Epische Fantasy von Frauen (1): meine Liste + Celia S. Friedman

Adam Whitehead – einer der bekanntesten englischsprachigen Phantastikblogger – nahm einen Artikel der Fantasyautorin Foz Meadows zum Anlass eine kleine kommentierte Liste mit Autorinnen die epische Fantasy verfasst haben, anzulegen.

Waterstones ist eine bekannte britische Buchkette (besser gesagt, die britische Buchkette, andere gibt es anscheinend nicht), in deren Filialen in Glasgow und Edinburgh ich während eines Schottlandurlaubs auch schon Bücher gekauft habe (Neal Stephenson „Snow Crash“, Ian Irvine „A Shadow in the Glass“ u. Richard Laymon „The Midnight Tour“). Meadows hat dort bei einem Besuch Pappaufsteller entdeckt, die einen Überblick über die ganzen Untergenres in der Phantastik liefer, und auch wichtige Autoren auflisten. Die Betonung liegt auf „Autoren“, die Männer sind hier ebenso in der Überzahl, wie in den Führungsetagen der Top-50-Unternehmen. Irgendwie kam dann von unqualifizierter Seite die Aussage „women don’t write epic fantasy“, was Adam Whitehead zu seiner kleinen Liste veranlasst hat

Nach Lektüre dieser beiden interessanten Artikel bin ich mal meine eigenen Bücherregale durchgegangen, um zu sehen, ob sich da „binders full of women“ angesammelt haben. Die Autoren sind doch klar in der Überzahl. Vor allem die, von denen ich richtig viele Bücher habe. Deshalb werde ich hier in den nächsten Wochen die Fantasyautorinnen vorstellen, die ich gelesen oder zumindest im Regal stehen habe. Bevor es mit einer Besprechung von Celia S. Friedmann losgeht, hier die Autorinnen, deren Werke ich mein Eigen nenne:

Celia S. Friedmann – Kaltfeuerreihe (7 Bücher)
Ursula K. Le Guin – Erdsee (Sammelband aus 3 Büchern)
C. J. Cherryh – Morgaine-Zyklus (Sammelband aus 3 Büchern)
Margerete Weis – Die Chronik der Drachenlanze (6 B.); Die Legende der Drachenlanze (6 B.); Stein der Könige (3 Bücher); Himmelsstürmer
Kristine Kathryn Rusch – Das Buch der Fey (nur 2 von 10 Büchern, war nicht so mein Fall)
Micha Pansi – Der fünfte Stein (Sammelband aus 3 Büchern)
Barbara Hambly – Winterlands (3 Bücher, u. a. „Der schwarze Drache“)
Janny Wurts – Der Fluch des Nebelgeistes (3 Bücher); einige Kelewanbücher mit Feist
Maggie Furey – Schattenbund (3 Bücher)
Jacqueline Carey – Kushiel Band 1: Das Zeichen (1 von 3 Büchern)
Anne Bishop – Die schwarzen Juwelen (nur 1 von 8 Büchern)
Glenda Noramly – Die Fährte des Blinden
Megan Whalen Turner – Die Legende von Atollia (1 von 4 Büchern)
Lorna Freeman – Grenzlande (1 von 3 Büchern)
Lois McMaster Bujold – Chalions Fluch
Kate Elliot – Sternenkrone (2 von 6 Sammelbänden)
Kristen Britain – Reiter-Trilogie (1 von 4 Büchern, Verlage sollten echt vorsichtig damit sein, Fantasyreihen voreilig als Trilogie zu bezeichnen)
Steph Swainston – Komet

Wie gesagt, die Anteil an Autorinnen, die epische Fantasy oder ähnliches Schreiben, ist in meiner Büchersammlung verschwindend gering. Deshalb habe ich mir vorgenommen, in den nächsten Monaten hauptsächlich „epic fantasy“ von Frauen zu lesen, und hier einige der Werke vorzustellen.

Den Anfang macht eine (sehr kurze) Besprechung von Celia Friedmans „Festung der Nacht“, die ursprünglich vor c. a. 10 Jahren bei X-Zine.de erschienen ist. Ich habe damals alle 7 Bände rezensiert, aber da die anderen Rezis spoilern, sollte man nur die zu Band 1 lesen, wenn man die Reihe nicht kennt. Kaltfeuer gehört übrigens zu meinen Lieblingsreihen in der Fantasy.

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Wir befinden uns auf dem Planeten Arna, eine Welt, in der Alpträume Realität werden.

Denn Arna ist durchdrungen von Fae, einer Substanz, die man am ehesten mit Magie vergleichen kann. Durch das Fae, werden, vor allem nachts, die schlimmsten Vorstellungen der Menschen Wirklichkeit. Dämonen, Monster, ekliges Gewürm und andere Untiere suchen die menschlichen Siedlungen heim. Eine dieser Siedlungen ist die Stadt Jaggonath. Hier treffen wir auf den Priester Damien Kilcannon Vryce, der kein gewöhnlicher Geistlicher ist, sondern ein mächtiger Krieger, der in der Lage ist Fae zu manipulieren. In Jaggonath lernt er die Adeptin Cianni kennen, die das Fae meisterlich beherrscht. Kurz darauf wird Cianni von den Rakh angegriffen, der zweiten intelligenten Spezies auf Arna. Die Rakh stehlen Cianni etwas überaus Wichtiges und so kommt es, dass Damien zusammen mit Cianni, ihrem Freund Senzei und dem mysteriösen und zwielichtigen Gerald, sich auf die Jagd nach den Rakh begeben. Ihre Reise führt sie, in bisher, fast unerforschte Gebiete des Planeten. Unter anderem in den unheimlichen, alptraumhaften „Wald“, über den der grausame Jäger herrscht. Eine Person, die im Verlauf des Romans, eine wichtige Rolle übernimmt.

Sehr positiv überrascht hat mich das Cover, dass im Manga-Stil gestaltet wurde und hervorragend zum comichaften (oder bildlichen) Schreibstil von Celia S. Friedmann passt. Um die Verkaufchancen zu steigern, hat man wohl aus Celia kurzerhand C. gemacht, so dass nicht mehr auf Anhieb zu erkennen ist, dass das Buch von einer Frau geschrieben wurde.

Einziger Kritikpunkt ist, die Aufteilung in zwei Bände. Der 1991 im Original als „Black Sun Rising“ erschienene Roman, kommt im Knaur Verlag als „Festung der Nacht“ und „Zitadelle der Stürme“ heraus. Zwei (in Deutschland wohl vier) weitere Bände sollen noch folgen.

C. S. Friedmann ist es gelungen, eine faszinierende Welt zu erschaffen, die sich positiv vom üblichen Fantasy-Einheitsbrei abhebt. Die Figuren sind nicht die typischen unbesiegbaren Helden, sondern Menschen mit Schwächen, die gerade deswegen, äußert sympathisch wirken.

Gerald Terrant (Mensch? Dämon?), ist ein faszinierender Antiheld, hinter dem einiges mehr steckt, als er vorgibt. Die Figur des Gerald hat in mir zwiespältige Gefühle geweckt, obwohl er nicht gerade politisch und moralisch „Korrekt“ handelt, bin ich von im total fasziniert und er ist meine Lieblingsfigur in diesem Buch.

Die voller Wunder steckende Welt Arna, mit all ihren Eigenheiten, hat mich gleich zu Beginn in ihren Bann gezogen. Die Geschichte wird durchweg so spannend erzählt, dass ich das Buch an einem Stück durchgelesen habe.

 

Nachtrag: Martha Wells mit „Necromancer“ vergessen.

5 Gedanken zu “Epische Fantasy von Frauen (1): meine Liste + Celia S. Friedman

  1. Celia Friedman ist eine meiner Lieblingsautorinnen (und LieblingsautorInnen 🙂 ). Ihre Magister Trilogy (hey, auch noch alles Trilogien ohne Ausweitung …) ist noch deutlich näher an der epischen Fantasy dran, finde ich, und was ich bisher gelesen habe (mir fehlt noch der dritte Band), war sehr gut.

    • Aus der Magister-Trilogie habe ich „Die Seelenjägerin“ angefangen, bin damals aber nicht so warm damit geworden. War vielleicht in der falschen Stimmung. Werde es irgendwann noch einmal versuchen.

      Es fällt auch nicht alles auf meiner Liste hunderprozentig unter „epische Fantasy“. Ich habe einfach mal alles aufgeschrieben, was zumindest halbwegs in die Richtung geht.

  2. Es lohnt sich auf alle Fälle, auch in die Kommentare zu Adam „Werthead“ Whiteheads Liste reinzuschauen, denn da werden etliche Autorinnen genannt, die er zwar nicht erwähnt hat, die aber sehr wohl erwähnenswert sind.

    Lustigerweise hat dort bis jetzt (wenn ich das richtig gesehen habe) noch niemand Michelle Michiko Sagara erwähnt, die als Michelle Sagara Anfang der 90er einen tolkienesken Vierteiler („The Sundering“) geschrieben hat und als Michelle West einen umfangreichen Zyklus schreibt, der mit dem Zweiteiler „The Sacred Hunt“ beginnt, mit „The Sun Sword“ (sechs dicke Romane) fortgesetzt wurde und dem unter dem Titel „The House War“ inzwischen weitere fünf Romane hinzugefügt wurden (und es werden wohl noch mehr folgen). Das dürfte einer der umfangreichsten Zyklen in der epischen (in diesem Fall auch dynastischen) Fantasy sein.

    Ansonsten gibt’s natürlich noch jede Menge mehr Autorinnen von Lynn Abbey (okay, epische Fantasy ist das, was sie macht, nicht unbedingt) bis hin zu Mickey Zucker Reichert.

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