JFF 2024 (4/4): Drei letzte Kurzkritiken

Meine letzten drei Filme vom Japanese Film Festival Online 2024 (wenn ihr noch einen davon sehen wollt, ist heute die letzte Chance). Alle, die ich jetzt noch nicht besprochen habe, interessieren mich nicht so wirklich. Der Humor der Komödien dürfte nicht ganz meiner sein. Und nachdem ich fast zwei Wochen lang jeden Tag einen japanischen Film am Rechner geschaut habe, brauchte ich eine Pause. Ab dem 19. 06. geht es ja mit zwei Serien weiter. Aber alle Filme, die ich bisher gesehen und besprochen habe, haben sich echt gelohnt, und bis auf Wedding High waren sie alle großartig, und der war immerhin noch ganz nett.

I am what I am

Ganz toller und herzlicher Film über Menschen, die aus dem heteronormativen System Japans, in dem die Ehe als das höchste Gut angesehen wird, ausbrechen wollen. Tôko Miura liefert als asexuelle Hauptfigur Kasumi eine tolle Leistung ab. In Drive My Car mochte ich ihre stoische Art, hier spielt sie viel fröhlicher und lebhafter. Lässt sich von dem gesellschaftlichen und familiären Druck nicht unterkriegen, geht einfach ihren Weg.

Aber auch die Nebenrollen sind gut ausgearbeitet, die herzliche Familie, unter deren heiteren Fassade viele Konflikte und Probleme schwelen. Ich mag einfach solche Filme, die ohne großes Drama von Alltagsproblemen erzählen, warmherzige Figuren enthalten, humorvolle Szenen aber auch sozialkritische Momente haben.

I Go GaGa: Welcome Home, Mom,

Sehr bewegende, zärtliche und intime Dokumentation, in der Regisseurin Naoko Nobumoto ihre Eltern porträtiert; den Vater, der sich mit 98 Jahren noch zu Hause um sein an Alzheimer erkrankte Frau kümmert, und die Mutter, der bewusst, ist, dass etwas nicht mit ihr stimmt. Die Regisseurin hält immer mit der Kamera drauf, die Eltern sind stolz auf sie und ihre Filme. Es gibt nur einen Moment, der unangenehm ist, als die Mutter morgens aufwacht und ruft, man solle ihr ein Messer bringen, sie wolle nicht länger eine Belastung für andere sein. Später bittet sie um Entschuldigung für ihre Verhalten. Das ist wohl mit der härteste Teil, dass sie noch mitbekommt, was mit ihr los ist, immer wieder helle Momente hat, und dann wieder nicht weiß, was sie tut.

Hart wird es auch im letzten Drittel des Films, wenn die Mutter nach einem Schlaganfall bettlägerig wird und sich ihr Zustand immer weiter verschlechter. Berührend ist es, wie der Vater, der jetzt bald die 100 erreicht hat, jeden Tag die eine Stunde bis zum Krankenhaus läuft, um bei ihr zu sein, Und herzzerreißend, wenn Vater und Tochter sich fragen, ob es richtig ist, sie per Magensonde noch länger am Leben zu erhalten.

Wedding High

Das ist der erste Film aus dem diesjährigen JFF-Line-Up, der mich nicht so interessiert hat. Ich weiß ja, dass Hochzeiten und Heirat in Japan ein ganz großes Thema sind, das ich aber als eine das Patriarchat festigende Institution ablehne. Der Film ist vor allem eine Komödie, die die formalen Abläufe und Traditionen von japanischen Hochzeiten auf die Schippe nimmt. Dabei gibt es durchaus witzige Szenen und Einfälle, mein Humor war das aber nicht so ganz. Mit 117 Minuten ist der Film auch zu lang für eine solche Komödie. Ist aber interessant zu sehen, wie wichtig einzelne Beteiligte an der Hochzeit, mit Reden und Auftritten ihre Aufgabe nehmen und wie emotional sie beteiligt sind. Und am Ende funktioniert es ganz gut, dass der Film wie Ocean’s Eleven inszeniert ist.

Leider schaue ich gerade auch die japanische Serie Das Haus am Hang auf Arte, die raubt einem dann wieder alle Illusionen über die Ehe.

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