Heute gibt es ganz viele Winterbilder. Die schönsten Fotos finden sich ganz unten bei meiner dritten Winterwanderung. Dazu empfehle ich eine Doku-Serie über Triaden und bespreche die Filme Früher Frühling und Killers of the Flower Moon, äußere mich zur Trump-Lage nach der ersten Vorwahl und stelle ein ganz tolles Video von MGMT vor.
Doku
Triaden – Die chinesische Mafia auf dem Vormarsch
Diese dreiteilige Doku über die chinesischen Triaden liefert unglaubliche Einblicke in das Wirken der kriminellen Organisationen. Zum einen mit einem historischen Rückblick mit den Anfängen als Bauernbewegung und den Verstrickungen mit der Kuomintang und der Errichtung der Diktatur in Taiwan (und deren Fall). Zum anderen aber auch mit Blick auf ihr aktuelles Schaffen. Und da liegt auch der Knackpunkt der Doku. Was sie an Informationen zu bieten hat, ist reichlich und superinteressant. Wenn ehemalige Triaden-Mitglieder zu Wort kommen, habe ich da auch kein Problem mit. Aber wenn die aktuellen Anführer gefilmt und interviewt werden, frage ich mich, ob sich die Journalisten hier nicht zu Komplizen machen, was die Außendarstellung dieser Männer angeht. Die plaudern hier fröhlich aus dem Nähkästchen, vor allem was ihre Jugendjahre und die Anfänge in den Triaden angeht, aber sie tun das alles mit Stolz und ohne einen Hauch von Selbstkritik. Das liefert vermutlich nie dagewesene Einblicke hinter die Kulissen, kommt aber mit einem faden Beigeschmack daher. Trotzdem eine sehr sehenswerte Doku, die ich allen, die sich für die jüngere Geschichte Chinas, Hongkongs und Taiwans interessieren, nur ans Herz legen kann.
Die chinesische Regierung benutzt die Triaden, um demokratischen Widerstand in Hongkong zu unterdrücken, Dissidenten im Ausland zu überwachen und einzuschüchtern, Politik und Wirtschaft in anderen Ländern zu unterwandern und zahlreiche Regionen zu destabilisieren. Und das oft mit Erfolg. Es ist ein düsteres und erschreckendes Bild, das diese Doku zeichnet. Gerade Vorzeigedemokratien wie Taiwan und Kanada sind tief in den Sumpf der Triaden verstrickt.
Und ich bin erstaunt, dass sie keinerlei Medienecho hervorgerufen hat. Ich habe keine einzige Besprechung zu ihr finden können.
Mir ist schon einiges über die Triaden bekannt gewesen, aber das Ausmaß an politische, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verstrickungen war es nicht und schockiert mich. Allerdings endet die dreiteilige Doku auch mit einer interessanten Pointe, wenn festgestellt wird, dass China durch seine Unterstützung des Fentanyl-Exports in den Westen eine Art umgekehrten Opiumkrieg führt.
Artikel
Endlich Millionär: Warum die Lebenslotterie Erbe akzeptiert wird
Interessanter Artikel von Frank Jödicke bei Telepolis über die österreichische Millionenerbin Marlene Engelhorn, die 90 Prozent ihres Erbes mittels Bürgerrat verteilen möchte und damit unser bisheriges Erbschaftssystem in Frage stellt und aufzeigt, dass das System von Reichen für Reiche geschaffen wurde.
Musik
MGMT – Nothing To Declare
Das erste Album von MGMT, Oracular Spectacular, habe ich mir 2007 gekauft und recht häufig gehört, in den letzten Jahren allerdings nicht mehr so oft. Und die Band habe ich aus den Augen bzw. Ohren verloren. In Little Dark Age hatte ich 2018 reingehört, da ist bei mir aber nichts hängen geblieben.
Jetzt sind sie mit neuem Video zurück. Der Song Nothing to Declare ist ganz nett geworden und passt perfekt zum ganz wunderbaren Video mit Inga Petry. Ich möchte hier nicht zu viel verraten, schaut es euch einfach an. Die lässige Beiläufigkeit, mit der es von Joey Frank inszeniert wurde, ist toll.
Politik
In Iowa hat Donald Trump die republikanischen Vorwahlen mit einer absoluten Mehrheit von 51 Prozent gewonnen und klargestellt, dass er die Republikanten fest im Griff hat. Die Chance, dass er der nächste Präsident der USA wird, stehen meiner Einschätzung nach bei 70 Prozent. Nachdem das Land die ersten vier Jahre unter ihm zumindest oberflächlich betrachtet noch halbwegs überstanden hat, dürfte seine Wiederwahl das Ende der amerikanischen Demokratie bedeuten. Das politische System und die Gesellschaft der Vereinigten Staaten sind sowieso schon kaputt, aber das wäre eine Wahl mit Folgen für die ganze Welt.
Denn es würde das Ende der Ukraine bedeuten, wenn die USA ihre Unterstützung zurückzieht. Und China dürfte in Taiwan einmarschieren, wenn klar ist, dass die USA als Schutzmacht wegfallen. Von der Lage im Nahen Osten, ganz zu schweigen. Der Westen und die Nato als halbwegs stabiles Bündnis würden endgültig zerfallen und es dürften düstere Zeiten für die gesamte Welt anbrechen. Denn die Frage wird nicht mehr lauten, wohin sich die Demokratie noch ausbreiten wird, sondern, wo sie sich noch wird halten können.
Meinem Eindruck nach stecken Europa und Deutschland weiterhin den Kopf in den Sand und bereiten sich überhaupt nicht darauf vor, dass Trump wiedergewählt werden könnte. Wie in der Klimakrise herrscht hier wohl eher magisches Wunschdenken.
Filme
Früher Frühling (Sōshun, 1957)
Ein junges Ehepaar, das bereits ein Kind verloren hat. Er schlechtbezahlter Angestellter, der gerne mit seinen Freunden einen draufmacht, sturzbetrunkene Kameraden vom Veteranentreffen mitbringt und eine Affäre anfängt. Sie unglücklich in der Ehe, muss ihm hinterherräumen; bekommt gemeckert, wenn kein Essen auf dem Tisch steht, wenn er nach Hause kommt; steht es doch da, hat er keinen Hunger.
Arrangierte Ehe ist hier zu keinem Zeitpunkt Thema, es geht um andere Themen, vor allem ist der Film ein Beziehungsdrama, aber auch eine kritische Reflexion über das Angestelltenleben in Tokio und die Sorgen des Salaryman. Im Prinzip ein Slice-of-Life-Film, in dem das Büroleben und die Freundschaft unter den Kolleg*innen überraschend viel Raum einnimmt. Insgesamt ist das Hauptensemble viel jünger als in den anderen Filmen (die Kinder in Guten Morgen mal ausgenommen).
Der Film etwas zu lang geraten und enthält einige langweilige Szenen, kann aber mit seinem – für Ozu-Verhältnisse – abwechslungsreichen Thema überzeugen. Auch wenn manche Szenen etwas gestellt wirken, als wären sie nur eingebaut, um philosophische Betrachtungen zur japanischen Arbeitskultur einzubringen. Die Leistungsgesellschaft und das harte Angestelltenleben werden sehr kritisch betrachtet. Während das Leben auf dem Land und außerhalb der Kaisha (der großen Firma) entspannter daherkommt. Und damit trifft Ozu den Nagel auf den Kopf, denn genau diese Arbeitskultur trägt heute mit dazu bei, dass die Geburtenrate in Japan so niedrig ist und viele Männer das Interesse an echten Frauen* verloren haben.
Allerdings ist es auch eine Beweihräucherung der klassischen Ehestruktur und damit des Patriacharts, das hier schließlich zum Happy End führt.
Fun Fact Chishū Ryū spielt hier nur eine kleine Rolle ganz am Anfang und am Ende, und sieht viel jünger als in den anderen Ozu-Filmen aus, inklusiver derer, die fast 10 Jahre älter sind. Aber seine ehemaligen Kolleg*innen meinen, er wäre alt geworden.
*echte Frauen im Vergleich zu Idols, Pornos, Animefiguren usw.
Killers of the Flower Moon
Unpopular Opinion: Ich fand den stellenweise ziemlich langweilig. Das ist natürlich eine wichtige Geschichte, die er erzählt, aber mit Hale und Burkhardt liegt mir der Fokus zu sehr auf den Tätern. Der Film schafft das Kunststück, gleichzeitig zu lang und zu kurz zu sein. Zu lang, weil für mich unterwegs manchmal der Drive verloren ging und ich mich tatsächlich gelangweilt habe. Zu kurz, weil er trotz seiner dreieinhalb Stunden die Komplexität der Ereignisse und der Sachbuchvorlage nicht mal ansatzweise erreicht. Eine Serie mit sechzehn Stunden wäre der Geschichte vielleicht gerechter geworden.
So werden viele wichtige Themen angerissen, aber nicht weiterverfolgt. Wer die Buchvorlage gelesen hat, erkennt und versteht sicher noch mehr, von einfachen, aber vielsagenden Blicke de Niros zu Beginn bis zu den Verstrickungen der ganzen Personen untereinander. Ich habe das Buch letztes Jahr gelesen und fand es großartig, vielleicht trägt das aber auch dazu bei, dass ich den Film nicht so genießen konnte.
Lily Gladstone spielt großartig mit ihrer zurückgenommenen Art, dem leichten Lächeln und ihren Blicken. Insgesamt sind mir aber sowohl die Osage als auch die Ermittler zu wenig im Fokus.
Auf meinem Blog habe ich zwei weitere Filme für den Japanuary besprochen.
Winterimpressionen
Der erste Winterspaziergang
Hier im Westerwald lagen wir genau in dem Streifen Mitteldeutschlands, in dem der meiste Schnee gefallen ist. Vor allem an zwei Tagen schneite es besonders heftig mit jeweils um die 15 Zentimetern Neuschnee. Hier mein erster Winterspaziergang nach dem ersten Schneefall im Wald direkt vor meiner Haustür. Die Bildbeschreibungen im Alt-Text fallen recht knapp aus, weil es so viele Fotos sind.
Zwischenspiel
Bevor der zweite starke Schneefall losging, gab es ordentlich Eisregen. Das sorgte am nächsten Tag dafür, dass ich den hohen Schnee zwar schnell weggeschippt bekommen habe, darunter aber eine dicke Eisschicht zum Vorschein kam, die ich nur mit dem Spaten abgekratzt bekommen habe. Und das auch nur auf dem Bürgersteig. Auf den Verbundsteinen unserer langen Hofeinfahrt war sie so festgefroren, dass ich nur einen schmalen Laufweg freihauen konnte.
Das Auto komplett mit einer Plane abzudecken war auch nicht unbedingt die beste Idee, denn auf der Plane lag auch eine dicke Eisschicht. Unter ihr war sie am Auto festgefroren wie mit Sekundenkleber. Ich habe eine halbe Stunde gebraucht, bis sich sie vollständig und mit einigen neuen Löchern vom Auto lösen konnte.
Der zweite Winterspaziergang
Am Tag nach den zweiten heftigen Schneefällen, der Himmel ist von Wolken bedeckt. Der Schnee liegt dick auf den Bäumen und ist aufgrund der frostigen Temperaturen festgefroren und hat nicht wenigen Bäume durch sein Gewicht umgeknickt. Da ich teils bis zu 30 Zentimeter im Schnee eingesunken bin, war dieser Spaziergang ziemlich anstrengend, hat aber aufgrund seiner Winterwunderlandschaft richtig Spaß gemacht.
Zweites Zwischenspiel
Ich fotografiere ja vor allem von zu Hause aus. Das wilde Schneetreiben und die verschiedenen Lichtverhältnisse sorgen dabei für schöne und abwechslungsreiche Fotos, obwohl es immer dieselben Motive sind.
Der dritte Winterspaziergang
Meine dritte Winterwanderung habe ich bei strahlendem Sonnenschein und Minusgraden durchgeführt. Über die Landstraße, die an unserem Dorf vorbeiführt und durch eine Unterführung unter der A48 in den Wald, der zwischen den nächsten beiden Kleinstädten liegt, zu den sogenannten Landshuber Weihern. Auf 80 Prozent der Strecke hat ein Traktor oder ein ähnliches Gefährt zwei breite Spuren in den 30 Zentimeter tiefen Schnee gefahren. Der Rest, auf den kleineren Pfaden, war schon von anderen Spaziergänger*innen plattgetreten, so dass die Wanderung nicht so anstrengend war.
Das Wetter war einfach herrlich. Die Landschaft im glitzernden Schnee versunken wunderschön.
Damit dürfte mein Speicherplatz bei WordPress jetzt fast aufgebraucht sein. 🙂
Ich bin richtig froh, diese Spaziergänge gemacht zu haben, denn heute ist der letzte Wintertag. Ab morgen heißt es dann: Return of the Siffwetter. Dann wird sich im Laufe der Woche alles in ekligen Matsch verwandeln. Die Fotos der drei Wanderungen habe ich alle mit meinem Smartphone gemacht, da ich bei dem Wetter nicht die teure Kamera mitschleppen wollte.