Japanuary #7: Drunken Angel (Yoidore Tenshi, 1948)

Für Akira Kurosawa sowie seinen Hauptdarsteller Toshiro Mifune bedeutete Drunken Angel den Durchbruch. Zwei polternde Figuren, deren Rohheit vor allem Fassade ist, stehen stellvertretend für die Stimmung im geschlagenen Nachkriegsjapan, in einem Noir-Film, der von seiner Atmosphäre und Darstellungen lebt, aber auch einiges an Symbolismus enthält.

Toshiro Mifune als junger Yakuza in "Drunken Angels", hier steht er mit dem Rücken zur Wand.
Toshiro Mifune als junger Yakuza in „Drunken Angels“, hier steht er mit dem Rücken zur Wand.

Der betrunkene Engel ist der von Takashi Shimura gespielte Arzt, der trotz seiner ruppigen Art, das Herz am rechten Fleck hat und den Armen der Bevölkerung hilft. Der freundet sich mit einem nicht weniger ruppigen und von Toshiro Mifune gespielten Yakuza an, der an Tuberkulose erkrankt, es aber nicht schafft, seinen Lebensstil zu ändern. Als dann noch sein alter Boss aus dem Gefängnis entlassen wird, dessen ehemalige Frau sich beim Arzt versteckt und als Assistentin arbeitet, nimmt das Unheil seinen Lauf.

Shimura und Mifune sind ein tolles Leinwandpaar, bei dem die Chemie stimmt, was nicht für den dritten Hauptdarsteller des Films gilt, die große Dreckpfütze (vermutlich in einem Bombenkrater), in die die Leute ihren Abfall kippen und die so gruselig blubbert, als würde jeden Moment der Toxic Avenger daraus auftauchen. Die steht wohl stellvertretenden für die Verkommenheit der Menschen, jenen dunklen Fleck im Herzen, der sich bei vielen weiter ausbreitet. Dem gegenübergestellt wird die Schülerin, die mit Willenskraft gegen ihre Krankheit ankämpft.

Drunken Angel ist nicht nur Mifunes erster großer Leinwandauftritt und der Beginn einer langen und erfolgreichen Karriere, sondern auch sein erster von 16 Filmen mit Kurosawa. Für den dies zwar der achte Film seiner Karriere ist, von ihm, aber als der erste bezeichnet wird, bei dem er die volle Kontrolle hatte und voll in seinem Element war. Und er bedeutete seinen Durchbruch in Japan. Es ist auch der erste Film der Nachkriegszeit, der die Yakuza thematisiert, aber nur andeutet, was sie so treiben. Im Prinzip ein klassischer Noir-Film über gefallene Engel, die sich mit ihrem Stolz und ihrer Sturheit selbst im Weg stehen.

Was wir hier sehen, ist ein besiegtes Japan, das am Boden liegt, überall sind noch die Trümmer des Krieges zu sehen. Krankheiten und Seuchen verbreiten sich in hygienisch unzumutbaren Verhältnissen. Gleichzeitig kritisiert der Film aber auch indirekt Japans Militarismus vor und während des Krieges, in dem Leben für nutzlose Ideale geopfert wurden.

DVD-Box der Kurosawa Crime Collection.

Die Bildqualität des Films ist leider nicht so gut, eine sorgfältige Restauration würde ihm guttun. Aber wir könne froh sein, überhaupt diese 90-minütige Fassung zu haben, denn die ursprüngliche mit 150 Minute Länge ist leider verschollen.

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