Japanuary #4: Cure (Kyua, 1997)

In den 90ern lagen Serienkillerthriller schwer im Trend und der Erfolg des J-Horrors (durch Ring) stand kurz bevor. Cure greift Ersteres auf und Letzterem vor. Wie aus heiterem Himmel bringen bisher unbescholtene Bürger völlig emotionslos andere um, als würde sie einer alltäglichen Beschäftigung nachgehen, und können sich im Nachhinein an nichts erinnern.

Blu-ray-Hülle des Film "Cure".

Was zunächst völlig willkürlich wirkt, bringt Detective Takabe bald auf eine mysteriöse Spur. Was hat der junge Mann, der an Amnesie zu leiden scheint und mit einigen der Opfer kurz vorher Kontakt hatte, mit der ganzen Sache zu tun? Gleichzeitig muss Takabe sich noch um seine kranke Frau kümmern, die an Demenz zu leiden scheint.

Cure ist ein abgründiger Thriller der leisen Töne. Es gibt keine wirklichen Actionszenen, die kurzen Verfolgungsjagden werden in der Totalen gezeigt, ohne das viel passiert. Regisseur Kurosawa geht es mehr darum, Atmosphäre in den dunklen und dreckigen Ecken Tokyos zu erzeugen. Teilweise kommt da schon apokalyptische Stimmung auf.

Die willkürlichen Akte sinnloser Gewalt, die keinem Muster folgen, habe ich als Bruch mit der Ordnung und Konformität der japanischen Gesellschaft verstanden. Das fehlende Motiv ist es, was die Handlung so beunruhigend macht. Die Unberechenbarkeit der Gewalt, dass jeder jeden plötzlich töten könnte. Mehr Verunsicherung geht nicht.

CN: Gewalt

Der Film verweigert sich klassischem Spannungsaufbau, vielmehr entwickelt er einen Sog, der uns ebenso wie die Protagonisten, in den Abgrund zerrt. Während es ausreichend Recherche gibt, um uns in seinen Bann zu schlagen, diese jedoch kryptisch genug bleibt, um das Mysterium aufrecht zu erhalten, mit fast hypnotischer Wirkung.

Erst als ich den Film schon durchhatte, ist mir aufgefallen, dass Regisseur Kiyoshi Kurosawa auch Journey to the Shore von 2015 gedreht hat, den ich vor knapp zwei Jahren gesehen habe und ziemlich gut fand. Auch Tokio Sonata stammt von ihm, was ihn zu einem ziemlich vielseitigen Filmemacher macht. Auch wenn er mit Genretiteln wie Cure oder Kairo (Pulse) bekannt wurde. Beides Filme, die ich schon seit mehr zwei Jahrzehnten schauen wollte, aber jetzt erst dazu kam (Kairo steht noch aus).

CN: Gewalt gegen Frauen, nackte Frauenleichen, Mordopfer

2 Gedanken zu “Japanuary #4: Cure (Kyua, 1997)

  1. Den fand ich unheimlich gut. Habe ich auch „erst“ letztes Jahr im Japanuary gesehen. Kiyoshi Kurosawa ist mit dem und Tokyo Sonata einer meiner japanischen Lieblingsregisseure geworden. Witzigerweise bin ich mit Kairo/Pulse nicht warm geworden, obwohl das offenbar der Film ist, für den er am bekanntesten zu sein scheint (je nachdem mit wem man spricht).

    • „Kairo/Pulse“ habe ich noch nicht gesehen, steht aber ganz oben auf meiner Liste, ebenso wie „Tokyo Sonata“. von Kurosawa Kiyoshi habe ich ansonsten nur „Journey to the Shore“ gesehen, dazu schrieb ich vor einem Jahr auf Facebook: ruhige Meditation über Tod, Trauer, Verlust und Abschiednehmen und eine Frau, die mit ihrem ertrunkenen Mann Stationen seines Lebens abklappert. Teils zu bedeutungsschwanger inszeniert, insgesamt aber schön gefilmt und gut gespielt.

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