Aktuelles: Phantastische Netzstreifzüge 14

Heute gibt es nicht nur phantastische Links zu diversen Genreawards, sondern auch ein für Serienfans interessantes Interview, sowie einen Artikel über das Problem mit Ironieblindheit und einen interessanten Text über die Lehrbedingungen an amerikanischen Hochschulen.

Announcing the 2013 British Science Fiction Association (BSFA) Award Winners – Tor.com hat gestern Abend die Gewinner des britischen Science-Fiction Awards verkündet. Den Preis für Best Novel (also den besten Roman) hat Ancillary Justice von Anne Leckie zusammen mit Ack-Ack Macaque by Gareth L. Powell. Ancillary Justice habe ich gestern Nacht beendet. Hat mir gut gefallen. Wird noch einen extra Blogeintrag dazu geben. Ob es verdient ist, kann ich aber nicht sagen, da ich die anderen Nominierten nicht gelesen habe.

Besonders freut mich, dass Nina Allan den Preis für Best Short Fiction (also die besten Kurzgeschichten) gewonnen hat. Ich durfte mal eine wunderbare Kurzgeschichte dieser in Deutschland viel zu wenig bekannten Autorin ins Deutsche übersetzen. Spin steht auf meiner Leseliste ganz oben. Nina Allan würde eigentlich perfekt ins Programm von Golkonda passen. Meine Glückwunsch an alle Gewinnerinnen.

HUGO-Awards 2014 – Die Nominierungen – Auch bekanntgegeben wurden die Nominierungen für einen der bekanntesten und renommiertesten Phantastikpreise der Welt. Den HUGO-Award, der traditionell auf dem Worldcon verliehen wird, in diesem Jahr also in London. Ancillary Justice ist auch in der Kategorie Bester Roman nominiert. Ansonsten ist noch interessant, dass Robert Jordan und Brandon Sanderson für das Gesamtwerk Wheel of Time (Das Rad der Zeit) nominiert sind. Die Mutter aller Endlosserien in der Fantasy, die nach dem Tod Robert Jordans tatsächlich noch einen Abschluss (durch Brandon Sanderson) bekommen hat. Ich bin beim neunten deutschen Band ausgestiegen, da es mir zu langsam voranging und die Aussicht auf dreißig weitere (deutsche) Bände ohne ein Ende in Sicht zu frustrierend war.

No, The Hugo Nominations Were Not Rigged – Zu Verkündung der Nominierungsliste gab es auch einen kleinen Aufreger in der englischsprachigen Phantastikszene, da die Autoren Larry Correia and Vox Day auf ihren Webseiten Vorschläge für die Nominierungen gemacht haben, die tatsächlich dann auf den Listen gelandet sind (inklusive ihrer eigenen Werke). Was die Sache wohl zu einem besonderen Aufreger macht, ist, dass es sich bei Vox Day alias Theodore Beale um eine Art amerikanischen John Asth handelt, der vor allem durch sexistische und rassistische Äußerungen auffällt. Was ihn im Vergleich zu Asht relativ gefährlich macht, ist, dass er tatsächlich Einfluss und Anhänger hat. John Scalzi – der meines Wissens gerade der Präsident der Vereinigung der amerikanischen SF-Autoren ist – macht auf seinem Blog deutlich, dass die Nominierungslisten nicht getürkt oder gemauschelt seien und alles mit rechten Dingen zugegangen wäre. Ich kann dazu nicht viel sagen, da ich die US-Szene dafür zu wenig kenne. Aber campaigning gibt es bei vielen Publikumspreisen. Auch für den Deutschen Phantastik Preis versuchen viele Autoren (teils sehr aktiv) ihre Fans und Leser zum Abstimmen zu mobilisieren. Ist halt so bei Publikumspreisen.

Besonders freut mich auch die Nominierung Max Gladstones für den John W. Campbell Award für den besten Newcomer (Glückwunsch Max!). Gladstones Three Parts Dead hat mich schwer begeistert. Ein Autor, der dringend einen deutschen Verlag braucht!!!

Interview mit Sky-Programmchef Marcus Ammon – Bei den Serienjunkies gibt es ein ganz interessantes Interview mit dem Programmchef von Sky, der sich unter anderem zur schnellen Synchronisation von Serien äußert, damit diese zeitnah zur US-Ausstrahlung auch in Deutschland gezeigt werden können, und welche Probleme dies mit sich bringt. Da müssen ja nicht nur die Aufnahmen mit den Sprechern schnell gemacht  sondern auch die Dialoge kurzfristig übersetzt werden. Jeder, der schon auf die Schnelle unter Zeitdruck übersetzt hat, weiß, dass dabei nicht immer das bestmögliche Ergebnis rauskommt. Mir ist das aber persönlich egal, da Sky und einige andere Pay-TV-Sender wie Fox, die Serien zum Glück auch mit der Originaltonspur zeigen, die ich natürlich bevorzuge. Wenn Ammon allerdings meint, dass 90% der Zuschauer es nicht bemerken würden, wenn Jack Bauer in 24 einen neuen Sprecher hätte (was nicht der Fall sein wird), dann irrt er meiner Meinung nach gewaltig. Ich habe 24 übrigens auch auf Deutsch gesehen, und bin sehr an die Stimme von Tobia Meister als Jack Bauer gewöhnt.

3 Modern Satirists Screwed by People Who Didn’t Get the Joke – Der amerikanische Blogger Gladstone (nicht Max!) erklärt das Problem mit der Ironie, bzw. was passiert, wenn diese nicht verstanden wird und den Satirikern deswegen genau das vorgeworfen wird, was sie zu bekämpfen versuchen. Der Vergleich mit der Farbenblindheit, dass manche Menschen einfach nicht in der Lage seien, Ironie zu erkennen, ist gar nicht so schlecht. Der hier erwähnte Patton Oswald (Spence aus King of Queens) ist mir übrigens höchst sympathisch. Ich sehe es auch als großes Problem an, dass Satire es immer schwieriger hat, da anscheinend immer mehr Berufsbeleidigte und Aktivisten, die vor lauter Aktivismus und Ideologie ihren Sinn für Humor verloren haben, immer lauter und aggressiver gegen missverstandene Satiriker vorgehen.

Lessons from corporatized college: Even PhDs are being squeezed out of the middle class – Viele, die an deutschen Universitäten studieren (ich war an zwei), träumen von den Verhältnissen an amerikanischen Colleges (Bachelor) und Universitäten (Master und PhD). Super Ausstattung, traumhafte Bedingungen, persönlicher Kontakt zu den Dozenten, besser strukturierte Seminare usw. Aber dieser Text von Jim Hightower und Phillip Frazer weißt darauf hin, dass auch an amerikanischen Hochschulen nicht alles so rosig ist. Immer mehr Dozenten (viele mit PhD, also einer Promotion) erhalten nur auf das Semester befristete (schlecht bezahlte) Verträge, haben oft kein Büro, dürfen die Fakultätskopierer nicht benutzen und auch nicht an Sitzungen und Entscheidungen ihrer Fachbereiche teilnehmen. Eine ganze Berufsgruppe würde hier aus der Mittelschicht in die Klasse der working poor abrutschen und müsse noch neben ihrer Arbeit an der Hochschule Nebenjobs wie Pizzaauslieferer und Ähnliches annehmen.Lehrbedingungen, die ich so auch von deutschen Dozenten kenne. Bei uns am JFK-Institut der Freien Universität musste die Pflichtveranstaltung Understanding North America, eine Einführung in die Amerikastudien (zu deren Abschluss es eine umfangreiche und wichtige Prüfung gab) über mehrere Wochen ausfallen, weil die Uni ewig gebraucht hat, den Vertrag des Dozenten zu verlängern. Ein Vertrag, der übrigens mitten im Semester ausgelaufen war! Inzwischen hat dieser ganz hervorragende und bei den Studierenden sehr beliebte Dozent übrigens eine Professur an einer holländischen Uni angenommen. Es kommt auch gelegentlich vor, dass Dozenten mitten im Semester ihre Stelle kündigen, weil sie einfach zu schlecht bezahlt werden und etwas Besseres gefunden haben. Das ist dann für die Studierenden besonders schön.

 

Nachtrag: Der höchst sympathische Autor Jim C. Hines („Die Goblins“) hat einen sehr treffenden Beitrag zu der ganzen Hugo-Geschichte verfasst.

3 Gedanken zu “Aktuelles: Phantastische Netzstreifzüge 14

  1. Pingback: 2014 Hugo Nominations – the reactions | Far Beyond Reality

  2. John Scalzi ist Vorsitzender der SFWA gewesen – aktuell macht Steven Gould den Job.

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