Meine Woche: Abschied

Meine Woche in Filmen, Serien, Youtube-Videos und Fotos. Über junge Menschen in Taipeh, den Wert von Investigativjournalismus in Japan, einen talentierten Trickbetrüger und Mörder in Italien und ein paar animalischen Teichimpressionen.

Collage aus vier Bildern, drei kleine in der oberen Reihe, ein großes in der unteren:
1.Szene aus dem Film "Millenium Mambo", eine junge Frau geht eine Fußgängerunterführung entlang und dreht sich zur Kamera um.
2. Eine Ringelnatter auf der Obefläche eines Teichs, im HIntergrund Schilf.
3. Aus der Serie "Ripley". Eine Katze in Schwarz-Weiß auf einer Bank liegend, der Kopf ist beleuchtet und blickt nach oben.
4. Längliches Bild in knallig bunten Farben, die ineinander verlaufen.

Abschied

Das hier wird für die nächste Zeit erst einmal die letzte Ausgabe meines Wochenrückblicks sein. Ich habe zurzeit einige andere Projekte, für die ich die Zeit benötige. Wenn ich in einem Jahr nach Japan möchte, ohne Lost in Translation zu sein, muss ich das Tempo beim Japanischlernen etwas anziehen, und mehr Zeit investieren. Hinzu kommen noch zwei andere Sachen, für die ich die Zeit brauche.

Es wird also etwas ruhiger hier auf dem Blog werden, kann aber gut sein, dass ich trotzdem gelegentlich einen Beitrag veröffentlichen werde oder eine Filmbesprechung oder eine Rezi auf lesenswelt.de.

Die Wochenrückblicke kosten einfach zu viel Zeit, da gehen für jede Ausgabe doch mehrere Stunden drauf.

Ach ja, an dieser Stelle möchte ich mich bei allen von euch bedanken, die hier mitgelesen oder gar kommentiert und geliked oder die Beiträge auf den sozialen Medien geteilt haben.

Youtube

Ueda Eigeki (Nagano, JAPAN) – MINI THEATER JOURNEY

Ueda City hat über 100.000 Einwohner und liegt in der Präfektur Nagano auf der Westseite der Insel fast direkt gegenüber von Tokyo. Das Gebäude des Kinos ist über 100 Jahre alt und diente lange für Theaterinszenierungen wie Kabuki. Ein Kino ist es seit der Showa-Ära. Das sieht wirklich wunderbar alt aus, was allerdings auch für die nicht ganz so gemütlich wirkenden Sitze gilt. Die Eiga Hankos sind eine tolle Idee, für jeden besuchten Film gibt es einen individuellen Stempelabdruck ins Heftchen. Hanko sind in Japan Stempel, die normalerweise zur Unterschrift benötigt werden. Ohne die geht gar nichts. Es scheint auch eine lebhafte Kleinkunstszene in Ueda zu geben und in ganz Japan einen Trend, dass junge Menschen aus Metropolen zurück aufs Land oder zumindest in nicht ganz so große Städte ziehen und dort kleine Läden aufmachen oder übernehmen und so neues Leben in die Gegend bringen.

Serien

Ripley

Ich hätte nicht gedacht, dass mich Ripley mit seiner kunstvollen Schwarz-Weiß-Inszenierung so in seinen Bann schlagen würde. Mit ihrer Atmosphäre und dem trockenen Humor entwickelt die Serie, trotz einiger Schwächen, einen regelrechten Sog. Kritik: Dicky und Marge bleiben blass, und was Dicky an Tom findet, hat sich mir nicht erschlossen. Und ein Königreich für ein Foto von Richard Greenleaf. Die Bootszene ist ganz großes Kino. Die Serie sieht wunderschön aus und hat eine ganz tolle Atmosphäre.

Netflix

The Journalist (Shinbun kisha)

Eine hervorragende japanische Serie von Michihito Fujii (The Parades) über Politik, Korruption und den Wert von investigativem Journalismus, die zeigt, welche Opfer es gibt, wenn Untergebene für ihre Vorgesetzten Skandale vertuschen sollen. Die erste Folge wirkte noch recht distanziert und kühl auf mich, doch das änderte sich schon ab Folge 2, wo die Serie mich auch auf einer emotionalen Ebene gepackt hat. Ist bis in die Nebenrollen ganz hervorragend besetzt. So richtig tiefe Einblicke in die Abläufe einer Zeitung erhalten wir hier allerdings nicht. Da würde ich eher die Serie Tokyo Vice empfehlen, und das Buch Seventeen von Hideo Yokoyama.

Netflix

Filme

Millenium Mambo

Um die Jahrtausendwende gedrehter taiwanesischer Film von Hou Hsiao-Hsien über die junge Vicky, die sich in einer toxischen Beziehung mit einem widerlichen Arschloch befindet, lange nicht von ihm loskommt, dann an Jack gerät, der ein anständiger Kerl ist, aber irgendwie auch ein Gangster. So ganz klar wird das nie ausformuliert, Wie so vieles in diesem Film, bei dem ich mir auch nicht sicher bin, ob er immer ganz chronologisch erzählt wird, manche Fragmente wirken etwas verschoben. Eigentlich bin ich auch kein Fan davon, wenn in einem Film die Kamera immer ganz nah an den Figuren ist, es keine Totalen gibt, fast alles in Innenräumen spielt und klaustrophobisch wirkt. Ich mag körperliche Nähe nicht, wenn Leute dicht aufeinander hocken oder stehen, die persönliche Distanz nicht wahren. Und so hatte ich bei dem Film teilweise das Gefühl, dass mir die Figuren zu sehr auf die Pelle rücken. Trotzdem ein sehr guter Film, der sich viel Zeit für seine Szenen nimmt, in denen vor allem Shu Qi als Vicky glänzt (allein schon in der tollen Auftaktszene).

Musik

Florida!!! | Taylor Swift

Taylor Swifts Alben Folklore und Evermore liebe ich, aber ihr neues Album The Tortured Poets Department finde ich langweilig. Die Songs sind alle solide, aber plätschern seicht und monoton vor sich hin. Keine Überraschungen, keine Experimente. Einfach More of the Same. Einzig Florida!!! mit Florence and the Machine sticht etwas heraus.

Tor Online

Die Fischer-Tor-Vorschau fürs Herbst/Winterprogramm 2024 ist inzwischen online.

Und von mir gibt es einen Artikel über die für mich 10 besten animierten Fantasyserien.

Lektüre

In fernen Gefilden| Joanna Russ

Die gedruckte Ausgabe von "In fernen Gefilden" mit dem Cover nach vorne in einem Bücherrregal stehend.

Erster Band der Werkausgabe der feministischen Science-Fiction-Autorin, die das Genre zu ihrer Zeit kräftig auf den Kopf stellte. Hier meine Besprechung.

Worüber ich mich freue

Freibad

Am 1. Mai um 9.00 Uhr habe ich die Freibadsaison eröffnet, und gelernt, 14 Grad Wassertemperatur sind doch etwas kühl. Vom Hals abwärts ging es ja, aber um die Ohren herum hat es richtig wehgetan. Selbst noch, nachdem ich heiß geduscht habe. Im beheizten Nichtschwimmerbecken herrschte reger Betrieb, im Schwimmerbecken waren wir zu dritt. Das wird normalerweise mit Solar leicht beheizt, aber die Anlage musste erst gewartet werden, bevor sie in Betrieb geht. Ein paar Bahnen bin ich trotzdem geschwommen.

Marburg Con

Der Marburg Con letzte Woche war richtig toll. Bei schönstem Wetter habe ich im Bürgerhaus in Niederweimar Leute wiedergetroffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Dazu gab es leckeres Chilli und einen kuriosen Besuch in der Eisdiele ein paar Häuser weiter. Ist eine nette, kleine, familiäre Veranstaltung.

Teichimpressionen

Neues Bild

Meine Mutter hat ein neues Bild in knallig bunten Farbe gemacht, das mir wieder richtig gut gefällt.

Längliches Bild in knallig bunten Farben, die ineinander verlaufen.
Längliches Bild in knallig bunten Farben, die ineinander verlaufen.

Meine Woche: Yakuza, das Ende der Science Fiction und ein Teppich, der das Zimmer so richtig gemütlich macht

Letzte Woche gab es keinen Wochenrückblick, da mein Arbeitszimmer renoviert wurde bzw. einen neuen Teppichboden erhalten hat, und mir dadurch Zeit und Energie für den Beitrag gefehlt haben. Heute geht es um die Yakuza in Japan, die Frage, warum sich Science-Fiction-Bücher immer schlechter verkaufen und den Abschied von einem geliebten Sessel.

Collage aus vier Fotos. Drei kleine in der oberen Reihe, ein großes unten.
Oben: !. Der Hauptdarsteller aus "A Family" in Nahaufnahme mit nacktem tätowierten Oberkörper in einem Onsen. 2. Die gedruckte Ausgabe des Buchs "Die Sterne Leuchten am Erdenhimmel" von vorne. 3. Blick aufs eingeräumte Arbeitszimmer mit dem neuen Teppichboden durch die Zimmertür. Rechts steht ein grauer Lesesessel, hinten an der Wand ein hellbraune Kleiderschrank.
4. Ein dick gepolsterter grauer Fernsehsessel von oben fotografiert

Doku

Japan und die „Ära des erleuchteten Friedens“

Ausgezeichnete Doku über die Showa-Ära, also jener Zeit vor und während des 2. Weltkriegs, erzählt aus der persönlichen Perspektive einer französischen Familie, die in dieser Zeit in Japan gelebt hat. Es ist eigentlich naheliegend aufgrund der Brutalität bei der Eroberung des asiatischen Raums, aber trotzdem war mir nicht bewusst, wie repressiv die Behörden auch in Japan selbst gegen Kritiker*innen vorgegangen sind.

Arte-Mediathek

Yakuza – Japans Mafia

Sehr gute zweiteilige Doku über die Yakuza, also die organisierte Kriminalität in Japan. Geht gut auf die Geschichte ein, die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten und die geänderten Gesetze in den letzten Jahren. Ich kenne kein Land, in denen die lokale Mafia so einen Status hatte, wie in Japan. Sie haben öffentliche Geschäftsadressen mit dem Symbol der jeweiligen Organisation an der Fassade. Erstaunlich, dass in einem Land, das als eines der sichersten der Welt in Sachen Kriminalität gilt, die Yakuza über Jahrzehnte so mächtig war, dass sie Einfluss bis in die höchsten Ämter der Politik hatte.

Hier kommen auch ehemalige und aktuelle Yakuza zu Wort, die sich die Sache teilweise aber ordentlich Schönreden, wenn sie behaupten, es wären jetzt die jungen nicht-organisierten Kriminellen, die vergewaltigen und Zivilisten überfallen würden. Als hätten Yakuza das nie gemacht. Auch zu Wort kommt Jack Adelstein, Autor des Buchs Tokyo Vice (die gleichnamige Serie gibt es aktuell in der ARD-Mediathek), der sich schon wirklich gut mit der Thematik auskennt, der aber auch mit Vorsicht zu genießen ist, da er als Aufschneider gilt.

Die Doku schildert ein faszinierendes Bild der Yakuza, aber ich fand sie nicht ganz so gut, wie die dreiteilige Serie über die Triaden, da hier die historischen und gesellschaftlichen Einflüsse noch ausführlicher bearbeitet wurden.

Arte-Mediathek

Filme

A Family (Yakuza to kazoku)

Guter Film von Michihito Fujii (The Parades) über die Geschichte eines Mannes, der in jungen Jahren an die Yakuza gerät, bei ihnen schnell aufsteigt, dann im Gefängnis landet und viele Jahre später in eine Welt entlassen wird, die er nicht mehr wiedererkennt. Passt perfekt zur Doku oben, da hier gezeigt wird, warum jemand bei der Yakuza landen kann, und welche Auswirkungen die strikten Anti-Yakuza-Gesetze von 2011 haben. Menschen, die bei der Yakuza aussteigen, dürfen fünf weitere Jahre kein Bankkonto haben, nicht beschäftigt werden usw. Scheint mir doch eher kontraproduktiv, jene so zu gängeln, die aus der Kriminalität aussteigen wollen. So werden sie eher dazu gedrängt, weiter illegale Geschäft zu machen. Der Film ist kein klassischer Gangsterfilm, mehr Familiendrama und Gesellschaftsporträt mit Menschen, die Yakuza sind.

Netflix

Youtube

Die FRAU mit PLAN! 1 Tag in KAMAKURA feat. @JapanHautnah

Zusammen mit Lena von @JapanHautnah hat der gute Senpai Kamakura besucht und einen Buddha von innen gefilmt. Schönes kleines Video.

Artikel

Nobody Wants to Buy The Future: Why Science Fiction Literature is Vanishing

… the science fiction books that do sell are a shrinkingly small number of reprints, classics and novels that had been adapted into movies.

Simon McNeil in einem lesenswerten Artikel darüber, warum sich Science-Fiction-Bücher immer schlechter verkaufen. Und mit dem obigen Zitat geht auch einher, dass es sich bei diesen verfilmten Romanen in der Regel um die Werke alter weißer (und oft toter) Männer handelt (siehe Foundation, Dune, The Peripheral oder demnächst Neuromancer) – auch wenn es Ausnahmen wie The Handmaid’s Tale oder The Three Body Problem oder Kindred gibt. Die Ursachen sieht McNeil auch darin, dass wir in einer der prognostizierten Zukünfte angekommen sind, und die scheiße ist.

We got to one of the futures Science Fiction proposed, and it sucked.

Doch der Artikel ist differenzierter als dieser eine Satz. Lest selbst. Trotzdem würde ich gerne wissen, ob sich SF früher, bis auf die bekannten Ausnahmen, wirklich besser verkauft hat. Vergleichszahlen wären da ganz nett.

Lektüre

Die Sterne leuchten am Erdenhimmel | Sylvana Freyberg

Gedruckte Ausgabe von "Die Sterne leuchten am Erdenhimmel" mit dem Cover nach vorne im Regal stehend.

Habt ihr schon mal Science Fiction aus Südkorea gelesen? Nicht. Dann habt ihr hier jetzt die Gelegenheit. Neun Autor*innen liefern uns mit ihren Kurzgeschichten interessante Einblicke in das Genre. Meine Besprechung auf lesenswelt.de.

Podcast

IN THE MOOD FOR LOVE: Die schöne Zeit

Einer neuen Besprechung des wohl elegantesten Films aller Zeiten kann ich einfach nicht widerstehen. Schöner Denken hat sich Wong Kar-Weis In the Mood for Love auf der großen Leinwand erstmals angesehen und ist begeistert.

Worüber ich mich freue

Die Teilrenovierung meines Arbeitszimmers

Ein dick gepolsterter grauer Fernsehsessel von oben fotografiert

Dieser Sessel hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Zunächst diente er meinen Großeltern, ging dann an mich über, als sie sich eine neue Sofagarnitur kauften, und leistete mir über 20 Jahre treue Dienste. Zog mit mir nach Berlin um, wurde von Frank Böhmert auf dem Kopf drei Stockwerke in die Tiefe getragen, als ich dort wieder wegzog. In ihm habe ich nach Feierabend in der Suchtklinik James Sullivans und Bernhard Hennens Die Elfen gelesen, Terror von Dan Simmons, House of Leaves von Mark Z. Danielewski oder Stephen Kings Duma Key, immer mit den Füßen an der Heizung und einem wohligen Gefühl im Leseherzen. Er war für mich Bürostuhl, weil einfach superbequem, während der Ikea-Bürostuhl Markus in der Ecke verstaubte.

Doch vor Jahren schon brachen die Rollen unter ihm Stück für Stück auseinander und rissen ein Loch in den Teppich, nachdem dieser aufweichte, weil Wasser aus der Heizung ausgelaufen war. Also musste ein neuer Teppichboden her, und ein neuer Sessel, damit der alten den neuen Teppich nicht wieder löcherte. Er war total durchgesessen, hatte selbst Löcher im Bezug, aber fühlte sich fast wie eine Erweiterung meines Körpers an.

Er wird mir fehlen. Der neue ist auch sehr bequem, nur die Armlehnen sind etwas schmal, dafür gehört ein ebenfalls sehr bequemer Fußhocker dazu.

Ich würde nicht behaupten, dass der alte Teppich das Zimmer erst so richtig gemütlich gemacht hat, er war einfach da, seit 38 Jahren, seit meine Eltern das Haus gebaut haben. Aber der neue tut dies. Als ich ihn mir im Probenbuch aussuchte, hätte ich nicht gedacht, dass er mir so gut gefallen würde. Obwohl ich gar keine anderen Vorschläge mehr sehen wollte, nachdem ich ihn einmal gestreichelt hatte. Doch jetzt freue ich mich jedes Mal, wenn ich das Zimmer betrete, mir der Geruch nach frischem Teppich in die Nase steigt und ich sehe, wie gut er farblich zur Tapete und den Möbeln passt, und auch zum neuen Sessel. Außerdem fühlt er sich richtig toll an, ob auf Socken oder barfuß. Ganz eingeräumt ist das Zimmer noch nicht wieder, deswegen sehen die Regale noch etwas leer aus.

Für die Leser*innen hier aus der Region: Gekauft habe ich ihn im Farbenhaus Robert Meurer. Verlegt wurde er von der Malerwerkstatt Meurer. Rückmeldung, Vermessung, Lieferung und Verlegen erfolgten superzeitnah und zu meiner vollsten Zufriedenheit.

Arbeit hatte ich selbst nur mit dem Ausräumen des Zimmers. Vier Billy-Bücherregale, drei Regalbretter, ein Schreibtisch, eine lange Kommode und das Auseinanderbauen eines Kleiderschranks. Und später dann alles wieder in umgekehrter Reihenfolge. Deswegen hatte ich mich auch lange davor gedrückt, aber das Loch im Teppich wurde einfach zu groß.

Meine Woche: Tiefsee, Mafia und neue Hosen

Meine Woche in Artikeln, Dokus, Büchern, Youtube-Videos und und Filmen: The Parades, Deep Sea, Shine Your Eyes, „How to Have Sex“, die Mini-Kino-Reihe aus Japan und eine Doku über Mafia und Banken, und lästige Einkäufe.

Collage mit Szenen aus den Filmen "How to Have Sex", "Shine Your Eyes", The Parades" und "The Deep Sea".

Artikel

Demokratie braucht weniger „Politikerphrasen“ und mediale Dramatisierung

Marian Weisband im Deutschlandfunk über phrasendreschende Politiker und Medien, die das noch hochbauschen und so der Demokratie schaden. Ich persönlich kann Politier*innen kaum noch zuhören, da sie wirklich fast nur noch in unerträglichen Phrasen reden und schwammige Nicht-Aussagen von sich geben. Robert Habeck ist meistens (auch nicht immer) eine erfrischend Ausnahme.

Youtube

Mini Theater Journey: Cinema Onomichi (Hiroshima, JAPAN)

Okay, weiter geht es mit der Mini Theater Journey (wenn ich durch bin, packe ich noch mal alle in einen Bietrag) und meiner vorläufigen Reiseplanung für das nächste Jahr. Onomichi ist eine Stadt mit über 100.000 Einwohner*innen in der Präfektur Hiroshima. Da dürfte ein Besuch in der gleichnamigen historischen Stadt wohl doch mit auf die Route kommen, obwohl ich ja die klassischen Touristenziele meiden möchte (siehe letzten Wochenrückblick). Onomichi gilt als Filmstadt, da berühmte Regisseure von dort stammen und es früher viele Kinos gab, bis irgendwann alle schlossen. Für mich schwer vorstellbar, dass es in einer so großen Stadt keine Kinos gibt. Das Cinema Onomichi öffnete dann 2008 unter Eigeninitiative einiger Einheimischer.

Going Back to Japan | A Half Japanese Story

Elina Osborne, die sonst Videos zu ihren Wanderungen dreht, hat einen schönen kleinen Film zu ihrem Besuch in der Heimat ihrer verstorbenen Mutter gedreht. Im ländlichen Japan besucht sie ihre Tante und berichtet aus dem Alltag und von früher.

Doku

Mafia und Banken

Ausgezeichnete dreiteilige Doku über die Verstrickungen von organisierter Kriminalität, Banken und Politik, die den Eindruck verstärkt, dass Justiz und Rechtsstaat nur dazu da sind, den Pöbel in Schach zu halten und dem Bürgertum die Illusion von Gerechtigkeit und Demokratie vorzugaukeln.

Arte-Mediathek

Filme

Shine Your Eyes

Brasilianischer Film über einen jungen Igbo aus Nigeria, der nach Sao Paulo kommt, um seinen großen Bruder zu finden, aber feststellt, dass dieser nicht ganz die Wahrheit über sein Leben dort erzählt hat und seit einem Jahr verschwunden ist. Sich auf dessen Spuren begebende, lernt Amadi die Menschen kennen, deren Leben sein Bruder beeinflusst hat, und erfährt, welchen wilden Theorien zur Ergründung des Universums er nachgegangen ist. Ein toller Film über Einwanderer in Sao Paulo, aber auch ein bewegendes Familiendrama mit einer dichten Atmosphäre. Der hat mich echt überrascht. Klare Empfehlung von mir. Und interessant zu sehen, dass sich am Straßenbild Sao Paulos seit meinem Aufenthalt dort 2006 nicht viel verändert hat.

The Parades

Der aktuelle Film von Michihito Fujihat mich überrascht. Kürzlich habe ich erst den eher düsteren Village von ihm besprochen, schaue gerade die Serie The Journalist, und auch ansonsten scheint er eher Thriller gedreht zu haben. Doch The Parade ist ein ganz toller und berührender japanischer Film über eine Schicksalsgemeinschaft von Verstorbenen, die sich in einer Zwischenwelt gegenseitig hilft, mit sich selbst und dem Leben ins Reine zu kommen. Es beginnt mit Minako, die nach einen Tsunami am Strand aufwacht und sich auf die Suche nach ihrem Sohn begibt, aber bald feststellen muss, dass niemand sie sehen oder hören kann. Sie ist tot, aber noch nicht ins Jenseits übergegangen, weil es noch Unfinished Business gibt. Dabei stößt sie sie auf eine Gruppe unterschiedlicher Menschen, die alle ihre eigene bewegende Geschichte haben, und zu einer so herzlichen Gemeinschaft zusammenwachsen, wie ich es nur aus japanischen Filmen kenne (in denen oft, wie auch hier, Lily Franky mitspielt 😉 ).

How to Have Sex

Erzählt von drei jungen Engländerinnen, die für ein paar Tage auf eine Party-Insel fliegen und dort mit anderen jungen Engländer*innen Party zu machen. Das geht so lange gut, bis Tara am Strand Sex hat, dem sie zwar zunächst noch (wenn auch schon widerstrebend) einwilligt, der sich aber sehr schnell sehr falsch anfühlt. Dem Film (und Darstellerin Mia McKenna-Bruce) gelingt es sehr gut, zu zeigen wie das Erlebte so langsam bei Tara einsinkt, die zwar versucht, weiter Party zu machen, um ihre Verletzlichkeit zu überspielen, was aber nicht wirklich gelingt, und sie sich immer unwohler und traumatisierter fühlt.

Deep Sea (Shen Hai)

Wunderschön und kunstvoll animierter chinesischer Film über ein junges Mädchen, das sich mit Vater, Stiefmutter und Stiefbruder auf eine Kreuzfahrt begibt, sich aber eigentlich nur nach ihrer Mutter sehnt. Dabei geht sie über Bord und landete in einem fantastischen Tiefseerestaurant. Der Film ist optisch ein Kunstwerk, erzählt eine berührende Geschichte ist aber auch superanstrengend zu sehen, da er total hibbelig und hektisch ist, keine Sekunde stillsteht, immer irgendwo Hektik im Bild herrscht.

Meg 2

Ach kommt, Leute, der macht doch Spaß. Wenn auch nicht so viel, wie Teil 1, da er diesem nichts Neues hinzuzufügen hat und alles eine Stufe schlechter erzählt. Aber da ich als Kind trashige Tiefseefilme wie Caprona oder Deep Star Six geliebt habe, bin ich weiterhin anfällig für solche Machwerke.

Im Zuge Meinens spontanen Tiefsee-Specials habe ich mir noch The Abyss auf Arte aufgenommen und angemacht, nach einer Stunde aber wieder abgeschaltet, da die deutsche Synchro gar nicht geht. Allein schon die Stimme von Ed Harris passt überhaupt nicht. Dazu die suboptimale Übersetzung. An einer Stelle, sagt der Chef der Navy-SEALS, er habe seine Anweisungen gehabt. Aber Navy-SEALS erhalten keine Anweisungen, sondern Befehle. Da warte ich lieber mal auf die Gelegenheit, mir den Film, den ich seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen habe, mit Originaltonspur anzusehen.

Lektüre

Project 562 | Matika Wilbur

In der letzten Ausgabe habe ich ganz vergessen, auf meine Besprechung des Buch Project 562 hinzuweisen.

Foto vom aufrecht stehenden Buch "Project 562", darauf ist eine ältere indigene Frau mit modischer Brille, kurzen grauen Haaren und traditioneller Kleidung vor einem blauen Himmel in einem Weizenfeld zu sehen.

Wer sich für die indigene Bevölkerung der USA oder überhaupt die USA interessiert, sollte dieses Buch lesen. Mit Project 562 möchte Matika Wilbur unsere Wahrnehmung der indigenen Bevölkerung Amerikas ändern. Ob ihr dies mit diesem ambitionierten und faszinierenden Projekt gelungen ist, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Tor Online

Faschistische Hobbits? Julius Evola und die rechtsextreme Adaption von J.R.R. Tolkiens Welt

Was reizt Faschist*innen wie Georgia Meloni so am Herrn der Ringe? Welche Lesarten von Tolkiens Werk lassen solche Interpretationen zu? Tobias Hof klärt uns auf.

Highlight der Woche

Einkaufen

Ich hasse, es einkaufen zu gehen. Ich hasse es wirklich. Vor allem, wenn es um Klamotten geht. Aber manchmal geht es nicht anders. Ich besitze kaum noch Hosen, die mir passen, die keine Löcher haben oder deren Knöpfe jederzeit zu gefährlichen Geschossen werden können. Während der Pandemie habe ich mir zwei Hosen bestellt, die aber nur so halbwegs passen, am Bund eigentlich etwas zu weit sind, und nur nicht runterrutschen, wenn ich sie ordentlich festbinde. Ich schicke aber auch keine bestellte Kleidung zurück, da ich weiß, dass die dann vermutlich geschreddert im Müll landet. Also ging es ins Geschäft, Hosen anprobieren. Habe auch zwei gefunden, die ganz okay sind.

Ich wohne auf dem Dorf, die nächste größere Stadt ist Koblenz. Dort bin ich als Kind immer Samstagsmorgens zum Einkaufen hingefahren. Wobei mich schon damals nur die Buchhandlungen interessiert haben (wo ich auch meine Liebe zur Fantasy entdeckt habe). Bücher kaufen ist okay, alles andere mehr als nur lästig.

Aber ich habe mir auch einen neuen Fahrradsattel gekauft. Das Mountainbike habe ich mir erst letzten Sommer zugelegt, das ist super, nur der Sattel aus recyceltem Autoreifen ist mir zu hart. Ich dachte, ich gewöhne mich mit der Zeit dran, aber es wurde nicht besser und das Sitzen darauf zur Qual. Der neue Sattel macht nach einer ersten Testfahrt letzten Donnerstag am ersten sonnigen Frühlingstag einen sehr guten Eindruck.

Zwei Fahrradsättel nebeneinander. Rechts ein gut gepolsterter auf dem Mountainbike montiert. Links ein ziemlich harter und flacher, den ich in der Hand halte.

In der Buchhandlung war ich dann natürlich auch, hätte es aber fast geschafft, sie ohne Kauf zu verlassen, bis ich auf dem Weg zu Ausgang am Ramschtisch vorbeikam. Da fand ich zwei Hardcover für sieben Euro im Angebot, die schon länger auf meiner Leseliste stehen.

Die beiden Hardcoverausgaben von "Grand Hotel Europa" und "Ocean" mit dem Titelbild nach vorne in einem Bücherregal stehend.

Aus der Pendergast-Reihe von Preston/Child bin ich nach Band 15 (Demon) von inzwischen 21 ausgestiegen, weil die Bücher immer schlechter und abstruser wurden. Zu Ocean – Insel des Grauens habe ich aber gelesen, der könne von den neuesten Bänden am ehesten noch ein wenig an das alte Feeling anknüpfen. Mal sehen.

Und Grand Europa Hotel wollte ich schon länger lesen, weil ich einfach Hotelgeschichten mag. Und es da anscheinend gar nicht so viele gute Bücher gibt, in denen der zentrale Handlungsort ein Hotel ist. Falls ihr mir Bücher empfehlen könnt, die in Hotels spielen, immer her damit.

Meine Woche: Okinonawa, Carcosa und Treckerterroristen

Mein Wochenrückblick mit Filmen wie Das Lehrerzimmer und The Terroriziers, den Serien Odd Taxi und Somebody Feed Phil, Musik von Nick Cave und Hana Vu sowie der Mini Theater Journey in Okinawa und vielem mehr.

Collage aus vier Bildern, drei kleine quadratische oben, ein großes in der unteren Reihe, alles Screenshots auf Filmen und Serien, von links nach rechts: 1. Die schreiende Hauptdarstellerin aus "Das Lehrerzimmer", 2. Szene aus "Somebody Feed Phil" in der Phil rechts im Bild in einen Bürger beißt. 3. Szene aus "The Terrorizers", Protagonistin sieht sich selbst in einer Fotocollage an der Wand, 4. Das tierische Ensemble aus der Anime-Serie "Odd Taxi" vor der nächtlichen Kulisse Tokios.

Diese Woche zeigte sich, dass es bei den anhaltenden Bauernprotesten zahlreiche Unfälle mit Verletzten gab. Doch all jene, die bei der letzten Generation schnell von Klimaterroristen sprachen, sind hier erstaunlich still, kein Wort von der Bauern-RAF oder Treckerterroristen. Dabei haben sich die, anfangs sicher noch halbwegs legitimen, Proste inzwischen zu einem hasserfüllten rechten Mob entwickelt, für den ich kein Verständnis aufbringen kann. Und während der Rechtsstaat mit hartem Knie auf den Hälsen minderjähriger, friedlicher Demonstranten kniet, wird der rechte Mob auf Traktoren vom Rechtsstaat nicht mit Quarz-, sondern mit Samthandschuhen angefasst.

Youtube

Mini Theater Journey: Sakurazaka Theater (Okinawa, JAPAN)

Weiter geht es mit der Vorstellungsreihe kleiner, unabhängiger Kinos in Japan durch das JFF bzw. die Japanese Foundation.

Okinawa ist der Teil Japans, der am ehesten an eine Südseeinsel erinnert, mit Palmen und subtropischem Klima. Das Sakurazaka Theater ist ein kleines Kino, das eine möglichst breite Bevölkerungsschicht ansprechen möchte, und kein elitäres Arthouse-Kino nur für bestimmte Gesellschaftsklassen sein will. Daneben gibt es eine interessante Bandbreite an Shops und Workshops.

Ich muss zugeben, das Kino selbst sticht jetzt nicht besonder heraus, aber Okinawa dürfte die weite Anreise durchaus wert sein. Ein Begriff ist mir die Insel-Kette natürlich schon seit meiner Kindheit, seit ich Karate Kid 2: Entscheidung in Okinawa gesehen habe. Interessant finde ich die Präfektur vor allem, weil sie erst seit 1879 Teil von Japan ist, und bis dahin das Königreich Ryūkyū war. Dementsprechend gelten die Einwohne*innen auch als relativ rebellisch und eigenwillig. Die Ryūkyū haben eine eigene Kultur und eigene Sprachen. Und ich finde es immer interessant, mehr über indigene Bevölkerungen zu erfahren. Sollte es zeitlich und finanziell machbar sein, möchte ich auf jeden Fall für ein paar Tage nach Okinawa.

Das japanische Wort für „Film“ lautet übrigens „eiga“ (えいが), ausgesprochen wird es „eega“. Das Wort für „Kino“ ist „eigakan“ (えいがかん). „Kino“ (きのう) gibt es im Japanischen auch, das heißt aber „gestern“.

Doku

Insider Deutsche Bahn

Drei Insider plaudern aus dem Nähkästchen, was die Tricks der Deutschen Bahn gegenüber den Kund*innen angeht. Durchaus interessant, auch wenn die Inspector-Closeau-Verkleidungen etwas befremdlich wirken. Die Kopfkissen an den Sitzen waren mir schon immer suspekt, wie sich zeigt, zu Recht. Die werden so gut wie nie gewechselt oder gereinigt. Das sind schwabbelige, verhaarte Keimherde.

Tja, das wollte ich eigentlich über die Doku schreiben, doch nach massiver Kritik hat das ZDF sie inzwischen aus der Mediathek genommen. Und zwar zu Recht. Was hier als vermeintliches Insider-Wissen inszeniert wurde, sind teils weithin bekannte Tatsachen. Da wird so getan, als wäre es skandalös, dass die Bahn bei Verspätungen, die von dritten Personen ausgelöst wurden, keine Rückerstattungen bezahlt. Es gibt vieles, was bei der Deutschen Bahn zu Recht kritisiert wird, aber diese Reportage wirkte doch sehr unseriös und reißerisch.

Das erstaunliche Leben der Ratten

Spannende Reportage über das Verhalten von Ratten in Metropolen wie New York und Vancouver. Mit einigen erstaunlichen Erkenntnissen. Das sind schon faszinierende Tiere, sehr intelligent und anpassungsfähig. Das „Rattenproblem“ ist übrigens menschengemacht.

ZDF-Mediathek

Artikel

Die Blicke unserer Mütter

Sehr interessanter Beitrag von Sophia Fritz darüber, wie sehr das Patriarchat auch im Blick von Müttern auf ihre Töchter verankert ist. Die permanente Suche nach „Fehlern“ im Äußeren, der ständig auf den Töchtern lastende soziale Druck.

Normalisierung und ihre Folgen

Die taz über die erneute Wahl eines AFD-Bürgermeisters und wie sehr sich das schon normalisiert hat, nachdem es beim letzten Mal noch einen medialen Aufschrei gab. Einher geht damit eine weitere Verrohung der politischen Stimmung und zunehmende Gewalt gegen Demokraten. Der AFD-Politiker hier steht dem Höcke-Flügel nahe und dürfte wohl als Rechtsextremist durchgehen, während sein Vorgänger, der lange unter rechten Anfeindungen litt, sich das Leben genommen hat.

Blogs

Warum Verfilmung einer Serie vorzuziehen wäre. Die große „Neuromancer“-Besprechung.

Da Apple kürzlich angekündigt hat, eine Serie zu William Gibsons Kultroman Neuromancer zu produzieren, hat sich Sören Heim dem Roman auf seinem Blog noch mal ausführlich gewidmet und geht vor allem auf sein sprachliches Niveau ein. Ich persönlich brauche keine Verfilmung (auch wenn mir die Gibson-Serie The Peripheral durchaus gefallen hat), da ich finde, dass in letzter Zeit schon genügend Werke alter weißer (und teils toter) Männer verfilmt wurden. Verfilmt endlich mal die aufregenden Werke jüngerer Autor*innen of Color!

Lektüre

Harmony | Project Itoh

Wo fängt der menschliche Wille an? Wo besteht er nur aus neuronalen Prozessen im Gehirn? Was macht das Bewusstsein aus? Und was wären wir ohne? In seinem Science-Fiction-Roman Harmony geht der japanische Schriftsteller Project Itoh den ganz großen Fragen der Menschheit nach.

Meine komplette Besprechung auf Lesenswelt

Farbige E-Book-Ausgabe des Romans "Harmony".

Tor Online

Sparks: Die Magie der Funken – Ein Gutachter berichtet

Was hat es eigentlich mit Manuskriptgutachten auf sich? Welche Rolle spielen sie bei Verlagsentscheidungen? Anhand unseres aktuellen Romans Sparks – Die Magie der Funken  von J. R. Dawson gewährt euch Gutachter Markus Mäurer einen kleinen Blick hinter die Kulissen.

Ein Buch, das mir sehr am Herzen liegt.

Hardcover-Ausgabe des Buchs "Sparks - Die Magie der Funken" mit dem Titelbild nach vorne in einem Bücherregal stehend.

LitRPG: Alles, was du über das Genre wissen musst

Eine Charakterklasse wählen, bei Level 1 starten, Kräuter sammeln und dann langsam hochleveln: Klingt nach einem Online-Rollenspiel, gibt es aber auch in Buchform. Ein Blick in die Welt der LitRPGs von Alessandra Reß.“

Ein sehr interessanter Artikel über ein Subgenre, über das ich bisher praktisch nichts wusste.

Filme

The Terrorizers (Kongbu Fenzi, 1986)

Relativ früher Film des taiwanesischen Regisseurs Edward Yang über eine unglückliche Ehe und einen jungen Fotografen, der von einer Frau besessen ist, die vor der Polizei flieht. Leicht kryptisch gehalten, was die Handlungsstränge angeht, die sich am Ende zwar zusammenfügen, aber nicht immer Sinn ergeben. Aber der Film setzt auch mehr auf Atmosphäre und Stimmung. Den Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls. Sehenswert, wenn auch kein Meisterwerk.

Mubi

American Fiction

In American Fiction stecken zwei gute Filme: ein Familiendrama über Tod und Demenz, und eine (sehr treffende) Satire auf die Buchbranche. Alles dabei richtig toll gespielt, vor allem von Jefrey Wright. Aber beides passt für mich nicht ganz zusammen. Ein unterhaltsamer Film, aber nicht ganz stimmig.

Prime

Das Lehrerzimmer

Von İlker Çatak über eine junge Lehrerin an einer neuen Schule, die eine Schulmitarbeiterin (vermeintlich?) beim Klauen filmt, was einige unschöne Ereignisse zur Folge hat, unter anderem auch, weil der Sohn der Mitarbeiterin in der Klasse der Lehrerin ist. Anfangs dachte ich noch: Och nö, 4:3 muss das sein. Aber das Format fängt das Kammerspielartige des Film, der ausschließlich an der Schule spielt, aus Perspektive der Lehrerin gut ein und sorgt für eine steigende bedrückende Beklemmung ob der Situation. Ein sehr guter Film, nur die Sache mit dem Rubiks-Zauberwürfel war mir zu viel.

Prime

Serien

Odd Taxi

Noch mal danke für den Tipp, Simone! Anime-Serie über einen Taxifahrer, der in die Angelegenheiten seiner Fahrgäste verwickelt wird, darunter eine Idol-Band, ein Comedy-Duo, Yakuza und andere Nachtgestalten. Hat eine ganz tolle Atmosphäre und erzählt originelle Geschichten. Die finale Folge ist grandios. Ach ja, alle Menschen sind Tiere.

Crunchyroll

Somebeody Feed Phil (Season 7)

Es gibt ja Leute, die können Phils kindliche Begeisterung für Essen nicht ertragen, ich finde sie wunderbar. Die Serie verursacht bei mir verlässlich gute Laune, weshalb ich nie mehr als eine Folge pro Tag schaue, da ich ein Maximum an guter Laune herausholen möchte. Die aktuelle Staffel hat gleich acht neue Folgen, in denen es nach Bombay, Kyoto, Washington, Orlando, Dubai, Taipeh, Island und Schottland geht. Vor allem die Dubai-Folge hat mich überrascht. Das ist so ziemlich der letzte Ort, an den ich mal reisen möchte, aber Phil hat ein paar interessante Flecken und Menschen in der Altstadt entdeckt, die die Stadt in einem anderen Licht erscheinen lassen. Und das ihm der superteuere mit Gold überzogenen Burger im Burj Khalifa auf den Boden fällt, ist ein wunderbares Symbol. Ansonsten sind meine Anspielstipps Kyoto, Taipeh und Bombay. Die Produktion scheint vor allem in Sachen Kamera noch mal einen Sprung nach oben gemacht zu haben, die Aufnahmen der Orte sind wunderschön. Ist aber keine Show für Veganer*innen.

Netflix

Neu im Regal

Carcosa-Memoranda

Diese Woche hatte ich ein Paket aus dem Memoranda Verlag im Briefkasten, zu dem auch das Imprint Carcosa gehört.

Fünf Bücher, drei oben, zwei unten, auf einem Tisch ausgelegt: "In fernen Gefilden" von Joanna Russ, "Schwelende Rebellion" von Leigh Brackett, "Das Einstein-Vermächtnis" von Samuel R. Delany, "Oktoberrevolutioin 1967" von Kir Bulytschow und "Die Sterne Leuchten am Erdenhimmel" herausgegeben von Sylvana Freyberg.

Die Sterne leuchten am Erdenhimmel ist eine Anthologie mit südkoreanischen Science-Fiction-Kurzgeschichten. Mein Schwerpunkt liegt zwar auf Japan, aber ich habe auch großes Interesse an Südkorea, zumal beide Länder ja auf eine lange, wenn auch turbulente, gemeinsame Geschichte zurückblicken.

Oktoberrevolution 1967 von Kir Bulytschow wurde mir von Verleger Hardy Kettlitz empfohlen. Und als alter Golkonda-Fan (vom ursprünglichen Verlag, nicht dem rechtsbraunversifften Überbleibsel, das der Europa Verlag daraus gemacht hat, siehe Thor Kunkel) bin ich natürlich sehr an Hannes Riffels neuem Projekt Carcosa interessiert, das vor allem progressive Klassiker wieder oder erstmals nach Deutschland bringt, die in den letzten Jahrzehnten leider etwas in Vergessenheit geraten sind. Von Joana Russ wollte ich schon immer mal was lesen, Gleiches gilt für Leigh Brackett.

Mehr zu Carcosa gibt es auf dem Blog von Hannes Riffel.

Musik

Nick Cave | Wild God

Neuer Song von Nick Cave. Gefällt mir. Erinnert ein wenig an das Doppelalbum Abattoir Blues/The Lyre of Orpheus, das ich sehr mag. Bin schon sehr auf das gleichnamige Album gespannt, das am 30. August erscheint.

Hana Vu | Care

Junge Singer-Songwriterin aus Los Angeles, die ich bisher nicht kannte. Toller Song. Eine ihrer EPs heißt Nicole Kidman / Anne Hathaway.

Meine Woche: FCKAFD, Mob gegen die Grünen und gefährdete Kunst in Hongkong

Heute beginne ich meinen Wochenrückblick mit einem politischen Rant. Dazu gibt es eine sehenswerte Doku über Kunst und Freiheit in Hongkong, einen berührenden und erschreckend Artikel einer Mutter über den Einfluss von rechten Podcasts auf ihren Sohn, das Zeitalter der Überraschungen und etwas Notalgie mit Super Mario.

Collage aus vier Bildern, drei kleine quadratische in der oberen Reihe, ein längeres in der unteren: Von links oben nach rechts unten: 1.Luftaufnahme der Protesten in Hongkong eine Menschenmasse steht um den Schriftzug "Free Hong Kong, Democracy Now" herum.
2. Foto von NES-Mini und SuperNES-Mini nebeneinander.
3. Szene aus dem Trailer zum Film "Super Mario Bros." Mario und Luigi stehen nebeneinander und geben sich einen Fistbump
4. Die Bücher aus meinem Foto (siehe unten) zu Neu im Regal.

Meine persönliche Woche verlief wieder völlig ereignislos und uninteressant (genau so, wie ich es mag 😉 ). Was von der politischen Woche leider nicht gesagt werden kann. Die Proteste der Bauern sind jetzt wohl endgültig zum rechten Mob mit Fackel und Forke verkommen. Die Verrohung ist erschreckend, die jeder Grundlage entbehrende Hetze gegen die Grünen und einzelne Politiker*innen ebenso. Ein Teil unserer Gesellschaft steht anscheinend kurz davor, zur SA-Schlägerbande zu verkommen.

Und da fällt den Redaktionen der Öffentliche-Rechtlichen nichts Besseres ein, als noch mehr AFD-Politiker*innen einzuladen, um deren rechtsextremen Positionen eine Plattform zu bieten, wodurch diese immer mehr im Zuge einer Diskursverschiebung nach rechts in der sogenannten gesellschaftlichen Mitte verankert werden. Bei Maybrit Illner gab es am Donnerstag die volle populistische Breitseite mit Jens Spahn, Sahra Wagenknecht und Beatrix von Storch. Und Illner glaub wahrscheinlich immer noch, dass sie mit dieser »gesellschaftlichen Meinungsvielfalt« die Demokratie hochhält und die Rechten thematisch stellt und entzaubert, in Wahrheit aber genau das Gegenteil erreicht.

Ich habe auch vieles inhaltlich an der Politik der Grünen zu kritisieren, aber eben auf einer sachlichen Ebene. Wer weiterhin unqualifiziert gegen die Grünen jenseits aller Fakten ablästert, wird von mir in den sozialen Medien geblockt. Denn ein Teil unserer Gesellschaft hat sich von jeglicher faktenbasierter und sachlich-inhaltlicher Debatte entfernt. Da bringt Diskutieren nichts mehr. Solchen Menschen muss man jegliche Plattform entziehen. Alles andere gießt nur Öl ins Feuer.

Artikel

Einer der erfolgreichsten Podcasts impft unsere Kinder mit radikalem Gedankengut – und keiner kriegt’s mit

Jugendliche heute schauen bestimmt nicht Maybrit Illner oder andere Talkshows im Fernsehen, die hören sich eher Podcasts an. Z. B. Hoss und Hopf, wie der Sohn einer Stern-Redakteurin, die sich entsetzt darüber wundert, warum der plötzlich rechte Parolen von sich gibt. Ein eindrucksvoller und erschreckender Beitrag.

The 2023 Hugo Nomination Scandal Gets Worse

Und sind die Anti-Demokraten erst mal an der Macht, müssen sie ihre oppressiven Zensurmaßnahmen oft gar nicht selbst ausführen, das machen wir dann schon oft selbst in vorauseilendem Gehorsam, wie z. B. die jüngsten Entwicklungen im Hugo-Skandal zeigen. Was da lost ist, beim einstmals wichtigsten Preis der englischsprachigen Phantastikszene erklärt uns Cora Buhlert.

Das Zeitalter der bösen Überraschungen

Diese Woche gab es wieder eine neue Studie zum möglichen Versiegen des Golfstroms, die erneut erschreckende Szenarien entwirft. Warum das eben nicht einfach eine weitere Studie von vielen ist und uns einigen böse Überraschungen bevorstehen, erklärt der stets lesenswerte Lars Fischer in Spektrum der Wissenschaft. Und je schlimmer uns die Klimakrise trifft, desto schlimmer werden jene Probleme, die die Menschen in die Arme von Populisten treibt, obwohl eigentlich das Gegenteil wichtig wäre. Hängt alles mit allem zusammen.

Dokus

Hongkong – Zensur. Protest. Kunst.

Apropos China und Zensur. Das hier ist eine ausgezeichnete Reportage über Kunst und Aktivismus in Hongkong, die zeigt, wie dystopisch die Zeiten dort geworden sind, dass der Protest aber trotz Hunderttausender ins Exil Geflohener nicht gänzlich verstummt ist und kritische Kunst zumindest verschlüsselt noch möglich ist.

Hongkong war bis 1997 britische Kronkolonie und damit keine Demokratie. Aber es herrschte Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit. Die Briten haben es versäumt, Hongkongs Bevölkerung und Politiker*innen mit in die Rückgabeverhandlungen mit China einzubeziehen oder sie in die Unabhängigkeit zu überlassen. Dass die garantierte Autonomie bis 2047 nicht das Papier wert ist, auf dem es steht, haben wir in den letzten Jahren erleben können. In Hongkong zeigt sich, wie erschreckend es ist, wenn eine einst freie Gesellschaft von einer Autokratie übernommen und zerstört wird. Taiwan schaut hier ganz genau hin.

Arte-Mediathek

Der Regisseur dieses Films Kiwi Chow kommt in der Reportage ausführlich zu Wort.

Filme

Zhao, der Unbesiegbare (King Boxer/Tian xia di yi quan, 1972)

Da hat Quentin Tarantino also diesen dramatischen Sirenensound in Kill Bill her. Wieder was gelernt. Im Vergleich zu den letzten beiden hier besteprochenen Shaw-Brother-Filmen (Das Schwert der gelben Tigerin und One Armed Swordsman) ist der hier schon deutlich fortgeschrittener, was die Inszenierung der Kämpfe angeht, die finden auf einem anderen Level statt. Ansonsten ist es halt der übliche Kram über verfeindete Kampfkunstschulen, die sich bitter bekämpfen. Und das auf ziemlich brutale Weise, hier werden Augen mit Fingern ausgestochen. Lohnt sich vor allem wegen der Kämpfe und aus filmhistorischen Gründen.

Super Mario Bros. Movie

Unterhaltsame Portalfantasy über zwei Schluffis aus Brooklyn, die mit einer Prinzessin ein Fantasykönigreich vor dem bösen Thanos äh Bowser retten müssen und dabei über sich hinauswachsen.

Ich muss gestehen, dass ich sehr skeptisch war, halte ich doch die erste Verfilmung mit Bob Hoskins für ein anarchistisches Meisterwerk, das mit seiner subversiven Kritik an Franchises und Marken, indem es sie einfach völlig ignoriert und sein eigenes Ding durchzieht, seiner Zeit voraus war.

Doch der Film hat bei mir genau die richtigen Nostalgie-Knöpfe gedrückt, bin ich doch, wie so viele, mit Super Mario aufgewachsen. Meine erste Konsole, da muss ich in der vierten Klasse gewesen sein, war das NES mit Super Mario 1, Teil 2 (der eigentlich gar kein Super Mario war) und dem phantastischen Teil 3, den ich mit seiner Kreativität und dem Abwechslungsreichtum geliebt habe. Ebenso wie Super Mario World auf dem SNES. Das war dann auch schon mein letztes klassisches Super-Mario-Spiel, ich habe mir zwar noch die N64 gekauft, aber ohne Mario. Mario Kart 64 und Mario Party hingegen habe ich mit meinen Freunden damals rauf und runter gespielt. Das letzte Mal auf der Wii, die ich aber nicht selber hatte. Zuletzt habe ich die alten Spiele dann auf dem NES-Mini und dem SNES-Mini gespielt und mich wieder fast wie ein Kind dabei gefühlt. Hätte aber auch echt mal Lust, Super Mario Wonder auf der Switch zu spielen, da das echt gut aussieht und sehr originell zu sein scheint.

Der Film ist mir fast zu kurz und hektisch geraten, der hätte sich ruhig etwas mehr Zeit in der Röhrenwelt nehmen können. Als kurzweiliger Spaß aber sehr sehenswert, nur die Musikauswahl mit den üblichen alten Kamellen von AC/DC und den Beastie Boys ist doch sehr langweilig geraten.

Ach ja, mit dem Japanuary mache ich einfach weiter, und bespreche das ganze Jahr lang regelmäßig japanische Filme. Diese Woche war Stray Dog von Kurosawa Akira dran. 218 wurden übrigens insgesamt im Japanuary besprochen. Die könnt ihr jetzt alle hier nachlesen.

Tor Online

Folgt dem weißen Kaninchen: Bücher, die aus der „Patrix“ führen

Populismus, Autokratie, Diktatur, Rechtsextremismus, das alles funktioniert innerhalb eines Systems, dass wir bei der Beschäftigung mit diesen Themen oft aus den Augen verlieren. Sie gedeihen im Patriarchat. In der letzten Woche stellte uns Judith Vogt einige Sachbücher zu diesem Thema vor, in dieser Woche sind des Science-Fiction- und Fantasy-Romane, die zeigen, wie es auch ohne die „Herrschaft des Vaters“ gehen kann.

Meine Lektüre

Eigentlich will ich keine Bücher bekannter, erfolgreicher weißer Autoren mehr bessprechen, aber Der Weg der Wünsche von Patrick Rothfuss hat es mir einfach angetan, denn so etwas jenseits aller Genreklischees und Tropen gibt es nur selten in Buchform zu lesen. Entschleunigt und voller Poesie.

Neu im Regal

Die im Text unten erwähnten Bücher in genau dieser Reihenfolge von links nach rechts auf einem Tisch mit den Covern nach vorne aufgestellt.

Ralf Langroth heißt eigentlich Jörg Kastner, und von dem habe ich schon ein paar gute Thriller mit historischen Themen gelesen, und Band 1 Die Akte Adenauer fand ich auch sehr gut und spannend. Weshalb ich schon auf Ein Präsident verschwindet gespannt bin, wo es um die Geschichte von Verfassungschutzpräsident Uwe John geht.

Zu Sparks von J. R Dawson wird es noch einen eigenen Blogbeitrag geben, wenn es am 28. Februar erscheint. Das Buch wurde vom Verlag auf meine Initiative eingekauft. Die deutsche Ausgabe ist richtig schick geworden, ein echter Hingucker in der Buchhandlung, und das Buch ist sowieso großartig.

Von Keitu Gakus Boys Run The Riot habe ich bereits Band besprochen.

Inspector Mouse von Caroline Ronnefeldt werde ich demnächst rezensieren. Aber sieht diese Ausgabe mit dieser tollen Covergestaltung nicht einfach großartig aus! Für mich das beste Cover, das ich seit langem gesehen habe.

Ebenfalls besprechen werde ich Der nasse Tod von Kenzaburō Ōe, der meinen Einstieg in die Klassiker der japanischen Literatur sein soll.

Musik

Lambrini Girls

Musik gibt es diese Woche von den Lambrini Girls, efrischender, politischer Post-Punk aus Großbritannien.

Foto der Woche

Seit zwei Wochen sind die Zugvögel bei uns wieder unterwegs.

Zugvögel in V-Formation am blauen Himmel

Meine Woche 14.01.2023: Frost, Faschismus und japanisch Schimpfen

Meine Woche in Filmen, Serien, Dokus, Artikeln, Youtube-Videos, Musik und privaten Dingen: Entspannter Kult-Hip-Hop aus Japan, Tokio in der Dämmerung, junge Musik und ethnische Säuberungsfantasien.

Collage aus vier Bildern, drei kleine in der oberen Reihe nebeneinander, darunter ein großes.
Oben von links nach rechts: Olivia Rodrigo beim Tiny Desk Concert mit Gitarre; Bildausschnitt aus "The Case of Hana and Alice", ein grimmig dreinblickendes Mädchen blickt durch eine Fensterscheibe; Szene aus "Tokio in der Dämmerung", junge Frau geht einsame Straße bei Nacht hinauf.
Unten das große Bild: Sonnenuntergang hinter Bäumen. Der Himmel ist gelb bis rot verfärbt.

Youtube

Nujabes: The Japanese Artist Who Changed Hip-Hop Forever

Der Youtube-Kanal mit dem etwas merkwürdigen Namen Volksgeist stellt in einem halbstündigen Video den inzwischen leider verstorbenen japanischen Musikproduzenten und Hiphop-Künstler Nujabes vor. Entspannter Jazz-Rap. Er war unter anderem am Soundtrack von Samurai Champloo beteiligt.

Japanische Schimpfwörter erklärt

Wer japanische Schimpfwörter lernen möchet (natürlich nur, um sie zu verstehen), ist bei Hiro an der richtigen Adresse. „Baka“ ist mir in der letzten Zeit oft in Filmen und Serien aufgefallen, in Klassikern von Ozu ebenso wie in aktuellen Animes.

How Corruption and Greed Led to the Downfall of Rock Music

In diesem halbstündigen Video unterhält sich Rick Beato mit Jim Barber über den Niedergang der Musikindustrie und der Rockmusik. Dazu gehen sie zurück in die 90er und schildern die politischen und kapitalistischen Hintergründe.

Doku

Sonnenallee

Wer Vorurteile gegen die Bewohner*innen von Neukölln hat, sollte diese Doku lieber nicht gucken, denn die könnten abgebaut werden. Und wer will schon gerne seine Vorurteile widerlegt sehen? In vier Teilen á 30 Minuten werden Menschen mit und ohne migrantischem Hintergrund vorgestellt. Die deutsch-türkischen Betreiber*innen der Bäckerei Die Zimtschnecke z. B. Die Wirtin der klassischen, aber herzlichen Eckkneipe Zum Tönnchen und mehr.

ZDF-Mediathek

Serien

Gestern beendet habe ich die ersten Staffel von Monarch: Legacy of Monsters. Eine ganz nette Abenteuerserie aus dem Godzilla-Universum, die nach dem ersten Film spielt und einiges an Familiendrama beinhaltet. Beginnt stark, lässt dann etwas nach, und hat drei Folgen zu viel. Trotzdem sehenswert für Godzilla-Fans.

Einige Klassen darüber spielt die vierte Staffel der Science-Fiction-Serie For All Mankind, die wieder zeigt, dass Weltraum-SF mit anspruchsvollem Drama verbunden werden kann. Teilweise ist sie auch sauspannend und schockierend, vor allem in den letzten beiden Folgen.

Artikel

Die neue Silicon-Valley-Ideologie ist dunkel und kalt

In seiner Kolumne auf Spiegel Online geht Christian Stöcker auf aktuelle philosophische bzw. ideologische Trends im Silicon Valley ein. Darunter der Effective Accelerationism, hinter dem rechtsextreme und ziemlich wirre Ideen stecken.

Two Shades of Grimdark?

Peter Schmidt widmet sich auf seinem Blog Skalpell und Katzenklaue dem Fantasysubgenre der Swords & Sorcery, hat sich die schon ein paar Jahre alte Anthologie Swords & Dark Magic angesehen und geht näher auf die Kurzgeschichten von Steven Erikson und Glen Cook ein.

The Last Samurai: A Conversation with Takeshi Kitano

Leonardo Goi von Mubi-Magazin Notebook war in Armenien, um den japanischen Regisseur Takeshi Kitano (dessen Flme ich mag, seit dich Mitte der 90er Sonatine auf Arte gesehen habe) zu seinem neuen Film Kubi interviewt. Das ist ein historisches Samurai-Drama. Doch vorher gibt es noch einen kurzen Abriss über Kitanos Karriere. Einen Deutschlandstart gibt es für den Film leider noch nicht.

Tor Online

Auf Tor Online ging diese Woche ein interessanter Artikel von Judith Madera zum Thema Genregrenzen in der Phantastik online.

Was ist Science Fiction? Was Fantasy? Und was nicht? Diese Fragen werden in der Phantastik endlos diskutiert. Wir haben zwar klare Vorstellungen davon, was Science Fiction und Fantasy ist, doch stimmen unsere Vorstellungen nicht immer mit denen anderer überein. Dieser Artikel betrachtet die Genrevielfalt innerhalb der Phantastik, insbesondere Genremixe und Grenzen, die verschwimmen, wenn wir näher hinschauen …

Und meine SFF News.

Filme

Tokio in der Dämmerung (Tōkyō Boshoku, 1957)

Von sieben Filmen bisher der düstereste von Ozu. Deshalb heißt er wohl auch Tokio in der Dämmerung. Normalerweise herrscht in seinen Werken größtenteils heile Welt, auch wenn es kleinere Konflikte gibt und nicht alle Figuren glücklich enden. Die Arrangierung einer Ehe spielt hier keine Rolle, wird nur mal kurz in einem Gespräch erwähnt. Es beginnt damit, was passiert, wenn sich der vom Vater ausgewählte Ehemann der (hier älteren) Tochter als Fehlgriff erweist, weil er trinkt, aufbrausend und inwirsch reagiert, vermutlich, weil er beruflich frustriert ist. Hinzu kommen Themen wie Glückspiel, uneheliche Beziehungen und ungewollte Schwangerschaft.

Die beiden Hauptfiguren, die Töchter Takako (die ältere) und Aikiko (die jüngere) wurden von ihrem Vater alleine aufgezogen, weil die Mutter sie verlassen hat. Also spielt auch die Frage eine Rolle, ob es beide Elternteile braucht, um glückliche Kinder heranzuziehen sowie die Suche nach Identität.

Die Atmosphäre des Film erinnert zwischendurch fast schon an Film Noir, wenn Aikiko von der Polizei aufgegriffen wird, weil sie – ungeheuerlich – spätabends allein in einer Bar saß, und von der älteren Schwester auf dem Revier abgeholt werden muss. Das Nachtleben, dass hier gezeigt wird, hat nichts mit der fröhlichen Luna Bar aus den anderen Filmen zu tun, es wird Geld beim Mahjong verloren, getratscht und Gerüchte in die Welt gesetzt.

Der Film nimmt kein gutes Ende, so viel kann ich schon verraten. Von den sieben Werken Ozus, die ich bisher gesehen habe, sticht er am ehesten heraus, weil er andere Thematiken angeht und die bekannten auf andere Weise.

Noch eine Anmerkung zu den Untertiteln. Da würde ich mir wünschen, dass manche japanische Begriffe beibehalten werden. Wenn der Vater zur Tochter sagt: „Setz dich doch zu mir an den Ofen“, ist damit kein klassicher Ofen wie bei uns gemeint, sondern der Kotatsu, der kleine Tischofen, an den man sich unter eine Decke setzt, da es in japanischen Häusern im Winter meist arschkalt ist. So was würde etwas Lokalkolorit beibehalten und japanische Kultur vermitteln.

Arte-Mediathek

Hier auf dem Blog besprochen habe ich das kleine Meisterwerk Kirschblüten und rote Bohnen (An)

Sowie das Coming-of-Age-Drama The Case of Hana and Alice

Musik

Olivia Rodrigo: Tiny Desk Concert

Statt nur die ollen Kamellen aus meiner Jugend zu hören, oder die alten Säcke meiner Generation und darüber, halte ich mich auch gerne auf dem Laufenden, was die Jugend so hört und selbst musiziert. Und Olivia Rodrigo finde ich ziemlich gut. 20 Jahre ist sie alt, keine Ahnung, wie beliebt sie bei der Jugend ist, aber das hier ist ein tolles kleines Konzert von einer guten Singer/Songwriterin. Die Texte scheinen mir doch ziemlich gut, die Leiden des Teenagerdaseins widerzuspiegeln.

The Warning

Eine Band, die mich diese Woche ebenfalls beeindruckt hat, sind The Warning, die recht klassischen Hardrock spielt. Musikalisch trifft das nicht ganz meinen Geschmack, trotzdem machen sie ziemlich gute Musik. Das sind drei Schwestern aus Mexiko, die vor ein paar Jahren mit einem Metallica-Cover viral gingen, inzwischen drei Alben veröffentlicht haben und mit den Foo Fighters aufgetreten sind.

Nujabes | Aruarian Dance

Politik und Gesellschaft

Warum die Bauernschaft wütend ist

Einen sehr guten Artikel zum Thema Bauernproteste gibt es von der DLF-Korrespondentin Ann-Kathrin Büüsker, die jenseits von Polarisierung genau aufdrösselt, warum die Bauern protestieren, für welche Betriebe die Lage schwierig ist und wie die Vereinnahmung von Rechts aussieht.

Ethnische-Säuberungs-Fantasien und Pläne

Als die Recherche online ging, wollte ich darüber hier schreiben, doch das ging so viral, dass es wohl inzwischen alle mitbekommen haben. Was mich an der ganzen Sache am meisten schockiert, sind die Reaktionen und Berichterstattungen anderer Medien, die jetzt wieder überrascht tun, als wäre eine neue Dimension erreicht. Und meist nur die beteiligten AFD-Mitglieder erwähnen, nicht aber die zwei von der CDU. Die AFD macht aus ihren Plänen, aus ihrer Nähe zur identitären Bewegung und gut vernetzten Rechtsextremen wie Götz Kubitschek kein Geheimnis. Und so langsam müsste doch auch mal bei den Medien und in der Politik angekommen sein, dass die AFD nicht aus Protest gewählt wird, sondern weil knapp ein Drittel +- der deutschen Bevölkerung deren rechtsextremen Positionen teilen. In der Klimakrise zeigt sich jedes Jahr stärker, was Klimaforscher seit über 30 Jahren prognostiziert haben. Und in der Politik sehen wir jedes Jahr stärker, was von Expert*innen wie z. B. Natascha Strobl (Radikalisierter Konservatismus – klare Leseempfehlung!) vorhergesagt wurde. Aber trotzdem tun jene, die an den entscheidenden Stellen sitzen, wieder überrascht oder ignorieren das Problem weiterhin.

Für ein Verbot der AFD wird es höchste Zeit. Daraus dürfte aber nichts werden, da die CDU kein Interesse daran hat, einen zukünftigen Koalitionspartner zu verbieten. Und ich bin mir sicher, dass sie im Hintergrund schon daran arbeitet, in Zukunft mit dieser rechtsextremen Partei zu koalieren.

Ich finde auch furchtbar, wie viele Medien das Wording der Rechten übernehmen und von einem „Remigrations-Treffen“ sprechen. Gemeint sind hier ethnische Säuberungen.

Wie es Menschen mit Migrationshintergrund und People of Color bei solchen Meldungen geht, kann ich mir vermutlich nicht einmal ansatzweise vorstellen. Viele spielen inzwischen schon in Gedanken durch, wo sie hinkönnten, wenn in Deutschland die AFD an die Macht kommt. Und ich kann es ihnen nicht verdenken. Es wird immer ungemütlicher in Deutschland.

Und sonst so

Donnerstag war ich beim Zahnarzt – um 7.40 Uhr morgens! Kann mir Schöneres vorstellen, um in den Tag zu starten, war aber auch nach 10 Minuten schon wieder fertig. Und vor allem war ich froh, dass der Termin nicht freitags stattfand, denn da war bei uns vor der Tür alles spiegelglatt. Tagsüber herrschte teils eine gespenstige Ruhe, kein Auto fuhr, keine Spaziergänger*innen mit Hunden. Die Bäume vom Frost weiß verfärbt.

Von Frost weiß verfärbte Bäume.

Der Winter hat sich diese Woche aber auch von seiner schönen Seite gezeigt.

Unser Teich ist zugefroren, doch von der Sonne ließen sich die verbliebenen sieben Goldfische trotzdem nach oben locken – zumindest soweit es ging.

Zugefrorener Teich, von leichtem Schnee bedeckt. Unter dem Eis sind einige Goldsfische zu sehen.

Meine Woche 07.01.2023: Göttertropfen an einem Herbstnachmittag im Paradise

Meine Woche in Filmen, Serien, Dokus, Artikeln, Youtube-Videos und privaten Dingen. Heute wieder mit mehr Abwechslung: Drops of God, Ein Herbsnachmittag, Megacitys, das schönste Hotel Japans, Mr Bates vs. the Post Office und die Verkommenheit unserer Politik.

Collage aus vier Bildern. Links oben die Hauptdarstellerin aus dem japanischen Film "Ein Herbstnachmittag" mit gesenktem Blick. Rechts Oben: Ein traditionelles mehrstöckiges japansiches Hotel. Rechts unten das E-Book-Cover von "Children of Paradiese. Und unter all diesen Bilder über die volle breite eine Straßenszene in Hongkong aus der Serie "Expats".

Youtube

Japanisch Lerntipps für 2024 | Einfach Japanisch lernen

Hiro ist ein Japaner, der fließend Deutsch spricht und in Deutschland wohnt. Sein Youtube-Kanal ist ein Quell interessanter Informationen. Im neuesten Video gibt er ein paar grundlegende Tipps, wie man – neben den eigentlichen Lektionen – das Gelernte behalten und verfestigen kann. Da sind Sachen dabei, wie Möbel usw. mit Post-Its bekleben, auf denen der japanische Begriff dafür steht. Mangas lesen, japanische Musik hören usw. Da ist jetzt kein großer Geheimtipp dabei, aber trotzdem ganz hilfreich.

Wichtig finde ich: Japanisch denken. Also ständig im Alltag überlegen, was heißt das denn auf Japanisch. Anfangs bin ich viel spazieren gegangen und im Kopf die Hiragana-Zeichen durchgegangen und habe sie teils mit den Fingern in der Luft nachgezeichnet. So was z. B. Ich schaue auch jeden Tag mindestens eine Serienfolge auf Japanisch mit deutschen Untertiteln. Und knapp drei Filme pro Woche.

1 NACHT im schönsten HOTEL Japans

Mr. Nippon ist in der japanischen Präfektur Nigata unterwegs, wo er nicht nur ein richtig schönes Hotel besucht, sondern auch einen Sake-Automaten testet, einen Messerhersteller besucht (anders als in anderen Reportagen, wird hier nicht ein einsamer Schmiedemeister gezeigt, sondern eine Messerfabrik, in der aber noch viel Handarbeit stattfindet) und Japans größtes Feuerwerk. Vor allem das Hotel sieht richtig toll aus. Leider habe ich den Namen nicht ganz verstehen können.

Markus Gasser über Mariana Enriquez

Im Keller einer Buchhandlung stieß Literaturkritiker und Wissenschaftler Markus Gasser auf Unser Teil der Nacht von Mariana Enriquez, und zeigte sich so begeistert, dass er sich auch alle anderen Werke der argentinischen Autorin besorgte und las. In seinem Video liefert er neben einer Besprechung auch die politischen Hintergründe. Unser Teil der Nacht schaffte es 2022 in meine Top 10 der besten Bücher des Jahres.

Das hat die Spieleindustrie verändert! | Die größten Gaming-Impacts 2023

Die PC-Games habe ich schon gerne gelesen, als es noch Disketten mit Spieldemos als Beilage gab (Goblins 3 war auf meiner ersten Ausgabe). Und ich habe sie über ein Jahrzehnt lang jede Woche gekauft. Seit knapp vier Jahren aber nicht mehr. Und wenn ich mir auf Facebook ansehe, zu was für einer elendigen Clickbaitfactory das einstige Magazin mit journalistischem Anspruch verkommen ist (leise höre ich jemandem in der Ferne auf dem Vogelsberg lachen), mit Beiträgen, die nur aus Buzzwords bestehen, die nichts mit dem eigentlichen Thema zutun haben, bin ich auch froh drum. Aber zumindest auf Youtube gibt es gelegentlich noch ein paar interessante Beiträge, wie dieser Rückblick auf die wichtigsten Entwicklungen im Gaming-Jahr 2023. Auch, wenn ich kaum noch zocke, verfolge ich immer noch gerne, wie sich die Gamesbranche entwickelt, bzw. nicht so gerne, weil die meisten Entwicklungen eher negativ sind.

Artikel

Mr Bates vs the Post Office

Wenn es eine neue Serie gibt, auf die mich freue, ist es Mr Bates vs the Post Office mit Toby Jones. Die arbeitet einen der größten Justizskandale Großbritanniens auf. Zahlreiche Postmitarbeiter wurden beschuldigt Geld, veruntreute zu haben. Sie verloren ihre Arbeit und wurden teils sogar zu Gefängnisstrafen verurteilt. Der ganze Fall zog sich über 20 Jahre und am Ende stellte sich heraus, dass niemand Geld veruntreut hatte und alles auf einen Softwarefehler zurückzuführen war. Die Besprechung von Rebecca Nicholson im Guardian hat mich richtig neugierig gemacht. Ich hoffe, Arte wird die Serie irgendwann zeigen.

Und hier der Trailer:

Der Tod und Doctor Who

Ausgehend vom Doctor Who-Special, das vor Weihnachten ausgestrahlt wurde und von dem ich bisher nur Teil 1 gesehen habe (ist einfach nicht mehr meins), hat Falko Löffler einen sehr guten und persönlichen Text über Tod und Trauer geschrieben.

75 Books By Women of Color to Read in 2024

Für das Magazon Electric Literature hat R.O. Kwon eine Liste mit 75 Büchern von Autorinnen of Color zusammengestellt, die 2024 erscheinen. Mir sind das ehrlich gesagt schon zu viele Titel, deswegen habe ich mir erst mal nur den Januar angeschaut.

The Baker Street Chronicle

Kurz vor Weihnachten habe ich mir erstmals den Baker Street Chronicle bestellt (die Nr. 51), ein Magazin der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft, das in wunderbar altmodischer Aufmachung erscheint. Darin gibt es den Artikel Sherlock Holmes für die Ohren, in dem Oliver Naujoks einen Überblick über sämtliche deutschsprachigen Sherlock-Holmes-Hörspiele liefert und einige der Labelchefs interviewt. Mit Oliver teile ich die Leidenschaft für Hörspiele und wir tauschen uns regelmäßig darüber aus, was wir gerade gehört haben und was Neues erschienen ist. Der Artikel ist wirklich interessant, denn es gibt noch viel mehr Holmes-Hörspiele, als ich dachte. Wobei ich eigentlich nur die mit den inzwischen leider verstorbenen Christian Rode und Peter Gröger („Ja wie denn, was denn?“) von Maritim höre.

Ganz fasziniert war ich auch von Nicole Glücklichs Artikel Norbory! Oder: Erfand Sherlock Homles das Safeword?. Glücklich geht der Frage nach, ob das im BDSM-Bereich gängige Safeword erstmals von Holmes in einer Geschichte verwendet wurde, und geht auch näher auf die faszinierende Geschichte Theresa Berkleys ein, die während des 19. Jahrhunderts wohl eines der ersten Domina-Studios betrieb und damit ein Vermögen verdiente. Darüber würde ich gerne mal eine Serie sehen.

Dokus

Megacitys

Chongqing

Megacities gehören eigentlich zu den furchtbarsten Auswüchsen des Kapitalismus. Alles zubetoniert und apshaltiert; schlucken Unmengen an Wasser und Energie; verursachen unendlich viel Abfall und Abwässer; dazu der CO2-Ausstoß und andere Verschmutzungen. Aber trotzdem bin ich von großen Städten total fasziniert. Und Chongqing, eine chinesische Stadt, die ich bisher nicht mal vom Namen her kannte, dürfte eine der faszinierendsten sein. Ich habe noch nie eine Reportage über eine Stadt gesehen, die sosehr nach Cyberpunk aussieht.

Chongqing hat 30 Millionen Einwohner und gilt flächenmäßig als die größte Stadt der Welt. Das Faszinierende, sie ist tatsächlich dreidimensional gebaut, also nicht nur im Sinne von Hochhäusern, sondern mit Straßenebenen auf mehreren Etagen. Ich kann das gar nicht gut erklären, schaut es euch einfach an. Habe ich so vorher noch nie gesehen. Von Chinas Megametropolen wie Shenzhen z. B. scheint es im Vergleich eine sehr lebendige Stadt mit viel Nachtleben und Subkultur zu sein.

Mexico City

Fand ich jetzt nicht ganz so interessant, da ich die meisten hier vorgestellten Sache (die Nachtradler, die privaten Krankenwagen und die Lucha Libre) schon aus anderen Dokus und Reportagen kannte.

Lagos

Lagos hat mich wiederum fasziniert. Bisher habe ich nur ein paar Bücher gelesen, die in Lagos spielen, weiß aber wenig über die Stadt (die übrigens nicht die Hauptstadt von Nigeria ist, das ist Abuja). Das von Wasserkanälen durchzogene Armenviertel Makoko ist mir ganz neu. Die Ausmaße der Stadt, der Armenviertel, der Vermüllung und der krassen Gegensatzes zu den reichen Vierteln sind beeindruckend und beängstigend. Vor allem geht es aber um Menschen, die sich durchschlagen und ihre Lebensfreude nicht verloren haben.

Das ZDF sollte echt mal Trailer für seine Dokus erstellen.

ZDF-Mediathek

Serien

Auf Facebook fragte jemand, auf welche Serien wir uns im Januar freuen. Ich freue mich auf die Serie Expats, die am 26.01. bei Prime erscheint und von eben Expats in Hongkong erzählt. Genau mein Thema. Die Serie ist übrigens von Lulu Wang, die auch bei Farewell Regie geführt hat und basiert auf dem Roman The Expatriates der Hongkonger Autorin Janice Y. K. Lee, wie ich gerade herausgefunden habe. Das wird wohl meine nächste Lektüre.

Apropos Hongkong, habe erst gestern erfahren, dass Wong Kar-Wei mit Blossoms Shanghai eine Serie gedreht hat, die kürzlich in China angelaufen ist. Keine Ahnung, ob und wann die bei uns erscheinen wird – ich gehe aber davon aus.

Ansonsten gab es bei mir gerade einen Streaming-Abo-Purge. AppleTV (ab 20.01) gekündigt, ebenso Disney+ (ab 02.02) und Paramount+ (03.02). Bleiben immer noch Netflix, Prime und Crunchyroll. Aber mir ist das einfach zu viel geworden, einerseits mit den Preiserhöhungen, andererseits habe ich ständig das Gefühl, jetzt noch eine Serie von dem und dem Streamingdienst schauen zu müssen, damit sich die Monatsgebühr auch lohnt, statt die Serie, die mich eigentlich gerade am meisten interessiert, aber auf einem Streamingdienst, auf dem ich schon zwei Serien gesehen habe.

Zuletzt habe ich auch verstärkt Serien in den Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen geguckt, die inzwischen ein ansehnliches Angebot mit viel O-Ton haben. Wozu soll ich im Monat für fünf Streamingdienste zahlen, und auf jedem nur eine Serie schauen, statt für zwei, auf denen ich dann fünf schaue. Und im nächsten Monat wechsel ich die Dienste dann und zahle immer nur für zwei. Ein eingeschränktes Angebot kann auch befreiend sein.

AppleTV+ war bei mir aufgrund des niedrigen Preises und der hohen Qualität der Serien immer gesetzt, und zuletzt habe ich dort viele geschaut (Drops of God, Monarch, For All Mankind, Slow Horses, Foundation, Shrinking), aber die letzte Preiserhöhung war mir eine zu viel.

Disney+ habe ich immer nur phasenweise, zuletzt für Serien wie Reservation Dogs und Only Murders in the Building. Disney hat aber auch einige gute japanische und koreanische Serien (allerdings auch seichten Mist). Jetzt im Januar will ich mir noch The Creator ansehen, sonst hätte ich schon früher gekündigt.

Paramount+ ist auch ein Dienst, den ich gelegentlich abonniere, für Serien wie Yellowstone, From, Evil und ein paar Filme.

Netflix habe ich immer abonniert, einfach wegen der vielen nicht-englischsprachigen Serien, vor allem (aber nicht nur) aus Japan. Und zuletzt gab es wieder viel interessante englischsprachige, wie Bodies, Blue Eye Samurai, die letzte Staffel von Sex Education und ich bin noch in der dritten von The Witcher.

Dass Prime jetzt im Bezahl-Abo Werbung zeigt, ist eine Frechheit, eigentlich müsste ich kündigen, zahle aber zähneknirschend den Aufpreis, da ich es auch wegen der fehlenden Versandkosten habe und mir gerne mal was bei der 99-Cent-Aktion leihe. Und gute Serien erscheinen dort auch immer wieder.

Ach ja, Sky habe ich letzten Oktober schon gekündigt. Zu teuer, für ein immer schwächer werdendes Angebot. Hatten wir hauptsächlich im Haus, damit mein Vater Fußball gucken kann. Für mich war es wegen der HBO-Serien interessant. Zuletzt sah ich noch die vierte Staffel von Succession und die zweite von Winning Time. Aber dafür kann ich auch mal WOW für einen Monat abonnieren.

Crunchyroll ist Pflichtprogramm für einen Japanisch lernenden Anime-Fan, mit seinem großen Angebot. Hatte es eigentlich für One Piece abonniert, bin jetzt aber bei Frieren und Odd Taxi hängen geblieben.

Drops of God

Eine französisch-japanische Serie, meine beiden Lieblingskulturen und Sprachen in einer Serie. Trotzdem hat es ein halbes Jahr gedauert, bis ich sie angefangen haben. Woran lag das? Ich trinke keinen Alkohol, Wein ist für mich nur eklige Plörre, Sommeliers und Önologie sind für mich Bullshitjobs für Privilegierte, die damit gerne bei Wetten Dass auftreten können. Ich muss aber auch zugeben, dass in der Naturverbundenheit, die diese Profession mit sich bringt, eine gewisse Poesie liegt, die von der Serie gut vermittelt wird. Und genau darin liegt auch ihr Reiz, neben dem komplexen Familiendrama.

Ein Vater stirbt, die entfremdete Tochter und sein bester Schüler sollen sich um dessen Vermögen (eine Weinsammlung im Wert von mehr als 100 Millionen Dollar!) duellieren. Dabei stoßen sie auf Familiengeheimnisse und eine komplizierte Vergangenheit, lernen aber auch neue Freunde kennen.

Die Schnitzeljagd am Anfang nach dem richtigen Wein macht Spaß, vor allem, weil die Figuren und Nebenfiguren interessant sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um Wein geht, Kochen, Kunst oder Krakenfieken. Wichtig ist die Leidenschaft fürs Fachgebiet, die hier mit einfließt. Doch schon bald geht es mehr um Familie und familiäre Verbindungen, mit vielen Rückblicken. Drops of God ist für mich ein Drama auf höchstem Niveau, auch wenn es mal wieder um die Befindlichkeiten von Reichen geht. Das ganze prätentiöse und dekadente Gehabe in der vorletzten Folge, wenn es um den richtigen Wein zum richtigen Sterne-Gericht geht, wirkt angesichts von Milliarden von Menschen, die immer noch hungern, peinlich und widerlich (nichts gegen gute und kunstvolle Küche). Trotzdem hat mir die Serie richtig Spaß gemacht.

Sie basiert auf der Manga-Reihe Kami no Shizuku von Tadashi Agi. Hinter diesem Pseudonym verbergen sich übrigens Bruder (Shin Kibayashi) und Schwester (Yuko Kibayashi), die Zeichnungen stammen von Shu Okimoto. Auf Englisch gibt es sie nur für den kindle (ist wohl ursprünglich bei Comixology erschienen), gedruckt nur auf Französisch, auf Deutsch leider gar nicht.

AppleTV+

Filme

Ein Herbstnachmittag (Samma no aji, 1962)

Der letzte Film von Ozu. Am Anfang dachte ich: Och nö, nicht schon wieder eine arrangierte Ehe. Erfreulicherweise geht es dann eine Weile erst mal um ganz andere Sachen, erst im letzten Drittel kehrt Ozu zu seinem Kernthema zurück, da kann er wohl nicht aus seiner Haut, denn auch dieser Film endet mit einer Hochzeit. Trotzdem unterscheidet er sich von seinen anderen Filmen. Der Krieg ist viel mehr Thema als sonst. Hier spekuliert tatsächlich jemand darüber, was hätte sein können, wenn Japan den Krieg gewonnen hätte, wenn auch nur sehr scherzhaft. Am Ende kommen sie aber zum Schluss, dass die Niederlage wohl doch ganz gut war. Auch Geld spielt eine größere Rolle. Der älteste Sohn des Vaters, der schon verheiratet ist, ist nur ein kleiner Angestellter, der abends müde nach Hause kommt und sich beim Vater Geld für einen Kühlschrank leihen muss, aber in Konflikt mit seiner Frau gerät, weil er sich auch noch Golfschläger kaufen will. Es geht immer noch um recht privilegierte Familien, ohne wirkliche Finanznöte, aber mir scheint, wir sehen hier auch die Geburt des Salaryman in Ozus Werk.

Was sich auch geändert hat, ist, dass die Leute hier vor dem betreten einer Wohnung oder eines Hauses nicht nur Anklopfen, sondern auch warten, bis sie hereingerufen werden, und nicht einfach in den Eingangsbereich treten. Und nachts wird abgeschlossen. Hat sich da was seit den 1950ern in der japanischen Gesellschaft verändert?

Alles interessante kleine Alltagsbeobachtungen, im Mittelpunkt steht aber immer noch die Familie. Hier lebt der Vater mit seiner Tochter und dem jüngsten Sohn. Die beiden Männer sind auf die Haushaltshilfe durch die Schwester angewiesen, weshalb der Vater erst gar nicht möchte, dass seine Tochter heiratet, bekommt aber mit, welch schweres Los die Tochter seines alten Lehrers gezogen hat, die dem immer noch den Haushalt schmeißt. Am Ende müssen Vater und Sohn allein überleben – eine wirklich furchtbare Vorstellung.

Ja, es ist der xte Film Ozus über das gleiche Thema, aber gerade bei diesem hier weiß ich die Variationen wirklich zu schätze, scheinen sie mir doch auch kleine Veränderungen in der japanischen Gesellschaft widerzuspiegeln, die es in früheren Filmen nicht gab.

One Armed Swordsman (獨臂刀, 1967)

One Armed Swordsman ist wohl einer der Klassiker aus dem Hause Shaw. Ich muss gestehen, ich habe ihn jahrelang mit One-Armed Boxer von und mit Jimmy Wang Yu verwechselt (gefolgt von dem Film mit der fliegenden Guillotine), der aber keine Shaw-Brother-Produktion ist. Wang Yu spielt auch hier die Hauptrolle und hat wohl aus dem einarmigen Kämpfen ein Markenzeichen gemacht. Mir hat der Film nicht so gut gefallen. Damals waren die Kämpfe top, aber heute sehen sie doch alle ziemlich künstlich aus, dauern nie lange (was eigentlich realistisch ist) und haben keine großen besonderen Merkmale. Es geht um eine Schule mit einem bestimmten Schwertkampfstil, deren Feinde eine Waffe entwickeln, um den Stil zu blockieren und den Gegner dann zu töten. Und das funktioniert jedes Mal, sehr flexibel sind die Kämpfer nicht und verfolgen ihre gelernte Technik stur bis in den Tod. Einzig die Kämpfe mit dem einarmigen Schwertkämpfer sind interessanter gestaltet. Die Story selbst gibt nicht viel her. Der Film ist okay, aber mehr auch nicht, und nur im historischen Kontext interessant. Ihm fehlt auch der Humor von Das Schwert der gelben Tigerin (siehe letzte Woche). Jimmy Wang Yu war übrigens ein zwielichtiger Geselle, der mit dem organisierten Verbrechen zu tun hatte und auch mehrfache (auch des Mordes) angeklagt wurde, aber nie verurteilt.

Der deutsche Titel ist natürlich totaler Kappes. Den Film habe ich auf Mubi gesehen. Die deutschen Untertitel dürften per Übersetzungsprogramm erzeugt worden sein. Es gibt ein Schwert, das fünf Meter lang sein soll; und ein Kämpfer geht voraus, um ihre Nummer herauszufinden. Gemeint ist die Anzahl der Gegner, nicht deren Telefonnummer.

Japanuary #1: When The Rain Falls (Yuri no Amaoto)

Hier auf dem Blog habe ich diese Woche im Zuge des Japanuary den Film When The Rain Falls besprochen. War ein durchwachsenes Erlebnis.

Meine Lektüre

Children of Paradise | Camilla Grudova

Farbiges E-Book-Cover von "Children of Paradise". Zeigt einige Sitze in einem Kinosaal, auf dem Menschen sitzen, deren Gesichter mit sonnenförmigen Kreisen ausgeblendet sind.

Nachdem ich kürzlich den Film Empire of Light gesehen habe, fragte ich nach Büchern, die in Kinos spielen und hoffte auf Titel, die mit nostalgischer Romantisierung die Magie des Kinos einfangen. Darunter dürfte Children of Paradise nicht ganz fallen. Das Buch wurde mir übrigens auf Facebook empfohlen, weder auf Mastodon noch auf Bluesky gab es auch nur einen einzigen Tipp, auf Facebook mehrere.

Die junge und leicht orientierungslose Ich-Erzählerin fängt einem Kino namens Paradise an, das zu Anfang einen verranzten Charme besitzt und noch nicht ganz Lost ist. Zögerlich freundet sie sich mit der Bande von Misfits an, die dort arbeitet und sich trotz der widrigen Umstände eine schöne Zeit machen. Doch damit ist es vorbei, als das Kino von einer Kette aufgekauft wird. Der Niedergang zum Höllenloch beginnt und zeichnet ein sehr düsteres Bild.

Grudova zeigt hier den Kinobetrieb von seiner finstersten Seite: den Kunden und Konzernen – schafft es aber trotzdem, die Liebe zum Film zu transportieren. Die 160 Seiten lange Novelle liest sich flott weg, bietet interessante Figuren und entwickelt eine weirde bis unangenehme Atmosphäre, die mich trotzdem in ihren Bann gezogen hat. Kennt ihr die beschissenste Toilette Schottlands aus Trainspotting? Das hier ist das Kino dazu, und bei der Lektüre tauchen wir tief ein.

Auf Deutsch ist das Buch leider nicht erschienen.

Viele Romane, die vorwiegend in Kinos spielen, scheint es nicht zu geben. Ich meine mich zu entsinnen, dass Hard Land von Benedict Wells so eins ist, kann mich aber nicht mehr genau an die Lektüre erinnern. Falls ihr noch Empfehlungen habt, würde ich mich freuen.

Games

Tony Hawk’s Pro Skater

Fast ein Jahr lang habe ich nichts mehr am Computer gespielt. Irgendwie hat das nicht in meinen routinierten Tagesablauf gepasst und kein Spiel hat mich neugierig genug gemacht, diesen zu ändern. Zwischen den Jahren habe ich versucht, Cyberpunk 2077 weiterzuspielen, doch da waren erst Mal 30 Gigabyte Update fällig, danach habe ich es nur durchs Tutorial geschafft, aber immerhin läuft es deutlich flüssiger als vor dem Update.

Mitte der Woche habe ich aber im Epic-Store Tony Hawk’s Pro Skater 1 u. 2 für zusammen 12 Euro entdeckt und konnte nicht widerstehen. Das war auf meiner Playstation Ende der 90er eines meiner absoluten Lieblingsspiele und ein schöner Ersatz für einen Dilettanten auf dem echten Brett. So richtig zum Skater hat es trotz einiger Bemühungen bei mir nicht gereicht. Das Spiel auf der Playstation war damals eine echte Überraschung und spielte sich ganz hervorragend (dazu der coole Soundtrack). Und was soll ich sagen, kaum hatte ich den Kontroller in der Hand, hat es wieder genauso viel Spaß gemacht wie früher. Wir hatten das damals rauf und runter gespielt. Wieder einmal war es die Nostalgie, die mich zum Spielen animieren konnte.

Worüber ich mich freue

Mein neues Kopfkissen. Die Schweißflecken auf dem alten gingen gar nicht mehr raus und die Füllung ist so verklumpt, dass ich das Kissen nachts ständig hin- und herschieben musste, um eine halbwegs bequeme Schlafposition zu finden, die mich nicht am nächsten Morgen mit Nacken- und Kopfschmerzen aufwachen ließ.

Ein weißes Kopfkissen auf einem Bett liegend, daneben der schwarze Bezug.

Politik

Die Innenminister:innen-Konferenz hat beschlossen, Menschen aus Iran wieder abzuschieben. Nach all den Berichten über systematische Menschenrechtsverletzungen, Exekutionen, sexualisierte Gewalt. Das politische Gerede in Deutschland über Menschenrechte ist keinen Pfifferling wert.

Schreibt Gilda Sahebi auf Bluesky.

Und ich kann mich ihrem Fazit nur anschließen. Dass ich das hier erwähne, liegt daran, dass jemand aus meiner Verwandtschaft in dieser Konferenz sitzt. Und deren Entscheidung ist ein weiteres Beispiel dafür, wie verkommen und verlogen unsere Politik ist.

Hier eine weitere Quelle zu der Enscheidung.

Meine Woche 31.12.2023: Jahresrückblick, Buchhandel und Filmtipps

Ich gebe einen kleinen persönlichen Jahresrückblick, bespreche einige Filme von Wuxia über stilsicheren australischen Horror bis zur Liebeserklärung ans Kino und gehe auf die aktuell schwierige Situation für kleine Buchhandlungen ein.

Collage aus den beiden Fotos von mir und meinem Vater weiter unten im Beitrag. Dazu ein Filmausschnitt aus "Das Schwert der gelben Tigerin" mit der Hauptdarstellerin und ein Ausschnitt aus dem Film "Empire of Light" der das prächtige Foyer des Kinos zeigt.

Artikel

Großhändler Zeitfracht will kleine Läden seltener beliefern

Zeitfracht ist eine der drei Großbuchhändler, von denen unsere Buchhandlungen beliefert werden. Für kleine, unabhängige Buchhandlungen brechen jetzt noch härtere Zeiten an, da sich deren Belieferung für Zeitfracht anscheinend nicht mehr lohnt. Wer keinen großen Konzern hinter sich hat, hat es immer schwieriger auf dem Buchmarkt. Hunderttausende Bücher (vor allem von kleineren Verlagen) wurden bereits bei den Grossisten ausgelistet, was bedeutet, dass sie in den Buchhandlungen las nicht lieferbar gelten. Kapitalismus und freier Markt führen vor allem dazu, dass sich die Marktmacht auf wenige große Konzerne und Unternehmen konzentriert, während die kleineren immer weiter auf der Strecke bleiben.

Ob es wirklich sinnvoll ist, jedes Buch über Nacht am nächsten Tag in die Buchhandlung geliefert zu bekommen, ist eine andere Frage. Wir sollten lernen, uns wieder mehr zu gedulden. Allerdings war das schon ein Wettbewerbsvorteil (oder zumindest ein Grund, noch halbwegs mithalten zu können) gegenüber Amazon, deren Lieferzuverlässigkeit auch für Prime-Kunden in den letzten Jahren stark nachgelassen hat.

Beim Börsenblatt gibt es eine Rechtfertigung von Zeitfracht, und bei Resonanzen ein Interview mit einer Buchhändlerin.

Poor Britannia – Großbritanniens verarmte Gesellschaft

Kein Artikel sondern ein Spiegel-Podcast ist Acht Milliarden. Eine besonders interessante Folge (April 2023) ist Poor Britannia, in der es über die Verelendung und Verarmung der britischen Mittel- und Unterschicht geht. Ich habe schon einige Reportagen und Dokus über die Entwicklung im Königreich gesehen und bin entsetzt über die Situation. Gleichzeitig werden die Reichen und Superreichen immer reicher und die Politik des Landes ist weiterhin ausschließlich auf diese Personen ausgerichtet. Ist mir ein Rätsel, warum es dagegen noch keine größere Protestbewegung gibt und jene, die das Volk ins Elend treiben, weiter gewählt werden.

Filme

Talk To Me

Beeindruckender Debütfilm zweier australischer Youtuber, der sein Ding von Anfang bis Ende stilsicher durchzieht. Aus den begrenzten Mitteln holt der das Optimum heraus und sieht dabei erstaunlich schick aus. Über eine Gruppe Jugendlicher, die als eine Art TikTok-Challenge mittels verwunschener Hand Tote beschwören und sich von ihnen in Besitz nehmen lassen. Was anfangs ein großer Spaß ist, geht natürlich irgendwann in die Hose. Auf den Film bin ich schon länger gespannt, da Daniel Schröckert mit den beiden Machern bekanntfreundet ist und das Projekt regelmäßig in Kinoplus erwähnte. Von der Qualität des Films war am Ende trotzdem noch selbst überrascht. Hat mir besser gefallen als Smile oder Evil Dead.

Summer Ghost (Samā Gōsuto)

Schöner, kurzer Coming-of-Age-Anime über drei jugendliche Außenseiter, die gemeinsam einen Geist suchen und neben Freundschaft auch Motivation finden, weiterzumachen. Sehr einfühlsam und rührend inszeniert.

Funny Pages

Einer dieser Indie-Filme, wie sie vor allem in der zweiten Hälfte der 1990er und in den frühen Zweitausender gedrehte wurden. Ist aber von 2022 und noch eine Ecke schräger. Es geht um einen jungen Mann, der die High-School hinwirft, weil er Comic-Zeichner werden will und sich an Kunstschulen bewirbt. Dafür nimmt einen merkwürdigen Job an und zieht in einen noch merkwürdigere WG. Um diese Wohnverhältnisse zu beschreiben, fehlen mir ein wenig die Worte. Als wäre er ins Arschloch einer Comicfigur von Robert Crumb gezogen, wo schon andere schräge Vögel hausen. Bis auf die Hauptfigur – die vor allem auf Underground-Comics steht – sind alle anderen mega unsympathisch und es ist mir ein Rätsel, warum er die Nähe zu ihnen sucht. Der Film ist von Anfang bis Ende sehr unangenehm, aber trotzdem irgendwie interessant. Wurde von A24 produziert. Er war mir aber völlig unbekannt, bis ich ihn vor wenigen Tagen beim Stöbern auf Paramount+ entdeckt habe.

The Roundup: No Way Out

Dritter Teil der Prügelfilmreihe mit Don Lee, der hier wieder kräftig austeilt. Teil 1 fand ich schwach, Teil 2 sehr unterhaltsam und auch der dritte hat Spaß gemacht, obwohl er wieder eine massive Verherrlichung exzessiver Polizeigewalt ist. Eine wirkliche Story gibt es nicht. Verschiedene Gangster-Fraktionen kloppen sich um gestohlene Drogen, und Don Lee mittendrin, der ständig Verdächtige misshandelt, um an Informationen zu kommen, die ihn zu neuen Schurken führen, die ihm direkt ans Leder wollen und dafür aufs Maul bekommen. Die Kämpfe selbst fand ich aber deutlich langweiliger als in Teil 2, da sie deren Kreativität vermissen lassen. Hier gibt es ständig Rechts-Links-Rechst-Kombinationen von Don Lee, und schon gehen die Gegner zu Boden. Ab und zu packt der die Dampframme aus und sie fliegen gleich meterweit durch die Gegend. Wer den Vorgänger mochte, wird auch hier seinen Spaß haben, kann aber völlig unabhängig von den anderen Teilen geschaut werden.

Empire of Light

Der neue Film von Sam Mendes ist eine Hommage an die vergangene Pracht alter Filmpaläste und Kinos. Allerdings werden hier eine Menge Fässer aufgemacht: Rassismus, psychische Erkrankung, Liebe mit großem Altersunterschied. Und das alles fügt sich nicht so vollständing zu einem stimmigen Ganzen, da die Themen alle nicht ausreichend behandelt werden können. Trotzdem ein toller und schöner Film mit hervorragenden Darsteller*innen (allen voran Olivia Coleman und Micheal Ward). Und das Kino sieht echt klasse aus. Auch wenn der Film die Magie des Kinos nicht so ganz einfangen kann. so halb ist doch auch okay.

Disney+

Das Schwert der gelben Tigerin

Mit den Kung-Fu-Filmen der Shaw Brothers bin ich aufgewachsen, habe viele davon gesehen, teils sogar im Kino, aufgrund der oft austauschbaren Titel kann ich mich aber an viele nicht mehr erinnern. Den hier habe ich aber definitiv noch nicht gesehen.

Die gelbe Tigerin ist im Film übrigens eine goldene Schwalbe und wird von Hongkongfilmlegende Cheng Pei-pei toll gespielt. Der internationale Titel lautet Come Drink With Me, was dem chinesischen Original Dàzuì Xiá näher kommt. Das bedeutet so viel wie »betrunkener ritterlicher Held« und dürfte eine humorvolle Anspielung auf den Begriff Wuxia selbst sein, denn das heißt grob übersetzt »im Wushu bewanderte ritterliche Helden“.

Und so bietet der Film eine Mischung aus teils brutaler Kampfkunst und humorvollen Einlagen, wenn unser zweiter Protagonist, der betrunkene Held ins Spiel kommt. Der Film ist von 1966 und dementsprechend sehen die Kampfszene teils recht putzig aus, sind insgesamt aber toll in beeindruckenden Settings inszeniert. Hat Spaß gemacht.

Ach ja, geht darum, dass die Heldin ihren Bruder aus den Fängen einer mächtigen Gaunerbande befreien will.

Gibt es mit 13 anderen Filmen der Shaw Brothers auf Mubi (bei Prime gibt es noch einige andere).

Youtube

Mark Kermode reviews Scala!!!

Ausnahmsweise mal eine Filmbesprechung, und zwar die von Mark Kermode zur Dokumentation Scala!!! Über den gleichnamigen subversiven Londoner Filmklub, der sich gerne über die Regeln hinweggesetzt hat und eine ziemlich tolle Institution gewesen sein muss.

Trailer

Scala!!!

Und hier der Trailer zu Scala!!! Ich hoffe, dass Mubi oder Arte sich erbarmen, die Doku zu zeigen.

Fun Fact

So blond war ich einmal

Nahaufnahme von mir als Grundschulkind auf dem Steg vor einem Teich hockend. Die Haare hellblond.

Jahresrückblick

Einen ausführlichen Jahresrückblick erspare ich mir und euch. Beruflich war 2023 für mich ein gutes Jahr. Privat eher Bescheiden, da mein Vater im Sommer überraschend verstorben ist. Und global gesehen natürlich völlig beschissen. Darauf muss ich ja hier nicht weiter eingehen. Vor allem angesichts der Gewissheit, dass die Krisen in den nächsten Jahren nur noch zunehmen werden und der Abschluss eines miesen Jahres keine Hoffnung mehr auf ein besseres mit sich bringt.

Links steh ich in gelbem T-Shirt und kurzer Hose, rechts mein Vater mit karriertem Hemd, Dreiviertelhose und Schirmmütze. Zwischen uns ist im Hintergrund eine lange Hängebrücke aus Stahl über einem grünen Tal zu sehen.

Hier stehe ich mit meinem Vater vor der Geierlay, das Foto hat meine Mutter gemacht. Wir sind immer gerne Wandern gewesen.

Ein paar private Highlights gab es aber schon. Erstmals seit Beginn der Pandemie bin ich wieder verreist und überhaupt unter Leute gegangen. Ich war in Berlin und habe erstmals seit 2020 wieder alte Freunde getroffen. Auf der Buchmesse und dem BuCon war ich ebenfalls, wo ich viele Freunde und Bekannte nach langer Zeit wiedertraf und tolle Gespräche führte. Und ich bin erstaunt, dass ich mich bei dem Ganzen immer noch nicht mit Corona angesteckt habe. Auch im Kino war ich erstmals seit Januar 2020 wieder. Ansonsten habe ich meine Leidenschaft fürs Schwimmen wiederentdeckt.

Japanisch lernen geht recht langsam (aber stetig) voran, sodass ich meine Reise nach Japan für 2025 plane. Immerhin, bei jedem neuen Film, jeder neuen Serienfolge auf Japanisch verstehe ich ein, zwei Worte mehr. Doch es ist noch ein langer Weg, der aber trotzdem Spaß macht.

Ausblick

Mein Job bei Tor Online geht so weiter, wie in diesem Jahr. Was Übersetzungen angeht, habe ich noch alle Kapazitäten für 2024 frei. Bloggen werde ich erstmal weiter wie bisher. Im Januar geht es mit dem Japanuary los (genauere Infos hier), da werde ich acht japanische Filme besprechen.

An dieser Stelle möchte ich mich bei euch dafür bedanken, dass ihr hier fleißig mitlest. Und ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr und eine gesundes, friedliches und erfolgreiches 2024!

Meine Woche 15.12.2023: Frieren! Filme und Fantasy 2024

Meine Woche in Filmen, Serien, Musik, Artikeln, Youtube-Videos und privaten Dingen. Die schönste Anime-Serie seit Langem, die interessantesten Fantasybuchneuerscheinungen 2024, ein paar okaye Filme und mein Hörspielfrust.

Kollage aus drei Bildern. Links groß: die DVD-Box von "The Tatami Galaxy", rechts klein oben: ein Sceenshot aus der Serie Frieren, auf dem die Heldengruppe mit dem Rücken zu uns vor einem Sternenhimmel steht. Von links nach rechts: die Elfe Frieren, der Krieger Himmel, der Priester Heiter und der Zerg Eisen.
Auf dem Bild unten sehen die drei Gefährten zu, wie Frieren mit einem Koffer in derHand sich auf einer Brücke auf eine Reise begibt

In dieser wöchentlichen Rubrik werdet ihr wenig zu negativen Themen finden. Ich lese natürlich viele Artikel, Tweets, Posts und Threads zu aktuellen Krisen wie der Situation in Israel/Palästina, in der Ukraine, die Corona-Lage usw. Aber mit den ganzen schlimmen Nachrichten werden wir schon überall bombardiert. Links und Empfehlungen zu solchen Themen gebe ich hier nur stark dosiert, wenn mir was wirklich Gutes mit wichtigen Hintergrundinfos begegnet, was einen Ansatz hat, der noch nicht so verbreitet ist. Ansonsten setze ich hier mehr auf Unterhaltung, mit Tipps, die hoffentlich dazu beitragen können, dass bei einigen von euch die Freizeitgestaltung bereichert wird.

Aber warum überhaupt Wochenrückblicke. Die meisten Menschen sind froh, wenn die Woche rum ist – also zumindest die Arbeitswoche, denn wenn die komplette Woche vorbei ist, ist wieder Montag, und das Hamsterrad geht in die nächste Runde. Ich hatte auch schon Jobs, zu deren integralem Bestandteil die Vorfreude aufs Wochenende gehörte, quasi als Überlebensstrategie. Seit ich Freiberufler bin, hat sich das geändert, in der ersten Jahreshälfte habe ich auch viel am Wochenende gearbeitet, normalerweise versuche ich mich aber an eine Fünftagewoche zu halten, eben, damit ich mich aufs Wochenende freuen kann.

So viel Aufregendes passiert bei mir die Woche über aber nicht, weshalb ich hier vor allem auf meinen Medienkonsum eingehe und hoffe, ein paar interessante Tipps geben zu können.

Doku

Traumziele Südostasiens (1/2): Die Philippinen und Vietnam sowie (2/2): Von Myanmar bis Thailand

Zweiteilige australische Doku, die diese Länder in wunderschönen Bildern einfängt. Es ist eine Mischung aus Landschafts- und Tierdoku sowie Kulturreportage, wobei zwar Menschen gezeigt, aber nicht weiter vorgestellt werden. Ich habe schon viele Dokus über die Region gesehen, trotzdem werden hier Sachen gezeigt, die ich noch nicht kannte. Traumziel trifft es durchaus, wobei es vielleicht einen Tick zu sehr auf Urlaubspostertapete setzt und wir nicht so viel über die lokalen Kulturen lernen.

3sat-Mediathek

Youtube

CHANEL 2022/23 Métiers d’art Collection – A Film by Mati Diop

Das ist eigentlich nur ein Werbevideo für Chanel von Mati Diop mit Mama Sané (beide Atlantique, toller Film übrigens), der Tokyo aber in wirklich schönen Bildern zeigt. Hat eine tolle Atmosphäre (danke für den Tipp, Jochen).

SFF180 ⚔️ Anticipated Fantasy 2024

Und hier noch (siehe letzte Woche) die Neuerscheinungen 2024 Fantasy. The City of Stardust von Georgia Summers hat auf jeden Fall ein Cover, das auffällt, scheint ansonsten typische Urban Fantasy zu sein, habe ich mir aber mal vorgemerkt. Mit The Tainted Cup erscheint ein neues Werk von Robert Jackson Bennett, das ganz interessant klingt.

The Book of Doors von Gareth Brown hatte ich begutachtet und empfohlen, wir haben versucht, es zu kaufen, aber Heyne ist uns ein paar Stunden zuvor gekommen (und das nur, weil bei uns Vertretekonferenz im Haus war). Wird dort als Das Buch der tausend Türen im August erscheinen. Ist kein Buch, das mich privat groß begeistern würde, für das ich aber eine große Zielgruppe sehe, zumal es zwar relativ seicht ist, aber auch sehr flott, unterhaltsam und ohne ein Gramm Fett auf den Punkt geschrieben ist. Bin gespannt, wie es bei Heyne laufen wird.

Das Cover zu James Logans The Silver Blood Promise sieht stark nach Stephan Martinière (stammt aber von Jeff Brown, wie ich inzwischen recherchiert habe) , und genau solch opulenten, epischen Titelillustrationen liebe ich auf Fantasybüchern. Aber leider sind sie sehr selten geworden. Allein deswegen werde ich mir das Buch vermutlich in der gedruckten Fassung kaufen, einfach, um die Covergestaltung zu belohnen.

Und mit One Hundred Shadow von Hwan Jungeun gibt es auch die obligatorische Fantasy aus Südkorea (in englischer Übersetzung). Ist aber wohl Urban Fantasy in unserer Zeit.

Mit I’m Afraid You Got Dragons ist auch ein neues Buch von Peter S. Beagle dabei.

Ansonsten notiert habe ich mir noch:

  • Projeclions von S. E. Porter (soll Richtung Mieviélle und VanderMeer gehen)
  • Gogmagog von Jeff Noon und Steve Beard
  • The Dead Cat Tail Assassins von P. Djéli Clark (dürfte den Preis für den originellsten Titel in der Liste gewinnen)
  • Goddess of the River von Vaishnavi Patel

Meine Lektüre

Seventeen | Hideo Yokoyama

E-Book-Cover des Romans "Seventeen" auf einem farbigen Tablet angezeigt.

Meine kurze Besprechung von Hideo Yokoyamas Roman Seventeen, einer gelungenen Ode an den Wert von gutem investigativem Lokaljournalismus, geschildert an der Berichterstattung über einen großen Flugzeugabsturz in der Provinz.

Artikel

Ich habe diese Woche noch mal meine Wochenrückblicke vom Dezember 2022 gelesen und festgestellt, dass die Bandbreite der dort verlinkten und kommentierten Artikel viel größer war als in den letzten Ausgaben. Das dürfte wohl damit zusammenhängen, dass ich meinen Twitter-Account gelöscht habe und meine Vernetzung auf Bluesky und Mastodon noch nicht so vielfältig ist, dass sie mir so vielseitige Themen in die Timeline spült. Daran muss ich noch arbeiten.

The Best Movies of 2023, According to John Waters

When most people hear my name, they think of the city of Baltimore, where I still live. But few know I have kept a secret apartment in New York City for over three decades. Why? To see fucked-up foreign movies with frontal nudity — that’s why.

Schreibt John Waters als Einleitung zu seinen zehn besten Filmen 2023. Einen besseren Grund für eine Wohnung in New York kann ich mir kaum vorstellen. Ein vielfältiges Kinoprogramm wäre tatsächlich auch einer der Gründe, warum ich gerne wieder nach Berlin ziehen würde (wenn es denn erschwinglich und möglich wäre). Gesehen habe ich von den Filmen bisher nur Master Gardener (siehe weiter unten).

Serien

Wie oben erwähnt, habe ich mir noch mal meine Wochenrückblicke von vor einem Jahr angesehen. Damals hatte ich viel Spaß mit den japanischen Serien First Love und Sumo Do, Sumo Don’t. So eine Serie fehlt mir dieses Jahr. Klar Frieren (siehe unten), aber eine Slice-of-Life-Realserie wäre schön. Kürzlich habe ich mit der Anwaltsserie Ishiko & Haneo angefangen, aber da fehlt das gewisse Etwas. Die Mischung aus Comedy, Drama und ambitionierter Inszenierung passt nicht so ganz zu den cheesigen Anteilen.

Frieren

Eine Elfenmagierin, ein Priester, ein Zwergenkrieger und ein Paladin retten die Welt vor einem Dämonenlord. Und dann geht die Serie los. Sie kehren zurück, werden als Helden gefeiert und gehen ihrer Wege. Elfenmagierin Frieren ist unsterblich und hat ein anderes Zeitgefühl. Als sie nach einer kurzen Reise zurückkehrt, sind ihre Gefährten alte Männer geworden. Und bald stirbt der erste. Um Priester Himmel einen Gefallen zu tun, nimmt sie sich der magischen Ausbildung seines Mündels Fern. Und so reisen die beiden durch die Welt, erfüllen Aufträge, wachsen an ihrer Reise und sammeln eine neue Gruppe um sich.

Frieren ist eine wunderschön animierte und sehr ruhig inszenierte Serie, deren Poesie in der Langsamkeit und dem unterschiedlichen Zeitempfinden liegt. Frieren reflektiert über die Abenteuer mit ihren Gefährten, die wir in kurzen Rückblenden zu sehen bekommen, und versucht daraus zu lernen. Normalerweise liegt der Schwerpunkt solcher Anime-Serien auf Kämpfen, nicht so bei Frieren. Und allein das ist im Fantasygenre schon eine angenehme Abwechslung (und eine Isekai-Serie ist es auch nicht).

Fun Fact, die Figuren wie Himmel, Eisen oder Heiter heißen auch in der japanischen Originalfassung so und die Namen entsprechen teils ihren Eigenschaften. Da könnt ihr euch wohl selbst ausmalen, ob Baron Lügen zu trauen ist.

Die Serie hat mich so begeistert, dass ich nächste Woche (ich habe Urlaub) vielleicht einen längeren Artikel zu ihr schreiben werden, denn für mich ist das eine der besten Fantasyserien aller Zeiten, auch wenn bisher erst 14 Folgen erschienen sind. Die andere Hälfte der 1. Staffel soll wohl irgendwann in den nächsten sechs Monaten erscheinen.

Filme

Sommerblüten (Higanbana, 1958)

Der Film beginnt mit einer Hochzeit aus Liebe, was einer der Redner, unser Protagonist und älterer Geschäftsführer, sehr begrüßt. Auch wenn jüngere Frauen aus dem Familienumfeld seinen Rat suchen, gibt er sich locker und unterstützt sie in ihren unabhängigen Entscheidungen. Aber bei der eigenen Tochter hört der Spaß auf. Da ist er strickt gegen Setsukos Heirat mit Herrn Taneguchi – einfach, weil er ihn nicht kennt und nicht selbst ausgesucht hat. Der Film arbeitet gut heraus, dass es hier nicht um väterliche Liebe oder gesellschaftliche Konventionen geht, sondern um Kontrolle. Der Vater möchte weiterhin Kontrolle über seine Tochter ausüben, und die Kontrolle nur an einen von ihm auserwählten Nachfolger übertragen. Der Film ist am Ende aber deutlich versöhnlicher als andere Filme von Ozu, wie z. B. Später Frühling, und enthält auch einige feine Beobachtungen, was den Umgang von Menschen aus unterschiedlichen sozialen Stellungen miteinander angeht.

Arte-Mediathek

Master Gardener

Der aktuelle Film von Paul Schrader über einen Gärtnermeister mit einer Nazi-History-of-Violence, der der Großnichte seiner Chefin hilft, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen und den Drogen abzuschwören. Eigentlich ein schöner Film, der mir aber trotzdem Bauchschmerzen bereitet. Denn die Großnichte, Maya, ist Schwarz und Anfang 20 und ihr Vorgesetzter, der sich eigentlich um ihre Ausbildung kümmern soll, mindestens Mitte bis Ende 40 und hat noch immer riesige Hakenkreuztattoos auf dem Rücken. Das Verhältnis ist also mehr als unangemessen. Klar, er hilft ihr tatsächlich, nutzt ihre Verletzlichkeit aber auch aus. Wirkt ein wenig wie eine Altherrenfantasie, in der es einen ehemaligen Nazi braucht, um die junge Schwarze Frau vor den bösen Drogendealern zu retten. Einige Handlungsverläufe sind auch nicht wirklich stimmig und insgesamt ist der Plot eher schwach geschrieben, wenn auch mit guten Ansätzen. Mit dem ganzen Landschaftsgärtnerkonzept hätte Schrader da etwas Peter-Strickland-Entrücktes draus machen können, beschränkt sich dann aber auf zu simpel und langweilig gestrickte Plotlines.

Leo

Eine Art indisches Remake von A History of Violence, in der natürlich getanzt wird, wenn auch nur einmal, dafür aber lange. Ansonsten ist die Geschichte recht wirr und nicht immer ganz logisch, das Schauspiel eher mittelprächtig, Actionszenen zu CGI lastig, dafür die Kämpfe richtig gut choreografiert. Trotz Überlänge eigentlich nie langweilig und zur Abwechslung mal in einem verschneiten Teil von Indien gedreht. Die Originalfassung ist übrigens Tamil, nicht Hindi oder Teluga, die auch bei Netflix in der Suche angezeigt werden.

Netflix

Hörspiel (Frust)

Ich bin Kassettenkind, mit den ???, Fünf Freunden und TKKG aufgewachsen, höre inzwischen aber auch gerne komplexe, anspruchsvolle Hörspiele für Erwachsene. Neue Hörspiele höre ich am liebsten in der Badewanne. Baden gehe ich nur in der kalten Jahreszeit, in diesem Jahr – aufgrund des warmen Oktobers – also erst von November an (vermutlich bis Ende März), einmal die Woche. Und jedes Jahr habe ich so ein, zwei Hörspielserien, die ich mir dabei besonders gerne anhöre. In den letzten Jahren waren das z. B. Kai Meyers Imperator (eingestellt nach zwei Staffeln), Die sieben Siegel (ebenso) oder Die jutten Sitten (siehe hier).

Dieses Jahr fehlt mir das. Meinem Eindruck nach erscheinen nur noch die xten Varianten von bekannten Marken wie Sherlock Holmes oder Lovecraft und Horror/Gruselhörspiele mit abgeschlossenen Folgen in Anthologieform (siehe Gruselkabinett).

Was mir fehlt, ist ein wirklich ambitionierte, groß angelegte Serie mit zusammenhängender Handlung, die Komplex und vielseitig aufgebaut ist. Wie z. B. Gabriel Burns oder Die schwarze Sonne.

Das Geld wird inzwischen im Streamingbereich verdient (weil niemand mehr CDs oder digitale Downloads kauft), und da verdient es sich am besten, indem große Mengen an Content rausgehauen werden. Bei manchen (teils großen) Labels ist das die Geschäftspolitik. Und bei dieser großen Menge an Content leidet leider die Qualität der einzelnen Folgen, zumindest entspricht sie meist nicht dem, was ich von Hörspielen erwarte.

So ein bisschen in die Breche, was ambitionierte Hörspiele angeht, springen die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender. Ich denke da an Hörspiele wie Ursula K. Le Guins Erdsee, Cixin Lius Die drei Sonnen oder im letzten Jahr Mia Insomnia (wovon gerade die zweite Staffel erschienen ist). Und Macher von Die drei Sonnen sitzen gerade an der Umsetzung eines ganz tollen deutschsprachigen Science-Fiction-Romans, auf die ich schon sehr gespannt bin. Da mir das im Vertrauen erzählt wurde, darf ich aber noch nichts über den Titel verraten.

Wie auch immer, ich habe zwar den Eindruck, dass im kommerziellen Bereich mehr Hörspiele denn je erscheinen, auch jenseits der drei Fragezeichen, aber irgendwie nicht mehr in der Qualität wie zu Beginn der 2000er-Jahre, nicht mehr mit den Ambitionen, die Labels wie Decision Products mit Volker Sassenberg oder Lausch mit Günther Merlau an den Tag legten.

Trailer

Civil War

Kaum ist Ron Swanson Präsident, schon bricht Bürgerkrieg aus. Grusliger Trailer zum neuen Film von Alex Garland, produziert von A24, sieht aber ziemlich aufwendig aus. Angesicht der Präsidentschaftswahl 2024 mit einer drohenden Wiederwahl von Donald Trump vielleicht ein bisschen zu hart an der möglichen Realität.

Worüber ich mich freue

  • Ich war diese Woche beim Zahnarzt. Nur die übliche Routinekontrolle plus Zahnreinigung, möchte aber mal erwähnen, was für eine superorganisierte Praxis das ist. Das Wartezimmer fühlt sich wie ein Wohnzimmer an, mit hoher Decke, weitläufig und fließendem Übergang zum Eingangsbereich, statt unbequemer Stühle gibt es Sessel und Sofas – auf denen ich aber nie lange sitze, da ich fast immer pünktlich drankomme und auch im Behandlungszimmer nie lange warten muss. Fachlich scheint da auch alles Top zu sein, die Technik ist auf dem allerneuesten Stand.
  • Dass ich jetzt zwei Wochen Urlaub habe. Neben einigen Serien und Filmen, die ich schauen möchte, und dem Elric-Band, bei dem mir noch die Hälfte fehlt, hoffe ich, auch mal wieder etwas am Computer zocken zu können. Das habe ich schon seit fast einem Jahr nicht mehr.

Worüber ich mich nicht so gefreut habe

Das war schon vorletzte Woche, aber ich hatte vergessen, es zu erwähnen. Ich habe fünf Kästen Brohler-Mineralwasser zu meinem Getränkeladen zurückgebracht, um diese zu reklamieren. Das Wasser hatte einen fiesen Beigeschmack, chemisch, wie Desinfektionsmittel, fast wie beim Zahnarzt. Ungenießbar. Ich habe Stichproben aus allen fünf Kästen genommen, mit dem immer gleichen Ergebnis. Die Flaschen hatten alle die gleiche Abfüllzeit. Der sechste Kasten wurde eine Stunde früher abgefüllt und hat ganz normal geschmeckt. Die Kästen wurden anstandslos zurückgenommen (keine Ahnung, ob sich sonst noch wer beschwert hat), jetzt trinken wir erstmal Gerolsteiner.

Neu im Regal

The Tatami Galaxy

The Tatami Galaxy ist eine Anime-Serie, die in der gleichen (wenn auch leicht parallelen) Welt wie Time Machine Blues und Night is Short, Walk on Girl spielt. Gleiche Figuren, gleiches Setting (Studentenwohnheim, aber leicht variiert. Time Machine Blues habe ich hier besprochen, eine der besten SF- und Animeserien der letzten Jahre. Der Film Night is Short hat eine unglaublich tolle Atmosphäre. Beim Japanisch lernen dürfte mir die Serie nicht wirklich helfen, schon in der ersten Folge spricht Ich-Erzähler Watashi so schnell, als würde ich auf Youtube die linke Maustaste gedrückt halten. Da komme ich sogar kaum mit den Untertiteln mit. Trotzdem tolle Serie.

Foto der DVD-Box von "The Tatami Galaxy" aufrecht stehend auf einem Schreibtisch. Im Hintergrund leicht unscharft die DVD zu "Night is Short, Walk on Girl".

Meine Woche 10.12.2023: Gekauft ist gekauft, wiederholen ist gestohlen

Bedeutet kaufen“ im digitalen Zeitalter auch weiterhin „besitzen“? Anscheinend nicht. Dazu Filme wie Ozus „Später Frühling“ und „Leave the World Behind“, Dokus zu Hotels und Südkorea, Youtube-Videos zu den interessantesten SF- und Horror-Neuerscheinungen 2024 und Kekse.

Collage aus vier Bildern. Drei kleine oben, ein großes unten. Von links nach rechts: Die DVD Box mit Kurosawas Crime Collection, Bildausschnitt aus Ozus "Später Frühling: links eine junge Frau mit Kimono sitzend, rechts ihr Vater; drittes Bild sind selbstgebackene sternförmige Schokokekse und das große Bild unten zeigt einige Musiker, darunter Glen Hansard auf Shane MacGowans Beerdigung spielend.

Filme

Später Frühling (Banshun, 1949)

Die 27-jährige Noriko lebt bei ihrem verwitweten Vater und schmeißt ihm den Haushalt, ist aber ganz glücklich mit der Konstellation und denkt gar nicht ans Heiraten. Doch dann schlägt das Patriarchat zurück und ihre manipulative Tante drängt sie in die Ehe.

Klassischer Ozu, noch etwas simpler gestrickt, was die Figurenzahl und Handlungsstränge angeht, aber im Prinzip eine typische Variation seiner Hauptthemen Familie und Heiraten. Eigentlich sind seine Filme immer tragisch anzusehen, denn sie zeigen moderne, selbstständige Frauen, die am Ende in den Zwängen der Ehe landen, ob sie wollen oder nicht. In Später Frühling wechselt Noriko von einer patriarchalen Konstellation mit ihren Vater in eine andere. Aber wenigstens war sie mit der ersten zufrieden.

Was mir auffällt, der Film ist nicht so statisch, wie die drei anderen Filme, die ich bisher von Ozu gesehen habe. Die Figuren sind viel mehr in Bewegung, im Zug, auf dem Fahrrad, zu Fuß. Wir sehen mehr von Tokyo.

Arte-Mediathek

Bottoms

Der neue Film vom Shiva Bay-Team Emma Seligman und Rachel Sennott. Eine Satire auf den American Way of Life durchexerziert an der High-School-Football-Team-Kultur. Zwei Freundinnen starten versehentlich einen Fight-Club, in dem sich die Schülerinnen gegenseitig heftig auf die Fresse hauen, dadurch aber auch empowert werden. Der Humor war mit teilweise etwas zu überzogen (die Footballspieler laufen z. B. die ganze Zeit in ihrer Sportmontur nur ohne Helm rum), ganz anders als der subtile Humor von Shiva Baby, trotzdem besitzt der Film genügend Tiefgang und Sozialkritik, dass er mir trotzdem halbwegs gefallen hat. Außerdem ist Ayo Edebiri dabei, die ich zuletzt schon in The Bear großartig fand.

Prime

Pearl

Das Prequel zu Ti Wests X konnte mich nicht so wirklich überzeugen. Hier wird die Vorgeschichte der mordenden Seniorin erzählt. Mia Goth liefert eine richtig gute Schauspielleistung ab, die Familiendynamik ist auch ganz interessant, ebenso die Retrooptik der Inszenierung, aber die Handlung drumherum mit den Morden ist mir zu plump und belanglos geraten.

Leave the World Behind

Familie mit zwei Kindern airbnbt ein schickes Haus auf Long Island für ein entspanntes Wochenende, bis Internet, Telefon und TV ausfallen, plötzlich der angebliche Besitzer des Hauses mit seiner Tochter vor der Tür steht und weitere merkwürdige und bedrohliche Dinge passieren.

Ausgezeichneter Paranoia-Thriller von Mr. Robot Sam Esmail, dem es gut gelingt, Stück für Stück ein bedrohliches Szenario gewaltigen Ausmaßes auf begrenztem Raum aufzubauen. Im Mittelteil vielleicht einen Tick zu lang, aber sehr effektiv gefilmt. Vor allem geht es um die Gruppendynamik, Klasse und Vorurteile.

Netflix

Artikel und Blogs

Auf meinem eigenen Blog ging es um Folgendes:

Ich muss gestehen, die niedrigen Zugriffszahlen (36 Aufrufe) auf den Beitrag haben mich etwas überrascht. Solche aus einer spontanen Laune schnell heruntergeschriebenen Artikel zu allgemeinen Buchthemen erhalten in der Regel die besten Views. Aber über die wenigen Reaktionen, die es gab, habe ich mich sehr gefreut und allein deswegen hat er sich gelohnt.

Alles für die Kohle: Wie ein Konzern unser Wasser abgräbt

Correctiv ist dem Wasservebrauch in der Lausitz mal genauer nachgegangen, um zu sehen, ob Tesla dort wirklich die Wasserversorgung gefährdet. Doch es ist ein Kohlekonzern, auf den das wirklich zutrifft. Wirklich unglaublich, wie der dort schalten und walten kann, ohne dass die Behörden eingreifen. Eine Aushöhlung des Rechtsstaats. Sehr gute Reportage von Annika Joeres , Katarina Huth , Elena Kolb!

Sony entfernt gekauften Content

Wer sich Filme und Serien bei Sony gekauft hat, könnte jetzt ziemlich überrascht dastehen, wie Stefan Holzhauer berichtet. Denn obwohl es sich bei dem Material um einen „Kauf“ handelte, kein „Leihen“, sind viele Titel jetzt aus Lizenzgründen aus den Kundenkonten gelöscht worden. Das sollte uns alle daran erinnern, dass ein digitaler Kauf kein wirklicher Kauf ist. Ich persönlich leihe mir nur digital, kaufen bedeutet für mich immer noch DVD oder Blu-ray, denn alles andere ist nur eine Illusion. Und in der nächsten Zeit werde ich mir verstärkt einige der Filme kaufen, die mich besonders interessieren, die ich besonders mag, bevor sie für immer verschwinden, um Steuerabschreibungen zu machen,

»If buying isn’t owning, piracy isn’t stealing«

Passend zu dem obigen Vorfall gibt es von Cory Doctorow einen sehr klugen Artikel dazu, was es bedeutet, wenn man Sachen kauft, aber nicht wirklich besitzt, weil die jeweiligen Firmen auch nach dem Kauf noch eigenmächtig Änderungen daran vornehmen können. Wobei laut Doctorow das wahre Problem nicht in den technischen Beschränkungen durch die Firmen liegt, sondern in der Gesetzgebung.

Back in 2022, Adobe informed its customers that it had lost its deal to include Pantone colors in Photoshop, Illustrator and other »software as a service« packages. As a result, users would now have to start paying a monthly fee to see their own, completed images.

Auch auf den Sony-Fall geht er ein und hat recht, wenn er meint, es sei, als würde Warner-CEO und Oberfiesling David Zaslav persönlich in euer Haus einbrechen und die bereits gekauften Warner-Filme wieder klauen.

Tor Online

Sex, Drugs & Religion in deutschsprachigen SF-Kurzgeschichten

Netzwerken auf Veranstaltungen ist so überhaupt nicht mein Ding, aber es lohnt sich. Jamie-Lee Campbell saß während des Bucon-Abendessens zwei Sitze rechts von mir neben Aiki Mira, und so kamen wir ins Gespräch und sie erzählte mir von ihrer Analyse deutschsprachiger Kurzgeschichten des Jahrgangs 2023. Und der erste Teil davon ist jetzt auf Tor Online erschienen. Dort geht sie auf die Themen Sex, Drogen und Religion ein. Wirklich faszinierend, auch die Schlussfolgerung, dass diese Themen doch sehr konservativ und wenig originell angegangen werden. Gut auch ihre Vorschläge, wie man dies ändern könnte.

Ihre Analyse ist nicht repräsentativ für die gesamte deutschsprachige Kurzgeschichtenszene, bestätigt aber meinen Eindruck, dass wir hier den Anschluss an die internationale Kurzgeschichtenszene verloren haben und mindestens zehn Jahre hinterherhinken. Was zum Teil daran liegen dürfte (und das ist jetzt meine Analyse), dass kaum noch Kurzgeschichten ins Deutsche übersetzt werden und die hiesigen Autor*innen gar nicht mitbekommen, was international so alles Aufregendes abgeht.

SFF News

In meiner wöchentlichen News-Rubrik geht es um die Phantastik-Bestenliste Dezember, Trailer zu Furiosa: A Mad Max Saga und Fallout, die neue Ausgabe der Exodus, eine Gratis-Kurzgeschichte von Christian Endres und 4 für die Zukunft im Otherland. Letztere Veranstaltung musste übrigens wegen Krankheit kurzfristig abgesagt werden.

Youtube

Die schreckliche NFT-Hölle des Black&White-Erfinders

„Das schlimmste Spiel des Jahres“ heißt es im Thumbnail zu diesem Video, das wohl die beste, aber zumindest unterhaltsamste Telespielkritik des Jahres enthält. Reine NFT-Abzocke, die unglaublicherweise aber erfolgreich ist und 50 Millionen Dollar mit dem Verkauf von fiktiven Grundstücken in einem Spiel eingesammelt hat, das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht veröffentlicht war und jetzt, wo es raus ist, sich als absolute Gurke/Verarsche herausstellt.

SFF180 🚀 Anticipated Science Fiction 2024

Thomas Wagner stellt in einem Video wieder die vielversprechendsten englischsprachigen SF-Bücher vor, die im nächsten Jahr erscheinen werden. 38 sind es. Direkt das erste Buch ist Thirteen Ways to Kill Lulabelle Rock von Maud Woolf, das aufgrund meines Gutachtens von Fischer Tor eingekauft wurde und im nächsten Jahr auch auf Deutsch erscheint. Eine wirklich coole und vor allem sehr gut geschriebene Geschichte.

Das Video erinnert mich daran, dass ich endlich mal was von Nisi Shawl lesen muss. Von Sofia Samatar (ich liebe ja ihren Fantasyroman A Stranger in Olondria, der immer noch nicht auf Deutsch erschienen ist – Skandal!) gibt es mit The Practice, the Horizon, and the Chain eine SF-Novelle. Thomas Wagner hat sich aber im Video versprochen, ihr anderer Fantasyroman heißt nicht Secret History, sondern The Winged Histories.

Bücher die ich mir auch notiert habe:

Womb von Tlotlo Tsamaase
Moon of the Turning Leaves von Waubgeshig Rice
Jumpnauts von Hao Jingfang
Lost Ark Dreaming von Suyi Davies Okungbowa
The Stardust Grail von Yume Kitasei

Wie ich mich kenne, kann ich schon froh sein, wenn überhaupt zwei davon gelesen bekomme. Was auch für die anderen beiden Listen gilt.

SFF180 😱 Anticipated Horror 2024

40 Bücher hat Thomas Wagner gelistet, von denen viele sicher nie auf Deutsch erscheinen werden. Einige vielleicht bei Festa. Bei den größeren Publikumsverlagen hat es Horror traditionell schwer und in den letzten Jahren noch viel mehr; immerhin sorgt Festa dafür, dass Deutschland nicht den internationalen Anschluss verliert, was die Horrorliteratur angeht. Auch wenn darunter viel Mist erscheint und richtig interessante Autor*innen wie z. B. Haily Piper eher außen vor bleiben. Auf dem englischen Buchmarkt sollen die Verlage momentan übrigens stark auf Horror setzen, wie ich aus Insiderkreisen erfahren habe.

Notiert habe ich mir:

The Invisible Hotel von Yeji Y. Ham
Ghost Station von S. A. Barnes (hab eine Schwäche für Space Horror, auch wenn ich meist enttäuscht werde)
Immortal Pleasures von V. Castro
Small Town Horror von Ronal Malif (muss dringend mal was von ihm lesen)

Hier ist jetzt nicht so viel für mich dabei. Obwohl ich total gerne Horror lese, fällt es mir schwer, mich für neue Titel zu begeistern, da die Prämissen oft wie schon Tausend Mal dagewesen wirken. Da bedarf es dann noch ausführlicherer Rezensionen, bevor ich mich wirklich für ein Buch interessiere und es lese.

Dokus

Taiwan – Chinas Drohung an die Welt

Solche Dokus zu Taiwan und der Bedrohung durch China gab es im letzten Jahr einige, und wirklich Neues hat diese auch nicht hinzuzufügen. Außer vielleicht die schweizer Perspektive. Wenn ihr in der Thematik nicht so bewandert seid, eine sehenswerte Reportage.

3sat-Mediathek

Südkorea – Die Zukunft ist jetzt

Ebenfalls eine schweizer Doku mit den üblichen Stationen: K-Pop, gesellschaftliche Rolle der Frau, zunehmende Kinderlosigkeit, Patriarchat, Lernfixierung und Nachhilfefabriken – hat aber auch ein paar Themen, die ich noch nicht kannte. Und interessant ist die Perspektive der jungen Schweizerin, die bei einem koreanischen Spieleunternehmen arbeitet und mit einem Koreaner zusammenlebt.

3sat-Mediathek

Hotel-Legenden: Grandhotel Pupp in Karlsbad

Wie sehr ich Geschichten in und über Hotels mag, habe ich letzte Woche bereits erwähnt, jetzt geht die vierteilige Serie auf Arte mit dem Grandhotel Pupp in Karlsbad weiter. Und das hat eine bewegte und interessante Geschichte hinter sich, die dazu führte dass es zwischenzeitlich Granhotel Moskva hieß. Es diente unter anderem als Vorlage für Wes Andersons Grand Budapest Hotel und der Craig-Bond Casino Royal wurde dort gedreht. Ich fand die Reportage aber zu kurz und hätte gerne noch mehr über die Menschen hinter dem Hotel und vor allem die namensgebende Eigentümerfamilie erfahren.

Arte-Mediathek

Musik

DeathbyRomy – SAINT

Hat mir der Youtube-Algorithmus in die Timeline gespült. Kannte ich bisher nicht, gefällt mir aber gut. Erinnert ein wenig an Alice Glass, nur etwas zugänglicher.

The Pogues – Thousands Are Sailing

In der letzten Woche habe ich mich ein wenig durch den Katalog der Pogues gehört und Thousands are Sailing gefällt mir bisher am Besten. Mein erste Gedanke beim Hören war: Hat MacGowan das geschrieben? Hat er nicht. Sondern Gitarrist Philip Chevron. Aber MacGowan sinkt es richtig toll. Mir gefällt die epische Geschichte, die hier erzählt wird. Schon im Studium habe ich mich für Einwanderergeschichten in die USA sehr interessiert. Und Ellis Island („The island, it is silent now…“) war Pflichtprogramm beim New-York-Besuch.

Und das Video hier von Shane MacGowans Beerdigung, bei dem Glen Hansard und Lisa O’Neill seinen größten Hit spielen, teile ich vor allem, um darauf hinzuweisen, was für einen tollen Sarg MacGowan da erhalten hat.

Worüber ich mich freue

Keeeekse!

Die selbstgebackenen Weihnachtskekse meiner Mutter. Das wird dieses Jahr das erste Weihnachten ohne meinen Vater, aber die kleinen Freuden der Jahreszeit lassen wir uns trotzdem nicht nehmen. Dienstag werde ich einen Weihnachtsbaum holen und es gibt auch die sonst die üblichen Kleinigkeiten. Ansonsten ist Weihnachten als Fest für uns nie eine große Sache gewesen, abseits von etwas Deko.

Neu im Regal

Kurosawa Crime Collection

Die DVD-Box mit Akira Kurosawas Krimis. Noch bin ich mit Ozu beschäftigt, aber die vier Filme kommen dann im Japanuary dran. Bin schon sehr gespannt, zwei davon sind von Ende der 1940er, zwei von Anfang der 60er.

Aufrecht stehend auf einem Schreibtisch die DVD-Box "Kurosawa Crime Collection". Dahinter seine Samurai Collection.