„Der spazierende Mann“ von Jiro Taniguchi

Ein Mann spaziert, die Hände in den Taschen, ein Schritt vor den anderen, gemächlich, gemütlich, bei Sonne und Wind, Regen und Schnee. Bunte Blätter wirbeln um seine Füße, weiße Flocken legen sich auf seine Schultern, Kinder rennen spielend durch die Straßen, über die Felder, lassen Papierflieger kreisen, lachen.

Mal mit Hund, mal mit Frau, meist allein, den Kopf in den Wolken, tagträumend ohne Grenzen. Mit nackten Füßen auf den Baum kletternd, ausgebreitet im Gras liegend, die Wonnen der eigenen Kindheit vor Augen, vollkommen entschleunigt, abseits des Bürostresses, von gesellschaftlichen Verpflichtungen und all der anderen Hektik.

Neue Städte, egal ob im Urlaub oder neu hingezogen, erkunde ich am liebsten zu Fuß, und gehe auch sonst gerne wandern. Während Autos hupend an einem vorbeisausen, Fußgänger nur noch auf ihr Smartphone starren und die Stadt in ihren Abläufen so konstruiert ist, dass sie am Besten funktionieren würde, wenn es gar keine Menschen gäbe, ist das Flanieren der beste Weg hinter die Fassaden zu schauen, einen Blick für die einfachen Dinge des Alltages zu bekommen.

Jiro Taniguchis Der spazierende Mann ist im Original aus dem Jahr 1992, da gab es noch keine Smartphones und die Digitalisierung stand in ihren Kinderschuhen, aber die 80er-Jahre waren gerade erst vorbei. Jenes Jahrzehnt, in dem die japanische Wirtschaft unheimlich an Fahrt gewann und Nippon zu einer der führenden Technologienationen aufstieg. Man dachte, die Zukunft würde japanisch werden, so wie in William Gibsons Neuromancer.

Taniguchi lässt seinen Protagonisten aus diesem Hamsterrad hinaustreten. Mit seiner Frau zieht er in eine kleine Stadt, in ein putziges Häuschen mit papierbezogenen Wänden und einem knuffigen Hund vom Vormieter. Und dann geht er einfach los, ohne viel Worte, mal hierhin, mal dorthin, bei Wind und Wetter. Jeder Spaziergang nur ein paar Seiten, doch immer mit einer eigenen Geschichte, die man teilweise zwischen den Panels findet.

Und genauso entspannt habe ich das Buch gelesen, jeden Tag einen Spaziergang, ein Kapitel, lässig liegend, während das Panorama der Zeichnungen auf mich einwirkte. Eine wunderbare Ode an da Spaziergehen, das sich Vertrautmachen mit der Umgebung, das Genießen der Landschaft und der kleinen Dinge des Alltags.

Hier geht es zu meiner Besprechung von Jiro Taniguchis Vertraute Fremde.

Haus mit dünnen Wänden

Von meiner ehemaligen Berliner Wohnung.

Das Haus: ein hässlicher Klotz, versteckt in einem Hinterhof, mit schmutzigen Wänden und verschmierten Fenstern, aus denen müde Gesichter blicken. Zwei Eingänge, einer links und einer rechts, mit quietschender Tür, der Lack längst rissig. Die Stufen im Treppenhaus mit Müll geschmückt; drei Stockwerke bis zur Wohnung. Der Flur bedrückend eng, klaustrophobisch; das Bad eine Kammer. Das Zimmer groß, die wellig roten Bodenbretter knarzen bei jedem Schritt. Die Fenster alt, schwer zu öffnen, der Wind pfeift durch die Ritzen. Die Küche klein, eine Spüle ein Herd, Platz für einen Tisch und ein Regal. Die Wände: dünn.

Mein neues Leben, in der großen Stadt, die angeblich niemals schläft. Ob hier alle Wände dünn sind?

Der Umzug ging schnell, musste schnell gehen. Meine Eltern halfen. Das Dorf rasch verlassen, die Bücher die Treppe hochgeschleppt. Das Bett aufgebaut, ein Schreibtisch, ein Fernseher, Kleiderschrank und Sofa, auf dem Boden ein orangefarbener Teppich, der die wrackartigen Planken verdeckt. Nachdem die Bücherregale stehen, alles eingeräumt ist und die Filmposter an der Wand hängen, sieht es fast gemütlich aus.

Nachts liege ich im Bett, der Mondschein nur leicht gedimmt durch die Vorhänge, keine Rollläden. Der Blick an die weiße, hohe Decke hilft dabei, mich auf die Geräusche aus der Umgebung zu konzentrieren: das Heulen der Sirenen, das Klappern leerer Bierflaschen, dröhnende Motoren bei nächtlichen Straßenrennen, lautes Poltern vom nahen Verladebahnhof, explosionsartige Geräusche deren Ursprung verborgen bleibt.

All das wird bald zu Hintergrundrauschen, so wie auf dem Land das Rascheln der Blätter im Wind, das Schuhuen der Eulen in der Nacht, das Rauschen der Autobahn in der Ferne. Alles, was das Gehirn nach einer Gewöhnungszeit automatisch ausblendet. Es bleiben die Geräusche im Haus, der Soundtrack der Leben meiner Nachbarn.

Eine ploppende Bierflasche, deren Kronkorken nach kurzer Flugphase klappernd auf den nackten Dielen landet. Das rhythmische Wummern basslastiger Musik. Gelächter. Späte Ruhe, durchbrochen von heftigem Husten im Winter, den Soundeffekten einer Erkältung.

Lange bevor ich meine Nachbarn zu Gesicht bekomme, bin ich bereits vertraut mit all den Klängen, die sie von sich geben. Rauschende Klospülungen, zugeschlagene Türen, quietschende Schritte nasser Schuhe auf Linoleumstufen, schepperndes Geschirr. Elektrisches Summen von Türklingeln, das Mark und Bein durchdringt, wie ein Folterer mit Autobatterie.

Die Wände im Haus, nicht nur schief, auch dünn.

Die Wohnung, meine Festung der Einsamkeit, der eigene Safe Space, penetriert vom Schall aus den Nachbarwohnungen. Meist nervig, invasiv, manchmal auch wunderschön. Wenn das Klavier der Meisterpianistin aus der Südsee erklingt, Rachmaninoff, Chopin, Schostakowitsch, stundenlang, im Sommer, bei über 30 Grad im Zimmer, und doch so erfrischend.

Vergessen ist die laute Stimme aus der Wohnung unter mir, basslastig, tief, rau und aggressiv, nur übertönt vom ohrenbetäubenden Lärm aus den Boxen: türkische Diskomusik und stotternder, deutsche Assihiphop, der den Fußboden vibrieren lässt.

Die Klangwelten der Großstadt wabern durch den Äther, der soundgewordene Wahnsinn Berlins verdichtet in Schallwellen: ratternde Trolleys auf vermülltem Asphalt; klackernde Stöckelschuhe leichtbegleideter Fashion-Week-Victims; ängstliches Schlurfen zukünftiger Opfer; verstohlenes Trippeln verhasster Dealer; das ewige Klirren verarmter Pfandflaschensammler; das Lachen und Brüllen jener, die es nur mit konstantem Alkoholzufluss in der Eckkneipe durch den Tag und die Nacht schaffen; das Trommeln, Pfeifen und Raunen, jener, die gegen alles oder nichts demonstrieren, Chemtrails, Impfgehirnwäsche und die Deutschland GmbH, das wahnsinnige Funkeln der Augen in schrillen Kadenzen auf die Stimme übertragen.

Die Großstadt, ein Füllhorn an Klängen und Geräuschen, von denen jedes eine eigene Geschichte erzählt, denen ich lausche, ob ich will oder nicht, in meinem Haus mit dünnen Wänden.

Dokutipp: »A Week in Watts«

Die Dokumentation A Week in Watts zeigt, wie engagierte Community Work von Polizisten des LAPD in sozialen Brennpukten die Kriminalität senkt und vielversprechenden Kindern neue Perspektiven ermöglicht.

Das LAPD gilt als das korrupteste und brutalste Police Department in den USA, die sozialen Brennpunkte in Vierteln wie Inglewood, Compton und Watts als die gefährlichsten und kriminellsten Wohnviertel des Landes. Dort wo sich Gangs wie die Bloods und Grips per Drive-By-Shooting bekämpfen, Kinder das Haus nicht verlassen können, aus Angst vor Querschlägern; wo Drogen die Straßen fluten; wo Angst vor der und Hass auf die Polizei herrscht;  wo man Angst hat, als Afroamerikaner erschossen zu werden, nur weil man schwarz ist.

Wie kann in solchen Verhältnissen noch ein Vertrauensverhältnis zwischen Bevölkerung und Polizei entstehen, deren Aufgabe to Protect and Serve ist? Ganz einfach, indem sich die Polizei darauf besinnt, dass sie auch aus Bürgern besteht, die in diesen Vierteln aufgewachsen sind und wohnen. Dass sie keine Gefängniswächter sind, sondern dem Wohle der Bevölkerung dienen und mit den Bürgern zusammen an einer besseren Zukunft arbeiten.

Das Projekt Operation Progress ist auf privater Initiative von Polizisten entstanden, die es nicht in Ordnung fanden, dass so viel Geld in die Rehabilitation von Straftätern fließt, während die einfachen und gesetzestreuen Menschen, die in diesen von Kriminalität und Gewalt gebeutelten Vierteln leben, vergessen werden und auf der Strecke bleiben.

Deshalb haben (inzwischen um die 30) Beamte des Los Angeles Police Department damit begonnen, vielversprechende Schülerinnen und Schüler aus Watts als Mentoren zu betreuen. Sie haben dafür gesorgt, dass sie auf bessere Schulen kommen, ein Leben jenseits des Ghettos kennenlernen, motivierende Freizeitaktivitäten verfolgen und eine Perspektive erhalten.

Diese Polizisten treten nicht mehr als Aggresssoren auf, sondern als Teil der Gemeinschaft und leisten vielversprechende Community Work, also Stadtteilarbeit. Durch die Arbeit mit den Kindern ist es ihnen gelungen, ein Vertrauensverhältnis zu vielen Bewohnern aufzubauen, die sonst immer einen großen Bogen um die Polizei gemacht haben.

Und die Arbeit zeigt Wirkung. Die Mordrate ist drastisch gesunken, die Kriminalität deutlich zurückgegangen. Jene Kinder, die an dem Programm teilnehmen, schaffen einen guten Schulabschluss und gehen aufs College.

Aus Fernsehserien kennt man amerikanische Polizisten meist als coole Säue, korrupte Gewalttäter oder resignierte Zyniker, aber die Leidenschaft und Begeisterung, mit denen diese Beamten (vom einfachen Officer bis zum Lieutenant) »ihren« Kindern sprechen, zeigt ein anderes Bild und wirkt sehr ansteckend.

Hier wird ein anderes Amerika gezeigt, als man es meist im Fernsehen und anderen Medien zu sehen bekommt, zwar von Gewalt gezeichnet, aber mit viel Hoffnung und Optimismus einen pragmatischen Weg aus der Krise aufzeigend, indem man alte Vorurteile über den Haufen wirft und in neuen Bahnen denkt.

Die Dokumentation von Gregory Caruso aus dem Jahr 2017 ist bei uns auf Netflix zu sehen.

Filmtipp: Loving

USA 1958: Mildred und Richard Loving sind Verbrecher, denn sie lieben sich. Und setzen sogar noch eins drauf, indem sie in Washington heiraten. Doch nach der Rückkehr in ihren Heimatstaat Virginia werden sie verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Eine Strafe, die auf Bewährung ausgesetzt wird, wenn sich beide schuldig bekennen und den Staat verlassen – für 25 Jahre! Schweren Herzens lassen sie ihre Familien, ihre Freunde und ihre Heimat zurück und ziehen nach Washington, wo sie drei Kinder aufziehen. Doch als eines davon von einem Auto angefahren wird, reicht es Mildred. Sie will zurück nach Hause.

Ach ja, Mildred ist schwarz, Richard weiß.

Da Mildred von Ruth Neega gespielt wird, habe ich ständig damit gerechnet, dass sie irgendwann die Shotgun auspackt und den Scheißrassisten den Schädel Preacher-Style wegpustet. Macht sie aber nicht. Sie tut etwas viel Mächtigeres: sie schreibt einen Brief. Und zwar an den  Attorney General (Bundesstaatsanwalt) Robert Kennedy, der ihr zwar nicht direkt weiterhelfen kann, den Brief aber and den Bürgerrechtsanwalt Bernard Cohen von der ACLU (American Civil Liberties Union) weiterreicht. Und so klagen sie sich von Instanz zu Instanz, bis der Fall vor dem Supreme Court landet und Geschichte schreiben wird.

Loving ist ein ruhiges Drama, das die wahre Geschichte dieser Familie äußerst realistisch erzählt, ganz ohne verdichtete Hollywooddramarturgie, wie es z. B. bei Hidden Figures der Fall ist, ohne dramatisch und brutal inszenierte Polizeigewalt wie in Selma. Man könnte das als langweilig empfinden, doch ich fand den Film trotzdem super spannend. Wie Mildred und Richard nach der Verurteilung heimlich nach Virginia zurückkehren, damit sie ihr erstes Kind im Kreis der geliebten Familie zur Welt bringen kann, wie sie später heimlich auf eine Farm ziehen, unter der ständigen Bedrohung, wieder verhaftet zu werden, das wird von den beiden HauptdarstellerInnen Ruth Neega und Joel Edgerton mit zurückhaltender Mimik und ruhigem Spiel eindrucksvoll rübergebracht.

Edgerton gibt das etwas schlichte und schüchterne, aber doch mutige und starke Landei mehr als überzeugend und Neega die zunächst völlig verängstigte und verletzliche junge Frau, die angesichts der himmelschreienden Ungerechtigkeit über sich hinaus wächst und im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles für ihre Familie tut. Das sind einfach Menschen, die gar nicht so recht verstehen, was die beiden Anwälte ihnen da aufschwatzen, aber am Ende – nach 9 Jahren! – sind sie erfolgreich.

Es ist dem Film von Autor und Regisseur Jeff Nichols hoch anzurechnen, dass er ganz ohne körperliche Gewalt auskommt, hier treten kein Ku-Klux-Klan oder ein Lynchmob auf, der Rassismus beschränkt sich auf wenige Worte (durch den übereifrigen Sheriff), die Anwendung eines grausamen, ungerechten Gesetzes und einige Blicke.

Ein leiser Film über den Kampf gegen Ungerechtigkeit und Rassismus, der vom subtilen Spiel einer beiden HauptdarstellerInnen und der fast schon naturalistischen Inszenierung lebt. Es dreht sich alles um den Alltag dieser beiden herzensguten Menschen und die Frage, was denn so schlimm daran sein soll, dass sie zusammenleben?

The Three Investigators – The Secret of Terror Castle u. The Mystery of the Stuttering Parrot

Meine ersten beiden Begegnungen mit den drei Fragezeichen waren die Hörspiele Der Superpapagei und Das Gespensterschloss, die hier in Deutschland gar nicht in ihrer ursprünglichen Reihenfolge veröffentlicht wurden. Die Hörspiele von Europa basierten wiederum auf den Buchübersetzungen des Kosmos-Verlags. Bücher hatte ich als Kind nur drei, damals las ich lieber Jugendbuchreihen wie Die Pizzabande, TKKG oder Burg Schreckenstein.

So richtig habe ich die Bücher erst als Erwachsener für mich entdeckt, eine Weile alle Neuerscheinungen gekauft, bis der ganze Sonnleitner-Schmu (Zwillinge der Finsternis!) Überhand nahm. Die Hörspiele sammelte ich bis zur 136, inzwischen kaufe ich mir neue Folgen nur noch, wenn mich spontan die Lust auf einen neuen Fall überkommt. Auf mich wirkt die Hörspielproduktion inzwischen recht lustlos, Massenabfertigung im Uralt-Analogstudio von Heikedine Körting, die nicht mal die Titel der aktuellen Folgen kennt, die sie produziert. Die Buchvorlagen von den deutschen AutorInnen wirken nach fast 200 Folgen auch nicht mehr so frisch, im Prinzip wiederholt sich alles, nur schlechter, mit dem beliebten Titelbullshitbingo aus dem Drei-Fragezeichensetzbaukasten: Geheimnis, Monster, des, Schreckens usw. Einzig die Bücher von André Marx kaufe ich blind, auch wenn die Fälle manchmal zu wünschen übrig lassen, trifft er doch immer den richtigen Ton, hat einen angenehm eleganten Schreibstil und lässt die drei Detektive nicht wie Karikaturen ihrer selbst agieren.

Aufgrund der obigen Gründe ist meine Leidenschaft für die drei Juniordetektive aus Rocky Beach merklich abgekühlt. Doch dieser Beitrag von Pedschi, über die Unterschiede zwischen Original und deutscher Übersetzung hat mir richtig Lust darauf gemacht, mal die Originalvorlagen von Robert Arthur zu lesen.

The Three Investigators: The Secret of Terror Castle

Im Original heißen Justus, Peter und Bob gar nicht Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews, ihre Namen lauten Jupiter Jones, Pete Crenshaw und Robert (Bob) Andrews und in diesem ersten Buch aus dem Jahr 1964 lernen wir sie gerade kennen, als sie die ersten Exemplare ihrer berühmten Visitenkarte gedruckt haben, anlässlich der Gründung ihres Detektivbüros. Gleichzeitig hat Justus bei einem Gewinnspiel die 24/7-Nutzung eines Rolls-Royce für dreißig Tage gewonnen, gefahren von einem Chauffeur namens Morton – halt, so heißt der ja gar nicht im Original – von einem Chauffeur namens Worthington (das Ti-aitsch schien der Redaktion von Kosmos wohl zu kompliziert).

Man erhält auch eine ausführliche Beschreibung des Schrottplatzes, wo sich die geheime Zentrale befindet und wo das Haus von Onkel Titus und Tante Mathilda steht. Die beiden kräftigen Gehilfen sind übrigens nicht Patrick und Kenneth aus Irland, sondern Hans und Konrad aus Bayern.

Den ersten Fallen ergaunern sich die drei Detektive im Prinzip auf Eigeninitiative, indem sie ich ins Büro von Alfred Hitchcock reinflunkern und ihm ihre Dienste als Locationsscouts für ein Spukschloss aufschwatzen. Die Erkundung des unheimlichen Gemäuers läuft dann ziemlich genau so ab, wie in der deutschen Fassung und dem Hörspiel (das die Gruselatmosphäre perfekt einfängt), insgesamt ist die Geschichte um den verstorbenen und spukenden Stummfilmstar Steven Terril ohne die Kürzungen viel stimmiger und logischer erzählt.

Mir hat es richtig Spaß gemacht, dieses mir so bekannte Abenteuer, aus der Feder von Robert Arthur noch einmal neu zu entdecken. Das ist perfekte Unterhaltung mit teils grandios schlagfertigen Dialogen. Ein zeitloser Klassiker, dem man sein Alter überhaupt nicht anmerkt.

The Mystery of the Stuttering Parrot

Dieses Abenteuer wurde bereits im letzten Buch im Gespräch mit Alfred Hitchcock angekündigt. Mr. Fentriss vermisst seinen Papagei und die drei Jungs aus Rocky Beach sollen ihn finden. Besagter Papagei ist übrigens der stotternde Papagei aus dem englischen Titel und heißt Bill Shakespeare, nicht Lucullus wie in der deutschen Fassung. In der Übersetzung hat man die Rätselsprüche der Papageien ein wenig abgeändert, und zwar sehr gelungen. Der Superpapagei aus dem deutschen Titel ist Black Beard, der Mynah, der fortan die Zentrale der drei Detektive beschallen soll.

Bei Lektüre des Originals fallen einige Abweichungen zum Hörspiel auf, das deutlich gekürzt wurde. So begegnen Jupiter und Pete dem Kunstdieb Hugenay bereits zu Beginn der Geschichte (ich glaube, das wurde in der Live-Aufführung, die es auf DVD gibt, nachgereicht). Während im Hörspiel einige Logiklöcher und Lücken klaffen, wird im Originalroman eine von Anfang bis Ende stimmige Geschichte erzählt. Man erfährt, was John Silver mit Mr. Claudius zu tun hatte und wie er an das Bild gekommen ist. Claudius geht auch deutlich rabiater zu Werke.

Die berühmte Telefonlawine heißt hier übrigens ghost-to-ghost hookup, nach dem Begriff coast-to-coast hookup der amerikanischen Radio- und TV-Sender. Da finde ich den deutschen Begriff sogar etwas besser.

Insgesamt bietet auch dieser Originalroman eine sinnvolle Ergänzung zum Hörspiel und der Romanübersetzung, für all jene Fans, die sich für die Ursprünge interessieren.

In gedruckter Form sind die Originalbücher nur antiquarisch erhältlich, aber der deutsche Verlag Kosmos hat die englischen Originaltexte in E-Book-Form veröffentlicht.