Ein-Satz-Buchkritiken zu meiner Lektüre im Frühjahr 2024

Ein paar Bücher, die ich in den letzten Monaten gelesen habe, wurden von mir ausführlicher besprochen, aber bei vielen hatte ich dazu keine Lust oder mir ist einfach nichts Kluges dazu eingefallen. Manchmal merke ich beim Schreiben einer Rezension, dass sie nicht gut oder interessant genug wird und lasse es dann bleiben. Und vor allem Bücher erfolgreicher weißer Autoren, die sowieso überall besprochen werden, haben bei mir auch keine hohe Priorität mehr. Neben den hier gelisteten Büchern habe ich noch ein paar japanische gelesen, die erhalten noch eine ausführlichere Sammelbesprechung. Meine ausführlichen Rezensionen findet ihr auf meiner Webseite lesenswelt.de.

Collage aus den Covern der 12 hier besprochenen Bücher.

Inspector Mouse oder der Gang in die Tiefe – Caroline Ronnefeldt

Sprachlich sperriger wie origineller, aber auch eleganter und altmodischer Katzenkrimi, dessen Reiz vor allem in der Verkatzung der Gesellschaft liegt, da die eigentliche Krimihandlung relativ simpel gestrickt ist.

All The Sinners Bleed – S. A. Cosby

Ausgezeichneter Psychothriller, der vor allem ein packendes Kleinstadtporträt der rassistischen Südstaaten aus Perspektive eines schwarzen Polizeichefs liefert, der einst beim FBI in Ungnade gefallen ist und jetzt einen bestialischen Serienmörder jagen muss.

Return to the Center of the Earth – Craig Beck

Moderne Variante von Jules Vernes Klassiker, dieses Mal mit mehr Military-Action und Lovecraft-Monsterei, aber ebenso wie Teil 1 ein spannender Abenteuerroman, bei dem sich der Autor in Sachen Creature-Design einiges hat einfallen lassen.

Ein Präsident verschwindet – Ralf Langroth

Krimi zur Zeit der jungen Bonner Republik, der jedoch weniger spannend ist als der Vorgänger, da die Geschichte um das Verschwinden des Verfassungsschutzpräsidenten Otto John in die DDR doch etwas dünn für einen Thriller in Romanlänge ist, weshalb das Buch auch einige Längen aufweist, aber trotzdem ganz okay ist.

Der Donnerstag-Mordclub – Richard Osman (Übersetzung Sabine Roth)

Etwas betulicher Krimi über ein Seniorenteam, das in einigen Mordfällen im Umfeld einer luxuriösen Seniorenresidenz ermittelt, der mich vor allem mit seiner cozy Atmosphäre und der Dynamik der Figuren untereinander überzeugen konnte, auch wenn es sich um kein Meilenstein des Genres handelt.

Die Legende vom Tränenvogel 1 – Young-do (Übers. Hyuk-Sook Kim u. Manfred Selzer)

Sehr origineller Fantasyroman der auf koreanischer Mythologie basiert, eine faszinierende Gesellschaft entwirft, dabei leichtfüßig erzählt daherkommt und wirklich mal was anderes ist. (Im Forum der Bibliotheka Phantastika habe ich noch etwas mehr zu diesem Buch geschrieben.)

Als Großmutter im Regen tanzte – Trude Teige (Übers. Günther Frauenlob)

Junge norwegische Frau, die einer toxischen Beziehung entkommen will, kommt ihrer faszinierenden Familiengeschichte auf die Spur und deckt dabei ein interessantes Stück norwegische-deutscher Weltkriegsgeschichte auf, in das ihre Großmutter aus Liebesgründen geraten ist – sehr lesenswert.

So weit der Fluss uns trägt – Shelley Read (Übers. Wibke Kuhn )

Bewegende Geschichte einer jungen Frau, die im ländlichen Amerika unter widrigen Umständen aufwächst und so einige Härten im Leben zu meistern hat, und dabei von einer toll beschriebenen Natur begleitet wird.

Ocean: Insel des Grauens – Preston/Child (Übers. Frauke Czwikla)

Der 19. Pendergast-Thriller ist okay, nicht ganz so abgedreht wie andere, aber gerade die Hauptfigur selbst wirkt nur noch wie eine hohle Karikatur ihrer selbst, dafür macht Constance Green im Rambo-Mdus Spaß.

Nachtschicht mit Aras – Hannah Emde

Hannah Emde erzählt mitreißend und informativ von ihrem Leben als Tierärztin im Dschungel, welche Bedeutung die Erhaltung der Artenvielfalt und der Schutz der Lebensräume der Tiere spielt und was dabei so alles Kurioses passieren kann.

Das Spiel des Engels – Carlos Ruis Zafon (Übers. Peter Schwaar)

Ausgezeichneter und spannender Schmöcker aus dem Kosmos rund um den Friedhof der vergessenen Bücher, in dem es dieses Mal um einen Autor und die Bürde des Schreibens geht, die unerfüllte Liebe und natürlich wieder die Buchhandlung Sempere.

Vom Tellerwäscher zum Tellerwäscher – Ciani-Sophia Hoeder

Sachbuch, das mit einer Mischung aus Studienergebnissen und persönlichen Anekdoten anschaulich aufzeigt, dass wir in Deutschland noch weit von einer gerechten Gesellschaft mit Aufstiegschancen entfernt sind und der Klassismus im entfesselten Kapitalismus noch stärker zunimmt und den sozialen Frieden bedroht. (Ich hatte hierzu eine Besprechung geschrieben, aber nicht veröffentlicht, da ich mit ihr nicht zufrieden war und keine mittelmäßigen Rezis online stellen will.)

Lektüreauswahl

Falls euch interessiert, wie ich zu meiner Lektüre komme: Nachtschicht mit Aras, Als Großmutter im Regen tanzte, Der Donnerstags-Mordclub und So weit der Fluss uns trägt hat meine Mutter zum Geburtstag geschenkt bekommen oder gewonnen, und das sind Bücher, die ich normalerweise nicht auf meinem Radar habe bzw. die nicht unter mein Beuteschema fallen. So was lese ich gerne mal, weil ich mir davon Abwechslung und Überraschungen erhoffe. Hat sich bei allen vier Büchern gelohnt.

Inspector Mouse oder der Gang in die Tiefe wurde von Denis Scheck schwärmend empfohlen, All the Sinners Bleed stand, glaube ich, bei Obama auf der Empfehlungsliste.

Ab und zu habe ich Lust auf Abenteuerliteratur, bei der es etwas zu entdecken gibt, egal wie trashig sie ist. Und mir hatte schon der Vorgänger von Return to the Center of the Earth gut gefallen. Auf Die Legende vom Tränenvogel war ich einfach neugierig, weil es sich um Fantasy aus Südkorea handelt. Und die Pendergast-Romane von Preston/Child lese ich seit über 20 Jahren gerne, bin aber nach Band 14 oder so ausgestiegen, weil es mir zu absurd und repetitiv wurde. Zu Ocean: Insel des Grauens gab es aber Stimmen, die meinte, das Buch könnte an die alten Highlights anknüpfen (was nur bedingt der Fall war).

Und von Vom Tellerwäscher zum Tellerwäscher habe ich auf Spiegel Online gelesen und wurde neugierig, weil mich die Themen Armut, Klassengesellschaft, Arbeiterklasse und soziale Ungerechtigkeit sehr interessieren, und weil sie (auch in Film, Serie und Literatur) immer noch viel zu kurz kommen und das allgemeine Bewusstsein darüber und die Strukturen dahinter immer noch mangelhaft ist.

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