Warum wir nach Jahrzehnten unseren Telekom-Vertrag gekündigt haben

Seit fast 40 Jahren sind wir in Sachen Telefon Kunden bei der Deutschen Telekom. Seit 23, seit dem 28. Juni 1998 beziehen wir über sie auch unser Internet.

Jetzt haben wir unseren Vertrag gekündigt. Aus dem ganz einfachen Grund, dass die Internetleitung zu langsam ist und nicht meinen beruflichen Anforderungen aus dem Heimbüro genügt.

Ich wohne in einem kleinen Dorf im Westerwald (nicht weit von der 1&1-Zentrale in Montabaur entfernt). Bis zum Verteilerkasten im Dorf läuft eine Glasfaserleitung, für die die Verbandsgemeinde lange gekämpft hat und die erst 2015 gelegt wurde. Leider seht dieser Verteilkasten weit unten im Dorf, und von dort läuft eine lange Kupferleitung den Berg hinauf bis zu uns. Vectoring nennt sich das. Sprich, wir zahlen für bis zu 50 Mbit/s erhalten aber maximal 30, meist nur 20 bis 25 (weil durch Entfernung und Steigung Leistung in der Kupferleitung verloren geht). Als ich vor ein paar Jahren mit einem Kundenberater der Telekom telefonierte, der mir wieder einen Tarif aufschwatzen wollte, den sie gar nicht leisten konnten, meinte er zu mir:

»Ja, was erwarten Sie denn, dass wir Ihnen etwa einen Glasfaseranschluss bis ins Haus legen?«.

Äh, ja, genau das erwarte ich in einer modernen, digitalisierten Gesellschaft, in der das Internet eine immer wichtigere Rolle spielt und ich meinen Lebensunterhalt täglich auch über das Internet verdiene.

Wir sind jetzt zu unserem lokalen Kabelanbieter (Kevag Telekom) gewechselt, von dem wir seit Anfang der 90er unser Kabelfernsehen erhalten. Über diese Leitung kann er uns jetzt eine Internetleitung bis zu 400 Mbit/s bieten. Die werden im Wohnzimmer, wo die Fritzbox Cable jetzt steht, auch erreicht.

Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn mein Arbeitscomputer (ein relativ neues Notebook von Acer) steht am anderen Ende vom Haus (das dicke Wände hat). Da kommt von dem schnellen 5-Ghz-Signal gar nichts an. Vom langsameren 2,4-Ghz-Signal nur 15 Mbit/s. Der sehr freundliche und kompetente Techniker des Kabelanbieters meinte, da müsse ich ein LAN-kabel von der Fritzbox am einen Ende des Hauses bis zu einer zweiten Fritzbox am anderen Ende legen, die dort als Mesh-Router genutzt werden soll. Es wäre eine sehr aufwendige Sache, das Kabel zu verlegen.

Aktuell haben wir noch eine Fritzbox am Telekom-Anschluss, bis unsere Telefonnummer am 23. Oktober zum neuen Anbieter portiert wird. Trotzdem habe ich die Geschwindigkeit an meinem Arbeitsrechner schon auf 140 Mbit/s erhöhen können, indem ich unsere alte Fritzbox 7490 auf halber Strecke als Mesh-Router mit der Fritzbox Cable verbunden habe und an meinem Ende des Flurs noch einen Repeater eingesteckt habe.

Das erleichtert mir meine Arbeit im Typo-3-CMS von Tor Online schon erheblich, denn das hat mit der alten Leitung immer mit leichter (und manchmal auch längerer) Verzögerung geladen. Jetzt geht alles ratzfatz, ich drücke auf ein Modul und schon öffnet es sich ohne Zeitverzögerung.

Wenn die Portierung abgeschlossen ist, werde ich auf halber Strecke von der Fritzbox Cable zur Fritzbox 7490 noch unsere Fritzbox 7590 AX als Mesh-Router dazwischen schalten und schauen, ob das noch etwas an Geschwindigkeit bringt. Wenn nicht, müssen wir wohl doch noch ein LAN-Kabel verlegen.

Aber schon jetzt, wenige Tage nach Freischaltung der neuen 400er-Leitung, hat sich der Umstieg auf jeden Fall gelohnt. Jetzt dürften auch alle drei Bewohner des Haushaltes gleichzeitig etwas Streamen können, ohne, dass es zu Qualitätseinbußen in der Bildqualität oder zu Ladeverzögerungen kommt.

Für mich, als jemand, der von zu Hause aus über das Internet arbeitet und auch regelmäßig Videokonferenzen hat, ist eine schnelle Internetleitung unabdingbar. Von den ganzen Geschwindigkeitseinbußen, weil Photoshop (das ich auch beruflich benutzte) oder sonstige Programme wieder ein großes Update runterladen ganz zu schweigen. Als ich noch TV-Dokus für N24 übersetzt habe, musste ich regelmäßig Videodateien von mehreren Gigabyte Größe runterladen, was immer ewig gedauert und meinen Arbeitsablauf enorm verzögert hat.

Der Upload ist beim Kabel-Internet mit 20 Mbit/s natürlich nicht so toll, aber immer noch etwas besser als vorher bei unserem DSL-Anschluss.

Liebe Telekom, wenn ihr uns als Kunden zurückhaben wollt, müsst ihr uns schon einen Glasfaseranschluss in Haus legen.

Nachtrag: Für den neuen, schnellen Anschluss zahlen wir übrigens nicht mehr als für den alten, lahmen.