aber nie richtig reingefunden. Vielleicht war mein Englisch damals noch nicht gut genug, um das Buch wirklich genießen zu können. Bei Die Enden der Parabel brauchte es allerdings auch in der deutschen Übersetzung drei Anläufe, bis ich durch war.
  • Den Schnee vom Mittwoch, der immer noch liegt. Hier ein paar Impressionen vom Winterspaziergang, den ich eben mit meiner Mutter bei herrlichem Sonnenschein und Minustemperaturen gemacht habe.

Unseren selbstgesägten Weihnachtsbaum.

Kleiner Weichnachtsbaum in Zimmerecke mit brennender Lichterkette.

Meine Woche: 09.12.2022

Meine Woche in Filmen, Serien, Musik, Artikeln, Youtube-Videos und privaten Dingen. Red Rocket, Wednesday, Fist Love, Stromae, ein versuchter Staatsstreich in Peru und meine Fortschritte beim Japanisch-Lernen.

Worüber ich mich freue

Am Montag gab es hier den ersten Schnee, den ich dann auch gerne weggeschaufelt habe. Gut, dass ich mir kürzlich neue Wanderschuhe gekauft habe, denn das sind meine einzigen wasserfesten Schuhe. Die kurze Outdoor-Aktivität gab mir auch Gelegenheit, mich nach langer Zeit wieder mit einem ehemaligen Nachbarn zu unterhalten, der bei seinem Elternhaus den Gehweg freigeräumt hat. Leider ist der Schnee schnell wieder zu einer nassen Pampe geworden. Winter kann auch hässlich sein.

Blick aus meinen Arbeitszimmer auf unseren Garten an der Straßenecke. Im Hintergrund der Sportplatz. Alles mit eklig-nassem und halb geschmolzenem Schnee bedeckt, dazu grauer Nebel.

Meine neue Wanddekoration mit einer Japan-Karte von National Geographic und einem Kalender mit Fotos von Jan Becke. Das war der einzige Kalender bei Amazon, der nicht nur die üblichen Touri-Klischeebilder enthält (die natürlich schön aussehen, mir aber zu stereotyp sind). Diese Dekorationen (siehe auch den Wandbehang aus der vorletzten Woche) helfen mir dabei, mich in Stimmung für mein Japanisch-Lernen zu bringen und geben mir Motivation. Zum Lernen einer Sprache gehört für mich auch, dass ich mich intensiv mit Kultur und Geschichte des Landes beschäftige, Filme, Dokus, Youtube-Videos, Serien und Animes schaue, Musik höre sowie Romane und Sachbücher lese.

Links eine Landkarte von Japan, direkt rechts daneben ein Japan-Kalender für 2023, dessen Titelbild den Fuji zeigt, der sich im Kawaguchi-See spiegelt, eingrahmt von roten Blättern.

Japanisch lernen

Momentan fehlen mir noch drei Silben, dann bin ich mit Hiragana durch. Das ist eine Silbenschrift, die aus 46 Zeichen besteht. Wenn damit fertig bin, geht es mit der zweiten Silbenschrift Katagana weiter, die ebenfalls 46 hat. Und dann folgen die ca. 2.000 Kanji-Zeichen, die benötigt werden, um sich im japanischen Alltag zurechtzufinden. Wer eine Zeitung lesen möchte, ein Buch oder einfach nur eine Broschüre, muss alle drei beherrschen, denn in einem japanischen Satz werden meist alle drei durcheinandergemischt, damit sich die einzelnen Wörter besser voneinander trennen lassen. Und das macht das Lernen von Japanisch auch für viele so schwierig.

Ich lerne sehr langsam, erstmal nur Hiragana und Vokabel. Nach drei Monaten kann ich noch keinen einzigen Satz auf Japanisch sagen, wenn ich mir einen Film ansehe, verstehe ich nur vereinzelte Worte. Ich lerne langsam, aber stetig, an fünf Tagen der Woche immer ein bisschen. Mit vielen Wiederholungen. Ich bin da sehr geduldig und wähle ein Tempo, bei dem ich nicht langfristig Lust und Motivation verliere, weil der Lernzwang zu einer Bürde wird.

Beim Hiragana gehe ich erstmal ganz altmodisch nach einem Lehrbuch (mit Audiodateien) vor und mache alles handschriftlich, um zu testen, wie es läuft. Wenn ich damit durch bin, werde ich noch die App LingoDeer hinzunehmen – die besonders gut für die Sprachen Chinesisch, Koreanisch und Japanisch geeignet sein soll -, um einen Vergleich zur altmodischen Lernmethode zu haben.

In zwei Jahren würde ich gerne nach Japan reisen und hoffe, bis dahin zumindest so viel Japanisch zu können, um mich als Tourist dort zurechtzufinden.

In der sechsten Klasse zum Abschluss der Orientierungsstufe hat mir meine Englischlehrerin die Empfehlung fürs Gymnasium verwehrt, weil ich das „th“ nicht aussprechen konnte. Im Japanischen dürfte das „R“ meine Nemisis werden. Kevin von Nihongo erklärt hier, was es damit auf sich hat.

Artikel

Dass der bisherige Präsident von Peru diese Woche einen Staatsstreich unternommen hat, dabei scheiterte und verhaftet wurde, habe ich nicht aus den traditionellen Medien mitbekommen, sondern nur aus diesem sehr informativen Blogbeitrag von Lamahüterin Sabrina Železný, die das ganze in einen politischen Kontext rückt. Lesen!

Alessandra Reß berichtet darüber, was sie veranlasst hat, ihren Roman Spielende Götter, für eine Neuauflage zu überarbeiten. Interessante Einblicke in die Schreibwerkstatt einer Autorin, die sich nach Jahren noch einmal mit dem eigenen Werk beschäftigt.

Tor Online

Meine SFF News vom Montag: Ein neuer Trailer zur Videospieladaption The Last of Us. Außerdem: Ein erster Trailer zu Indiana Jones 5 , eine Arte-Doku über die Anfänge der Fantasy-Romane, Theresa Hannigs Science-Fiction-Kolumne in der taz und ein Artikel über den New-Edge-Trend in der Sword & Sorcery.

Einen Artikel gibt es von Mira Valentin über die keltischen Mythen und Geschichten, auf denen ihr Roman Druidendämmerung basiert.

Warum hat Avatar nie so eine popkulturelle Bedeutung erlangt, wie ähnlich erfolgreiche Kinoblockbuster dieser Art?, wollten wir von dem Kulturwissenschaftler Lars Schmeink wissen. Seine Antwort ist eine schonungslose Polemik, die zeigt, wie sich seine anfängliche Begeisterung zu James Camerons Science-Fiction-Film mit den Jahren wandelte.

Ich sehe das übrigens ganz genauso. Teil 2 wird jetzt wieder durch einige technische Spielereien für Aufregung und Aufmerksamkeit sorgen, und nicht wenige Kinogänger begeistern, aber so bald es in Richtung Heimkinoauswertung geht, wird die Euphorie wieder abflachen. Die bisherigen Trailer deuten eigentlich nur einen Neuaufguss des ersten Films an. Und den habe ich seit meiner Kinosichtung damals nicht mehr gesehen.

Filme

Red Rocket von Sean Baker (Florida Project) erzählt von einem ehemaligen Pornostar, der völlig abgbrannt in sein Heimatkaff in Texas zu seiner Exfrau zurückkehrt. Mickey ist ein eloquentes Großmaul, aber auch eine toxische Persönlichkeit, die alles um sich herum vergiftet. Ähnlich wie die Figur lullt der Film seine Zuschauer erst mit der durchaus humorvollen und charmanten Persönlichkeit des Protagonisten ein, bis sein wahres Ich immer mehr zum Vorschein kommt. So betätigt er sich auch als Groomer und macht sich an eine 17-jährige an, die er als Chance sieht, es wieder zurück in die Pornobranche zu schaffen. Ein guter Film, wenn man mit so einer toxischen Hauptfigur klarkommt.

Serien

Wednesday

Nachdem einige Schulsportler ihren Bruder Pugsley misshandelt haben, entscheidet sich Wednesday, die Übeltäter mittels Tier-Therapie zu heilen und wirft zwei Tüten mit Piranhas ins Schwimmbecken, während dort das Training stattfindet. Da dies zu einem Schuleverweis führt, schicken ihre Eltern sie auf das Internat Nevermore, wo sogenannte Outcasts eine bildungsbürgerliche Heimat finden. Unter ihnen Vampire, Werwölfe, Gorgonen, Sirenen usw. Ach ja, Wednesday gehört natürlich zur Addams-Family, die hier mit Vater Gomez, Mutter Morticia und Butler Lurch nur in zwei Folgen von Relevanz ist. Thing, also das eiskalte Händchen wird allerdings zum coolen Sidekick, während Onkel Fester auch nur für eine Folge seinen kriminellen Charme spielen lassen darf.

Wednesday ist ein großartiges Spin-Off, dem man die Einflüsse von Produzent Tim Burton zwar durchaus anmerkt – der auch bei den ersten vier Folgen Regie geführt hat -, das aber trotzdem seinen ganz eigenen jugendlichen Ton findet. Das Highlight ist Jenna Ortega als intelligente, selbstbewusste und morbid-mörderische Wednesday, der es mir ihrem kühlen Blick gelingt, ihre Gegenüber beim gesellschaftlichen Theaterspiel gleich zu durchschauen. Zunächst möchte sie noch von der Schule abhauen, doch nachdem ihr nach dem Leben getrachtet wird, findet sie doch Gefallen an dem Institut mit düsterer Vergangeheit. Sie möchte heraufsinden, was hinter dem mörderischen Treiben und dem mysteriösen Monster steckt.

Wie genau sich die Serie in den Kosmos der Addams-Family einreiht, könnt ihr im Artikel von Christian Endres nachlesen. Ich hatte jedenfalls viel Spaß damit.

First Love (初恋)

Ist eine japanische Dramaserie, die – basierend auf den Songs First Love und Hatsukoi von Hikaru Utada – die Liebes- und Lebensgeschichte von Yae und Harumichi erzählt, die sich auf der Oberschule kennen lernen und ein Paar werden. Sie geht dann aufs College in Tokyo, er zur Luftwaffe, um Pilot zu werden. Sie bleiben eng in Kontakt, bis sie einen Unfall hat und ihr Gedächtnis verliert. Doch die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt, sondern zeitlich ziemlich verschachtelt auf verschiedenen Ebenen, ähnlich wie bei This Is Us. Der Haupthandlungsstrang spielt 15 Jahre später, Yae arbeitet als Taxifahrerin und lebt allein, hat aber einen 14-jährigen Sohn, während Harumichi als Wachmann in einem Hochauskomplex arbeitet. Natürlich begegnen sie sich Serendepity mäßig wieder.

First Love erzählt eine dramatische, tragische Familiengeschichte mit viel Herz, die erfrischenderweise nicht in Tokyo spielt, sondern in Sapporo, der Hauptstadt der Nordinsel Hokkaido. Neben den beiden Hauptfiguren lernen wir auch deren Familien und Umfeld kennen, was dem Ganzen noch mehr Komplexität verleiht. Manchmal wirkt die Serie etwas schnulzig, aber die Figuren sind so gut geschrieben und haben so viel Tiefe, dass das nicht ins Gewicht fällt. Die Darsteller*innen der jugendlichen Hauptfiguren agieren manchmal etwas zu sehr im Glücksbärchi-Modus, insgesamt ist aber alles gut gespielt. Besonders sticht jedoch Hikari Mitsushima (Love Exposure) als erwachsene Yae mit ihrem subtilen und vielschichtigen Spiel hervor. Allein wegen ihr lohnt es sich, die Serie anzuschauen. Die hat 9 Folgen, die alle sehr abwechslungsreich gestaltet sind und nie langweilen. Am Ende haben sie dann aber doch etwas zu dick aufgetragen, da hätten sie ruhig zwei Gänge zurückschalten können. Wednesday ist eine großartige Serie zum Jahresabschluss, aber mein Geheimtipp ist First Love.

Doku

Hokkaido – Japans kalter Norden

Sehr schöne Reportage von Mare TV über den Winter auf Hokkaido. Konzentriert sich natürlich auf die Küste und das Meer. Reizt mich sehr, bei einer hoffentlich zukünftigen ersten Japan-Reise die Nordinsel zu dieser Jahreszeit zu besuchen.

Streaming

Seit gestern ist in unserem Sky-Abo auch Paramount+ enthalten. Ein Streamingdienst, den ich ansonsten nicht abonniert hätte. Discovery und Picard haben mir jegliches Interesse am Star-Trek-Universum genommen. Das Einzige, was mich bei Paramount interessiert, ist die zweite Staffel von Evil, einer angenehm ungewöhnlichen Serie, die immer wieder kleine fiese Szenen hat, wie z. B. die Zahn-OP. Eventuell werde ich noch in From und Yellowstone reinschauen. Yellowjackets ist richtig gut, da habe ich die erste Staffel aber schon auf Sky gesehen, im März soll die zweite kommen.

Musik

Musik gibt es auch diese Woche wieder von Stromae, der war beim wunderbaren Format Tiny Desk Concert des NPR (National Public Radio) zu Gast und hat ein schönes kleines Konzert mit vier seiner Songs gegeben.

Meine Woche: 02.12.2022

Meine Woche in Filmen, Serien, Musik, Büchern, Artikeln, Youtube-Videos und privaten Dingen. Blue Bayou, Vernon Subutex, Stromae, japanische Autorinnen, die Letzte Generation und Weihnachtsdeko.

Filme

Gesehen habe ich in der letzten Woche Til Death mit Megan Fox. Ein ganz netter Thriller mit fiesem Twist, in dem sich ein Ehemann von seiner Frau auf recht kreative Weise aus dem Leben verabschiedet, was sie in ziemliche Schwierigkeiten bringt. Auch ein Film über toxische Männlichkeit.

Nicht so toll war Rock’n Rolla, ein Werk aus Guy Ritchies schwächeren Phase.

Mein Film der Woche: Blue Bayou, ein sehr emotionales Drama, über einen in Korea geborenen Mann, der vor dreißig Jahren als Baby von einer amerikanischen Familie adoptiert wurde, die, wie sich jetzt herausstellt, ihn nie offiziell angemeldet hat, weshalb ihm nun die Abschiebung in ein Land droht, dessen Sprache er nicht spricht und das er nicht kennt, während neben seiner Stieftochter, die ihn vergöttert, auch seine erste leibliche Tochter auf dem Weg ist. Eine Wütende Anklage gegen ein unbarmherziges und ungerechtes System, sehr gut gespielt und schön gefilmt.

Night Train (夜车, Yeche, 2007) ist der zweite Film des chinesischen Regisseurs Diao Yinan (Feuerwerk am helllichten Tag) und erzählt die Geschichte einer Gerichtsvollzieherin , die auch Todesurteile vollstreckt und eines Tages dem Ehemann ihres letzten Opfers begegnet und eine Affäre mit ihm anfängt. Wie auch in Yinans aktuellem Film Der See der wilden Gänse geht es hier weniger um eine strukturierte Geschichte, sondern mehr darum, Stimmungen und Atmosphären des ländlichen Chinas einzufangen, das so ganz anders wirkt als, in Hochglanzmetropolen wie Shanghai oder Shenzen. Erinnert durch die Porträtierung dieser ärmlichen Gegend an die Filme von Jia Zhangke. Gibt es bei Mubi mit deutschen Untertiteln

Alle 10 Jahre fragt die britische Zeitschrift Sight & Sound Filmkritiker*innen nach den 100 besten Filmen aller Zeiten. Gestern war es wieder so weit und die neue Liste wurde veröffentlicht. Von Jeanne Dielman auf Platz 1 habe ich ehrlich gesagt noch nie gehört, obwohl ich eine Vorliebe für das französische Kino habe. Im Vorfeld der Liste hatte mein juristischer Berater in Sachen Filmgeschmack nach unseren 10 Lieblingsfilmen gefragt. Hier ist meine Liste:

Cinema Paradiso, Giuseppe Tornatore

The Goonies, Richard Donner

Mein Nachbar Totoro, Hayao Miyazaki

Garden State, Zach Braff

The Big Lebowski, Coen Brothers

Fight Club, David Fincher

Die fabelhafte Welt der Amelie, Jean-Pierre Jeunet

Magnolia, Paul Thomas Anderson

In the Mood for Love, Wong Kar-Wai

Manchester by the Sea, Kenneth Lonergan

Das sind aber wirklich nur meine 10 Lieblingsfilme, nicht die 10 Filme, die ich für die besten aller Zeiten halte. Und wie man sieht, vor allem aus den 90ern, dem Jahrzehnt, das mich als Jugendlicher und junger Erwachsener am meisten geprägt hat. Ich schaue super gerne Horror- und Actionfilme sowie Thriller und andere Filme mit phantastischen Elementen, aber meine Lieblingsfilme liegen dann doch eher in Richtung kleines Drama.

Auf der Liste hätte auch Indiana Jones landen können. Zumindest Raider of the Lost Ark. Gestern wurde der Trailer zu Teil 5 Indiana Jones and the Dial of Destiny veröffentlicht. Der schreckt mich jetzt noch nicht total ab, aber Begeisterung sieht anders aus. Interessanter fände ich eine Serie, in der junge Archäolog*innen sich in die Fußstapfen Indys begeben, um dessen geraubten Kunstschätze den rechtmäßigen Besitzern zurückzuführen.

Serien

Momentan begeistern mich vor allem die Netflix-Serien First Love und Wednesday, da schreibe ich aber erst mehr zu, wenn ich ganz durch bin. Auch fehlt mir noch die letzte Folge der ausgezeichneten Science-Fiction-Serie The Peripheral. Daneben schaue ich noch ein paar Anime-Serien wie Neon Genesis Evangelion und Demon Slayer.

Auch wenn schon vor ein paar Wochen gesehen, möchte ich an dieser Stelle noch die 1. Staffel der französischen Serie Vernon Subutex empfehlen. Dabei handelt es sich um die Verfilmung der großartigen gleichnamigen Roman-Trilogie von Virginie Despentes, die das Leben des ehemaligen Plattenhändlers und seines Umfelds schildert. Romain Duris ist perfekt für die Rolle des abgehalfterten Charmeurs. Und mich hat es sehr gefreut, Fishbach in einer der Hauptrollen zu sehen, da ich ihre Musik schon seit dem Video zu Un autre que moi sehr mag. Die Serie gibt es bei Amazon zu kaufen oder auf dem Channel Arthous+, der auch ein einwöchiges Probeabo anbietet.

Lektüre

Auf meiner anderen Webseite lesenswelt.de gibt es Kurzkritiken zu fünf Büchern der japanischer Autorinnen Yoko Ogawa, Mieko Kawakami, Mariko Koike, Sayaka Murata und Banana Yoshimoto. Ansonsten war ich diese Woche wieder mit beruflicher Lektüre beschäftigt.

Die Buchcover von „Das Geheimnis der Eulerschen Formel“, „Breasts and Eggs“, „The Graveyard Apartment“, „Die Ladenhüterin“ und „Tsugumi“.

Neu im Regal

Der Länderbericht Japan von Raimund Wördermann und Karin Yamaguchi, erschienen bei der Bundeszentrale für politische Bildung, soll einen guten Überblick über die Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Wobei das Buch 2014 erschienen ist und damit nicht mehr ganz aktuell. Entstanden ist es unter den noch relativ frischen Eindrücken des Unglücks von Fukushima. Der ersten Essay dazu von Adolf Muschg ist vom Stil her aber doch sehr gewöhnungsbedürftig und hat mir nicht wirklich gefallen. Weiter bin ich noch nicht.

Musik

Eines der besten Alben des Jahres ist für mich Multitude von Stromae. Der belgische Ausnahmemusiker ist bisher an mir vorbeigegangen, auch wenn ich seinen großen Hit Alors On Danse seinerzeit natürlich mitbekommen habe. Doch erst L’enfer konnte mich für seine Musik begeistern. Und so gehe ich jetzt auch seine beiden ersten Alben durch, auf denen mir Papaoutai am besten gefällt.

Tor Online

In meinen News geht es um einen Arte-Beitrag zum Thema digitale Kunst in Zeiten künstlicher Intelligenz. Außerdem Trailer zur Folk-Horror-Hommage Enys Men und zur Anime-Serie Junji Ito Maniac: Japanese Tales of the Macabre, Brandon Q. Morris und Joshua Tree haben einen Verlag gegründet und eine traurige Meldung zu Albert Pyun.

Da die Netflix-Serie Wednesday mich ebenso begeistert wie Christian Endres, habe ich ihn kurzfristig darum gebeten, einen Artikel über den Überraschungshit zu schreiben. Und keine 24 Stunden später hat Christian geliefert:

Mit „Wednesday“ ist Netflix Ende 2022 noch eine echte Serien-Sensation gelungen. Das moderne Spin-off des klassischen „Addams Family“-Franchise wird von der brillanten Hauptdarstellerin Jenna Ortega getragen, während Grusel-Altmeister Tim Burton als Regisseur sein Streaming-Debüt gibt – und die „Smallville“-Schöpfer Alfred Gough und Miles Millar sich über einen weiteren Publikumsliebling freuen dürfen. Grund genug für eine Betrachtung der Addams-Familiengeschichte und des neuesten Asts am Stammbaum.«

Artikel

Woher stammt diese Wut aus weiten Teilen der Politik, Medien und Gesellschaft gegen Menschen, die sich für ein allgemein akzeptiertes Ziel einsetzen? Sie kommt aus unserem schlechten Gewissen: Die AktivistInnen führen uns vor Augen, dass der liebgewordene Alltag und unsere eingespielten Routinen uns immer tiefer in der Klimakrise treiben.

Bernhard Pötter erklärt in der taz, warum die Klimaproteste der Letzten Generation notwendig sind und so viel Kritik und Hass erhalten.

Für Übermedien erklärt Friedeman Karig nachvollziehbar, klug und gut strukturiert, worum des den Aktivist*innen von „Die Letzte Generation“ geht, und warum sie alles richtig gemacht haben. Sie gehören zu den wenigen, die sich gegen unsere kollektive Verdrängung der Klimakatastrophe und ihrer akuten Dringlichkeit stellen. Die verbale Hetze aus konservativen Kreisen, die mit ihren absurden Vergleichen den Terror der RAF verharmlosen und den Diskurs verrohen, empört mich zumindest mehr als die Aktionen der Aktivist*innen. Von der Aufweichung des demokratischen Rechtsstaates durch Präventivhaftfantasien, die in Bayern z. B. schon längst Realität sind, ganz zu schweigen. Auch heißt es, solche Aktionen seien kontraproduktiv und würden die Menschen nur gegen Klimaschutz aufwiegeln bzw. abschrecken. Aber auf die sanfte Tour hat es die letzten 50 Jahre, seit dem Bericht des Club of Rome ja auch so gut funktioniert …

Mit The Future of Sex Ed Is the Internet hat Nancy Jainchill für Wired einen interessanten Beitrag über die Zukunft der sexuellen Bildung geschrieben. Ich übersetze das absichtlich so wörtlich, weil ich den Begriff Bildung hier viel besser finde als Aufklärung. Im Artikel geht es um Initiativen, Internetseiten und neue Möglichkeiten, sexuelle Bildung besser zu fördern.

Die drei Pfeiler der Brücke nach Nippon ist ein Beitrag von Axel Weidemann, der über das Mammutprojekts des Großen japanisch-deutschen Wörterbuchs berichtet, dessen dritter und letzter Band jetzt ein viertel Jahrhundert nach Beginn des Projekts erschienen ist. Dieses Wörterbuch dürfte wohl ein Muss für alle sein, die aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzen. Die 278 Euro pro Band sprengen mein Budget momentan aber deutlich. Bis mein Japanisch so gut ein könnte, dass ich dieses Wörterbuch gut einstzen kann, dürften aber noch ein paar Jahre vergehen. „Nippon“, das japanische Wort für Japan wird übrigens als „Nihhon“ ausgesprochen.

Youtube

Auf der Suche nach Dokus über Japan, ist mir der Youtube-Kanal NihonGo empfohlen worden, auf dem der Deutsche Kevin (und manchmal auch seine japanische Frau Mayu von ihrem Leben in Japan berichten. Kevin hat ein Auslandsjahr an der Uni von Osaka gemacht, wo er, nach einer Zwischenstation mit Mayu in Deutschland, auch heute lebt. Er ist kein Journalist, der jetzt groß Recherche betreibt, sondern jemand, der vor allem aus seinem eigenen Leben und seinen Erfahrungen berichtet. Das macht er aber sehr unterhaltsam und informativ. Ein Kanal, den ich superinteressant finde, gerade, was die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Japan angeht. Für seine Videos zum Thema Frauen muss ich aber eine kleine Triggerwarnung aussprechen, die besitzen teilweise doch einen gewissen Cringe-Faktor. 😉

Worüber ich mich freue

Die Weihnachtsdeko meiner Mutter. Fast alles aus Materialien, die sich im angrenzenden Wald finden ließen.

Was mich nicht so freut

Dass ich diese Woche einen Fischerreiher in unserem Gartenteich auf frischer Tat ertappt habe, nur zwei Wochen, nachdem wir das Teichnetz abgenommen haben. So spät im Jahr war er noch nie da. Dachte, er hätte sich in den Winter verabschiedet. Das Netz können wir aber nicht mehr draufmachen, da es heute schneit, und wenn der Schnee darauf liegen bleibt, könnte es zu schwer werden und in den Teich fallen.

Irgendwie arten diese Beiträge hier schon nach drei Ausgaben ziemlich aus und ich habe das Gefühl, dass sie zu lang und überfrachtet sind. Wie seht Ihr das? Gedacht sind sie als Ersatz für meine bisherigen Posts auf Facebook und Twitter, wo immer wieder ein paar Leute dankbar Tipps und Empfehlungen entgegennehmen.