Drei Filmempfehlungen aus Fernost

Netflix, Amazon Prime und Sky, das sind meine primären Filmquellen, doch da sie bis auf einige schöne Ausnahmen hauptsächlich westliches Mainstreamkino anbieten, stellen sie keinen Ersatz für die Videothek von früher dar, die stets gut mit asiatischen Filmen bestückt war. Dann muss ich mir die Filme halt kaufen, und da es einige, wie The Wailing noch gar nicht bei uns gibt, und andere wie The Yellow Sea nur stark gekürzt, habe ich sie mir in England bestellt, solange das noch günstig geht.

The Assassin

Arthouse-Wuxia-Drama aus Taiwan, bei dem sich die Kampfszenen (die ganz ordentlich inszeniert sind) allerdings in Grenzen halten. Die meiste Zeit sitz man vor dem Fernseher und sieht anderen Menschen dabei zu, wie sie sitzen und anderen Menschen beim Sitzen zusehen. Manchmal starren sie auch bedeutungsschwanger ins Leere, und gelegentlich müssen sie auch stehen, wenn sie Bedienstete sind. Hauptsächlich sind es relativ jung und hübsch aussehende Menschen, die sich irgendwie gegenseitig umbringen wollen, oder auch nicht. Hinter allem steckt ein alter Zausel, dessen angeklebte Weißbartmaske direkt aus dem Fundus der Shaw-Brother zu stammen scheint. Eigentlich ganz schön gefilmt, wenn auch in komischem Format (zumindest auf meiner DVD), aber ich fand ihn stinklangweilig. Dabei mag ich eigentlich ruhig inszenierte Arthousfilme, selbst Tsai Ming-liangs (Rebellen im Neonlicht) Der Fluss fand ich spannend. Kollege Naujoks hingegen hat der Film, den er durchaus als sehr seltsam bezeichnet, gut gefallen. Für Leute, denen Ashes of Time und The Grandmaster zu flott inszeniert sind.

The Yellow Sea

Koreanisches Thrillerdrama um einen chinesischen Koreaner (in China gibt es wohl eine Exilgemeinde), der. durch Spielschulden gezwungen nach Korea reist, um dort einen Mordauftrag auszuführen und seine Frau zu suchen. Da es sich um keinen professionellen Killer handelt, gerät die Situation, trotz seines relativ akribischen Vorgehens, bald außer Kontrolle, und er wird nicht nur von der Polizei gejagt, sondern auch von zwei unterschiedlichen Gangsterfraktionen, die sich auch gegenseitig bekämpfen. Atmosphärisch dichter, stets im Schummerlicht und ärmlicher Kulisse gefilmter Thriller, der so ganz anders daherkommt, als die üblichen Hochglanzthriller aus Korea (auch anders als The Chaser vom gleichen Regisseur). Es gibt übrigens keine Schießereien (außer einmal die depperten Provinzpolizisten, die sich gegenseitig erschießen), die Gangster bekämpfen sich alle mit Äxten und Messern, was stellenweise zu ziemlich brutalen und schmutzigen Kämpfen ganz ohne Kampfkunstchoreographie führt. Ich würde den Film trotz aller Gewalt als relativ bodenständig bezeichnen, auch wenn es einige Verfolgungsjagden gibt, gefilmt in der Ästhetik eines Sozialdramas.

The Wailing

Horrorfilm, der ebenso wie The Yellow Sea von Na Hong-jin ist, in dem es ein trotteliger Dorfpolizist mit unheimlichen und schrecklichen Vorgängen zu tun bekommt, die zu einer ganzen Reihe brutaler Morde führt. Neben der Serienkillerthematik auch ein Exorzismus- und Familiendrama, wunderschön und durchaus mit Humor gefilmt. Aber auch knallhart. Hat mir von allen vier Filmen hier am besten gefallen.

The World of Kanako

»Der Film wird dich fertig machen«, schrieb mir Wortvogel Torsten Dewi auf Facebook (hier seine ausgezeichnete Filmbesprechung). Ein abgehalfterter, gewalttätiger Ex-Cop begibt sich auf die Suche nach seiner verschwundenen Tochter und folgt dabei einer kleinen, verdorbenen Alice in die Abgründe des Wunderlands. Bildgewaltig und bildgewalttätig inszeniert dieser Film die Abgründe der japanischen Gesellschaft von Schulmobbing über Misshandlung in der Familie bis zu Kinderprostitution in hypnotisch zuckenden Bildern, die nie stillhalten und immer wieder in absurden Gewaltspitzen gipfeln. Der Film macht einen fertig.

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Ein Gedanke zu “Drei Filmempfehlungen aus Fernost

  1. Schöne Besprechungen, aber definitiv keine Tipps für mich. 😉

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