Mein Album der Woche: To Venus And Back | Tori Amos

Bei meinem letzten Album der Woche habe ich gemerkt, dass mir ein einmaliges Hören doch nicht reicht, um mich mit meiner kurzen Besprechung wohl zu fühlen. Denn From The Choirgirl Hotel habe ich noch eine Woche lang jeden Tag einmal gehört. Und bei jedem Hören konnte ich dem Album andere Aspekte abgewinnen, habe neue Facetten entdeckt und je nach Stimmung und Situation, in der ich es gehört habe, haben mir andere Songs besser gefallen, als beim Hören davor. Deswegen jetzt die Woche Pause, damit ich genug Zeit habe, mich ausreichend mit dem jeweiligen Album vertraut zu machen.

Von Kopfhörern umschlossenes Smartphone, auf dessen Display das Album "To Venus an Back" zu sehen ist.

To Venus And Back habe ich in der letzten Woche aber nicht jeden Tag gehört, höchstens alle zwei. Denn es hat mir deutlich weniger gefallen als das letzte. Schlecht finde ich es nicht, und je öfters ich es gehört habe, desto mehr kann ich mich damit anfreunden, finde es aber immer noch nicht gut genug, um es in Zukunft häufig zu hören.

Der Hauptgrund dürfte der Sound sein. Nicht die vielen elektronischen Klänge, die für 1999 sehr zeitgemäß (siehe Bowies Sachen aus der Zeit) und noch prominenter sind, als auf dem Vorgänger. Sondern die Effekte die auf dem Gesang und den Instrumenten liegen. Das ist jetzt nicht so schlimm wie bei Autotune, es wirkt viel subtiler, schwächt die Wirkung für mich aber klar ab. Dadurch hatte ich – sowohl mit Kopfhörern als auch mit Boxen – deutlich mehr Schwierigkeiten, den Text zu verstehen (inzwischen habe ich das Album aber oft genug gehört, um mit den Lyrics vertraut zu sein).

Die Songs selbst sind weniger catchy, folgen oft nicht klassischen Songstrukturen, wirken auf mich aber auch flacher, weniger dramatisch und weniger mitreißend. Haben nicht so einen Ohrwurmcharakter, sind aber auch nicht ungewöhnlich genug, um schön schräg zu sein.

Am besten hat mir wohl der Auftakt Bliss gefallen, der noch mit einem schweren Sound daherkommt, und erstaunlicherweise das ohne Piano auskommende Juarez (auch textlich). Concertina hat eine schöne Melodie, ich mag den Refrain aber nicht so richtig. Teilweise ist den Songs anzuhören, dass sie schon als geplante B-Seiten für alte Alben entstanden sind. Glory of the 80s hat noch den Cembalo-Sound von Boys for Pele, wenn auch elektronisch verzerrt und in den Hintergrund gemischt.

Während ich diese Zeilen schreibe, höre ich gerade Lust, und merke, dass mir das Lied doch ziemlich gut gefällt. Der dezente Ping-Pong-Sound im Hintergrund, darüber das – auf dem Album etwas unterrepräsentierte – Klavier.

Bei Suede, das direkt darauf folgt, merke ich aber auch, wie das sonst so omnipräsente Klavier, wenn stark zurückgenommen und nur punktuell eingesetzt, um die elektronische Soundkulisse zu akzentuieren, recht effektiv funktioniert.

Und Josephine ist eine sehr schöne Piano-Ballade über ein historisches Thema. Textlich eher ungewöhnlich bis dato für Tori Amos. Die vier Songs die dann noch folgen, sind nicht mehr so mein Fall, finde sie plätschern zu sehr vor sich hin (auch, wenn sie schön gesungen sind, wie 1000 Oceans). Wobei Datura noch einen sehr interessanten Sound hat, der mich stark an Nine Inch Nails erinnert, gerade mit den Spoken-Vocals im Hintergrund. Gehört habe ich übrigens nur die erste CD des Albums, nicht die zweite mit Live-Versionen einiger ihrer bisherigen Songs.

Mein Gesamteindruck ist trotzdem durchwachsen. Hätte ich vorher nicht so intensive From the Choirgirl Hotel gehört, hätte es mir womöglich besser gefallen. Deswegen halte ich mich mit einem abschließenden Urteil noch zurück. Ich habe mir ja vorgenommen, alle 16 Tori-Amos-Alben in chronologischer Reihenfolge zu hören, werde das aber nicht Woche für Woche machen, sondern im Abstand von ca. 14 Tagen, um dazwischen immer wieder Alben anderer Künstler*innen zu hören. Nächste Woche ist das gerade frisch erschienene Album einer jungen Musikerin dran, von der ich bisher noch gar nichts wissentlich gehört habe, die aber an mehreren Stellen empfohlen wurde.

Der Blog: Ausblicke

Mein Wochenrückblick wird übrigens auf unbestimmte Zeit pausieren. Ich habe momentan beruflich einfach zu viel zu tun. Bisher ging immer der ganze Sonntagvormittag für das Erstellen der Beiträge drauf, die Zeit brauche ich aber erstmal für anderes. Bis voraussichtlich August wird es etwas ruhiger hier auf dem Blog und auf meiner Buchbesprechungsseite lesenswelt.de dort sind kürzlich aber noch die Besprechungen zum Länderbericht Japan und zu Emilia Roigs Das Ende der Ehe online gegangen.